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Produktionsbedingungen von SmartphonesDilemma bei Tchibo

Kommentar von Svenja Bergt

Der Kaffeeröster verkauft jetzt fair produzierte Smartphones. Das könnte bei Käufer:innen zu Enttäuschungen führen – denn Fairness ist relativ.

Tschibo verkauft jetzt auch fair produzierte Smartphones – aber Fairness ist relativ Foto: cavan images/imago

E s ist ein ungelöstes Dilemma, wenn nachhaltig, fair oder ökologisch produzierte Waren auf die Vertriebsstruktur des Mainstreams treffen: Wenn also Bio-Gemüse im konventionellen Supermarkt liegt oder wenn Kleidung aus fairer Produktion im Discounter auf der Stange hängt. Weil es die Frage aufwirft: Ist das jetzt gut, weil eine breite Masse an Menschen Zugang zu diesen für Umwelt, Herstellende und Konsument:innen besseren Waren hat? Oder ist es schlecht, weil damit häufig ausbeuterische Vertriebsstrukturen gestärkt werden inklusive aller Risiken für die Produzent:innen?

Das Dilemma ist längst nicht ausdiskutiert, da schraubt Tchibo die Debatte gerade eine Umdrehung weiter. Das Unternehmen verkauft bereits fair gehandelten Kaffee und nachhaltige Kleidung. Neu dazugekommen ist nun im Onlinehandel: das Fairphone 3. Pikanterweise kurz bevor die Fairphone-Produzent:innen das Fairphone 3+ vorgestellt haben, das ein paar der viel kritisierten Probleme des Fairphone 3 durch bessere Hardware lösen soll, aber das ist ein Nebenaspekt.

Zentral ist die Frage: Wenn das nicht nur ein Testballon ist und das Gerät in ein paar Monaten wieder aus dem Sortiment verschwindet, sondern der Anfang davon ist, dass so fair wie möglich produzierte Elektronik langsam den Weg von fairem Kaffee und Ökokleidung geht, aus der Nische raus, in den Mainstream rein – was heißt das?

Tchibo ist nicht der erste Mainstream-Vertriebskanal. Auch die Telekom verkauft aktuell das Fairphone 3. Aber wer sich dort umschaut, ist immerhin schon auf der Suche nach einem Telefon und stöbert nicht gerade im Onlineshop nach Bettwäsche oder Trachtenmode. Diese breitere Verfügbarkeit ist erst einmal gut. Denn sie steigert die Sichtbarkeit. Im besten Fall löst das einen Denkanstoß aus: Aha, da gibt es ein Fairphone. Moment, heißt das, mein Telefon ist nicht fair? Und was ist daran eigentlich nicht fair?

Das passiert nicht, wenn das Fairphone nur über die eigene Webseite vertrieben wird, denn die klickt nur an, wer sich bereits mit dem Thema auseinandergesetzt hat. Wenn sich jetzt ein:e Nutzer:in, derart angestupst, in das Thema einliest, ohnehin ein neues Smartphone benötigt und sich dann für das Fairphone entscheidet – super.

Elektronik ist kein Kaffee

Das Problem liegt woanders. Dafür ist es wichtig, sich bewusst zu machen, dass Elektronik deutlich komplexer ist als Kaffee oder Kleidung. Das liegt an mehreren Faktoren: Erstens an der reinen Zahl der Komponenten und benötigten Materialien, die die Lieferketten deutlich unübersichtlicher machen. So besteht ein Smartphone aus deutlich mehr als 1.000 Teilen. Zweitens an Patenten, die für einzelne Komponenten von Elek­tronik bestehen. Und die beispielsweise beim Fairphone 1 verhinderten, dass die Hersteller ihr Versprechen, das Betriebssystem aktuell zu halten, umsetzen konnten.

