piwik no script img

Terroranschläge in GroßbritannienTheresa May will durchgreifen

„Genug ist genug!“, sagt die britische Premierministerin in Reaktion auf den neuen Anschlag in London: „Die Dinge müssen sich ändern.“

Die Premierministerin während ihres Statements am Sonntag Foto: reuters

Cambridge taz | Die britischen Parlamentswahlen am 8. Juni werden trotz des erneuten Terroranschlages in London am späten Samstagabend stattfinden – das bestätigte Premierministerin Theresa May, als sie am Sonntag vor ihrem Londoner Amtssitz in 10 Downing Street vor die Presse trat. Aber der Wahltermin ist so ziemlich das einzige, das unverändert bleiben soll. „Genug ist genug!“ forderte die Regierungschefin in entschlossenen Tönen. „Wenn es um Terror und Extremismus geht, müssen sich die Dinge ändern.“

Der Anschlag am südlichen Ende der London Bridge im Zentrum der britischen Hauptstadt forderte 10 Tote – darunter die drei mutmaßlichen Angreifer, die innerhalb weniger Minuten, nachdem sie mit ihrem Lieferwagen in eine Menschenmenge gestürmt, dann ausgestiegen waren und gezielt Dutzende Passanten niedergestochen hatten, von der herbeigeeilten Polizei erschossen wurden. Es ist der zweite Anschlag in Großbritannien im laufenden Wahlkampf, nach dem Selbstmordattentat auf ein Popkonzert in Manchester am 22. Mai, und der dritte in drei Monaten.

„Wir können und dürfen nicht so tun, als könnten die Dinge weitergehen wie bisher“, erklärte May in ihrem Statement nach einem Sondertreffen ihres Sicherheitskabinetts. Die drei Angriffe hingen zwar miteinander nicht zusammen, wohl aber seien sie „verbunden durch die böse Ideologie des islamistischen Extremismus, der Hass predigt, Spaltung sät und Sektierertum fördert (…) Diese Ideologie zu besiegen ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Und sie kann nicht durch militärische Intervention allein besiegt werden.“ Nötig sei, die Menschen von diesem Denken abzubringen.

Für May geht es darum, dem radikalen Islamismus die „sicheren Räume“ („safe spaces“) sowohl im Internet als auch in der realen Welt zu nehmen. Im Internet heiße dies bessere Kontrolle auch der sozialen Netzwerke, was durch Abkommen mit „demokratischen verbündeten Regierungen“ – also wohl nicht Russland oder China, wohl aber in der EU und den USA – zu erzielen sei. In der Realität heiße dies, nicht bloß in Irak und Syrien den sogenannten Islamischen Staat (IS) militärisch zu bekämpfen, sondern gegen islamistische Ideologie in Großbritannien selbst vorzugehen.

Die Ex-Innenministerin in der Kritik

„Es gibt, um ehrlich zu sein, viel zu viel Toleranz von Extremismus in unserem Land. Also müssen wir viel robuster werden, um ihn zu identifizieren und auszuschalten, im öffentlichen Dienst und quer durch die Gesellschaft“, so May. Das ganze Land müsse in dieser Aufgabe zusammenkommen – „keine getrennten, segregierten Gemeinschaften, sondern ein einziges, wahrhaft Vereinigtes Königreich“.

Als letzten Punkt stellte May eine umfassende Überprüfung der bisherigen Anti-Terror-Politik in Aussicht. Dies dürfte zu viel Selbstkritik führen, denn für die britische Anti-Terror-Politik war May, bevor sie 2016 Premierministerin wurde, als Innenministerin zuständig gewesen, seit die Konservativen im Jahr 2010 Labour an der Regierung ablösten.

