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Politische Philosophie der Einwanderung„Ein milder Nationalismus ist nötig“

Welche legitimen Forderungen hat jemand, der kein Flüchtling ist, aber ein besseres Leben will? David Miller über Moral und Migrationspolitik.

Flüchtlinge im Oktober 2015 in Slowenien Foto: dpa
Interview von Martin Reeh

taz: Herr Miller, wir treffen uns hier in Frankfurt, der Stadt, die sich auf den Zuzug von vielen Bankern im Zuge des Brexits vorbereitet. Einwohner fürchten das Steigen der Mietpreise. Angenommen, Bürger würden eine restriktive Visa-Politik für britische Banker fordern: Fänden Sie das moralisch legitim?

David Miller: Menschen haben einigen Anspruch darauf, dass sich ihre Umwelt nicht allzu rasch gegen ihre Wünsche verändert. In London werden daher nicht alle traurig sein, wenn wir einige Banker verlieren. Dort konnten wir die Effekte beobachten, wenn große Mengen von Fremdkapital angelegt werden, was die Wohnkosten in die Höhe treibt und die Londoner aus ihren angestammten Quartieren. Natürlich gibt es immer Veränderungen – das Problem entsteht, wenn sie zu schnell geschehen.

Einer der Gründe für viele Briten mit geringem Einkommen, für den Brexit zu stimmen, waren osteuropäische Migranten im Niedriglohnsektor. Halten Sie das auch für gerechtfertigt?

Es gibt zwei Fragen bezüglich Migranten, die im Niedriglohnsektor arbeiten wollen. Eine ist, ob es zu Lohndumping und damit zu Auswirkungen auf das Lohnniveau der arbeitenden Bevölkerung kommt. Das ist umstritten. Ich halte den sozialen Effekt für bedeutender. Wenn eine hohe Zahl von Menschen aus dem Ausland in die Nachbarschaft zieht, kann das Probleme schaffen – auch wenn es sich um europäische Ausländer handelt, die kulturell möglicherweise gar nicht so verschieden sind. Auch hier gilt: Die Menschen fühlen sich gestört, je schneller die Veränderung geschieht.

Sie gelten als jemand, der einen sozialdemokratischen Blick auf die Gesellschaft hat. Was ist denn das Sozialdemokratische an Ihren Positionen?

In deutschen Begrifflichkeiten könnte man mich als Sozialdemokraten bezeichnen. Aber mein philosophischer Standpunkt ist, dass eine Gesellschaft für eine Politik der sozialen Gerechtigkeit ein gewisses Maß von Gemeinsamkeiten braucht. Deshalb werde ich manchmal als liberaler Nationalist bezeichnet. Aber ich finde: Eine milde Form des Nationalismus ist nötig, um sozialdemokratische Politik umzusetzen.

Sie sprechen sich aber auch für einen, wenn auch schwachen, Kosmopolitismus aus. Wie passt liberaler Nationalismus zum Kosmopolitismus?

Das kann man durchaus verbinden. Als liberaler Nationalist muss man auch über Verantwortung für Menschen jenseits der eigenen Grenzen nachdenken. Hier kommt der Kosmopolitanismus ins Spiel, weil der Staat im Ausland Dinge tun kann, die wir als moralisch inakzeptabel ansehen würden. Ein offensichtlicher Fall: Die Umwelt einer anderen Gesellschaft zu verschmutzen, ist moralisch nicht zu vertreten. Die schwierigere Frage ist: Welche Art von positiven Verpflichtungen haben wir gegenüber Leute jenseits unserer Grenzen?

Bild: University of Oxford
Im Interview: David Miller

David Miller, 71, ist Professor für Politische Theorie am Nuffield College in Oxford. Der Suhrkamp Verlag hat vor Kurzem sein Buch „Fremde in unserer Mitte. Politische Philosophie der Einwanderung“ (32 Euro) veröffentlicht.

Welche haben wir?

Die vorrangige Verpflichtung erklärt sich am besten in Begriffen der Menschenrechte. Menschen können Menschenrechte ungeachtet der Zugehörigkeit zu irgendeiner Nation einfordern. Staaten haben auch eine Verantwortung gegenüber Menschen, deren Lebensbedingungen es nicht zulassen, dass Menschenrechte erfüllt werden können: solchen, die in tiefster Armut leben oder in Bürgerkriegsgebieten. Umstritten ist, wie viel Staaten in solchen Fällen tun müssen.

Was muss ein Staat für Flüchtlinge tun? 2015 war die Bundesregierung zunächst der Meinung, dass Deutschland moralisch verpflichtet sei, alle syrischen Flüchtlinge aufzunehmen, die an den Grenzen ankommen.

Das war keine weise Entscheidung und gewiss keine, die moralisch erforderlich war. Aus mehreren Gründen: Erstens hätte die Reaktion auf die Flüchtlingskrise eine koordinierte europäische Antwort sein müssen, nicht eine einseitige Entscheidung eines einzelnen Staates. Was in Deutschland geschah, hat es viel schwieriger gemacht, eine gemeinsame europäische Antwort zu finden. Zweitens hat die Entscheidung, Flüchtlinge aus Syrien regelrecht einzuladen, die langfristigen Auswirkungen nicht bedacht. Nämlich die möglichen Anreize, die das für Menschen schafft, die in einem der Nachbarstaaten Syriens Zuflucht gefunden hatten.

Hätte Deutschland 2015 eine Alternative gehabt?

Lassen Sie uns über eine ideale Antwort auf eine solche Krise nachdenken. Zuerst sollten wir zwischen denjenigen unterscheiden, die nur zeitweise Flüchtlinge sein werden, und denen, für die es keine Rückkehr geben wird und die deshalb in einer westlichen Gesellschaft aufgenommen werden müssten. An letztere könnte man Visa verteilen, indem man etwa in den Flüchtlingscamps diejenigen identifiziert, die eine dauerhafte Umsiedlung am dringendsten brauchen.

Die Bedingungen in diesen Camps waren für fast alle ziemlich schrecklich.

In einigen war das vielleicht der Fall, aber nicht immer. Wenn Sie auf die relativen Kosten schauen, die es verursacht, jemand in einem Camp zu unterstützen im Vergleich dazu, ihn als künftigen Bürger eines Landes wie Deutschland aufzunehmen, dann betragen sie einen winzigen Teil gegenüber der zweiten Variante. Mit begrenzten Mitteln im Verhältnis zu einer riesigen Zahl von Flüchtlingen ist es am effektivsten, zuerst dafür zu sorgen, dass sie vernünftig versorgt werden in den Ländern, wo sie jetzt leben – und dann kann man anfangen, bestimmte Leute zur Umsiedlung nach Europa auszuwählen. So gehen Länder wie Kanada oder Australien damit um.

Kanada nimmt im Vergleich zu Deutschland nur sehr wenige Flüchtlinge auf.

Ja. Aber die Frage ist: Wie viele Flüchtlinge müssen tatsächlich dauerhaft in eine westliche Gesellschaft umgesiedelt werden? In Syrien wird der Bürgerkrieg irgendwann enden. Dann werden viele Menschen zurückkehren und damit beginnen, Syrien wiederaufzubauen.

Sie haben neben dem schwachen Kosmopolitanismus, ein weiteres Prinzip, die nationale Selbstbestimmung. Was heißt das?

Wir müssen das Flüchtlingsproblem zunächst von der Immigration im weiteren Sinne trennen, weil die Staaten bezüglich der Immigration einen sehr weiten Spielraum haben, welche Einwanderungspolitik sie verfolgen wollen. Das reicht von klassischen Einwandererländern wie den USA oder Kanada, wo schon immer viele Menschen ankamen und mehr oder weniger erfolgreich integriert wurden, bis hin zu Ländern, die immer schon eine geringe Zuwanderung akzeptierten wie Japan oder einige europäische Länder. Das ist eine Frage der nationalen Selbstbestimmung – eine demokratische Entscheidung, welche Art von Einwanderungspolitik man haben will.

Gesellschaften verändern sich doch ohnehin, mit jeder neuen Generation kommen neue Ideen. Welchen Unterschied macht es, ob die neue Ideen von einer neuen Generation kommen oder von Migranten aus anderen Ländern kommen?

Sicher, Gesellschaften sind nie statisch. Aber bei Einwanderung verläuft die Veränderung oft viel schneller. Wie kulturell divers möchten wir unsere Gesellschaft haben? Manche bevorzugen eine Art von Kaleidoskop von verschiedenen Kulturen, andere eine mehr Mainstream-orientierte Kultur mit einem kleinen Anteil von Minderheiten am Rande. Besonders in europäischen Gesellschaften mit ihren langen geschichtlichen Erinnerungen schätzen es Menschen im Allgemeinen, das zu bewahren, was sie als ihre historisch dominante Kultur ansehen.

Ihr neues Buch „Fremde in unserer Mitte“ ist eine Antwort auf Joseph Carens, der in seinem Band „The Ethics of Immigration“ für offene Grenzen plädiert. Er vergleicht das Privileg, in einem westlichen Land geboren zu sein, mit den Privilegien von Feudalherrn im Mittelalter. Was ist daran falsch?

Das ist eine farbenfrohe Analogie. Aber im Feudalismus waren die Bauern und Leibeigenen den Gesetzen unterworfen. Man konnte ihnen vorschreiben, was sie tun sollten. Heute gibt es zwar viele Ungleichheiten, aber im Allgemeinen ist es nicht der Fall, dass Deutsche Indonesiern sagen, was sie tun sollen. Wer sagt, es sei ungerecht, in ein ärmeres Land hineingeboren zu sein, greift oft ein besonders armes Land wie Somalia heraus und vergleicht es mit zum Beispiel Deutschland. Aber wenn man Ungleichheit zwischen Ländern für das zentrale Problem hält, sollte man über Portugal diskutieren.

Ein Portugiese hat aber das Recht, nach Deutschland zu kommen, ein Somalier nicht.

Ja. Dennoch ist das Hauptproblem nicht die Existenz globaler Ungleichheit, sondern globale Armut. Was ist die Antwort des Westens darauf? Ist es die Aufnahme vieler Migranten – oder zielt unsere Politik darauf ab, arme Gesellschaften bei der Entwicklung zu unterstützen? Die Antwort ist nicht einfach, weil die, die in einer solchen Situation auswandern, bessere Lebenschancen haben als die, die bleiben. Aber wenn viele Leute auswandern, sind die Zurückbleibenden möglicherweise wegen denen, die gegangen sind, schlechter dran. Der Braindrain ist eine sehr ernste Sache für arme Länder.

Welche moralischen Argumente haben wir, jemand den Zugang zu verweigern, der sich ein besseres Leben wünscht?

Nehmen wir an, Sie möchten einen Job haben und sagen dem Chef: Geben Sie mir die Stelle. Und der Chef sagt: Nein, wir brauchen Sie nicht, Sie können die Stelle nicht bekommen. Ihr Job bei uns wäre nicht zu unserem Vorteil, deshalb haben wir das Recht, Ihnen den zu verweigern. Ich möchte Ihre Frage umkehren: Welche legitimen Forderungen hat jemand, der kein Flüchtling ist, aber ein besseres Leben will? Wenn eine Einwanderungspolitik wie in den meisten demokratischen Staaten viele Menschen ausschließt, hat der Staat die Verpflichtung, den Leuten, denen er den Zugang verwehrt, die Gründe zu erklären. Die Antwort ist: Wir haben eine Einwanderungsgrenze, wir haben ein Punktesystem – und ich fürchte, Sie haben leider nicht genug Punkte. Wir haben die Quote für dieses Jahr erreicht.

Die Bewegung für offene Grenzen hat derzeit viel Unterstützung. Wie erklären Sie sich das?

Viele Befürworter sind sehr idealistisch. Liberale und Intellektuelle sorgen sich über Ungleichheiten und das Schicksal von Menschen außerhalb des eigenen Landes. Sie denken, dass Öffnen der Grenzen sei die Lösung. Auf der anderen Seite denken Kapitalisten, das Öffnen der Grenzen sei nützlich, um an billige Arbeiter zu kommen und die Gewerkschaften zu umgehen. Es gibt in dieser Frage eine Koalition zwischen links und rechts.

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239 Kommentare

 / 
  • So, möchte zu diesem Thema auch mal meinen Senf dazugeben.

    Ganz ehrlich gesagt, war ich beim Lesen des Titels mehr als skeptisch

    und habe mich mehrmals gedrückt den Artikel zu lesen.

    Wenn Nationalismus beworben wird (auch wenn es „milder“ ist) lässt

    bei mir alle Alarmglocken leuten.

     

    Ich habe es nunmehr geschafft und mit den Artikel „angetan“ und ich muß

    sagen, vieles bzw. fast alles was Herr Miller sagt habe ich so rum noch nie bedacht

    und es rückt auch einiges in meinem Weltbild gerade.

     

    Ich war bisher immer ein Befürworter der offenen Grenzen und habe das auch

    eher idealistisch gesehen. Allerdings muß ich zugegeben, daß er mit vielem(leider)

    recht hat.

     

    Was ich nicht so ganz verstehe ist die Frage der taz ganz zum Schluß: Ich habe nämlich

    im Gegenteil, viel eher das Gefühl sowohl in meinem eigenen Umfeld als auch medial,

    daß die Fraktion der Offenen Grenzen immer kleiner wird… :(

    • @Nobodys Hero:

      Ja ja, es ist äußerst interessant. Trotzdem ist auch das, was Herr Miller sagt, nicht der Weisheit letzter Schluss und keineswegs unangreifbar. Warum z.b. sagt er, man müsse über Portugal reden? Und dann redet er gar nicht über Portugal, sondern über globale Armut. Seltsam.

      Und soweit ich weiß, behauptet niemand, die Aufnahme von Migranten sei die Lösung globaler Ungleichheit. Das ist nur ein kleiner Teil, der Symptome lindert. Gleichzeitig sollen doch die Handelsbeziehungen fairer werden usw und so fort, damit die Fluchtursachen bekämpft werden und niemand mehr aus wirtschaftlichen Gründen losläuft, sollen Rüstungsexporte nicht in Autokratien erfolgen, um den Bürgerkriegern kein immer neues Material zukommen zu lassen. Das hat Herr Miller alles nicht erwähnt. Natürlich reicht es nicht, einfach nur Leute aufzunehmen, aber das sagt eben auch keiner.

      Der Chef, der eine Stelle vergibt, schaut Miller zu Folge nur auf die wirtschaftlichen Folgen. Das kann, muss aber nicht das einzige Kriterium für Staaten bei der Aufnahme sein.

      Also, Herr Miller hat auch mich zum Nachdenken gebracht, aber umgestimmt hat er mich nicht.

  • „Eine ist, ob es zu Lohndumping und damit zu Auswirkungen auf das Lohnniveau der arbeitenden Bevölkerung kommt. Das ist umstritten.“

     

    Da ist nichts umstritten. Die negative Auswirkung auf das Lohnniveau ist die Realität.

     

    Als vormals selbständiger Handwerksmeister hatte ich keine Chance gegen das Billigangebot, trotz überlegener Qualitätsarbeit.

     

    Mein Bekannter, ein qualifizierter handwerklicher Fleischer und Wurstspezialist, verlor ebenso, wie weitere beruflich gut-qualifizierte Fachkräfte im Fleischerhandwerk, seine zuvor noch gut-bezahlte Anstellung. Alle durch Berufsausbildung qualifizierten verloren ihren Arbeitsplatz, mussten das Berufsfeld wechseln, oder landeten in Arbeitslosigkeit. Die Fleischereifirma hatte sie zunehmend durch billige und willige osteuropäische Arbeitskräfte ersetzt. Häufig für den halben Arbeitslohn und ohne zeitliche Begrenzung der Arbeits- bzw. Ausbeutungstages.

     

    Berufsqualifizierte Kollegen, die vor 1990 am hölzernen Elefantentor am Berliner Zoo mitarbeiteten, bekommen damals noch 21 Euro-Std. brutto. Bereits 2005 lag für vergleichbare Fachkräfte der Minilohn nur noch zwischen 8–12 Euro-Std. Und wie gering sind heute die Arbeitslöhne für qualifizierte w/m Handwerker und Facharbeiter?

     

    Gewiss ging es nicht der bundesdeutschen Wirtschaft und deren Regierung, bei ihrer Aufnahme von Flüchtlingen, um Moral und Humanismus. Wohl eher um den kalkulierten Aspekt der billigen und willigen „Facharbeiter“ und (unfreiwilligen) Lohndrücker. Die waren aber nicht so wie erwünscht gekommen.

     

    Zumindest auf dem Wohnungsmarkt wurde eine umgekehrte Mietpreislawine freigesetzt und verstärkt. Aber auch mit noch nicht absehbaren Folgen für alle (steigenden) sozialen Kosten. Die vor allem auch von den unteren sozialen Schichten getragen werden müssen. / Nur die Wohlhabenden, hohen Beamten, Parlamentarier und Regierenden, Vermögenden und Erbschafts-Reichen, profitieren von dieser Entwicklung.

    • @Reinhold Schramm:

      Mit den dadurch erzielten Gewinnen wird dann von einem Fleisch-Oligarchen Schalke04 subventioniert.

       

      Der eigentliche Skandal ist, dass die Gewerkschaften da nicht auf die Barikaden gegangen sind.

       

      In der Bauwirtschaft ist es genau das gleiche.

    • @Reinhold Schramm:

      1990 wurde ja noch gar nicht in Euro gezahlt. War die 21 Euro-Std. brutto etwa nur ein Umrechnungsfehler?

      • @Rainer B.:

        natürlich: 21 DM-Std. brutto.

  • Aha. Der Etat für Soziales wächst ja auch ständig XD.

    Nur weil es mehr Bedarf gibt wird die Elite nicht mehr von ihrem ergaunerten Geld für die Bevölkerung übrig lassen.

    Jetzt gibt es ein Mehrbedarf und selbstverständlich keine Mehrfinanzierung.

    Werden 400.000 neue Wohnungen gebaut für die Flüchtlinge? Nein. Stattdessen kommen sie auf den Wohnungsmarkt mit allen anderen auch nur das das Angebot nicht vergrößert wird. Aber das begreifen Sie offenbar nicht.Dabei ist es nicht so schwer zu kapieren. Die eigene heile Welt im Kopf ist da wichtiger als die Realität.

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @Oskar:

      "Aha. Der Etat für Soziales wächst ja auch ständig XD."

       

      Da haben Sie recht:

      https://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Monatsberichte/2016/04/Bilder/b01-abb02-Entwicklung-Sozialausgaben-Bundeshaushalt.html

       

      "Werden 400.000 neue Wohnungen gebaut für die Flüchtlinge? Nein. Stattdessen kommen sie auf den Wohnungsmarkt mit allen anderen auch nur das das Angebot nicht vergrößert wird."

       

      Es fehlen Wohnungen in Ballungsregionen, auch da haben Sie recht. Aber, alle Parteien haben vor der Bundestagswahl in ihren Programmen neue Wohnungen als Ziel formuliert. Auf die ein oder andere Weise zu finanzieren. Da sollte also was passieren, wenn wir denn mal eine neue Bundesregierung haben.

      • @74450 (Profil gelöscht):

        Ja und deswegen werden sie auf jeden Fall auch Wohnungen bauen und uns nicht wie die letzten 20 Male anlügen.

         

        Nur weil die Ausgaben gestiegen sind bedeutet das nicht das auch mehr da ist.

        Es gibt nur eine bestimmte Menge Geld und Resourcen zu verteilen, diese Menge steigt nicht sondern sie sinkt tendenziell weil das Vermögen am oberen Rand der Gesellschaft zunimmt.

         

        Wachen Sie endlich auf, ihre neoliberale Fantasiewelt funktioniert nicht! Die Elite hat kein Interesse mit uns zu teilen und hat es noch nie gemacht.

