Szenarien zur Klimakrise: G20-Staaten steuern auf 2,4 Grad zu
1,5 Grad? Weit daneben: Die derzeitige Klimapolitik der größten Industrie- und Schwellenländer hätte einen stärkeren Temperaturanstieg zur Folge. Drei Szenarien.
Berlin taz | Wenn sie wollten, könnten die in der G20 organisierten großen Industrie- und Schwellenländer die Klimakrise praktisch allein lösen. Schließlich sind sie für etwa 75 Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich. Aber von den 19 Staaten plus EU kommt viel zu wenig, zeigen zwei neue Berichte, die zwei Wochen vor dem G20-Treffen in Rom und der direkt darauf beginnenden UN-Klimakonferenz in Glasgow erschienen sind: Mit dem, was sie bisher planen, ist die Welt auf dem Weg zu einer Erhitzung von etwa 2,4 Grad.
Das befürchten die Autoren des aktuellen Reports der Initiative Climate Transparency, in der weltweit 16 Thinktanks und Umweltgruppen aus 14 G20-Staaten regelmäßig die Politik der führenden Länder beurteilen. Demnach steigen die Treibhausgasemissionen nach der Pandemiepause wieder steil an, in Indien, China, Argentinien und Indonesien sogar auf höhere Werte als vorher. Außerdem seien nur 300 Milliarden von 1,8 Billionen US-Dollar Coronahilfen in klimagerechtes Wirtschaften investiert worden, hieß es.
Wenn die G20-Länder die Emissionen in den nächsten zehn Jahren nicht deutlich senkten, „droht das 1,5-Grad-Limit unerreichbar zu werden“, warnt Jan Burck von der Entwicklungsorganisation Germanwatch, der einer der Autoren ist. Insgesamt hoffen KlimaschützerInnen weltweit darauf, dass der G20-Gipfel einen starken Schub für die Klimakonferenz bringt: Etwa 130 Staats- und Regierungschefs, viele aus den G20-Nationen, sind zur Eröffnung angemeldet.
Bisher allerdings haben die „Dreckigen Zwanzig“ dort wenig anzubieten: Anstatt sich von den fossilen Energien zu verabschieden, subventionierten die Regierungen Kohle, Öl und Gas in der letzten Zeit mit insgesamt etwa 50 Milliarden Dollar jährlich direkt. Japan führt dabei mit 10 Milliarden vor China mit 8 Milliarden. In Deutschland gab es 5 Milliarden Staatshilfen, fast die Hälfte für die Kohle.
Deutschland macht es nicht gut
Insgesamt sieht der Bericht Deutschland nicht als Vorreiter: Beim Kohleausstieg, beim Ende des Verbrennungsmotors, beim Ausbau der erneuerbaren Energien oder beim CO2-Preis „haben viele andere G20-Staaten in den vergangenen Jahren deutlich größere Schritte gemacht als Deutschland“, sagt Burck. Nur bei den grünen Coronahilfen ist Deutschland spitze: Immerhin rund 50 Prozent der Ausgaben flossen in grüne Bereiche.
Deutschland fällt bei konkreten Schritten deutlich hinter andere G20-Staaten zurück
Dass von Glasgow ein Kurswechsel in der globalen Energiepolitik ausgehen muss, fordert auch die Internationale Energieagentur IEA in ihrem aktuellen Welt-Energiebericht: Demnach eilten Wind- und Solarstrom zwar von Rekord zu Rekord, aber auch die Verbrennung von Kohle habe neue Höhen erreicht, warnt die OECD-Behörde. „Der immens ermutigende Schwung der Erneuerbaren läuft sich gegen die hartnäckige Widerstandskraft der Fossilen fest“, stellt Exekutivdirektor Fatih Birol fest. Weil nicht genug in den Ausbau der erneuerbaren Energien investiert werde und deshalb die Zukunft der Versorgung unsicher sei, sagt er „Turbulenzen auf den globalen Energiemärkten“ voraus.