Damals war die Tendenz gewesen, Labours Überwachungstendenzen aus der Zeit des als zunehmend autoritär empfundenen Tony Blair entgegenzuwirken. So verwarfen die Konservativen nach ihrem Wahlsieg 2010 Labours Pläne zur Einführung einer Ausweispflicht. Schon Ende 2005, einige Monate nach den Londoner U-Bahn-Anschlägen, hatten sie im Parlament Blairs Pläne zu Fall gebracht, Terrorverdächtige ohne Anklage bis zu 90 Tage in Haft nehmen zu können – gemeinsam mit dem linken Labour-Flügel, zu dem der heutige Labour-Chef Jeremy Corbyn gehörte. Die Obergrenze für Untersuchungshaft ohne Anklage für Terrorverdächtige blieb bei 28 Tagen und wurde 2011 von Innenministerin May auf 14 halbiert.

Dass May und Corbyn einst gemeinsam gegen Blairs Anti-Terror-Politik stimmten, hört May heute gar nicht gern. Im laufenden Wahlkampf hat bisher trotz des Anschlags von Manchester lediglich die rechtspopulistische UKIP, die ansonsten wenig zu melden hat, einen deutlich härteren Kurs gegen radikale Islamisten gefordert, einschließlich Internierung für Gefährder und Wiedereinführung der Todesstrafe. Das lehnen alle anderen Parteien strikt ab.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

21 Kommentare

 / 
  • Zu @SUCHENDER: "Ihren sogenannten terroristischen Kolonialismus {...} Hunger und Armut sind insgesamt sogar rückläufig."

     

    Kurze Antwort: Erinnert sei an eine zurückliegende TV-Dokumentation, über einen Besuch von Jürgen Todenhöfer in einem vom IS besetzten Gebiet. Im Interview mit einem IS-Aktivisten wurden genau die auch von mir benannten Gründe ausgesprochen.

     

    Auch wenn die statistische, die offizielle Zahl der Hungernden - in der Welt, sich auf weltweit 700. Millionen reduziert haben sollte, wurde damit eben nicht das weltweite sozioökonomische Armutsproblem gelöst.

     

    Auch orientiert sich die Weltjugend zunehmend in ihren sozialen Erwartungen an den realen Wohlstands- und Reichtumsverhältnissen in den westeuropäischen, nordamerikanischen und asiatischen Wirtschafts- und Konsummetropolen. In Folge lassen sich auch viele Millionen junge afrikanische Menschen nicht mehr von einer westlichen Gegenpropaganda abhalten, von ihrer Flucht aus ihren Armutsregionen. Hierüber gab es auch schon glaubwürdige Berichte und Dokumentationen.

     

    Die theoretischen und ideologischen Bemühungen der westlichen Wohlstandsstaaten und deren EU-Ministerien für sog. Entwicklungshilfe, so auch der BRD, die jungen Menschen von ihrer Flucht abzuhalten, laufen bei der afrikanischen und arabischen Jugend zunehmend ins Leere.

     

    Mann/Frau lebt nur einmal.

     

    Was sollte die Jugend davon abhalten, sich auf den Weg ins vermeintliche Arbeits-, Wohlstands- und Konsumparadies zu machen? Nichts!

     

    Hunderte Millionen afrikanische und asiatische junge Menschen können sich ein eigenes (aber wohl unrealistisches) Leben in Westeuropa, in Nordamerika, Australien und anderen asiatischen Wohlstandsregionen sehr gut vorstellen!

     

    Hunderte Millionen junge Menschen werden sich auch weiterhin in den kommenden Jahren nach Europa, Amerika, Australien u.a.m., auf ihren Weg machen!

  • Zu @ Wolf Haberer: “. . ., jedenfalls der der vorherrschend verbreiteten sunnitischen Richtung..“ So doch völlig anders unter dem sozialrevolutionären Revolutionsführer Ajatollah Chomeini. Allerdings, was wohl auch an seinem fortgeschrittenen Alter lag, wurde nach seinem Ableben der soziale Anspruch von seinen bürgerlich und religiöse Nachfolgern konterkariert.

