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Spardiktat des Berliner SenatsWer hat uns verraten?

Erik Peter
Kommentar von Erik Peter

Der Sparhaushalt beerdigt die Hoffnung auf ein zukunftsfähiges Berlin. Schuld trägt die SPD, die die Chance auf eine linke Mehrheit zerstört hat.

Werden wir auch weggekürzt? Franziska Giffey mit zwei BVG-Mitarbeiterinnen Foto: Florian Boillot

D er Tag, an dem Berlin seine Zukunft verspielte, lässt sich genau datieren. An jenem 23. April 2023 stand fest, dass eine knappe Mehrheit der Berliner SPD-Basis dem Vorschlag ihrer Parteichefin Franziska Giffey folgt, als Juniorpartner in eine Regierung unter der CDU einzutreten. Die bis dato regierende Giffey, die freiwillig auf die Machtposition in einer möglichen Koalition mit Grünen und Linken verzichtet hatte, freute sich über eine „Richtungsentscheidung“.

Wie sehr Giffey damit recht hatte, zeichnet sich inzwischen glasklar ab. Der Anspruch, Berlin zu einer sozial-ökologischen und modernen Stadt zu machen, den SPD, Grüne und Linke mehr als sechs Jahre lang zumindest zaghaft verfolgt hatten, ist einer konservativen Klientelpolitik gewichen, die vor den Zukunftsaufgaben kapituliert. Unter den Beschlüssen im Rahmen des Sparhaushalts von CDU und SPD wird Berlin noch sehr lange zu leiden haben.

Die Kürzungsorgien in Bereichen des sozialen Zusammenhalts, bei der ökologischen Wende und nicht zuletzt bei der Digitalisierung werden Spaltungen innerhalb der Bevölkerung vertiefen und dafür sorgen, dass die Stadt vollends den Anschluss verliert. Während Verkehrswende-Musterschülerin Paris die Autopolitik hinter sich lässt, Barcelona als „sorgende Stadt“ den einst privaten Bereich der Sorgearbeit zu einer öffentlichen Aufgabe ausbaut oder Wien auf eine ganzheitliche ökologische Stadtentwicklung setzt, geht Berlin vorwärts in Richtung Vergangenheit.

Die passenden Denkmäler dafür sind schon in Planung: Die gegen jeden Bürgerwillen verfolgte Bebauung der einmaligen innerstädtischen Freifläche des Tempelhofer Feldes sowie die vom Bund betriebene, aber vom Senat tolerierte Schneise der Verwüstung, die die A100 mitten durch das subkulturelle Herz der Stadt schlagen soll.

Politik des 20. Jahrhunderts

Berlin hat nicht nur keine Zukunftsprojekte mehr, sondern streicht überall dort, wo positive Auswirkungen auf die Stadtbevölkerung messbar wären: beim Ausbau der Radinfrastruktur, bei Elektrobussen und neuen Tramlinien, bei der Jugendsozialarbeit, der Verwaltungsdigitalisierung, der klimagerechten Sanierung öffentlicher Gebäude, in der Wissenschaft und massiv bei der Kultur. Bei der zentralen sozialen Frage der Stadt, die Mieten zumindest halbwegs bezahlbar zu halten, hatte die Koalition schon zuvor, unabhängig vom aktuellen Spardiktat, vollends kapituliert.

Durchgesetzt hat sich eine Politik, die sich im 20. Jahrhundert einbetoniert, deren ideologische Leitplanken das Auto und die innere Sicherheit sind. Während Au­to­fah­re­r:in­nen weiter subventioniert werden, gibt es Geld für symbolische Law-and-Order-Projekte wie den Zaun um den Görlitzer Park (siehe Seite 23). Genau hier wären die Stellschrauben für einen Mitte-links-Senat, der ebenso mit Spar­zwängen unter der Schuldenbremse konfrontiert wäre.

Neben dem Verzicht auf Sinnlos-Ausgaben, vom Abriss des Jahnsportparks bis zum immens teuren U-Bahn-Neubau, könnte dieser vor allem Einnahmen steigern. Auf der Hand liegen die Erhöhung der Parkgebühren, die bislang mehr kosten, als sie einbringen, eine City-Maut, ÖPNV-Abgaben für Unternehmen und Tourist:innen, eine höhere Zweitwohnsteuer oder auch die Ausschöpfung des Kreditrahmens. Doch der schwarz-rote Senat denkt gar nicht daran, jene in die Pflicht zu nehmen, die es sich leisten könnten.

