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Pläne des AgrarministeriumsÜberdüngung bald leichter gemacht

Die Bundesregierung plant: Bauern sollen nicht mehr errechnen müssen, wie viel Stickstoff und Phosphor sie in die Umwelt abgeben.

Darf es etwas mehr sein? Gülleausbringung auf Feld Foto: Imago

Berlin taz | Die Bundesregierung will eine wichtige Vorschrift gegen die umwelt- und klimaschädliche Überdüngung kippen. Dem Kabinett wird voraussichtlich am Dienstag ein Vorschlag von CSU-Agrarminister Alois Rainer vorliegen. Demnach sollen Bauern per Verordnung von der Pflicht befreit werden, eine „Stoffstrombilanz“ zu erstellen.

Solche bisher für manche Höfe vorgeschriebenen Berechnungen zeigen, wie viel Pflanzennährstoffe der einzelne Betrieb in die Umwelt abgibt. Mithilfe der Stoffstrombilanz könnten Höfe sanktioniert werden, die zu hohe Nährstoffüberschüsse verursachen. Rainers Ministerium hält die Vorschrift einem Sprecher zufolge für eine „unnötige bürokratische Last“.

Landwirte bringen laut Umweltbundesamt im Schnitt pro Jahr und Hektar rund 80 Kilogramm Stickstoff etwa in Gülle oder Mineraldünger mehr aus, als ihre Pflanzen aufnehmen. Dieser Nährstoff-Überschuss schadet Klima, Grundwasser und Artenvielfalt. An vielen Messstellen wird der Grenzwert von 50 Milligramm der potenziell gesundheitsschädlichen Stickstoffverbindung Nitrat pro Liter Grundwasser überschritten. Dabei wird aus Grundwasser das meiste Trinkwasser gewonnen. Die Emissionen aus Phosphordünger belasten den ökologischen Zustand der Meere.

Doch Rainers Ministerium will die obligatorische Stoffstrombilanz einem Verordnungsentwurf zufolge streichen. Denn CDU/CSU und SPD haben auf Druck des Bauernverbands in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart, auf dieses Instrument zu verzichten. Es bringe für die Landwirte Bürokratie, aber keinen Fortschritt für die Umwelt, argumentiert die Organisation. Tatsächlich ist der bürokratische Aufwand für die Bauern überschaubar. Der Nationale Normenkontrollrat hat errechnet, dass die Unternehmen 4,8 bis 5,3 Stunden für die Aufstellung der Bilanz aufwenden müssten – pro Jahr.

Interesse an Überdüngung

Die anderen Regeln würden nicht reichen, um die Überdüngung genügend zu reduzieren, sagt der Kieler Agrarprofessor Friedhelm Taube, der sich seit Jahren mit dem Thema befasst. Denn sie würden oft höhere Düngermengen erlauben, als für die Pflanzen nötig. Außerdem seien diese Regeln zu „manipulationsanfällig“. Manche Landwirte haben ein Interesse an Überdüngung, weil sie so beispielsweise die großen Mengen Gülle aus Schweineställen auf dem Feld entsorgen können.

Taube plädiert deshalb dafür, die Stoffstrombilanzverordnung zu verbessern statt sie aufzuheben. Die deutsche Umwelthilfe springt Taube bei: „Ohne eine wirksame Stoffstrombilanz können die Verursacherinnen und Verursacher für Belastungen nicht ermittelt werden und die Grenzwerteinhaltung wird somit noch unwahrscheinlicher.“

Ob Rainer die Stoffstrombilanz per Verordnung überhaupt abschaffen kann, ist umstritten. Die Umwelthilfe meint: Nein, das Verfahren „hätte aller Voraussicht nach bei einer rechtlichen Prüfung keinen Bestand.“ Tatsächlich steht im Düngegesetz nur, dass das Agrarministerium die genauen Vorschriften über die Stoffstrombilanz mit Zustimmung von Bundestag, Bundesrat und Umweltministerium „erlässt“. Dort steht nicht, dass es die Vorschriften aufheben darf – schon gar nicht ohne das Parlament. Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der Umwelthilfe sagt deshalb: „Wir werden alle rechtlichen Mittel prüfen“.

Das Agrarministerium dagegen schreibt der taz, sowohl Justiz- als auch Innenministerium hätten bestätigt, dass aus ihrer Sicht weder die Zustimmung des Bundesrats noch die Beteiligung des Bundestags erforderlich sei. Das Umweltministerium bekannte sich zu der Vereinbarung im Koalitionsvertrag.