Und drittens an der Art der Materialien. In Elektronik befinden sich Rohstoffe, die nur in wenigen Teilen der Welt und unter teilweise katastrophalen Bedingungen abgebaut werden. Wenn es einige Textilunternehmen schon als zu kompliziert darstellen, Näherinnen in Bangladesch besser zu bezahlen, dann ist es ein ungleich größeres Unterfangen, in einer Konfliktregion wie dem Kongo dafür zu sorgen, Gold oder Koltan unter einigermaßen fairen Bedingungen zu gewinnen.

Technik auf das Fairness-Niveau eines fairen T-Shirts zu heben ist also kompliziert und aktuell noch nicht erreicht. Selbst das Unternehmen hinter Fairphone bezeichnet das aktuelle Modell als „Unser bisher fairstes Smartphone“ und signalisiert damit: Da ist noch Luft nach oben.

Für informierte Kund:innen ist das eine Dissonanz, mit der sie leben müssen (oder ihnen sind andere Aspekte wichtiger, etwa die Reparierbarkeit – hier ist das Fairphone weit vorne). Für Uninformierte, die ihr Fairphone en passant bei Tchibo kaufen, könnte es, wenn sie den Hintergrund herausfinden, einer Produktenttäuschung gleichkommen.

Die Hersteller sollten ihre Telefone reparierbar machen und an der Fairness in den Lieferketten arbeiten

Denn Tchibo nennt das Fairphone „ein fair hergestelltes Smartphone“. Klar, vermutlich ist in der Kürze eines durchschnittlichen Online-Einkaufs nicht mehr Zeit für die Hintergründe der Koltan-Gewinnung im Kongo. Aber andererseits: Wann, wenn nicht hier, wäre die Gelegenheit für ein bisschen grundlegende Wissensvermittlung? Schließlich geht es den Fairphone-Macher:innen laut eigener Aussage nicht darum, sofort ein perfekt faires Gerät vorzulegen, sondern darum, die Welt Schritt für Schritt zu verändern. Und dazu gehören auch die Konsument:innen.

Schwieriger zu lösen ist das Preis-Leistungs-Dilemma. Das Fairphone 3 kostet so viel wie ein Mittelklassegerät, ist aber technisch weniger gut aufgestellt. Nutzer:innen berichten von diversen Software-Problemen, einem schwächelnden Akku und einer Kamera, die schlechter ist als die von anderen Geräten dieser Preisklasse.

Auch hier gilt: Wer sich bewusst für das Fairphone entscheidet, weiß vermutlich um dessen Schwächen. Wer es als Gelegenheitskauf erwirbt, bei dem wird sich womöglich der Eindruck festsetzen: Faire Hardware ist Mist. Ähnlich unklug wäre es, ein fair produziertes T-Shirt zu verkaufen, das miserabel verarbeitete Nähte hat.

Natürlich befindet sich das Unternehmen hinter Fairphone in einem Dilemma. Durch die kleinere Stückzahl werden sie immer teurer fertigen als Apple, Samsung oder Huawei und damit ein schlechteres Preis-Leistungs-Verhältnis bieten können. Doch die Beschreibung bei Tchibo, das Gerät biete „die Ausstattung und Eigenschaften eines vollwertigen Smartphones“, suggeriert etwas anderes.

Für die Sache wäre es das Beste, die großen Hersteller würden mit geballter Marktmacht auf Nachhaltigkeit setzen, ihre Telefone reparierbar machen und mit Nachdruck an der Fairness in den Lieferketten arbeiten. Solange das nicht in Sicht ist, hilft vielleicht eine offene Kommunikation von Anbietern fairer Technik, die erklärt, warum neueste Hardware auch bei einem Smartphone nicht immer alles ist.

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Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt
schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.
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22 Kommentare

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  • "Nutzer:innen berichten von diversen Software-Problemen, einem schwächelnden Akku und einer Kamera, die schlechter ist als die von anderen Geräten dieser Preisklasse."

    Ich störe mich etwas an diesem Abschnitt. Anscheinend hat da jemand die Nutzer-Meldungen gefunden, wo es Probleme gab, aber offensichtlich die übersehen, wo es was Positives zu vermelden gibt.

