Plan von Agrarministerin Klöckner: Noch gut ein Jahr Kükentöten
Lange hatte Agrarministerin Klöckner auf einen freiwilligen Verzicht vom Kükentöten gesetzt. Nun soll ein Gesetz das Töten von Hahnenküken verbieten.
Noch werden jährlich 45 Millionen männliche Küken mit Kohlendioxid erstickt, weil sie keine Eier legen und nicht so viel Fleisch ansetzen. Das Bundesverwaltungsgericht urteilte im Juni 2019, dass diese Praxis dem Tierschutzgesetz widerspreche. Denn: „Dem Leben eines männlichen Kükens aus Legelinien wird jeder Eigenwert abgesprochen.“
Die bisher marktreifen Verfahren würden das Geschlecht im Ei zwischen dem 9. und dem 14. Bebrütungstag erkennen, teilte das Ministerium mit. „Es wird dennoch weiter geforscht, um zu einem noch früheren Zeitpunkt die Geschlechterbestimmung im Ei vornehmen zu können.“ Bei einem dieser Verfahren wird mit Hilfe einer feinen Nadel etwas Flüssigkeit aus dem Ei gewonnen, deren Hormonzusammensetzung auf das Geschlecht schließen lässt.
SPD, Grüne und Tierschutzbund kritisierten, Klöckner habe zu lange erfolglos versucht, die Geflügelbranche zu einem freiwilligen Ausstieg aus dem Kükentöten zu bewegen. „Sowohl im Koalitionsvertrag als auch in einem ergänzenden Entschließungsantrag hatten wir schnellere Lösungen beschlossen. Vereinbart war, bis zur Mitte der Wahlperiode [also Herbst 2019, die Red.] das Verbot der Kükentötung durchzusetzen“, sagte die Tierschutzexpertin der SPD-Bundestagsfraktion, Susanne Mittag. Tierschützer forderten, statt auf die Geschlechtserkennung etwa auf Zweinutzungshühner zu setzen, die sowohl Eier als auch Fleisch in brauchbaren Mengen produzieren.
FDP: Jetzt wird woanders geschreddert
Der landwirtschaftspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Karlheinz Busen, warf Klöckner vor, ihr Plan werde dafür sorgen, „dass zukünftig Küken kurz hinter der Grenze geschreddert werden“. Die Ministerin vertue die Chance der EU-Ratspräsidentschaft, um ein europaweites Verbot anzustoßen.
Klöckner wies dies zurück. Sie arbeite auf EU-Ebene an einer einheitlichen Regelung, dies gehe aber nicht so schnell. Wer auf Europa verweise, schiebe den Tierschutz „auf die lange Bank“. (mit dpa, afp)
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