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Sanierungsplan für die Deutsche BahnWissing wünscht sich was

Der Bundesverkehrsminister will, dass die Bahn pünktlicher wird und effizienter arbeitet. Ex­per­t:in­nen verlangen dafür mehr konkrete Vorschläge.

Für pünktlichere Züge: Wissing will Bahn-Sanierungskonzept Foto: Peter Kneffel/dpa

Berlin taz/dpa | Züge sollen besser ausgelastet werden und pünktlicher kommen, die Verwaltung der Deutschen Bahn (DB) solle effizienter arbeiten und die Digitalisierung des Bahnbetriebs Auftrieb bekommen: Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) fordert, dass sich die DB in mehreren Geschäftsbereichen deutlich verbessert. Am Dienstag stellte er ein Papier vor, das sieben Handlungsfelder bis 2027 definiert.

Abgesehen von besseren Pünktlichkeitswerten, besserer Auslastung, schnelleren Digitalisierungsprozessen und effizienterer Verwaltungsarbeit sieht das Verkehrsministerium Handlungsbedarf im Bereich der Infrastrukturplanung, der Investitionen in die Bahninfrastruktur und der Störanfälligkeit des Bahnsystems bei Extremwetter­ereignissen, die durch den Klimawandel wahrscheinlicher werden.

Die Deutsche Bahn müsse nun ein ausführliches Sanierungskonzept vorlegen, über das der Aufsichtsrat des Staatskonzerns bei seiner nächsten Sitzung berät. Wissing erwarte alle drei Monate einen Bericht, ob Ziele erreicht werden. „Es darf die Option nicht geben, dass es nicht klappt. Das ist meine Vorgabe“, sagte der Minister. Die Bahn bestätigte die Arbeit an einem Sanierungskonzept.

Keine Strecken streichen

Das deutsche Schienennetz ist marode, die DB schrieb zuletzt rote Zahlen und wartete mit niedrigen Pünktlichkeitswerten auf: Im Juli etwa kamen nur 62 Prozent der Züge im Fernverkehr pünktlich. Vor der Veranstaltung am Dienstag wurde spekuliert, ob die Deutsche Bahn Verbindungen ausdünnen würde, um finanzielle Gewinne einzufahren und mehr Pünktlichkeit zu garantieren.

Wissing sprach sich am Dienstag deutlich gegen die Still­legung von Strecken aus. Die DB müsse dem Gemeinwohl dienen, da brauche es eher mehr als weniger Verbindungen.

Der ökologische Verkehrsclub VCD kritisiert Wissings Vorstoß nichtsdestotrotz als „Schnellschuss“. Es fehlten Details dazu, wie er die genannten Ziele erreichen wolle, sagt der bahnpolitische Sprecher des VCD, Alexander Kaas Elias, der taz. Konkrete Maßnahmen wie ein Fondsmodell zur langfristigen Finanzierung der Deutschen Bahn kämen nicht vor.

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9 Kommentare

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  • Wissing wünscht sich was! Das machen die Bahnfahrer auch. Zuerst einen Bahnchef, der von der Bahn etwas versteht und nicht nur Bahnhof versteht. Und dann einen Verkehrsminister, der den Verkehr ökologischer plant und sich nicht selbst zum VerkehrTminister macht.

  • "Wissing sprach sich am Dienstag deutlich gegen die Still­legung von Strecken aus. Die DB müsse dem Gemeinwohl dienen, da brauche es eher mehr als weniger Verbindungen."



    Ist diese Erkenntnis in seinem eigenen Kopf gewachsen? Auf irgendeiner Dienstwagenfahrt von A nach B? Oder mussten ihm das andere sagen?



    Vielleicht wurde in Anbetracht des vergangenen Sonntags erwähnt, dass in den 1990er-Jahren fast das gesamte mittelsächsische Eisenbahnnetz stillgelegt wurde? Bis heute keine moderne schnelle Verbindung nach Görlitz und darüber hinaus existiert? Dass Chemnitz als drittgrößte sächsische Stadt keine ICE-Verbindung hat? Nach der Eröffnung der SFS Halle-Erfurt-Bamberg zahlreiche Fernverbindungen in thüringische Mittelstädte entfallen sind? Die DB seit ihrer Gründung das Gegenteil von "dem Gemeinwohl dienen" tut? Unendlich viel Geld in sinnlosen Projekten verbrannt hat?

  • taz: *Wissing sprach sich am Dienstag deutlich gegen die Stilllegung von Strecken aus. Die DB müsse dem Gemeinwohl dienen, da brauche es eher mehr als weniger Verbindungen.*

    Das hört sich ja schon einmal viel besser an, als das was man sonst von FDP-Politikern hört, wenn es um Verkehr und die Verkehrswende geht.

    Meine Güte, dass ich den FDP-Bundesverkehrsminister Wissing tatsächlich mal lobe, das hätte ich auch nicht gedacht. Die Frage ist aber weiterhin, wie man die Deutsche Bahn (DB) ins 21. Jahrhundert bringen will? Mit DB-Managern, die zwar ein stattliches Jahresgehalt von 2 Millionen Euro plus Boni erhalten, aber ansonsten seit der Bahnreform von 1994 nichts auf die Reihe (oder Schiene) bekommen haben, wird das wohl nicht gelingen. Es müsste viel mehr Geld in die Bahn gesteckt werden, aber am Ende wird es dann wohl wieder heißen, dass man dafür die Bahntickets sehr viel teurer machen und das günstige Deutschlandticket wieder abschaffen müsste.

  • Bahn, Bus, Rad, Fuß bekommen Vorrang. Sie sind volkswirtschaftlich günstig, energieeffizient, auch in Zukunft da, eher mehr als weniger. Im Gegensatz zu Autos und Flugzeugen

    Dann keine cäsaristischen Großprojekte mehr wie S'21, sondern beharrliches Arbeiten an allen Stellen. Da müssen die Ressourcen hin. Wir stehen schon zu lange auch gegenüber unseren Nachbarn in der Pflicht (Schweiz, Niederlande, Polen).

    Ein Jahr hat Wissing noch, um sich von Lindner zu emanzipieren und in seinem letzten Politikjob doch noch etwas Sinnvolles gemacht zu haben.

  • Ein vernünftiges "ausführliches Sanierungskonzept", dessen Ziele anschließend verifiziert werden können, bekommt man nicht von gestern auf übermorgen.



    Wissing mag eine guter Jurist sein, hat aber ersichtlich nicht die Fähigkeiten für den Aufsichtsratsvorsitz eines Großunternehmens, das sich zudem auf die beiden Sparten Bau/Infrastruktur und Dienstleistungen / Personenbeförderung erstreckt.

    • @meerwind7:

      Die Bahn sollte so etwas doch eigentlich schon in der Schublade haben. Hat sie das etwa nicht? Nun, man kann auch den Vorstand auswechseln, wenn es sein muss.

  • in der DDR wurden auch immerzu Pläne und Plansolls aufegstellt, die wurden auch auf dem Papier erfüllt, wie es ausgegangen ist weiß jeder....

    • @nutzer:

      Solche Pläne gibt es in fast jedem Unternehmen.

      • @Aurego:

        ja, Pläne schreiben ist ja auch die einfachste Übung..