Proteste gegen Hunger in Gaza: Viel Krach gegen „Gila & Nancy“
Das israelische Restaurant hat wohl erneut die Eröffnung verschoben. Aktivist:innen werfen dem Besitzer Beihilfe zu Israels Hungerblockade vor.
Aufgerufen hatten primär jüdisch-antizionistische Gruppen. Lautstark hämmerten die Teilnehmer:innen auf leere Kochtöpfe, um auf Israels Aushungern des Gazastreifens aufmerksam zu machen. Auf Plakaten stand „Stop feeding Genocide“.
„Shahar Segal, wir haben kein Problem mit dir, weil du Jude bist. Auch nicht, weil du Israeli bist. Es geht um deine Rolle als Sprecher GHF“, sagte ein Redner, der nach eigenen Angaben in Israel aufgewachsen ist. Und weiter: „Es macht keinen Unterschied, wie der Hummus hier schmeckt, das Essen wird aus verhungernden Kindern in Gaza bestehen.“
Im Zuge der Nahrungsausgabe der GHF sind laut UN allein bis Ende Juli bereits fast 1.400 Palästinenser:innen getötet wurden, davon 850 an GHF-Ausgabestellen. Menschenrechtsorganisationen werfen Israel auch deshalb vor, humanitäre Hilfe als Kriegswaffe zu nutzen. Ha’aretz hatte von Schießbefehlen gegen hilfesuchende Menschen berichtet.
Kritik auch an Pinkwashing
Segal hat seine Arbeit für die GHF immer wieder verteidigt und in Zweifel gezogen, dass Israel für den Hunger in Gaza verantwortlich ist. Stattdessen suggerierte er, es könne sich auch um Hamas-Propaganda handeln. Im Januar 2024, vor seiner Tätigkeit für die GHF, beschrieb er seine Rolle in einem Interview als die eines „Propagandisten“ für die israelische Armee.
Der Protest richtete sich auch gegen das „Pinkwashing“, das das sich queerfreundlich positionierende Restaurant laut den Aktivist:innen betreibe. Tatsächlich ist der Name des Restaurants eine Anspielung auf die Transaktivist:innen Gila Goldstein und Nancy Nangeroni. Die Protestierenden kritisieren, dass die queere Bewegung so für eine israelische Imagekampagne instrumentalisiert werde. Bei der Kundgebung wurde eine Dragshow aufgeführt.
Bereits Mitte Juli hatte das Restaurant angekündigt, wegen der Proteste die Eröffnung vorerst zu verschieben. In einem Statement hatte sich das Restaurant auch für ein Ende des Krieges ausgesprochen. Zahlreiche Medien berichteten daraufhin, ein israelisches Restaurant habe wegen Protesten von „Israel-Hassern“ nicht eröffnen können. Bis Redaktionsschluss war das Restaurant nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
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