2,6 Grad, 2,1 Grad oder 1,5 Grad
Die IEA hat drei Szenarien berechnet: In einem werden die bisherigen Klimaschutzmaßnahmen weitergeführt: Der Zuwachs beim Energieverbrauch kommt aus Erneuerbaren, aber die Emissionen sinken bis 2050 praktisch nicht und bringen 2100 eine Erhitzung von 2,6 Grad. In einem zweiten Szenario setzen die Staaten all das um, was sie bisher angekündigt haben. Hier sinken die Emissionen bis 2050 um 40 Prozent und führen bis 2100 zu 2,1 Grad zusätzlicher Erwärmung. In ihrem dritten Szenario stellt die IEA ihren Weg zu 1,5 Grad vor: Der erfordert ein sofortiges Ende neuer Kohlegruben, Öl- und Gasquellen, ein Aus für Verbrennungsmotoren bis 2035 und einen Stromsektor, der bis 2040 nur noch Ökostrom liefert. „Die Investitionen in Erneuerbare müssten sich im nächsten Jahrzehnt verdreifachen, 70 Prozent davon muss in den Schwellenländern stattfinden“, so Birol.
Das könne aber „weniger belastend sein, als es scheint, denn 40 Prozent der nötigen Emissionsreduktionen würden aus Maßnahmen bestehen, die sich rechnen“: bessere Effizienz, Methanlecks schließen und auf Wind und Solar bauen, die billiger als Fossile sind.
Leser*innenkommentare
No arguments!
Wir haben jetzt in Herrn Hasselmann einen Nebelpreisträger, der sich exakt mit dem Thema Klimamodellierung befasst hat. Frau Neubauer hatte sich ja dazu schon geäußert in dem Sinne, dass seine Erkenntnisse lange ignoriert worden seien. Im Deutschlandfunk hieß es u.a.: "...und Klaus Hasselmann haben die Werkzeuge geliefert, mit denen bewiesen werden konnte, dass der Klimawandel vom Menschen gemacht ist..." Ich suche nun schon länger nach diesem dort genannten Beweis und wäre der Community für einen passenden, fachlichen link dankbar, weil mich das Thema doch sehr beschäftigt.
Shasu
Naja, man träumt halt immer noch davon, dass die Klimakatastrophe durch Innovationen und ein "grünes" Wachstum abgewendet werden kann. Solange dieser Irrglaube vorherrscht, wird sich der Planet weiter erhitzen.
Auf der anderen Seite, in der Geschichte d. Menschheit sind die Gegebenheiten, wo Menschen ihre Herangehensweise aus logischen, vorausdenkenden Gründen geändert haben wenn es um Macht ging, eher die Ausnahme. Immer waren es Kriege, Katastrophen oder derlei, die zu einem Umschwenk geführt haben.
Ich sehe wenig Anlass zu hoffen, dass es sich hier anders verhalten wird. Aber in diesem Falle würde ich mich gerne irren.
mowgli
Zitat: „Wenn sie wollten, könnten die in der G20 organisierten großen Industrie- und Schwellenländer die Klimakrise praktisch allein lösen. Schließlich sind sie für etwa 75 Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich.“
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Würden die politischen und ökonomischen Führer der G20-Staaten die Probleme, die mit der von ihnen vertretenen Lebens- und Wirtschaftsweise verbunden sind, in eigener Verantwortung lösen wollen, müssten sie sich vom Titel „die G20“ umgehend verabschieden. Genau das aber wollen sie nicht.
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„Größe“ war immer schon mit Sonderrechten verbunden. Unter anderem mit dem Privileg, andere bezahlen zu lassen für den eigenen Luxus. Diese Unsitte wird bis heute als kulturelle Tradition gehegt und gepflegt. Kaum jemand stellt sie ernsthaft in Frage. Im Gegenteil: Angehörige bislang benachteiligter Gruppen wollen inzwischen auch an der Macht und damit am Privileg, nicht selber zahlen zu müssen für ihre Zeche, teilhaben. Leider leben wir nicht mehr im Mittelalter. In Zeiten technologischer Extrem-„Lösungen“ ist das alte Denken tödlich. Zunächst für die, die nicht groß genug sind um andere zu dominieren, letztlich aber auch für die ganz Großen. Denn auch wenn die es nicht wahr haben wollen: Bei aller Macht sind sie am Ende doch nur Menschen. Wie jedes Huhn und jede Maus sind sie biologische Geschöpfe mit Grundbedürfnissen, die nur ein intakter Planet befriedigen kann. Dass sie das viel zu selten ganz praktisch und am eigenen Leib erleben, weil sie in einer geschützten Blase existieren, bedeutet nicht, dass sie über andere wirklich erhaben sind. Wenn ihre Blase platzt, sind sie verwundbar wie wir alle.