     

    “Der Islamismus ist attraktiver Hafen ...“ In vergangenen Jahrhunderten diente auch die religiöse Überlieferung und Interpretation sozialrevolutionären Bewegungen, so z. B. um 1500 u.Z., in den mitteleuropäischen Bauernkriegen.

     

    Wir dürfen bei unserer jeweiligen subjektiven Vorstellung von sozialrevolutionären Bewegungen, den aktuellen sozialen Bewegungen, nicht unsere marxistisch-leninistischen Vorstellungen von Revolutionen überstülpen. In der islamischen Welt fehlt es an einer vergleichbaren Industrialisierung und dementsprechend fehlt es an einer -sozial und beruflich- differenzierten Arbeiterbewegung. Auch gibt es keine marxistisch organisierte Arbeiterklasse [- die es auch in Europa heute nicht mehr gibt].

     

    Auch in Europa konnte sich wissenschaftlich-marxistisches Bewusstsein nicht in der erforderlichen Breite in der sozialdemokratisch organisierten Arbeiterbewegung organisieren und festigen. Das Ergebnis ist die vollständige Implosion des embryonalen Realsozialismus [so übrigens weltweit und ohne Ausnahme].

     

    Herr Haberer, zu meiner Entschuldigung, noch folgende Bemerkung: Auch auf Grund der begrenzten Kommentarspalten, nicht nur bei der Tageszeitung, taz.de, ist es mir kaum möglich, inhaltlich differenziert und halbwegs vollständig auf Erwiderungen bzw. auf einen Widerspruch von User’n einzugehen.

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Dazu müsste May das Rad der Geschichte zurückdrehen, was schlicht und ergreifend nicht mehr geht, weil heute an den Ursachen von vorgestern nichts zu ändern ist und der Terror eine wahnsinnige Eigendynamik entwickelt hat, seit der "Suizidbomber" erfunden wurde, der meist nicht mehr aus eigenem Antrieb handelt.

    Die Politik hechelt dem Problem eigentlich nur noch hilflos hinterher und hofft auf Verschonung.

    • @571 (Profil gelöscht):

      Der Suizidbomber ist schon vor hunderten von Jahren erfunden worden... Assassinen und so....

  • Militärisches Vorgehen und Erhöhung der Sicherheitsmaßnahmen im Inland sind natürlich nicht hinreichend.

     

    Um den Terrorismus zu besiegen muss man auf mehreren Ebenen kämpfen.

     

    Unterstützer der Terroristen: Geldgeber, Waffenlieferanten, Soldaten Rekruierer müssen bekämpft werden. Dazu müssen Allianzen mit Regierungen der Länder, woher diese Unterstützung kommt, gebildet werden.

     

    Wenn eine Terroristen öffentliche Bekanntgaben machen, dann müssen diese auf den selben Kanälen informationstechnologisch bekämpft werden. Dazu gehört es darzulegen, dass die deren Taten schwere Sünden religionsübergreifend darstellen, Schande und Feigheit bedeuten und deren Morde jeden Menschen treffen können.

     

    Die Bevölkerungsgruppen, aus denen Terroristen Kinder entführen müssen besser geschützt und unterstützt (medizinisch, mit Lebensmitteln usw.) werden. Wenn diese Menschen immer öfter und immer mehr sehen, dass die USA und Europäer keine Feinde sondern deren Freunde und Helfer sind. Zurück bekommt man bestimmt Unterstützung aus der Bevölkerung. In Afghanistan beispielsweise gab es einen Amoklauf von einem Soldaten, bei dem unschuldige Zivilisten starben; so gewinnt man keinen Kampf gegen Terroristen.

     

    Es muss ein globaler Dialog der Religionen ins Leben gerufen werden. dabei muss man mit den Ländern zusammen arbeiten, woher die Terroristen ursprünglich kommen. Alle Menschen weltweit müssen aufgeklärt werden! Es gab oft in der Geschichte der Menschheit „Katastrophen“, wenn bestimmte Bevölkerungsgruppen sich nicht bilden konnten. Es wurde schon auf Kinder geschossen, die lernen wollten und andere Kinder zum Lernen einstimmten.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Malala_Yousafzai

     

    Die ganze Welt muss erfahren, dass Terroristen Religion missbrauchen und morden alle Menschen, selbst Kinder.

