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Russischer Anarchist verteidigt Ukraine„Wir kämpfen gegen Putins Regime“

Er und seine Genossen wollen die freie Gesellschaft an der Front verteidigen: Gespräch mit einem russischen Anarchisten, der auf ukrainischer Seite kämpft.

Ein Militärfahrzeug auf einer schlammigen Straße im Donbass, in der Nähe von Bachmut im Februar 2023 Foto: Marek M. Berezowski/AA/picture alliance
Cem-Odos Gueler
Interview von Cem-Odos Gueler

taz: Herr Leschin, warum beteiligen sich Anarchisten in der Ukrai­ne am Krieg?

Ilya Leschin: Dafür gibt es viele Gründe. Die Anarchisten in der Ukrai­ne sind keine homogene Gruppe. Das liegt unter anderem daran, dass es neben lokalen Aktivisten auch ziemlich viele Menschen gibt, die in den vergangenen Jahren wegen politischer Repression aus Belarus und Russland in die Ukraine gekommen sind. Das bedeutet nicht notwendigerweise, dass es große politische Unterschiede zwischen ihnen gibt, aber ich denke, dass sich daraus ein Unterschied in den Perspektiven ergibt. Es gibt verschiedene Motive und Gründe, an dem aktuellen Konflikt teilzunehmen.

Ja, aber aus ideologischer Sicht ist es doch ziemlich absurd, dass Anarchisten so etwas wie die staatliche Souveränität in einem Krieg verteidigen, meinen Sie nicht?

Ich glaube wirklich nicht, dass wir das tun. Uns geht es nicht darum, die Souveränität des Staates zu verteidigen. Wir wollen die Existenz der Gesellschaft verteidigen. Die Invasion der russischen Diktatur droht, die gesamte Gesellschaft, den gesamten Lebensstil und alle Freiheiten zu zerstören. Am Beispiel der Städte, die bereits von russischen Kräften erobert wurden, können wir sehen, wie Millionen Menschen vertrieben wurden. Tausende von Menschen werden verhaftet, gefoltert. Wie das politische Regime in diesen, wie sie es nennen, „befreiten Gebieten“ handelt, kann man nicht anders als totalitäre Diktatur beschreiben. Für uns ist das ein natürlicher Grund, uns zu wehren. Für die Regime von Wladimir Putin und Alexander Lukaschenko steht in diesem Kampf ihr Schicksal auf dem Spiel. Wenn sie verlieren, werden sie besiegt. Dann gibt es für uns viele Möglichkeiten, dass sich in unseren Ländern etwas wesentlich ändert. Und wenn wir etwas Freieres sehen wollen, etwas, das unseren libertären, linken oder wie auch immer gearteten sozialistischen Idealen näher kommt, dann müssen wir zuallererst diesen Regimen entgegentreten. Im Kampf gegen diese Regime kann unsere politische Alternative dazu geboren werden, in Form von sozialer Gerechtigkeit, Freiheit und Selbstverwaltung und so weiter.

Bild: privat
Im Interview: Ilya Leschin

Der Mann

Ilya Leschin (Pseudonym) kämpft mit den ukrainischen Streitkräften im Donbass. Er gehört zu einem Widerstandskomitee, in dem kämpfende An­ar­chis­ten in der Ukraine organisiert sind. Das Gespräch fand am Telefon statt. Nicht alle Angaben lassen sich unabhängig überprüfen.

Die Bewegung

Berichten zufolge kämpfen mehrere Dutzend Anarchisten gegen die russische Invasion. Der zivile Zweig der Bewegung nennt sich Solidarity Collectives. Die Organisation sammelt Spenden und unterstützt kämpfende Anarchisten mit Ausrüstung.

Wie viele Menschen sind in der Ukraine denn aktuell in anarchistischen Gruppen aufgestellt?

Viele haben sich der Territorialverteidigung angeschlossen. Sie sind damit Teil jener ukrainischen Streitkräfte, die weniger als professionelle Armee aufgestellt sind, sondern eher im Stil einer Miliz. Auch die Territorialverteidigung wird vom Staat organisiert, das möchte ich klar sagen. Manchmal kursieren Mythen über selbst organisierten Guerilla-Widerstand oder so etwas. Wie viele Anarchisten kämpfen, weiß ich wirklich nicht. Ich erinnere mich an mehrere Dutzend. Es gab auch eine antiautoritäre Einheit in der Territo­rialverteidigung, die aber nicht nur wegen bürokratischer Hürden nur für vier oder fünf Monate zusammenhielt.

Ist die Zwangsrekrutierung für Männer noch ein Thema für Sie? Innerhalb von anarchistischen oder insgesamt bei jungen Menschen wird es doch daran Kritik gegeben haben, oder?

Ja, sicher. Und ich persönlich bin auch kritisch gegen die Zwangsrekrutierung, aber ich würde sagen, ich habe eine Kompromissposition, weil ich die Notwendigkeit sehe, das Übel mit den Werkzeugen, die wir haben, zu konfrontieren. Es gibt viele Menschen, die ­gegen diese Verpflichtung sind, und ich habe viele männliche Genossen, die sich stattdessen in zivilen Strukturen engagieren und die nicht gezwungen werden, zur Armee gehen. Ich weiß nicht, wie genau dieser Prozess organisiert wird, ich bin selbst an der Front etwas isoliert davon.

In Deutschland gibt es eine andauernde Debatte über die Lieferung von Waffen in die Ukraine. Nach längeren Diskussionen hatte die Bundesregierung zuletzt entschieden, Leopard-2-Panzer in die Ukraine zu liefern. Macht Sie das glücklich?

Glück ist ein großes Wort. Meine Genossen und ich sind sehr kritisch gegenüber dem westlichen Imperialismus, den westlichen Interventionen in unserem Leben und in verschiedenen Teilen der Welt. Aber unter den derzeitigen besonderen Bedingungen halte ich diesen Schritt für sinnvoll und fortschrittlich.

Was meinen Sie mit den westlichen imperialistischen Mächten? Warum sehen Sie diese im ukrainischen Kontext kritisch?

Nein, im ukrainischen Kontext ist es meiner Meinung nach viel ­richtiger, von russischem Imperialismus zu ­sprechen. Die westliche Intervention ist hier in Form der internationalen ­Währungsinstitutionen zwar offensichtlich, die eine neoliberale Politik im ukrainischen Staat vorantreiben. Aber wenn wir die Zerstörung und den ultimativen Autoritarismus sehen, der im Moment von den putinistischen Invasoren betrieben wird, dann scheint es sehr schräg, den westlichen ­Imperialismus zu kritisieren. Wenn einige Leute dich mit irgendwelchen ­Geldreformen ausbeuten wollen und die anderen gekommen sind, um dich zu töten und zu versklaven, dann musst du natürlich die Waffen von allen Leuten nehmen, die sie dir anbieten. Ich denke, dass es für das westliche progressive und linke Publikum wichtig ist zu erkennen, dass es mehr als eine imperialistische Kraft in dieser Welt gibt. Nicht nur die USA oder der sogenannte kollektive Westen, sondern auch der russische Staat, der türkische Staat oder was auch immer sind ­Imperialisten und sollten für eine ­korrekte Analyse als solche ­anerkannt werden.

Linke Menschen in Deutschland sagen auch, dass die territoriale Integrität Russlands und seine Grenzen durch die Aktivitäten der EU und der Nato in der Ukraine bedroht waren. Glauben Sie, dass die EU und die Nato den Einmarsch Russlands vor einem Jahr in die Ukraine provoziert haben?

Nein, nein. Für mich klingt das nach einer absoluten Verschwörungstheorie. Zunächst einmal glaube ich nicht, dass territoriale Integrität ein relevanter Wert für progressive Linke sein sollte, aber lassen wir diese Frage mal beiseite. Die Antwort ist Nein. Seit 2014 ist es der russische Staat, der die ukrainische territoriale Integrität angreift. Das ist ziemlich klar. Sie haben seit 2014 viele Gebiete annektiert, und jetzt haben sie versucht, das ganze Land zu erobern. Das ist Goebbels-Mentalität, wenn man einen aggressiven Krieg führt und sich selbst als Opfer stilisiert. Das ist wirklich lächerlich.

Manche Deutsche halten sich auch wegen der deutschen Geschichte zurück, im Krieg politisch Stellung zu beziehen. Sowjetische Streitkräfte spielten eine zentrale Rolle darin, Nazi­deutschland zu besiegen. Heute sagen vor allem ältere Linke, dass Deutschland vorsichtig sein sollte, sich in der Ukraine zu engagieren, weil Deutschland für viele Gräueltaten in der Region verantwortlich ist. Was halten Sie von dieser Position?

Auch das finde ich nicht richtig. Das ist einfach nicht die Geschichte von vor mehr als 80 Jahren, die sich hier gerade abspielt. Und wenn wir uns die Geschichte des Zweiten Weltkriegs anschauen, dann hat die Ukraine einen hohen Blutzoll gezahlt und wurde von den Nazis sehr, sehr stark zerstört. Es war die Sowjetunion, die sich Nazideutschland entgegenstellte. Und die Ukrainer spielten dabei keine geringere Rolle als die Russen. Das ist auch eine imperialistische, kolonialistische Logik, wenn wir sagen, oh, es gab eine Sowjetunion, und das ist ein Synonym für Russland. Aber ich bin kein Fan davon, mit dieser Geschichte zu spielen, denn der Sowjetstaat war auch sehr problematisch in Bezug auf die Freiheiten des Volkes und die soziale Gerechtigkeit und so weiter. Es ist also ein völlig falsches Argument, dass die Geschichte die deutsche Gesellschaft davon abhalten sollte, der ukrainischen Gesellschaft zu helfen, sich auf ihrem Gebiet gegen die aggressive Invasion der Imperialisten zu verteidigen. Vielmehr würde ich sagen, das ist eine Verpflichtung. Wenn die deutsche Gesellschaft sich für diesen Teil der Welt verantwortlich fühlt, dann sollte sie natürlich den Menschen die Möglichkeit geben, sich gegen diese Invasion zu schützen.

Sie sind selbst Russe, leben in der Ukraine und kämpfen mit den ukrai­nischen Streitkräften. Warum?

Ich musste mein eigenes Land verlassen wegen politischer Repression, wegen der direkten Bedrohung durch Folter und Inhaftierung, wegen meiner revolutionären Aktivitäten. Und für mich, sowohl persönlich als auch politisch, war es einfacher, eine neue Basis in der Ukraine zu finden, wo meine Sprache verstanden wird, wo viele meiner Genossen bereits leben. Und wo ich nicht so von meiner Heimat abgeschnitten bin. Mit dem Krieg finde ich mich wieder an der Spitze des Kampfes gegen Putins Regime, den ich auch viele Jahre in Russland geführt habe.

Sie sind sicherlich noch in Kontakt mit aktivistischen Gruppen in Russland. Zu Beginn des Krieges konnten wir Bilder von Demonstrationen dort sehen. Heute scheinen diese Proteste zum Erliegen gekommen zu sein. Sehen Sie Chancen, dass die russische Zivilgesellschaft dem Krieg von innen heraus entgegenwirken kann?

Ja, ich sehe solche Chancen. Der friedliche Protest wurde wirklich gebrochen. Aber wir sehen einige, ich würde sagen: Guerilla-Aktionen, Sabotage. Und wir sehen auch, dass Anarchisten und Revolutionäre daran beteiligt sind. Anarchokommunistische Kampforganisationen verüben zivile Sabotageaktionen gegen militärische Objekte in Russland. Es ist sehr gut, dass unter dieser Masse anonymer Guerillas Anarchisten eine entscheidende Rolle spielen. Auch wenn Druck von den staatlichen Parteien sehr, sehr hart ist.

Sollten nicht Anarchisten aktiv Friedensgespräche mit Russland vorantreiben?

Ich denke, dass die russische Invasion zurückgeschlagen werden sollte. Es ist absolut legitim, wenn sich Menschen auch mit Waffengewalt verteidigen. Ich glaube auch, dass dies eine Perspektive für soziale Veränderungen innerhalb Russlands eröffnen wird. Nachdem die Besatzer besiegt sind, denke ich, dass Friedensgespräche oder was auch immer möglich sein können. Im Moment glaube ich nicht, dass ein Kompromissabkommen mit einem autoritären Regime wirklich fruchtbar sein kann. Die Diktatur sollte hier besiegt werden. Das ist der fortschrittliche Schritt.

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25 Kommentare

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  • Was war das für eine schöne heile Welt, als wir noch alle Pazifisten sein durften. Und jetzt heulen wir uns die Augen aus und bewundern die, die schon vor uns in der Realität angekommen sind.

    Während wir uns über 20 Jahre Merkel aufregten und wunderten, besonders dann, wenn sie wieder einmal die SPD links überholte, wuchsen in anderen Ländern wie Russland oder der Türkei rechtsnationalistische Diktatoren heran.

    Es gab nur zwei Wege möglichst wenig Blut in der Ukraine zu vergießen: Der erste Weg wäre die bedingungslose Kapitulation in den ersten Kriegstagen gewesen. Der zweite Weg wäre eine sofortige massive Unterstützung mit Waffen gewesen. Je länger der Krieg, umso länger das Sterben. Beide haben wir verpasst, schon vor einem Jahr und ungefähr 150.000 Toten...

    Es ist immer wieder schön zu lesen, wie mutig hier manche die Demokratie und die internationale Friedensbewegung verteidigen möchten und sich sogar noch wundern, dass Russen es uns nicht gleichtun. Ich würde in Russland auch nicht mehr demonstrieren, das würde ich meiner Familie nicht antun wollen, mal für 10 Jahre im Arbeitslager zu verschwinden.

  • Kriegsdienstverweigerung war in der BRD sogar Anfang der 1980er richtig heftig, mit hochnotpeinlichen Verhandlungen, die häufig mit einer Ablehnung endeten. Die Abgelehnten landeten entweder in Westberlin, bei der Bundeswehr oder schlimmstenfalls sogar im Knast.

  • Der russische Anarchist bekämpft den russischen Imperialismus, den er als kriegerisch und aggressiv ansieht. Den westlichen Imperialismus assoziiert er "nur" mit Ausbeutung.

    Ist dies so korrekt? Ich würde sagen: nein, hier liegt schon ein Grundfehler. Denn die Geschichte des westlichen Imperialismus, vor allem des deutschen und amerikanischen, ist dermaßen brutal in seinen Auswirkungen, dass man ihn eben nicht nur mit "Ausbeutung" verniedlichen kann.

    Auf welche Seite sollte Mensch sich nun schlagen? Früher hieß es mal in der Arbeiterbewegung: "Der Proletarier hat kein Vaterland!" Vielleicht kann man sich daran orientieren. Man sollte sich weder auf die Seite Russlands (wie die AfD) noch auf die Seite der Ukraine (so wie die NATO) noch auf Seite der NATO (so wie die CDU und die BILD) schlagen.

    Denn alle drei beteiligten Seiten haben unlautere Motive, die auf lange Sicht keinen Frieden bringen werden.

    Es geht deshalb darum, in all den beteiligten (und unbeteiligten) Ländern dieser Erde gegen Militarismus, Nationalismus und Imperialismus einzutreten - als internationale Bewegung von unten sozusagen. Denn die Welt braucht jetzt und auf lange Sicht eine zivilie Ausrichtung, eine internationale ziviles Kooperation, welche die soziale Frage, die ökologische Frage und die menschenrechtliche Gleichheit ins Zentrum rückt.

    Ich möchte an dieser Stelle auch die Wagenknecht-Friedensbewegung kritisieren. Diese ist mir zu sehr an nationalen an deutschen, an wirtschaftlichen Interessen orientiert und nicht international. Wir brauchen eine internationale Friedensbewegung, damit die Menschheit mit der Klimakrise und vielen anderen Krisen fertig wird. Der Mensch braucht quasi "die Hände frei", um all diese Probleme gemeinsam lösen zu können.

