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Saubere E-Autos mit dreckigem StromImmer noch besser als Diesel

Wenn der Strommix dreckig ist, können E-Autos trotzdem umweltfreundlicher sein als solche mit Verbrennungsmotoren?

Elektroautos lohnen sich Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Berlin taz | Wenn Sie in Polen, Tschechien, Estland, Bulgarien oder in Indien leben, wenn Ihnen das Klima am Herzen liegt und Sie trotzdem ein neues Auto brauchen, dann kaufen Sie am besten eines mit Verbrennungsmotor.

In allen anderen Ländern der Welt dagegen sollten Sie auf ein elektrisch betriebenes Fahrzeug umsteigen. Den gleichen Vorteil haben elektrische Wärmepumpen gegenüber einer konventionellen Gasheizung. Das hat eine neue Untersuchung der Radboud-Universität in den Niederlanden ergeben, die in Nature Sustainability publiziert wurde. Fazit: In allen großen Märkten schlagen elektrische Autos und Heizungen (verantwortlich für ein Viertel aller CO2-Emissionen) die alten Gas-, Benzin- oder Dieselmodelle beim Klimaschutz.

Damit haben sich die Forscher einer Achillesferse vor allem der E-Autos genähert: Aus welchem Strommix tanken die Autos ihre Energie? Und wie viel Emissionen entstehen bei Produktion und Wiederverwertung? Das Resultat ist deutlich: Selbst in Ländern mit einem vergleichsweise dreckigen Stommix wie China oder Deutschland entsteht insgesamt nach 150.000 Kilometern Fahrleistung weniger Umweltbelastung als bei den Autos, die Benzin oder Diesel verbrennen.

Das gilt nach Angaben der Zeitschrift New Scientist für 95 Prozent aller Autos auf dem Weltmarkt. In Schweden oder Frankreich, wo Öko- und Atomstrom das Netz dominiert, produzieren E-Autos bis zu 70 Prozent weniger CO2 als Verbrenner.

Ökovorteile von E-Autos werden regelmäßig infrage gestellt

Die Ökovorteile von E-Autos werden mit ökologischen Gesamtrechnungen immer wieder infrage gestellt – zuletzt vom dänischen Klimazweifler Björn Lomborg. Dabei würden aber nur einzelne Autotypen berechnet. Florian Knobloch hat mit seinem Forschungsteam die Emissionen für alle Modelle auf der Basis von 2015 berechnet. Da inzwischen immer mehr erneuerbare Energien in die Netze drängen (Großbritannien hat seit 2015 seine CO2-Intensität halbiert), müsste die Bilanz der Stromer inzwischen noch besser aussehen.

Die Lehren für die Politik sind klar, so Knobloch: „Es gibt keinen Grund zu warten. Elektrifizierung lohnt sich selbst bei all den Unsicherheiten. Lassen Sie sich nicht durch all diese Studien verwirren. Man kann schon jetzt nichts falsch machen.“

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22 Kommentare

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  • Wenn mein Elektroauto mit einem gleichstarken Dieselmotor betrieben würde, wie der Elektromotor, käme ich bei gleicher Fahrgeschwindigkeit auf einen CO2-Ausstoß von 16,5kg CO2, die die umliegenden Braunkohlekraftwerke für je 100km meines Fahrzeuges ausstoßen: 15kWh*11kg/100km. Ein Dieselmotor mit 30% Wirkungsgrad käme auf 50kWh Verbrauch an Heizenergie oder 13,5kg CO2.



    In der Stadt ist mein Elektroauto allerdings deutlich sparsamer und stößt sein Mehr an Abgas nicht in der Nähe von Menschen aus. Welche wahnsinnigen Mengen an Staub und Schadstoffen unsere Industrie und unsere Braunkohlenkraftwerke ausstoßen, können wir zur Zeit in der sonst schmutzigsten Gegend Westeuropas, der Kölner Bucht, erleben. Vor 140 Jahren noch die sauberste tiefgelegene Gegend der Erde mit der weltweit höchsten Sternwartendichte. Da ich in Argelanders Instituten in Bonn studiert habe, weiß ich sehr wohl um diese geradezu unglaubliche Klimaveränderung.



    Heute morgen beobachtete ich wieder, wie schon die Wochen zuvor, die nächtliche Abkühlung und die sonst ungewohnten Farben des Morgenhimmels.Dank Corona.



    de.wikipedia.org/w..._August_Argelander

  • Am Strom-Mix kann man arbeiten (Kohle, Atom etc. abschaffen), an der Luft nur wenn die Stinkerei aufhört. Sieht man doch jetzt gerade oder?

