Studie zu Elektromobilität: Brennstoffzelle besiegt Tesla
Wenn es um den Klimaschutz geht, sind E-Autos mit Wasserstofftechnologie Batteriefahrzeugen überlegen. Das besagt eine aktuelle Studie.
Seit Jahren diskutieren ExpertInnen, welche Variante der Elektromobilität die bessere ist. Das Batteriefahrzeug? Oder ist es das Brennstoffzellenfahrzeug, das Wasserstoff tankt und aus diesem in der Brennstoffzelle den nötigen Strom für den Elektromotor erst im Auto erzeugt?
Aus Sicht des Klimaschutzes seien Autos mit Batteriekapazitäten bis etwa 50 Kilowattstunden (kWh) günstiger als vergleichbare Fahrzeuge mit Brennstoffzelle, zeigt nun die neue Studie. Die genannte Kapazität entspricht bei einem Durchschnittsauto einer Reichweite von 250 Kilometern.
Zum Vergleich: Der Audi-SUV E-tron hat 95 kWh Batteriekapazität, das Tesla-Mittelklassemodell 3 75 kWh, ein kleiner Renault Zoe nur ab 22 kWh. Für Stromer mit größeren Akkus werden durch die Produktion der Speicher so viele Treibhausgase ausgestoßen, dass das Brennstoffzellensystem inklusive Tank ökologisch günstiger ist. Laut ISE entscheidend für die Treibhausgasbilanz sind beim Batteriefahrzeug die Zellfertigung und die Herkunft des Stroms, beim Brennstoffzellenfahrzeug das notwendige Platin und der Wasserstofftank.
47 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Quellen
Für die Erzeugung des Stroms beziehungsweise Wasserstoffs betrachtet die Studie verschiedene Szenarien. Der Strom für die Batteriefahrzeuge kommt im besten Fall aus einer Photovoltaik-Anlage, im ungünstigsten Fall ist es der deutsche Strommix. Für die Wasserstoffbereitstellung wurde im besten Fall die Erzeugung in einer Elektrolyse mit Windstrom gerechnet, im schlechtesten die Erdgasdampfreformierung.
Dabei zeigte sich, dass ein Pkw mit hoher Reichweite in der Brennstoffzellen-Variante selbst im ungünstigsten Fall weniger Treibhausgase verursacht als ein vergleichbares Batteriefahrzeug, das mit Strom gemäß dem deutschen Mix betankt wird.
Derzeit kommen 47 Prozent des Stroms in Deutschland aus erneuerbaren Quellen, der Rest aus Kohle, Gas oder Atomenergie. Verglichen wurden in der Studie beide Technologien auch mit einem Fahrzeug, das fossilen Dieselkraftstoff nutzt. Dabei brachte das batterieelektrische Auto bei Annahme des deutschen Strommixes keinen Vorteil gegenüber einem Dieselfahrzeug.
In der Studie untersuchten die Forscher den gesamten Lebenszyklus der Technik, also von der Produktion über den Betrieb bis zum Recycling. Das Ergebnis zeige, dass sich „Batterie- und Brennstoffzellenfahrzeuge in idealer Weise ergänzen“, schlussfolgert Christopher Hebling, Bereichsleiter Wasserstofftechnologien am Fraunhofer ISE.
Peter Kasten vom Berliner Öko-Institut sieht die Studie hingegen kritisch: „Die Brennstoffzelle ist deutlich teurer als die Batterie, zudem geht die Wasserstoffherstellung mit hohen Energieverlusten einher.“ Die billigste Verkehrswende gelinge daher mit der Batterie, ist er überzeugt. Das ISE indes räumt weiteren Forschungsbedarf ein – etwa was synthetische Kraftstoffe betrifft, die mit Erneuerbaren produziert werden, oder zu den Auswirkungen der nötigen Energieträger auf den Flächen- und Wasserverbrauch.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Macrons Krisengipfel
Und Trump lacht sich eins
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
USA und Russland besetzen ihre Botschaften wieder regulär
Maßnahmenkatalog vor der Bundestagswahl
Grünen-Spitze will „Bildungswende“
Frieden in der Ukraine
Europa ist falsch aufgestellt
Die Neuen in der Linkspartei
Jung, links und entschlossen
Gentrifizierung in Großstädten
Meckern auf hohem Niveau