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Terrorwarnung in MünchenHauptbahnhof zeitweilig geräumt

In München begann das neue Jahr mit einem Terroralarm. Der bayerischen Regierung zufolge gab es Hinweise auf Islamisten-Anschläge zu Mitternacht.

Schwer bewaffnete Männer am Münchner Hauptbahnhof: Polizisten zu Silvester. Foto: dpa

München dpa | Nach der Räumung des Münchner Hauptbahnhofs wegen einer Terrorwarnung bleibt die Polizei in Alarmbereitschaft. Auch am Neujahrsmorgen sei die Polizeidichte in der bayerischen Landeshauptstadt höher als üblich, teilte eine Sprecherin mit. Am Silvesterabend hatte die Polizei wegen drohender Doppel-Anschläge durch Anhänger der Terrormiliz Islamischer Stadt den Hauptbahnhof sowie den Bahnhof Pasing im Westen der Stadt evakuiert. Rund 550 Einsatzkräfte waren im Einsatz. „Es gab Hinweise auf konkret fünf bis sieben Attentäter“, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) in der Nacht.

Der Verbleib der Verdächtigen, bei denen es sich nach Informationen des Bayerischen Rundfunks (BR) um Iraker handeln soll, blieb unklar. Das Polizeipräsidium München kündigte für 11.30 Uhr eine weitere Pressekonferenz an.

Mit Maschinenpistolen bewaffnete Polizisten bewachten in Kampfmonturen nachts den Hauptbahnhof. Laut BR sollen sich die verdächtigen Iraker in München aufgehalten und namentlich bekannt sein. Geplant war demnach wohl, dass sich die Männer zu zweit an die Anschlagsorte begeben, um sich kurz hintereinander in die Luft zu sprengen. Aus Sicherheitskreisen hieß es, die erste konkrete Warnung sei vom französischen Geheimdienst gekommen. Unklar sei noch, ob die Verdächtigen selbst die Tat verüben wollten oder Helfer gewesen wären. Bereits am Mittag des 31. Dezembers gab es nach BR-Informationen erste Warnungen von US-Geheimdiensten.

Innenminister Herrmann hielt in der Neujahrsnacht eine Pressekonferenz ab. „Der Hinweis bezog sich ganz konkret auf eine Tatausführung um Mitternacht“, sagte er. „Nun sind seither schon wieder zwei Stunden vergangen. Wir hoffen, dass es weiterhin ruhigbleibt und dass dieser Anschlag nicht stattfindet – vielleicht weil er tatsächlich gar nicht so geplant war oder vielleicht weil die Täter jetzt davon Abstand genommen haben.“ Das sollten die Ermittlungen der nächsten Tage zeigen.

Hinweis vom BKA

Auch Münchens Polizeipräsident Hubertus Andrä sagte gegen 2.00 Uhr, die Behörden sähen die Lage momentan als entspannter an als vor Mitternacht. Trotz intensivster Ermittlungen seien die Informationen über einen Selbstmordanschlag nicht konkretisiert worden, teilte Andrä mit.

Der Hinweis kam laut Herrmann gegen 19.40 Uhr vom Bundeskriminalamt – nachdem dieses von einem befreundeten Nachrichtendienst die „dringende Warnung“ vor einem Anschlag in München um Mitternacht erhalten habe.

Der Hinweis habe eine konkrete Uhrzeit, einen konkreten Ort und eine klare Benennung von Tätern aus dem Bereich des sogenannten Islamischen Staates (IS) beinhaltet. „Das Bundeskriminalamt und die bayerische Polizei waren übereinstimmend der Auffassung, dass das nicht einfach ignoriert werden kann.“ Die Einschätzung der Gefährdung sei vergleichbar gewesen mit der in Hannover, wo Mitte November nach den Anschlägen von Paris ein Fußball-Länderspiel abgesagt worden war.

