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Strafzahlungen aus dem KlimafondsErfreuliche Einigkeit

Jonas Waack
Kommentar von Jonas Waack

Auch in der CDU gibt es noch Po­li­ti­ke­r*in­nen mit Klimagewissen. Das macht Hoffnung auf zukünftige parteiübergreifende Bündnisse für Klimaschutz.

Deutschland wird die Klimaziele reißen Foto: dpa

A nderthalb Wochen regten sich Kli­ma­schüt­ze­r*in­nen aller Parteien über 0 Euro auf, einen Platzhalter im Haushaltsentwurf von Finanzminister Lars Klingbeil: Wenn Deutschland seine europäisch vereinbarten Klimaziele Anfang der 2030er Jahre reißt – nahezu unausweichlich –, würde das dem Entwurf nach nicht das Wirtschafts- oder Umweltministerium zahlen, sondern das Geld käme aus dem Klima- und Transformationsfonds (KTF), also dem Topf, aus dem der klimaneutrale Umbau der Wirtschaft bezahlt werden soll.

Die Aufregung war einhellig. Geld für Klimaschutz stattdessen für Strafzahlungen zu verwenden, sei „Klimakannibalismus“, hieß es von den oppositionellen Grünen, aber auch CDU- und SPD-Parlamentarier kritisierten den Trick: „Inakzeptabel“ fand es Mark Helfrich von der CDU, „problematisch“ der SPDler Jakob Blankenburg. Derartiger Geschlossenheit musste sich die Bundesregierung geschlagen geben: Der Posten verschwindet wieder aus dem KTF.

Es ist leicht, darüber zu spotten, dass Kli­ma­schüt­ze­r*in­nen 0 Euro aus dem einen in den anderen Topf gezwungen haben. Aber es ist auch falsch. Denn die einhellige Empörung zeigt: Es gibt noch Leute mit Klimagewissen in der CDU.

Natürlich feiert die Klimabewegung diesen Sieg gern. Sie wurde in den vergangenen drei Jahren böse zugerichtet, verlor den Streit über LNG-Terminals, Erdgasbohrungen und den Boden unter Lützerath. Auf der anderen, siegreichen Seite standen manchmal die Grünen, oft die SPD und immer die CDU. Dass auch deren Abgeordneter Helfrich die Klimastrafen nicht aus dem KTF bezahlen wollte, ist ein gutes Zeichen. Er hätte auch schweigen können, davon ausgehend, dass EU-Klimaschutzvorgaben bis dahin sowieso abgeschafft sind.

Wenigstens ein Teil der CDU-Fraktion will offenbar das Klima schützen, auch wenn ihr Parteivorsitzender Friedrich Merz ausgestorben geglaubte Argumente gegen eine ambitionierte CO2-Verringerung vorbringt. Vielleicht entstehen durch solche kleinen Siege Beziehungen und Bündnisse, auf denen Kli­ma­schüt­zer*in­nen inner- und außerhalb des Bundestags aufbauen könnten.

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Jonas Waack
Klima-Redakteur
Jahrgang 1999, zuständig für Klima-Themen im Ressort Wirtschaft und Umwelt. Stadtkind aus Mecklenburg, möchte auch sonst Widersprüche vereinbaren. Bittet um Warnung per Mail, falls er zu sehr wie ein Hippie klingt.
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16 Kommentare

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  • Vielen Dank für Eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen.

    Die Moderation

  • Ich finde es schade dass die TAZ undifferenziert den Kampfbegriff "Klimastrafen" verwendet. Korrekt ist "EU-Ausgleichszahlungen" wenn ein Land den EU-Klimavereinbarungen nicht nachkommen kann oder will. Durch eine ChatGTP-Suche leicht zu klären:

    "Internationale Ausgleichszahlungen und Klimafinanzierung



    Die EU leistet auch Zahlungen an Entwicklungsländer, damit diese sich an den Klimawandel anpassen und erneuerbare Energien ausbauen können.



    Dies geschieht im Rahmen internationaler Verpflichtungen (z. B. Pariser Klimaabkommen, „Loss and Damage“-Fonds)."

    "Internationale Klima-Ausgleichszahlungen



    Deutschland zahlt (meist über den EU-Haushalt, teils bilateral) Beiträge zur internationalen Klimafinanzierung.



    Im Rahmen der EU-Zusagen zum Pariser Klimaabkommen trägt Deutschland einen erheblichen Anteil an den jährlichen EU-Klimahilfen für Entwicklungsländer (z. B. für Anpassung, Klimaschutz, „Loss and Damage“-Fonds)."

    Die Idee ist klima-wirksame Projekte und Unternehmen in ärmeren Ländern zu unterstützen, ZB erneuerbare Energieen, Verwenden dung von weniger Holzkohle, Schutz und Regeneration von CO2-speichernden Biotopen. Das ist komplexe Detail-Arbeit weil alles zertifiziert werden mus

  • Ich wähle keine Partei die "Klima" im Programm hat. Wir werden gerade von USA und China wirtschaftlich komplett zerstört und man tut absolut nichts dagegen.

    • @Erik Heidenreich:

      Genau. Wir sollten uns um den Schmierfink kümmern, der unser Haus mit Grafiti beschmiert und nicht um den, der es niederbrennt. Prioritäten müssen sein. (Zur Sicherheit: das war Ironie)



      Nicht, dass die komplett inkompetente Wirtschaftspolitik von cdsU und sPD mit unseren Problemen zu tun hätte?! Z.B. das Thema Solar an die Chinesen abgegeben zu haben (ganz tolle Leistung der cdsU), oder den E-Mobilitätsmarkt.



