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Studie der UmwelthilfeDiese deutschen Städte sind zu heiß

Die Umwelthilfe warnt, dass viele deutsche Städte nicht genug auf Hitze vorbereitet sind. Sie fordert weniger Flächenversiegelung und mehr Bäume.

Wohin man sieht, kein Grün: Hochstraße und Parkhaus in Ludwigshafen am Rhein Foto: Erik Irmer

Berlin taz | Was haben Ludwigshafen am Rhein, Heilbronn und Regensburg gemeinsam? Im deutschlandweiten Vergleich schneiden die drei Städte beim Schutz ihrer Be­woh­ne­r:in­nen vor Hitze am schlechtesten ab. Das geht aus dem Hitze-Check der Deutschen Umwelthilfe (DUH) hervor, der am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Untersucht wurden 190 deutsche Städte Deutschlands mit mehr als 50.000 Ein­woh­ne­r:in­nen auf ihre Hitzegefahr. Fazit: „Wir versiegeln zu viel“ und „haben zu wenig Grün in deutschen Städten“, so DUH-Geschäftsführerin Barbara Metz.

Die DUH-Studie hat untersucht, wie gut oder schlecht die Städte gegen Hitzewellen und heiße Tage gewappnet sind. Die Umweltschutzorganisation verteilte dazu grünes, gelbes und rotes Ampellicht. Ausschlaggebend für die Bewertung ist zum einen der Anteil der Versiegelung an der Siedlung- und Verkehrsfläche. Liegt dieser in einer Stadt unter dem nationalen Durchschnitt von 45 Prozent, leuchtet die Ampel grün. Für besonders zubetonierte Städte mit einem Versiegelungsanteil von mehr als 50 Prozent steht sie auf Rot.

Zum anderen wird das Grünvolumen einbezogen, also die Flächen mit großen Bäumen und Sträuchern. Diese absorbieren im Vergleich zu einem Englischen Rasen nicht nur mehr CO₂, sondern spenden auch mehr Schatten. 24 Städte fielen in beiden Kategorien durch, weitere 82 Städte schnitten zumindest in einer Kategorie schlecht ab. „Der anhaltende Trend zu mehr Beton und weniger Grün ist alarmierend“, hieß es. Zugleich verteilte die Umwelthilfe aber auch 84 grüne Karten an Städte mit vergleichsweise wenig Versiegelung und viel kühlendem Grün.

Generell gilt: Je mehr Grünfläche, desto besser lässt sich Hitze in einer Stadt aushalten. Bei genauerer Betrachtung fällt jedoch auf: In den Städten scheint es einen Zusammenhang zwischen der Versiegelung und der Anzahl der Hitzetage zu geben. Unter den zehn Städten, die im Hitze-Check am schlechtesten abgeschnitten haben, liegen zum Beispiel auch Ludwigshafen, Regensburg und Worms, die alle überdurchschnittlich heiß sind. Zwischen 1993 und 2022 gab es in Ludwigshafen im Schnitt pro Jahr 19 Hitzetage, in Worms 16,9 und in Regensburg 16,3 – deutlich mehr als die knapp 10 im Bundesdurchschnitt.

Als exemplarisches Beispiel für den Zusammenhang zwischen Versiegelung und Hitze dient Regensburg. Die mittelgroße Stadt in Ostbayern ist nicht nur die am stärksten versiegelte Stadt Bayerns, sondern gleichzeitig auch die mit den meisten Hitzetagen in den letzten drei Jahrzehnten. Regensburg erhitzt sich insbesondere in der Innenstadt, wo sich wegen des Mangels an Grünflächen und Bäumen eine städtische Hitzeinsel bildet.

Berlin landet ziemlich weit vorn

Die vom Deutschen Wetterdienst betriebenen Messtationen in Regensburg zeigen, dass die Innenstadt in den letzten zwei Monaten teilweise um bis zu 3 Grad wärmer war als der Stadtrand, knapp vier Kilometer weiter nördlich. Für die gefühlte Temperatur – unter Einbeziehung von Luftfeuchtigkeit, Sonneneinstrahlung und Wind – sind die Unterschiede zwischen den Stadtteilen sogar noch deutlicher zu vermerken.

Tage, an denen das Thermometer an der 30-Grad-Marke kratzt, stellen auch gesundheitliche Risiken dar. Das Robert-Koch-Institut schätzt, dass es im Vorjahr rund 3100 Hitzetote gab, 2022 sogar 5000. In den wenigsten Fällen führte ein Hitzeschlag direkt zum Tod, sondern eine Kombination aus zu viel Hitze und bereits bestehenden Vorerkrankungen. Für viele sind die gesundheitlichen Auswirkungen an Hitzetagen auch anders spürbar. Wenn es der Schweiß nicht mehr schafft, die Haut abzukühlen, kann der Blutdruck sinken und der Kreislauf gerät ins Wanken. Hinzu kommen Schlafmangel, Erschöpfung und Stress.

Während 24 Städte in der DUH-Studie komplett durchfielen, gab es jedoch auch Lichtblicke. Detmold, Ratingen und Potsdam schnitten als am besten vor Hitze geschützte Städte ab. Auch die deutsche Hauptstadt Berlin landete ziemlich weit vorn – anders als Köln oder München.

Weil die Versiegelung in deutschen Städten für Mensch und Umwelt gefährlich sei, müsse die Politik ihre Versiegelungsstrategie überarbeiten, so DUH. „Wir fordern ein rechtlich verbindliches Ziel, die Flächenversiegelung in Deutschland bis spätestens 2035 zu stoppen“, sagte Geschäftsführerin Metz. Die Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung sieht einen solchen Stopp jedoch erst für das Jahr 2050 vor.

