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Pilotprojekt in Berliner U-BahnEine saubere Verdrängung

Kommentar von Clara Suchy

In einem Pilotprojekt wollen die Verkehrsbetriebe in der Linie U8 für mehr Sicherheit und Sauberkeit sorgen. Es ist eine Kampagne mit Beigeschmack.

Platz machen für die Sauberkeit in der U8 Foto: Jens Kalaene/picture alliance/dpa

U -Bahn-Fahren in Berlin ist nicht immer schön. Wer so noch vor ein paar Wochen an einer beliebigen Neuköllner oder Kreuzberger Station der Linie U8 ausgestiegen ist, wäre dort wahrscheinlich gleich auf einen wohnungslosen Menschen gestoßen, der sich auf einer Bank eingerichtet hat. Oder auf Junkies, die sich ihren morgendlichen Schuss setzten.

Das ist eben Großstadt, mag man meinen. Doch selbst Hauptstadt-Bewohner:innen haben die U8 gemieden, wie der Fahrgastvertreter der taz erzählte.

Doch seit einem Monat glänzt die berüchtigte Drogen-Hotspot-Bahn in Berlin. Statt nach Zigarettenrauch riecht es im Untergrund nach Reinigungsmitteln. Die Bänke auf den Bahnsteigen sind verdächtig leer. Dafür gibt es mehr Bewegung – alle sind auf dem Weg von A nach B, niemand verweilt mehr hier. Die unterirdischen Gänge atmen wieder und strotzen nur so vor Sauberkeit und Sicherheit.

Denn seit einem Monat läuft ein Pilotprojekt der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG). Reinigungskräfte und Sicherheitspersonal sollen rund um die Uhr für mehr Sicherheit und Sauberkeit auf den U8-Stationen sorgen.

Was schon auch anerkannt wird von Kund:innen. Dass sie sich jetzt auf den Weg zur Arbeit freue, erzählt eine U8-Nutzerin der taz, da sie keine Drogenabhängigen und Spritzen mehr herumliegen sehe.

Na endlich. Ein bisschen Sauberkeit in dieser schmutzigen Hauptstadt. Und als ob das nicht schon genügend gute Nachricht wäre: Das Projekt wurde sogar mit einem sozialen Versprechen besiegelt. „Die Reinigungsstreifen sind ein Projekt für, nicht gegen Menschen“, sagt Jannes Schwentu, BVG-Pressesprecher, der taz.

Das Spiel durchschaut

„Für die Menschen“ stiegen so auch diese Woche zwei BVG-Sicherheitsbeamte an einer Station aus der Bahn. Sie richteten ihre Aufmerksamkeit auf eine augenscheinlich wohnungslose Frau im Rollstuhl und gingen zielstrebig auf sie zu. Die Frau hatte das Spiel bereits durchschaut und flüchtete schnell in die U-Bahn. Sie hinterließ einen sicheren und sauberen Bahnhof, der aber auf einmal üblen Nachgeschmack hatte.

„Für die Menschen“? Für die, die öffentliche Verkehrsmittel als Transportmittel nutzen, vielleicht. Für die, die U-Bahnhöfe als Zufluchtsort in einer für wohnungslose Personen unsicheren Stadt nutzen, definitiv nicht.

Die U-Bahn-Stationen sind für manche eben ein Schutzraum vor Wetter und Kälte. Und sie dienen auch als zentraler Ort für Streetwork. „Die Verlagerung und Vertreibung machen unsere Arbeit extrem schwierig“, sagt so Moritz Speiser, Straßensozialarbeiter für wohnungslose Menschen in Neukölln, der taz. Die mühsame und langfristige Beziehungsarbeit, die So­zi­al­ar­bei­te­r:in­nen mit diesen Menschen aufgebaut haben, wurde aber mit den „Reinigungsstreifen“ zerstört.