        • 7G
          74450 (Profil gelöscht)
          @Oskar:

          "Wachen Sie endlich auf, ihre neoliberale Fantasiewelt funktioniert nicht! Die Elite hat kein Interesse mit uns zu teilen und hat es noch nie gemacht."

           

          Einigen wir uns darauf, dass wir nicht einig werden. Meine Fantasiewelt ist auf Daten gestützt, wohingegen ich bei Ihnen das Gefühl habe, Sie argumentieren nach Bauchgefühl und haben offenbar Bauchschmerzen. Egal, das Geld für sozialen Wohnungsbau und Ausbildungsinitiativen ist im Bundeshaushalt vorhanden. Es muss nur eingesetzt werden. Ob Sie wollen oder nicht. :)

          • @74450 (Profil gelöscht):

            @OSKAR@DHIMITRY

            Bleibt abzuwarten, inwieweit die Politik der Bereicherung zu Gunsten Weniger weiter gefahren wird und notfalls mit autoritäreren Mitteln weiter durchgesetzt wird, oder ob es den Vermögenden doch sicherer erscheint, einen Teil des Vermögens letztlich aus Eigeninteresse abzugeben, um den Konsum nicht abzuwürgen (wer weniger Geld hat, kann weniger konsumieren), damit die unverkaufte Warenmenge zu steigern (Absatzkrise) und um das Potenzial einer Revolte abzumildern. Vielleicht gerät aber auch das Platzen der nächsten Spekulationsblase dazwischen...

            Von alledem würde ich aber kaum meine Position oder mein Handeln abhängig machen.

            • @Uranus:

              Leider spielt der Binnenkonsum in Deutschland eine vergleichsweise geringe Rolle.

              • @Ruhig Blut:

                Das stimmt. Der Export ist von zentraler Bedeutung. Die Exportwaren müssen allerdings auch von jemanden gekauft werden. Und auf das haben die Vermögenden weniger direkten Zugriff. Dummerweise wird auf die deutsche Konkurrenzstrategie, Produktivitätssteigerung bei gleichzeitiger (Real)Lohnsenkung, oft ebenfalls mit Lohnsenkung reagiert ...

                • @Uranus:

                  Genau.

                  Und die Kritik anderer EU-Staaten an dieser deutschen Praxis wird dann gerne als "Faulheit", Ineffizienz etc. der Südländer diskreditiert.

          • @74450 (Profil gelöscht):

            Aha. Und die Mittel der einfachen Bevölkerung sind in welchem Maße gestiegen? Wie viele mehr Sozialwohnungen gibt es?

            Ja es hat einen geringen Anstieg der Ausgleichszahlungen dafür gegeben, trotzdem fehlt es an vielem und das insbesondere seitdem der Zuzug von Konkurrenz durch Flüchtlinge von den Neoliberalen verstärkt wurde.

             

            Natürlich ist Geld da, das werden wir nur nie zu Gesicht bekommen

            • 7G
              74450 (Profil gelöscht)
              @Oskar:

              "Aha. Und die Mittel der einfachen Bevölkerung sind in welchem Maße gestiegen?

               

              In der letzten Legislaturperiode wurde der Mindestlohn, die Mütterrente und die Rente mit 63 eingeführt. Dadurch haben viele Menschen mehr Geld im Portmonie als vorher.

               

              In der Legislatur zurvor wurde u.a. das Elterngeld eingeführt. Auch eine sozialpolitische Ausweitung.

               

              "Zuzug von Konkurrenz durch Flüchtlinge von den Neoliberalen verstärkt wurde."

               

              Sehen Sie es doch mal positiv. Seit dem Zuzug der Schutzsuchenden, wird immerhin wieder über das Thema sozialer Wohnungsbau gesprochen. Ein Thema, das lange Jahre politisch tot war.

               

              "Natürlich ist Geld da, das werden wir nur nie zu Gesicht bekommen"

               

              Die Frage ist, wen Sie an dieser Stelle mit "wir" meinen. Es wird doch selbst die Grundsicherung regelmäßig angehoben.

              http://www.hartziv.org/news/20171103-neue-hartz-iv-erhoehung-kommt-2018.html

              • @74450 (Profil gelöscht):

                De facto sinkt die Grundsicherung. Die Anhebung der Sätze gleicht nicht einmal die durchschnittliche Inflation aus. Und die Preissteigerungsrate bei essentiellen Konsumgütern (Nahrungsmittel, Energie) liegt weit über dem Schnitt.

                • @Ruhig Blut:

                  Die Sozialhilfe hat sich seit seit 1963 verfünffacht. http://library.fes.de/images/digbib/00689001.gif

                   

                  Wie kommen Sie darauf, dass diese sinkt?

                  • @Rudolf Fissner:

                    Haben Sie das aus ihrem Welt- und Umweltkundebuch aus der Grundschule???

                  • @Rudolf Fissner:

                    Und die Preise für die Lebenshaltungskosten?

  • Protektionismus beschränkt sich nicht auf Zölle, sondern kann u.a. auch Subventionen fürs heimische Kapital oder gleich die aktive Verdrängung ausländischen zugunsten inländischen Kapitals bedeuten. Orbán kann in der EU - aus der er ja schon wegen der Transferleistungen nicht raus will - halt nicht so ganz frei schalten, aber was er protektionistisch darf (und noch ein bisschen mehr), das tut er auch. http://www.taz.de/!5032069/ https://diepresse.com/home/wirtschaft/international/1586904/Abenteuer-Ungarn_Absurde-Steuer-Enteignung-und-Verluste

     

    Wissen Sie, ich habe mal mit Libertären diskutiert, für die Kritik am Freihandel gleich Parteinahme für Protektionismus war. Bei Ihnen begegne ich nun dem entgegengesetzten Irrsinn: Wer Protektionismus kritisiert, redet dem Marktradikalismus das Wort. Tertium non datur, oder wie? Wie wärs denn so mit (nicht nationalem!) Sozialismus statt nationalem oder globalisiertem Kapitalismus, wo Proleten aller Art und Herkunft sowieso immer am Popo sind?

  • Wie drückte es Oskar Lafontaine so treffend aus:

    „Die Einwanderungsfrage ist vor allem eine soziale Frage – für die, die kommen, und für die, die schon hier leben. Sie ist eine nicht geklärte Frage innerhalb der Programmatik der Linken. Der Soziologe Colin Crouch hat darauf hingewiesen, dass der Ruf nach offenen Grenzen eine zentrale Forderung des Neoliberalismus ist. Grenzenloser Kapitalverkehr kann keine linke Position sein, weil er Spekulationswellen in Gang setzt. Da müssen Kapitalverkehrskontrollen her. Der grenzenlose „Freihandel“ etwa mit den afrikanischen Staaten schadet deren Landwirtschaft, weil wir hoch subventionierte europäische Agrarprodukte dort zu Dumpingpreisen verkaufen. Wir brauchen einen fairen Handel. Und die Unternehmer befürworten freizügigen Personenverkehr, um in den Entwicklungsländern qualifizierte Arbeitskräfte abzuwerben und durch verstärkte Zuwanderung die Lohnkonkurrenz zu verschärfen.“

    • @Jens Frisch:

      Da ist was dran. Gerade der grenzenlose Freihandel benachteiligt die Schwachen Länder - überzogene Migration schafft den Kapitalisten billige Arbeitskräfte ran und schwächt die Leistungsstärke der Heimatländer.

    • @Jens Frisch:

      "Der Soziologe Colin Crouch hat darauf hingewiesen, dass der Ruf nach offenen Grenzen eine zentrale Forderung des Neoliberalismus ist."

       

      Und der Ruf nach geschlossenen Grenzen ist eine zentrale Forderung des Neofaschismus. Aber damit hatte Lafontaine ja schon immer weniger Probleme als mit dem Neoliberalismus.

      • @Earendil:

        Jaja Extremisten denken nur in extremen , zwischen offen und geschlossen , liberal und Nazi , gibt es für sie wohl nichts . Sehr entlarvend .

        • @Alex Mansen:

          Ja bitte, wer hat denn damit angefangen und alle, die für offene Grenzen eintreten, mit Neoliberalen in Verbindung gebracht?

      • @Earendil:

        Das ist kein Problem des Neofaschismus - sondern daraus resultiert ein Problem mit Neofaschismus.

      • @Earendil:

        Der Neofaschismus ist nur die geharmischte Variante des Neoliberalismus. Sein Ruf nach geschlossenen Grenzen wird daher immer nur rhetorische Figur oder Marketinggag bleiben, aber nie in politischen Maßnahmen münden, die den Kapitaleignern die Rendite mindern.

        • @El-ahrairah:

          Was für ein Blödsinn. Ein Wesenskern des Faschismus und allgemein der völkischen Rechten, egal ob alter oder neuer Prägung, war und ist ihr Antilberalismus. Für freien Handel oder gar Personenfreizügigkeit standen solche Kräfte noch nie.

           

          Ich verstehe ja, dass es bequem ist, den Antiliberalismus der Rechten (zu dem eben auch Protektionismus gehört) als Maskerade abzutun, um sich nicht mit möglichen Berührungspunten zum eigenen Antiliberalismus auseinandersetzen zu müssen. Aber eine Voraussetzung, um sich sinnvoll mit den Rechten (oder anderen politischen Strömungen) auseinanderzusetzen, ist, diese erstmal zu verstehen und ernstzunehmen.

           

          Außerdem scheinen sie der ideologischen Idee aufzusitzen, Protektionismus wäre zum Schutz der heimischen Arbeiterschaft da oder solle/würde Kapitalrenditen mindern. Tatsächlich ist er ein Programm zur Stützung des nationalen gegenüber fremdländischem oder international agierendem Kapital, also zur Erhöhung bestimmter Renditen. Natürlich muss er als (zumindest auch) für die Arbeiterschaft vorteilhaft verkauft werden, sonst hat Protektionismus in einer Demokratie ja keine Chance. Das ist aber lediglich eine Variante der Grundlüge nationalistischer Ideologie, dass das, was für die Nation gut ist, auch für deren Bevölkerung gut sei.

  • Nationalismus = Besenkammer.

    für einen milden Nationalismus???

    Was ist denn das für eine Propaganda?!

    Es gab und gibt keine Flüchtlingskrise in Deutschland!

     

    In der Welt ja, da sind über 60 Millionen Menschen auf der Flucht und existenziell gefährdet.

     

    Die Aufnahme der über 1 Million Menschen, die seit 2014 bis jetzt in Deutschland neu angekommen sind, stürzten das Land nicht in eine Krise.

    Dieser Verwaltungsstaat hat solche Kapazitäten, dass auch diese große Zahl keine Probleme bereitete.

    Ja, einige Turnhallen waren eine Zeit lang belegt.

    Und jetzt einen beleidigten Diskurs nachschieben, wie schwachsinnig ist das denn?

    Nationalismus ist eine Fiktion - imagined communities.

    Ja und mild auch noch... Gemessen in ° Celsius?

    Was haben die Leute davon außer eine Identität als Einheimische ihrer Besenkammer?

    Ich konstatiere schweren Dammbruch in der taz. Das nachträgliche Aufspringen auf den Zug der Panikmache, die anderen kriegen alles und wir nichts. Pervers. Off topic.

    Ich bekam heute einen Bildungsgutschein vom Europäischen Sozialfonds.

    Ein syrischer Genosse kriegt Schwierigkeiten mit Bafög und kriegt das Überbrückungsgeld nicht. Wovon soll er die nächsten Monate leben? Seine Eltern sind in Idlib.

    • @nzuli sana:

      "Nationalismus ist eine Fiktion - imagined communities."

       

      In welcher Sprache unterhalten wir uns hier? Imagined language?

    • @nzuli sana:

      "Ich konstatiere schweren Dammbruch in der taz. "

       

      Ja schwer auch noch ... Gemessen in kg?

    • @nzuli sana:

      Da gebe ich dem "syrischen Genossen" einen Rat, den ich auch während meiner Schul- und Studienzeit befolgen musste, weil ich Geld brauchte: Arbeite!

    • @nzuli sana:

      "Es gab und gibt keine Flüchtlingskrise in Deutschland!"

      Bitte was? Fragen Sie mal Lokalpolitiker, z.B. Boris Palmer: https://www.youtube.com/watch?v=_T5g9swg_oY

       

      Aber der ist ja in Ihren Augen bestimmt ein rechter Hetzer...

      • @Jens Frisch:

        Wie schrieb mal jemand so treffend? "Die Flüchtlingskrise ist eine Krise im Leben dieser Menschen. Für uns ist sie lediglich eine Aufgabe."

         

        Klar gab und gibt es Probleme verschiedenster Art im Zusammenhang mit dem Flüchtlingszuzug. Aber auch wenn das Wort sehr inflationär gebraucht wird, verstehe ich unter einer Krise dann doch etwas anderes.

         

        Und Palmer ist ein rechter Hetzer, in der Tat.

    • @nzuli sana:

      Aber der gut funktionierenden Verwaltungsstaat mit seinen Kapazitäten ist doch schon ne gute Sache, was? Wäre doch nur logisch, wenn alle Leute, die von ihm profitieren, auch eine positive Einstellung dazu haben, unabhängig von der ethnischen und religiösen Herkunft. Kann man ja nennen wie man will.

      • @El-ahrairah:

        Ein Gesinnungssozialstaat. Ich bin gespannt...

    • 8G
      82732 (Profil gelöscht)
      @nzuli sana:

      Nun, ein Interview mit einer Person zu lesen, die eine andere (!) Meinung vertritt als man selbst, soll ja gut gegen das Phänomen "Filterblase" sein.

       

      Da muss man deshalb ja nicht gleich Vokabeln wie "Dammbruch" und "pervers" verwenden...

  • Taz-Frage: „Gesellschaften verändern sich doch ohnehin, mit jeder neuen Generation kommen neue Ideen. Welchen Unterschied macht es, ob die neue Ideen von einer neuen Generation kommen oder von Migranten aus anderen Ländern [...]?“

     

    David Miller schweigt dazu. Das Tempo, meint er, wäre Schuld. Aber das ist nur ein kleiner Teil der Wahrheit. Der größere ist weder mess- noch sichtbar. Er liegt quasi unter Tage.

     

    Das Hauptproblem ist das fehlende Vertrauen. Ohne positive Erfahrungen aber wird auch die Zeit kein Vertrauen wachsen lassen. Es geht mal wieder um Dosierung: So viel wie nötig – und so viel wie möglich.

     

    Europäische Staaten haben eine lange und konfliktreiche gemeinsame Geschichte mit (z.B.) arabischen und afrikanischen. Eine Geschichte, die nicht unbedingt reflektiert wurde, weil die Geschichtsbücher von den Siegern diktiert werden. Die Deutschen waren nach 1918 erstmals bewusst in der Rolle des Verlierers. Die allgemeine Reaktion war eine große Larmoyanz. Nach 1945 kam die Unterwerfung unter das moralische Diktat der Sieger hinzu und 1968 eine vergleichsweise selbstherrliche, wahllose „Solidarität“ mit den Opfern der eigenen, verhassten Eliten. Im Konfliktfall trägt das alles nicht.

     

    Heute, da selbsternannte Opfer früherer Eroberungen überall in einer wirren, brutalen Art „zurückschlagen“, fragt sich der national gesinnte Untertan: Wollen „der Muslim“ und „der schwarze Mann“ in Wahrheit Rache statt Gerechtigkeit?

     

    „Die Politik“ hat bisher keine Antworten gefunden auf die diffusen, unartikulierten Ängste. Kein Wunder: Zwischen „wir schaffen das“ und „Schotten dicht“ gibt es keine erprobt erfolgreiche nationale Strategie.

     

    Ach ja, der Unterschied. Es ist ganz simpel: Die eigenen Kinder meint man zu kennen, weil man sie eigenhändig (v)erzogen hat. Aber wenn man schon dem eignen Nachwuchs nicht vertraut, wie soll man dann wildfremden Jungmännern vertrauen, über deren Erzieher man nur weiß, dass man sie über Generationen hinweg dominiert oder ignoriert hat?

  • Die Frage, ob Nationalismus nötig ist, stellt sich für mich nicht, denn er ist immer da, ob gewollt oder nicht. Der Mensch fühlt sich immer noch als Mitglied einer Stammesgemeinschaft, die wiederum sich so aber aufgelöst hat und in einer Überordnung wiederfindet. Dem Mensch gelingt es durch eine kosmopolitische Haltung mehr oder weniger gut, die pervertierte, unpersönliche Form der Vergesellschaftung, der Nation, etwas entgegenzusetzen. Doch das Individuum bleibt eines aus der Stammeshorde, das nach Haltung, Aussehen und Sprache selektiert, wer dazu gehören darf oder nicht. Das reine Weltbürgertum ist eine Utopie, das aber das Stammesersatzkonstrukt Nation zügelt, ständig infrage stellt und auch erträglicher macht. Der Nationalismus ist da, solange kleinere Strukturen, aber nie größere ihn nicht ersetzen. Das ist der animalische Part der menschlichen Natur, den wir nicht imstande sein werden zu überwinden, da die Sicherung der eigenen Existenz und die der Familie die höchste Priorität zukommt. Das Fremde wird bedingt zugelassen, solange ein ja auch ganz persönlicher Nutzen daraus erwartet wird. Einem vollendeten Weltbügertum wird der Mensch allgemein aber immer misstrauen.

    • @lions:

      Hmm, meine Horde ist meine Familie.

       

      Ich habe Verwandte in Mexiko, England, Spanien und sogar Sachsen.

       

      Nein, wir können in der Familie nicht nach Haltung, Aussehen oder Sprache selektieren.

       

      Dass Leute die nie aus dem eigenen Dorf rausgekommen sind, dass als Krücke brauchen, mag sein...

    • @lions:

      Und schon wieder muss die arme Natur als Argumentersatz herhalten. Laaangweilig! Und falsch sowieso, immer.

      • @Earendil:

        Es kann nicht sein, was nicht sein darf. Auch langweilig

        • @lions:

          Sie meinen, weil die Überwindung des Nationalstaates nicht sein darf, wird sie kurzerhand als unmöglich dargestellt? Könnte was dran sein.

          • @Earendil:

            Ich wünschte, es wäre in Ihrem Sinne, aber es ist eine Utopie, die Grenzen zwischen den Ethnien ganz aufzulösen.

            Warum nicht mehr als die paar zynischen Bemerkungen? Wagen Sie den Diskurs!

            • @lions:

              Aber nicht über die Natur des Menschen und solchen Kappes. Darüber lässt sich kein vernünftiger Diskurs führen.

              • @Earendil:

                Wollen Sie die Natur des Menschen in Bezug auf seine Psyche verleugnen? Für welchen in Not Geratenen würden Sie eher einstehen; Für einen Ihnen persönlich Bekannten oder einen ansonsten entfernten Unbekannten. Wen Sie meinen, es gäbe da keine Priorität, dann verinnerlichen Sie vll nochmal.

                Darauf beruht primär die Verbandlung mit der nahen Lokalität, die heute in die Nation mündet.

              • 6G
                61321 (Profil gelöscht)
                @Earendil:

                das ist mindestens so gut wie's Nirwana, ein Leben völlig befreit vom Ballast der Phantasmogorien aus Biologie, Psychologie, Soziologie und anderer ins Kraut schießender Randwissenschaften

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @lions:

      Da bin ich ausnahmsweise nur teilweise Ihrer Ansicht. Nation hat mit Stammeshorde nur insofern zu tun, als sie dem Menschen diese auf vermeintlich höherem Niveau bloß vorgaukelt. Die Horde ist überschaubar und die Zugehörigkeit zu ihr muss nicht durch Propaganda oder psychische Tricks eingefordert werden.

       

      DAS Individuum, daran liegt m.E. das Urproblem, gibt es hingegen - entgegen allen gegenteiligen Beteuerungen -

      noch gar nicht oder nur in Ansätzen - die meist mit individueller Absonderung einhergehen, weil DAS Individuum weder von der Stammeshorde noch von der Nation erwünscht ist. Das ist aber m.E. kein Erbe der steinzeitlichen Organisation von Gruppen, sondern eine künstliche durch wirtschaftlichen und psychischen Druck erzeugte Niederhaltung empathischer menschlicher Eigenschaften, mithin ein Resultat der Ökonomie, nicht der Phylogenese.