  • Übringens: das UK darf als das bestüberwachte Land überhaupt gelten, und London ist so etwas wie die Überwachungszentrale. Man kann in London keine zwei Schritte mehr gehen, ohne an drei Kameras vorbei zu kommen.

     

    Das zeigt, dass Überwachung wirkungslos gegen solchen Terror ist.

  • Frau May trägt als damalige Innenministerin die politische Verantwortung, dass die Dschihadisten in Manchester angesiedelt wurden, die die britische Regierung für den Sturz von Gaddafi nutze. Die Familie Abedi, der auch Salman Abedi entstammt, ist eine solche Familie.

     

    Salman Abedi wird das Manchester-Attentat zugeschrieben.

  • Die Gedanken sind bei den vielen Opferern und den zahlreichen Verletzten.

    Es stimmt nachdenklich, das stets normale Bürger davon betroffen waren/sind und niemals die Macher von verantwortlicher Politik.

    Ganz klar, egal, wer durch solche Hinterlistverbrechen zu Opfern wird, es ist und bleibt schmutzig feige und ist zu verabscheuen.

  • Schwachsinn. Und wie wollen Sie die militante Ausbreitung des Islamischen Staates im Irak und in Syrien, des Boko Haram in Schwarzafrika und Abu Sayyaf auf den Philippinen begünden ?

  • Und was tun man, um konsequent durchzugreifen? Richtig, man stockt vor allem auch die Polizei auf.

     

    Genau das hatte man auch in diversen islamischen Ländern gemacht, und das Ergebnis war dann eine Armee von Sicherheitskräften, von denen die eine Hälfte die Bevölkerung terrorisierte und die andere Hälfte zum Abschuß freigegeben war.

     

    So etwas passiert, wenn man einen schon längst abgefahrenen Zug noch erreichen will. Auf den Gedanken, daß auch der Kampf gegen Terror lediglich eine Schachfigur sein kann, den Terroristen nach dem Prinzip von Hase und Igel geschickt für ihre Zwecke nutzen können, kommt dann erst einmal niemand.

     

    Dazu kommt noch etwas. Terroristen wollen nicht vor dem Anschlag auffliegen, und sie wissen, daß sie ihre Bekämpfung nicht verhindern können. Also tun sie das, was übrig bleibt: Sie legen selbst fest, wann und wo die Abwehrmaßnahmen konzentriert werden, damit an anderen Stellen genügend Schwachpunkte erhalten bleiben oder neu entstehen.

     

    Diese Strategie ging bisher immer auf, denn eine Politik, die den Verlust lukrativer Posten für die größte Gefahr hält, ist der Garant dafür.

  • Auch ohne feudal-religiöser ideologischer Motivation, die Probleme mit Gewalt und Terrorismus werden noch weiter zunehmen. Es sind vor allem die Spätfolgen des terroristischen Kolonialismus und des anhaltenden terroristischen Wirtschaftsimperialismus, der Wirtschafts-, Konsum- und Reichtumsmetropolen. Sie sind hauptverantwortlich für die imperial-terroristische Aufteilung der Rohstoffregionen, der heutigen Armutsregionen, der sozial- und reichtumsökonomisch aufgeteilten Welt.

     

    Die britische, französische und belgische Administration -aus Wirtschaft und Politik- müsste sich um die Überwindung und Aufhebung des Wohlstandsgefälles im eigenen Land bemühen. Um Chancengleichheit und Gleichberechtigung für die Menschen aus den postkolonialen und postimperialistisch von ihnen einst beherrschten Regionen, um die Menschen mit historischen und aktuellen Migrationshintergrund.