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Der üble Beigeschmack des Pilotprojekts wird durch die neue Drogenpolitik des Berliner Senats noch verstärkt. Während die Verkehrsbetriebe 700.000 Euro für ihr Reinigungsprojekt ausgegeben haben, erwägt der Senat gerade, 900.000 Euro für die Drogen- und Suchthilfe in der Hauptstadt zu streichen. Denn in Berlin muss mal wieder gespart werden.

Natürlich kann die BVG da nichts für. Aber man fragt sich, was die Anstalt des öffentlichen Rechts mit diesem nicht ganz billigen Pilotprojekt eigentlich bezwecken will. Denn wenn die Mittel für die Sicherheitsschichten erst aufgebraucht sind, werden die Bahnhöfe schnell wieder genauso aussehen wie vor der Reinigungswelle.

Viel sinnvoller wäre es gewesen, gleich in eine nachhaltige Drogen- und Suchtprävention zu investieren. Das wäre wirklich etwas „für die Menschen“ gewesen.

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39 Kommentare

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  • "Das ist eben Großstadt, mag man meinen." --> Nein. In anderen Großstädten (in DE-alle Städte über 100k Einwohner) sieht es nicht so aus. Nicht einmal in anderen Metropolen (Frankfurt am Main ausgenommen) sieht es ansatzweise so aus.

    Das trifft nur auf Berlin in diesem Ausmaß zu. Und da muss man nichtmal nach München schielen, wo man einen besonders restriktiven Umgang mit Menschen am unteren Rand der Gesellschaft pflegt. Selbst Hamburg und die Ruhr-Metropole (in der deutlich mehr Menschen leben als in Berlin, de.wikipedia.org/w...region_Rhein-Ruhr) sind nicht ansatzweise so abgerockt und heruntergekommen, dass sich Junkies im morgendlichen Berufsverkehr den ersten Schuss des Tages setzen oder in der U-Bahn ein schönes Blech rauchen.

  • „Viel sinnvoller wäre es gewesen, gleich in eine nachhaltige Drogen- und Suchtprävention zu investieren. Das wäre wirklich etwas „für die Menschen“ gewesen“

    Das ist sowas von deutsch. Bevor man nicht das ganz große Grundproblem gelöst hat, darf man auf gar keinen Fall an das konkrete Einzelproblem gehen. Erst muss die Drogensucht an sich besiegt werden. Oder am besten gleich der Kapitalismus. Vorher darf man nicht mal sauber machen.

  • Wie wäre es mal, ein Netz an öffentlichen Toiletten einzurichten und die auch sauber zu halten? So wären auch die Bahnen, Fahrstühle sauberer und angenehmer ...



    Bisher gibt es nur einige und kostenpflichtige WCs ...

  • Die Situation ist wirklich dramatisch, keine Frage.

    Nur, wohin mit den Obdachlosen, den Süchtigen?

    Zu befürchten ist, das es noch viel schlimmer werden wird. Ein Freund war neulich in LA. Der Hollywood Walk Of Fame ist bevölkert von "Fentanyl-Zombies".

    Der Tod durch Drogen, Opiode, Fentanyl und anderem Dreck ist in den USA mittlerweile Todesursache Nummer Eins.

    Die Innenstädte sind tot. Tot wie die Hunderttausend, die jedes Jahr an ihrer Sucht und den Begleiterscheinungen sterben.

    So gesehen ist in Berlin noch alles im grünen Bereich.

    • @Jim Hawkins:

      Nur weil es irgendwo schlimmer sein mag ist bei Ihnen alles im grünen Bereich? Das hiöft mir echt wenig, wenn ich täglich mit der U-Bahn fahre.

      Dann vergleichen wir die Situation doch bitte lieber mit Singapur und befinden uns auf einmal im hochroten Bereich.

      • @DiMa:

        Schon klar. Nur läuft das in Singapur so, selbst für kleine Mengen Drogen gibt es lange Haftstrafen, bei größeren kann man schnell gehängt werden. Von daher.

