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Proteste gegen G 20Schlauchboot oder Schwarzer Block?

Zum Gipfel gibt es vielfältige Aktionsformen. Christoph Kleine (Interventionistische Linke) und Christoph Bautz (Campact) streiten über den richtigen Protest.

Teil einer Bootsdemo auf der Innenalster Foto: dpa

taz: Herr Bautz, Herr Kleine, wie radikal muss Protest sein?

Christoph Kleine: So radikal wie die Wirklichkeit: Die Verhältnisse sind zugespitzt. Der Kapitalismus ist dabei, den Planeten an die Wand zu fahren. Er kommt an die Grenze seiner ökologischen Tragfähigkeit. Wir haben Kriege, Hunger, Unterdrückung, eine Zunahme von autoritären und rechten Regimen.

Christoph Bautz: Natürlich braucht es eine breit getragene Protestbewegung, die grundlegende Veränderungen einfordert. Wir wünschen uns etwa eine schnelle Energiewende und eine ganz andere Handelspolitik. Trotzdem ist es auch wichtig, Schritte hin zu der Veränderung zu zeigen – das machen wir mit den Bürgern gemeinsam. Dafür steht Campact.

Ist es ein Armutszeugnis für die Linke, nicht mal auf einer gemeinsamen Demo gegen G 20 protestieren zu können?

Kleine: Ich finde es sehr bedauerlich. Wir wollten gemeinsam demonstrieren. Es gab aber bei einigen Angst, sich in die Be­dingungen des Ausnahmezustands hineinzubegeben. Aber wenn für den G-20-Gipfel Grundrechte außer Kraft gesetzt werden, dann dürfen wir dem nicht ausweichen, sondern können die Versammlungsfreiheit nur dadurch verteidigen, dass wir genau an diesen Tagen auf die Straße gehen. Deswegen war für uns nicht verhandelbar, dass die Demonstration an einem Gipfeltag stattfinden muss.

Bautz: Wenn man ein Bündnis will, muss man aber mit­einander verhandeln. Wir wollen Leute auf die Straße kriegen, die noch nie auf einer Demo waren, wie es auch bei den großen Anti-TTIP-Demos war. Da braucht es einen Rahmen, der entsprechend sicher ist.

Campact demonstriert nun in einem Bündnis bereits am Sonntag, dem 2. Juli. Die Interventionistische Linke ruft zu Blockaden am 7. Juli und einer Großdemonstration am 8. Juli auf. Worin unterscheiden sich Ihre Positionen?

Bautz: Die G 20 sind für uns Teil des Problems, aber auch Teil der Lösung. Deswegen wollen wir die Staatschefs adressieren und das geht nicht, wenn sie schon wieder in den Flieger steigen. Außerdem ist die G 20 gegenüber der G 7 und G 8 ein großer Fortschritt, denn große Staaten wie Brasilien, China, Indien und Südafrika sind jetzt daran beteiligt. Sie vertreten mittlerweile einen großen Teil der Weltbevölkerung. Gleichzeitig muss man die neoliberale Politik der G 20 hart kritisieren.

G20 in Hamburg

Am 7. und 8. Juli treffen sich in Hamburg die Staatschefs der größten Industrie- und Schwellenstaaten zum G20-Gipfel. Die taz berichtet dazu in einem laufend aktualisierten Schwerpunkt und ab dem 1. Juli mit täglich 8 Sonderseiten.

Kleine: Natürlich ist es richtig, dass ein großer Teil der Weltbevölkerung in den G-20-Ländern lebt. Aber das sind viele Staaten, die nicht einmal nach bürgerlichen Maßstäben irgendwie demokratisch sind. Zum Beispiel der König von Saudi-Arabien, einem Land, in dem öffentlich Leute enthauptet werden und Frauen kein Auto fahren dürfen – an dem Mann ist gar nichts legitim. Das gilt auch für Erdoğan und den chinesischen Präsidenten, um mal nicht gleich mit Trump anzufangen. Diese Versammlung hat zur Lösung der Probleme der Welt nichts anzubieten.