    Das Fairphone 3 ist ein ziemliches Laufzeitwunder, von wegen, der Akku schwächelt. Bei Einzelfällen kann immer mal was sein, aber es gibt im Community-Forum jede Menge Meldungen, dass die Leute überrascht sind, wie lange eine Akkuladung hält. Bei gleicher App-Nutzung hält z.B. mein FP3 3 bis 4 Tage, wo das FP2 nach 1 bis 1,5 schlapp gemacht hat.

    Die Kamera (also die des FP3, nicht die verbesserte des FP3+) ist im übrigen dieselbe wie im Google Pixel 3a, in Berichten klingt es immer so, als sei die totaler Mist. Ich kann da natürlich nicht für alle sprechen, aber manchmal frage ich mich wirklich, ob es den Leuten nur um "immer das Beste, der Rest ist Müll" geht. Als gäbe es zwischen "beste Smartphone Kamera" und "unbrauchbare Knipse" (im FP1 war das tatsächlich so) keine Abstufungen mehr mit "reicht vollkommen aus, ist halt nur nix für den Profi-Einsatz".

    Um den Abschluss des Artikels vielleicht etwas umzuschreiben: "Für die Sache wäre es das Beste, ..."



    ... wenn nicht so getan würde, dass alles ausser den absoluten Top-Modellen schlecht wäre, nur weil einige Influencer alles wegdissen, was nicht in mehreren Kategorien Spitzenreiter ist.



    Aber so wiederholt fast jeder Artikel bei allem Wohlwollen gegenüber der Fairness wie technisch "schlecht" ein Fairphone angeblich wäre. Und das finde ich schade.

  • Die Nachhaltigkeit hat allerdings auch ihre Grenzen - ich habe mich Anfang 2019 dazu durchgerungen, mir das fairphone zuzulegen - das war die Version 2 und ich habe nicht schlecht gestaunt, dass wenige Monate später eine Version 3 auf den Markt kam. So hatte ich mir das eigentlich nicht vorgestellt, eher geglaubt, dass eine modulare Verbesserung erfolge und mir so Stück für Stück der Anschluss an die Technikentwicklung ermöglicht wird - nun, soll so halt nicht sein.



    Und irritiert war ich auch, als es ein Problem mit der Kamera gab, ich an einen Austausch des Moduls dachte und dann feststellte, dass es das Kameramodul für das FP2 nur noch sehr beschränkt gibt - zum Glück hat's die Kamera dann urplötzlich wieder getan, war wohl eher eine Art Wackelkontakt. Dennoch - die unglaublich tolle fairphone-Welt, die einem da insbesondere auf den Seiten des Herstellers suggeriert wird, kontrastiert doch etwas mit der harten Realität ... dennoch bin ich nach wie vor stolzer Nutzer, der sich zumindest moralisch den ganzen iPhone- und Samsung-Knechten um Längen voraus und überlegen fühlt !

  • einzig das alte hörertelefon war ...

    ein deutsches fairprodukt.

  • Ich lebe bewusst ohne Handy/Smartphone.



    Und was soll ich sagen?

    ... Es funktioniert!

    • @Lübeckerin:

      mobiltelefon, ja



      smartphone, nein



      plasma-tv, nein



      waschmaschine, nein



      smart-haustiere, nein

    • @Lübeckerin:

      Ja, aber irgendein internetfähiges Endgerät besitzen Sie schon, oder haben Sie Ihren Kommentar auf der Arbeit bzw. im Internetcafé geschrieben?

      Denn ich für meinen Teil besitze _nur_ ein Smartphone und dafür keinen PC, Notebook oder Tablet.

