Rekordtemperaturen in den USA: Bundesstaaten ächzen unter Hitzewelle
Todeswarnungen von der Wetterbehörde, tausende Evakuierungen wegen Waldbränden: In den Vereinigten Staaten ist es vielerorts extrem heiß und trocken.
Die Gouverneurin des US-Bundesstaates New York, Kathy Hochul, hat in Vorbereitung auf die Hitzewelle bereits das Katastrophenamt aktiviert. Es wird erwartet, dass die hohen Temperaturen bis übers Wochenende anhalten könnten. „Dies ist ein tödliches Ereignis. Wir haben Blizzards erlebt, wir haben Überschwemmungen erlebt, wir hatten Hurrikane, wir hatten Tornados. Aber dieses Hitzeereignis wird höchstwahrscheinlich mehr Todesopfer fordern“, warnte Hochul am Dienstag.
Extreme Hitze kann den Körper dehydrieren, zur Erschöpfung führen und einen Hitzschlag auslösen. Menschen mit Vorerkrankungen wie Herz-Kreislauf-Problemen sollten sich besonders in Acht nehmen, da sommerliche Temperaturen die Krankheitssymptome verstärken können.
Am selben Tag brach die in New York gelegene Stadt Syracuse einen dreißig Jahre alten Hitzerekord. In der Universitätsstadt wurden am Dienstag 34,4 Grad gemessen. Da in den USA am Mittwoch ein Feiertag ist, entschloss sich die Landesregierung in New York, die öffentlichen Strände und Bäder vorzeitig zu öffnen, um für Linderung zu sorgen. Außerdem werden öffentliche Kühlzentren eingerichtet, in denen sich die Menschen kostenfrei abkühlen können.
Obdachlose leiden besonders unter der Hitze
In Chicago stürmten die Menschen am Montag bereits ans Ufer des Michigansees, als die Temperaturen in der Großstadt auf mehr als 36 Grad anstiegen. Die am Flughafen Chicago O’Hare gemessene Temperatur setzte ebenfalls neue Maßstäbe und übertraf einen früheren Höchstwert aus dem Jahr 1957.
Vor allem Obdachlose leiden unter der Hitze. Um sicherzustellen, dass auch Menschen ohne festen Wohnsitz den Rekordtemperaturen nicht zum Opfer fallen, beauftragt die Stadt eigens Mitarbeiter. Die sollen mit auf der Straße lebenden Menschen Kontakt aufnehmen und sie davon überzeugen, sich während der kommenden Tage in eine gekühlte Unterkunft zu begeben.
„Wir kontrollieren alle Standorte. Wir versorgen die Menschen nicht nur mit Wasser und Nahrungsmitteln, sondern bringen sie auch in Notunterkünfte, die zugleich Kühlstationen sind“, sagte Brian Berg, Pressesprecher der Stadtbehörde für Familienangelegenheiten und Hilfsleistungen.
Auch die Großstädte Detroit und Philadelphia sowie Orte in den Bundesstaaten New Hampshire, Connecticut und Maine sollten sich auf Rekordtemperaturen einstellen, sagte NWS-Meteorologe Marc Chenard.
In Westen des Landes wüten derweil Dutzende Waldbrände. Die hohen Temperaturen, geringe Luftfeuchtigkeit und starke Winde erschweren zusätzlich den Kampf gegen das Feuer. Nordwestlich von Los Angeles kämpften Feuerwehrkräfte seit dem vergangenen Wochenende gegen einen Großbrand. Mehr 4.800 Hektar Land fielen den Flammen bereits zum Opfer und über 1.200 Menschen mussten aus der Region evakuiert werden.
Auch im Bundesstaat New Mexiko wüten mehrere Brände. Dort mussten mehr als 8.000 Menschen vor den Flammen in Sicherheit gebracht werden.
Die extremen Temperaturen sind außergewöhnlich, erst recht für die Jahreszeit. „Es ist noch recht früh in der Saison für eine so lang anhaltende Hitzewelle im Ohio Valley und in Neuengland“, sagte Chenard. In Maine liegen die Temperaturen aktuell um bis zu mehr als 10 Grad über dem Durchschnitt.
Klimawandel hat Hitze 35-mal wahrscheinlicher gemacht
Liegt das am Klimawandel? Am Mittwoch veröffentlichte eine Gruppe von internationalen Klimaforschern eine weitere Studie, die die Auswirkungen des Klimawandels auf die jüngsten Hitzewellen in Nord- und Zentralamerika untersuchte. Das Ergebnis: Der menschengemachte Klimawandel hat die Auswirkungen der Hitzewellen um eine vielfaches verschlimmert.
„Potenziell tödliche und rekordverdächtige Temperaturen treten in den USA, Mexiko und Mittelamerika aufgrund des Klimawandels immer häufiger auf“, sagte Izidine Pinto, Forscher am Königlich-Niederländischen Institut für Meteorologie (KNMI). Die Wissenschaftler konzentrierten sich bei ihrer Untersuchung auf Regionen im Südwesten der USA und Mexiko sowie Guatemala, Belize, El Salvador und Honduras.
Untersucht wurden die Tages-Höchsttemperaturen über einen Fünftage-Zeitraum bei Tag und Nacht im Mai und Juni. Demnach hat die Erderhitzung das aufgetretene Wetter 35-mal wahrscheinlicher gemacht.
„Es sollte uns nicht überraschen, dass Hitzewellen immer tödlicher werden. Seit dem Jahr 2000, also in nur 24 Jahren, sind die Hitzewellen im Juni im Nord- und Zentralamerika um 0,8 Grad heißer geworden und haben Millionen Menschen zusätzlich gefährlicher Hitze ausgesetzt“, sagte Klimawissenschaftlerin Friederike Otto vom Imperial College London, die die Forschungsinitiative World Weather Attribution leitet, die hinter der Studie steht.
Es sei noch nicht zu spät, eine Verschlimmerung des Klimawandels zu verhindern. „Wir wissen, was wir tun müssen und wie: die Verbrennung fossiler Brennstoffe so schnell wie möglich einzustellen und die Ungleichheit zu bekämpfen“, so die Forscherin.
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