Rot-Rot-Grün ist Geschichte

Das Dramatische an der Situation ist, dass es keine Aussicht auf Besserung gibt. Das Zeitalter des konservativen Rollbacks ist auch in Berlin angebrochen; das Spandauer Provinzgehabe hat die Stadt übernommen. Inzwischen kommt es einem fast schon vor wie aus einer Stadt vor unserer Zeit: Bei den Abgeordnetenhauswahlen 2016, 2021 sowie der Wiederholungswahl 2023 hatte Rot-Rot-Grün jeweils die Mehrheit erzielt, am deutlichsten 2021 mit 54,4 Prozent. Doch seit der Unterwerfung der SPD ist eine linke Mehrheit nicht mehr absehbar.

Würde jetzt gewählt werden, käme das Mitte-links-Lager einer aktuellen Umfrage zufolge nur noch auf 38 Prozent; ein Drittel der Wäh­le­r:in­nen ist abhandengekommen. Während die nicht mehr gestaltende Linke nur noch über interne Querelen wahrgenommen wird und sich auf 6 Prozent halbiert hat, liegt das am Schrumpfen der Sozialdemokratie, die von ihrem zuletzt schon historisch schlechten Wahlergebnis von 18,4 Prozent auf nunmehr mickrige 12 Prozent zusammengesackt ist – und damit sogar dem miserablen Bundestrend hinterherhinkt.

Eine Erholung in den Fängen der CDU und dem nun zu verantwortenden Kahlschlag scheint ausgeschlossen. Franziska Giffey hat die Berliner SPD ruiniert. Zwar war die Partei schon vor ihrer Unterwerfung kein Garant für eine zukunftsgewandte Politik, stets mussten Grüne und Linke darum kämpfen, der strukturkonservativen Parteiführung Fortschritte abzutrotzen. Möglich aber war es, wenn man auf die begonnene Verkehrswende oder allerlei Versuche, der Mietenkrise zu begegnen, zurückdenkt.

Doch mit der Entscheidung, als geräuschloser Sidekick der CDU rückständige Politik zu vertreten, hat sich die SPD überflüssig gemacht und ihren Niedergang verdient. Ein Grund zur Freude ist das leider nicht. Ohne SPD gibt es keine Aussichten auf progressive Mehrheiten – zum Leidwesen der ganzen Stadt.

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Erik Peter
Politik | Berlin
Redakteur für parlamentarische und außerparlamentarische Politik in Berlin, für Krawall und Remmidemmi. Schreibt über soziale Bewegungen, Innenpolitik, Stadtentwicklung und alles, was sonst polarisiert. War zu hören im Podcast "Lokalrunde".
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23 Kommentare

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  • Ne ganze Menge Berliner wollten den Wegener und seine biedere CDU. Dass Frau Giffey bzw. die Berliner SPD sich dieser rückwärtsgewandten Partei so sehr unterwerfen wird, war ehrlich gesagt in dieser Drastik nicht unbedingt zu erwarten. So braucht diese Partei niemand...



    Die Stadt, die ohnehin schon als eher dysfunktional zu bezeichnen ist, wird sich wieder (und weiter) in die falsche Richtung entwickeln... zum Heulen...

  • "Wer hat uns verraten?"

    Dumme Frage: Sozialdemokr...

    Man muss entschuldigend hinzufügen, dass es mir bei Frau Gifey schon lange bevor sie auf diesen Posten hochgelobt wurde nach ihrer Plagiatsaffäre immer schwer gefallen ist, sie mir als Sozialdemokratin vorzustellen. Für mich war sie schon immer gefühlt ein CDU Mitglied.

  • Es war eine "Wiederholungswahl": Die Mehrheiten waren sehr bescheiden: CDU bei unter 30-Jährigen 7% der Wahlberechtigten, bei Berufstätigen 20%. Die Enthaltung der SPD- und Linksparteiwähler entschied die Wahl.



