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Proteste in IranNicht nur der Hidschab soll weg

Die Proteste in Iran richten sich gegen Zwangsverschleierung und Femizide. Das Regime hat die Wut unterschätzt.

Die aktuellen Proteste in Iran sind eine Reaktion auf den gewaltsamen Tod von Zhina Amini Foto: Social Networks/ZUMA Wire/imago

Berlin taz | In Iran protestieren Menschen seit drei Tagen landesweit gegen die Zwangsverschleierung und gegen die gesamte Diktatur. Auf Videos in den sozialen Medien sieht man Frauen, die bei den Demonstrationen ihre Kopftücher abnehmen, Parolen gegen das System rufen.

Die Proteste sind eine Reaktion auf den gewaltsamen Tod von Zhina Amini. Eine Kurdin, die die Welt nun unter dem Namen Mahsa kennt, weil der iranische Staat ihrer Familie nicht erlaubte, sie offiziell Zhina zu nennen – weil es ein kurdischer Name ist. Der iranische Staat behauptete zunächst, die 22-Jährige sei an Herzversagen gestorben. Tatsächlich wurde sie bei einer Festnahme durch die Sittenpolizei wohl so verprügelt, dass sie starb.

Die iranische Regierung hat die Lage unterschätzt: Aminis Familie hatte die Behauptungen des Staates als Erste in Frage gestellt. Dann meldete das Krankenhaus, sie sei bereits hirntot eingeliefert worden. Frauen, die mit ihr festgenommen worden waren, bezeugten, dass ihr mehrmals auf den Kopf geschlagen wurde. Und nun schreien die IranerInnen landes- und weltweit: Das war Mord.

Die Proteste und Streiks, die in Kurdistan im Westiran begannen, sind einmalig in der Geschichte des Iran: Zum ersten Mal geht es bei landesweiten Protesten, die sich gegen das gesamte System stellen, konkret um Gendergerechtigkeit, Zwangsverschleierung und Femizid.

Der Kampf gegen die Zwangsverschleierung wuchs an

Der Kampf iranischer Frauen und Transpersonen gegen diesen Zwang hatte bereits viel früher begonnen: Frauen waren die erste soziale Gruppe, die kurz nach der Revolution 1979 gegen das Diktat des Hidschab von Revolutionsführer Ruhollah Khomeini auf die Straße gingen. Damals unterstützten sie weder politische Kräfte noch die meisten Männer. Eher im Gegenteil: Viele Männer hielten das Problem für zu banal, um dafür gegen Khomeini vorzugehen.

Jetzt sagen viele Iranerinnen – und viele Männer – dem gesamten System den Kampf an

Was sie damals nicht verstanden: Wer den Zwang zum Kopftuch, auch Hidschab genannt, durchsetzt, gewinnt letztlich die Möglichkeit, die Sexualität der gesamten Gesellschaft zu kontrollieren. Neben der freien Kleiderwahl von Frauen wurden auch gleichgeschlechtliche Beziehungen sowie der freie Ausdruck der Geschlechtsidentität kriminalisiert.

Doch in den letzten Jahren wuchs der Kampf in Iran gegen die Zwangsverschleierung. Etwa durch die im US-Exil lebende Aktivistin Masih Alinejad, die unter dem Hashtag #MyStealthyFreedom Frauen aufrief, Bilder von ihrer „heimlichen Freiheit“ ohne Hijab zu teilen. Oder 2018, als sich das Phänomen „Die Töchter der Revolutionsstraße“ verbreitete: Frauen und später auch Transpersonen nahmen ihre Kopftücher ab und warteten in Ruhe auf ihre Festnahme durch die Polizei.

Der Konflikt hat sich zu einer Auseinandersetzung zwischen den Befürwortern und den Gegnern des iranischen Systems entwickelt: Im Juli 2022 wurde Sepideh Rashno in Teheran festgenommen. Eine junge Frau, die von einer anderen Frau wegen ihrer Kleidung zurechtgewiesen wurde. Nachdem sie sich weigerte, deren Forderungen nachzukommen, drohte diese ihr, sie bei der Revolutionsgarde anzuzeigen. Nach 47 Tagen Haft und einem erzwungenen Geständnis wurde sie schließlich auf Kaution freigelassen.