  • Bei Menschen mit Realitätssinn führt das überhaupt nicht zu Enttäuschungen. Wer sich so ein Gerät kauft und vorher nicht darüber informiert, dem isses am Ende geigentlich auch Wurscht. Ansonsten isses halt wie mit so ziemlich allen erneuerbaren Technologien, mit E-Mobilität, mit Bio-und Fairtrade Produkten. Zu 100% ist da so gut wie nix nachhaltig, ökologisch neutral und für alle Beteiligten fair. So naiv kann man nicht sein.

    Mir sind kleine Schritte nach vorn aber allemal lieber, als solange auf der Stelle aufzustampfen bis irgendwann, ganz bestimmt und dann absolut fair und völlig klimaneutral der Kapitalismus zusammenbricht.

  • Mich enttäuscht die Darstellung des FP3s hier ziemlich. Natürlich bekommt man fürs Geld weniger Hardware als bei Bloatwarebomberbauern wie Samsung und Co. Aber es ist eine kleine Firma, die zum einen nicht mal eben Geld aus anderen Produktkategorien abpumpen kann, es wird auch nicht Geld mit Userdaten verdient, und es wird wohl in der Tat etwas fairer und damit teurer produziert (Stichwort Kobaltminen).

    Ich habe selber das FP3, sicher nicht vom Kafferöster sondern bewußt kauft aus diversen Gründen:

    - Eben die zumindest etwas humanere und nachhaltigere Art der Produktion

    - Modularer Aufbau, z.B. kein verklebter Akku, Kaputte Teile können einfach durch Stecken ausgetauscht werden. Vor einigen Tagen gab es z.B. eine neue Kameraversion, die einfach so getauscht werden kann. Wie geht das bei einem S10 oder einem iPhone x?

    - Die Möglichkeit /e/ (das ist grob gesagt ein Fork von LineageOS + den Playservicefaker MicroG) zu installeren und damit ein nahezug vollständig(!) Tracking- und Googlefreies Smartphone zu betreiben (was natürlich zusätzlich auch eine entsprechende Appwahl und Tools wie Blockada erfordert).

    Nutze das Teil seit es /e/ dafür gibt, etwa ein halbes Jahr, bin mit Updates gut versorgt und die Leistung ist durchaus ok, keine nennenswerten Maken ... ich mag es sehr.

    Die immer sehr einseitige und immer unfair auf den Preis zielende Darstellung von Fairphone und auch des ähnlichen Produktes Shiftphone ist sehr enttäuschend. Hätte gehofft, die Taz macht das besser. Hätte hätte Fahradkette.

    Geiz ist nicht geil sonderm dämlich!

  • Mich würde mal interessieren, welcher Kommentator und ob Frau Bergt ein Fairphone 3 besitzt. Meins funktioniert interessanterweise einwandfrei - Telefonieren, Apps, Internet, alles geht komischerweise. Halt ein Mittelklasse-Smartphone, dabei weit transparenter in der Herstellung und weit nachhaltiger als bei der Konkurrenz. Ich kann Eure Ablehnung nicht verstehen, aber gut, dann wartet halt weiter auf das perfekte Produkt - Ihr werdet auch da etwas finden ......

    • @LuckyRantanplan:

      Und es geht sogar ganz ohne neues Produkt!



      Ein funktionierendes, gebrauchtes Mobiltelefon, mehr brauche ICH nicht.



      Bis die alle vernutzt sind, gehen viele Generationen Smartphones ins Land, die ernsthaft niemand braucht.

  • Stimmt alles - Fairphone hat technische "Nachteile" gegenüber vielen Konkurrenzprodukten und ist ethisch, sozial und ökologisch nicht 100% perfekt. Darüber können wir uns jetzt ewig auslassen, während Apple und Samsung und Huawei nochmal ein paar Hunderttausend ihrer bewußt auf Kurzlebigkeit ausgerichteten Geräte auf den Markt drücken. Das grundlegende Problem - die ständigen "Updates" mit sehr zweifelhaftem Nutzwert, die das Gerät immer mehr zumüllen, bis nichts mehr geht - kann Fairphone natürlich nicht lösen. Das ist das Geschäftsmodell der meisten Elektronikhersteller - ewiges Wettrüsten zwischen Soft- und Hardware. Aber lieber einen großen Schritt hin zur Nachhaltigkeit tun als sich nur beklagen...