        Vielleicht wäre die Schweiz ein Vorbild. Nach dem Ende der größten offenen europäischen Drogenszene am Platzspitz und am Bahnhof Letten hat man die Politik geändert.

        Jetzt gibt es die vier Säulen Prävention, Repression, Therapie und Schadensminderung. Das läuft gar nicht so übel, kostet aber eben viel Geld.

        • @Jim Hawkins:

          Der von Ihnen angeführte Vergleich war lediglich ergebnisorientiert. Wie man den jeweiligen Vergleichszustand erreicht (grüner Bereich / hochroter Bereich) ist allenfalls zweitrangiger Natur.

  • Traurig stimmt mich die Isoliertheit der Massnahme, so wie sie hier im Artikel dargestellt ist.



    von einer Mehrheit als problematisch angesehene Zustände & Menschen werden aussortiert, verdrängt.



    So sehr ich mir für Berlin ordentlichere Öffentliche wünsche, so sollte eine solche Attraktivitätssteigerung nicht vornehmlich zu Lasten der Bedauernswertesten gehen.



    Solange U-Bahnhöfe irgendwem als attraktive Rückzugsorte erscheinen mangelt es offensichtlich an ähnlich attraktiven Orten für Bedürftige...

    • @Miteinander_:

      Wenn Sie schwerst abhängig sind, dann erscheint ihnen nichts attraktiv, außer der nächste Schuss oder der nächste Hit aus der Crackpfeife. Ihnen ist ansonsten alles egal. So kommt es doch erst zu diesen Zuständen.

  • faszinierend und erschreckend zugleich, wie eine ganze reihe von kommentator*innen law-and-order-politik mit verkerhswende in-eins setzt. viellecht muss mensch sich einfach mal vor augen halten, dass es eine ganze menge von seiner sorte gibt, denen im winter schlicht und ergreifend kein besserer raum offensteht um sich kurz aufzuwärmen oder sich das notwendigste zum überleben zusammenzubetteln. die diversen angebote von denen beispielsweise "farang" phantasiert existieren schilcht und ergreifend nicht in der breite in der sie notwendig wären. leute, was ist nur los mit euch?

    • @Pflasterstrand:

      "die diversen angebote von denen beispielsweise "farang" phantasiert existieren schilcht und ergreifend nicht in der breite in der sie notwendig wären"



      Das nicht genügend Projekte und Plätze für Obdachlose und Drogenabhängige existieren ist mir auch bewusst - dieses staatliche Versagen aber damit zu kaschieren, diese Menschen sich selbst in der U-Bahn zu überlassen, kann auch nicht die Lösung sein.



      Es braucht fraglos mehr kostenlose öffentliche Toiletten, Trinkbrunnen, Fixpunkte, Sozialstationen, etc



      Gerade in Berlin war zuletzt R2G an der Macht, alle drei vermeintlich soziale Parteien - da hat man sich eine Verbesserung der Situation für Obdachlose, Drogensüchtige und Fahrgäste gleichermaßen erhofft - und wurde bitterst enttäuscht wie die anhaltenden Berichte über die Zustände in den Öffis oder bspw im Görlitzer Park belegen.

  • taz-Zitat. "(...) „Für die Menschen“ stiegen so auch diese Woche zwei BVG-Sicherheitsbeamte an einer Station aus der Bahn. (...)"

    Es gibt keine "BVG-Sicherheitsbeamte"! Security-Mitarbeiter/ -innen im ÖPNV/ ÖPV haben den Status von Mitarbeitern/ -innen privater Sicherheitsdienste; damit sind sie einfache Unternehmensangestellte ohne spezielle (ordnungsrechtliche) Eingriffsbefugnisse.



    Ihnen kann lediglich das Hausrecht des Verkehrsbetriebes übertragen werden. Auch dürfen diese Mitarbeiter/ -innen Personen aus den Verkehrsmitteln (Bahnen/ Bussen) verweisen.