       

      In einer Gesellschaft, in der man um sein Auskommen nicht fürchten müsste, wäre es schnell vorbei mit der Selektion derer, die nicht dazugehören, denn das Gefühl des Dazugehörens wäre auf das persönliche Netzwerk beschränkt und nicht auf ein Konstrukt wie die Nation ausgedehnt, von dem man keine Hilfe erwarten, sondern die man allenfalls als psychische Krücke missbrauchen kann.

       

      Das Stammesgeschichtliche fast mit einer determinierenden Genetik gleichzusetzen, halte ich für grundfalsch. Das ist in meinen Augen bloße Rechtferigung für die Negation der Utopie, die eine gute und machbare ist.

       

      Dazu braucht es freilich eine ganz andere Bildung und nicht nur die Option, für einen Appel und ein halbes Ei um die Welt zu jetten. Aber vielleicht haben wir bzw. unsere Kinder ja durch die Nivellierung der Kulturen zu einer einzigen unspezifischen globalen die Chance, auch ohne Bildung zu Kosmopoliten zu werden. Das wäre jedenfalls allemal sinnvoller, als dumme Nationalisten zu werden oder in dumpfen Nationalismus zurückzufallen.

      • 6G
        61321 (Profil gelöscht)
        @849 (Profil gelöscht):

        "...durch die Nivellierung der Kulturen zu einer einzigen unspezifischen globalen..."

         

        Das wäre die langweiligste aller Welten, sozusagen ein Zustand der maximalen kulturellen Entropie, wenngleich nicht das Ende der Evolution.

         

        Not the most attractive thing, if I dare say.

        • 8G
          849 (Profil gelöscht)
          @61321 (Profil gelöscht):

          In meinen Augen und Ohren sind wir diesem Zustand schon recht nahe.

      • @849 (Profil gelöscht):

        Und das ist Eure ganze Utopie??? Und was ist so toll am Kosmopolitendasein, wenn es heißt, machtlos und verachtet nur von Knechtschaft zu Knechtschaft zu wandern um seine Lebenszeit darauf zu verwenden ihre Macht und ihren Reichtum zu mehren?

        • 7G
          74450 (Profil gelöscht)
          @El-ahrairah:

          Sprengen Sie doch einfach mal Ihre geistigen Ketten, machen den Rücken gerade und gründen eine kleine Firma. Schon sind Sie Kapitalist und dürfen von allen Segnungen profitieren, die der Kapitalismus für die Kapitalisten bereit hält!

        • 8G
          849 (Profil gelöscht)
          @El-ahrairah:

          Ich sehe das Kosmopolitische als die Bedingung der Möglichkeit der Befreiung des Menschen aus seiner Knechtschaft. Was sehen Sie?

          • @849 (Profil gelöscht):

            Sie sehen überhaupt nichts, Sie würfeln nur Poesiealbensprüche. Ich sehe die Möglichkeit von Partizipation und Mitbestimmung in der konkreten Lebenswelt. Und das ist am Arbeitsplatz und am Wohnort.

            • 8G
              849 (Profil gelöscht)
              @El-ahrairah:

              Konkrete Lebenswelt? Am Arbeitsplatz, am Wohnort? Das ist Gesülze, das Sie gerne jemandem auf eine Abschiedskarte wirken können, die Sie diesem nach erfolgter Entlassung oder Entmietung überreichen. Aber vielleicht sind sie ja unkündbarer Betriebsratsvortzender im Wolkenkuckuckskeim...

    • @lions:

      Ganz genau: Es geht nicht darum, ob Phänomene wie das des Nationalismus nötig sind. Es geht darum, wie sie (weitgehend) unschädlich gemacht werden können, wenn sie nun schon mal (traurige) Realität sind.

       

      Ganz so hilflos, wie Sie zu glauben scheinen, werte*r ANAMOLIE, sind wir in dem Punkt nicht. Bedenken Sie: Deutschland ist schon längst nicht mehr so einfarbig, wie es mal war. Der Bürger hat sich damit abgefunden, dass es „den Italiener“ gibt, den „Dönermann“ und auch einen Gerald Assamoah. Die „Stammeshorde“ wählt inzwischen nicht mehr, wie noch vor zwei, drei Generationen, nach Hautfarbe oder Sprache aus. Sie selektiert – wir sind ja schließlich auch im Zeitalter des globalisierten Kapitalismus angekommen – danach, ob das Neue Mitglied einen Beitrag zum (vermeintlichen) Erfolg seiner Horde leisten kann und will.

       

      So gesehen haben wir es bereits, das „Weltbürgertum“. Nur das „Weltproletariat“, das die Weltbürger bei Bedarf in ihre Schranken weisen könnte, haben wir leider nicht bisher. Kein Wunder. Wo es nicht um Siege geht, sondern nur darum, sich neue Niederlagen möglichst weit vom Hals zu halten, wird eben nach ganz anderen Gesichtspunkten selektiert als denen, die gerade als „vernünftig“ (weil erfolgversprechend) gelten.

       

      Die Eliten sind mal wieder vorneweg. Auch das kein Wunder. Sie haben ja auch reichlich Kapazitäten. Nicht mal denken müssen sie selber. Das können sie für wenig Geld unterbezahlten, überqualifizierten Möchtegern-Aufsteigern überlassen, denen der Schaden, der „ihrer“ Nation durch den Braindrain entsteht, am A... - äh: am Sitzfleisch vorbei geht.

       

      Und nun? Nun fasse sich mal jeder und jede an die eigene Nase. Für wen will ich denken, für wen arbeiten? Die Antwort sollte eigentlich sehr einfach sein. Wenn da nicht die Angst davor wäre, sich vollständig ins Aus zu manövrieren. Vertrauen ist halt gut, hat man gelernt. Kontrolle aber ist noch besser.

      • @mowgli:

        Den Weltbürgern statt Nationalheinis ein Weltproletariat entgegensetzen - der Gedanke gefällt mir! Danke!

    • 8G
      82236 (Profil gelöscht)
      @lions:

      Natürlich, man braucht nur zu sehen, wie in Europa die meisten Menschen über ihre Nachbarn denken, wie fest Vorurteile verankert sind. Die nationalen Medien berichten sehr wenig über Nachbarländer, wer etwas erfahren will, muss sehr aktive Recherchen machen. Und trotz innereuropäischer Austauschprogramme wissen die meisten Menschen sehr wenig voneinander. Wenn also das europäische Bürgertum noch in weiter Ferne ist, was soll man dann vom Weltbürgertum sagen.

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @82236 (Profil gelöscht):

        Genau: "die nationalen Medien"... Das konnten die aber schon mal besser. Sie werden sich erinnern. Nicht dass es vor 30 Jahren super war mit dem Berichten, aber sicher war der Wille da und mehr Interesse. Dadurch dass "wir" unsere Probleme seither zusehends externalisieren, müssen wir wegschauen, damit "wir" nachts noch schlafen können.

      • @82236 (Profil gelöscht):

        Ich bin sogar sicher, dass der Durchschnittsbürger einer Nation mit dem Wissen, das nötig wäre, eine noch größere Gemeinschaft als die Nation zu bilden überfordert ist. Das heißt der Nationalismus ist in Schach zu halten, aber nicht eliminierbar.

        • 8G
          849 (Profil gelöscht)
          @lions:

          Es geht m.E. nicht um noch größere Gemeinschaften, sondern zum einen darum, zu erkennen, dass wir alle in einem gemeinsamen Boot sitzen, in dem nicht einige die erste Klasse beanspruchen und die anderen auf die restlichen Klassen verteilen können, zum anderen darum, die regionalen Ausprägungen nachhaltig zu organisieren, Heimat zu ermöglichen und zugleich einen Horizont, der diese transzendiert. Sicher schwer angesichts eines entfesselten Freihandels, der den Menschen nicht dient, aber nicht unmöglich.

          • @849 (Profil gelöscht):

            Entfesselter Freihandel ist kein Wetterphänomen, sondern eine politische Entscheidung.

            • 8G
              849 (Profil gelöscht)
              @El-ahrairah:

              Sehe ich ganz anders. Ich halte ihn für die konsequente Entfaltung der Ökonomie, der sich der Mensch nicht entgegenstellt, insofern er mit seinem Bewusstsein immer noch nicht in der Lage ist, das Sein zu bestimmen, sondern sich noch immer von diesem bestimmen lässt. Freihandel ist die Ideologie, die zur Ökonomie komplementär ist und keine Idee, die irgendwelche Mächtigen in den Hinterzimmern der Macht ausgeheckt haben.

              • @849 (Profil gelöscht):

                Sie schwurbeln sehr schön, aber sehen das trotzdem falsch

                • 8G
                  849 (Profil gelöscht)
                  @El-ahrairah:

                  Das ist ein "Superargument". Und dennoch werde ich fürderhin nicht drüber selbiges nachdenken, solange Eure Ungnaden sich nicht von Eurem hohen Ross bequemen und wenigstens den Versuch machen, Eure hochtrabenden Gedankengänge der subalternen Zuleserschaft auch zu explizieren.

        • @lions:

          sehe ich genauso. Für eine Demokratie ist der Nationalstaat sogar nötig. Die EU wird nicht ohne Grund als undemokratisch wahrgenommen. Sie lässt sich derzeit auch gar nicht demokratisch organisieren, weil die Verhältnisse und Ansichten in den einzelnen Mitgliedsländern zu unterschiedlich sind. Zusätzlich fehlt eine gemeinsame Öffentlichkeit, gemeinsame Medien, an denen Bürger aller EU Staaten in einer gemeinsamen Sprache gleichberechtigt teilhaben könnten.

          Diese Voraussetzungen müssen ersteinmal geschaffen werden, bevor es soetwas wie demokratische vereinigte Staaten von Europa geben kann.

        • @lions:

          Jahrhundertelang war es in Europa völlig egal, zu welcher Nation jemand gehört, wenn er nur ein gläubiger Christenmensch war. Ist ja heute in der muslimischen Welt wohl ähnlich. Solche Identitätsformen sind möglich, aber sie brauchen feste Narrative, Regeln, politische Institution.

          • 8G
            82236 (Profil gelöscht)
            @El-ahrairah:

            Man kann die heutige Situation natürlich nicht mit dem Mittelalter vergleichen. Der Nationalstaat existierte noch nicht, in Frankreich und England, gab es schon eine Zentralisierung der Macht, was auch ein Grund für den Entwicklungsvorsprung beider Länder war. Aber nur die Eliten konnten durch Europa reisen und sich der kulturellen Unterschiede bewusst werden.

            Was die muslimische Welt anbetrifft, muss ich Ihnen energisch widersprechen. Sie ist genauso vielfältig wie Europa. Wie können Sie sich erklären, dass der Panarabismus gescheitert ist? Dass es einen Konflikt zwischen dem Iran und Saudi Arabien gibt, nicht nur wegen des Gegensatzes von Sunniten und Schiiten, denn das nationale Bewustsein im Iran ist wohl stärker ausgeprägt als in Saudi Arabien?

            Und natürlich darf man auch nicht den türkischen Nationalismus vergessen. Desgleichen gilt für Pakistan, dessen Existenz auf dem Konflikt mit Indien beruht.

            • @82236 (Profil gelöscht):

              Der Panarabismus ist gescheitert, weil er von den imperialen Großmächten natürlich nicht gerade befördert wurde, aber weil es im Nahen Osten auch eine Konkurrenz zwischen dem aus dem Westen importierten Nationkonzept und der islamischen Ummah gibt.

          • 8G
            849 (Profil gelöscht)
            @El-ahrairah:

            Eben!

        • @lions:

          Sehe ich auch so. Ich bin ein großer Befürworter der EU und der weiteren Integration. Wenns nach mir ginge, könnte man nen Stempel draufklatschten und die EU morgen bei der UN als föderativen Staat anmelden.

          Es ist aber auch so, dass meine Solidarität von Innen nach Außen immer weiter abnimmt und ich deshalb auch nicht an das funktionieren eines multikulturellen Linken Staates glaube. Ich bin solidarisch mit Deutschen, aber auch mit Griechen. Die nächste Instanz, schon in schwächerer Form wären Nato Länder, wie USA und Kanada.

          Dann die Länder die man gemeinhin zum "Westen" zählt, inklusive Australien, Neuseeland, Japan und Südkoreas. So setzt sich das fort. Je weiter es kulturell weg ist, desto weniger Solidarität ist da und das würde sich in einem multikulturellen Staat, durch Abbau der sozialen Sicherrungssystem ausdrücken.

  • 7G
    74450 (Profil gelöscht)

    "Ja die europäische Freizügigkeit hat ja auch Probleme. Das was in Greichenland passiert, das Abziehen der meisten qualifizierten Leute schadet. Aber deutlich Größer ist das Problem Weltweit.

    Angenommen es gäbe keine Grenze dann kämen viele Millionen an Armutszuwanderen ins Land, wahrscheinlich jährlich. Das wäre ein großes Problem, das wird auch der größte neoliberale Realitätsverweigerer irgendwann einsehen müssen. Und das diese Leute nicht von denen finanziert werden die sie hergebombt haben sondern von Rentnern, einfachen Arbeitern, Arbeitslosen und allen Anderen die so wie so schon wenig haben lässt sich auch nicht leugnen"

     

    Ich möchte diesen Absatz nochmal hervorheben, da ich denke, dass viele wichtige Themen angesprochen werden.

     

    Erstens ist es richtig, dass Brain Drain ein Problem für die abgebenden Länder darstellt. Aber Migration ist im besten Fall keine Einbahnstraße. Wir sollten es als Chance sehen, wenn Menschen in unserem Land Schutz suchen. Viele der Geflüchteten sind jung und können ausgebildet werden. Ob sie dann am Ende hierbleiben oder nicht ist erst mal egal. Entweder sie haben hier eine Zukunft oder sie haben mit einer international anerkannten Qualifikation gute Chancen auf einen Job in anderen Ländern oder ihren auch in ihren Herkunftsländern. Einige werden hier bleiben und in Deutschland Steuern zahlen. Wieder andere werden, weil sie zum Beispiel zu alt sind, nicht mehr in den Arbeitsmarkt zu integrieren sein. Die Kosten dafür können wir uns zurzeit aber locker leisten und sind im Verhältnis zum Nutzen, der für die (Welt-)Wirtschaft dadurch entsteht, sehr gut investiert.

    • @74450 (Profil gelöscht):

      Wenn Miller den Brain Drain beklagt, ist das ja bestenfalls die halbe Wahrheit. Die Migration in die Industriestaaten hat ja nicht nur negative Auswirkungen auf die Herkunftsländer. Durch rückkehrende, besser als zuvor qualifizierte Menschen, aber vor allem durch Rücküberweisungen von Geld findet eine Umverteilung im globalen Maßstab statt, der alle Entwicklungshilfe in den Schatten stellt. Ob die Bilanz der Migration für den globalen Süden also eher negativ oder doch positiv ist, scheint mir nicht so klar.

      • @Earendil:

        Der Cash-flow ist nur insofern nachhaltiger als die Entwicklungshilfe alter Schule, als dass er an Privatleute und nicht an korrupte staatliche Akteure fließt. Er kommt aber v .a denen zugute, die es sich leisten können, in die Emigration von Familienangehörigen zu investieren, und nicht den Ärmsten (v. a. auf dem Land).

        Gleichzeitig ist der brain drain verheerend, weil er eine wirklich nachhaltige endogene Entwicklungen – ökonomisch, sozial, politisch – massiv ausbremst. Wer soll denn gegenüber westlichen Konzernen konkurrenzfähige Firmen aufbauen, in Krankenhäusern, Schulen und Unis arbeiten, den unfähigen und korrupten Behördenapparat aufmöbeln, soziale und ökologische Bewegungen initiieren, anführen und lokale emanzipatorische Ideen entwickeln, wenn die gut Ausgebildeten (verständlicherweise) nach Möglichkeit abhauen (und dafür nur ein paar Kröten heimschicken)?

        Völlig abgesehen von dem unsäglichen Parasitismus unserer Volkswirtschaften und privaten Unternehmen, die ärmeren Staaten auch noch die Ausbildung ihrer neuen Angestellten blechen zu lassen. Auch das ein Punkt, den ich in den Migrationsdiskussionen viel zu wenig thematisiert sehe.

        • @Ruhig Blut:

          "Völlig abgesehen von dem unsäglichen Parasitismus unserer Volkswirtschaften und privaten Unternehmen, die ärmeren Staaten auch noch die Ausbildung ihrer neuen Angestellten blechen zu lassen."

           

          War es nicht grade noch so, dass das Abendland von Horden ungebildeter Analphabeten geflutet wird, deren Ausbildung UNS entsetzlich viel kosten wird? Und dann kommen die gut Ausgebildeten, und es ist auch wieder nicht recht... Die Migranten sind halt immer Schuld, entweder am Ruin Deutschlands oder an der Rückständigkeit ihrer Herkunftsländer... oder am besten beides.

           

          Dass grade die gut ausgebildeten und darum in der Fremde relativ gut verdienenden Auswanderer über den Cash Flow ihre Ausbildungskosten aus Sicht der Herkunftsländer locker wieder einspielen, dass es durch Rückkehrer mit anderswo erworbenen Qualifikationen auch eine Gegenbewegung zum Brain Drain gibt usw., das taucht in solchen Darstellungen selten auf. Und dass der Cash Flow nicht unbedingt dorthin gelangt, wo er am nötigsten wäre, geschenkt - er fließt aber überhaupt, und zumindest in die Taschen einer Mittelschicht.

          • @Earendil:

            „War es nicht grade noch so…“

            Tja, 2015 hieß es ja noch, die syrischen Flüchtlinge seien alle beruflich topqualifiziert, braucht die deutsche Volkswirtschaft dringend. Jetzt ist eher wieder ein Einwanderungsgesetz en vogue, nach dem Migranten bedarfsgemäß selektiert werden können. Gibt ja gerade auch genug prekäre Masse für unqualifizierte Arbeit. Und unausweichlich der Ruf nach Aushebelung des Mindestlohns sowie staatlicher Aufstockung.

             

            Für Sie nochmal extra deutlich: Es geht nicht darum, wie böse die Ausländer sind. Das ist eine Bullshit-Diskussion. Es geht um den Profit, der aus dem ganzen Spiel geschlagen wird. Erst Profit aus der vielfältigen Ausbeutung der Herkunftsländer, dann Profit aus der Armutsmigration und damit verbunden noch Profit aus der Konkurrenz und dem Druck auf hiesige Lohnkosten.

             

            Gegen den privaten Cashflow ist wenig einzuwenden, steht aber in keinem Verhältnis zu den Investitionen und Verlusten. Viel entscheidender wäre aber, sich mal des Geldstroms in die Gegenrichtung anzunehmen.

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @74450 (Profil gelöscht):

      * "Migration ist im besten Fall keine Einbahnstraße."

       

      Wer nun darauf anspielen sollte, dass es dann auch gut sei, wenn uns Menschen wieder verlassen würden, dem sei vorgeschlagen, ein feste Untergrenze für die Auswanderung festzulegen.

       

      Wird diese Quote nicht durch reguläre Auswanderung erreicht, kann die verbleibende Menge an Auswanderer*innen per Los durch interessierte Personen aufgefüllt werden. Diese dürfen dann, mit einem bedingungslosen Grundeinkommen ausgestattet so lange sie wollen, ein kleines Utopia auf einer europäischen Karibikinsel aufbauen.