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48 Kommentare

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  • Herzlichen Glückwunsch an die Bank-Konten der beteiligten Politiker und - falls beteiligt - Politikerinnen (oder wird Korruption in Bar abgewickelt?). Wie sonst ist eine Entscheidung zu erklären, die dafür sorgt, die Lebensgrundlagen auf der Erde noch schneller zu zerstören. Haben die alle keine Kinder oder hassen die ihre eigenen Kinder so sehr, dass sie die deren Zukunft für ein paar Euro (o.k., sind wahrscheinlich ganz schön viele) zerstören?

    Erst gestern habe ich einen Vortrag von Harald Lesch zur Erhitzung der Atmosphäre gesehen, in dem u. A. ausgeführt wurde, dass mit einer Wahrscheinlichkeit von 4,9 % im Jahr 2100 große Teile der Erde unbewohnbar sind und die Weltbevölkerung nur noch 1 Millarde Menschen betragen könnte (Anm. von mir: weil der Rest jämmerlich verreckt sein wird).

    Als Atheist kann ich nur sagen: "Gott sei Dank, dass ich keine Kinder habe."

    • @Truhe:

      Krieg, Rüstung, Klimawandel, Erderwärmung, Artensterben, Zerstörung der Meere und der bewohnbaren Landflächen... Die Summe der Dinge. Nachdenken über die Folgen:



      taz.de/Unrealistis...bb_message_5034054

  • „Im Mai 2013 saßen wir, zu Gast beim Theaterdichter und Hinterzimmertheaterimpressario Peter Burri, im hübsch ungeordneten, allerlei Vogelvolk Heimstadt bietenden Garten hinter der Eventgastwirtschaft Adler (!) in Rottweil-Hausen …[…]



    Wir hüllten uns in die Wärme des Frühlings, grüßten die Sonne, die Finken und die altenBäume, da fuhr über den Feldweg zur Linken ein schwerer Traktor heran, eines jener landwirtschaftlichen Kriegsgeräte, mit denen die buntscheckigen, nischenreichen Kulturgefilde auf Geheiß wurschtiger Technokraten und lumpiger Politikdarsteller nach und nach verwüstet und verkarstet werden…“



    (aus „Kritik der Vögel“ von Jürgen Roth und Thomas Roth, bebildert von F.W. Bernstein – Blumenbar; 2. Auflage 2017)



    --



    „Die buntscheckigen, nischenreichen Kulturgefilde"

  • Wo wollen Landwirte noch ihre Feldfrüchte anbauen, - wenn es keine gesunden Böden mehr gibt? Zumal zusätzlich Wassermangel und Erosion eine immer größere Rolle spielen werden. Regulierungen abschaffen und Schutzgesetze schleifen bringt vielleicht kurzfristig Erleichterung, löst aber doch die Probleme nicht. Die für Menschen in Forst- und Landwirtschaft existentiell sind. Oder haben alle längst einen gut dotierten Job in der Industrie in Aussicht?

  • Die meiste Gülle fällt sicherlich in den Metropolen und Metropolregionen an: die menschliche Gülle.

    Dort landet der an sich wertvolle Dünger unter anderem in Verbrennungsanlagen oder Deponien

    • @Rudolf Fissner:

      Was in urbanen Gebieten anfällt, sind mit vielen verschiedenen Schadstoffen belastete Abwässer, deren Reinigung sehr aufwändig vorgenommen wird. Mit Gülle hat das wenig bis nichts zu tun.



      Der anfallende Klärschlamm wird vor allem deshalb verbrannt, weil sich kaum Landwirte finden, die ihn gegen Bezahlung ausbringen wollen.

      • @Flix:

        Dann sollte man die Fäkalien aus der massentierhaltung vielleicht auch entsprechend eindampfen und per Verbrennung verrauchen lassen. Dann gäbe es gar keine Gülle :-)

    • @Rudolf Fissner:

      Das stimmt, aber wegen der Reste von Medikamenten und anderen Chemikalien im Mist der Menschen muss der leider qualifiziert entsorgt werden.

      • @starsheep:

        Also Medikamentenreste sind auch in der Gülle von Tieren drin.

        • @sociajizzm:

          Scheiße!