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15 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • Ein altbekaonntes Problem das leider viel zu wenig Aufmerksamkeit erhäöt. Eine andere Frage Wäre aber auch, inwieweit die klimawandelbedingten Temperaturänderungen (die ja auch auf Meßwerten von vielen Meßstellen in Städten beruhen) durch diesen Effekt (zunehmende Versiegelung plus Wachstum der Städte in den letzten 50 Jahren) beeinflusst werden. Würde mich nicht wundern wenn dieser Einfluss durchaus bemerkbar wäre.

  • Wenn man sich die Luftbilder von Städten anschaut, da findet man auch viele Industriebrachen, wo man oft Jahrzehnten auf den tollen Investor wartet, der alles saniert und dort "nachhaltig" und "sozialverträglich" baut, was ja seltenst passiert. Da müsste es ein Programm geben solche Flächen zeitnah abzuräumen und erstmal zu begrünen, bebauen könnte man immer noch.



    Was auch gerne mal vergessen wird innerstädtische Grünflächen müssen auch unterhalten werden, von Pflege im althergebrachten Sinne möchte ich nicht sprechen. Man benötigt dafür Personal und dafür wiederum Geld bzw. den politischen Willen.

    Nachdem jetzt die Logistikbranche ihren vom Wahnsinn diktierten Wunschzettel bei Wissing eingereicht hat riecht es ja eher nach mehr Verkehr und breiteren Straßen, d.h. mehr Versiegelung.

  • Versiegelung... und wie oft will man das zum Thema machen, ohne zu handeln?



    Wenn ich abends in Berlin, z.B. Mitte mit aufhalte und nach SW an den Stadtrand fahre, sind es dort i.d.R. 3 °C weniger auf dem Thermometer.

    • @Horst Schlichter:

      Leider ist es so, dass diejenigen die das zum Thema machen nicht diejenigen sind die handeln müssten.

  • vor übe 40 jahren nahm ich an einer kl. stadtteilrundfahrt der spd in HH teil: schon damals war versiegelung ein thema, selbst bei der spd. nur konsequenzen wurden auch von der spd nie gezogen. weiter werden öffentliche plätze weitflächigst versiegelt: s. die neue hafencity. wenn dann noch die sonne volldraufknallt, ists da wie in phoenix. in der city nord braucht es wg. der glasbüropaläste ein kältekraftwerk - nee, nicht erst seit neuestem, von anfang an. auch das erinnert an die glaspaläste in den usa + dubai. dort investiert man das reichlich vorhandene erdöl wahrscheinlich in die kühlung der glasbauten.



    menschen: lernunfähig?

  • Wobei es ja etwas absurd ist, etwas als Grün zu markieren, bloß weil es dem Durchschnitt entspricht. Das suggeriert, mit 45% Versiegelung wäre man gut gegen Überhitzung vorbereitet. Aber vielleicht sind auch schon 45% viel zu viel…

  • An die Redaktion ein Hinweis: Das Bild zeigt das Parkhaus am Rathauscenter in Ludwigshafen. Sowohl Rathaus, Rathauscenter und das Parkhaus existieren nicht mehr bzw. sind im Rückbau.

  • vor übe 40 jahren nahm ich an einer kl. stadtteilrundfahrt der spd in HH teil: schon damals war versiegelung ein thema, selbst bei der spd. nur konsequenzen wurden auch von der spd nie gezogen. weiter werden öffentliche plätze weitflächigst versiegelt: s. die neue hafencity. wenn dann noch die sonne volldraufknallt, ists da wie in phoenix. in der city nord braucht es wg. der glasbüropaläste ein kältekraftwerk - nee, nicht erst seit neuestem, von anfang an. auch das erinnert an die glaspaläste in den usa + dubai. dort investiert man das reichlich vorhandene erdöl wahrscheinlich in die kühlung der glasbauten.



    menschen: lernunfähig?

  • Ein Vergleich, regional in Europa und international mit ähnlichen urbanen Zentren in analogen Klimazonen, ist für die Einordnung auch zusätzlich erhellend.



    Das Thema ist global virulent ❗



    www.adaptationcomm...0its%20inhabitants.

  • Also Ludwigshafen am Rhein kann ich bestätigen. Das ist einfach nur eine Betonwüste.

  • Danke für den Link @Serious?, den ich im Artikel erwartet hätte.

    Also Entasphaltieren, Auto-Parkplätze zu Baumplätzen und auch die Schneisenstörung und Versiegelung durch ineffiziente Einfamilienghettos kritisch prüfen.



    Bevor Tante Frieda nur noch hechelt (und wir auch).

  • Es gilt, die Flächenversiegelung jetzt zu stoppen. Mehr Grün reduziert nicht nur die Aufheizung, es lässt auch Regenwasser besser versickern und es führt zu mehr Lebensqualität.

    Wer Verkehr reduzieren und die Emissionen senken will, der muss mit der Flächennutzung, mit der Struktur der Bebauung anfangen. Alles andere basiert auf dieser Struktur.

    • @Octarine:

      Man könnte auch sagen, je mehr Menschen in Berlin leben um so schwieriger wird es. Die müssen ja irgendwo leben.



      Anstatt ContainerCamps in Berlin zu errichten sollte man Unterkünfte auf dem Land, also in Brandenburg schaffen, kleine neue Gemeinden mit Infrastruktur. Aber da haben die Rechten natürlich was dagegen. Hoyerswerda ist mir noch gut in Erinnerung.

      • @Horst Schlichter:

        Das steht aber das Berlin relativ gut beim Schutz vor Hitze abschneidet.

  • Das wäre der Link zur Pressemitteilung der DUH www.duh.de/presse/...eck-der-deutschen/

    Und dies wäre die PDF mit der Auflistung der Städte www.duh.de/fileadm...ersicht_240729.pdf