     

    Die militante islamische Religion liefert doch nur einen Ersatz für eine fehlende sozialrevolutionäre Bewegung und für eine hierfür fehlende revolutionäre Partei in allen Staaten: Wirtschaftsmetropolen, Krisen- und Kriegsregionen. Es fehlt in Großbritannien und Frankreich, aber auch in Deutschland und US-Amerika, die soziale Aufnahme und Sicherung für auskömmliche Existenzgrundlagen aller Menschen.

     

    Die jeweiligen Klassengesellschaften sind nicht dazu bereit und auch dazu nicht fähig, die armen Bevölkerungsteile ihrer Gesellschaften ausreichend mit Wohnraum, Gesundheitsvorsorgen, Bildung und Ausbildung, menschenwürdige und auskömmlich bezahlter Arbeit und Existenzgrundlagen zu versorgen!

     

    Den sozial Ausgegrenzten bleibt letztlich nur die Möglichkeit dem alltäglichen staatlichen und gesellschaftlichen Terrorismus, ihrem gewaltsamen sozialen Ausschluss aus der Gesellschaft, in Ermangelung einer echten Klassen- und Interessenvertretung, mit Gewalt und terroristischer Gewalt, auch unter Aufgabe und Einsatz des eigenen Lebens, zu begegnen und zu beantworten!

    • 6G
      61321 (Profil gelöscht)
      @Reinhold Schramm:

      "Die militante islamische Religion liefert doch nur einen Ersatz für eine fehlende sozialrevolutionäre Bewegung und für eine hierfür fehlende revolutionäre Partei in allen Staaten"

       

      Nein. Hier liegen Sie falsch.

       

      Der Islam war in seiner ganzen Geschichte noch niemals eine sozialrevolutionäre Bewegung, und schon gar keine emanzipatorische, falls Sie das stillschweigend implizieren.

      Anderes zu behaupten ist völlige Verkennung was Islam, jedenfalls der der vorherrschend verbreiteten sunnitischen Richtung.

       

      In der jüngeren Geschichte Ägyptens, des Irak und Libyens gab es Revolutionen, die zu arabo-sozialistischen Verhältnissen geführt hatten. Auch wenn die Akteure dieser Bewegungen jeweils Militärs waren, hatten sie (zunächst) vergleichsweise fortschrittliche Zielsetzungen und tatsächlich kam dabei für die einfachen Leute eine deutliche Verbesserung ihrer Lage heraus.

       

      Stets waren diese säkularen Bewegungen jedoch in den Gegensatz zu islamischen Strukturen und Bewegungen, wie z.B. die Muslimbrüder geraten, auch wenn Militärs und Islamisten im Bemühen überkommene Machtstrukturen zu zerschlagen, zeitweise versuchten sich gegenseitig zu instrumentalisieren.

       

      Nicht falsch ist folgende Feststellung:

      Der Islamismus ist attraktiver Hafen für eine sehr große Zahl der komplett Gescheiterten, der Wütenden, sowohl in traditionell islamischen Ländern, als auch im Westen und in ehemaligen Sowjet-Republiken oder dem Balkan.

      Insofern ist der Islamismus ein sehr unadäquater Ersatz für eine sozialrevolutionäre Bewegung.

      Sowohl das Bewusstsein, als auch die Zielsetzungen einer sozialrevolutionären (und damit rationalen) Bewegung fehlen den Islamisten völlig.

    • @Reinhold Schramm:

      Ihren sogenannten terroristischen Kolonialismus und Wirtschaftsimperialismus gibt es nun aber seit mehreren Jahrhunderten.

      Hunger und Armut sind insgesamt sogar rückläufig.

      Warum sprengen sich dann erst jetzt hunderte Menschen in die Luft und nehmen dabei Tausende meist völlig unschuldige mit in den Tod?

      Warum begründen islamistische Terroristen ihre Taten anders als sie?

      Möglichweise haben sie andere Gründe.

