Sanierungsplan für die Deutsche Bahn: Wissing wünscht sich was
Der Bundesverkehrsminister will, dass die Bahn pünktlicher wird und effizienter arbeitet. Expert:innen verlangen dafür mehr konkrete Vorschläge.
taz/dpa | Züge sollen besser ausgelastet werden und pünktlicher kommen, die Verwaltung der Deutschen Bahn (DB) solle effizienter arbeiten und die Digitalisierung des Bahnbetriebs Auftrieb bekommen: Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) fordert, dass sich die DB in mehreren Geschäftsbereichen deutlich verbessert. Am Dienstag stellte er ein Papier vor, das sieben Handlungsfelder bis 2027 definiert.
Abgesehen von besseren Pünktlichkeitswerten, besserer Auslastung, schnelleren Digitalisierungsprozessen und effizienterer Verwaltungsarbeit sieht das Verkehrsministerium Handlungsbedarf im Bereich der Infrastrukturplanung, der Investitionen in die Bahninfrastruktur und der Störanfälligkeit des Bahnsystems bei Extremwetterereignissen, die durch den Klimawandel wahrscheinlicher werden.
Die Deutsche Bahn müsse nun ein ausführliches Sanierungskonzept vorlegen, über das der Aufsichtsrat des Staatskonzerns bei seiner nächsten Sitzung berät. Wissing erwarte alle drei Monate einen Bericht, ob Ziele erreicht werden. „Es darf die Option nicht geben, dass es nicht klappt. Das ist meine Vorgabe“, sagte der Minister. Die Bahn bestätigte die Arbeit an einem Sanierungskonzept.
Keine Strecken streichen
Das deutsche Schienennetz ist marode, die DB schrieb zuletzt rote Zahlen und wartete mit niedrigen Pünktlichkeitswerten auf: Im Juli etwa kamen nur 62 Prozent der Züge im Fernverkehr pünktlich. Vor der Veranstaltung am Dienstag wurde spekuliert, ob die Deutsche Bahn Verbindungen ausdünnen würde, um finanzielle Gewinne einzufahren und mehr Pünktlichkeit zu garantieren.
Wissing sprach sich am Dienstag deutlich gegen die Stilllegung von Strecken aus. Die DB müsse dem Gemeinwohl dienen, da brauche es eher mehr als weniger Verbindungen.
Der ökologische Verkehrsclub VCD kritisiert Wissings Vorstoß nichtsdestotrotz als „Schnellschuss“. Es fehlten Details dazu, wie er die genannten Ziele erreichen wolle, sagt der bahnpolitische Sprecher des VCD, Alexander Kaas Elias, der taz. Konkrete Maßnahmen wie ein Fondsmodell zur langfristigen Finanzierung der Deutschen Bahn kämen nicht vor.
Gemeinsam für freie Presse
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Alle Artikel stellen wir frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade in diesen Zeiten müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass kritischer, unabhängiger Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert