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Russlands Strategie in der UkraineVorzugsweise zivile Ziele

Putin wollte die Ukraine schnell erobern und gefügig machen. Doch damit ist Russlands Präsident gescheitert. Seine neue Strategie: blinde Zerstörung.

Eine Frau in den Trümmern von Schytomyr am 4. März Foto: Viacheslav Ratynskyi/reuters

Berlin taz | Am Samstag vor einer Woche, der russische Überfall auf die Ukraine war gerade einmal zwei Tage alt, veröffentlichte die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA-Novosti einen Jubelkommentar zum Endsieg. Unter einem Foto des Maidan in Kiew und der Überschrift „Der Vorstoß Russlands und die neue Welt“ stellt der Kommentator fest: „Die Ukraine ist zu Russland zurückgekehrt.“ Die „Tragödie von 1991“, also der Zerfall der Sowjetunion, sei überwunden, die „russische Welt“ wieder vereint.

Der Text wurde nach einer Minute wieder gelöscht, da hatten ihn aber schon Leute gelesen und archiviert. Die versehentliche Veröffentlichung verriet, was zahlreiche Berichte mittlerweile bestätigen: Die Führung in Moskau ging von einem kurzen Krieg aus, in dem einige Angriffe genügen, damit die Ukraine die Waffen streckt und eine neue Führung in Kiew die Macht ergreift, die sich Moskau unterwirft. „Du wirst dich fügen, meine Schöne“, hatte Präsident Wladimir Putin seine Ukraine-Pläne vor vier Wochen in Moskau im Beisein von Emmanuel Macron genannt.

Das hat nicht geklappt. Nach gut einer Woche Krieg ist klar: Russlands Vormarsch stockt. Kaum irgendwo sind die Invasoren über ihre anfänglichen Vorstöße hinausgekommen – mit Ausnahme des Südens um das eingekesselte Mariupol nahe der Front zu den Separatistengebieten im Donbass und das beim zweiten Versuch eroberte Cherson an der Mündung des Dnepr.

Alle Versuche, auf die Hauptstadt Kiew vorzustoßen oder einen Belagerungsring um sie zu ziehen, wurden zurückgeschlagen. Ebenso verhält es sich mit der zweitgrößten ukrainischen Stadt Charkiw.

Bomben als kollektive Bestrafung

In den letzten Tagen eroberte die Ukraine mehrere verlorene Orte nahe Kiew zurück. Jeden Tag gibt es neue Meldungen über zerbombte russische Nachschubkolonnen. Die ukrainische Bilanz der russischen Verluste betrug am Freitag 9.166 Soldaten, 33 Flugzeuge, 37 Hubschrauber, 251 Panzer und vieles mehr. Russland hat bisher lediglich am Mittwochabend 498 tote, eigene Soldaten bestätigt – einen Tag, bevor Präsident Wladimir Putin in einer Ansprache behauptete, die „Operation“ verlaufe „nach Plan“.

Angriff auf das Kernkraftwerk Saporischja am 4. März Foto: ap

Tatsächlich verändert Russland seine Kriegsstrategie. Es versucht aktuell nicht mehr, mit Panzern Städte zu erobern. Städte werden jetzt massiv bombardiert, aus der Luft, mit Raketen und mit schwerer Artillerie, vorzugsweise Wohngebiete und zivile Ziele. Es ist eine Art kollektive Bestrafung der ukrainischen Bevölkerung, weil sie sich nicht fügt.

Manche Bilder erinnern an die düstersten Szenen der russischen Intervention in Syrien, wo Russland mit massiven Luftangriffen ab 2015 das bedrängte Assad-Regime rettete – um den Preis eines komplett zerstörten Landes, in dem die Hälfte der Bevölkerung fliehen musste.

„Der Kreml neigt dazu, an Gewaltanwendung festzuhalten, wenn er von der eigenen Sache überzeugt ist“, analysiert lapidar der führende britische militärpolitische Thinktank Royal United Services Institute (RUSI) in einer am Mittwoch veröffentlichten Studie. Zwar wäre das Szenario „Kiew plattmachen“ die für Moskau „politisch ungemütlichste Option“, bemerkt Autor Lance Davies und fügt in britischem Understatement hinzu, bei Angriffen „sind städtische Bevölkerungen selten neutral“.