  • Es muss ja von den Betrieben schon ein Wirtschaftsdüngercheck und eine Düngebedarfsermittlung erstellt und bei der Landwirtschaftskammer zur Kontrolle eingereicht werden. Diese lässt sich auch bilanziell auswerten. Eine Stoffstrombilanz ist daher redundant - also über.

  • Es gibt kaum einen korrupteren Berufszweig wie die Landwirtschaft. Von der Spitzenpolitik bis hin zum Dorfoberhaupt in Hintertupfingen wird gemauschelt, geschmiert und gelogen. Mit dem derzeitigen - natürlich - CSU-Landwirtschaftsminister wird es noch schlimmer werden. Angekündigt hat er das ja schon. Verbraucher hätten übrigens durchaus die Macht, diesen Typen, die Umwelt und Klima ruinieren, in die Suppe zu spucken. Aber ach, die Geiz ist Geil Mentalität überwiegt leider. Die und Bequemlichkeit.

  • Man kann nicht einfach behaupten das jetzt pauschal mehr Gülle/Mist von Rindern und Schweinen ausgebracht wird, hier muss man sich auch die Tierbestände in Deutschland ansehen. 2024 wurden rund je 4 Millionen Rinder und Schweine weniger in Deutschland gehalten als im Jahr 2000. ( view.officeapps.li...dOrigin=BROWSELINK ), das sind 28% weniger Rinder und 18 % weniger Schweine innerhalb 24 Jahren. Wie verfälscht das Bild der Landwirtschaft heute dargestellt wird (Massentierhaltung) zeigt die Anzahl der Rinder in Deutschland im Jahre 1900, damals gab es rund 8 Millionen Rinder mehr in Deutschland als heute. Also bitte alle Fakten nennen bevor man pauschal verurteilt !!

    • @Günter Witte:

      1. Auch 8 Millionen Rinder zur Fleischverwertung ist verachtenswert.



      2. Der Großteil unseres Fleisches wird importiert. 4 Millionen Rinder und Schweine reichen nicht aus, um all unsere McDonalds und Aldi-Tiefkühlprodukte, dessen Fleisch angeblich allesamt regional bezogen wurde, anzubieten.



      3. Massentierhaltung ist ein globales Problem, und muss bekämpft werden, auch in Deutschland.



      4. Überdüngung bedeutet, die Böden werden mehr und mehr ausgelaugt. Bis nix mehr wächst und irgendjemand auf die schlaue Idee kommt, aus Scheiße bzw. Gülle direkt Futter zu machen, weil der nur noch dort liegt und keine Pflanze mehr draus wächst. Vor Insekten ekeln sich viele Leute, in Bäckereien werden Schilder angebracht, auf denen drauf steht ihre Ware bleibt insektenfrei, aber Gülle scheint der Mensch dann nicht verschmähen zu wollen, Hauptsache das konservative Bild des Bauerns, der dir dein Brot bringt, bleibt erhalten.

      • @Troll Eulenspiegel:

        Sie beschreiben das Dilemma indirekt. Eine Reduzierung der Gülle in deutschland hat international keinen Effekt weil die Gülle über höhere Exporte dann durch Mehrproduktion in anderen Ländern entsteht.

        Ansatzpunkt der Gülleproblematik ist der Konsum und die Ernährungsweise. Hier mussen die hebel ansetzen über Ernährungswissen/-Bildung und Einpreisung der Kosten durch ökologische Schäden.

        Über die Produzenten wird man nicht weiter kommen wenn es keine internationalen Regelungen gibt.

    • @Günter Witte:

      Ich glaube eher, dass das Bild der Landwirtschaft dank der Pressearbeit der Verbände eher zu gut dargestellt wird. Das Gülleproblem zu leugnen, fällt zumindest in den Gebieten, wo man wirklich überall aberwitzig große Megaställe sieht (z.B. im so genannten Gülledreieck bei Vechta, im Cloppenburger Land, in der Grafschaft Bentheim und im Münsterland) schwer. Abgesehen vom Niedergang der Wiesenvögel, an dem die Landwirtschaft einen sehr großen Anteil hat, ist die durch die Güllefracht verursachte Zerstörung der Lebensräume nährstoffärmerer Biotope und die Eutrophierung der Gewässer auf dem Deckel der Landwirte. Die könnten mit den dafür bereit stehenden Ökologen sicher gute Lösungen finden, diese Missstände abzustellen. Tun sie aber nicht, weil Treckerparaden wohl einfacher durchzuführen sind, als etwas nachhaltig zu verbessern.

      • @Axel Donning:

        Das Problem Nitrat ist eine viel größere Sache als Sie annehmen, hier sind Landwirte nur der Prellbock für große Versäumnisse.



        Mal davon abgesehen davon das durch das Umweltministerium bewusst nur die höchsten Nitratwerte, aus äußerst zweifelhaften und zu wenigen Messstellen, nach Brüssel gemeldet wurden ( Deutschland wurde hierfür von der EU abgemahnt ) ist das System der Messstellen ein Skandal. Proben werden ausschließlich nur auf Landwirtschaftlichen Flächen genommen, also nur auf ca. 50 % der Deutschen Fläche, was ist mit dem Rest ?? Was ist mit den Siedlungen, Städten oder Industrie ?? Hat man Angst das dann aufkommt wie marode unsere Kanalisationen sind ?? wie viele tausend Kubikmeter Abwasser/Fäkalien jeden Tag versickern und so in das Grundwasser gelangen ?? Dieses System ist genauso wie eine Kriminalstatistik in der man nur Migranten erfasst weil der Deutsche keine Straftaten begeht, hier sind es die Landwirte die als allein Schuldiger abgestempelt werden.

        • @Günter Witte:

          In dem Artikel geht es um Verschlechterungen der Situation durch vermehrte Gülleeinträge und nun mal nicht um das marode Kanalnetz. Das UBA hat längst festgestellt, dass die Hauptquelle für Nitrat in der Landwirtschaft zu finden ist, und auch an der Oberfläche ist zu viel Stickstoff, welcher an der Pflanzendecke leicht erkennbar ist und fast zu 100% Landwirtschaft und Verkehr zuzuordnen ist (über den Anteil müssen wir nicht streiten - in beiden Sektoren zu viel). Es ist typisch für die Landwirtschaft, grundsätzlich auf andere zu zeigen und sich als Opfer darzustellen. Ganz klar ist, dass in allen Sektoren Verbesserungen erforderlich sind. Und da kann sich nicht die Landwirtschaft, nur weil die es ist, die die dicken Trecker hat und Straßen blockiert, aus der Verantwortung stehlen. Rückschritte in Umweltdingen sind nirgends akzeptabel.

          • @Axel Donning:

            Die Verantwortung der Landwirtschaft ist mir sehr wohl bewusst, auch das sie ein teil des Problems sind, weil sie eben auf den Flächen arbeiten. Nur kann man halt nicht einfach ALLES andere ausblenden, nur weil a) ein Schuldiger reicht oder b) weil man Angst hat sein Saubermannimage zu verlieren und selber mit schuld ist.

    • @Günter Witte:

      Ja, Herr Witte, bitte alle Fakten nennen! Denn nicht die absolute Zahl an Rindern, sondern deren kurze Lebensdauer, hohe Leistungsanforderung und schneller Turnover sind die zentralen Treiber der gestiegenen Umweltbelastungen!



      Es geht also nicht nur um „wie viele Kühe/Rinder/Schweine“ zu einem bestimmten Zeitpunkt in den Ställen stehen, sondern darum, wie hoch der Durchsatz an "Tiereinheiten" pro Zeiteinheit ist.



      Früher gaben die Rinder oft nur 1.000–2.000 Liter. Heute geben die Tiere 8.000 – 10.0000 Liter Milch im Jahr. Diese Hochleistungstiere brauchen dafür aber energiereiches Futter (z. B. Mais-, Soja-, Kraftfutter).



      Der Großteil dieses Futters wird auf den Flächen ehemaliger Regenwälder angebaut.



      Der Import von Soja und Kraftfutter bedeutet automatisch auch Import von Stickstoff und Phosphor. Hinzu kommt der Kunstdünger für die schnelle Mast. Diese Einträge von N und P in unsere Ökosysteme sind der Tod der Biodiversität.

      Es ist der Bauernverband, der seine Funktionäre in der Politik platziert hat, um Informationen zur Interessensicherung der Shareholder zu sichern. Die Konservativen aus CSU/CDU sind hier Steigbügelhalter und nicht selten Profiteure.