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @74450 (Profil gelöscht):

      Zweitens bezweifele ich, dass die derzeitige Politik dazu führt, Millionen Armutszuwanderer nach Deutschland einzuladen. Dieses Szenario wird schon seit den ersten Ausweitungen der europäischen Gemeinschaft nach Süden immer wieder an die Wand gemalt. Es hat aber am Ende nie geschadet, einem immer größer werdenden Kreis von Menschen die Möglichkeit zu geben, sich in Deutschland niederzulassen. Die derzeitige Flüchtlingspolitik ist viel zu restriktiv, als dass Ihre Befürchtungen eintreffen könnten.

      • @74450 (Profil gelöscht):

        "Es hat aber am Ende nie geschadet, einem immer größer werdenden Kreis"

         

        Typische Aussage des Vertreters eines Schneeballsystems: Wir schaffen das. Es gibt keine Obergrenze.

        • 7G
          74450 (Profil gelöscht)
          @A. Müllermilch:

          Sie müssten schon zeigen, dass die europäische Integration und das Recht auf Freizügigkeit negative Auswirkungen auf die Menschen in Europa hat. Sonst bleibt der Vorwurf des Schneeballsystems leeres Gerede.

           

          70 Jahre Frieden in Europa, sind kein schlechte Bilanz für einen Schneeball! :D

      • 7G
        74450 (Profil gelöscht)
        @74450 (Profil gelöscht):

        „Und das diese Leute nicht von denen finanziert werden die sie hergebombt haben sondern von Rentnern, einfachen Arbeitern, Arbeitslosen und allen Anderen die so wie so schon wenig haben lässt sich auch nicht leugnen"

        Sie haben Recht, wenn Sie darauf hinweisen möchten, dass es durch das relativ große Bevölkerungswachstum in kurzer Zeit zu Umverteilung von knappen Ressourcen kommt. Es ist auch richtig, dass nicht der wohlhabende Teil der Bevölkerung in Konkurrenz um niedrig schwellige Arbeitsplätze, günstigen Wohnraum usw. mit den Geflüchteten steht. Aber, die Antwort darauf müssen sozialpolitische Maßnahmen sein, nicht das Abschieben von Schutzsuchenden oder das Akzeptieren von zerrissenen Familien.

        Es muss mehr günstiger Wohnraum geschaffen werden, Qualifizierungsmaßnahmen müssen ausgweitet werden usw. Es kann im Moment nicht argumentiert werden, es sei kein Geld für solche Maßnahmen da. Der Haushalt steht so gut da, wie lange nicht. Die Antwort darf nicht sein, immer knappere Sozialtransfers auf einen immer kleineren Personenkreis zu verteilen, sondern muss lauten: Mehr hilft mehr!

        • @74450 (Profil gelöscht):

          "Mehr hilft mehr!"

          Genau mit Geld zuschütten ist die Lösung. Der Haushalt wird auch weiterhin von Hoch zu Hoch eilen, das steht ja fest. Falls nicht, erhöht man die Steuerbelastung einfach noch weiter.

          Wer sich darüber beschwert, naja jeder Deutsche ist ja mit der Erbsünde belastet, also kanns nur die Richtigen treffen.

        • @74450 (Profil gelöscht):

          Der BDI hat gesprochen

          • 7G
            74450 (Profil gelöscht)
            @El-ahrairah:

            Wenn der BDI für mehr sozialen Wohungsbau ist, sind Sie dann aus Prinzip dagegen?

            http://www.manager-magazin.de/immobilien/artikel/wohnungsbau-genehmigungen-auf-rekordhoch-a-1112890-2.html

            • @74450 (Profil gelöscht):

              "BDI-Vizepräsident Thomas Bauer und seines Zeichens auch Tiefbauunternehmer" Hehe, Steuergeld stinkt nicht. Klar, von der Abwrackprämie hatten auch Autofaher und -hersteller was. Nur beim anschließenden Bezahlen des Steuerdefizits ist der Kapitalist dann ganz libertärer Kosmopolit und gönnt seiner Subventionsrendite Urlaub auf den Caymans.

              • 7G
                74450 (Profil gelöscht)
                @El-ahrairah:

                "Nur beim anschließenden Bezahlen des Steuerdefizits ist der Kapitalist dann ganz libertärer Kosmopolit und gönnt seiner Subventionsrendite Urlaub auf den Caymans."

                 

                Der Kapitalist also! Die sind sicher alle gleich.

                 

                Das ist ungefähr so differenziert, wie von den Flüchtlingen, dem Islam oder der Unterschicht im Allgemeinen zu sprechen. Aber warum differenzieren, wenn mensch ein klares Feindbild hat. Ist immerhin ehrlich!

                • @74450 (Profil gelöscht):

                  Die sind nicht gleich aber haben alle die gleichen Interessen, um ihre Machtpositionen und Ressourcenausstattung zu erhalten. Aber über sowas redest Du wahrscheinlich nicht so gerne, wie über schwammige Allgemeinplätze aus der moralistischen und kulturalistischen Bastelkiste.

                  • 7G
                    74450 (Profil gelöscht)
                    @El-ahrairah:

                    "aber haben alle die gleichen Interessen"

                     

                    Na sicher doch! Und Arbeitnehmer*innen haben auch alle die selben Interessen oder was? Welche wären das?

                     

                    Es ist das Bild des homo oeconomicus, das Sie hier zeichnen. Menschen handeln nur auf Grundlage irgendwelcher Interessen, die ihnen von Vülgärmarxisten und Wiwi-Kaspern angedichtet werden.

                     

                    Nein, mein Freund. Daran glaube ich tatsächlich nicht. Ich denke, das Leben ist komplexer und es ergeben sich sehr unterschiedliche Interessen bei den real existierenden Menschen.

                     

                    Ob Arbeitgeber*in oder Arbeitnehmer*in, Menschen denken selbst und haben unterschiedliche Bedürfnisse, die sich nicht nur aus ihrer ökonomischen Position heraus ableiten.

                     

                    "Aber über sowas redest Du wahrscheinlich nicht so gerne, wie über schwammige Allgemeinplätze aus der moralistischen und kulturalistischen Bastelkiste."

                     

                    Ich rede darüber ungern, weil die These des homo oeconomicus genau so ein blödsinniger Allgemeinplatz ist. Es gibt viel zu besprechen. Ist aber langweilig, immer die Debatten des letzten Jahrhunderts zu wiederholen.

  • Ein bisschen schräg, dass hier Linken mit Sympathien für offene Grenzen eine Beförderung des "internationalen Kapitals" bzw. der neoliberalen Politik vorgeworfen wird. Eine Unterstützung von bzw. Solidarisierung mit Geflüchteten geschieht vor dem Hintergrund der radikalen linken Kritik an Staat, Nation und Kapital, die ebenso deutlich nach außen getragen wird. Selbst gemäßigtere Linke verweisen auf die ungleiche Vermögensverteilung und kritisieren das Gegeneinanderausspielen von Geflüchteten und Prekariat. Ein Befördern sehe ich da nicht.

    Neoliberale Politik wird von AFD bis SPD, Grüne betrieben. Wobei die AFD die anderen in Sachen Nationalismus übertrifft und Chauvinismus bedient. Der Fingerzeig auf Andere, die Schaffung eines Feindbildes, soll u.a. von der Fortführung hiesiger Ausbeutung ablenken.

    • @Uranus:

      Es geht nicht um Linke mit Sympathien für offene Grenzen sondern um neoliberale so genannte Linke die denken alles ist gut wenn die Grenzen auf gehen und auch die letzten sozialen Standards kaputt konkuriert wurden.

      Ist es so schwer zu kapieren das diejenigen denen es nicht so gut geht ihr bisschen Absicherung nicht verlieren wollen?

      Offene Grenzen sind ein gutes Ziel aber sich hinzustellen und so zu tun als würden offene Grenzen gerade vorteilhaft sein ist schlicht Irrsinn denn offene Grenzen bedeuten einen verschärften Konkurenzkampf von Prekariat und Migranten um Wohnungen, Arbeit und Bildung während die Löhne und Renten sinken. Es sind nicht die Linken die die Studenten die die Zeche für deren "linke" Politik bezahlen sondern die Schichten die für die heutige "Linke" nur als zu verachtende Masse (Rassisten, Antisemiten, Volk) gelten deswegen muss auf deren Zukunft offenbar auch keine Rücksicht genommen werden.Aber es sind die "Linken" von Grüne Partei bis rote Flora die diesen Konkurrenzkampf forcieren. Für offene Grenzen müssen erstmal die Bedingungen stimmen.

       

      Anstatt die Fluchtursachen bekämpfen zu wollen oder die Mächtigen zu kritisieren beschimpft man die Bevölkerung als Rassisten und tritt für einen stärkeren Konkurenzkampf ein mit eurem "no Border" Quatsch. Selbst die FDP ist weniger Marktradikal

      Unterstützung von Flüchtlingen ist eine Sache, eine weltweite Deregulierung der Rahmenbedingungen im Kapitalismus die Andere

      • @Oskar:

        Mh, ich weiß nicht, ob wir aneinander vorbeireden oder von dem gleichen schreiben. Sie zählen zu den "neoliberalen Linken" Grüne (Partei) bis Linksradikale (rote Flora)? Die Konstruktion "neoliberale Linke" ist doch widersprüchlich. Entweder links oder neoliberal. Links bedeutet für mich eine antikapitalistische Position.

        Also ich rede jedenfalls nicht von Parteien aber von Linksradikalen und Anarchist_innen. Blenden Sie die linksradikalen Forderungen, den Kontext einer umfassenden Kritik aus, dass Sie meinen, es bliebe bloß "offene Grenzen" übrig?

         

        Also ich sehe gerade in einer eigentlich Anarchistischen Kritik - gegen Staat, Nation und Kapital - die Chance verschiedene Kämpfe miteinander zu verknüpfen. Eine Folge von Ausbeutung, Neokolonialismus, Klimawandel ist Flucht und spiegelt sich in der Perspektive von Geflüchteten wider. Dass Nationalismus, Kapitalismus, Staat und einen Großteil der Menschen mittels teile und herrsche klein hält, dass Kapitalismus Ausbeutung bedeutet, egal ob in der Nähfabrik, auf der Plantage oder im Supermarkt an der Kasse ist eine verbindende Perspektive, die Geflüchtete und verarmende Deutsche, weiße und People of Color, als Chance für Solidarität ergreifen können. Reflektiert werden muss aber auch meiner Ansicht nach, die dominante Position des Globalen Nordens im Prozess der Ausbeutung, Vertreibung und Zerstörung. Zusammen für eine gemeinsame Zukunft kämpfen anstatt sich als Passprivilgiegerte in einen zunehmend autoritären Staat zusammen mit neurechten besorgten Bürger_innen™ verschanzen zu wollen.

        Als auffälliger Ausdruck dessen fallen mir z.B. G20 und Klimaproteste ein. Herrschaftskritik, Climate Justice usw. wird also adressiert. Wie Sie auf die Einschätzung in Ihrem letzten Absatz kommen, verstehe ich nicht.

        • @Uranus:

          Antikapitalismus ist aus der Mode gekommen in der politischen Linken, allein schon weil die davon am meisten Betroffenen, die einfach Bevölkerung von den"Linken" als protofaschistische Masse verachtet wird. Wie war das noch mal: "wir sind die Mauer, das Volk muss weg!" Und Kritik an der Situation wird mit Antisemitismus gleich gesetzt. Das was heute die politische Linke ist war mal eine Interessensvertretung der einfachen Leute aber heute nicht mehr.

          Welche ernst gemeinten linksradikalen Forderungen gibt es denn noch? Also solche für die tatsächlich ein politischer Kampf stattfindet? Außer "Grenzen auf", alles Gendern und veganismus ist doch Nichts mehr übrig.

           

          Man kann aber Forderungen nach offenen Grenzen nicht verknüpfen mit der Frage von Demokratie und Herrschaft. Entweder man ist neoliberal und ist für mehr Konkurenz so wie die heutigen Linken oder man ist auf der Seite der hiesigen Bevölkerung die ihre sozialen Standards behalten will.

           

          Offene Grenzen sind eine schöne Sache aber eine Schöne Sache für in vielen vielen Jahren wenn der Kapitalismus weg ist. Solidarität ist das man sich mit Imperialismus befasst und versucht es möglich zu machen das die Leute zuhause bleiben können. Den Krieg zu bekämpfen und den Kapitalismus als Ursache zu benennen ist wichtig

          Die Völker, (das darf man heute ja nicht mehr sagen) müssen das Elend zusammen beseitigen anstatt nur so zu tun als wären offene Grenzen das Mittel. Solange es nämlich noch Kapitalismus gibt würden jedes Jahr viele Millionen Flüchtlinge kommen. Das ist erstens kulturell kaum zu stemmen und dazu auch finanziell nicht zu stemmen. Und NEIN es werden nicht mehr Wohnungen gebaut sondern es gibt Konkurrenz um die Bestehenden und es wird auch nicht die herrschende Klasse (darf man das noch sagen?) dafür zahlen sondern die Rentner, Arbeiter und Arbeitslosen. Wir wollen aber nicht mehr für eure Fantasien bürgen!

           

          Dann haben sie nen falschen Eindruck von den G20 Protesten

          • @Oskar:

            Wir haben da scheinbar verschiedene Ansichten. Meine ist es nicht, eine Interessensvertretung wahrzunehmen. Die Befreiung sollte von jedem Menschen ausgehen (Anarchismus!), nicht die eigene Vorstellung von "Freiheit", oder was auch immer, stellvertretend erkämpft werden und anderen übergestülpt werden (nach Lenin und wie sie alle heißen). Für mich ist auch der Staat kein Instrument für Emanzipation, sondern ein Herrschaftsinstrument.

            Ich meine und finde es gut, dass eine Sensiblisierung für verschiedenste Befreiungsbewegungen stattfindet, sei es von Frauen*, Trans*, Queeren, People of Color in Deutschland ... und Befreiung von Mensch und Tier. Die Bewegung ist vielfältiger geworden, die Ziele ebenfalls. Eine Einteilung in Haupt- und Nebenwidersprüche stößt Unterdrückten vor den Kopf, ja hält entsprechende Unterdrückungsform weiter aufrecht.

            Gegen den Volksbegriff gibt es mit Blick auf die deutsche Geschichte und gegenwärtige Kontinuitäten in der Rechten als auch in der "Mitte" gute Gründe. Nicht nur Nazis, Pegida und AFD verunmöglichen die Deutung als einfache Leute (>Völkisch) sondern auch Menschen aus "der Mitte". Diese stellen sich unter "Deutschen Volkszugehörigen" oftmals weiße Deutsche vor. Mit dem Volksbegriff werden zum einen Menschen aus der Gesellschaft ausgeschlossen und gegen sie gehetzt und zum anderen von Nazis eine Illusion geschaffen, dieses "Volk" hätte einen Willen.

            Es ist nunmal nicht von der Hand zu weisen, dass Teile der Gesellschaft rechter Demagogie auf den Leim gehen bzw. es einigen aufgrund rassistischer Einstellung diese bewusst begrüßen.

            Wie möglichst viele Menschen von linksemanzipatorischen/anarchistischen Ideen überzeugt und neoliberale Subjektivierung überwunden werden können, ist sicherlich die Frage/Herausforderung. Da ist viel Überzeugungsarbeit nötig. Mensch schaue doch bspw. auf den Organisierungsgrad von Arbeitnehmer_innen (14%?) und dann wofür diese Gewerkschaften stehen. Radikal ist das meist nicht.

            • @Uranus:

              "Ich meine und finde es gut, dass eine Sensiblisierung für verschiedenste Befreiungsbewegungen stattfindet, sei es von Frauen*, Trans*, Queeren, People of Color in Deutschland ... und Befreiung von Mensch und Tier. Die Bewegung ist vielfältiger geworden, die Ziele ebenfalls. Eine Einteilung in Haupt- und Nebenwidersprüche stößt Unterdrückten vor den Kopf, ja hält entsprechende Unterdrückungsform weiter aufrecht."

               

              Das sehe ich auch so.

              Allerdings wäre es in höchstem Maße zynisch, politische Ungleichbehandlung in Staaten wie Deutschland mit Massensterben durch Hunger oder Krieg auf eine Stufe zu stellen.

              • @Ruhig Blut:

                Wer macht so etwas?

                Rechte, Antifeminist_innen verwenden gerne eine Strohmenschargumentation, um hiesige Unterdrückung von Frauen* zu relativieren, sogar die Existenz eines Patriachats hierzulande mit Verweis auf Saudi Arabien zu leugnen.

                • @Uranus:

                  Sie meinten, dass unterschiedliche Emanzipationsbewegungen gleichwertig zu sehen seien. Ich gebe Ihnen recht, kritisiere aber die Schwerpunktsetzung. Nicht behaupten, sog. „Nebenwidersprüche“ spielten eine untergeordnete Rolle. Das ist zynisch. Sich aber dennoch stärker auf die krassen Dinge konzentrieren.

                   

                  Dass etwa Transgender oder Homosexuelle in Deutschland strukturell benachteiligt werden ist schlimm. Dass Flüchtlinge kaum Geld bekommen, einer Residenzpflicht unterliegen etc. ist schlimmer. Dass tausende im Mittelmeer ertrinken ist viel schlimmer. Dass Millionen an Hunger verrecken ist noch sehr viel schlimmer.

                  Aber wenn man sich die politische Diskussion anschaut, wo liegen bitte die Schwerpunkte? Etwa auf dem letztgenannten? Doch wohl kaum.

                  • @Ruhig Blut:

                    Das war nicht als Unterstellung gemeint und nicht auf Sie gemünzt. Sondern damit griff ich von mir beobachtete Abläufe und Mechanismen auf, die in Debatten vorkommen.

                     

                    Ich würde meinen, dass die Schwerpunkte sich auch dadurch erklären lassen, dass (betroffene) Menschen sie in Deutschland artikulieren. Trans* Personen, Geflüchtete... die auf Ihre Unterdrückung hinweisen, dagegen protestieren. Und Menschen, die sich mit Ihnen solidarisieren...

                     

                    Ich wies ja auf die antikapitalistische globale Kritik hin, die z.B. bei G20- und Klimaproteste, geäußert wurden. El-Ahrairah und Oskar sehen das scheinbar anders.

                     

                    Gerade das Thema Hunger und "Armuts/Wirtschaftsmigration" wird ja in der Kritik an der Grenzpolitik von Deutschland und der EU adressiert. Das wird hier allerdings dann in eine Förderung einer neoliberalen Agenda umgedeutet. Andersherum ließe sich den nationalen Grenzsicherern vorwerfen, sie befeuerten Nationalismus und machten gemeinsame Sache mit der AFD &Co, denen die Geflüchteten und der Hunger in kapitalistischer Peripherie allerdings sch*** egal sind.

                    • @Uranus:

                      Bei den G-20-Protesten natürlich. Aber sonst so? Habe den Eindruck, dass die Thematik bei der außerparlamentarischen Linken, sofern man die überhaupt irgendwie zusammenfassen kann, unterm Strich sehr stark in den Hintergrund getreten ist.

                      Ich denke auch nicht wirklich, dass sie in der Kritik am europäischen Grenzregime mitadressiert wird, sondern dass es dort hauptsächlich sehr konkret um die Leute geht, die von Europa aus betrachtet gerade noch sichtbar sind (also etwa bis zum Mittelmeer). Schon diejenigen, die in der Sahara verdursten oder in nordafrikanischen Lagern ermordet und missbraucht werden, stehen nicht wirklich im Fokus.

                       

                      Und ich sehe die neoliberale Agenda ebenfalls. Nicht, dass ich den braven No-Border-Aktivisten und freiwilligen Flüchtlingshelfern Absicht unterstellen würde oder ihre humanitäres Engagement schlechtreden wollte, ganz bestimmt nicht. Dennoch machen sie sich unbeabsichtigt auch zu Agenten dieser Agenda. Eine sehr bittere Ironie, dass sich alte linke Forderungen und humanitäre Notwendigkeiten mit Wirtschaftsinteressen so hervorragend decken, und dass sich die Kritik daran entsprechend leicht als Rassismus und Rechtspropaganda diskreditieren lässt.