Doch „wenn weniger gewaltsame Maßnahmen wirkungslos bleiben, könnte sich die militärische und politische Führung Russlands zur Überzeugung durchringen, dass ein blutiger Angriff auf Kiew ihre einzige Option ist“.

Schwäche der russischen Streitkräfte

Denn ohne Regimewechsel in der ukrainischen Hauptstadt kann Russland den Krieg gegen die Ukraine nicht gewinnen. Und genau da liegt der blinde Fleck in Moskaus Politik. Alle Analysten sind sich einig, dass der Kreml den Widerstandswillen und die militärischen Kapazitäten der Ukraine total unterschätzt hat.

Darüber hinaus sorgen eklatante Schwächen der russischen Streitkräfte für Überraschung bei Beobachtern, die seit Jahren die Modernisierung der russischen Streitkräfte begleiten. Russlands Angriff auf die Ukraine begann am 24. Februar zwar wie erwartet mit Raketenschlägen auf die ukrainischen Radarsysteme, aber es folgte keine Ausschaltung der ukrainischen Luftwaffe, um Lufthoheit herzustellen.

Präsident Selenskyi bei einer Pressekonferenz am 3. März Foto: Ukrainian Defense Ministry/imago

„Die rund 300 modernen Kampfflugzeuge, die die russische Luftwaffe in Reichweite der wichtigsten Einsatzgebiete positioniert hat, scheinen in den ersten vier Tagen zumeist am Boden geblieben zu sein“, schreibt der RUSI-Analyst Justin Bronk. Die Russen hätten ihre fehlende Lufthoheit dann einfach ignoriert. „Mehrfach wurden russische Kolonnen jenseits der Reichweite ihrer eigenen Luftabwehr losgeschickt, und manchmal steckten begleitende Luftabwehrbatterien im Stau fest.“ Das Ergebnis: keine effektive Gegenwehr bei ukrainischen Gegenangriffen.

Russlands anfängliche Irrtümer dürften nur schwer zu beheben sein

Institute for the Study of War

Fehlende Abstimmung zwischen Boden- und Luftstreitkräften und zwischen Einheiten betonen auch die Tagesberichte des Institute for the Study of War (ISW) in den USA. „Russische Kommandeure scheinen lieber neue Fronten zu öffnen, als Synergien herzustellen“, resümiert der jüngste ISW-Bericht vom Donnerstag die „weiterhin erfolglosen“ Versuche, Kiew zu umzingeln und Charkiw zu erobern. Selbst in der Südukraine, wo es Erfolge gibt, „ziehen sie Operationen an drei verschiedenen Achsen vor, statt sich auf eine zu konzentrieren oder sich gegenseitig zu unterstützen“, und „diese einfachen operativen Fehler bleiben unerklärlich“.

„Als Kanonenfutter im Stich gelassen“

Das Bild, das die Analysen zeichnen, ist das einer Fußballnationalmannschaft aus Profis, die noch nie miteinander gespielt haben. Dabei sind es nicht mal alles Profis. In der Ukraine mehren sich Berichte über gefangengenommene blutjunge russische Wehrpflichtige, die dachten, sie seien im Manöver.

Kritik an Russland äußert sich inzwischen auch von innen. Ausgerechnet Igor Girkin, beim Krieg von 2014 prominenter Separatistenführer, betont auf Twitter den desolaten Zustand der russischen Truppe. Auf einem am Donnerstag veröffentlichten Video stehen Soldaten im Matsch und schimpfen, sie seien „als Kanonenfutter im Stich gelassen“ worden. Seit Tagen schliefen sie draußen, ohne Zelte, ohne richtiges Essen und Wasser, nicht einmal die Toten würden eingesammelt und sie sollten rückdatierte Entlassungspapiere unterschreiben, damit man dementieren könne, dass sie je im Einsatz waren.