      • @Manzdi:

        Genau das Gegenteil ist der Fall ! Wenn man die "Belastung" anschaut muss man auch die verbrauchten Ressourcen je kg erzeugter Milch/Fleisch anschauen und da schneidet halt die 10000 l Kuh besser ab als die 2000 l Kuh. Was das Futter für die Rinder angeht liegen Sie total falsch, der Hauptteil ist Gras/Grassilage und Mais, was alles bei uns wächst. Je nach der Beschaffenheit des Grundfutters wird dann die Ration mit heimischen Getreide und Soja ( die Anbaufläche von Soja steigt jedes Jahr in D ) so ausgeglichen das die Rinder ausgewogen ernährt werden. Bei Kunstdünger und schneller Mast kann ich ihnen leider nicht folgen da dieser Zusammenhang zu Weltfremd ist.



        Das Rennen wie die Landwirtschaft dargestellt wird haben Landwirte und ihre Verbände schon lange verloren, zu groß und zu Mächtig ist die Anti-Landwirtschaftslobby aus unzähligen NGO und Parteien.

        • @Günter Witte:

          ... Das alles ist nur mit energiereicher und proteinreicher Nahrung möglich. Für diesen benötigen Sie Kunstdünger.



          Für die Synthese von Kunstdünger werden aktuell ca. 1,8% der Primärenergie der Welt benötigt. Das sind gigantische Energiemengen.



          Wenn auf über 70% der Ackerflächen Tierfutter angebaut wird, zeigt es, woher die Tierexkremente stammen.



          Wenn die natürlichen Stickstoffeinträge aus der Luft bei ca. 2 kg pro ha und Jahr liegen, in den Tiermastregionen der Bundesrepublik diese aber 70 bis 80 kg pro ha und Jahr betragen, müssen Sie nicht behaupten, dass in der konventionellen Landwirtschaft kein Stickstoffproblem vorliegt. Es ist eines der zentralen Probleme, welches mindestens auf gleicher Höhe wied er Klimawandel liegt.



          Und der neue Landwirtschaftsminister Rainer aus der CSU befeuert die Problematik, anstatt das Problem lösen.

          Die Folgen? Verstärktes Artensterben, belastestes Grundwasser, negative gesundheitliche Folgewirkungen.

          Ja, so geht Politik und ein Großteil der Landwirte befürwortet diese Richtung, notfalls mit Traktorenblockaden.

        • @Günter Witte:

          Ich hätte jetzt nicht erwartet, dass ich Ihnen den Zusammenhang zwischen Kunstdünger und schneller Mast erklären muss. Nun gut.



          Wenn Sie eine schnelle Mast betreiben wollen, benötigen Sie energiereiches und proteinreiches Futter. Hierfür benötigen Sie Stickstoff und Phosphor. Da die Viecher Pflanzen fressen und nicht Kunststoffabfälle, müssen Sie auf den verfügbaren Flächen Pflanzen hochziehen und diese mit Kunstdünger versorgen. Kunstdünger sind großindustriell hergestellte anorganische Salze mit Ammonium-, Nitrat- und Phosphat-Ionen. Daneben benötigen Sie eine Reihe weiterer Nährelemente. Wenn Sie die Flächen düngen, erhalten Sie mehr Ertrag. Den benötigen Sie, weil die Viecher in hoher Stückzahl produziert werden müssen (Stichwort: Rendite). Sollten Sie nicht oder nur gering düngen, oder sollten Sie gar eine Kreislaufwirtschaft fahren, würden Sie extensive Landwirtschaft betreiben. So wie früher oder so, wie es ökologische wirtschaftende Betriebe hinbekommen. Derartige Betriebe sind aber nicht Ihre Blickrichtung, denn Ihnen geht es um die Hochleistungskühe, die nach 5-6 Jahren 4-6 mal ein Kalb geboren haben, um dann aussortiert zu werden.



          ...

          • @Manzdi:

            Ihnen ist aber schon bewusst das man die heutigen 8 Milliarden Menschen und in der Zukunft mal 10 Milliarden Menschen nur mit dem Einsatz von Kunstdünger ernähren kann ?? Schon heute hungern ca. 10 % der Weltbevölkerung und Sie wollen die Produktion von Lebensmittel nochmals gewaltig reduzieren ??



            Außerdem sind Weltweit 2/3 der Landwirtschaftlichen Flächen Grünland, da brauchen Sie Tiere um diese zu nutzen. Sie werden jetzt mit zwangsweiser Umstellung auf Vegan ( Weltweit ) antworten, nur ist die Industriel zusammengemischte Pampe die bei uns als Vegane "Lebensmittel" verkauft werden Sau teuer, also nichts was sich ärmere Länder/Menschen leisten können.