    Das bedeutet: Die linke Mehrheit BESTEHT NACH WIE VOR, aber die Parteien kämpften und kämpfen nicht darum!



    Hätte die DDR eine solche "Wiederholungswohl" abgehalten, hätten alle Wahlfälschung geschrieben. Es lohnt sich, das Minderheitenvotum des Gerichtshof-Urteils zu lesen. Der Witz war, dass die SPD als Verursacher der (nicht wahlentscheidenden!) Schlampereien im Amt blieb. Das heißt, Giffey baut auch hier auf Betrug.



    Die tatsächliche Ursache war der Volksentscheid Deutsche Wohnen enteignen. - Wer erfolgreich gegen die 20%-Partei CDU antreten will, muss zum Thema Mieten und Vonovia laut und deutlich sprechen!

  • Wenn man den Text als Rede richtig spricht, ist es eine brauchbare Grabrede auf die SPD. Mit einem Hinweis auf die Fahrerin des Unfallwagens.

  • Ich bin kein Berliner aber hat rot - rot - grün, die in die Pflicht genommen , die es sich leisten könnten?



    Wenn nicht, hätten sie es jetzt gemacht oder würden sie auch überlegen müssen wo man sparen kann?

    Was im Artikel gewünscht ist, ist halt auch das was so der Tazleser mag. Ich vermute in einer anderen Zeitung hätten die Forenteilnehmer andere abweichende Wünsche für Berlin.

  • Die SPD ist aus meiner Sicht, notwendiger Weise, von der Entwicklung der Unternehmen, Unternehmenflexibilität und Unternehmer(-typen), die stets die Unterstützung der konservativen Kräfte in Politik und Gesellschaft (inkl. Finanzwesen) in Anspruch nehmen konnte, überrollt worden. Sie musste gemeinsam mit den Arbeitern und anderen Arbeitnehmern an deren lokaler Gebunden- und Eingeschränktheit mit Grenzen und unterschiedlichen Rechtskreisen scheitern. Zuvor herrschte nahezu Waffengleichheit. Die SPD, ob in Regierung oder nicht, hat es versäumt, die Interessen der Arbeitnehmer zu internationalisieren. Stattdessen gefielen sich Granden in einem Wechsel hin zum feinen Brioni-Genossen und einem die Arbeitnehmer täuschenden (Wählerstimmen) neoliberalen Programm. Die SPD ist geschlossen in die CDUCSU eingetreten und wird nun voraussichtlich nicht mehr schwergewichtig gewählt. Recht so!, solange sie sich nicht grundlegend ändert, was sehr schwer sein wird, da nunmehr ihre potentiellen Wähler u.a. aufgrund ihres Ausfalls die Zuwanderung als Wurzel allen angeblichen Übels ansehen.

  • >Genau hier wären die Stellschrauben für einen Mitte-links-Senat, der ebenso mit Spar­zwängen unter der Schuldenbremse konfrontiert wäre.

    Neben dem Verzicht auf Sinnlos-Ausgaben, vom Abriss des Jahnsportparks bis zum immens teuren U-Bahn-Neubau, könnte dieser vor allem Einnahmen steigern.

    Dem Senat bei den sinnlosen Ausgaben vor allem den Abriss des BFC-Dynamo-Stadions direkt am Mauerstreifen anzulasten lässt aber auf eine komische Prioritätensetzung schließen.

  • Man könnte auch sagen, das Problem hat früher begonnen, statt strukturelle Veränderungen und Investionen haben die SPD und die Linke auf Alimentation gesetzt, ändert zwar nichts , schafft aber ein herrliches soziales Ruhekissen.Von der Taz erwarte ich eigentlich , dass sie analysiert, wie diese riesigen Defizite entstehen konnten und welche Entscheidungen dazu geführt haben. würde man diese Entscheidungen heute noch treffen?Mir fällt da spontan das 29 Euro Ticket ein.

  • " [...]Während Verkehrswende-Musterschülerin Paris die Autopolitik hinter sich lässt[...]"

    Habt "Ihr" leider bis heute nicht begriffen,dass es diese Anti-Auto-Politik ist,die immer wieder die Rot(Rot,Grüne) Macht kostet.