      Und siehe da: vielleicht könnte sogar gute Klimapolitik eine gute Wirtschaftspolitik sein.



      Oh Mann, jetzt rede ich schon dem Schwachsinn vom Grünen Wachstum das Wort. Wollte ich nicht. Aber innerhalb des dysfunktionalen Wirtschaftssystems, in dem wir leben, ist es eben so.

    • @Erik Heidenreich:

      Ich wähle keine Partei, die uns und unser Klima komplett selbst zerstören will. Ökologisch wie ökonomisch. Und nu?

    • @Erik Heidenreich:

      Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Wieso soll „Klima“ einer ordentlichen Wirtschaftspolitik im Weg stehen, und was hat das mit China und USA zu tun? Sollen die Deutschen jetzt alle doppelt so viel Wurst fressen, um China und die USA wirtschaftlich in die Knie zu zwingen?

  • Die CDU war nie eine Klimapartei und wird es auch nie werden - was für ein Blödsinn.



    Ohne die Wiedervereinigung wäre die CDU nach den Bundestagswahlen 1987 Wahlergebnis 44,3 % minus 4,5 % .



    Bei den regulären Bundestagswahlen 1991 wäre die CDU doch noch tiefer abgeschmiert. Nur durch die Wiedervereinigung wurde die CDU durch die Wähler aus dem Osten 1990 weiterhin Regierungdpartei. Unglaublich - und jetzt noch dieses Theater mit der AfD - als Westdeutscher hat man echt bald die Faxen dicke.

    • @Alex_der_Wunderer:

      **Die CDU war nie eine Klimapartei ...**

      Das "C" in CDU steht für Capitalism.

      Die Reichen noch reicher zu machen, darin war die CDU ja immer schon sehr gut. Klimaschutz gefährdet die Gewinne der Wirtschaft und der Aktionäre, deshalb wird es Klimaschutz mit Friedrich Merz auch nicht geben. Der ehemalige BlackRock-Lobbyist hat sicherlich auch keine Skrupel mit der AfD irgendwann zu "paktieren", denn eine kleine Kostprobe hatte er uns ja schon im Januar 2025 davon gegeben. Mit Rekordsummen an Spenden von reichen Unternehmern kennt die AfD sich ja auch gut aus, und mit Klimaschutz hat die AfD ohnehin nichts am Hut, folglich der ideale Partner für Trumps deutschen Statthalter.

    • @Alex_der_Wunderer:

      Wie schon FFF mal auf einem Transparent stehen hatte: Das K in cdU steht für Klimaschutz.

    • @Alex_der_Wunderer:

      Auch im Westen wurde damals der "Vereinigungskanzler" gewählt, obwohl alle auch dort um die Unwahrheiten und Fehler Kohls wussten, um die Umweltlücke auch.

  • "dass EU-Klimaschutzvorgaben bis dahin sowieso abgeschafft sind"..



    Dahin tendiert ja der Mainstream in D & der EU👎

    Aber ist das denn gemäß EU Statuten überhaupt möglich ❓



    Da gibt es doch mW eine Regelung, demnach zuvor beschlossene, sagen wir mal, Grundsatz Entscheidungen, nicht wieder rückgängig gemacht werden dürfen,.. Vielleicht war das aber auch eine Falschinformation 🤔?

    Wie auch immer, ich denke der Artikel hängt diese Zurücknahme (Wenn diese auch zu begrüßen ist) einer vermutlich eh rechtlich unzulässigen Absicht, dem Klima so auch zu schaden, viel zu hoch❗



    .



    Ich finde es wirklich gefährlich der Bevölkerung zu suggerieren, als wenn es mit einer "C" - Partei irgend eine Art von seriösen Klimaschutz geben könnte❗

    Wer Klimaschutz verhindern will, das ist doch klar, braucht nicht gleich Neo-Nazis zu wählen, oder libertäre, neoliberale FDP Lobbyisten, da reicht auch schon Merz, Spahn, Frei, Linneman, Reiche, Söder & Konsorten👎

    • @ Orab:

      Meine Frau will jetzt mit ihren Freundinnen vom Tennis Club Steine sammeln - wir Männer werden für den Mörtel spenden - dann sind unsere Brüder & Schwestern wieder sicher und können sich ganz ihrer AfD'i widmen 😉

  • Die CDU als Volkspartei ist, das liegt in der Natur der Sache, breit aufgestellt. Dies bedeutet aber nicht notwendigerweise, dass dies Einfluss auf die Politik der Partei hat. Die haben schließlich auch einen Arbeitnehmerflügel :-)

  • taz: *Wenigstens ein Teil der CDU-Fraktion will offenbar das Klima schützen, auch wenn ihr Parteivorsitzender Friedrich Merz ausgestorben geglaubte Argumente gegen eine ambitionierte CO2-Verringerung vorbringt.*

    Der "Black-Rocker" glaubt wohl, dass er in trump'scher Handlungsweise schon alles in diesem Land bestimmen kann. Es gibt in der CDU aber Leute, die ganz genau wissen, dass Merz damit ohnehin nicht durchgekommen wäre; denn um 'Klima schützen' ging es den CDU-Politikern sicherlich nicht, denn dazu ist die CDU zu sehr mit der klimaschädlichen Wirtschaft verwoben.

    • @Ricky-13:

      👍👍

  • Jetzt haben die Feigenblätter aus Union und SPD es den Tonangebern aber mal richtig gezeigt. Man könnte fast meinen eine Palastrevolution ist im Gange