      • @Manzdi:

        Wenn Sie schon mit Tiereinheiten pro Zeit rechnen wollen, dann müssen Sie auch den gestiegenen Output mit einberechnen. Je höher die Milchleistung der Kuh, desto geringer der Methan-Ausstoß pro Liter Milch.

        Der Großteil dieses Futters wird nicht auf den Flächen ehemaliger Regenwälder angebaut.



        Ich vermute mal Sie meinen nur das eiweißhaltige Futter. Davon wird nur knapp ein Viertel importiert. Und um die Zahlen als ganzes in Relation zu bringen. Der Importanteil von Deutschland an der gesamten weltweiten Erzeugungsmenge Soja beträgt weniger als 1%. Und selbst diese 0,X % werden nicht nur für Tierfutter eingesetzt.

        97% des gesamten Futtermittelbedarfes kann Deutschland selbst aus eigener Ernte bedienen

        • @Thomas2023:

          Der Methan-Ausstoß ist ein Aspekt von vielen. Hochkleistungskühe zeigen hier eine relative Effizienz auf die Milchleistung bezogen, mag sein, wenn sie richtig gefüttert sind. Sie ziehen aber auch mehr Kälber auf. Wichtiger wären in diesem Zusammenhang die Gesamtemissionen und weitere Faktoren wie Tierwohl, Lebensdauer, Biodiversität etc. Und hier beginnen die Umweltbelastungen.

          Ihre Soja-Berechnungen beziehen sich auch auf die Sojaproduktionen in den USA.



          Der Großteil des importierten Sojas wird in Deutschland für die Tierfütterung verwendet (ca. 80–85 %). Ein erheblicher Anteil dieses Sojas stammt aus Brasilien, insbesondere aus dem Bundesstaat Mato Grosso, wo der Anbau zur Abholzung in ökologisch sensiblen Regionen wie dem Cerrado und Teilen des Amazonasgebiets beiträgt

          Selbst wenn Deutschland 90-95 % des Futtermittels auf eigenen Flächen herstellt, wird der Großteil der Agrarflächen (> 72% der Ackerflächen) für die Ernährung von Nutztieren verwendet.

          • @Manzdi:

            Ich hatte die USA mit einbezogen weil das zumindest nach meinen Zahlen unser Hauptlieferant ist mit mehr als doppelt so viel wie Brasilien



            (de.statista.com/in...herkunftslaendern).



            Wenn man das nur auf Brasilien bezieht ist unser Importanteil an der Gesamtproduktion noch deutlich geringer als ich geschrieben hatte, also noch viel weiter unter 1 %.



            Die Mengen in absoluten Zahlen sind hoch, aber gehen runter.

  • Ist bestimmt wieder wichtig für die Nahrungsmittel Sicherheit.



    Wenige die sich wieder auf Kosten von Gesundheit und Umwelt



    bereichern wollen.



    Aber zurück in die Vergangenheit zu mehr taugt dieses CDU/CSU nicht. Wird aber leider trotzdem gewählt.

  • Deregulierung unter dem Deckmantel des Bürokratieabbaus mal wieder.

    Dummerweise hat diese Industrie, die um kurzfristigen Profit zu maximieren unser Wasser und unsere Böden zerstört, also unsere Lebensgrundlage, jetzt direkt einen Lobbyisten in der Regierung platzieren können.

  • "Die Bundesregierung plant: Bauern sollen nicht mehr errechnen müssen, wie viel Stickstoff und Phosphor sie in die Umwelt abgeben."



    Genau genommen schafft die BR die Planung hier ja ab.



    In den achtziger Jahren hatte ich in einem Praktikum beim Gesundheitsamt des Kreises Steinfurt das zweifelhafte "Vergnügen", auf Tour mit technischen MitarbeiterInnen Wasserproben aus der Eigenwasser- Versorgung von Höfen im Münsterland zu entnehmen, deren Analyse im Labor bereits damals sehr hohe Nitratwerte als Folgen der Überdüngung ergab. Konsequenz: Für die Nahrungsmittel-Zubereitung örtliches Brunnenwasser !dringend vermeiden, speziell für Kinder.