Es klingt wie eine Truppe kurz vor der Meuterei. Die US-Fachleute vom ISW erwarten nun das Heranschaffen von Verstärkung aus anderen Teilen Russlands und mehr Angriffe auf die Zivilbevölkerung – aber keine Wende im Krieg: „Die anfänglichen Irrtümer, die zu logistischen und operativen Fehlern um Kiew beitrugen, werden nur schwer zu beheben sein und dürften weiter zu Friktionen und verminderter Effektivität führen, auch wenn Versorgungsprobleme gelöst werden und Verstärkungen zum Einsatz kommen.“

Die ambivalente Kriegslage fasste am Freitag US-Analyst Glen Grant im Kyiv Independent zusammen. „Die Ukraine hat diesen Krieg militärisch gewonnen“, schreibt er. „Sie hat gewonnen, weil sie mutig und klug gekämpft hat, und nun kann Russland nichts tun, um die Struktur der Ukraine zu verändern […] Aber die Zerstörung und Ermordung von Zivilisten geht Tag und Nacht weiter. Denn wie ein rachsüchtiger Ex will Putin die Ukraine zerstören. Es ist die Haltung ‚Wenn ich sie nicht haben kann, bekommt sie niemand.‘“

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38 Kommentare

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  • Nein, Russland macht solche Anfängerfehler nicht.



    Wir sollten also nicht feiern wie dumm die Russen sind, sondern uns fragen ob das Ziel nicht vielleicht ein ganz anderes ist.

    • @des:

      vielleicht sind es gar keine "Anfängerfehler" sondern Überheblichkeitsfehler, Selbstbetrug und Ignoranz?

  • Putin muss weg.

  • Puti macht das gleiche wie Syrien, nur was bleibt ist der Hass und ein Zerstörtes Land.



    Putin gewinnt nichts, denn so oder so, die Ukrainer wollen frei sein.

    Wer sollen den die Nazis sein?, das ganze leid löst doch nur selbst Putin mit seinem Angriffs Krieg aus.

    Die Waffenlieferungen bringen viel, denn fällt die Ukraine, wird es deutlich mehr als 10 Millionen Flüchtlinge geben, in der Ukraine läuft ein Genozid.

    Putin hat faktisch selbstmord begangen, es kann doch jetzt und in Zukunft kein Unternehmer mehr Geschäfte mit Russland (in Russland) machen, so lange Putin an der Macht ist.

    Auf lange Sicht hilft nur ein harter Kurs gegen Russland, denn wir Finanzieren mit den Gaslieferungen das Bombardieren der Russischen Truppen in der Ukraine.

    Putin ist ein Mörder, wie viele Menschen muss ein Diktator umbringen lassen, damit man versteht, das es nie wieder so werden kann, wie vor dem Krieg?

    Es ist wichtig, das die Ukrainer kämpfen, damit Putin einen hohen Preis zahlt, denn auch in -Russland wird die Wahrheit über den Krieg durchsickern.

  • Dieser Krieg wir durch westliche Waffenlieferungen nur verlägert, nicht entschieden. Ebenso durch unreflektiertes Loben des "Heldenmutes" der Bevölkerung durch so viele hier, ausgesprochen aus der sichren Entfernung. Das Narrativ, es sei zu lange zu nachgiebig mit Putin umgegangen worden, ist auch grundfalsch. Die Wirklichkeit: Die Aufgabe des Paradigmas, dass sicherheitspolitische Stabilität die Berücksichtigung der Sicherheitsinteressen aller erfordert, hat zu diesem Verhängnis geführt, nämlich dass einer Seite in einer scheinbar irrationalen Weise eine Sicherung durchgebrannt ist. Vor allem zum Verhängnis für die ukrainische Bevölkerung.

    • @saihtam:

      Die Sicherheitsintersessen Russlands haben zu keiner Zeit in Frage gestanden auch nicht durch die NATO.

    • @saihtam:

      Die Wahrheit ist, dass ein größenwahnsinniger Geheimdienstler die Sowjetunion diesmal auf völkischer Grundlage wiederherstellen will. Man kann Faschisten nicht besänftigen, indem man ihnen und ihren angeblichen "Sicherheitsinteressen" nachgibt. Es wurde ständig nachgegebeb. Es wurde nachgegeben, als er Grosny zerbombt hat. Es wurde nachgegeben, als er sich einen Teil Georgiens einverleibt hat. Es wurde nachgegeben, als er sich die Krim geholt hat. Es wurde nachgegeben, als er sich den Donbass geholt hat.