  • 0G
    01767 (Profil gelöscht)

    Ein klimaneutrales Auto gibt es nicht. Die E-Mobilität wird nicht alle Probleme lösen können - wer wirklich was fürs Klima tun will, sollte auch seine Mobilitätsansprüche hinterfragen.

  • Es ist sehr schade, dass jetzt auch die taz die Elektromobilität so kritiklos bejubelt wie fast die sonstige veröffentlichte Meinung. Ich bin seit Jahrzehnten treuer Leser und Unterstützer der taz, weil diese genau das bis dato nicht gemacht hat.



    Bei den zitierten Berechnungen des Herrn Knobloch ist nicht erwähnt, ob die tollen Ergebnisse der Elektroautos nun mit oder ohne Einbeziehung der Produktion, Ersatzbeschaffung und Entsorgung des Akkus erzielt wurden. Anzunehmen und nach allen seriösen Berechnungen eindeutigen Ergebnissen zufolge kann es sich nur um eine Berechnung OHNE diese Berücksichtigung handeln. Wie gesagt, sehr schade...

    • @phlyktaenus:

      In dem Artikel steht eindeutig, dass sich der Umweltvorteil eines Elektroautos erst nach 150.000 Kilometern einstellt. Das impliziert, dass die Produktion mit einbezogen wurde. Viele Ersatzteile gibt es beim Elektroauto eigentlich nicht und die verbrauchten Batterien werden in der Regel wieder aufbereitet.

      • 6G
        68514 (Profil gelöscht)
        @Cerberus:

        Was bedeuten eigentlich 150.00 km? Vielfahrer kommen vielleicht auf 20.000 bis 30.000 km pro Jahr. Das würde bedeuten, daß nach 7,5 bis 5 Jahren besagter Effekt greift. Bei Wenigfahrern wie mir ist dies frühestens nach 20 Jahren der Fall. Ich finde, es hängt sehr viel vom Mobilitätsverhalten ab, wie sich die CO2-Emission entwickelt. Also wie bewältige ich meine oft zurückgelegten Wege? Muß es immer das eigene Auto sein? Wie müssen die Netze der Öffis gestaltet werden, damit für immer wiederkehrende Wege möglichst diese genutzt werden? Elektromobilität ist ja schön, aber wenn weiterhin jedes Auto im Schnitt mit nur 1,4 Personen besetzt ist, wird diese Technologie die Verkehrsprobleme nicht bewältigen, insbesondere was den immensen Platzbedarf des MIV angeht.

        • 6G
          68514 (Profil gelöscht)
          @68514 (Profil gelöscht):

          Ich habe noch vergessen zu erwähnen, daß der Bau der vielen überdimensionierten Straßen ebenfalls CO2 freisetzt. Wenn also der MIV abnimmt und deswegen der Straßenbau ebenfalls eingedampf werden kann, dann reduziert dies auch die CO2-Emissionen und den Materialverbrauch, was ein weiterer Grund für das Überdenken des Mobilitätsverhaltens ist.

      • @Cerberus:

        Der wievielte Batteriesatz wird nach 150.000 Kilometern "aufbereitet" ?



        Und glauben Sie wirklich, das passiert klimaneutral ?



        Der Diesel fährt einfach weiter.

        • @Don Geraldo:

          Der erste Batteriesatz. Lithium-Ionen-Akkus halten in PKWs viel länger als gemeinhin angenommen...und danach müssen sie auch noch nicht gleich recycelt werden, sondern können noch als stationäre Stromspeicher für z.B. Solaranlagen dienen...

  • Die ganzen Berechnungen sind doch weniger wissenschaftlich fundiert als ideologisch motiviert.



    Jeder Verbrennungsmotor, der gegen Elektroantrieb ausgetauscht wird, braucht zwar kein Rohöl mehr, aber der zusätzliche Strom muß ja auch irgendwoher kommen.



    Läßt sich die ökologische Stromproduktion überhaupt entsprechend steigern ?



    Welche Belastung produziert der Ausbau der Produktion von Elektroautos, und wie lange können diese überhaupt genutzt werden ?



    Je länger der vorhandene Fuhrpark genutzt wird, desto geringer die Belastung durch Neuproduktion.



    Wie oft muß allein der Batteriesatz eines Elektroautos gewechselt werden während der durchschnittlichen Lebensdauer eines Diesels ?