Am Silvesterabend hatte die Münchner Polizei um 22.40 Uhr via Twitter gewarnt, den Hauptbahnhof und den Bahnhof in Pasing zu meiden. Zudem empfahl sie, einen Bogen um größere Menschenmassen gerade im Innenstadtbereich zu machen. Es sei nicht klar, wohin mutmaßliche Täter gingen, wenn sie nicht an die eigentlichen Anschlagziele gelangten, sagte ein Sprecher. Der Hauptbahnhof war abgeriegelt, Einsatzkräfte mit schweren Waffen sicherten ihn. Zwischen 3.30 und 4.00 Uhr gab die Polizei die Bahnhöfe wieder frei. Der Bahnverkehr konnte planmäßig fahren.

Viele Münchner ließen sich die Silvesterlaune auch so nicht verderben. Sie feierten, ließen Raketen steigen und zündeten Böller. Vielerorts trübte eher der Regen die Stimmung.

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13 Kommentare

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  • 1G
    12294 (Profil gelöscht)

    Muhahahaha. So schnell kann Merkel gar nicht "weltoffen" sagen, wie die nächste Terrorwarnung reinkommt. Ob nun wahr oder nicht - 0:1 für Merkel.

  • Solange nicht das Gegenteil bewiesen wird von der öffentlichen Seite, muss ich in diesem Staat davon ausgehen, das es eine Maßnahme ist, die darauf abzielt das Volk "auf Linie" zu bringen.

    Gerade wenn die Hinweise wiedermal aus den USA stammen.

  • Hysterie oder Berechnung?

     

    Jedenfalls wird man es sich auf Dauer nicht leisten können, jedem dubiosen "Hinweis" in solcher Weise nachzugehen. Die Terroristen sind eh nicht dumm. Die schlagen zu, wenn und wo es niemand erwartet.

  • Die Hinweise aus Frankreich scheinen mir wohl direkt aus den Reihen des Front National zu kommen. Wie anders ist es sonst zu erklären, dass man daraufhin in einer Stadt wie München mit Spezialeinheiten nach 5 - 7 "namentlich bekannten" Irakern/Syrern sucht, von denen aber gar nicht gesichert ist, ob diese Leute überhaupt existieren.

    • @Rainer B.:

      Wo genau in dem Artikel steht, dass nicht sicher ist ob sie überhaupt existieren?

      • @Herbert Tok:

        Es wird Sie überraschen, aber es gibt tatsächlich noch zahlreiche andere Informationsquellen. In den Radionachrichten wurde dies bspw. gestern von morgens bis abends so gemeldet.

  • Ein voller Erfolg - die Geheimdienste haben ihre, sowie die Notwendigkeit von immer mehr Überwachung unter Beweis gestellt.

    • @Togijak:

      unter Beweis

       

      Eben nicht. Jedenfalls nicht für mich. Ist natürlich auch schwierig. Was hat man im Nachhinein von dem Laenderspiel gehört? Nix.

       

      Dient es vielleicht der Systemstaerkung?

      • @fly:

        Bei dem Länderspiel in Hannover hat man konkret einen Karton mit Drahtresten und Elektronikbauteilen gefunden, den ein Ingenieur im Zugabteil vergessen hatte - mehr war nicht.

        • @Rainer B.:

          aber ein guter terrorist baut genau aus den teilen eine großartige bombe, mit einem schraubenzieher und ner dose cola. wirklich kein problem, da muß man nur genauer im netz recherchieren.

          • @MrBlue22 :

            Naja, Sprengstoff braucht es dann schon auch noch.

            • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

              Bei "Terroristen" ist Sprengstoff zum Bombenbau nicht unbedingt erforderlich - es reicht völlig aus, wenn man ganz fest daran glaubt, dass sie über "Massenvernichtungswaffen" verfügen (;-))

          • @MrBlue22 :

            ... aber ein guter Ingenieur baut aus solchen Teilen schlimmstenfalls Teile einer großartigen Anlagensteuerung. Wirklich kein (unlösbares) Problem. Da muss man nur mal mit einem Ingenieur zusammengearbeitet haben. Und die Cola trinkt er nebenbei auch noch.