    Kann oder will sich ein "Schwarzfahrer" nicht mit Personalausweis (BPA) ausweisen müssen die im ÖPNV tätigen Kontrolleure (z. B. externe Firmenmitarbeiter/ -innen) immer die Polizei einschalten um in den Besitz der Identität zu gelangen und ggf. Anzeige wegen Leistungserschleichung erstatten zu können.

  • Gut erkannt

  • Die Bahnen und Bahnhöfe sind für millionen Berliner und täglich 1 mio. Besucher der Stadt.



    Obdachlose und Fixer sind zum Glück ganz klar in der Minderheit.



    Ich denke nicht das die Bedürfnisse Weniger mehr zählen als die der breiten Masse, zumal diese die Bahn finanzieren.

  • Es wird wirklich Zeit alle Bahnhöfe in Deutschland mit Schranken auszustatten, wie in Großbritannien.



    Da kommt man nur mit einem gültigen Fahrschein auf die Bahnhöfe oder wieder raus.



    Das funktioniert dort bestens und sorgt gegen allen möglichen Missbrauch der Bahnhöfe und Züge. Und entlastet die Polizei und andere Sicherheitskräfte.

  • 1G
    14231 (Profil gelöscht)

    Will man nun eine Verkehrswende oder doch lieber die Zweckentfremdung von Verkehrsmitteln und Bahnhöfen?







    Ich erlebte noch keine andere Stadt, in der es dermaßen unangenehm ist, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen. Verglichen mit Städten wie London oder Paris ist auffällig, dass in Berlin relativ wenig Menschen in Geschäftskleidung unterwegs sind. Und das war schon so, bevor in Paris eine systematische Verbannung des Autoverkehrs begann. Dies deutet darauf hin, dass die meisten Menschen öffentliche Verkehrsmittel nur nutzen, weil sie keine andere Wahl haben, nicht weil sie die bessere Alternative darstellen. Und für die Frage, ob ein Verkehrsmittel als annehmbare Alternative gesehen wird, ist nicht nur entscheidend, wie pünktlich oder teuer es ist, sondern auch ob man sich dort wohl fühlt.

    Auch von Besuchern höre ich regelmäßig, dass ihr häufig erster Eindruck der Stadt in U- oder S-Bahn stattfindet und für sie fast schon ein Schockerlebnis darstellt. Da Tourismus ein nicht unwesentlicher Wirtschaftsfaktor für Berlin ist, dürfte es alles andere als schlau sein, die Stadt den Besuchern gleich mal von ihrer schlechtesten Seite zu zeigen. Immerhin hängt die Zahl und Situation der Obdachlosen auch von der finanziellen Lage der Stadt ab. Und seit Einführung des Deutschlandtickets sind Besucher noch wichtiger für die Einnahmen der öffentlichen Verkehrsmittel geworden.

  • Neulich lag ein schlafender (Alkohol-oder Drogenbedingt) eingenäßt auf



    2 Sitzen der S-Bahn. Ist Liegenlassen



    Die Lösung?

    • @Hubertus Behr:

      Solange es im Kapitalismus Miethaie gibt, die keine kostenlose Wohnungen zur Verfügung stellen, ja.

      Meine Lösung also: Kostenlosen Wohnraum für alle.

      Wobei ich mich aber fragen muss, was am Herumlungern auf öffentlichen Plätzen nun so schlimm sei?

      • @Troll Eulenspiegel:

        Realsatire: kostenlosen Wohnraum...Übrigens, selbst im Sozialismus (DDR) gab es keinen kostenlosen Wohnraum. Die Miete war aber relativ günstig. Am besten, Sie sehen sich mal Dokus an, wie diese Wohnungen 1989 aussahen...und wie sie jetzt aussehen...