Bautz: Es ist mir zu einfach, alle für illegitim zu erklären. Dafür sind die Probleme der Welt zu groß.

Herr Bautz, ist es nicht naiv, zu glauben, dass sich die Staats- und Regierungschefs für Ihre Forderungen interessieren?

Bautz: Es ist ein Fortschritt, wenn wir ein Pariser Klimaabkommen haben. Darauf kann man Regierungen festnageln. Beim G-20-Gipfel wird sich entscheiden, ob es neben Trump noch mehr Staaten gibt, die davon abweichen.

Kleine: Aber was ist dieser Gipfel außer einem großen Fototermin? Es ist eine riesige Schaufensterveranstaltung – für auf 400 Millionen Euro geschätzte Kosten. Dabei sind die Staatenlenker verantwortlich für alles, was falsch läuft. Man muss Donald Trump ja fast dankbar dafür sein, dass er ehrlicherweise sagt, er hält sich nicht an das Pariser Klimaabkommen.

Wie meinen Sie das?

Kleine: Angela Merkel lässt die Braunkohlegruben volle Pulle weiterlaufen und die Fließbänder der Autoindustrie ebenfalls. Es ist wichtig, die Verlogenheit und Doppelzüngigkeit deutlich zu machen.

Das heißt, Sie haben die G 20 abgeschrieben?

Kleine: Für diesen Gipfel habe ich keine Hoffnung, dass da irgendetwas herauskommt. Wir waren 2007 schon in Heiligendamm. Wer erinnert sich noch, was da beschlossen worden ist? Es war irgendwas mit Klimaschutz und Hilfe für Afrika. Wahrscheinlich werden sie jetzt noch mal das Gleiche beschließen, und es wird wieder nichts bringen.

Herr Bautz, bei Ihrer „Protestwelle“ setzen Sie auf Gummiboote auf der Alster. Das soll überzeugen?

Bautz: Wenn ich an die 300.000 Demonstranten denke, die bundesweit gegen TTIP und CETA protestiert haben, war das eine breite Zivilgesellschaft, die ungeheuer kreativ war. Das hat diese Abkommen ins Wanken gebracht.

Wer ist denn am 2. Juli dabei?

Bautz: Wir haben ein breites Bündnis, das von Gewerkschaften über Umweltverbände bis zu Eine-Welt- und Demokratieorganisationen reicht.

Kleine: Es ist eine Legende, dass man am 2. Juli mehr Leute auf die Straße bringen kann als am 8. Juli zur Großdemonstration. Die Menschen wissen doch, dass es die Gipfeltage sind, an denen es um etwas geht. Ich finde es irritierend, einen Protest so kompatibel zu machen, dass ihn am Schluss sogar die SPD gut finden kann, die hier ein paar Tage später für den Ausnahmezustand verantwortlich ist.

Bautz: Wenn sich die SPD entscheidet, ihre Mitglieder zur Teilnahme an der Demonstration am 2. Juli aufzurufen, können sie das gerne tun – das ändert nichts an unseren Forderungen.

Werden Sie wirklich vor dem Gipfel abreisen, Herr Bautz?

Bautz: Ich werde nur am 2. Juli da sein.

Kleine: Das ist bedauerlich. Ihr seid bei den Aktionen am 7. und 8. Juli willkommen. Ich würde mir mehr Solidarität im Protest gegen die Versammlungsverbote wünschen. Die Demokratiefrage stellt sich nicht nur in der Türkei und in Washington, sondern auch in Hamburg am 7. und 8. Juli.

Kritisieren Sie die Versammlungsverbote, Herr Bautz?

Bautz: Für mich ist es ein Unding, eine Sicherheitszone von 38 Qua­drat­ki­lo­me­tern zu errichten und de facto große Teile der Stadt unter Demonstrationsverbot zu stellen. Wenn man die Welt nach Hamburg einlädt, wäre es auch die Chance, zu zeigen, dass in einer Demokratie Bürger auf die Straße gehen. Deshalb finden ich es problematisch, dass rechtsstaatliche Grundsätze ausgehebelt werden.