                       

                      Vor wenigen Tagen im Deutschlandfunk erfahren, dass die türkische Regierung 2011 in Syrien eine Schutzzone unter UN-Aufsicht für die Flüchtlinge einrichten wollte. De Maiziere hat das als „abenteuerlich“ zurückgewiesen, wohlwissend, welche humanitäre Katastrophe sich anbahnte. Und 4 Jahre später haben ausgerechnet dieselben Konservativen ihre philanthropische Seite entdeckt und lassen eine Million Leute über die Grenze, nur aus humanitären Erwägungen?

                      Obwohl Wirtschaftsvertreter genau das gefordert haben? Die, als die Leute hier waren, sofort nach Integration in den Arbeitsmarkt verbunden mit Aussetzung des Mindestlohns, 1€-Jobs plus staatlicher Aufstockung etc. verlangt haben?

                      Hier eine neoliberale Agenda zu bestreiten, ist in meinen Augen tatsächlich abenteuerlich.

        • @Uranus:

          Dummstellen = Meisterstrategie

      • 7G
        74450 (Profil gelöscht)
        @Oskar:

        "Offene Grenzen sind ein gutes Ziel aber sich hinzustellen und so zu tun als würden offene Grenzen gerade vorteilhaft sein ist schlicht Irrsinn denn offene Grenzen bedeuten einen verschärften Konkurenzkampf von Prekariat und Migranten um Wohnungen, Arbeit und Bildung während die Löhne und Renten sinken."

         

        Das stimmt nur, wenn Sie annehmen, dass Wohnungen, Arbeit und Bildung statische Größen sind, die sich nicht vermehren lassen. Wir können aber Wohnungen bauen, Firmen gründen und Lehrpersonal ausbilden und anstellen. Da können die, die Sie Armutszuwanderer nennen, sogar bei mitmachen.

        • @74450 (Profil gelöscht):

          "Wir können aber Wohnungen bauen, Firmen gründen und Lehrpersonal ausbilden und anstellen. Da können die, die Sie Armutszuwanderer nennen, sogar bei mitmachen."

           

          Okay, dann sagen Sie mal, wie die Armutszuwanderer, die kein Kapital besitzen, hier Wohnungen bauen sollen oder ohne die Qualifikationen zu besitzen, Lehrpersonal ausbilden sollen oder an Kredite zu Firmengründungen kommen sollen.

          Ob "wir" das können, ist auch schon die Frage. Ich kenne Ihre und Oskars Vermögensverhältnisse nicht, aber ich bekomme nur eine kleine Apanage aus den festgelegten Familienvermögen. Meine frei verfügbaren Anteile sind im Vertrauen darauf, dass die damalige BRD ein Sozialstaat bleiben würde, an politische Aktionen wie Anti-AKW, Hausbesetzungen, "Farbfernseher für Nicaragua" oder wasweißich alles damals gegangen. Und in meiner Familie ist entschieden, dass unser noch Vermögen später in ökologische und humanitäre Projekte in Afrika gehen soll, die wir uns sehr sorgfältig schon ausgesucht haben.

          So, jetzt frage ich Sie mal konkret:

          Was ist jetzt besser? Sollen wir die geplante Unterstützung vor Ort absagen, um hier wieder Kapital anzulegen? Ich bin froh, dass meine Familie überhaupt so soziale Züge zeigt und da jemand ist, der sich sehr gut mit den Verhältnissen in einem afrikanischen Staat auskennt, dass wir da Projekte gefunden haben, die sich lohnen, unterstützt zu werden.

           

          Und wenn Sie dieses Einzelbeispiel mal darauf übertragen, dass das Kapital auch nur Einzelentscheidungen treffen kann, wohin mit dem Profit gegangen wird, wenn er nicht wieder in Profitsteigerungen gehen soll, erklärt, dass selbst diejenigen, die das könnten, sich dann auf einmal wieder vollkommen umorientieren müssten, wenn das Geld auf einmal hier angelegt werden soll. Was man hier investiert, kann nicht noch einmal im Trikont investiert werden.

          • 7G
            74450 (Profil gelöscht)
            @Age Krüger:

            "Okay, dann sagen Sie mal, wie die Armutszuwanderer, die kein Kapital besitzen, hier Wohnungen bauen sollen oder ohne die Qualifikationen zu besitzen, Lehrpersonal ausbilden sollen oder an Kredite zu Firmengründungen kommen sollen."

             

            Wenn ich wir sage, meine ich meist den Staat oder die Gesellschaft. In diesem Fall den Sozialstaat bzw. die Länder, die Lehrpersonal ausbilden und einstellen.

             

            Was Sie mit Ihrem privaten Geld machen, da möchte ich Ihnen nicht reinreden. Mit jedem Euro lässt sich in Afrika aber mehr erreichen als in Europa (wenn mensch die richtigen Leute kennt).

            • @74450 (Profil gelöscht):

              Dann muss man aber fairerweiser sagen, dass man dafür wahrscheinlich erstmal die Steuern anheben muss, was imo voll zu rechtfertigen wäre.

               

              Ansonsten würden wir das nämlich alles nicht schaffen, was auch Frau Wagenknecht schon die ganze Zeit sagt.

              • 7G
                74450 (Profil gelöscht)
                @Age Krüger:

                "Ansonsten würden wir das nämlich alles nicht schaffen, was auch Frau Wagenknecht schon die ganze Zeit sagt."

                 

                Warum denn nicht? Es ist doch genug Geld im Haushalt vorhanden. Es gibt so viele Steuereinnahmen wie noch nie. Das Geld ist da!

                 

                //http://www.zeit.de/wirtschaft/2017-10/bundeshaushalt-ueberschuss-2017-erwarten

                 

                //http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/bundeshaushalt-macht-rund-14-milliarden-euro-ueberschuss-a-1175045.html

      • @Oskar:

        " (...) offene Grenzen bedeuten einen verschärften Konkurenzkampf von Prekariat und Migranten um Wohnungen, Arbeit und Bildung während die Löhne und Renten sinken. (...)"

        Richtig! Das ist ein Teil des Problems das leider zu gerne in der Diskussion von Teilen der 'Linken' (nicht: DIE LINKE) ausgeblendet wird. Macht man darauf aufmerksam, dann folgen zu oft sehr schnell die Rassismus-Dreckskübel von jenen, die immer sehr gerne und schnell Politik mit heißer Nadel stricken und sehr undifferenzierten Denkmustern anhängen. (Wird sicher gleich losgehen).

        Teile der sog. radikalen Linken scheinen tatsächlich nicht zu bemerken, wie sehr sie die Kinder einer Zeit sind, in der die neoliberale Gehirnwäsche bereits die Debatte und sie selbst prägt.

        Allerdings mag es vielleicht auch daran liegen, dass 'Links-Sein' heute nicht mehr traditionell an eine Abstammung aus einer bestimmten sozialen Schicht der Bevölkerung gebunden ist, nichts mehr mit 'Klassenbewußtsein' zu tun hat und deswegen so Mancher dazu neigt die objektiven ökonomischen Grundbedingungen der unteren Klassen zu ignorieren.

        'Links-Sein' als Projekt des Mittelstandes kann wohl nicht funktionieren, weil es ein Projekt einer untergehenden Schicht/Klasse - und damit selbst ein zum Scheitern verurteiltes Projekt ist. Zumindest solange sich aber der linke Anteil der Mittelschicht derart ignorant und arrogant gegenüber den Bedürfnissen der unteren Schichten verhält.

        Seien wir uns mal ehrlich: das linke Bildungsbürgertum will doch vielfach mit dem sog. 'Mob' gar nichts zu tun haben, sich noch nicht mal die Mühen von Überzeugzeugungsarbeit antun.

        Das Raisonieren in linken Szenekneipen, Verbalradikalismus und martialisch-militantes Auftreten bei Demos ist halt schon mit deutlich weniger Arbeit, Ausdauer und Selbstdisziplin verbunden.

        • 8G
          849 (Profil gelöscht)
          @LittleRedRooster:

          Mit dem fehlenden Klassenbewusstein haben Sie Recht, aber es ist eben der Trick der entwickelten kapitalistischen Gesellschaft, großen Teilen des Proletariats (= im Grunde alle lohnabhängig Beschäftigte, also jeder, der über keine Produktionsmittel verfügt und seine Arbeitskraft verkaufen muss) vorzugaukeln, sie gehörten gar nicht mehr dazu, sondern seien selbst schon Kapitalisten, nur weil sie sich ein paar von deren Statussymbolen leisten können.

           

          Das lohnabhängige Bürgertum als Teil dieses Proletariats will genauso Parvenü bleiben, wie es die lohnabhängige Unterschicht dieses Proletariats es am liebsten werden würde. Da die Kapitalisten beide gegeneinander ausspielen und das Proletariat dieses nicht merkt bzw. verdrängt, kommt es zur Entzweiung desselben, sehr zum Wohle der Kapitalisten, die ihre Ruhe haben und vom Proletariat sogar noch angebetet werden, indem sie für die irrige Hoffnung des Aufstiegs stehen, wenn es auch bloß Brotkrumen vom Tische regnet, unter welchem es sich zum Schutz und Schirm versammelt hat.

        • 7G
          74450 (Profil gelöscht)
          @LittleRedRooster:

          "Teile der sog. radikalen Linken scheinen tatsächlich nicht zu bemerken, wie sehr sie die Kinder einer Zeit sind, in der die neoliberale Gehirnwäsche bereits die Debatte und sie selbst prägt."

           

          Ich muss immer wieder schmunzeln, wenn die Verschwörungstheorien auf den Debattentisch kommen. Sie meinen, die Menschen werden Gehirngewaschen?

           

          Vielleicht denken die Menschen aber auch einfach nur selbst und finden die alten Ideen, die zu Millionen Toten geführt haben, nicht mehr überzeugend.

           

          Jede*r denkt selbst. Wenn die Menschen den gescheiterten Ideen des 20. Jahrhunderts nicht mehr glauben, liegts vielleicht an der Überzeugungskraft der Ideen.

          • @74450 (Profil gelöscht):

            Von "Verschwörung" reden ausschließlich Sie selbst. Das sind allerdings Ihre Assoziationsketten, nicht meine. Das spielt sich in Ihrem Gehirn ab.

            Aber ich hatte ja ohnehin erwähnt, dass hier manche mit dem Dreckkübel schnell bei der Hand sind, wenns argumentativ eng wird. Sie hätten mich beinahe enttäuscht, wenns nicht passiert wäre.

            • 7G
              74450 (Profil gelöscht)
              @LittleRedRooster:

              "Sie hätten mich beinahe enttäuscht, wenns nicht passiert wäre."

               

              Weiß ich doch. Deshalb wollte ich Ihnen den Gefallen tun. Aber nun ernsthaft. Sie sprechen von neoliberaler Gehirnwäsche. Das bedeutet, Menschen verabreden sich, um andere Menschen zu manipulieren. Oder wie stellen Sie sich eine Gehirnwäsche vor?

              https://de.wikipedia.org/wiki/Gehirnw%C3%A4sche

    • @Uranus:

      Das ist überhaupt nicht schräg, sondern absolut zutreffend. Schräg ist, dass diese Linken mit Sympathien für offene Grenzen komplett den Kontakt mit unbequemer Realität verweigern und sich auf die Selbstreferentailität folkloristische Szeneparolen aus den 1980ern zurückziehen. Sie beharren aber so nur auf ihrer Scharnierfunktion zum Neoliberalismus.

       

      Unleugbare Tatsache ist, dass das Kapital ein vitales Interesse an einer freien konkurrenzfördernden Freizügigkeit auf den globalen Arbeitsmärkten hat. Und unleugbar ist, dass die oligarchischen Interessenverbände bereits die Themen Flüchtlingsunterstützung gekapert haben (Mindestlohn, Integration durch Arbeit) OHNE dadurch Widerspruch aus der antinationalen Linken zu bekommen.

       

      Unleugbar ist weiterhin, dass die staatsfeindliche, antinationale Erzählung, die in den 1980ern noch eine rebellische, antagonistische Wirkung entfaltet haben mag, mittlerweile von der neoliberalen Herrschaft geteilt wird, da demokratische, bürokratische Staatswesen die Verfügungsgewalt der Eigentumsrechte und der Marktgesetze behindern und die eigentliche Macht gezielt von formellen, öffentlichen Gesetzgebungsverfahren zu informellen Netzwerken der Elitenvernetzung übertragen wird, Ohne dass die libertäre Linke sich dadurch bemüßigt fühlt ihr ACAB-Gekasper zu überdenken oder wenigstens mit erneuerter Herrschaftskritik zu ergänzen.

       

      Ob aus geistiger Faulheit oder mangelndem Analysevermögen, sei es aus unbewußter oder bewußter Kollaboration, ein nicht kleiner Teil der libertären ANti-ANti-Linken vertritt und propagiert Elitenpolitik.

       

      Gegenthese wäre ganz einfach: weltweite Sozialleistungen fordern, Umverteilung und Enteignung von Kapital, Handelsregulation etc. Aber es kommen immer nur die Forderungen, die zufällig mit Herrschaftsinteressen zusammenfallen.

      • @El-ahrairah:

        Sie fantasieren sich Ihr Bild von antinationalen Linken zusammen. Mir sind jedenfalls noch keine No-Border-Linken begegnet, die etwa der Forderung nach Abschaffung oder Aufweichung des Mindestlohns und anderer Arbeiter_innenrechte NICHT widersprochen hätten. Dass auch große Teile des Kapitals Interessen an möglichst offenen Grenzen haben und den Flüchtlingszuzug als Argument gegen Mindestlöhne nutzen, kann für Linke ja nun kein Grund sein, den Schulterschluss mit den nationalen Rechten zu suchen, wie es Herr Miller mit seinem "milden Nationalismus" tut.

         

        Es mag zwar sein, dass ein abgeschotteter nationalstaatlicher Kapitalismus für das Kapital, gerade in Deutschland, überwiegend schlechter ist als ein neoliberal globalisierter Kapitalismus - aber dass ersterer für die einheimischen Arbeiter_innen besser sei als letzterer, ist lediglich eine ideologische Lüge. Und solche sollten Linke nicht nachplappern, sondern kritisieren.

        • @Earendil:

          Eine verschleierende Lüge der Apologeten des Marktradikalismus ist es auch, Nationalismus mit Staaten, politische Maßnahmen, marktregulierende Gesetzgebungen allgemein gleichzusetzen. Die eigentliche Zielscheibe ist aber nicht der Nationalstaat, sondern der Staat allgemein als Quelle von Gesetzgebungen, die die Allmacht von Markt und Vermögen einschränken.

           

          Der Kontrast zeigt sich darin, dass Miller anscheinend den Nationalismus als Klammer für den funktionierenden Sozialstaat notwendig erachtet, über den die Allmacht des kapitals eingeschränkt werden kann, aber die nationalen Rechten den Nationalismus immer nur als identitäres Werkzeug benutzen, aus dem aber NIE reale politische Maßnahmen entspringen, WEIL es dem Interesse der Herrschenden widerspricht. Bestes Beispiel: Trump hat seine Wahl mit Ressentiments aber auch mit Versprechen von Protektionismus und Grenzmauern gewonnen. Von den protektionistischen Maßnahmen ist NICHTS übriggeblieben. Es sind nur die Gesetze durchgegangen, die den Kapitalinteressen nützen oder die ohne ökonomische Auswirkung identitären Hass schüren. Der Nationalismus der Rechten ist eine konsequenzfreie, rein symbolische Kulturpolitik und wird NIE in ökonomischen Regulierungen münden.

           

          Deswegen ist souveräne Staatlichkeit und Gesetzgebung das eigentliche Kernthema, dass sowohl orthodoxe Neoliberale wie auch neurechte Populisten ablehnen

          • @El-ahrairah:

            Das heißt, wenn Trump auch seine protektionistischen Versprechen einhalten würde (ein bisschen was davon ist ja durchaus in seine Steuerreform eingeflossen), wäre er schon in Ordnung?

             

            Orbán zum Beispiel hat protektionistisch ja schon ganz gut geliefert, bis an die Grenzen des innerhalb der EU Möglichen. Und nu?

            • @Earendil:

              Wird er aber nicht. Und nichts davon ist in die Steuergesetzgebung eingeflossen.

               

              Und wo hat Orban protektionistische Maßnahmen beschlossen? Protektionismus heißt die erhebung von Schutzzöllen, aber dass wissen Sie ja sicher als taz-lesender VWLer.

               

              Ihre Spitzfindigkeit verrät nur Ihr Diskussionsinteresse: anhand von Trump und Orban Marktregulationen zu diffamieren und Marktradikalismus als Antifa-Aktion zu verkaufen.

              • @El-ahrairah:

                Ich war mal wieder mit der Antwortfunktion überfordert - was hierher sollte, steht jetzt oben...

              • 7G
                74450 (Profil gelöscht)
                @El-ahrairah:

                "Protektionismus heißt die erhebung von Schutzzöllen, aber dass wissen Sie ja sicher als taz-lesender VWLer."

                 

                Ich bekomme immer mehr das Gefühl, dass Sie viele Begriffe, die Sie hier verwenden, gar nicht durchdacht haben.

                 

                Protektionismus kann doch aus viel mehr Instrumenten bestehen, als ausschließlich Schutzzölle zu erheben. Da sind die Kapitaisten mittlereweile viel kreativer!

                https://de.wikipedia.org/wiki/Protektionismus

  • Da wird ein Kommentar gepostet und die anderen "harmlosen" Kommentare mal wieder nicht...

     

    Gefühlt 20 Kommentare in letzter Zeit

     

    Immer schön konform bleiben ja - bloss nicht kontrovers, aber für eine offene aufgeklärte Gesellschaft plädiereen

  • Herr Miller betätigt sich als Propagandist der bestehenden Ordnung, sowohl inner- als auch zwischenstaatlich. Als solcher tut er neben zahlreichen Lügen und Verdrehungen auch unfreiwillig etwas Wahrheit kund. Bereits Adam Smith konstatierte unumwunden zur Funktion des nürgerlichen Staates: "Der Staat [...] dient der Sicherung des Eigentums, und zwar vor allem der Sicherung der Reichen gegen die Armen." Miller sieht es auf internationaler Ebene genauso: Aufgabe des Staates in der Ersten Welt ist es, den Pöbel des globalen Südens vom Reichtum des Nordens fernzuhalten. Und genau wie Smith findet er das keineswegs skandalös, sondern völlig in Ordnung.

     

    Miller erkennt auch messerscharf, dass es im Kapitalismus anders als im Feudalismus keine direkte Herrschaft von Menschen über Menschen gibt - die über das Kapital und die Rechtsordnung vermittelte Herrschaft von Reichen über Arme (wiederum inner- wie zwischenstaatlich) negiert er aber. Interessant ist hier das sprachliche Bild mit dem Arbeitgeber, zeigt es doch, dass Kapitalisten und Staaten die Macht haben und sich das Recht herausnehmen, Menschen nach Nützlichkeit zu beurteilen und entweder für die eigene Kapital- bzw. Machtvermehrung auszubeuten oder sie eben davon auszuschließen.

    • @Earendil:

      Ich sehe hier wieder verdecktes Brückenbauen zwischen Alternativlinken und Neoliberalen. Der demokratische Staat des Mehrheitswahlrechts war in Europa seit den 1960er Jahren der sozialdemokratische Staat der Marktregulierung. Das diese Form von Staatlichkeit seit dem Sieg des globalen Kapitalismus rückgebaut und Abgeschafft werden soll ist seit 20 Jahren erklärte Politik und wer solche Tatsachen zugunsten von folkloristischen Parolen verschleiert, der stützt diese Politik.

      • @El-ahrairah:

        Und ich sehe bei Ihnen ein gewisses Brückenbauen zwischen linken und rechten Nationalisten. Nationalbolschewismus, ich hör dir trapsen.