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Wenn wir Menschen uns selber die Existenzgrundlage entziehen, wird uns keine kulturelle oder technische Errungenschaft retten. Es ist dann egal, wie viel Macht Einzelne haben. Dass Geld nicht essbar ist, musste schon König Midas auf die harte Tour lernen. Und der Mann, der die Vorlage für diese Figur abgegeben hat, hat schon vor 10.00 Jahren gelebt.
Drabiniok Dieter
Was für eine Überraschung, dass die CO2-Emissionen steigen! Wie konnte/kann das nur geschehen, obwohl doch zusätzlich neue klimafreundliche Industrien, Technologien und Produkte mit dem gegenwärtigen Energiemix errichtet wurden. Neben den klimaschädlichen Industrien, die weltweit mit Billionen Euro und Dollar in der Corona-Krise gerettet wurden und die jetzt so richtig die Produktion wieder hochfahren.
Die Versöhner von Ökologie und Ökonomie feiern nie dagewesene Renditen und setzen alles daran, dass das auch so bleibt. Ihre Religionsgemeinschaft ist fest im Glauben!
Wer das Klima schützen will muss mehr Energie, Ressourcen, CO2-Senken verbrauchen und das Wirtschaftswachstum hochdrehen.
Das Eine scheint mit dem Anderen nichts zu tun zu haben. Dieser Eindruck drängt sich jedenfalls auf, wenn man hin und wieder mal Zeitung liest.
Die Dauerwerbesondierer der Generation Selfie werden uns noch mehr Wohltaten versprechen. Wie schrieb ein Vordenker der Nachfolgepartei der Grünen, Ralf Fücks, bereits 2013 auf zon: „Intelligentes Wachstum heißt Wachsen mit der Natur ... Das Beste kommt noch: Ein Zeitalter der grünen Industrie... Jetzt geht die Party richtig los".
Na dann, rein in die Flugtaxen, Hyperloops, Weltraumbahnhöfe und auf nach Taka-Tuka-Land, Bullerbü ist abgebrannt!
Mark Hochreiter
Es ist schon schade, dass das wesentliche Problem beim Klimawandel nicht erkannt wird. Wir werden ihn - zumindest innerhalb des gesteckten Zeitrahmens - nicht anhalten. Das liegt vor allem daran, dass sich niemand beschränken will. Die Menschen können es nicht selbständig, weil in der „westlichen“ Welt der Konsum als Belohnung für die geleistete Arbeit gilt und Konsumverzicht als Einschränkung der Freiheit wahrgenommen wird. Und die Politik traut es sich nicht, aus ähnlichen Gründen und weil dann Arbeitsplätze verloren gehen könnten. Wenn wir nun aber anfangen Naturflächen mit Solaranlagen zuzupflastern, damit der viele Strom für eine möglichst boomende Wirtschaft zur Verfügung gestellt werden kann, haben wir auch klimaregulierende Flächen zumindest teilweise zerstört.
Das wesentlichste Problem ist aber ein theoretisches. Der menschgemachte Klimawandel ist ein komplexer laufender Prozess, den wir teils durch Dummheit, Gier, bewusste Falschinformationen der gesamten Erdölverarbeitenden Industrie, Flächenversiegelung, Umweltzerstörung und -verschmutzung in Gang gebracht haben. Wären wir in der Lage, diesen Prozess anzuhalten, indem wir Wälder wieder aufforsten, Straßen entsiegeln, Landwirtschaft ökologisch und größtenteils vegetarisch gestalten, die Verbrennung fossiler Brennstoffe aufzugeben und uns dann zu beschränken. Und die vielen weiteren notwendigen Maßnahmen umzusetzen. Kurz: wären wir in der Lage, die Klimaerwärmung bei einem gesetzten Temperaturwert anzuhalten, dann befänden wir uns gleichzeitig genau an dem Punkt, an dem kleinste Maßnahmen ausreichen würden, um den Klimawandel rückgängig zu machen. Und genau das; das sehe ich nicht.