  • "Für die Sache wäre es das Beste, die großen Hersteller würden mit geballter Marktmacht auf Nachhaltigkeit setzen, ihre Telefone reparierbar machen und mit Nachdruck an der Fairness in den Lieferketten arbeiten."

    Ich finde die Denkanstöße in dem Artikel gut. Nur dieser Satz ist mit aufgestoßen: Er ist NULL kompatibel mit der Realität dieser Firmen. Genauso könnte man sagen: "Es wäre gut wenn die Drogenmafia in Zukunft auf Bio-Obstanbau setzen würde." Es wäre dann nicht mehr die Mafia und es wären nicht mehr diese Firmen, wenn sie das täten.

  • Am Ende ist das Gerät sowie viel weniger fair und ökologisch, als es gedacht, geglaubt, gehofft war. Dazu sind die Haltbarkeit und Nutzungsdauer offensichtlich zu kurz.

    Auch ein fast konventionelles Gerät kann irgendwie als fair gelten, denn es bringt Menschen in Arbeit und hat einen (sozialen) Nutzen, der mit zunehmender Haltbarkeit steigt.

    Diese strikte Abgrenzung zwischen fair und irgendwie unfair ist doch am Ende sich nur Marketing. Deswegen ist Tchibo genau das richtige Vertriebsumfeld.

  • Der Knackpunkt ist wohl: fair und moderner, auf Massenkonsum ausgerichteter Kapitalismus sind nicht kompatibel.

    Ich neige sogar zur Steigerung: fair und Kapitalismus waren noch nie kompatibel. Das neoliberale Märchen, dass durch freie Märkte alle satt werden sollen war das -- ein Märchen.

  • Damit die großen Hersteller dahin kommen, muss erst das Fairphone so weit verbreitet sein, dass die Großen um ihre Marktanteile fürchten.

  • Ich lege jetzt mal den Fokus auf den Ökoaspekt, denn der Fairnessvorteil ist aus meiner Sicht (aus den genannten Gründen) eher ziemlich gering. Und beim Ökoaspekt steht eine möglichst lange Nutzungsdauer ganz vorne. Und so sehr ich das Fairphoneprojekt, die Ziele und den Ansatz der Reparierbarkeit schätze: Die Lebensdauer eines Smartphones steht und fällt am Ende (neben dem irgendwann schwächelnden Akku und dem oft beschädigten Display) mit den Updates für das Betriebssystem. Im Falle von Android sind die konzeptbedingt (Heterogenität) sowieso ein riesen Problem und der Aufwand, eine neue Android-Version auf ein Smartphonemodell abzustimmen ist der gleiche, ob davon 100.000 im Umlauf sind (Fairphone) oder 10.000.000 (Samsung etc.). Ein kleines Unternehmen wie Fairphone könnte diese Updates aus meiner Sicht nur stemmen, wenn es erstens garkein Fairphone 1, 2, 3, ... gäbe sondern jeweils die Module evolutionär weiterentwickelt würden aber möglichst kompatibel blieben und wenn zweitens der Nutzer z.B. in einem Abomodell dafür zahlen würde, dass auch sein älteres Modell nach x Jahren noch ein Update bekommt. Bis dahin sehe ich nicht, dass das Fairphone wirklich langlebiger ist als ein Samsung oder gar ein IPhone. Aus meiner Sicht bezahlt man mit dem deutlich höheren Preis bisher die Idee und die Hoffnung, damit den Weg zu etwas größerem mitzufinanzieren.

    • @dango:

      Hallo Dango,

      Du schreibst "Bis dahin sehe ich nicht, dass das Fairphone wirklich langlebiger ist als ein Samsung".