         

        Linke wie Sie berufen sich doch für gewöhnlich auf die traditionelle Linke. Dann für Sie hier zwei uraltlinke Parolen:

        "Proletarier aller Länder, vereinigt euch!"

        "Den Kommunisten ist ferner vorgeworfen worden, sie wollten das Vaterland, die Nationalität abschaffen. Die Arbeiter haben kein Vaterland. Man kann ihnen nicht nehmen, was sie nicht haben."

         

        Als die sozialdemokratische Linke die Nation für sich entdeckte, begann das Elend in Form des ersten Weltkrieges. Als die kommunistische Linke die Nation für sich entdeckte, z.T. schon bei Lenin, so richtig dann bei Stalin, Mao, Ho Chi Min und Pol Pot, wurde es nicht besser.

         

        Zurück zum Hier und Jetzt: Aufgabe der Linken ist es, Interessen und Kämpfe von Arbeiter_innen, Arbeitslosen, Flüchtlingen etc. zu bündeln. Machen sie beim gegenseitigen Ausspielen unterprivilegierter Gruppen mit, haben sie verloren, denn das ist halt das Spiel der Rechten.

        • @Earendil:

          Ihr verhinderten FDP-Bürger müsst liefern, sonst niemand: Bekenntnis zu weltweiten Sozialtransfers, Bekenntnis zu Weltsozialstandarts, Bekenntnis zu Handelsregulation. Tut Ihr aber nicht, weil Ihr marktradikale Konkurrenzgesellschaft weltweit ganz toll findet, Bürgersöhnchen die Ihr seid.

          • 7G
            74450 (Profil gelöscht)
            @El-ahrairah:

            Halleluja! Wir bekennen uns! Der Schöpfer ist groß und sein Prophet weilt unter uns! Die Erlösung ist nah!

             

            Endlich mal eine positive Botschaft von Ihnen. Macht doch auch keinen Spaß, immer nur schlechte Laune zu verbreiten. :)

        • @Earendil:

          Ihr verhinderten FDP-Bürger müsst liefern, sonst niemand: Bekenntnis zu weltweiten Sozialtransfers, Bekenntnis zu Weltsozialstandarts, Bekenntnis zu Handelsregulation. Tut Ihr aber nicht, weil Ihr marktradikale Konkurrenzgesellschaft weltweit ganz toll findet, Bürgersöhnchen die Ihr seid.

          • @El-ahrairah:

            Sozialdemokraten wie Sie können sich gern zu Nationalstaat und sozialstaatlich reguliertem Kapitalismus "bekennen" (interessante Wortwahl). Da hatte Erich Mühsam in seinem Gleichnis vom Vogelkäfig wohl recht: "Die Sozialdemokraten wollen alle Vögel auf einer einzigen Stange rings um einen mächtigen Futternapf festbinden." (Bei Mühsam ging es weiter "... und den Käfig entfernen", aber davon haben sich Sozen wie Sie ja längst entfernt - heute wollen Sie den Käfig (=Staat) sogar noch gegen fremde Vögel abdichten.)

             

            Realpolitisch kommt von Ihren Bekenntnissen eines deutschen Sozialdemokraten eh nur die Handelsregulation zum Tragen. Der Rest ist ja leider leider nicht durchsetzbar, und würde ja nur den kleinen Steuerzahler belasten, und wir sind hier ja schließlich nicht das Sozialamt der Welt...

        • @Earendil:

          Noch ein kleines Gleichnis: Ein Kapitalist, ein Arbeiter und ein Asylbewerber sitzen um einen Tisch, auf dem zehn Kekse liegen. Der Kapitalist nimmt sich neun Kekse. Da kommt ein Rechtspopulist herbei und ruft: "Pass auf, Arbeiter! Der Asylant will dir deinen Keks wegnehmen!"

          • @Earendil:

            Richtig.

            Und was denkt sich der postmoderne Linke, der diesem Spielchen zuschaut, dieser Tage?

            Für den Arbeiter interessiert er sich nicht besonders, er misstraut ihm eher, dass er schon zum Rechten übergelaufen ist. Mit dem Asylanten solidarisiert er sich hundertprozentig, aber dessen hundert noch viel ärmere Verwandte interessieren ihn auch wenig, solange sie nicht versuchen, an den Spieltisch zu gelangen. Und wenn man ihn drauf anspricht, dass das Spiel eigentlich vom Kapitalisten ausgerichtet wird, der dazu sowohl den Asylanten (einschließlich seiner Verwandtschaft) als Kekshersteller als auch den Rechten als Keksbeschützer braucht, wird er ziemlich schnell ausfällig.

            • @Ruhig Blut:

              Ich bin grade zu Gleichnissen aufgelegt, darum hier noch eins: Ein postmoderner Linker und ein Rechter liefern sich ein Wettrennen. Wer gewinnt? - Natürlicher der Rechte! Oder hat man schon mal einen Strohmann ein Rennen gewinnen sehen?

               

              Will heißen: Die "postmodernen Linken" nach Ihrer und El-Ahrairahs Darstellung sind entweder Liberale oder existieren allenfalls als marginale Sekten.

               

              Dass der Kapitalist auch den einheimischen Arbeiter als Kekshersteller braucht, kommt bei Ihnen gar nicht vor. Und dass Sie die Sprache des Rechtspopulisten "Asylant") affirmativ übernehmen, ist dann auch nicht so verwunderlich...

              • @Earendil:

                Hehe, hatte schon vermutet, dass Sie den Asylanten nicht verdaut kriegen. Nein, sollte ne Affirmation Ihrer Metapher sein, hatte Sie nur falsch zitiert.

                 

                Was den Strohmann betrifft, ich treffe solche Leute haufenweise. Und „Refugees welcome“ an jeder Hauswand. Aber (hochsubventionierte) Billigagrar- oder Müll- oder Waffenexporte, oder wahlweise Coltan- oder Billigtextil- oder Cashcropimporte stoppen, oder Nahrungsmittelspekulation oder Landgrabbing verbieten eher weniger, hm? Ist ja auch furchtbar langweilig und abstrakt.

                Und sagen Sie selbst, wie sehr treibt Sie denn der globale Wirtschaftsimperialismus mit seinen Millionen Hunger- (und Bürgerkriegs-) Toten um, im Vergleich zum Schicksal der hier lebenden Migranten?

                 

                Und der deutsche Arbeiter ist leider ziemlich teuer, solange er keine Konkurrenz bekommt. Mit der Flüchtlingswelle kam 2015 ja auch sofort die Forderung, den kurz zuvor gegen große „Bedenken“ durchgesetzten Mindestlohn für Flüchtlinge wieder auszusetzen. Geht schließlich nix über Integration durch Arbeit.

            • @Ruhig Blut:

              Ich sehe grade eher ein Millieu von Keksbeziehern versammelt, die vom Kapitalisten mit dem neunten Keks ausgehalten werden, um den globalen Wettbewerb um den zehnten Keks dynamischer zu gestalten und ungesundem Anspruchsdenken entgegenzutreten. Und dabei hält man sich besser ran, weil aus irgendeinem Grunde die Kekse immer öfter nur noch befristet vergeben werden und Keksverbeamtungen selten geworden sind.

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ...sitzt in Oxford und hat von Tuten und Blasen keine Ahnung.

    • 8G
      83492 (Profil gelöscht)
      @81331 (Profil gelöscht):

      "

       

      Letzter Kunstgriff

       

      Wenn man merkt, daß der Gegner überlegen ist und man Unrecht behalten wird, so werde man persönlich, beleidigend, grob. Das Persönlichwerden besteht darin, daß man von dem Gegenstand des Streites (weil man da verlornes Spiel hat) abgeht auf den Streitenden und seine Person irgend wie angreift: man könnte es nennen argumentum ad personam, zum Unterschied vom argumentum ad hominem: dieses geht vom rein objektiven Gegenstand ab, um sich an das zu halten, was der Gegner darüber gesagt oder zugegeben hat."

      http://gutenberg.spiegel.de/buch/die-kunst-recht-zu-behalten-4994/40

      • 7G
        74450 (Profil gelöscht)
        @83492 (Profil gelöscht):

        Um einen Theoretiker anzugreifen, muss mensch nicht persönlich werden. David Millers Ideen sind wertvoll - ich schätze seine Arbeit sehr - aber eben nur theoretisch. Für die reale Welt nicht umsetzbar. Siehe seinen Vorschlag auf die EU zu warten, um Kriegsflüchtlingen zu helfen. Sie haben doch selbst gezeigt, dass das Thema schon sehr früh bekannt war, ohne das in der Praxis gehandelt wurde.

      • 8G
        81331 (Profil gelöscht)
        @83492 (Profil gelöscht):

        ...weder ist mir Herr Miller überlegen, noch fühle ich mich im Unrecht.

        Nationalismus, auch in der Weise, wie ihn David Miller sieht, ist keine Lösung für das 21. Jahrhundert.

        • @81331 (Profil gelöscht):

          Sehen Sie denn den Nationalismus in diesem Jahrhundert irgendwie schwächer werden? Oder das multinationale Projekte besser funktionieren?

           

          Die EU taumelt seit mehr als 10 Jahren von einer Krise zur Nächsten, die Wahrscheinlichkeit das weitere Mitglieder gehen werden ist bedeutend größer, als das sie ihre Probleme in den Griff bekommt.

           

          Die AU oder andere Staatenbünde wie die ASEAN haben komplett enttäuscht, sie werden wohl keine größere Rolle in der Zukunft spielen.

           

          Die UN ist zu einer teuren Kasperletheaterbühne geworden, denn wer effektiv nichts durchsetzen kann, wird nicht ernst genommen.

           

          Im 21. Jahrhundert werden andere Nationalstaaten an den Tisch der großen Spieler kommen, aber der Tisch verschwindet nicht.

        • @81331 (Profil gelöscht):

          Dann halt nüchtern-dürre Vernunftstaatlichkeit ohne Brimborium. Gerne in der Weltföderation oder was nicht. Hauptsache etwas, dass demokratische Mitbestimmung und Gesetz gegen die Oligarchie des Kapitals durchsetzt.

          • @El-ahrairah:

            Das würde am besten in einer Räterepublik funktionieren, womit man auch das Problem des angeblichen Nationalismus los wäre, weil jede kleine Einheit selber entscheiden könnte, welcher größeren sie sich anschließt.

             

            Führt zwar evtl. auch zu Separatismus, aber dieser wäre dann demokratisch eindeutig legitimiert.

            • @Age Krüger:

              In Rojava sind die demokratischen Basisstrukturen, die Kommunen, quasiautonom. Das heißt auch, dass nachts die Stadtviertel ihre Tore zumachen und man klingeln muss, wenn man aus einer anderen Kommune kommt und nach Hause will. Das ist eigentliche Souveränität, kollektiv über den öffentlichen Raum mitzuentscheiden können!

              • @El-ahrairah:

                Ich habe mal auszugsweise die Ideen auch zu der Form der kurdischen Selbstverwaltung gelesen (die btw größtenteils von Öcalan festgehalten wurden) und muss auch sagen, dass ich die Idee super finde. Muss sich jetzt noch in Friedenszeiten bewähren, zur Zeit wird noch kritisiert, dass hier auch Familienclans zu großen Einfluß gewinnen und dadurch die Gefahr der Korruption besteht. Ich hoffe, die bekommen das Problem in den Griff, dann gäbe es tatsächlich mal wieder ein interessantes Demokratiemodell auf der Welt.

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ...es gibt keinen 'milden' Nationalismus.

    Wie sollte der aussehen?

    Chauvinismus ist Chauvinismus ist Chauvinismus.

    • @81331 (Profil gelöscht):

      Nationalsmus ist nicht gleich Chauvinismus. So einfach ist das nicht.

      • 8G
        81331 (Profil gelöscht)
        @rero:

        ...Chauvinismus = exzessiver Nationalismus militaristischer Prägung, oder extrem patriotischen, nationalistische Haltung.

        • @81331 (Profil gelöscht):

          In der Schweiz ist der Nationalismus wesentlich ausgeprägter als in Deutschland, trotzdem hat sich das Land seit 1815 an keinem Krieg beteiligt.

          • @Sven Günther:

            Kleiner Irrtum, die haben 1848 nochmal Krieg gefuehrt (Sonderbundskrieg)

            • @Gerald Müller:

              Ja, das war aber ein Bürgerkrieg.

  • 7G
    74450 (Profil gelöscht)

    "Zweitens hat die Entscheidung, Flüchtlinge aus Syrien regelrecht einzuladen, die langfristigen Auswirkungen nicht bedacht. Nämlich die möglichen Anreize, die das für Menschen schafft, die in einem der Nachbarstaaten Syriens Zuflucht gefunden hatten."

     

    Auch das ist Unsinn!

     

    Es suggeriert, die geflüchteten Syrer*innen wären in den Nachbarstaaten in Sicherheit gewesen. Tatsächlich waren die Menschen dort unterversorgt und mussten teilweise hungern!

    https://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/4609368/UNO-streicht-Nahrungsmittelhilfe-fuer-17-Mio-SyrienFluechtlinge

    http://www.sueddeutsche.de/politik/welternaehrungsprogramm-un-kuerzen-lebensmittelhilfen-fuer-syrische-fluechtlinge-drastisch-1.2172709

    http://www.faz.net/aktuell/politik/fluechtlingskrise/wie-der-fluechtlingsandrang-aus-syrien-ausgeloest-wurde-13900101.html

  • 7G
    74450 (Profil gelöscht)

    "Das war keine weise Entscheidung und gewiss keine, die moralisch erforderlich war. Aus mehreren Gründen: Erstens hätte die Reaktion auf die Flüchtlingskrise eine koordinierte europäische Antwort sein müssen, nicht eine einseitige Entscheidung eines einzelnen Staates."

     

    Das ist Blödsinn!

     

    Die europäischen Institutionen sind für den Krisenfall nicht gemacht. Es gibt keine handlungsfähige Regiernung, die in angemessener Zeit etwas entscheiden könnte.

     

    Was sollen die Menschen, die vor Assads Foltergefängnissen und dem Terror des IS fliehen denn in der Zwischenzeit machen? Am Bahnhof warten?

    • @74450 (Profil gelöscht):

      Die europäischen Staatschefs hätten sich auch jenseits der Institutionen abstimmen können. Insofern ist das kein Blödsinn.

       

      Allerdings wäre das Ergebnis wohl ein anderes gewesen als es sich viele in Deutschland vorstellten.

      • 7G
        74450 (Profil gelöscht)
        @rero:

        Der europäische Rat der Staatschefinnen ist eine europäische Institution. Dort werden normalerweise komplizierte Kuhhandlungen (ich geb dir dies, dafür verzichtest du auf jenes) verabredet. Schnelle Entscheidungen gibts da eher selten.

    • 8G
      83492 (Profil gelöscht)
      @74450 (Profil gelöscht):

      "Es gibt keine handlungsfähige Regiernung, die in angemessener Zeit etwas entscheiden könnte."

       

      Das war im Fall von Syrien aber eine Katastrophe mit Ansage.

      https://www.theguardian.com/world/2014/dec/01/syrian-refugees-food-crisis-un-world-programme

       

      Dezember 2014:

      "But after finding itself unable to secure the $64m it needs to support Syrian refugees in December, the WFP announced

      on Monday that it was halting the scheme. Severe funding shortfalls have already led the UN body to reduce rations within

      Syria, where it is trying to help 4.25 million people."

      ...

      Hinweise gab es schon in 09/2014

      "The voucher scheme’s suspension comes nearly three months after the WFP first warned it was running out of money and weeks after it said it had reached a critical point in its efforts to help Syrian refugees because of a 89% funding shortfall."

       

      "Was sollen die Menschen, die vor Assads Foltergefängnissen und dem Terror des IS fliehen denn in der Zwischenzeit machen?

      Am Bahnhof warten?"

       

      Die Menschen sind aus den Nachbarländern geflohen. Und sind nicht vor Folter und Terror sondern Hunger geflohen.

      Der ist auch schlimm, hätte aber viel einfacher verhindert werden können, niemand hätte ertrinken müssen.

      • 7G
        74450 (Profil gelöscht)
        @83492 (Profil gelöscht):

        Ja, das ist eine Bestätignug dessen, was ich meine. Die Flüchtlingsfrage war schon längst auf der europäischen Tagesordnung, aber es wurden eben keine Entscheidungen getroffen. Darauf können hungernde Kriegsflüchtlinge nicht warten. David Millers Vorschlag ist weltfremd bzw. erst nach einer Umgestaltung der europäischen Institutionen umsetzbar.

  • "...und dann kann man anfangen, bestimmte Leute zur Umsiedlung nach Europa auszuwählen."

     

    In meinem Kopf läuft grad Slime:

     

    "...als Paraderassist

    Als er Ausländer in Gute und Schlechte sortiert"

  • "Milder Nationalismus"!

     

    So nennt man es heutzutage in linken Kreisen wenn man die Grenzen DSicht machen will?

     

    "Die Bewegung für offene Grenzen hat derzeit viel Unterstützung"

     

    Wie kommt den die taz auf die Erkenntnis. Selbst in Kreisen der Linkspartei bis in die Fraktionsspitzen hinein (Wagenknecht) sabelt amn doch schon von Obergrenzen.

  • ich finde das Interview ziemlich vernünftig, weil realistisch. Gerade die SPD - es soll ja sozialdemokratisch sein, was Herr Miller sagt - kämpft gerade diesen Kampf aus, auf der einen Seite Gabriel, der weg vom Idealismus zu mehr Pragmatismus will, auf der anderen Seite die Droeses usw. - mit denen man kein Wählerstimmen gewinnt, aber sich moralisch fühlen kann.

  • Gut möglich, dass Kurt Tucholsky schon damals genau diesen „milden Nationalismus“ vor Augen hatte, als er schrieb:

    „Man kann den Hintern schminken wie man will, es wird kein ordentliches Gesicht daraus.“

    • @Rainer B.:

      Nö. Er hatte sicherlich nicht einen "milden" Nationalismus vor Augen der Hungernde an den Grenzen abwies oder im Mittelmer ersaufen lies. Er kannte dieses Grauen seinerzeit noch nicht

      • @Rudolf Fissner:

        Quatsch - Kurt Tucholsky war im ersten Weltkrieg das war sicher nicht einfacher

         

        https://de.wikipedia.org/wiki/Kurt_Tucholsky#Soldat_im_Ersten_Weltkrieg

        • @Justin Teim:

          Falls Sie es noch nicht bemerkt haben sollten, für einen Rudolf Fissner sind das alles nur alternative Fakten. Es gab ja in Deutschland nie einen Weltkrieg; der Nationalismus hätte solches hier schließlich sofort unterbunden.

    • @Rainer B.:

      Nennenses halt Staatsbürgergeist, Republikanismus, Partizipation am Gemeinwesen. Nation ist ja nur der Marketing-Gag fiers Gefiel von einer politischen Organisationsform. Schweizer sind ja auch keine Nation u kriegens trotzdem gewuppt.

      • @El-ahrairah:

        Die Schweizer sind eindetig eine Nation. Der Natioalimus ist deulich stärker als etwa in Deutschland.

        • @rero:

          Sie sprechen verschiedene Sprachen und gehören verschiedenen Glaubensgruppen an. Die Zusammengehörigkeit basiert allein auf der gemeinsamen politischen Organisierung und geteilter Geschichte. Oder ist Nationalismus jetzt auch ein Wünsch-dir-was-Begriff?

          • @El-ahrairah:

            - hm.