Ein vom Staat begangener Femizid

Die landesweiten Proteste der Frauen und Genderminderheiten in Iran passieren also nicht auf einmal und nicht in einem Vakuum. Die sich schnell verbreitenden Bilder von Frauen, die kollektiv ihre Kopftücher abnehmen und diese anzünden, sich öffentlich die Haare abschneiden, sind eine klare Ansage gegen das Regime. Der Staat wollte mit seinem Vorgehen gegen Sepideh Rashno, Zhina Amini und viele andere seinen Kampf gegen Gendergerechtigkeit intensivieren. Jetzt sagen viele Iranerinnen – und viele Männer – dem gesamten System den Kampf an.

In Iran wird gerade feministische Weltgeschichte geschrieben. Die Protestierenden stellen klar: Zhina Aminis Tod war ein vom Staat begangener Femizid. Genderbezogene Parolen bei den Demonstrationen werden nun mit dem wichtigsten Protestruf der letzten Jahre gekoppelt: „Nieder mit der Diktatur!“

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25 Kommentare

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  • In den Iran Wissenschaften gibt es einen Konsens dass das Regime inzwischen extrem unbeliebt ist. Selbst viele Konservative sehen das ganze System sehr kritisch (echte Konservative lehnen das Regime sowieso ab da es eine Herrschaft der Kleriker in der klassischen Lehre nicht vorgesehen ist). Die Frage ist halt wie lange es sich noch halten kann. Da es im Iran eine Wehrpflicht gibt gibt es viele Männer die mit Waffen umgehen können und mit Israel, Saudi-Arabien und den USA auch Interessenten das Regime zu stürzen. Die iranische Regierung sollte die Hijab-Pflicht abschaffen und Kompromisse eingehen sonst endet das ganze im Bürgerkrieg.

  • Warum gibt es hierzulande keine Solidarität der kopftuchtragenden Frauen mit den mutigen iranischen Frauen, die aus Protest gegen den Kopftuchzwang ihr Kopftuch verbrennen in Solidarität mit der Frau, die wegen eines "salopp" getragenen Kopftuches im Knast ihr Leben verlor.

    • 0G
      06455 (Profil gelöscht)
      @Michael Balser:

      Das frage ich mich auch.



      Sehr seltsam und völlig unverständlich.

  • Auch über diesen Iran-Beitrag kann ich nur den Kopf schütteln!

    Es ist für iranische Frauen absolut bizarr ihren Kampf gegen den Hijab mit der Diskussion über Gendergerechtigkeit in Deutschland zu vergleichen. Es ist ein Kampf um elementare Menschenrechte die im Iran systematisch vom Regime unterdrückt werden. Täglich werden im Iran TAUSENDE Frauen wegen „unislamischem Verhalten“ aufgegriffen, zurechtgewiesen und oft brutal zusammengeschlagen und inhaftiert. Die Sittenpolizei ist für ihr unangemessen hartes Vorgehen berüchtigt! Seit Jahren sind iranische Social-Media-Kanäle voll mit solchen Beweisvideos. Aber in unserer „Werte-Gesellschaft“ findet das kaum Beachtung und die deutsche Außenpolitik findet dafür weder klare Worte noch einen angemessen harten Kurs. Hier wird nur „rumgeeiert“ um sich ein Türchen offenzuhalten damit man vielleicht später wieder Geld im/mit Iran verdienen kann.

    Wenn die Hijab-Pflicht fällt, wäre der Weg für weitere noch wichtigere Veränderungen frei. Und damit wäre das Ende der Mullah-Diktatur absehbar.

    Das iranische Regime hat massive Angst vor der Bevölkerung und ganz besonders vor den Frauen. Denn sie sind stark und haben nichts mehr zu verlieren - sie können durch diesen Kampf nur noch gewinnen!