  • Das ist mal ein interessanter spin die Totalüberwachung der ganzen Gesellschaft als progressiven Kampf gegen Terrorismus zu verkaufen. War es nicht das Ziel des Widerstandes gegen den Terrorismus, das wir unsere Freiheit nicht aufgeben müssen? Ergo ist die Einführung der pauschalen Totalüberwachung bereits die Kapitulation im Kampf gegen den Terror. Die Schlagzeile sollte daher korrekter Weise sein: "Theresa May kapituliert vor Terrorismus. Polizeistaat ist unvermeidlich laut Premierministerin".

     

    Es ist ja nicht so, dass man nicht gezielt eine klar definierbare Gruppe von Verdächtigen und potenziellen Gefährdern prophylaktisch abhören sollte - eine solche Einschränkung muss auch ein liberaler Staat temporär aushalten, zumal wenn richterlich kontrolliert, aber die Medizin die hier pauschal *allen* verabreicht werden soll ist - und ja das gilt auch im Angesicht von sieben Toten - schlimmer als die Krankheit, die sie kurieren soll.

    • @hup:

      Totalüberwachung zeigt nicht nur die Hilflosigkeit, vielmehr bringt sie präventiv auch nichts.

      Es wird höchste Zeit, das die Politik wach wird und die Ursachen dieser

      Ausschreitungen untersucht und in den betr. Ländern durch entspr. Programme und Sozialmaßnahmen

      eindämmt.

      • @P-et-r-a:

        Naja, die Probleme der Welt dadurch zu lösen, dass wir das Weltsozialamt geben und Geld nach allem werfen was uns bedroht ist auch Wunschdenken (und kontraproduktiv obendrein). Wir überschätzen unseren Einfluss in der Welt. Ich stimme durchaus zu, dass ein Teil der notwendigen Massnahmen gegen den Terror effektive Repression, sprich Polizeiarbeit sein muss, worauf man aber achten muss ist, das Kind nicht mit dem Bade auszuschütten und vor allem statt ständig neue Gesetze zu erlassen erst mal den Rahmen der bestehenden effekitv ausnützt. Der Staat muss nicht alle überwachen, es genügt die Gefährder dieser Bedrohung zu überwachen - und das nicht wahllos, sondern unter Richtervorbehalt und kritischer gesellschaftlicher Begleitung, so dass es keinen "Mission Creep" gibt.

         

        Was internationale Prävention betrifft müssen wir nicht das Wesen sein an dem die Welt genesen muss, sondern es würde schon reichen grundlegend fair gestaltete Wirtschaftsbeziehungen zuzulassen und diese nicht trotz aller Lippenbekentnisse weiter ständig zuungunsten der "less developed countries" auszubauen.

  • Demnächst auch zunehmend in Deutschland:

     

    Warum wird Großbritannien immer wieder Ziel von Anschlägen?

     

    »In Großbritannien gibt es eine große muslimische Community; viele Mitglieder kämpfen mit Diskriminierung, finden keine Arbeit oder bekommen keinen Zugang zu höherer Bildung – jeder dritte Muslim hat gar keine Ausbildung. Britische Muslime sind zudem im Schnitt deutlich ärmer als Nichtmuslime.« - »In den vergangenen zweieinhalb Jahren sollen noch einmal etwa 850 Menschen aus Großbritannien nach Syrien oder in den Irak gereist sein, um dort Terrororganisationen zu unterstützen oder sogar selbst für sie zu kämpfen. Unter ihnen sind Männer, Frauen und sogar Kinder; sie stammen aus unterschiedlichsten sozialen Verhältnissen. (BBC) // Etwa die Hälfte ist inzwischen wieder zurückgekehrt (BBC) //

     

    Nachdem der IS in Syrien und Irak eigene Gebiete erobert hatte, schmiedeten die USA ein internationales Bündnis im Kampf gegen die Terrormiliz. Großbritannien ist aktiv daran beteiligt – und fliegt Luftangriffe gegen Stellungen der Terroristen. (SPIEGEL ONLINE) – Bei diesen Angriffen sterben immer wieder auch Unschuldige (bento) //