In der Hamburger Morgenpost sagen Sie aber, Sitzblockaden seien das falsche Signal. Wäre das nicht eine angemessene Antwort des zivilen Ungehorsams?

Bautz: Wenn Castor-Transporte nach Gorleben unterwegs waren und Tausende sie friedlich blockierten, dann finde ich dies völlig legitim. Ohne Großdemos und zivilen Ungehorsam hätten wir keinen Atomausstieg durchgesetzt. Genauso ist es beim klimaschädlichen Kohleabbau im Rheinland und der Lausitz. Doch bei G 20 verhält es sich anders: Dass sich Staatschefs zusammensetzen, finde ich erst mal legitim, und das sollte man nicht blockieren – wohl aber ihre Politik scharf kritisieren.

Kleine: Trump wirft die „Mutter aller Bomben“, Merkel und ihre europäischen Komplizen lassen Tausende im Mittelmeer ertrinken – aber Blockaden sind unangemessen? Ja, die Frage könnten wir uns stellen, ob unsere Aktionen nicht zu harmlos sind, um den Wahnsinn der Welt zu stoppen. Aber wir fangen da an, wo viele einen Schritt zum Widerstand mitgehen werden.

Macht es Campact dem Hamburger Senat leicht, den Protest zu spalten – in friedliche Demonstranten und die bösen Linksradikalen?

Bautz: Na ja, wir wollten uns ja sogar einigen. Wir wollen den sicheren Rahmen, aber dafür fehlte die Beweglichkeit. Die hat es nicht gegeben, und so haben wir nun zwei Ereignisse.

Für konkrete Forderungen an die G 20 gibt es schon das Forum Civil20. Warum engagiert sich Campact nicht dort?

Bautz: Viele unserer Partnerorganisatoren wollen auch durch Lobbyarbeit Einfluss auf politische Entscheidungen nehmen – und das ist eine wichtige Arbeit. Uns geht’s eher darum, die Stimmen der Bürger auf die Straße zu bringen.

Interessiert sich die Interventionistische Linke für Civil20?

Kleine: Nein. Der Gipfel ist mit einer Menge von Alibiveran­staltungen umrahmt. Überall sollen Leute an den Katzentisch der Macht gesetzt werden, aber zu sagen haben sie nichts. Das sind alles Legitimierungsstrategien.

Ist der Schwarze Block auf Ihrer Demo willkommen, Herr Kleine?

Kleine: Wir wollen eine bunte Veranstaltung. Schwarz gehört zu bunt. Das Auseinanderdividieren führt zu gar nichts, wir müssen in einer solidarischen Form miteinander auf die Straße gehen.

Können Sie das verantworten?

Kleine: Ja, alle können und sollen kommen. Nach dem Krawall sollten Sie lieber Herrn Dudde fragen …

… den Einsatzleiter der Polizei?

Kleine: Ob es knallt oder nicht, liegt in seiner Verantwortung. Wir wollen es bei der Großdemo nicht.

Bautz: Für Campact kann ich ganz klar sagen, dass das nicht die Form der Auseinandersetzung ist, wie wir sie führen. Wir wollen eine klare Kritik sowohl an den Autokraten als auch an Merkel formulieren, die für eine neoliberale Handelspolitik und eine Austeritätspolitik gegenüber den südlichen Ländern in Europa steht. Wenn am Ende nur über Straßenschlachten geredet wird, können wir diese Kritik nicht anbringen.

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29 Kommentare

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  • "Kleine: Aber was ist dieser Gipfel außer einem großen Fototermin? Es ist eine riesige Schaufensterveranstaltung – für auf 400 Millionen Euro geschätzte Kosten."

    Eben, und deswegen braucht solche Treffen kein Mensch.

  • 8G
    80576 (Profil gelöscht)

    Man hält sich linksseits für bedeutend und überlegen. Den Mann auf der Straße kümmert's wenig: "Blos a weng schad ums viele Geld".