Zeit und Raum
Sie könnten es seit den 70-er Jahren wissen, sie hatten nach der Wende eine promovierte Physikerin als Umweltministerin und als Kanzlerin und habens trotzdem vergeigt. Haben wir nicht demonstriert und Leserbriefe geschrieben und versucht unseren Lebensstil umzustellen,ja, auch wir haben zu wenig getan.
Wer hat denn auf ein Auto verzichtet? Es gibt doch Fahrräder und ÖV und Carsharing.
Schaut Euch Eure Autos an, werden immer länger und breiter und PS-stärker und schneller und Ihr hockt mit gutem Gewissen darin und wählt die, die noch mehr Wälder abholzen und noch mehr Autobahnen bauen.
Uranus
@Zeit und Raum Dito! Allein 45,9 Prozent für CDU,CSU, FDP und AFD - wobei ein Teil der Stimmen für die SPD angesichts dessen Programms noch hinzugerechnet werden könnte. Aktuell gibt es 48 Millionen Autos in Deutschland. Die gehören sicherlich alle verhinderten Ökos, die zur Arbeit pendeln müssen oder ihren kranken Opa zur Ärzt*in fahren, oder?
Sinngemäß ließe sich der Blick hiernach auf den Teller bzw. in den Einkaufswagen lenken. 60 Kilo Fleisch von Landtieren verzehren Deutsche pro Jahr; Männer mit bis 105 Kilo Fleischkonsum durchaus doppelt so viel wie Frauen. Hinzukommt noch Fleisch von Meerestieren und andere Tierprodukte wie Milch- und Eierprodukte. Insgesamt ist das also eine riesige Menge und damit auch eine entsprechend große Menge an ausgestoßenen Treibhausgasen und ausgebrachten Pestizidmengen, die bei deren Erzeugung einhergehen. Jene Menschen haben sicherlich gute Gründe - wie eine komplexe Fruchtsäure-, Soja, Nuss- ... allergie, dass sie soviel Tierprodukte essen müssen, oder?
Naja, und dann guckt mensch mal auf die Urlaubsplanung. Flugreisen, Kreuzfahrten ... sicherlich nur zu Verwandten auf einem anderen Kontinent alle X Jahre, oder? ... ;-)
Luftfahrer
@Zeit und Raum Wenn mir irgendjemand mein Gehalt zahlt, ohne dass ich arbeiten brauche, kann ich meinen alten Diesel abschaffen.
Ingo Bernable
@Luftfahrer Demnach halten sie die Differenz zwischen ihrem Gehalt und ALGII für einen Zugewinn an Lebensqualität der die Zerstörung des Planeten rechtfertigt?
Luftfahrer
@Ingo Bernable ALG I würde mir sogar reichen.
sollndas
@Ingo Bernable Ah, ja. Alle auf ALGII, das ist die Lösung!!!!
Stammt das aus dem beliebten Ratgeber "Wie jage ich Leute in die Arme der AfD" oder aus "Wie verhindere ich konsequent eine Energiewende"?
Ingo Bernable
@sollndas Zunächst mal ist es schlicht eine Frage der Fakten. Es wird einfach keinen Weg geben den aktuellen Komfort und Lebenstandard beizubehalten und gleichzeitig die 2°-Grenze einzuhalten. Wenn Menschen meinen eine proto-faschistische Partei wählen zu wollen weil man sie mit dieser Tatsache konfrontiert ist das bedauerlich und eine Ausdruck massiver Ignoranz, ändert aber nichts an der Lage. Und die Energiewende bringt es eben auch nicht voran wenn den Menschen mit immer neuen, aber letztlich völlig illusorischen Heilsversprechen suggeriert wird, dass die Klimakrise schon durch Technologie und Politik allein gelöst wird und für sie äußerlich alles beim Alten bleibt.