    Das Problem ist seit vierzig Jahren virulent.



    www.nabu-muenster....t-im-muensterland/

    • @Martin Rees:

      Zur aktuellen Entwicklung und zur Arbeit der "Nitratinitiative"*



      3/2025!



      "Nur ein Instrument wie die Stoffstrombilanz stellt ein wirksames Instrument zur Erfassung aller Nährstoffflüsse in einem landwirtschaftlichen Betrieb sicher. Die vollständige betriebliche Nährstoffbilanz bildet daher die einzig sinnvolle und daher unentbehrliche Datengrundlage für das versprochene Monitoring.



      Die sogenannten „roten Gebiete“ beschreiben mit Nitrat überdüngte Regionen in Deutschland, in denen Nitratgehalte die EU-Grenzwerte für Grundwasser überschreiten. Sie wurden neu ausgewiesen zur Beilegung des Vertragsverletzungsverfahrens der EU-Kommission wegen der seit über 30 Jahren



      nicht erfolgten Umsetzung der EU-Nitratrichtlinie in deutsches Recht. Die Erreichung des Grenzwertes von 50 Milligramm pro Liter Grundwasser soll sichergestellt werden, indem in den überdüngten „roten Gebieten“ strengere Regeln zur Düngung gelten."



      /



      *"Zusammenschluss von Verbänden und Organisationen: Aktion Agar – Landwende jetzt, BUND, BDEW, Deutsche Umwelthilfe, DNR – Deutscher Naturschutzring, Germanwatch, Greenpeace, Grüne Liga – Netzwerk ökologischer Bewegungen, Global Nature Fund, NABU, Verdi, WWF."



      Quelle bund.net🤔

  • Dafür wählen Landwirte die Union, Gewinnmaximierung auf Kosten der Umwelt und Gesundheit. In der Praxis stellt es sich heute schon so dar:



    Die Gülle wird über dutzende Kilometer herangekarrt und gegen Bezahlung auf fremden Feldern verteilt, weil dort, wo sie anfällt, die Böden derart überdüngt sind, dass sie nicht mehr ausgebracht werden kann. Nachdem die Böden bis an das Maxium damit getränkt sind, wird vorzugsweise Mais als Futtermittel oder für "Biogasanlagen" angebaut.



    In der Folge sind die Wasserpreise erheblich gestiegen, da die lokalen Brunnen so mit Nitrat belastete sind, dass der Versorger unbelastetes Wasser zukaufen muss, um die Grenzwerte einzuhalten.



    Die Profiteure sind einzig und allein wenige Großbetriebe.

    • @Flix:

      "Die Gülle wird über dutzende Kilometer herangekarrt und gegen Bezahlung auf fremden Feldern verteilt..."

      Nicht dutzende Kilometer. Es sind längst hunderte Kilometer.

    • @Flix:

      Die Wasserkosten sind in den letzten 20 Jahren immer im Bereich der normalen Inflationsrate gestiegen. Nitrat kann da keinen großen Einfluss gehabt haben. Es werden immer hohe "was-wäre-wenn-Kalkulationen" verbreitet, die aber in der Realität nicht eingetroffen sind. Oft bleibt beim Leser aber hängen das es die Kosten wirklich schon gibt oder die kurzfristig kommen.

      • @Thomas2023:

        Das stimmt so einfach nicht, unser Versorger hat die Kosten aus den von mir beschriebenen Gründen anheben müssen und mischt aufgrund der nachgewiesenen Nitratbelastung zugekauftes Wasser zu.



        Da gibt es nichts zu beschönigen oder zu relativieren, Fakten bleiben Fakten.

        • @Flix:

          Stimmt: Fakten bleiben Fakten. Deshalb brauche ich auch nichts beschönigen. Ich rede hier von Durchschnittszahlen für ganz Deutschland, die ich mir aus diversen Zahlen der Wasserversorger rausgesucht habe und die Zahlen zur Inflation findet auch jeder. Vielleicht unterschätzen Sie den Wert der Inflation. Es ist gut möglich, dass Ihr Versorger den Preis wegen des Zukaufs von anderem Wasser anheben musste. Aber an der Gesamterhöhung der letzten Jahre wird das nur einen geringen Anteil haben. Da würde ich nochmal mit Ihrem Wasserversorger sprechen.