  • Ich kann nur zur Vorsicht raten.Die Kettenhunde der Macht sind alles andere als zimperlich wenn es darum geht gegen "linke Zecken"vorzugehen wie man seinerzeit in Heiligendamm gesehen hat,wo ein Schlauchboot einfach überfahren wurde,welches mit mehreren Leuten bestzt war.Dass dabei niemand um´s Leben kam ist reiner Zufall.

    Und den Wasserwerfereinsatz bei "Stuttgart 21" sollte man auch im Hinterkopf behalten.Was nützt es einem,dass die Bullen hinterher zur Rechenschaft gezogen werden,wenn man sein Augenlicht verloren hat?

    Also,VORSICHT IST DIE MUTTER DER PORZELLANKISTE!

    • @Markus Müller:

      Jau!

       

      Vor allem aber ihr

      MODDERATISTAS van de Nettikettis -

      Freue ich mich - daß ihr den

      Kettenhundeeinsatz Heiligendamm -

      Brutalstmögliches Überfahren eines

      Bemenschten Schlauchbootes -

      HIER - STEHEN LASST! &

      Schade - daß das dem Kaptein des

      Schiffes ALS WAFFE - nicht die

      Fleppe gekostet hat!

      Was nach Seerecht zwingend war!

      Von Knast wg versuchter schwerer

      Körperverletzung (mindestens) - mal -

      Ganz ab & Entlassung!

      M.E. ist bei einem Schiff - wie beim Auto (st. Rspr.) - der bedingte "billigend in Kauf genommen" Tötungsvorsatz zudem zu bejahen!

      Nochmals Danke tazis - daß ihr diesmal nicht so hasenfüßig vorauseilend gehorsam seid!

      Klasse - gell!

      • @Lowandorder:

        & nochens - VHS 2.0 - kerr!

         

        Der zugehörige Straftatbestand heißt

        (versuchter) Totschlag

        gem § 212 StGB & ist Verbrechen!

         

        klar - Gerne. Dannichfür - woll!

        Immer zu Diensten. Sowieso. &

         

        Jau. Könnt auch wieder aufm

        Klo Wasser trinken kommen.

        Si'cher dat. Ja nee. Geht klar. Ehrensache. Sowieso - gell!

        Man sieht sich - wa!

        Normal.

    • @Markus Müller:

      Ja absolut.

      Ich finde man muss Leute wie die IL absolut hart kritisieren für das was sie vorhaben.

      Sie bringen sich und auch andere, unerfahrene Leute in Lebensgefahr!

      Leute zu mobilisieren die keine geschulten Aktivisten sind und mit denen zu versuchen Polizeiketten friedlich zu durchfließen ist ein Himmelfahrtskommando

      Die Polizei wird nicht zögern die Gelegenheit zu nutzen ein paar Linken die Knochen zu brechen. Bei einem Naziaufmarsch kann man begrenzt auf den gesunden Menschenverstand der Polizei setzen aber hier wird der Auftraggeber der Polizei angegangen entsprechend viel härter und auch gesetzeswidriger wird die Polizei zuschlagen

      Das Problem ist eben das die IL schlicht nicht weiß womit sie sich eigentlich anlegt und sich nicht als Arbeiterbewegung versteht und daher nicht die Repressionserfahrung hat wie diese Leute sie haben.

      • @Oskar:

        nunja, die IL hat sich eigentlich selbst diskrditiert!

  • Danke für die klaren Fragen. Die Antworten von Campact-Mensch Bautz lassen doch tief blicken. Letztlich tritt Campact nicht einmal in letzter Konsequenz für die Rechte ein, wie das für Versammlungsfreiheit, das sie ja eigentlich begrüßt, sondern weichen der Konfrontation aus. Es entsteht der Eindruck: Versammlungsfreiheit ja, wenn der Staat dies aber nicht gewährt, Repressionen zu erwarten sind, dann setzt Campact sich dafür aber nicht tatsächlich selbst ein. So wird die Chance verpasst, dass Bürgerliche erfahren können, dass die sich bedroht sehende BRD kaum anders verhält als bspw. die Türkei und Demokratie, "Rechts"staat, Grundrechte relativ sind.