             

            "Nation (um 1400 ins Deutsche übernommen, von lat. natio, „Volk, Sippschaft, Menschenschlag, Gattung, Klasse, Schar“)[1] bezeichnet größere Gruppen oder Kollektive von Menschen, denen gemeinsame Merkmale wie Sprache, Tradition, Sitten, Bräuche oder Abstammung zugeschrieben werden. Diese Begriffsdefinition ist jedoch empirisch inadäquat, da zum Beispiel nach Ansicht von Eric Hobsbawm keine Nation diese Definition vollumfänglich erfüllt.[2] Daneben wird die Bezeichnung auch allgemeinsprachlich als Synonym für Staatswesen und Volk gebraucht, von denen die Nation in der wissenschaftlichen Darstellung getrennt wird.[3] Die zugeschriebenen kulturellen Eigenschaften können dabei als der Nationalcharakter eines Volkes oder einer Volksgemeinschaft dargestellt werden. „Nation“ erweist sich so als ein Konstrukt, das von seiner diskursiven Reproduktion und materiellen Effizienz lebt. Indem Menschen sich handelnd auf das Konzept der Nation beziehen, wird es für die Beteiligten und Betroffenen wirksam.[4]

            (ff & dorten ~> früher vorbürgerliche Zeit - z.B. bayrische Nation wg Herkunft;) - "CSU - übernehmen sie!" https://de.m.wikipedia.org/wiki/Nation

            &

            Schwyz > 'schland? Gemach Gemach!

            "Wir sind ja doch das intelligenteste Volk der Erde - (???) - weil wir die meisten Nobelpreisträger pro Kopf der Bevölkerung haben!" -

            Upps! - belehrte mich ein schwyzer Musiker.

            & ~>

            "Waaass?? - Frisch&Dürrenmatt - ???

            Was haben die schon für - die

            Schweiz getan???!" -

             

            (Naja - er meinte ja auch Egli-getunte Mopeds ohne Kenne reiten zu können.

            Nu. Schonn - bis zur ersten Kurve -;)

            & ab dafür!;)(

            kurz - Also ich weiß ja nicht¿!;)

             

            Eher sonn Isthmus - hm mit Karrenweg

            Landenge! Genau.

            Schon Thukydides berichtet, dass die Landenge benutzt wurde, um Schiffe von der einen zur anderen Seite zu schleifen - paschd schonn.

            Gellewelle!;))

            • @Lowandorder:

              Kurz: ja, es ist mittlerweile auch ein wünsch-dir-was-begriff. Scheint ja die Standarttaktik der libertären jungen Garden zu sein. Also ist alles äbäh-Nationalismus, was kollektive Souveränität jenseits des Marktes vorsieht. Staatlichkeit generell ist ja wettbewerbsverzerrende Bürokratie. Der arbeitsscheue Betriebsrat und der faule Gewerkschafter sind ja auch irgendwie Wohlfahrtsstaat-Volksgemeinschaft etc. Ist die Arbeiterklasse letztlich nicht auch eine Nation?

              • @El-ahrairah:

                Ne, also das überdehnt den Nation-Begriff gehörig.

                Sie haben schon recht, dass die ausufernde Dekonstruktion alles Kollektiven (da war auch der oben genannte Hobsbawm gut mit dabei) ne zweischneidige Angelegenheit ist. Einerseits ist es richtig und wichtig, aufzuklären, die Unzulänglichkeiten solcher Essentialismen und Determinismen aufzuzeigen. Gerade auch, um ethnischem und sonstigem Chauvinismus die Grundlage zu entziehen. Nichtsdestoweniger ist der Glaube an Gemeinsamkeiten entscheidend für den sozialen Zusammenhalt. Kein wie auch immer geartetes Kollektiv kommt ohne verbindende Narrative aus. Solidarität setzt ein Gemeinsamkeitsgefühl zwingend voraus.

                 

                Aber Verbundenheit über die Nation?

                Was die „Volksheim“-Skandinavier mit ihrem „milden Nationalismus“ und Sozialstaatspatriotismus angeht, mag das hinhauen. Völlig gegensätzlich dazu der beinharte 19.Jhd.-Nationalismus in vielen südamerikanischen Staaten, der ausschließlich den Macht- und Geldeliten (die i. d. R. personell identisch sind) nützt.

                 

                Was die Schweiz betrifft, wird der Zusammenhalt gewaltig überschätzt. Der oft sehr unsympathische Schweiz-Nationalismus richtet sich ganz überwiegend gegen außen, v. a. Deutschland, Frankreich und Italien, je nach Bevölkerungsgruppe. Untereinander ist die Konkurrenz und Abgrenzung über die kantonale Identität, nach meiner Wahrnehmung, deutlich größer als bspw. in Deutschland.

                Und mit dem Sozialstaat ist es auch nicht weit her. Weil die Wirtschaft dauerbrummt, fällt das nur nicht so stark auf. Die Lebenshaltungskosten sind im Verhältnis zu den Einkommen im Schnitt höher als hier. Trotz der viel größeren Partizipation der Bevölkerung an politischen Entscheidungen hat sich dort kein nennenswertes „Arbeiterbewusstsein“ oder sonstige Solidarität innerhalb der ärmeren Schichten entwickelt.

                Und die Einkommens- und Vermögensungleichheit ist extrem:

                https://www.blick.ch/news/schweiz/vermoegensverteilung-in-der-schweiz-das-reichste-fuenftel-besitzt-86-prozent-id3743062.html

                • @Ruhig Blut:

                  "Einerseits ist es richtig und wichtig, aufzuklären, die Unzulänglichkeiten solcher Essentialismen und Determinismen aufzuzeigen."

                   

                  Wo kann ich die postmoderne Dekonstruktion des bürgerlichen Eigentumsbegriffs und des Firmen- und Konzernrechts nachlesen? Lesetipps erbeten.

                  • @El-ahrairah:

                    Spontan würde ich sagen, dass es bei den postmodernen Dekonstruktivisten, die z. B. auf Derrida oder Foucault aufbauen, in erster Linie um die Aufdeckung von Machtverhältnissen geht. Klar hängt da Besitz auch mit dran. Aber die eigentliche Kritik der Besitzverhältnisse war eher ne Sache der Moderne.

                    Lass mich gerne eines besseren belehren.

                    • @Ruhig Blut:

                      Ha, Pierre Bourdieu nicht zu vergessen (Kollege L&O wird mir vermutlich zustimmen).

                      Ich würde sagen, dass der im Prinzip eine Brücke schlägt, indem er bei seiner Analyse, wie sich die Macht- und Besitzeliten reproduzieren (und den Rest dadurch kleinhalten), sowohl das „harte“ ökonomische Kapital als auch, als „weichere“ Faktoren, das sog. soziale Kapital (Connections und Seilschaften) und kulturelle Kapital (Auftreten, Titel, „Stallgeruch“ etc.) in die Betrachtung einbezieht.

                      Die zugehörigen Wikipediaartikel geben nen ganz guten Überblick. Ich denke, dass seine „feinen Unterschiede“ von 1982 kein Stück an Aktualität verloren haben.

                      • @Ruhig Blut:

                        Bourfieu ist noch der beste! Aber alles in den kuscheligen Wohlfahrtsstaaten des hochfordistischen Westeuropas geschrieben, wo die Herrschaft institutionalisiert, gezähmt, eingeschränkt war. Damals konnte man sich ausgiebig den kulturalistischen Feinheiten widmen. Aber die Herrschaft ist wieder in ganz hochmoderne Direktheit zurückgetreten und dsrum muss man sich ihren ganz direkten Herrschaftsmitteln widmen.

                        • @El-ahrairah:

                          Gepufferte Wohlfahrtstaaten stimmt natürlich, der aktuelle Rückbau auch.

                          Der Punkt ist aber, dass sich diese Feinheiten in konkrete politische Macht und klingende Münze umsetzen lassen. Ohne passenden Habitus dagegen kein sozialer und ökonomischer Aufstieg. Bourdieu war kein verträumter Schwätzer, sondern hat versucht, diese Mechanismen empirisch nachzuzeichnen.

                          Sich allein auf ökonomische Faktoren zu fokussieren greift zu kurz, denke ich, wenn man die große Machtkonzentration bei kleinen gesellschaftlichen Eliten verstehen will. In Deutschland geht’s ja noch. Ich behaupte mal ganz pauschal, dass in Staaten mit krasserer ökonomischer Ungleichheit & politischer Unfreiheit diese „weichen“ Faktoren (also soziale Beziehungen sowie kulturelle Prägung und Gruppenzugehörigkeit) die gesellschaftliche Position noch viel stärker dominieren: In Deutschland kann ein Bauer oder Arbeiter vielleicht noch erfolgreicher Großunternehmer oder Politiker werden. Einem brasilianischen Landarbeiter oder kongolesischen Kleinbauern wird das kaum je gelingen.

                          Aber hey, ansetzen sollte man weniger beim Aufstieg der kleinen Leute als vielmehr beim Abstieg der großen. Da liegt die Wurzel des Übels.

                • @Ruhig Blut:

                  Zugehörigkeit muss oder soll sogar keine monomatische Einheitlichkei sein. Man wohnt partizipiert im Dorf, im Kanton, im Bund und teilt sich entsprechend ein. Und je realer die Teilhabe ist, d.h. die Möglichkeiten zur Mitgestaltung, desto weniger muss vielleicht die Machtlosigkeit durch künstliche Symbole und Gewaltrituale betäubt werden

                  https://de.m.wikipedia.org/wiki/Demokratischer_Konföderalismus

                  • @El-ahrairah:

                    Ja, sehe ich genauso. Macht aber leider trotzdem nicht immun gegen geschickte neoliberale Propaganda und Verarsche.

              • @El-ahrairah:

                Eine Nation ist eine fiktive Gruppenidentität. Für jede Gruppe - nicht nur Nationen - ist es relevant zu definieren, wer dazu gehört.

                 

                Dazu werden Identitätsmerkmale in einem Gruppenprozess enwickelt.

                 

                Gemeinsame Sprache oder Religionen sind häufig Identitätsmerkmale - müssen es aber überhaupt nicht sein.

                 

                Es gibt nichts, was nicht als Identitätsmerkmal herangezogen werden könnte. Es kann noch so absurd ein.

                 

                Besondes häufig sind Mythen. Insofen haben Sie recht, Nationalismus ist ein Wünsch-Dir-was-Begriff. Schon immer gewesen.

                 

                Aus diesem Grund gilt Nationalismus in der Politik als politische Religion. Man muss dran glauben, denn beweisbar ist nichts.

                 

                Literaturempfehlung: Ernest Gellner.

                 

                Die Schweizer sind übrigens nach ihrem Selbstverständnis eine "Willensnation".

                 

                Natürlich ist das auch ein Mythos, denn die kleinen Schweizer werden genauso wenig gefragt, ob sie Schweizer sein möchten, wie die meisten Deutsche, ob sie Deutsche sein wollen.

                • @rero:

                  Unterschied zur Religion: wenn alle an Wunder glauben existieren sie trotzdem nicht. Wenn alle an eine Gruppenzugehörigkeit glauben bzw sich dazu ENTSCHEIDEN, dann existiert diese soziale Gruppe ganz objektiv.

                   

                  Ein völlig natürlicher Prozess für das soziale Tier Mensch. Sehr viel natürlicher als die isolierte, individualisierte Konsum- und Leistungsmonade, zu der uns das neoliberale Dogma abrichten will. Menschen beziehen sich ständig auf selbsttranszendente Kollektive jenseits von Markt- und Konkurrenzbeziehungen.

                  • @El-ahrairah:

                    Wenn kein rationales Argument mehr bleibt, muss die Natur herhalten, wa? Nation = natürlich, my ass. Komischer Naturzustand, der grade mal ein paar Jahrhunderte alt ist.

                     

                    Und klar ist die Schweit ne Nation. Ziemlich albern, das zu bestreiten.

                    • @Earendil:

                      Wenn kein rationales Argument mehr bleibt, dann kann man ja immer noch Falschbehauptungen streuen. Nicht die Nation ist menschliche Natur, aber das Bilden von organisatorischen und politischen Kollektiven und das Gefühl von Zugehörigkeit zu diesen.

    • @Rainer B.:

      Auf Ruhrpöttlerisch -

       

      "Aussem Scheißhaus -

      Kannste halt kein Wohnzimmer machen!"

      Auch wieder wahr.

  • Na Servus.

     

    „Ein milder Nationalismus ist nötig“

    Welche legitimen Forderungen hat jemand, der kein Flüchtling ist, aber ein besseres Leben will? David Miller über Moral und Migrationspolitik."

     

    Mal wieder einer mit dem steinaltem Schuß.

    "Mer brauche nen "sanften" - Ismus."

    & - däh ~>

    "Das Suffix -ismus ist ein Mittel zur Wortbildung durch

    Ableitung (Derivation). Das entstandene Wort kann ein

    Abstraktum bezeichnen, oft ein

    Glaubenssystem, eine Lehre, eine

    Ideologie oder eine geistige Strömung in

    Geschichte, Wissenschaft oder Kunst."

     

    Kurz - "Heiliger St. Florian -

    Verschon mein Haus - zünd andre an!"

     

    Zudem vertritt er eine Subform von "Nationalismus", die er in On Nationality und Citizenship and National Identity entwickelt. Unter "Nationalismus" wird dabei nicht eine Haltung verstanden, die der eigenen Nation eine Überlegenheit gegenüber anderen Nationen zuspricht, sondern ein Ansatz der politischen Philosophie, in dem das Konzept der Nation eine wesentliche normative Rolle spielt. Miller geht davon aus, dass eine moderate Nation-Konzeption im Rahmen des modernen Nationalstaates existentiell zur Aufrechterhaltung der Sozialstaatsidee ist. Dies wird durch die Annahme begründet, dass gegenüber Angehörigen des jeweils eigenen Nationalstaats stärkere ethische Verpflichtungen bestehen als gegenüber Angehörigen anderer Nationen. Miller vertritt damit eine nationalstaatlich-kosmopolitische Abstufung von ethischen Pflichten, die er in einer Re-Evaluation des historischen Materials zu Nationalismen (vgl. Miller 2005) weiterzuführen sucht.

    &

    Das Werk des Denkers ist weithin rezipiert und wurde von verschiedener Seite kritisiert. Diesbezüglich wurde 2003 ein Sammelband mit 17 Beiträgen sowie einer Replik von David Miller herausgegeben.[1] 2008 wurde eine Sonderausgabe der Fachzeitschrift Critical Review of International Social and Political Philosophy zum Thema 'Nationalism and Global Justice - David Miller and His Critics' herausgegeben.

    &

    wiki sollte frauman kenne

    • @Lowandorder:

      & Na bitte - Geht doch.

      Miller erhielt seine akademische Ausbildung an den Hochschulen in Cambridge und Oxford.

       

      Na da liegt die 2.0- Version of - really really -

      That very very old britsh political slogan -

      "Right or wrong - my country - "

      Mehr als nahe - kerr.

       

      kurz - Good old school of the Eaton & Oxbridge Boys.

       

      So geht das.

      https://de.wikipedia.org/wiki/David_Leslie_Miller

      • @Lowandorder:

        Mumpitz. Bis 1916 gabs ja nichtmal ein geregeltes Staatsbürgerschaftsrecht im altliberalen Imperium. Dann gings gegen die etatistischen Hunnen und den Lords und Ladies ist aufgefallen, dass sie irgendwie eine Wehrpflicht auf die Beine stellen müssen, um ihre working class in den Schützengräben zu metzgern.

        • @El-ahrairah:

          Yes. Nur das mit dem "Mumpitz" -

          Hab ich getzt nicht verstanden.

          &

          Das Geld keinen Paß braucht -

          Auch klar - hm?!;)

        • @El-ahrairah:

          Ich korrigiere: 1914

  • Kommentar entfernt, bitte verzichten Sie auf Pauschalisierungen. Danke, die Moderation

    • @Alex Mansen:

      Endlich mal einer, der nicht immer mit Menschenrechten rumeiert, sondern auch mal an die Wirtschaft denkt! So wird das was mit FDP 2.0!

    • @Alex Mansen:

      Man merkt, Differenzierung ist nicht so ihr Ding, aber:

      Wie gehen Sie denn mit den Leuten um, die gar keine Tochter haben?

    • 8G
      81331 (Profil gelöscht)
      @Alex Mansen:

      ...so is' es.

  • Die letzte Frage ist die wichtigste und interessanteste.

     

    Ob den Befürwortern der offenen Grenzen eines Tages wohl klar werden wird, das sie den internationalen Kapitalisten gedient haben?

     

    Ob die Idealisten eines Tages einsehen werden das dass Öffnen der Grenzen für die Kapitalisten nützlich ist um an billige Arbeiter zu kommen und die Gewerkschaften zu umgehen?

     

    Oder werden sie verblendet bis zuletzt untergehen?

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @delta:

      Menschen die Schutz brauchen, brauchen Schutz.Ökonomische Argumente kommen immer an zweiter Stelle. Das Zuwanderung auch zu Wirtschaftswachstum führt, ist nur ein günstiger Nebeneffekt, der für die Schutzentscheidung unerheblich ist.

      • @74450 (Profil gelöscht):

        Aber Hausbesitzer und Arbeitgeber freuen sich trotzdem. Man kann ja auch das nützliche mit dem angenehmen verbinden.

        • 7G
          74450 (Profil gelöscht)
          @El-ahrairah:

          Mensch muss auch gönnen können! ;)

    • @delta:

      Ich glaube die Idealisten tragen Dreadlocks, sind unter 25 und kochen in der Soliküche. Deren Eltern ist der Zusammenhang zwischen Immigration, einer billigen Haushaltshilfe und ihrer Depotrendite durchaus klar. Wenn Sie noch im Sozialpädagogischen Sektor arbeiten, schaffen sie sich ja noch die eigenen Arbeitsplätze. Da kann man schon mal Dampf machen in der Öffentlichen Debatte.

      • @El-ahrairah:

        Welche Arbeitsplätze im sozialpädagogischen Sektor sind denn geschaffen worden durch die Migration?

         

        Es hätten welche geschafft werden müssen, sind es aber nicht, was man an den bestehenden Problemen bei der Integration sehen kann.

         

        (Btw: Die Sozialpädagogen, die Sie da beschreiben, würden sowieso nur irgendwo in Jugend- oder Sozialämtern die Sesselfurzerjobs machen. Es gäbe wahrscheinlich auch viel zu wenig dafür geeignetes Personal, was sich um solche Menschen wirklich kümmern will.)

        • @Age Krüger:

          Kenne aber ne Menge Leute mit geisteswissenschaftlichen Abschlüssen, die in den letzten Jahren in der Flüchtlingsverwaltung oder als Sprachlehrer untergekommen sind. Sozialpädagogen hätten diese Jobs auch bekommen, denke ich, die haben’s aber nicht so nötig, wegen besserer Arbeitsmarktsituation.

      • @El-ahrairah:

        Stimmt, alle........

        • @Ano Nym:

          Es gibt auch einige von ihnen die irgendwas mit Medien machen.

           

          Aber ja, diejenigen die hier laut gegen Grenzen und co sind gehören nicht zu dem Teil der Bevölkerung die negative Folgen des Kapitalismus ausbaden müssen und deswegen gehen sie in der Frage auch eine Koalition mit den Neoliberalen ein die mit Einwanderung Lohndrückerei betreiben wollen

           

          Sein wir mal ehrlich: Für Viele bedeutet eine offene Grenze das sie sich gegen ihre unmittelbaren Interessen entscheiden müssten. Diesen Anspruch ausgerechnet gegen diejenigen zu stellen denen es in unserer Gesellschaft am schlechtesten geht ist schon merkwürdig.

          Offene Grenzen gehen nicht bevor der Kapitalismus nicht weg ist sonst bedeutet das nur massenhafte Elendsmigration in Sozialsysteme und rasant fallende soziale Standards bei stärkerer Knappheit von Ressourcen wie Wohnungen.

          Natürlich werden nicht diejenigen für die Flüchtlingskrise zahlen die am Waffenexport verdient haben sondern das Geld wird von Rentnern, Infrastruktur und Bildung genommen. Verluste werden sozialisiert, Gewinne privatisiert, das war schon bei Griechenland so. Die Aufnahme der Flüchtlinge ist eine Sozialisierung der Kriegskosten.