      Es ist naiv zu glauben, dass es Putin um Sicherheitsinteressen geht. Niemand het Russland bedroht. Es geht ihm um die Wiederherstellung des sowjetischen Machtbereichs auf Kosten souveräner Staaten, deren Sicherheitsinteressen wiederum Ihnen völlig egal zu sein scheinen.

      • @PPaul:

        ..schon mal was von Nato Osterweiterung gehört? Wer hat sich den nicht an die Verträge gehalten?

        • @MaHe:

          Welche Verträge bezüglich der Nato- Osterweiterung meinen Sie? Bitte um Quellenangaben...



          Die Nato-Osterweiterung fand statt, weil souveräne Staaten den Wunsch hatten, aufgenommen zu werden. Ihr Nachbar schreibt Ihnen ja auch nicht vor, ob Sie Mitglied im ADAC oder lieber im AvD werden oder doch lieber keinem Automobilclub beitreten, nur weil er bekennender Radfahrer und Mitglied im ADFC ist, gell?

    • @saihtam:

      Ach ja, die Mär der "legitimen Sicherheitsinteressen"...



      "Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz am 2. April 2004, drei Tage nach dem Beitritt der Balten, stand Putin lächelnd neben Schröder und lobte, dass sich die Beziehungen Russlands zur Nato "positiv entwickeln". Und er fuhr fort: "Hinsichtlich der Nato-Erweiterung haben wir keine Sorgen mit Blick auf die Sicherheit der Russischen Föderation." Als der Nato-Generalsekretär wenig später nach Moskau kam, sagte Putin, jedes Land habe "das Recht, seine eigene Form der Sicherheit zu wählen". Kein Wort von gebrochenen Versprechen oder einer Gefährdung Russlands."

      Quelle: www.zeit.de/2022/0...Fwww.google.com%2F

      Und auch abgesehen davon, dass es die "legitimen Sicherheitsinteressen" offensichtlich vorgeschoben sind, was ist das denn bitte für ein Weltbild wo es legitim ist wenn die NATO und Russland unter sich ausmachen was mit den Ländern Osteuropas passiert??

    • @saihtam:

      Wenn man durchgeknallte Diktatoren wie Putin in ihrem Wahn machen lässt, machen Sie genau solange, bis sie jemand aufhält.



      DIE Lektion sollten gerade wir in D gelernt haben.



      Achja, und wie immer meinen Sie bei "Sicherheitsinteressen aller" alle, außer den Ländern, die Russland gerade überfällt bzw. angreift, gell?

    • @saihtam:

      Es ist unverantwortlich von den Ukrainerinnen und Ukrainer zu fordern doch bitte den Widerstand aufzugeben, damit es weniger Tote gibt. WObei dann aber Demokrat:innen zur Schoachtbank geführt werden. Ebenso vier LGQBT Menschen.

      Die Freiheit, die wir hier alle genießen, wurde mit dem Blut sehr vieler Menschen erkauft.

      Und wenn die Ukrainer:innen sich entschieden haben zu kämpfen gehören sie unterstützt.

    • @saihtam:

      Meine russischen Freunde und Bekannten meinen, dass in der Ukraine auch das Schicksal Russlands entschieden werde. Sprich: Wenn Putin hier siegt - was er ohne westliche Unterstützung für die Ukraine mit hoher Wahrscheinlichkeit wird - wird Russland weiter auf dem Weg zu einem gigantischen Nordkorea gehen, das ist eine unvorstellbare Tragödie für die Menschen in Russland selbst, aber auch für ganz Europa. Russland ist leider, das sage ich als alter Russophiler, der seit 1991 viele Male in Russland war, zu einer präfaschistischen Erdöl-Kleptokratie verkommen, für die so etwas wie Moral nicht mehr zählt sondern nur noch nackte Übermacht, egal mit welchen Mitteln. Sprich: Falls Russland militärisch siegt, wird es im gesellschaftlichen Diskurs der Mehrheit völlig egal sein, wieviel unsägliches Leid damit verbunden war und ist. Putin jetzt einfach siegen zu lassen ist also brandgefährlich.

