Selenskyjs US-Besuch: Ergebnislose Reise
Der „Siegesplan“ Wolodymyr Selenskyjs verpuffte in den USA. Stattdessen gab es Altbekanntes und ein fruchtloses Treffen mit Donald Trump.
B ei seinem Besuch in den USA wollte Wolodymyr Selenskyj seinen „Siegesplan“ vorlegen, der nicht weniger versprach, als den Krieg zugunsten der Ukraine zu beenden. Und das zu einem Zeitpunkt, wo Russland eine Ortschaft nach der anderen erobert, während die Kursk-Offensive vor sich hin dümpelt. Das konnte nicht klappen und hat es auch nicht, weder bei der UNO noch bei Präsident Joe Biden und zuletzt Donald Trump.
Der ukrainische Präsident forderte in den USA vor allem mehr Waffen sowie die Erlaubnis, mit westlichen Waffen Ziele tief in Russland angreifen zu dürfen. Doch das hält die Biden-Regierung bislang für keine gute Idee. Und mehr militärische Unterstützung ist nicht so einfach, weil auch die Ressourcen der USA begrenzt sind, zumal Israel weiter militärisch unterstützt werden soll. Die neue militärische Hilfe, die Biden ankündigte, war nicht wirklich neu, sondern wurde nur von ihm freigegeben.
Auch bei Donald Trump kam Selenskyj keinen Meter weiter. Die Republikaner warfen Selenskyj vor, mit seinem Auftritt in einer Munitionsfabrik in Pennsylvania die Demokraten im Wahlkampf zu unterstützen. Dann kritisierte Selenskyj im New Yorker auch noch Trumps Vizepräsidentschaftskandidaten J. D. Vance als „zu radikal“. Damit begann eine mediale Dauerfehde, die den ganzen Besuch überschattete. Trump zog öffentlich über Selenskyj her; er sei unfähig, einen Deal mit Russland zu machen.
Zum Abschluss seiner Reise bekam der ukrainische Präsident dann doch noch einen Termin im Trump-Tower: Den hat er natürlich wahrgenommen, doch die Pressekonferenz mit Trump muss für Selenskyj den Wohlfühlfaktor einer Darmspiegelung gehabt haben: Gewohnt großspurig tönte Trump, wie schnell er als Präsident den Krieg beenden werde, weil er ja gute Beziehungen zu Präsident Putin habe. Als Selenskyj dazu was sagen wollte, fuhr ihm Trump in die Parade mit der Mahnung, dass es für einen Tango immer zwei brauche. Das war es dann, das unrühmliche Ende einer ergebnislosen Reise.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Deutungskampf nach Magdeburg
„Es wird versucht, das komplett zu leugnen“
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Aktionismus nach Magdeburg-Terror
Besser erst mal nachdenken
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker
Mindestlohn feiert 10-jähriges Jubiläum
Deutschland doch nicht untergegangen