          So muss es auch nicht verwundern wenn der größte Teil der Menschen offene Grenzen nicht als Befreiung sondern als Bedrohung empfindet

           

          Idealismus ist ja schön und gut aber Idealismus muss auch einen praktikablen Politikansatz hervor bringen und nicht nur das wiederholen von weltfremden Parolen

           

          Die Politische Linke muss sich endlich klar abgrenzen von Neoliberalen, Imperialisten und der Deregulierung und von Leuten die das richtige Gendern über die Frage von Krieg und Frieden oder die der Chancengleichheit stellen um ihren eigenen Narzismus zu befriedigen

          • 7G
            74450 (Profil gelöscht)
            @Oskar:

            "Offene Grenzen gehen nicht bevor der Kapitalismus nicht weg ist sonst bedeutet das nur massenhafte Elendsmigration in Sozialsysteme und rasant fallende soziale Standards bei stärkerer Knappheit von Ressourcen wie Wohnungen."

             

            Offene Grenzen gingen vor allem nicht, als es keinen Kapitalismus gab. Sonst wären doch die Faschisten rüber gekommen!

             

            Ist Ihnen eigentlich klar, dass die selben Argumente immer gegen die europäische Freizügigkeit angeführt wurden? Wollen Sie die auch abschaffen?

            • @74450 (Profil gelöscht):

              Oh je was für ein durchsichtiger Spruch... Im Osten gab es Reisefreiheit. Nur nicht zum politischen Gegner

              Das Problem existierte offensichtlich nicht auch wenn es ein Anderes gab das zu einem ähnlichen Symptom führte. Was genau hat denn jetzt die missratende Politik der SED mit der Fluchtursache Kapitalismus zu tun oder in wie fern beweist es das Gegenteil von dem was ich gesagt habe?

              Das auseinander zu differenzieren bedeutet erstmal von billiger Polemik Abstand nehmen zu müssen

               

              Ja die europäische Freizügigkeit hat ja auch Probleme. Das was in Greichenland passiert, das Abziehen der meisten qualifizierten Leute schadet. Aber deutlich Größer ist das Problem Weltweit.

              Angenommen es gäbe keine Grenze dann kämen viele Millionen an Armutszuwanderen ins Land, wahrscheinlich jährlich. Das wäre ein großes Problem, das wird auch der größte neoliberale Realitätsverweigerer irgendwann einsehen müssen. Und das diese Leute nicht von denen finanziert werden die sie hergebombt haben sondern von Rentnern, einfachen Arbeitern, Arbeitslosen und allen Anderen die so wie so schon wenig haben lässt sich auch nicht leugnen

              • 7G
                74450 (Profil gelöscht)
                @Oskar:

                "Und das diese Leute nicht von denen finanziert werden die sie hergebombt haben sondern von Rentnern, einfachen Arbeitern, Arbeitslosen und allen Anderen die so wie so schon wenig haben lässt sich auch nicht leugnen."

                 

                Sie glauben, dass der Sozialstaat von Rentner, einfachen Arbeitern, Arbeitslosen und allen Anderen, die sowieso schon wenig haben, finanziert wird?

                 

                Da muss ich Ihnen sagen, dem ist nicht so.

                • @74450 (Profil gelöscht):

                  Hm das ist dann wohl das zweite Mal. Entweder Sie verstehen mich absichtlich falsch, typische Diskussionstaktik heutiger "Linker" oder Lesen ist nicht ihre Stärke.

                   

                  Wenn bei Sozialstaat, Rentnern und Arbeitslosen gekürzt wird dann sind es natürlich diese Leute die die Zeche zahlen. ,Oder glauben sie es wird ne Sondersteuer geben auf Diejenigen die ohnehin schon viel haben?

                  Was für Flüchtlinge ausgeben wird fehlt an Wohnungen, Rente, Sozialhilfe und Bildung und wird nicht von den Reichen genommen

                  • 7G
                    74450 (Profil gelöscht)
                    @Oskar:

                    "Hm das ist dann wohl das zweite Mal. Entweder Sie verstehen mich absichtlich falsch, typische Diskussionstaktik heutiger "Linker" oder Lesen ist nicht ihre Stärke."

                     

                    Sie sollten vielleicht präziser formulieren. Wenn Sie von Finanzierung schreiben, denke ich, Sie meinen tatsächliche Transfers. Geld, das von einer Tasche in die andere wandert. Wenn Sie eine indirekte Finanzierung durch geringere Ansprüche meinen, dann schreiben Sie das doch auch so.

                     

                    "Was für Flüchtlinge ausgeben wird fehlt an Wohnungen, Rente, Sozialhilfe und Bildung und wird nicht von den Reichen genommen"

                     

                    Und ich sage Ihnen, das ist empirisch ganz einfach falsch. Renten- und Sozialhilfeansprüche wurden, wenn Sie die Riester- und Hartz-Reformen meinen, schon lange vor den aktuellen Flüchtlingsbewegungen verändert.

                     

                    Was heute für die Geflüchteten ausgegeben wird, wird von denen finanziert, die den Sozialstaat tragen. Das ist in erster Linie die Mittelschicht, aber auch die oberen Einkommen. Letztere zalhlen den Großteil der Einkommenssteuer in Deutschland. Es wird aber niemenschen etwas weggenommen!

            • @74450 (Profil gelöscht):

              Innerhalb des sozialistischen Ostblocks konnte man aber schon frei reisen. Sprich: wenns kein "drüben" mehr gibt brauchts auch keine Mauer mehr

              • @El-ahrairah:

                Innerhalb des Ostblocks konnte man regelmäßig nicht frei reisen. Das einzige Land, in das ein DDR-Bürger frei reisen konnte, war die CSSR.

                • @rero:

                  Egal. Im nächsten Sozialismus kann mans aber. Wenn die Ortsansässigen nichts dagegen haben. Wenn Berlin sich gegen Touristen entscheidet müssen die Touristen halt woanders hin. Nennt sich Souveränität.

                  • 7G
                    74450 (Profil gelöscht)
                    @El-ahrairah:

                    Gibts nach dem Sozialismus des 21. Jahrhundert schon wieder einen Neuen?

                    • @74450 (Profil gelöscht):

                      Vielleicht nennen wir ihn auch anders, mal sehen. Oder wie in der Kunst: Sozialismus kommunalistischer Schule, Sozialismus des frühen 21. Jahrhunderts. Ist noch kein Projekt an der Namensfindung gescheitert.

                      • 7G
                        74450 (Profil gelöscht)
                        @El-ahrairah:

                        Dann schicken Sie uns bitte eine Postkarte, wenn es soweit ist.

        • @Ano Nym:

          Nein, Du bist cool!

  • Herr Miller führt das Immigrationsproblem auf globale Armut zurück und denkt, diese lasse sich einfacher bekämpfen als Armutsmigration zu ertragen.

    Wenn man so argumentiert braucht man aber auch ein Konzept, mit welchem die Ausbeutung anderer Länder durch die Kapitalismusgewinner beendet werden kann. Mal abgesehen von der Frage, ob dieser Planet so viel Wohlstand überhaupt aushielte. Könnte man diese Armut einfach abschaffen würden das jene, die offene Grenzen fordern das sicherlich begrüßen.

    Wer Grenzen öffnet ist gezwungen sich mit der Armut und Ausbeutung anderer Staaten zu beschäftigen. Klar ist das idealistisch, aber Öffnung der Grenzen als klar formuliertes Ziel macht das Nachdenken über internationale Probleme zwingend notwendig. Das reiche westliche Staaten aus Nächstenliebe anfangen sich **konsequent** für internationale Armut zu interessieren ist unwahrscheinlich, zumal die Bevölkerung dieser (meiner Einschätzung nach) das auch keineswegs befürworten würde. Wohlstand für alle wird den Wohlhabenden weh tun und ist mit der derzeitigen Gessellschaft bestimmt nicht zu haben, ob man nun Grenzen öffnet oder gleich die Armut abschafft(haha).

    • @Eulenteufel:

      Oder man könnte sich mit der Armut anderer Staaten beschäftigen und die Grenzen geschlossen halten, besonders für Altkleiderexporte, Gammelfleisch und Elektroschrott, die noch die letzten Wertschöpfungsketten in den Entwicklungsländern zerstören.

      • @El-ahrairah:

        Das sollte man sogar! Ich glaube keineswegs das offene Grenzen irgendeine Lösung sind. Sie sind wichtig als Idee: geschlossene Grenzen und der dadurch ermögliche Nationalismus sind ein Grundpfeiler internationaler Ungerechtigkeit. Wenn man diesen Zustand als Ungerechtigkeit begriffen hat (was man nicht muss), bleibt als Konsequenz nur, sich mit der Armut zu beschäftigen. Ansonsten kann man sich gemütlich in sein reiches Deutschland kuscheln und sich denken dass man das alles zwar schrecklich findet, aber nun mal auch nicht die ganze Welt bei sich aufnehmen kann ¯(°_°)/¯

  • Leider argumentiert Herr Miller nicht stringent. Und wie so oft geht der Interviewer auf die Antworten nicht ein. Sein Hauptargument für Grenzen begründet er mit einem Bild aus der Marktwirtschaft. Setzt einen Arbeitnehmer und ein Unternehmen mit einem Bürger und einem Staat, mit einem Menschen und einer Gesellschaft gleich. Diese Verwischung ermöglicht ihm, scheinbar ethisch schlüssig die Legitimität des Wunsches auf ein besseres Leben bzw. weltweite Niederlassungsfreiheit zu negieren. Markt ist aber nicht gleich Staat ist nicht gleich Gesellschaft. Es gibt keine Konkurrenz um Rechte. Menschenrechte sind nicht teilbar. Man "muss" vielleicht markttechnisch argumentieren wenn man in marktkonformen Gesellschaften lebt, aber philosophisch gewinnt der Mann damit keinen Blumentopf. Aber vielleicht klappts ja als Sozialdemokrat

    • @relation:

      Dann argumentier doch philosophisch Lohnkonkurrenz, knappen Wohnraum und andere begrenzte Ressourcen weg und steck die garstigen Unmenschen alle in den Sack!

      • @El-ahrairah:

        Das ist nicht meine Aufgabe und nicht die der Ethik. Das ist ein wirtschaftliches oder politisches Problem. Zu beantworten bleibt die Frage wie Sie begründen möchten, dass Sie und ich hier (und fast überall sonst) leben dürfen und jemand aus Somalia zum Beispiel nicht.

        • @relation:

          Wie ich das begründe? Ich bin hier geboren und dadurch - qua Geburt - zum Staatsbürger dieses Landes geworden. Dadurch komme ich in den Genuß der Vorteile, die dieser Staat bietet und bin ebenso den hier geltenden Regeln und Gesetzen unterworfen, sowie in die hier herrschende Tradition und Kultur sozialisiert. Ich könnte - theoretisch - mich von Allem hier abwenden, weil es mir, warum auch immer, nicht passt. Dann kann ich versuchen woanders "unterzukommen". Allerdings kann man mir woanders auch schlicht "Nö" sagen, weil ich schlicht keinen Anspruch darauf habe woanders zu leben, den habe ich nur hier in Deutschland - qua Geburtsrecht - und so geht es jeder Anderen Person auf diesem Planeten. Wenn ich hier "und fast überall sonst" (was so nicht stimmt) leben "darf", der Somalier nicht, dann ist das nicht "meine Schuld" und ich muß da gar Nichts begründen, sondern eine Entscheidung des jeweiligen Staates, der die Souveränität über sein jeweiliges Territorium ausübt. Klar soweit?

          • @Mephisto:

            Sie sind also dafür, dass jeder in den Grenzen der BRD geborene die deutsche Staatsbürgerschaft per Geburt erhält?

             

            Kann man machen, halte ich für besser wie dieses bescheuerter Blut- und Abstammungsrecht, was wir in der BRD noch haben.

            • @Age Krüger:

              Nein, bin ich nicht. Die Staatsbürgerschaft qua Geburt ist ausschließlich jenen Vorbehalten, deren Eltern bereits diese Staatsbürgerschaft haben. Daher ist es auch immens wichtig, genau zu prüfen, wem die Staatsbürgerschaft erteilt wird. Sie muß sich verdient werden, z.B. dadurch, daß man einen Nutzen für das Land darstellt, (etwa eine Fachkraft, die durch Arbeitsangebot, nach Jahrzehnten, ihren Mehrwert bewiesen hat und in das soziale Gefüge eingebunden ist).

              Das "ius sanguensis" halte ich im Gegensatz zu Ihnen für ein sehr Gutes Werkzeug zur Steuerung.

        • 8G
          80576 (Profil gelöscht)
          @relation:

          Nüchtern faktisch gesehen: Weil offene Grenzen die angenehmen Lebensbedingungen zerstören würden, wegen denen der Somalier vielleicht gerne hier leben würde.

        • @relation:

          Für philosophisches Geschwurbel fühle ich mich nicht zuständig, weil mich die Realität und deren Gestaltung interessiert. Aber ich würde Spaßeshalber fragen, warum das Esistenzminimum nur für Menschen innerhalb der deutschen Staatsgrenzen gewährleistet wird.

  • Die Antwort auf die letzte Frage scheint mir die wichtigste zu sein.

    • @Huck :

      Ja, die unheilvolle Allianz zwischen Linken Idealisten und Rechten Kapitalisten.

       

      Willkommen in einer Welt des Sozialabbaus, von Rechten und Linken bejubelt.

      • @delta:

        Mit identitären Alibithemen* CSD, Multikulti und LGBIT* haben sich viele die marktradikale, globalisierte Konkurrenzgesellschaft schmackhaft machen lassen, schon in den 90ern.

         

        *SIND richtige Themen, aber werden als neoliberale Feigenblätter genutzt.

  • Langfristig gesehen war die Grenzöffnung sicher nicht weise, aber in der Situation (eine extreme Notlage) notwendig.

     

    Ansonsten kann ich Herrn Miller nur zustimmen.

    • @FrankUnderwood:

      Kommentar entfernt. Bitte verzichten Sie auf Spekulationen. Danke, die Moderation

      • @delta:

        So ein Quatsch wieso denn ? Was machen die paar Kriegsflüchtlinge für Umstände ?

  • Sehr richtig die Feststellung, dass das "Hauptproblem nicht die Existenz globaler Ungleichheit, sondern globale Armut" ist. Diese sollte bekämpft werden statt idealistische Positionen zu verteidigen, die in der Realität scheitern müssen, selbst bei gutem Willen aller (etwa die Forderung nach einem allgemeinen Familiennachzug).

    • @Monika Frommel :

      Zustimmung.

      Idealistische Positionen werden zwangsläufig immer scheitern.

      • @delta:

        Also keine Positive Version von der Zukunft mehr sondern konservative Elendverwaltung und ein langsames Abrutschen in den autoritären Staat weil alles Andere zwangsläufig immer scheitert?

        Was scheitert ist der Versuch seine Ideale zu implementieren ohne jemals darüber nachzudenken wie das in der Praxis funktionieren soll.

        Natürlich wäre "no border" super, gar keine Frage aber es einfach zu machen ohne die Voraussetzungen dafür zu schaffen, ohne eine Idee davon zu haben wie es gehen soll wird scheitern. Ähnlich wie die EU einfach machen ohne vorher nachzudenken funktioniert nicht.

        • @Oskar:

          Ich finde eine durch rationale Entscheidungen und demokratische Prozesse gestaltete Weltwirtschaft, die allen Menschen dient SEHR idealistisch. Im Gegensatz dazu habe ich schon einige Stimmen von der "no-border"-Fraktion gehört, die eindeutig in die Richtung regressiv-völkischer Bestrafungs- und Vernichtungsphantasien gingen oder allenfalls noch Restidealismus in der Figur hatten "Auf den Trümmern der alten Welt soll die Neue entstehen". Ich würde meine Lebenszeit aber lieber in einer hoffnungsvollen Utopie verbringen als in den schwülen Apokalypseträumen von vergnatzten, verspenglerten Alt-68ern.

  • Es ist keine Koalition zwischen links und rechts. Es ist eine neoliberale Einheitsfront. Starke Nationalstaaten haben einen Hang zur Sozialdemokratie (Volksheim). Eine intakte politische Öffentlichkeit kann politische Regulationen des Marktes beschließen. Ein gewisses Zusammengehörigkeitsgefühl fördert Solidarität und Widerstandsfähigkeit.

     

    Die bindungslose entfremdete Einwanderungsgesellschaft mit totaler Konkurrenz, wo jeder nur noch darauf konzentriert ist "es zu schaffen" ist dagegen die Modellgesellschaft der marktradikalen Globalisierung.

    • @El-ahrairah:

      Also wollen sie sagen dass der kulturell homogene Staat , der bessere Staat ist ?

      • @Alex Mansen:

        Der mit gemeinsamem Werteverständnis, Loyalität, Identifikation und starkem sozialen Institutionen bei den Staatsangehörigen. Das fällt wohl meist mit kultureller Homogenität zusammen, aber muss es nicht. Mir fällt als Gegenbeispiel immer die Schweiz mit calvinistischen u katholischen Deutschen, Franzosen, Italienern, Romanen ein. Oder Rojava vielleicht.

        • @El-ahrairah:

          Die Schweiz ist aber nicht unbedingt ein so starker Sozialstaat.

          Da sind als Beispiele die skandinavischen Staaten eher geeignet. Da ist das Denken des Nationalstaats erst dadurch entstanden, dass man eben davon ausging, dass derjenige, der einer Gemeinschaft (hier also Nation) angehört, das Recht besitzt, ggf. von dieser Gemeinschaft, also diesem Staat versorgt zu werden. Das hat auch immer bedeutet, dass diese Staaten meistens die höchsten Steuersätze in der Welt haben.

          Aber eben auch, dass diese Menschen dort sich subjektiv am glücklichsten und zufriedensten fühlten.

           

          Bis vor kurzem konnte man auch bemerken, dass diese gute Absicherung durch den Staat eben dafür sorgte, dass es wesentlich mehr Toleranz gegenüber den Minderheiten gab, auch den Allochthonen, da eben das Sein das Bewusstsein schafft.

           

          Erst in den letzten Jahren beginnt dort die Debatte, inwiefern bei zunehmender Migration dieses Nations- und Wohlfahrtsmodell aufrechtzuerhalten ist.

        • @El-ahrairah:

          "Oder Rojava vielleicht." -- Oder Katalonien. :)

  • Ein wie ich denke sehr wichtiges Argument!

     

    Mit dem Geld, mit dem wir den Syrern hier in Deutschland helfen, könnten wir um ein Vielfaches mehr Menschen vor Ort helfen.

     

    Meiner Meinung nach wäre das somit insgesamt humaner, als nur diejenigen zu behlohnen, die diese mühevolle und gefährliche Reise zu uns unternommen haben.

    • @Markus Steffen:

      "Mit dem Geld, mit dem wir den Syrern hier in Deutschland helfen, könnten wir um ein Vielfaches mehr Menschen vor Ort helfen."

       

      Und genau deshalb wird das ja nicht gemacht. Das wäre wirkliches Teilen, aber so geht das Geld, was für Flüchtlinge ausgegeben wird, wieder hier in die Konjunktur und Mutti kann erzählen, wie toll unsere Arbeitslosenzahlen sinken und wie alles so superschön hier ist.

       

      So gesehen war die Aufnahme der Flüchtlinge nix anderes als ein riesiges keynsianisches Programm der Bundesregierung.

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @Markus Steffen:

      Ist ja richtig. Wurde aber leider nicht gemacht!

  • Es gibt sicher Wichtigeres aufzubauen als einen milden Nationalismus, welcher in Deutschland eher in die Übertreibung gehen wird: Umweltschutz, Umverteilung bzw (ja, wie langweilig) Korrektur der Wirtschaftsstrukturen, ehrliche Diskussion über schädliche Traditionen und deren Ausbeutung durch finanzkräftige Verbrecher.