  • "Es ist eine Art kollektive Bestrafung der ukrainischen Bevölkerung, weil sie sich nicht fügt."



    Das glaube ich nicht. M.E. sind die Ziele emotionsloser: Ein Exodus an Flüchtlingen zu verursachen, mit dem Zweck der Destabilisierung oder zumindest Belastung Europas.

  • Ich empfehle besonders diesen Kommentar von Jonathan Freedland im Guardian von vor einer Woche, der darauf hinweist, wie wir hier in der bequemen Demokratie Putin erst das grüne Licht gegeben haben (bei aller verspäteten Einsicht):

    www.theguardian.co...ght-russia-ukraine

    • @Ataraxia:

      Die Lebenslüge einiger Linker, die angesichts des Offensichtlichen irgendwie Ihre Felle retten wollen...

    • @Ataraxia:

      Nun ja, überzeugt Sie denn wirklich dieses Mantra "Der Westen ist schuld!"?

      Mal hat er weggeguckt, dann wieder zuviel hingeguckt und abgeschrecken wollen,...

  • Was ist schlimmer? Zivilisten abschlachten, oder zusehen und nichts tun?

    • @danny schneider:

      Die Frage setzt Falsches Voraus:



      "Nichtstun".



      Ganz im Gegenteil. Die unerhört harten Sanktionen und die Einigkeit großer Teile der Welt weit über den Westen hinaus hat Putin in die Zwickmühle gesetzt, aus der er sich nicht einfach mehr herausbomben kann.

      Tatsächlich erprobt die demokratische Seite der Welt gerade zum ersten Mal, einen selten eindeutigen Überfall auf ein Land mit seltener Einigkeit und Konsequenz mit nicht kriegerischen Mitteln zu bekämpfen.

      Und klar ist: Putin kann sich keineswegs einfach durchbomben, seine von ihm selbst auf den Tisch gelegten imperialen Pläne werden durchkreuzt - und zwar ohne dritten Weltkrieg, verdammt (jedenfalls, wenn Putin nicht wahnsinnig ist..)

    • 1G
      164 (Profil gelöscht)
      @danny schneider:

      Die Frage ist, finde ich, tatsächlich einfach zu beantworten.

  • 2G
    2422 (Profil gelöscht)

    Kann ja alles sein, was der Ressortleiter Ausland der TAZ hier aus den verschiedenen Quellen wiedergibt. Aber wenn ich zum Beispiel lese, dass der Kyiv Independent schreibt, wie ein "rachsüchtiger Ex wolle Putin die Ukraine zerstören", dann stößt mich, sorry, allein schon dieser Vergleich ab. DIE Ukraine, DER Putin. Das ist Klischee pur, und erinnert an Kriegspropaganda aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg. Dummerweise habe ich nach einem Aufruf des Guardian für den Kyiv Independet gespendet.Würde ich nach diesem Zitat nicht mehr tun. Wir haben alle Angst, und Angst erzeugt Wut und Hass.

    • @2422 (Profil gelöscht):

      Schmunzel, sind das jetzt die neuen Propagnadamaximen aus dem Kreml... wenn Sie schon spenden möchten, dann bitte Weisheit und Einsicht für Putin, aufdass er den Rückzug befehle...

    • @2422 (Profil gelöscht):

      Im 1. WK hat man gegen Russen gehetzt. Hier wird der Täter direkt beschuldigt, nicht die Russen, die nichts dafür können.

      Was Kyiv Independent macht ist das Gegenteil von Klischee.

    • @2422 (Profil gelöscht):

      Nunja, das Bild mag klischeehaft klingen, Putin als rachsüchtiger Ex, aber das trifft es ziemlich exakt.