    Zum zweiten erscheint es recht naiv, zu meinen, sich als Verhandlungspartner zu etablieren. In dem Punkte klingt die Einschätzung von IL doch realistischer. Zudem durchschaut IL auch das Integrationsspiel des Staates. Das Eingehen auf Gesprächsangebote oder Plattformen (unter)bindet Widerstand und legitimiert Staat & Regierungen.

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @Uranus:

      "dass die sich bedroht sehende BRD kaum anders verhält als bspw. die Türkei und Demokratie, "Rechts"staat, Grundrechte relativ sind."

       

      Sitzen über 1000 Journalisten in Hamburg im Gefängnis? Werden in Hamburg kurdische Dörfer platt gemacht? Soll das schlechte Satire sein?

      • @74450 (Profil gelöscht):

        Das sicherlich (im Absoluten) nicht. Naja, sehen Sie es als Polemik, die eine machtpolitische Tendenz übertreibend verdeutlicht. Mal schauen, zu was der "Rechts"staat im Rahmen der Proteste fähig ist...

      • @74450 (Profil gelöscht):

        "Sitzen über 1000 Journalisten in Hamburg im Gefängnis? Werden in Hamburg kurdische Dörfer platt gemacht?"

         

        Nein, das passiert nicht in Hamburg. Aber in Hamburg werden die Weichen gestellt, dass das in der Türkei auch in Zukunft weiter passieren kann. Und alle Teilnehmer dieses Gipfels machen sich zu Unterstützer*innen für Menschenrechtsverletzungen auf der ganzen Welt. Sie schrieben unten es wäre gut wenn die Menschen miteinander reden. Da gebe ich Ihnen recht, aber es reden dort die falschen Menschen miteinander. Diese Menschen interessieren sich einen scheiß für die Bedürfnisse von anderen, sondern nur um den eigenen Machterhalt.

         

        Na klar, sollten Sie recht behalten und der G20 Gipfel führt zum grenzenlosen Weltfrieden und Reichtum für alle, dann leiste ich Abbitte und gestehe meine Fehleinschätzung ein. Aber Sie wissen genau, dass das nicht mal ansatzweise passieren wird.

        • 7G
          74450 (Profil gelöscht)
          @Neinjetztnicht:

          "Aber in Hamburg werden die Weichen gestellt, dass das in der Türkei auch in Zukunft weiter passieren kann."

           

          Inwiefern?

           

          "Da gebe ich Ihnen recht, aber es reden dort die falschen Menschen miteinander."

           

          Wer wären die Richtigen? Ich weiß, Sie stehen demokratischen Verfahren skeptisch gegenüber. Ich hingege finde, es ist richtig, wenn demokratisch legitimierte Menschen miteinander verhandeln. Leider sind nicht alle Staaten Demokratien. Es bringt aber auch nichts, sich nur mit lokalen Graswurzelinitiativen zu treffen und die Mächtigen dieser Staaten zu ignorieren.

           

          "dann leiste ich Abbitte und gestehe meine Fehleinschätzung ein."

           

          Wen oder was Sie abbitten ist mir ehrlich gesagt sehr egal. Mir wäre es wichtig, dass Sie reflektieren und einmal benennen, wer mit wem zu welchem Zweck sprechen sollte.

          • @74450 (Profil gelöscht):

            "Ich hingege finde, es ist richtig, wenn demokratisch legitimierte Menschen miteinander verhandeln."

             

            Da ist schon ein großer Teil des Problems: einige der Teilnehmer sind überhaupt nicht demokratisch gewählt, und die die es sind, gehören zu einer "Kategorie Machtmensch" die einfach nur ihr eigenes Wohl im Sinne haben. Welche Menschen nun die richtigen wären um miteinander zu sprechen ist auf Grund der herrschenden Verhältnisse so leicht nicht zu beantworten. Ich denke, es gibt einfach gerade keine Menschen mit genügend Einfluss die entscheidende Dinge bewegen könnten. Das macht die ganze Situation unheimlich vertrackt.

             

            ""Aber in Hamburg werden die Weichen gestellt, dass das in der Türkei auch in Zukunft weiter passieren kann."