      Zur Relation: das Samsung Galaxy S6 ist etwa ein halbes Jahr vor dem Fairphone 2 erschienen. Das S6 ist seit dem April 2018 aus dem Software-Support raus. Das Fairphone 2 bekommt jetzt demnächst sogar noch einen kompletten Versionssprung. Nach fast 5 Jahren! Und es ist der dritte!



      Ähnlich schlecht wie das S6 schneiden übrigens die Google Nexus 5X/6P bzw. Pixel 1/XL ab, die etwa ein halbes Jahr neuer sind als das FP2 und auch nur 3 Jahre supportet wurden.

      Ich kann ja verstehen, dass die Update-Dauer bei Android ein schwieriges und i.d.R. unbefriedigendes Thema ist. Aber dass so oft daraus gefolgert wird, dass bei einem kleinen Unternehmen wie Fairphone das ja ein noch größeres Problem sein muss, obwohl in Wahrheit Fairphone so ziemlich den längsten Software-Support in der Android-Welt liefert, finde ich etwas traurig.



      Zumal auch der Artikel nicht erwähnt, dass für das Fairphone 3 fünf Jahre Support garantiert werden. Und auch hier wird man weder bei Samsung noch Google fündig. Da relativiert sich vielleicht sogar auch der Preis wieder ein wenig.

      P.S.: mir ist bewusst, dass Fairphone jetzt langsam dorthin kommt, wo Apple mit der Software-Support-Dauer schon lange ist

    • @dango:

      Für das Fairphone 3 werden über 5 Jahre offiziell Updates und Ersatzteile geliefert. D.h. auch für den Akku, den macht leicht ersetzen kann. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass man die Lebensdauer sogar noch mehr strecken kann, indem man LineageOS installiert.

      Nichtsdestotrotz, wirklich glücklich werden damit nur Techies. Die Hardware - und die zugehörige Software-Unterstützung - sind noch immer zu experimentell.

      Die meisten fahren wahrscheinlich mit einem iPhone oder OnePlus besser. Die sind zwar weniger modular aber kriegen auch 5 Jahre Updates (ab Release).

      • @hey87654676:

        Ja die updates....schade, dass windows 10 mobile nur so kurz am markt war. Damit würde ein Projekt wie faiphone bestimmt besser fahren als mit Google und seiner merkwürdigen Updatepolitik

      • @hey87654676:

        "weniger Modular" ??

        Ich finde das absurd, das iPhone oder ein OnePlus in einer Disziplin mit dem Fairphone vergleichen zu wollen, wo Apple und OnePlus einfach nichts vorzuweisen haben:

        Wo bitte sind das iPhone oder ein OnePlus modular?? Beim externen Kopfhörer?

        Genauso was die Frage der Lebensdauer betrifft:

        Gibt Apple auf seine Smartphones Ersatzteilgarantien? Bisher ist Apple doch vor allem durch seine Anstrengungen aufgefallen Reparaturdienste zu behindern und dafür, Mondpreise für inHouse-Reparaturen aufzurufen.

        Da ist das Fairphone deutlich langlebiger: Weil sich eine Reparatur gegenüber einem Neukauf finanziell rechnet.

        Aus dem Fairphone 3 kann man jetzt, ein Jahr nach Erscheinen, durch Austausch zweier Module für zur Zeit 60,- das neueste Modell 3+ machen. Vielleicht macht so was ja Schule beim Fairphone - aber wo gibt es das sonst in der Smartphonewelt?

        • @Hanno Homie:

          Selbst das neuste Fairphone bietet nur Hausmanskost zum ambitionierten Preis. Was will man also damit? Man kauft auch keinen Golf zum Preis eines Porsche...

          • @charly_paganini:

            ... aber vielleicht kauft man einen Zoe zum Preis eines Golf und schont damit die Ohren und Atemwege seiner Mitmenschen und auch ein wenig das Klima - so platt kann man doch bei so einem Öko-Produkt nicht argumentieren, das sich zumindest Mühe gibt, Nachhaltigkeit in diese Technik zu bringen !