      Bitte lies Putins Aufsatz "Über die historische Einheit von Ukrainern und Russsen" oder höre dir das Deutschlandfunk-Interview mit Andreas Kappeler, DEM deutschsprachigen Experten für ukrainische Geschichte an. (Google-Suche nach "Ungleiche Brüder Deutschlandfunk Kappeler"

    • @2422 (Profil gelöscht):

      Putin wollte die Ukraine schnell erobern (im doppelten Wortsinn!), und jetzt wo ihm das nicht gelingt, lässt er ganze Städte in Schutt und Asche legen.



      Ich finde den Vergleich da ziemlich passend.

  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    Die auf Kiew zuziehenden russischen Truppen könnten abwarten, bis die Hauptkräfte der ukrainischen Streitkräfte, die im Osten in Kämpfe gebunden sind, dort eingekesselt sind und nicht nach Westen Richtung Kiew zur Entlastung verlagert werden können.

    • @31841 (Profil gelöscht):

      Was man hört sabotieren die Russen ihre eigenen Fahzeuge um nicht gegen ihre Brüder in den Krieg ziehen zu müssen...

      ...auch weil sie vom Obergeheimdienstler Putin verarscht wurden...

      • @Grisch:

        Ich halte die russischen Militärbefehlshaber nicht für derart inkompetent.



        Könnte die Ineffektivität der Kommandeure vielleicht auch eine Art Sabotage sein? So nach dem Motto "Dienst nach Vorschrift" und sich dabei besonders dumm anstellen? Hier etwas trödeln, da einen Befehl "missverstehen", Daten "verlieren"...?



        Sich offen gegen Putin zu stellen, werden sie vermutlich nicht wagen, man weiß ja nie, wer ein Gleichgesinnter und wer Putins Maulwurf ist.

  • Der Krieg in der Ukraine ist ein déja-vu. Putins Kriegsverbrechen gab es so und noch schlimmer bereits 1999ff. in Tschetschenien. Damals hat der Westen den systematischen Krieg gegen die tschetschenische Zivilbevölkerung ignoriert. Putin bekam standing oviations im Bundestag, während seine Soldateska zeitgleich mordete, vergewaltigte und plünderte. 200.000 Leichen im Kaukasus. Über Sanktionen wurde damals noch nicht einmal nachgedacht. Das rächt sich nun. Westeuropa und insbesondere Deutschland haben in den letzten zwei Jahrzehnten einen russischen Frankenstein geschaffen, der sich nun endgültig gegen seine Schöpfer wendet.

    • @Michael Myers:

      "Westeuropa und insbesondere Deutschland haben in den letzten zwei Jahrzehnten einen russischen Frankenstein geschaffen,"

      Die Variationen von "der eigentlich Schuldige ist der Westen" werden immer langweiliger. Wo es Interventionen gibt, kommt das große Geschrei von den geostrategischen Interessen und dass der arme Putin eine Sichrheitszone braucht - jetzt kommt der Tschetschenienkrieg, wo angeblich in den 90ern interveniert hätte werden sollen.

      Man hat sich in der Tat lange über Putin etwas vorgemacht, nicht zuletzt in Deutschland, wo Linke sehr gut wussten, wieviele Russen von den Nazis umgebracht worden waren (und Belarussen und Ukrainer, was man meist nicht wusste oder wissen wollte...).

      Aber die Täter-Opfer-Umkehr ist völlig denaben und entspricht nur dem neuen Spaltungsnarrativ, dass seit dem Einmarsch offenbar neue Linie ist.

    • 0G
      05989 (Profil gelöscht)
      @Michael Myers:

      Ihnen ist nicht ganz klar, warum der Krieg in Tschetschenien vom Westen nicht verurteilt wurde: Russland hat glaubhaft gemacht, dass das Terrorismusbekämpfung wäre.

      Und bei Terrorismusbekämpfung gelten bei uns auch keine Regeln mehr. Man konnte also schlecht Russland in Tschetschenien vorwerfen, was die Koalition der Willigen im mittleren Osten so alles unter dem Rubrum Terrorismusbekämpfung angestellt hat. Zumal es in beiden Fällen auch noch um Islamismus ging...

      Das ist das Problem, wenn man keine Werte hat - man kann sie auch nicht von Anderen einfordern.

      • @05989 (Profil gelöscht):

        Tschetschenien ist nun mal in Russland.