    Masih Alinejad ist ein Sprachrohr mit internationaler Reichweite, die auf den Kampf der Iranerinnen aufmerksam macht. Und auch ihr geht es nicht um Anti-Islamismus sondern um die Befreiung des Iran von der hochkrimiellen und menschenverachtenden Mullah-Regierung.

    Die iranische Bevölkerung und ganz besonders deren Frauen benötigen mehr als nur unsere Solidarität. Es wäre ein klares Symbol der Weltgemeinschaft, wenn Ihr illegitimer Präsident Raisi gestern nicht vor der UN ungestraft seine dreisten Lügen verbreiten dürfte. Diese Regierung, die von einem Präsidenten angeführt wird, der den Tod tausender Oppositioneller während der grünen Revolution zu verantworten hat, dürfte keine internationale Anerkennung erfahren!!!

    • @Was Soll Das:

      Ich finde die Formulierung, das iranische Regime hääte Angst vor DER Bevölkerung und DEN Frauen höchst problematisch: schließlich besteht rekrutiert sich auch der iranische Staatsapparat aus Iranern und - nota bene - Iranerinnen und stützt sich auf einen nicht unerheblichen Rückhalt in der Bevölkerung. Deutsche Iran-Debatten, die sich allzu oft auf Twitter und ein paar Exilierte stützen, werden dieser Komplexität leider selten gerecht - und wollen das wohl auch nicht. Ich persönlich finde es allerdings schade, dass der Anspruch, andere Gesellschaften zu verstehen (was Kritik ja nicht ausschließt), immer mehr einem agitatorischen Habitus weicht, der eher außenpolitischen als moralischen Anliegen geschuldet sein dürfte.

      • @O.F.:

        Ich muss meine persönliche Einschätzung wohl konkretisieren: Ich bin als Deutscher mit einer Iranerin verheiratet und wir haben täglich Kontakt zu Freunden und Verwandten im Iran. Somit stützen sich meine Aussagen auf Erfahrungen betroffener Personen in meinem persönlichen Umfeld!

        Der iranische Staatsapparat stützt sich mitnichten auf einen „nicht unerheblichen Rückhalt in der Bevölkerung“! Er wird nur noch von einem kleinen Teil gestützt - nämlich von den Profiteuren des Systems: Mullahs, Revolutionsgarden, Sittenwächter und sonstige Staatsbediensteten nebst deren Familien.

        Der iranische Staatsapparat wird ausschließlich und ohne Ausnahme von „Systemgetreuen“ rekrutiert und vom Ajatolla persönlich zu Wahlen zugelassen. Selbst die sogenannten Gemäßigten sind immer noch radikale Islamisten!

        Ich sehe täglich was im Iran passiert und das hat nichts mit „agitatorischem Habitus“ oder erhobenem Zeigefinger oder persönlichen Befindlichkeiten/Wünschen meinerseits zu tun. Jede schwächelnde Diktatur erhöht die Repressionen gegen die eigene Bevölkerung um ihre Macht zu sichern - so auch im Iran.

        In fast allen Gesellschaftsschichten herrscht Einigkeit darüber, dass das Projekt „Islamische Republik“ gescheitert ist. Aber man hat dort keine Vorstellung bzgl. einer Alternative. Man spricht schon offen von einem muslimischen Staat in dem kaum Muslime leben…

        In einem Punkt gibt es aber volle Zustimmung meinerseits: Deutsche Iran-Debatten werden der Komplexität nicht gerecht. Aus meiner Sicht liegt das an offensichtlich fehlendem fundiertem Wissen über das Land, die Kultur und der sich ändernden Gesellschaft. Und zum anderen an der Intellektuisierung von Alltagsproblem der Iraner*innen.