    Hat sich jetzt in Berlin vollzogen,wird sich weiter in anderen Städten vollziehen die diesem Ansatz ebenso gefolgt sind.

    Das wahre Zukunftsprojekt war es und ist es weiterhin,alle Verkehrsarten in der Stadt möglich zu machen.



    Kostet halt leider Wohnraum aber Städte sind nunmal immer auch Zentren für die Umgebung und müssen gerade deswegen Autobefahrbar sein.

  • Was für ein Quark! Kürzungsorgien hat es zuletzt unter einem gewissen Klaus W. gegeben, der einer eher linksaußen zu verortenden Regierung vorstand und dem die Funktionsfähigkeit der Stadt völlig Banane war (mit allen bekannten Folgen). Was dagegen aktuell passiert ist das Streichen von Luxusprojekten: Niemand in der Welt versteht, warum in Berlin nach bezahlbaren Mieten gejammert wird, aber das Tempelhofer Feld mitten in der Stadt nicht bebaut wird. Niemand hat das 29-Euro-Ticket verstanden und keiner hat Verständis für die absurde Übersubventionierung von allem was sich selbst als Kunst bezeichnet. Das haben auch die Wähler verstanden, weshalb die vom Autor gewünschte Politik offenbar aktuell keine Mehrheiten mehr hat.

  • Die Geschichte der SPD ist eine Geschichte des Opportunismus einer Partei, die sich immer wieder bemüht hat, ihre nationalistische und marktliberale Grundgesinnung zu beweisen: 1914 stimmte die SPD nach Generalmobilmachung dem Hurra-Patriotismus bei. 1918/19 Ebert-Groener-Pakt mit den militanten Nationalkonservativen gegen Streikende und linke Reformen. 1959 Godesberger Programm für die Mehrheitsfähigkeit, mit Bekenntnissen zur parlamentarischen Demokratie, Marktwirtschaft und Westbindung. 2003-2005 Agenda 2010 für eine Hinwendung zum Neoliberalismus.







    Spätestens seit den 2000er Jahren ist die SPD eine zutiefst konservative Partei, die den Status Quo bewahren will. Hauptadressaten ihrer Programme sind qualifizierte und gut verdienende Beschäftigte, die die wirtschaftliche Ungleichheit und das gesellschaftliche Machtgefälle akzeptieren, weil sie (noch) davon profitieren und Angst vor Veränderungen haben. Das die Agenda 2010 nicht der Endpunkt sozialer und demokratischer Zumutungen war, dafür sorgen schon das Festhalten an der Marktwirtschaft und die Globalisierung.

  • Warum lassen sich alle anderen Bundesländer das bieten?



    Berlin leistet sich deutlich höhere Sozialleistungen und Bürgerzuwendungen als andere Bundesländer. So kostet dort bspw. das Deutschlandticket weniger. Kindertagesstätten sind dort durchgängig kostenfrei. In einigen anderen Bundesländern müssen Eltern zuzahlen. Weitere Beispiele gibt es zur genüge.



    Geld hat Berlin dafür nicht - das wird über den Länderfinanzausgleich finanziert.



    Selbst nach diesen sogenannten Kürzungen finanziert Berlin deutlich mehr Sozialleistungen als andere Länder.



    Das ist gegenüber anderen Bundeslndrn unfassbar frech.

  • Herzlichen Glückwunsch meinen besten Dank für Artikel, der voll auf den Punkt trifft !



    Für mich wird deutlich, dass wieder einmal die Karriere und das persönliche Ego wichtiger sind als der Amtseid, zu Wohle des Volkes auf Zeit zu dienen.

  • Es war einmal ein Berlin,



    es war progressiv, es war solidarisch, es war gerecht,



    die gewaltige Hauptstadt schien unbesiegt



    und ihre Sterne vom Himmel waren zum Greifen nah,



    aber dann kam Giffeys Dolchstoß von hinten.

  • Ohne SPD gibt es keine Aussichten auf progressive Mehrheiten.... mit dieser SPD auch nicht, da die Progressiven in der Partei offensichtlich keine Mehrheit besitzen.



    Warum ist das so, und wo sind die Progressiven zu finden?