      • @05989 (Profil gelöscht):

        Der Westen hat jeden noch albernen Nonsens, den Putin in den letzten gut 20 Jahren produziert hat, gekauft. Sogar nach Beginn des Überfalls auf die Ukraine schwadronierte Wagenknecht (und auch Foristen hier) huldvoll über seine Rede im Bundestag.

      • @05989 (Profil gelöscht):

        da ist was dran mit den Werten, das dürfte dann aber vor allem für Putin ein Problem werden...

  • Danke für diesen Überblick.

    Aber: Hat Igor Girkin alias Strelkov wirklich einen Twitteraccount?

    Oder ist das hier gemeint: twitter.com/GirkinGirkin ? Das ist offenkundig ein Ukrainer. Der russische Terrorist Igor Girkin ist es jedenfalls nicht, es sei denn, er wäre zu den Ukrainern übergelaufen.

    Kritik von rechts gibt es aber innerhalb Russlands in der Tat:

    www.nd-aktuell.de/...cher-kritiker.html

    Diese Kritik wurde aber eher vor Kriegsbeginn getätigt, aktuell äußert sich aus dieser Ecke öffentlich niemand. Das Regime fordert auf allen Ebenen der Gesellschaft demonstrative Zustimmungsbekundungen ein und bekommt sie auch (noch). Was die Menschen tatsächlich denken, ist eine andere Frage.

    • @Barbara Falk:

      Ich selber habe das nicht gesehen - aber ein Freund von mir sah im TV, dass eine Versammlung dieser ehemaligen Helden der Sowjetunion von der Polizei aufgelöst wurde. Das ist der Hammer, oder?!



      Hier zur Egänzung ein Text: UKRAINE



      Offene Kritik an Putin kommt nicht nur, erwartbar, aus dem liberalen, demokratischen Lager der nichtsystemischen Opposition, sondern auch aus nationalpatriotischen Kreisen. Die Veteranenorganisation „Allrussische Gesellschaft der Offiziere“ kritisiert in einem offenen Brief die Außenpolitik der Regierung gegenüber NATO und Ukraine als erratisch und selbstzerstörerisch und fordert Putin zum Rücktritt auf.

      ooc.su/news/obrash...acii/2022-01-31-79

      Auch wenn diese Leute beileibe keine Demokraten sind, ähnelt sich die zentralen Argumente der beiden Aufrufe in erstaunlicher Weise:

      -dass von der NATO keine Bedrohung Russlands ausgeht

      -dass die Ukrainer sich für ihren Weg entschieden haben und man sie nicht gewaltsam daran hindern kann/darf

      -dass Putins Handeln an seinem persönlichem Machterhalt und Schutz der Oligarchenherrschaft ausgerichtet ist und nicht an den langfristigen Interessen des Landes

      -dass Putin das Land in eine Sackgasse geführt hat und auf der Suche nach einem „Befreiungsschlag“ ist

      -dass ein „Bruderkrieg“ zahllose sinnlose Opfer fordern und die Völker Russlands und der Ukraine auf ewig verfeinden würde

      -dass sich Russland mit einem Krieg international komplett isolieren würde

      -dass die Konsequenzen eines solchen Krieges die russische Staatlichkeit bedrohen

      Laut Jewgeni Sawostjanow, einem ehemaligen FSB-General, der den Aufruf unterstützt, herrschen in Offizierkreisen Bedenken, dass die engen Berater um Putin ihm ein zu positives Bild über die militärischen Möglichkeiten und einen vermeintlichen „leichten Durchmarsch“ vermitteln würden.



      Interview Generaloberst Iwaschow (Vorsitzender der Veteranenorganisation):

      novayagazeta.ru/ar...voprosa-s-ukrainoi

      Interview mit General Sawostjanov (Paywall):

      republic.ru/posts/103

      • @Berrybell:

        Danke, dass Sie mir mit meinem eigenen Post antworten, den ich vor einiger Zeit zu diesem Artikel hier geschrieben habe:

        taz.de/Stimmen-aus...bb_message_4271562

        Ich freue mich, wenn mein Beitrag Verbreitung findet. :-)