     

    Meist kenne die Politik nur Gefängnis als Antwort auf Radikalisierung. Anstatt mit muslimischen Gemeinden zusammenzuarbeiten – und über die Gefahren des IS aufzuklären – würden auffällige Muslime zu schnell weggesperrt.«

     

    »Zusammenfassend kann man also sagen:

     

    Großbritannien kämpft mit ähnlichen Schwierigkeiten wie andere europäische Länder, allen voran Frankreich. Politik und Gesellschaft haben versäumt, junge Muslime besser zu integrieren und ihnen echte Chancen zu bieten.«

     

    Ein Auszug, vgl. Spiegel-Online, zitiert am 04.06.2017 http://www.bento.de/today/anschlag-in-manchester-warum-attackieren-terroristen-grossbritannien-1382018/

    • @Reinhold Schramm:

      Wenn man sich anschaut wer von islamistischen Terroranschlägen am meisten betroffen ist (https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Terroranschl%C3%A4gen#21._Jahrhundert) dann kommt man schnell auf den Trichter das diese meist in den Heimatländern der Terroristen stattfinden und das die Toten größtenteils auch aus diesem Kulturkreis stammen.

      Diese Menschen kämpfen gegen eine Gesellschaft die ihre Religion nicht puristisch genug auslegt. Das mit der fehlenden “Revolutionären Bewegung” ist nichts weiter als Wunschdenken. Sehen Sie sich die Saudis an, denen geht es prächtig und dennoch sind sie der Haupt-Geldgeber islamistischer Terroristen.

       

      Der Grund dafür das GB häufig betroffen ist liegt vor allem in den Herkunftsländern der muslimischen Migranten begründet. Die überwältigende Mehrheit der Muslime die bis vor ein paar Jahren schon in Deutschland gelebt haben waren Türken. Die Türkei ist unter den islamisch geprägten Ländern das Moderateste. Das gestaltet sich in GB und auch Frankreich aber mal komplett anders.

       

      Dazu kommt das eine Haltung die den Islam genau so kritisch betrachtet wie das Christentum oft als rassistisch beurteilt wird. Ich vermute das kommt daher das die meisten Muslime einen Migrationshintergrund haben. Das ist natürlich ein himmelsschreiender Doppelstandard. Aber die politische Korrektheit kennt da beinahe keine Grenzen (https://www.forbes.com/sites/rogerscruton/2014/08/30/why-did-british-police-ignore-pakistani-gangs-raping-rotherham-children-political-correctness/#28fcaa89754a)

       

      Es gibt übringends einen riesen Unterschied zwischen Spiegel Online und Bento. Bento hat 0 journalistische Standards und ist ein reines Meinungsmedium das sich an jugendliche Leser richtet.

      • @disenchanted:

        Meinen Sie, Spiegel Online wäre kein "reines Meinungsmedium"? - und habe ausreichende "journalistische Standards" für die [von der Wirtschaft und Werbung] unabhängige Aufklärung, der [vor allem] eigentumslosen Bevölkerungsmehrheit [= eigentumslos an Produktionsmitteln und ohne Anspruch auf persönlich leistungslose Dividenden].

      • @disenchanted:

        Die Aufteilung der Welt in eine Mehrheit von sozial Armen und eine (kleine) Minderheit von sozial Reichen hat bei der Jugend der Welt, insbesondere in den Welt-Armutsregionen, keine Zukunft! Sie werden sich -berechtigterweise- auf den Weg machen!

         

        Sinngemäß: 'Kommt der soziale Wohlstand und Reichtum nicht zu uns, dann kommen wir und machen uns auf den Weg, um uns unseren gerechten Anteil zu holen'.

         

        Wir würden es, an deren unteren sozialen Stelle, genauso wie sie machen!

  • "Die Dinge müssen sich ändern" Das war auch das Ansinnen der Attentäter. Will May nun dem hinterherdackeln?