Weiter ist es dann eine frage der individuellen Ethik wie man sich zur faktischen Klimakatastrophe verhält und ich denke eben schon, dass dazu auch gehören sollte seinen Alltag, Job, Wohnen, Ernährung, etc. klimaverträglich zu organisieren und wenn das nicht möglich ist eben auch die Konsequenzen zu ziehen. Das kann bedeuten ggf. auch einen weniger lukrativen Job zu machen oder eben wenn ein Wechsel von Job, Wohnort, Verkehrsmittel partout nicht möglich ist eben auch nicht zu arbeiten.
sollndas
@Ingo Bernable Ihre individuelle Ethik ehrt Sie. Sie werden aber schon mit der existierenden Menschheit auskommen müssen und ihrer bedauerlichen "massiven Ignoranz", eine zweite Menschheit haben wir nicht. Wenn Sie der nichts Besseres anbieten können als Abrutschen in Hartz IV, dann können Sie es auch bleiben lassen.
Sicher wird die Klimakrise nicht durch Technologie und Politik allein gelöst werden können. Aber durch in-Sack-und-Asche-Gehen auch nicht. Und solange "die Politik" (und die Industrie) noch in weiten Bereichen auf dem Holzweg ist (sind), gibt es noch genug Anderes zu tun, als Menschen aufzufordern, doch bitte in Hühnerkäfigen leben zu wollen.
VanessaH
Wir müssen uns wohl auf das Schlimmste vorbereiten. Der Klimawandel wird in diesem Jahrhundert vermutlich mehr Menschenleben kosten als die beiden Weltkriege im letzten Jahrhundert.
Es ist unglaublich, dass das fortschrittliche Deutschland in dieser schweren Klimakrise die Erdgas-Pipeline Nord Stream 2 fertig stellt und dafür klimafreundliche Atomkraftwerke, die seit Jahrzehnten CO2-neutralen Strom liefern, abreissen lässt. Dafür bauen Polen und Tschechien neue AKW und Frankreich wird seine über 50 uralten und unsicheren Atomreaktoren noch Jahrzehnte am Netz lassen.
Uranus
@VanessaH Bevor Sie weiter AKWs als vermeintlichen Notanker bewerben, schlagen Sie doch hier noch mal die vielen Gegenargumente nach:
www.100-gute-gruende.de/gruende/
Es gibt schon Möglichkeiten, CO2-Emissionen zu reduzieren. Hierzu müsste auch der Verbrauch unter die Lupe genommen werden. Was für, wieviel Waren sollen/dürfen produziert, transportiert und konsumiert werden?
sollndas
@VanessaH "...klimafreundliche Atomkraftwerke..."
"Umwelt" besteht nicht nur aus "Klima", was in der aktuellen CO2-Diskussion gerne vergessen wird. Zur Weiterbildung empfielt sich z.B.:
de.wikipedia.org/w...adioaktiver_Abfall
VanessaH
@sollndas Der Klimawandel ist die mit gewaltigem Abstand grösste Katastrophe, die jemals von der Menschheit verursacht wurde. Erst wenn wir das Klima gerettet haben, können wir uns wieder um solche Problemchen kümmern.
In der Gesellschaft und auch unter Parteimitgliedern der Grünen setzt sich dieses Bewusstsein allmählich durch:
www.focus.de/polit...d_id_24334566.html
Fridays for Future hat tolle Arbeit in der Verbreitung dieses Problembewusstseins geleistet. Es gibt keinen Plan B!
sollndas
@VanessaH "Der Klimawandel ist die mit gewaltigem Abstand grösste Katastrophe..."
Ok, dann bekämpfen wir eben die Folgen der größten Katastrophe dadurch, dass wir eine noch größere Katastrophe vorbereiten?
