Umstrittener Kölner Erzbischof: Woelki bietet Papst Amtsverzicht an
Nach seiner Auszeit ist der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki am Mittwoch ins Amt zurückgekehrt. Er bot seinen Rücktritt an – Papst Franziskus muss aber zustimmen.
Damit kehrt Woelki erst einmal nur auf Probe zurück. Der Papst werde „zu gegebener Zeit entscheiden“, ob er dem Rücktrittsgesuch zustimme, teilte das Erzbistum mit. Franziskus habe jedoch angeordnet, dass Woelki sein Amt nach der Auszeit zunächst weiter ausübe.
Vorausgegangen war eine heftige Debatte um Woelkis Umgang mit der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche. Dem Erzbistum und Woelki wurde unter anderem vorgeworfen, ein Gutachten zurückgehalten zu haben, das die massenhafte sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen in der katholischen Kirche aufarbeiten sollte.
Das Gutachten der Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker und Wastl, das laut Woelki „methodische Mängel“ aufwies, hatte indes eine besondere Brisanz, weil es auch Geistliche betraf, die damals in Köln hohe Ämter bekleideten. Ihnen wurden Fehler im Umgang mit Fällen von sexuellem Kindesmissbrauch durch Geistliche nachgewiesen; es stand der Vorwurf im Raum, die Beschuldigten hätten Täter geschützt.
„Maria 2.0“ protestierte gegen Woelkis Rückkehr
Im Februar hatte das Landgericht Köln einen Priester wegen sexuellen Missbrauchs zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Kritisiert wurde Woelki aber auch wegen seiner überholten reformfeindlichen Haltung. Unter anderem lehnt er die Priesterweihe für Frauen und die Abschaffung des Pflichtzölibats für Priester ab.
Im Herbst vergangenen Jahres mussten einige hohe Geistliche beim Papst ihre Rücktrittsgesuche einreichen. Das wurde auch von Woelki erwartet – tat er aber nicht, sondern ließ sich auf die vom Vatikan verordnete Auszeit ein.
Gegen Woelkis Rückkehr protestierte am Mittwoch die vor allem von Frauen getragene Reformbewegung „Maria 2.0“. Die Aktivist:innen fordern einen tiefgreifenden Wandel in der katholischen Kirche, dem Woelki kritisch gegenübersteht. „Maria 2.0“ gehe es aber nicht nur um Woelki allein, sagte deren Sprecherin Maria Mesrian am Mittwoch im WDR. Sondern um die Machtstrukturen und das gesamte System, das „keine Machtkontrolle kenne“.
Die jahrelangen Skandale um sexuelle Gewalt in katholischen Einrichtungen, die zurückgehaltenen Gutachten, die Debatten um Woelki und andere hohe Geistliche bleiben nicht folgenlos: Gläubige kehren der Kirche seit Längerem den Rücken, allein im Jahr 2020 traten über 221.000 Katholik:innen aus der Kirche aus.
Seit Jahren fordern Protest- und Reformbewegungen zudem einen anderen Umgang mit Geschiedenen und nichtheterosexuellen Menschen. Auch das hatte Folgen: Ende Januar outeten sich 125 queere Kirchenmitarbeiter:innen unter dem Hashtag #OutInChurch. Dadurch riskierten nicht wenige ihre berufliche Zukunft in kirchlichen Einrichtungen.
Eine überraschende Wendung gab es Anfang Februar: Das katholische Gesprächsformat „Synodaler Weg“ sprach sich für die Segnung homosexueller Paare und Frauen in Weiheämtern aus. Ob Kardinal Woelki das gefällt, ist unbekannt. Jetzt kann er sich dazu erklären – und im besten Fall die Reformen unterstützen.
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