    • @Uns Uwe:

      Das Grundrecht auf Kriegsdienstverweigerung ist wichtiger denn je. Und es fällt negativ auf, dass viele Staaten, darunter Russland und die Ukraine, dieses Recht mißachten. Das wäre eine internationale Kampagne wert.

    • @Uns Uwe:

      Idealistischerweise schon. Wie aber sollen sich die Menschen in der Ukraine gegen den russischen Angriffskrieg realistischerweise zur Wehr setzen? Mit welchen Waffen sollen sie kämpfen? Oder sollen sie die Invasion hinnehmen und flüchten, so sie sich nicht unterordnen wollen?

    • @Uns Uwe:

      "Denn alle drei beteiligten Seiten (Russland, Ukraine, NATO) haben unlautere Motive"



      Könnten Sie die 'unlauteren Motive' der Ukraine in diesem Konflikt darlegen? Sie hat ganz sicher insgesamt gesehen keine absolut weiße Weste, aber spezifisch in diesem Krieg ist mir die Unlauterkeit ihrer Motivation nicht ersichtlich.



      NATO lass ich mal außen vor, das würde nur die Debatte aufblähen.

  • Dem Genossen ein großes Danke!



    Und der lumpenpazifistischen deutschen Linke ein "Schämt euch!" .



    Wer den Genoss*Innen aus der Ukraine, Russland und aus Osteuropa, aus Finnland und Schweden, nach dem 24.02.2022 einmal zugehört hat der kann die deutsche Wagenknechtlinke nur verachten!

  • Der antiwestliche Reflex ist ja in Deutschlands manchen Kreisen ein generationenübergreifendes Projekt. Erfreulich, dass ukrainische Anarchisten mit solcher Erblast nicht geschlagen sind.

  • Danke für dieses interessante Interview, das linken Gegnern einer militärischen Hilfe für die Ukraine die Schamesröte ins Gesicht treiben sollte, da sie anscheinend die Bedeutung von "hoch die internationale Solidarität" vergessen haben.

    • @Rinaldo:

      Wie wahr. Die haben die Bedeutung von Solidarität und Empathie wohl nie wirklich gekannt.

  • "Aber wenn wir die Zerstörung und den ultimativen Autoritarismus sehen, der im Moment von den putinistischen Invasoren betrieben wird, dann scheint es sehr schräg, den westlichen ­Imperialismus zu kritisieren. Wenn einige Leute dich mit irgendwelchen ­Geldreformen ausbeuten wollen und die anderen gekommen sind, um dich zu töten und zu versklaven, dann musst du natürlich die Waffen von allen Leuten nehmen, die sie dir anbieten."



    u.v.a.m.



    Mondieu, wie wohltuend es ist, einem Menschen zuzuhören, der in der Lage ist, das Offensichtliche in klare Worte zu fassen!

  • Deshalb ist es immer wichtig , zwischen einem durchgeknallten Diktator und den Einwohnern zu unterscheiden.

    • @Frau Flieder:

      In der Theorie und bei persönlichen Kontakt mit Individuen ist das völlig richtig.

      In der Praxis ist dies von geringer Bedeutung. Die Russen (Volk, Kultur, Verwaltung etc.) unterstützen Putin entweder oder das Leid der Ukraine ist ihnen nicht wichtig genug, um etwas gegen Putin zu unternehmen.

      So oder so, können sie die Mitverantwortung des russischen Volks nicht leugnen. Niemand hat das Recht auf Gehorsam, an dem Spruch: "Jedes Volk hat die Regierung, dies es verdient" ist was dran.

  • "Aber wenn wir die Zerstörung und den ultimativen Autoritarismus sehen, der im Moment von den putinistischen Invasoren betrieben wird, dann scheint es sehr schräg, den westlichen ­Imperialismus zu kritisieren. Wenn einige Leute dich mit irgendwelchen ­Geldreformen ausbeuten wollen und die anderen gekommen sind, um dich zu töten und zu versklaven, dann musst du natürlich die Waffen von allen Leuten nehmen, die sie dir anbieten."

    Weise Worte des Genossen Anarchisten. Selbst einer, der Staatlichkeit an sich normalerweise völlig ablehnt, ist in den Kampf gegangen, weil er verstanden, dass es um mehr geht.