             

            Inwiefern?"

             

            Naja, Sie glauben ja wohl nicht, dass Frau Merkel plötzlich auf Konfrontationskurs mit Erdogan geht und riskiert, dass dieser beschließt seine Geflüchtetenlager zu schließen. Ergo geht es wieder nur um Geschäfte, sprich Waffenexporte usw. unter denen die kurdische Minderheit in der Türkei am Ende wieder zu leiden hat. Ganz sicher wird Freau Merkel nicht die kurdische Widerstandsbewegung hier und in der Türkei anerkennen, was ein längst fehlender Schritt wäre. Ganz sicher wird sie nicht die Freilassung von Deniz Yücel und der restlichen politischen Gefangenen erwirken. Ganz sicher wird sie nicht Erdogan (in diesem Sinne auch nur ein Stellvertreter für all die anderen anwesenden A*schlöcher) von seinem politischen Kurs abbringen. Dafür hängt sie aber zu sehr am Machtzipfel. In Hamburg werden nur neue Deals eingefädelt um die herrschenden Verhältnisse zu sichern, nicht sie zu ändern.

          • @74450 (Profil gelöscht):

            Ich finde, Sie liegen völlig richtig.

  • Oh, nein. Bei den Phrasen von Herrn Kleine sehe ich mich schon wieder von "linken" gejagt wie damals in Frankfurt !!!!!!

  • 7G
    74450 (Profil gelöscht)

    " Interessiert sich die Interventionistische Linke für Civil20?

     

    Kleine: Nein. Der Gipfel ist mit einer Menge von Alibiveranstaltungen umrahmt. Überall sollen Leute an den Katzentisch der Macht gesetzt werden, aber zu sagen haben sie nichts. Das sind alles Legitimierungsstrategien."

     

    Wer sich, wie Herr Kleine, so sehr um Legitimität Gedanken macht, den muss mensch fragen, wie legitimiert sich denn eigentlich die interventionistische "Linke"?

  • 7G
    74450 (Profil gelöscht)

    Oh Mann! Beängstigend in welchem Zustand sich Teile der Linken zu befinden scheinen.

     

    Der junge Mann von der Interventionistischen Linken hat außer den üblichen Bla-Bla-Phrasen ja kein einziges Argument, dass gegen den Austausch von Staat*schefs auf einer Konferenz spricht. In Saudi-Arabien dürfen Frauen kein Auto fahren. Ach was? Und damit das so bleibt, bitte nicht mit den Saudis sprechen, oder was?

     

    Da muss sich mensch schon Sorgen machen. Wer keine Argumente hat, kann nicht diskutieren. Was bleibt dann noch?

    • @74450 (Profil gelöscht):

      Und Sie glauben ein völlig außer Rand und Band geratenes Treffen dieser Form wird an den Verhältnissen in Saudi Arabien oder sonstwo auf der Welt etwas ändern? Ganz schön naiv, wenn Sie mich fragen... Nichts wird sich ändern durch dieses Treffen, eher werden Dinge noch schlimmer und dagegen sollte mensch auf die Straße gehen. Genauso wie gegen die widerlich repressiven Dinge die mit diesem Treffen einher gehen... und die betreffen bei weitem nicht nur "Linke" sondern eine ganze Millionenmetropole in der die/eure Demokratie keine Rolle mehr spielt. Na, happy birthday!

      • 7G
        74450 (Profil gelöscht)
        @Neinjetztnicht:

        Na sicher, bei Ihnen sieht die Welt noch aus wie 1990, oder was? Das ist doch lächerlich!

         

        Es mag nicht bei allen ankommen, aber es ist wichtig, dass Menschen miteinander kommunizieren. Ob auf dem Bilderberg oder bei G20. Es hat einen Sinn, wenn sich Staatschefs* und -cheffinen treffen und diskutieren. Nicht jedes Teammeeting führt unmittelbar zu Veränderung, ist zur Koordination aber trotzdem nicht unwichtig.