Zu Ihrer Information: Ich bezahle seit 1986 (Sie erinnern sich?) keine Stromrechnung mehr, dank autarker Photovoltaikanlage. Dank Windparkbeteiligungen ist meine CO2-Bilanz negativ - ich spare mehr, als ich jemals produzieren kann. Eine Energiewende ist ohne Atomkraft machbar. Wenn man es nur will, und die Sache auch richtig anpackt.
"Fridays for Future hat tolle Arbeit in der Verbreitung dieses Problembewusstseins geleistet."
Panik ist ein schlechter Ratgeber. Nachdenken hilft.
Mark Hochreiter
@VanessaH Mit Verlaub, das Problem bei der Atomkraft ist und bleibt die Endlagerung. Zum einen kann niemand sicherstellen, dass das Zeug über Millionen Jahre sicher gelagert werden kann. Das geht einfach nicht. Der Mensch kann in solchen Zeithorizonten weder denken noch planen. Es gibt weder Baumaterialien noch Orte auf der Erde an denen die sichere Lagerung tödlich strahlenden Mülls über solch einen Zeithorizont sicher möglich ist. Wir verletzen den Generationenvertrag über alle Maße, wenn wir tausenden nachfolgenden Generationen solche Altlasten vor die Füße kippen.
VanessaH
@Mark Hochreiter Die Erde erhitzt sich immer weiter und Sie denken nur an die Endlagerung? Es ist ignorant, funktionierende technische Alternativen zu CO2 ausstossenden fossilen Kraftwerken einfach auszuschliessen. Die deutschen Atomkraftwerke könnten die unsicheren Neubauten in Osteuropa unnötig machen, wenn sie am Netz bleiben. Nur der Bau eines KKW erzeugt CO2. Je länger es am Netz bleibt, um so umweltfreundlicher wird es. Es wirft uns im Kampf gegen den Klimawandel um Jahrzehnte zurück, wenn wir das ignorieren.
Ingo Bernable
@VanessaH "Je länger es am Netz bleibt, um so umweltfreundlicher wird es."
Und um so gefährlicher. Die Kombination aus extrem hohem Druck, Hitze und Strahlung führen nun mal zu Materialbelastung und -verschleiß. Atomreaktoren sind Anlagen die von Anfang an mit Verfallsdatum gebaut werden, das zu ignorieren ist fahrlässiger Irrsinn. Mal abgesehen davon, dass er laufende Betrieb permanent Strahlenmüll produziert, die Frage der Endlagerung darf man nicht ignorieren, nicht nur weil sie die Bedingungen des Lebens auf dem Planeten genauso betrifft wie die Folgen des Klimawandels - eine Strahlenwüste die die 1,5°-Grenze einhält ist eben auch nicht das Ziel -, sondern auch weil sie kostet. Atomstrom der diese Kosten nicht auf zukünftige Steuerzahler*innen externalisiert sondern mit einpreist müsste um ein vielfaches teurer sein als jeder Ökostrom.
Mark Hochreiter
@VanessaH Nein ich denke nicht nur an die Endlagerung. Ich denke vor allem auch an die in gewisser Regelmäßigkeit stattfindenden Supergaue mitsamt komplett zerstörter Landstriche, umgesiedelten Menschen, verseuchten und mutierenden Lebewesen. Ich denke an die illegale Verklappung strahlenden Abfalls vor der somalischen Küste und in den Weltmeeren. Und ja: die Lösung der Klimakrise ist eine Generationenfrage. Uns alle betrifft das evtl. nur sehr beiläufig. Aber zukünftige Generationen wird sie mit zunehmender Brisanz beschäftigen. Stattdessen den nächsten 20000(!) Generationen eine bis heute unlösbare Aufgabe, nämlich die der sicheren Lagerung gefährlichen Strahlenmülls vor die Füße zu kippen, halte ich für eine zynische Lösung. Man braucht nur einmal zu schauen, welch irrwitzige Wege der westliche Zivilisationsmüll international nimmt, bis er in irgendwelchen infrastrukturschwachen Ländern, auf offenen Müllkippen verrottet oder im Meer landet, um zu verstehen, welches die plausibelste Lösung des Endlagerproblems sein wird.