        • @Was Soll Das:

          P.S. Die Kritik an einem "agitatorischen Habitus" war weniger an Sie persönlich gerichtet, sondern eher gegen die übliche deutsche Iran-Berichterstattung (ähnliches gilt auch für andere Staaten...). Es gibt kaum Berichte, in denen verschiedene Teile der iranischen Gesellschaft zu Wort kommen oder in denen auch das Leben jenseits politischer Konflikte geschildert wird, sondern es wird fast immer einzig aus der Perspektive einer Fundamentalopposition über den Iran (oder China, oder Russland etc.) geschrieben. Dass man diese Länder dann versteht, bezweifle ich. Und das wird zunehmend ein Problem: denn wir müssen uns an eine Welt gewöhnen, in denen mit der realen Hegemonie des Westens auch seine Deutungsmacht schwindet. Wir können es uns schlichtweg nicht mehr leisten, andere Perspektiven zu ignorieren.

          • @O.F.:

            Eine Frau kommt durch Misshandlungen der Sittenpolizei zu Tode, daraufhin gibt es Proteste, die niedergeschlagen werden u es gibt noch mehr Tote. Ihnen ist das wieder zu unterkomplex. Warum sollte man das nicht so berichten? sollte man auf Ihren Wunsch erst eine große Gesellschaftsanalyse anstellen, die auch eher nur auf oberflächlichen Eindrücken, u viel Spekulation beruhen, alles relativieren u schreiben, dass viele Iraner (wieviele?) das Vorgehen des iran. Staates gut finden? Unsere Deutung der Ereignisse dort mag für einige Länder nicht maßgeblich sein. Aber das ist für uns auch nicht maßgeblich, wir haben auch Prinzipien u einen Kopf zum denken, man kann die Sichtweise des iran. Staates festhalten u das wird auch zur Genüge getan, wir verstehen diesen Staat sehr gut, weil wir wissen wie repressive Staaten ticken, gab's ja auch mal bei uns. Aber



            V e r s t ä n d n i s dafür können Sie allenfalls im Lager der AfD erwarten. Dieser Staat hat eben die falschen Prinzipien. Sollte einmal bei uns wieder eine Mehrheit Verständnis für derlei autoritäre Regime haben, muss man sich überlegen wohin man emigriert.

            Dass das Mullah- Regime noch lange nicht vor dem Zusammenbruch steht glaub ich auch. Hat sich gut abgesichert.

            Aber Alternativen gibt es immer. Sollte der Westen zurück in Unfreiheit und Diktatur fallen, gibt es das Konzept von Demokratie und das Wissen darüber wie ein demokratischer, auf Recht u Freiheit beruhender Staat aufgebaut sein sollte ja immer noch. Sollten die Unzufriedenen im Iran das nicht sehen, dann kann ihnen auch niemand helfen. Aber das glaube ich nicht. Es gibt eine ziemlich große Diaspora, die Kontakt in die Heimat hält und dort ist man auch nicht total abgeschnitten. Auch wenn man Muslim ist muss man nicht zwangsläufig für ein repressives Regime sein. Klar, Unterstützer gibt es immer.

            Aber wäre der größte Teil der Bevölkerung für d Regimes bräuchte dieses keinen solchen Sicherheitsapparat der mit so viel Repression u Gewalt regiert.

        • @Was Soll Das:

          Erst einmal vielen Dank für die sachliche Antwort.



          Ich bin allerdings immer etwas skeptisch bei dem Verweis auf das persönliche Umfeld - einfach weil das selten repräsentativ ist (meist nicht einmal für das eigene Land); unter den Iranern, die ich persönlich kenne, sind auch kaum Anhänger der islamischen Republik, aber das sind eben auch meist gebildete Menschen mit Auslandserfahrung (oder sogar ExPats), keine durchschnittlichen Provinzbewohner. Sie haben ja sicher selbst gemerkt, dass man einen ganz anderen Iran kennenlernt, wenn man Teheran verlässt und das Hinterland bereist. Sie schreiben ja selbst: das Regime rekrutiert seine Akteure aus den Systemtreuen - aber die sind ja auch Iraner. Und auch der angeblichen Säkularisierung zweifelt man, wenn man gesehen hat, wie voll Moscheen dort zu den Gebetszeiten oft sind (auch wieder: eher außerhalb von Teheran); wenn man den Imamplatz in Isfahan einmal gedrängelt voll mit Menschen beim Gebet gesehen hat, glaubt man nicht mehr an den "Staat ohne Muslime".