      • @Troll Eulenspiegel:

        Quasi kostenlosen Wohnraum für alle hatte man schon mal.

        Leider gab es in diesem Deutschland dadurch nicht mehr Wohnraum als heute.

      • @Troll Eulenspiegel:

        Letztens wurde eine Freundin von einem der Süchtigen erst widerlich angemacht, dann bedroht und verfolgt. Deine Menschlichkeit in allen Ehren, aber wie stellst du dir eine Lösung vor, die keine Utopie voraussetzt?

        • @Genosse Luzifer:

          Zuerst einmal Obdachlose und Junkies NICHT kriminalisieren. Auch nicht alle über einen Kamm scheren. Menschen zu Monstern machen, generell zu dämonisieren, hilft nicht.

          Es soll vielmehr Akzeptanz geschaffen werden.

          Gerade irgendwelche Snobs, die auf dem Weg zur Arbeit sind in ihren hübschen, sauberen Büros sollten sich gefälligst nicht beim Anblick eines Obdachlosen gestört fühlen, sondern an Mitmenschlichkeit erinnert werden.



          Wenn das dann geschafft ist, dann ist die Pissecke hinter dem Automaten egal. Und dann können wir uns auf wirklich wichtige Dinge konzentrieren. Zum Beispiel mehr Bahnen fahren lassen - in Paris fahren die Metrozüge alle 2-3 Minuten. Oder für mehr Pünktlichkeit sorgen, bei Zuggattungen, die nur alle 15-30 Minuten fahren, wie S-Bahnen. Oder das Personal der Verkehrsbetriebe besser bezahlen, damit die dich nicht im halb depressiven Zustand anmeckern, warum du deine Füße auf den Sitzbezug gelegt hast.

          Aber wir fegen lieber den angeblichen Abschaum der Gesellschaft weg. Weil DAS die Probleme lösen soll. Reminder: Der Abschaum der Gesellschaft befindet sich in der Polizei, der Bundeswehr, in Kampfsportclubs und in sonstigen Bereichen, wo rechtsextreme Menschen sich wohlfühlen. Vielleicht dort mal eine Aktion starten?

          • @Troll Eulenspiegel:

            Überlegen Sie mal eine Sekunde, ob das Denken in Abschaum nicht Teil eines Problems ist, dass Sie nicht dadurch lösen werden, indem Sie diskutieren, wo Sie denn nun den Abschaum finden.

          • @Troll Eulenspiegel:

            "Aber wir fegen lieber den angeblichen Abschaum der Gesellschaft weg. Weil DAS die Probleme lösen soll."

            Erstens betrachtet niemand diese Menschen als "Abschaum". Aber wer angegriffen wird, wer von Leuten im Rausch angebrüllt wird, wer in der Bahn - wo er nicht ausweichen kann - Kot und Urin sehen und riechen muss, der hat auch ein Recht darauf, sich davon gestört zu fühlen. Niemand muss das akzeptieren. Und in dem konkreten Fall ist ein Angriff nun mal ein Angriff. Da mag Rausch als mildernder Umstand in einem Gerichtsverfahren dazukommen, in dem Moment ist es dem Opfer völlig egal, und das darf es auch sein.

            Die Bahnen sind übrigens auch nicht der Ort, um Menschen von ihrer Sucht zu heilen. Und darüber hinaus heilen Toleranz und Akzeptanz das Übel der Abhängigkeit auch nicht. Natürlich sollen abhängige Menschen auch als Menschen betrachtet und als solche respektiert werden. Die Zustände in der Bahn ändern sich dadurch aber nicht, und sie werden auch nicht weniger ekelhaft oder bedrohlich dadurch.

            Was Du letztlich sagst, ist: "Stell dich nicht so an." Und dann beleidigst du ganz normale Menschen - die überwältigende Mehrheit - die solche Zustände eben nicht einfach hinnehmen wollen, auch noch als "Snobs".