Galgenstein
@Mark Hochreiter Ich finde es immer wieder amüsant sich darüber Gedanken zu machen, ob Endlager auch in 500.000 Jahren noch sicher sind. Wie lange halten eigentlich die Staumauern, die uns grünen Strom liefern und was sind die Folgen, wenn ein großer Damm bricht?
Warum hat man in Deutschland so viel und in Frankreich so wenig Angst vor Atomstrom?
Mark Hochreiter
@Galgenstein Eine Staumauer, ist - auch wenn das meiner Meinung nach auch keine sehr ökologische Lösung ist - zumindest ein wirtschaftlich erträgliches Geschäft. Man verdient damit Geld. Daher ist es zumindest wirtschaftlich, sie instandzuhalten und im Fall einer Havarie wieder aufzubauen. Das Problem der Endlagerung ist, dass dieses Projekt in keiner Weise wirtschaftlich zu betreiben ist. Wir verursachen also über endlose Generationen hinweg Kosten ohne Nutzen. Es gibt aber auch noch ein anderes Problem. Man weiß überhaupt nicht wie man auf so lange Distanz mit den zukünftigen Generationen kommunizieren soll. Stellen sie sich einmal vor, vor 500000 Jahren hätte irgendwo jemand ein riesiges Endlager gebaut. Wie würde er uns davor warnen? Welche Sprache oder welche Zeichen würde er genutzt haben? Das älteste Schriftstück der Welt ist etwa 5300 Jahre alt! Wir reden hier aber über einen Zeitraum der noch 100 bis 200 Mal länger ist. All jenen, die meinen Endlagerung sei ein lösbares und marginales Problem, sei die Dokumentation „Into eternity“ ans Herz gelegt. Es ist einer der spannendsten Science Fiction Filme, die es gibt. Leider ist er keine Fiktion sondern Realität.
Uranus
@Mark Hochreiter Danke für den Doku-Tipp. Ich glaube, ich kenne die noch nicht.
Ansonsten Tschernobyl hat Folgen bis heute, siehe bspw. Hilfsorganisation die Familien mit geschädigten Kindern unterstützt:
www.hilfe-tschernobyl.de/
Oder wie mit Menschen umgegangen wurde/wird, die zum "Aufräumen" als sogenannte Liquidator*innen zum havarierten AKW mussten:
www.youtube.com/watch?v=LzjQHUbuVyU
www.youtube.com/watch?v=1HjShIfNdlg
ZDFinfo Doku: Super GAU Tschernobyl 30 Jahre danach
www.youtube.com/watch?v=R_PAcByrrIE
Yellow Cake: Die Lüge von der sauberen Energie ARTE Dokumentation
www.youtube.com/watch?v=HEclYH6Ew_g
Uranus
@Uranus "Es wird Zeit, so lange der Rabe noch krächzt, reift brüllend die Krankheit.
Tschernobyl, der unsichtbare Dieb beschmutzt unser grünes Lied."
Dichtete Dima (1962-2002), Künstler und Arbeiter, kurz vor seinem Tod. Er wurde als Arbeiter bei den Aufräumarbeiten in Tschernobyl eingesetzt. Infolge der ausgesetzten Strahlenbelastung erkrankte er und starb mit 40 Jahren. Aus der Doku "Verstrahlt und vergessen. 20 Jahre nach Tschernobyl"
www.youtube.com/watch?v=LzjQHUbuVyU
tomás zerolo
Derweil in Lützerath (immer noch!) ein Dorf plattgemacht wird. Für die Kohle.
Ey, Ihr da im Parlament! Ja, Ihr! Wir entlohnen Euch fürstlich. Für was? Dafür, dass Ihr als Hobby FFP2-Masken verkauft [1]? Echt jetzt?
Da gibt's Arbeit! Lasst mal die Hobbys kurz ruhen.
[1] Einzelfälle sagt Ihr? Euer Präsident Schäuble hat den Leuten gesagt, dass ihre Geschäfte OK waren (er hat ja ein gewisses Verständnis für schwarze Koffer). Wer von Euch hat den die Bude eingerannt? Manche von den Linken, vielleicht.