         

        Dass so ein Treffen nicht unbedingt in einer Großstadt stattfinden sollte, da sind wir einer Meinung. Die Einschränkungen für die Bürger*innen sind eine Zumutung. Es gäbe Alternativen.

    • 8G
      81331 (Profil gelöscht)
      @74450 (Profil gelöscht):

      ...ich denke, es ist eher beängstigend, in welchem Zustand sich Teile der Gesellschaft befinden.

      Ich mache mir echt Sorgen, wie das HIER weiter gehen soll.

      Vielleicht mit Schmalpfosten, die nach Saudi-Arabien kucken? Argumente? Welche 'Argumente' haben Sie? Will sehen!

      • 7G
        74450 (Profil gelöscht)
        @81331 (Profil gelöscht):

        Ihren Pessimismus werde ich Ihnen pauschal nicht ausreden können. Stellen Sie eine konkrete Frage oder benennen Sie ein Thema.

         

        Das wichtigste Argument für den Gipfel ist, dass es immer besser ist, wenn Staaten miteinander reden, anstatt übereinander zu reden und Feindbilder zu festigen.

         

        Natürlich ist es fragwürdig mit Verbrechern zu verhandeln. Wenn mensch diese Verbrecher aber nicht loswerden kann, dann muss auch mit Verbrechern verhandelt werden.

  • so wie sie es begründen gibt es zwei verschiedene Ziele

    (Demo"Anfänger" mobilisieren vs. Protest-sichtbar-machen)

    und damit auch guten Grund für zwei "Veranstaltungen" :)

    • @tom-pex:

      Wer der Organisation der Proteste beiwohnen konnte der weis das dem nicht so ist. Aber auch sonst kann man durchaus darauf kommen. Viel mehr geht es darum das Campact der Meinung ist das der G20 Gipfel grundsätzlich legitim ist und der Rest der Linken eben der Meinung ist das Elitentreffen wie G20 auf denen Regiuerungschefs, Diktatoren und Konzernvertreter unterinander über die Politik beraten ein grundsätzlicher Mangel an Demokratie sind und das diese Leute niemals Politik für die Bevölkerung machen werden. Campact denkt man könnte die Leute davon überzeugen bessere Politik zu machen. Ich denke die G20 wissen schon das ihre Politik schädlich ist, es interessiert sie nur nicht.

      Ginge es darum eine Demo für "Anfänger" und eine Andere zu machen dann hätte man 2 Demos machen können die sich positiv aufeinander beziehen und von der ersten Demo auf die Zweite mobilisieren. Aber das wollten Campact und die Kirchen nicht weil sie sich von links inhaltlich distanzieren wollten.

  • Die jungen Leute auf dem Fassfloß, was ist das? Eine jungnaive Grassroot-Bewegung für die Ampelkoalition?

  • 2G
    24636 (Profil gelöscht)

    Gutes Interview.

     

    Pro Kleine. Alibidemos und Katzentisch sind in der Tat kein Protest und eine Demo zu der die SPD aufruft, die federführend das alles durchgesetzt hat wogegen sie dann demonstriert, das ist doch schon ein schlechter sich wiederholender Gossenwitz.

  • Hallo Herr Kleine, zu Ihren Aussagen fällt mir spontan folgender Dialog aus einem bekannten Film ein ;-)

    -Wir geben Pilatus zwei Tage Zeit, um den gesamten Roemisch-Imperialistischen Staatsapperat aufzuloesen. Und wenn er nicht sofort darauf eingeht, exekutiern wir sie. Wir schneiden ihr alles ab und schicken sie stuendlich Stueck fuer Stueck zurueck. Dann wissen sie, daß wir nicht scherzen.

    -Und natuerlich weisen wir sie darauf hin, daß sie selbst, nur sie, die volle Verantwortung tragen, wenn wir sie so zerschnippeln.

    • @Blacky:

      ja ... und dann noch diese Spalter von Compact.

    • @Blacky:

      genau das ist mir auch durch den Kopf gegangen.

      Judäische Volksfront vs. Volksfront von Judäa! (und nicht zu vergessen die populäre Front!!)