          Aber wie gesagt, meine Zahlen beziehen sich auf den Durchschnitt. Da können Einzelfälle natürlich abweichen

    • @Flix:

      Der hessische Bauernverband hatte ja auch schon die Idee, wie man das Problem lösen könne. Die haben allen ernstes vorgeschlagen die Anzahl der Meßstellen u.a. für Nitrat zu verringern.



      Da weiß man gleich welch geistigen Kinds die sind. Leider fallen solche Ideen bei der CDU auf fruchtbaren Boden.

      • @Axel Schäfer:

        Das erinnert schwer an: Einfach weniger testen, dann gibt es auch weniger Covidinfektionen. Same Vibes.

    • @Flix:

      ... und die kleinen Betriebe merken nicht wie sie vom Bauernverband vor deren Karren gespannt werden. Letztlich vererben sie ihren Kindern einen kaputten Betrieb, welcher nur überleben kann, weil sie von Subventionen leben.

    • @Flix:

      Leider ist es genau so. Und wenn sich Klima-/Umweltalktivisten dagegen mit friedlichen (!) Mitteln zur Wehr setzen, dann ist das eine Klima/Umwelt-RAF - die gewalttätigen Proteste der Agrarier (oder Aggrorier?) werden hingegen als "freie Meinugsäußerung" abgetan und - führen zum Erfolg, schließlich geht es um Profite und nicht so'n Pillepalle wie Umwelt oder Klima....

      • @Perkele:

        Die Bauernlobby tut ja alles das die Bauern trotz dieser Schweinereien gut da stehen.



        Im Zweifel wird mal immer wieder die Nahrungsmittelsicherheit hervorgekramt. Es wird ja bei den meisten Teile der Bevölkerung nicht kritisch nachgefragt. Hauptsache billig.

  • Gut gemeint und trotzdem sinnlos.

    1) Wer liest eigentlich diese Bilanz regelmäßig und kontrolliert sie?



    2) Wie wollte man jemals nachprüfen, ob die Angaben stimmen? Ist die Gülle erst auf dem Acker, kann man alles in die Bilanz schreiben.

    Vorschriften die sich auf dem Papier gut lesen, in der Praxis aber weder kontrolliert noch eingehalten werden, machen keine Sinn.

    • @Hans Dampf:

      Landwirte müssen angeben, wie viele Schweine usw. sie haben. Daher wissen die Ämter wie viel Gülle anfällt.



      Wer nicht genug Land hat, sie auszubringen, muss nachweisen, wo er sie hingebracht hat.



      Wer Gülle und oder andere Dünger zukauft, hat auch Zahlen in den Unterlagen, für die er sich rechtfertigen muss.



      Das Zeug heimlich auszubringen funktioniert daher nur, wenn man auch zahlreiche andere Vorschriften missachtet. Irgendeine davon sollte bei einer Prüfung doch wohl zu einem Alarm führen.



      Wenn nicht, taugt keine einzige Regelung in der Landwirtschaft etwas.

      • @Herma Huhn:

        Danke für die klaren Worte.

    • @Hans Dampf:

      1) Na hoffentlich die Subventionsgeber.



      2) So allgemein wird zur Gülle/Mistdüngung auch noch mit den Erzeugnissen der chemischen Industrie mehr als "nachjustiert". Und der ganze Spaß jetzt wieder ohne Moderation, aber mit bedingungslosen Subventionen. Finde den Fehler.



      Das was heute aufm Acker landet, ist tw. übermorgen in den Gewässern incl. oberflächennahem Schichtenwasser und tw. in Jahrzehnten im Grundwasser. Heutige Meßstellen zeichnen die Düngungsgeschichte bis ca. 1990 auf.

      • @Hugo:

        Deutschland ist das einzige Land, in dem zwingend nur oberflächennahes Grundwasser geprüft wird. D.h. die Werte verringern sich noch bei der Wanderung in tiefere Schichten durch natürlichen Nitratabbau.



        Da seit 1990 die Stickstoffüberschüsse deutlich reduziert wurden, werden die Nitratwerte im Grundwasser auch weiterhin noch sinken. Das tun sie aktuell schon.

        • @Thomas2023:

          Kam ned klar rüber, meinte die Meßstellen im tieferen Grundwasser und ja, des sind zumeist ned jene, welche in den EU-Berichten auftauchen.

          • @Hugo:

            Messstellen im tieferen Grundwasser gibt´s leider nicht. Die könnten bessere Werte anzeigen und sind deshalb nicht zulässig für die Nitratberichte.