Sexualisierte Gewalt in der Kirche: Mitspracherecht bei Woelki gefordert
Die Auszeit von Erzbischof Woelki endet Anfang März. Gläubige fordern vor seiner Rückkehr eine Befragung und dass die Reformbeschlüsse ernst genommen werden.
Das Oberhaupt des Kölner Erzbistums ist noch bis Aschermittwoch, der in diesem Jahr auf den 2. März fällt, beurlaubt. Die Krise in der Diözese sei durch Woelkis Auszeit nicht beigelegt, mahnte Kurzbach. „Es sind derzeit nicht die geringsten Anzeichen erkennbar, dass nach dem 2. März etwas anders wird“, sagte er der Zeitung. Der Vatikan sei dafür verantwortlich, das Erzbistum „nicht sehenden Auges in die Kernschmelze laufen zu lassen“.
Die Reformbewegung Maria 2.0 forderte Woelkis Vertreter Rolf Steinhäuser dazu auf, seinen Lagebericht für den Vatikan und das Ergebnis einer geheimen Abstimmung im Beratergremium des Erzbischofs zu dessen Rückkehr offenzulegen. Sollte Kardinal Woelki zurückkehren, drohe „Agonie“, hieß es in dem Bericht.
Woelki werden schwere Kommunikationsfehler bei der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals im größten deutschen Bistum vorgeworfen, auch wenn er persönlich juristisch entlastet wurde. Papst Franziskus beließ ihn im Amt, der Kardinal nahm sich jedoch für vier Monate eine sogenannte geistliche Auszeit.
Erste Reformbeschlüsse bei der dritten Synodalversammlung
Am Wochenende war mit ersten konkreten Reformbeschlüssen die dritte Synodalversammlung zur Erneuerung der katholischen Kirche in Deutschland zu Ende gegangen. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, wertete das dreitägige Treffen in Frankfurt am Main als „großen Erfolg“. „Wir verändern das konkrete Handeln der Kirche, und ich habe die große Hoffnung, uns gelingt der Durchbruch in eine veränderte Kultur: deutlich partizipativer, gerechter, in geteilter Verantwortung aller.“
Konkret habe die Synodalversammlung beschlossen, dass die Gläubigen eines jeden Bistums künftig stärker an der Berufung eines neuen Bischofs beteiligt werden sollten. „Ein Kulturwandel ist auch in der Gestaltung des kirchlichen Arbeitsrechts notwendig“, sagte Bätzing. Weit über 90 Prozent der Delegierten hätten sich dafür ausgesprochen.
Der Limburger Bischof verwies auf die aufsehenerregende Initiative #OutInChurch, in der sich kürzlich 125 kirchliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu ihrem Queersein bekannt hatten. Derzeit müssen kirchliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die etwa in homosexuellen Partnerschaften leben oder nach einer Scheidung wieder heiraten, mit Sanktionen rechnen, im schlimmsten Fall mit der Kündigung.
Auch die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, sagte: „Die Dritte Synodalversammlung war erfolgreich. Die Versammlung hat geliefert.“ Erstmals seien drei Reformtexte in zweiter Lesung und damit bindend verabschiedet worden. Dabei habe es auch klare Mehrheiten der Bischöfe gegeben.
Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) sah nach der Synodalversammlung „deutliche Fortschritte“. Nun seien die Bischöfe mit rascher Umsetzung gefragt. „Das muss jetzt geschehen und es darf nicht erst auf eine Zustimmung oder Ablehnung aus Rom gewartet werden“, betonte der BDKJ-Vorsitzende Gregor Podschun, der selbst Delegierter der Synodalversammlung ist.
Positiv fiel auch die Bilanz der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschland (kfd) aus. „Unsere Beharrlichkeit und unser Ringen der vergangenen Jahre haben sich endlich ausgezahlt. Die Versammlung hat gezeigt: Die Kirche – und die Mehrheit der anwesenden Bischöfe – will die Veränderung und hat jetzt die dringend nötigen Reformen in Gang gebracht“, sagte die stellvertretende Bundesvorsitzende Agnes Wuckelt.
Zuspruch gab es ebenso von den Reformgruppen, die den Synodalen Weg von außen begleiten: „Diese Versammlung hat gezeigt: Die Zeit der Angst und der Ausgrenzungen wie auch der Fixierung auf eine übergriffige Sexualmoral ist endlich vorbei“, hieß es in einer Stellungnahme von „Wir sind Kirche“. Allerdings seien auch die immer noch bestehenden Widerstände in Teilen der Deutschen Bischofskonferenz deutlich geworden. Vor allem der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer hatte sich in seinen Redebeiträgen immer wieder gegen Reformen gestellt.
Missbrauchsbetroffene waren hingegen enttäuscht von der dritten Vollversammlung des Synodalen Wegs. Die Betroffenenorganisation „Eckiger Tisch“ sagte, dass bei den Gesprächen die Anliegen der Opfer keine Rolle gespielt hätten.
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