    Jeder einzelne Satz dieses Interviews ist aussagekräftiger und konsistenter als alle mit selbstgerechter, wenn auch leider nicht letzter, Tinte geschriebenen Friedensmanifeste.

    • @Jim Hawkins:

      ... da würde ich mich inkl. der Kritik an einer Romantisierung des Krieges, "des Westens", der Militarisierung, Patriotismus u.ä. anschließen.

      • @Uranus:

        Das verstehe ich gut, ich denke für Anarchisten ist es auch nicht ganz leicht, sich so einer Sache anzuschließen.

        Aber, die spanische Republik war auch eine bürgerliche Demokratie, die von Kommunisten, Sozialisten, Anarchisten und den Interbrigadisten verteidigt wurden.

        Natürlich ist die Gemengelage eine andere, aber libertad es libertad.

        • @Jim Hawkins:

          Ja, da kann ich die Position des Interviewten gut verstehen. Es geht dann gegen das größere Übel. Hoffentlich kann die Ukraine widerstehen - sowohl Russland als auch rechten Tendenzen.

    • @Jim Hawkins:

      Nunja:

      "Wir müssen das Autoritäre stoppen, um die Freiheit zu retten"



      > sicher sehr richtig

      Daraus schlussfolgern wir: "Die putinsche Invasion darf keinen Erfolg haben"



      -> sagen wir mal: Auch sehr richtig

      Aber nun kommt das:



      "Die putinsche Invasion kann mit militärischen Mittel gestopp werden"

      -> Und spätestens hier kann ich nur sagen: Keine Ahnung, aber um es experimentell herauszufinden, sind mir die Opferzahlen zu hoch.

      Keine Wertung, nur eine Meinung.

      • @Bunte Kuh:

        "...sind mir die Opferzahlen zu hoch.



        Keine Wertung, nur eine Meinung."



        Nun, bereits der Ausdruck 'zu hoch' _ist_ eine Wertung, da können Sie sich nicht einfach so rausziehen.



        Aber werden wir doch konkret. Wenn Sie das so formulieren - welche Opferzahlen wären denn für Sie akzeptabel? Was wären Sie bereit dafür aufzugeben? Oder, um auf die Kernfrage zu kommen: was schlagen Sie konkret als Alternative vor?



        Also, nicht nur irgendwie, sondern konkret.

        • @Encantado:

          Ich schlage gar nichts vor, denn ich bin kein Politiker. Ich hinterfrage nur. Ich bestehe noch nicht einmal darauf, recht zu haben.

          PS: Alle Opferzahlen > 0 sind inakzeptabel.

          • @Bunte Kuh:

            Sie sind ein Spaßvogel.

            Wie viele Opfer hätte es genau gegeben, hätte Putin diesen Angriffskrieg nicht gestartet?

            Wer wäre als einziger in der Lage, diesen Krieg von jetzt auf gleich zu stoppen?

            Haben Sie das auch schon "hinterfragt"?

          • @Bunte Kuh:

            Ich bin mal hartnäckig und stelle fest, dass Sie sogar ziemlich extrem werten.



            Aber einverstanden, als Grundsatz bin ich ganz bei Ihnen: kein einziger Toter wäre toll.



            Das steht nur leider nicht zur Debatte, und die Aussage "Krieg ist doof" führt außer zur Selbstvergewisserung zu nichts.



            Wenn Sie sich darauf zurückziehen wollen, Sie seien kein Politiker und müssten deshalb nichts vorschlagen, halte ich das für unbillig. Wer etwas als schlecht bewertet, sollte in der Lage sein darzulegen, was denn (realistischerweise) besser ist.



            Insbesondere bei Teilnahme an einer Diskussion, da wirkt Nichtäußerung nach Kritik eher unkonstruktiv.

            • @Encantado:

              Die Antwort "Ich verweigere jeden Kriegsdienst" führt zu sehr viel! Je nachdem, wie viele Leute das machen..!

      • @Bunte Kuh:

        Und was wäre die Alternative?

    • @Jim Hawkins:

      Da haben Sie recht.