            Gerade Du zeigst damit Kaltschnäuzigkeit und eine gewisse Art von Arroganz und Kälte.

            Denk mal drüber nach.

  • Was die BVG mit diesem Pilotprojekt bezweckt, fragt "man" sich eigentlich nicht.

    Es ist ja offensichtlich.

    Die Fahrgäste sollen sich wohler fühlen.

    Wer will, dass die Leute massenweise vom Pkw in den ÖPNV umsteigen, muss dafür sorgen, dass sie sich nicht ekeln.

    Denn natürlich müssen auch Obdachlose irgendwann mal irgendwo urinieren, und U-Bahnhöfe verfügen nun mal über kein WC.

    Ohne solche "Pilotprojekte" wird es keine Verkehrswende geben.

    Mit einer "nachhaltige Drogen- und Suchtprävention" wird man das Klima nicht schützen können.

    U-Bahnhöfe als Teil der städtischen Drogen- und Suchtpolitik und die BVG als Träger der Obdachlosenhilfe kann man sich in Zeiten des Klimawandels eigentlich nicht mehr leisten.

  • Äh nein genau andersrum. U-Bahnen sind für Menschen da "die öffentliche Verkehrsmittel als Transportmittel nutzen" wollen und nicht für Menschen "die U-Bahnhöfe als Zufluchtsort (...) nutzen (...) vor Wetter und Kälte" oder als zentralen Ort für Streetwork - dafür gibt es diverse Obdachlosenhilfen in jeder Stadt und spezielle Orte wie Fixpunkte, Wohnheime, Kältebus, Wärmebus, etc...



    Es geht hier nicht um Vertreibung von Obdachlosen oder Drogensüchtigen wie es der Text suggeriert - es geht hier um den Schutz aller die die U-Bahn nutzen wollen/müssen, auch marginalisierter Gruppen wie beispielsweise Frauen oder (Schul)Kinder. Sicherheit und Sauberkeit sind keine verhandelbaren 'nice to have'-Faktoren, sie sind ein absolutes 'must have' für den ÖPNV.



    Gerade auf der U8 wurde da viel zu lange weggeschaut - benutzte Fixernadeln, Kot, Urin, körperliche und verbale Gewalt etc müssen von einer Gesellschaft im ÖPNV nicht ertragen werden nur weil das eben Großstadt ist.

  • Berlin sollte mehr wie Singapur werden und weniger wie Berlin.

    • @Machiavelli:

      👍



      Vor allem was ÖPNV, Sauberkeit und Sicherheit angeht. Aber auch in Sachen Grundbesitz und kommunales Bauwesen würden sie gut als Vorbild taugen.



      taz.de/Grundbesitz...zent%20erh%C3%B6ht.

      • @Farang:

        Singapur ist in jeder Hinsicht Vorbild für Berlin.

  • Einspruch. Wer die Mobilitätswende will, muss für saubere Stationen sorgen und auch die Massenbettelei in den U und S-Bahnen (vor den Stationen ist völlig OK) unterbinden. Das machen viele deutsche und ausländische Städte vor. Dass die Bahnen oft unpünktlich sind und ausfallen ist nicht so schnell zu ändern. Die Verbesserung der Aufenthaltsqualität im Sinne der Nutzer:innen schon. Viele benutzen das Auto, weil sie die Zustände in den Öffis einfach nicht mehr ertragen wollen.

  • Law & Order der BVG. Nix neues. Getarnt als Putzaktion, geputzt werden sollen aber nur Obdachlose.

    Was Berlin braucht sind Grafitti, volle Mülleimer und Ratten in der U-Bahn. Keine Putzaktionen gegen Obdachlose und Antifaschisten.