    • @Minion68:

      Das ist der Grund, wesewegen sich die SPD gespalten hat. In die jetzige Linke und den CDU-Teil der SPD, der jetzt noch unter dem Kürzel SPD firmiert.

  • um den Satz zu verfollständigen:

    die Sozialdemokraten.

    & wer war dabei:

    Die Grüne Partei.

    --> und jetzt darf man mir die Tür gegen 5:45 (Tradition muss sein) eintreten wegen Delegitimierung des übergriffigen Staates. Ist mir mittlerweile egal.

  • Manche haben immer noch nicht begriffen, dass eine höhere Verschuldung der öffentlichen Haushalte zu einem höheren Zinsniveau und damit zu höheren Schuldenlasten und einer höheren Inflation führt. Dies belastet vor allem wieder Kleinverdiener und Leistungsempfänger. Eine höhere Verschuldung ist also nicht der Weg.

    • @Nikolai Nikitin:

      Ich würde mich mal mit der Modern Monetary Theory befassen. Das öffnet die Augen. Siehe



      www.geldfuerdiewel...geburtstag-lindner

      Ich kann folgende Bücher dazu empfehlen:



      - Modern Monetary Theory: Eine Einführung (essentials) von Dirk Ehnts



      - Mythos Geldknappheit: Modern Monetary Theory oder warum es am Geld nicht scheitern muss von Maurice Höffgen

      War für mich sehr erhellend. Und führt einen zurück zu der eigentlichen Bedeutung von Geld, das ja nur eine Erfindung des Menschen ist, ebenso wie die Regeln für seinen Umgang.

    • @Nikolai Nikitin:

      Die These greift zu kurz. Woher hast du diese Analyse?



      1.Kein direkter Zusammenhang zwischen Schulden und Zinsen: Zinsen werden vor allem von der Geldpolitik der Zentralbanken und globalen Marktbedingungen bestimmt, nicht allein durch Staatsverschuldung (Beispiel: Japan hat hohe Schulden, aber niedrige Zinsen).



      2.Staatsverschuldung ist nicht zwangsläufig inflationär: Inflation entsteht durch ein Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage. Wenn Schulden in produktive Investitionen fließen, fördern sie Wachstum, ohne die Inflation zu treiben.



      3.Kleinverdiener profitieren oft von Verschuldung: Staatsausgaben finanzieren Sozialprogramme und stabilisieren die Wirtschaft, was besonders einkommensschwache Haushalte schützt.



      4.Nachhaltigkeit ist entscheidend, nicht die Höhe der Schulden: Solange das Wirtschaftswachstum die Zinslast übersteigt, bleibt Verschuldung tragbar. Historisch wurden hohe Schulden oft durch Wachstum und nicht durch Sparpolitik abgebaut.

    • @Nikolai Nikitin:

      Schon, nur gerade jetzt bräuchte es einen Staat, der die Wirtschaft ankurbelt. Die privaten Haushalte reduzieren ihren Konsum, den Unternehmen geht es vielerorts nicht gut. Wenn sich an der Einnahmenseite nichts tut und man nicht die Wirtschaft komplett abwürgen will, müssen neue Schulden her.

  • Das Ergebnis ist bitter. Aber es haben sich die SPD-Mitglieder in einer demokratischen Entscheidung dazu entschlossen. Eine gewählte Partei hat ihre Mitglieder befragt - und die haben zugestimmt. Wären mehr Berliner*innen in der SPD, wäre es vielleicht anders ausgegangen. Es war aber kein Mensch daran gehindert, SPD Mitglied zu sein. Oder hätte man einen Volksentscheid darüber durchführen sollen, mit wem die SPD koalieren muss?



    Immer, wenn die eigene Meinung sich in der Politik nicht durchsetzt, ist man schnell damit, Parteien und "der Politik" Verrat vorzuwerfen. Aber insgesamt war das einfach echte und gelebte Demokratie. Wenn auch knapp.

  • Ja, die SPD hätte beinahe das Feld sichern und eine rot rot grüne Koalition haben können. Vielleicht dann sogar DWE vergesellschaften umsetzen müssen. Das war vermutlich auch der Knackpunkt, dass die Lösung für die Berliner Probleme für den rechten Flügel und damit die Mehrheit der Berliner SPD ideologisch nicht bekömmlich ist.