          Wie genau die Meinungsverhältnisse sind, wage ich nicht zu schätzen; aber der Anteil an Systemtreuen ist doch größer als oft angenommen; und dazu kommt natürlich auch noch ein nicht unerhebliches Milieu an Gleichgültigen, die vor allem ihre Ruhe wollen. Natürlich: es gibt auch energischen Widerstand. Aber in keiner der Protestwellen hat man ernsthafte Risse im Sicherheitsapparat gesehen - und ein solcher Kontrollverlust ist eigentlich ein Zeichen für Staaten, die kurz vor einer Revolution stehen.



          Das Problem einer fehlenden Alternative haben Sie ja selbst angesprochen: selbst die Unzufriedenen betrachten immer weniger den Westen als Entwicklungsmodell. Das gilt übrigens nicht nur für den Iran und sollte uns zu denken geben.

  • 6G
    659975 (Profil gelöscht)

    Das in Deutschland wenig bis nichts darüber zu hören ist, mag mehrere Gründe haben:



    - Den Islam des Irans zu kritisieren ist gefährlich



    - Den Islam des Irans zu kritisieren wäre rassistisch und islamophob



    - Der Iran ist gegen Israel und die Linken stehen wohl auf dem Standpunkt: Der Feind meines Feindes ist mein Freund

    Dabei gäbe es auch Gründe die Proteste im Iran zu stützen, zumindest politisch und diplomatisch:



    - Der Iran ist ein großer Finanzier des internat. Terrorismus



    - Der Iran unterstützt aktiv Russland im Krieg gegen die Ukraine



    - Der Iran ist eine religiöse Diktatur, die Frauen, Kurden und andere religöse Minderheiten unterdrückt



    - Der Iran destabilisiert den Irak



    - Im Iran werden jedes Jahr über 1000 Todesurteile vollstreckt und teilweise auch noch so wie vor 1000 Jahren (Steinigung oder Erhängen vor Publikum)

    Und der wichtigste Grund:



    Die Rechte der Frauen und Gleichberechtigung in der Gesellschaft, sowie Menschenrechte für alle Menschen im Iran

  • @JIM HAWKINS

    Erster Satz: schliesse mich an. Voll und ganz.

    Rest: mir ist das alles nicht neu. Ich höre ständig etwas. Kann ich also nicht nachvollziehen.

  • In Sachen Iran ebenfalls gerade aktuell: LGBTI-Aktivistinnen wurden zum Tode verurteilt, siehe taz:

    taz.de/Todesurteil...istinnen/!5879380/

    Ich weiss nie, ob es etwas bringt, aber es gibt bei Amnesty International eine Briefvorlage:

    www.amnesty.de/mit...urteilt-2022-09-16

  • Vielleicht ist der Artikel unvollständig, aber falls nicht:



    Es geht nicht um Gendergerechtigkeit, sondern um Geschlechtergerechtigkeit - der Kopftuchzwang betrifft nicht Menschen weiblichen Genders, sondern mit weiblichem Körper geborene Menschen unabhängig von ihrem Gender. Das als Genderungerechtigkeit (also als Diskriminierungs eines Genders) umzudeuten, verschleiert die tatsächliche Unterdrückungsdynamik (und suggeriert konsequent zuende gedacht, dass Geschlechtsidentität im Iran eine akzeptierte Kategorie ist - als müsste man sich nicht mehr verschleiern, wenn man sich als Mann identifiziert. Ich gehe davon aus, dass einem Outing als Transperson mit eher noch mehr Gewalt begegnet wird.). Aber vielleicht liege ich daneben und der Iran respektiert Genderidentität und fordert Verschleierung nur von selbstidentifizierten Frauen - in dem Fall würde ich mich über Lesematerial freuen!

    Im übrigen finde ich "Frauenrechte", "Geschlechtergerechtigkeit" oder "Gendergerechtigkeit" so wie hier benutzt, als Worte eine absolute Zumutung:



    Es geht nicht um irgendwelche Sonderrechte, sondern schlicht um elementare Menschenrechte.