  • Ich weiß, dass mein Elektroauto über die Abgase der Braunkohlekraftwerke, ich wohne in dem Revier, genau so viel Abgas ausstoßen, wie der verkaufte Diesel. Trotzdem, Lärm macht mein Auto kaum und die Stadt bleibt sauberer. Außerdem vermeidet ein Elektroautofahrer jeden Stau, fährt langsamer und sucht sich den Zeitpunkt für die Fahrt aus. Die Stromerzeugung wird laufend sauberer, leider auch teurer. Aber das muss in Zukunft nicht so bleiben, Herr Altmaier wird uns zwar noch einige Jahrzehnte erhalten bleiben, aber irgendwann wird auch er eine andere Lobby aufsuchen müssen.Hoffen wir, die von uns Elektroautofahrern.



    Zur Zeit wird mein nächstes Auto, natürlich ein Elektroauto, nicht einmal gebaut. Denn für gegenüber seiner Klientel ist er ausgesprochen fürsorglich.

  • Nee Pötter. Ein 500 kw tesla KANN nicht umweltfreundlicher sein, (Primärenergie) als n 30 alter Diesel. PS: MAn hat leider nie GEMESSEN- ausser in der Schweiz beim dortigen Automobilclub. Und beim Adac im Geheimlabor .Fragt sich niemand, warum man nicht, mit seinem Auto, mal in so ein Abgaslabor fahren darf, und vor allem warum ein witzigerweises Betsehen der Prüfung DENNOCH keine grüne Plakette gibt. Ist NACHMESSEN jetzt schon Verschwörungstheorie??

    • @ophorus:

      Doch, ein Tesla KANN umweltfreundlicher sein, auch mit seinen 500kw Kurzzeitleistung (die er eh nur für Sekunden bei irgendeinem Viertelmeilenrennen braucht) als irgend so ein alter 50PS-Stinkediesel!

    • @ophorus:

      sogar in fett gedruckt stehts:

      Ökovorteile von E-Autos werden regelmäßig infrage gestellt

  • Aber am besten, Sie kaufen sich gar kein eigenes Auto. Für die paar Fahrten, die man tatsächlich braucht, sollten ökologisch sinnvolle Möglichkeiten für gemeinschaftlich genutzte Fahrzeuge organisiert werden.

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @Helmut van der Buchholz:

      Sicherlich sinnvoll, aber nach dem Corona Schock werden wohl die Leute verstärkt auf Individualverkehr setzen.



      Das ist auch verständlich.

    • @Helmut van der Buchholz:

      Der Hype um BEVs ist für mich nur aus der US-amerikanischen Sicht verständlich, wo der öffentliche Nahverkehr in vielen Städten unterentwickelt ist und zu 100% auf den Individualverkehr im Auto gesetzt wird.



      Dazu kommen noch industriepolitische Interessen, dass in China und USA lokale Anbieter für BEVs konkurrenzfähig gegenüber Importen sind und allein deshalb gefördert werden. Für Deutschland dagegen sollte die Energiewende und Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs Vorrang haben, mit BEVs kann man sich auch in 10 Jahren beschäftigen.

  • Die Grundannahmen sind doch vollkommen falsch. Fakt ist doch, dass der gesamte vorhandene Strommix bereits durch die vorhandenen Verbraucher verbraucht wird. Jeder zusätzliche Abnehmer, der durch eine Umstellung des Antriebes ans Netz kommt und weiteren Strom verbraucht, nutzt die jeweils im Land vorhandene Brückentechnologie. In Deutschland ist das Strom aus Braun- und Steinkohle. Demnach muss sich die Emissionen eines jeden zusätzlichen E-Autos bis auf Weiteres anhand von Kohlestrom bemessen.

    Leute, die mit dem "vorhandenen Strommix" rechnen, glauben offensichtlich immer noch, dass der Strom aus der Steckdose kommt.

    • @DiMa:

      Der vorhandene Strommix wird aber von Jahr zu Jahr „grüner“...dank der erneuerbaren Energien...

  • Danke für den Hintergrund. Dennoch verstehe ich eins nicht: wenn schon der öffentliche Staatssäckel E-Autos fördert -- warum sich nicht auf /kleine/ E-Autos beschränken?

    Und... danke für den Link auf Ilija Trojanows Artikel. Zum zweiten Mal gelesen -- und zum zweiten Mal genossen. Great stuff!

    • @tomás zerolo:

      "wenn schon der öffentliche Staatssäckel E-Autos fördert -- warum sich nicht auf /kleine/ E-Autos beschränken?" weil VWBMWMercedes an einem Alibihybrid-SUV, zumal als Dienstwagen, mehr verdienen als an Kleinwagen?

    • @tomás zerolo:

      besten dank fuer den expliziten hinweis suf den verlinkten artikel. ein kleines juwel.