    • @szie:

      Danke für diese. Klarstellung, es geht primär um Menschenrechte von Frauen

  • Nie wieder religiöse Diktatur (einschl. Christentum und Kommunismus)!

  • Frau Roth und Frau Lang waren wohl auf dem Oktoberfest und konnten daher keine Unterstützung leisten. Frau Baerbock hat auch besseres zu tun, so dass Iran und Aserbeidschan warten müssen. "Wertegeleitete Aussenpolitik" sieht anders aus, es sei denn mit "Werten" sind fossile Energieträger gemeint.

  • 0G
    06455 (Profil gelöscht)

    So mutige Frauen und auch Männer.



    Meine guten Wünsche schicke ich zu ihnen!

  • Ich wünsche den Iranerinnen und Iranern so sehr, dass ihr Protest und Widerstand Erfolg haben wird.

    Sie brauchen jetzt die Solidarität der Welt. Aber, es ist nichts zu hören.

    Nichts von der feministischen Außenpolitik, nichts von der feministischen Basis, nichts von den Linken.

    Und auch hier, nichts.

    • @Jim Hawkins:

      Auch nichts von der USA, China, Israel?



      Wie sieht es aus mit den Marburgern? Auch nichts?

    • @Jim Hawkins:

      Ich schließe mich an.

      Auch wenn das nur ein Wunsch unter vielen ist, die ich im Augenblich habe.

      Aber eigentlich ist es ein Wunsch - wann kommt der Großteil der Menschheit zur Vernunft und fegt diese Despoten hinweg.

    • @Jim Hawkins:

      Es ist total erstaunlich.

      Statt Solidarität nur Schweigen im Walde.

      Und das, wo Feminismus und Gleichstellung angeblich hier gerade so ein großes Thema sind.

      Spannend ist die Frage, warum manche Vorfälle internationale Bestürzung auslösen. dieser hingegen niemanden interessieren.

      • @rero:

        Man stelle sich vor, etwas Ähnliches hätte sich in Israel oder den besetzten Gebieten zugetragen.

        Beim Iran ist das nie so. Dabei kann man ja wissen, was für eine Hölle das für die Frauen, die Oppositionellen und überhaupt für jeden der Zweifel äußert ist.

        Bis Juli dieses Jahres gab es 250 Hinrichtungen.

        Dass dies im Vergleich so wenig skandalisiert wird, liegt wohl auch den Positionen, die Julia Neumann neulich in der taz bezogen hat.

        Salopp gesagt: Andere Länder, andere Sitten, Westen halt dich da raus.

        • @Jim Hawkins:

          Aber warum läuft das so gut?

          Seyran Ates organisiert in Berlin wenigstens was zusammen mit ein paar Exilantenvereinen.

          Ich bin ja eigentlich kein Freund von Vergleichen, aber was macht den Unterschied aus zwischen der zu recht umwerfenden Solidarität mit George Floyd und Zhina Amini?

          Ist es nur das Sterbe-Video, das es zu Zhina Amini nicht gibt?

          Ist sie nicht schwarz genug? Sieht sie ohne Kopftuch nicht exotisch genug aus?

          Ich könnte mir ja glatt vorstellen, dass der iranischen Regierung Massendemonstrationen vor ihren Botschaften nicht gleichgültig bleiben.

          Man stelle sich vor, da wären auch noch eine Reihe von Musliminnen mit Kopftuch bei ...

        • @Jim Hawkins:

          Das "andere Länder, andere Sitten" gilt für den Westen nur, wenn wir etwas von den anderen Ländern wollen (z.B. Handel mit Iran sowie Gas). Sonst sind wir doch sehr imperialistisch eingestellt.

        • @Jim Hawkins:

          "Die" feministische Basis ist nicht still, sondern nur der aktivistische antiimperialistische Teil davon. Und warum nichts von der Regierung kommt: Deutschland ist der wichtigste Handelspartner des Irans. Außerdem "müssen" wir jetzt Gas von dort kaufen. Außerdem gibt es kein "Go" von Seiten der USA - anders als bei den Russlandsanktionen......