    • @Troll Eulenspiegel:

      Oder obdachlose Antifaschisten :D

  • Der ÖPNV hat die Aufgabe, Menschen von A nach B zu bringen. Suchtkranke Junkies, die dort wohnen - und vor allem dort Ihren Schuss setzen - gehören nicht dazu, ganz egal ob Klein- oder Großstadt. Wenn man also die Menschan dazu bringen möchte, das Auto stehen zu lassen, dann muss man diesen auch ein Angebot machen - Sauberkeit eingeschlossen. Ich kann nicht nachvollziehen, dass man darin einen Beigeschmack erkennen wollen möchte.

    Wenn die Autorin also attestiert, dass die Stationen später wieder so aussehen wie zuvor, dann sollte man das Geld dauerhaft für Sicherheit und Sauberkeit investieren - als Teil einer Verkehrswende.

    • @DiMa:

      der beigeschmack (stark säuerlich) entsteht auch durch den sozialdarwinismus und die buchstäbliche entmenschlichung (auf der einen Seite "Junkies" auf der anderen "die Menschen"), der in Ihrer argumentation zum ausdruck kommt.

      • @Pflasterstrand:

        Das von Ihnen als negativ empfundene Wort "Jubkies" war ganz bewusst dem zu Grunde liegenden Artikel entnommen worden.

        Im Übrigen gibt es in meinem Beitag auch keinen entmenschlichender Gegensatz zwischen "Menschen" einerseits und "Junkies" andererseits. Es geht lediglich um die Frage des Zweckes des dortigen Aufenthaltes und der Frage, ob dieser der Zweckbestimmung des ÖPNV entspricht oder eben nicht. Die Zweckbestimmung sollte unstrittig sein.

        Wie die Autorin richtigerweise anmerkt "Was kann halt die BVG dafür".

        • @DiMa:

          Sie haben das alles schon ganz genau so gemeint, wie Sie es geschrieben haben. das ist ja so ein bisschen Ihre strategie: erst verbal in die vollen gehen und dann behaupten, es sei "lediglich" und ganz sachlich um etwas anderes gegangen, alles andere fehlinterpratation und mißverständnis. dabei zitieren Sie aus artikeln dann, was ihnen gerade passt und lassen anderes weg, und ab und an sind noch ein paar falschbehauptungen dabei, z.B. dass drogenabhängige menschen in der u-bahn wohnen.

          • @Pflasterstrand:

            Aha, Sie wissen also was ich meine und wollen mich berichtigen wenn ich Dinge klar stelle. Auf dieser Basis ergibt eine Diskussion mit Ihnen für mich überhaupt keinen Sinn.

            Zumindest hinsichtlich der Zweckbestimmung des ÖPNV bleiben meine These von Ihnen unbestritten, so dass es insoweit eine gewisse Übereinstimmung gibt. Im Übrigen empfinde ich halt keinen Beigeschmack während bei Ihnen halt ein stark säuerlicher Beigeschmack entstehen mag. Das geht für mich vollkommen in Ordnung.

            • @DiMa:

              Sie stellen Dinge doch nicht klar. Sie stellen "lediglich" fest, dass es die Zweckbestimmung des ÖPNV ist, "Menschen von A nach B" zu bringen. Was hat das mit dem Problem der Obdachlosigkeit, der Drogenabhängigkeit und v.a. den Problemen der davon betroffenen Menschen zu tun, um die es in diesem Artikel u.a. geht? Nichts.

              Es erscheint mir allerdings fast schon zynisch derart darauf zu reagieren, wie Sie es tun, weil ja klar ist, dass Obdachlose und Drogenabhängige in dieser Gesellschaft keine festen festen Ort besitzen, an dem sie ihrer Bestimmung folgen können – so wie der ÖPNV. Sie bilden aus strukturell vollkommen ungleichen Elementen eine absurde Äquivalenzkette. Was soll das also? Was wollen Sie damit sagen? Wo sollen die Menschen den hin, um die sich dieser Artikel dreht? Die haben sie aus ihren ach so sachlichen Feststellungen einfach mal ausgegrenzt.

              • @Pflasterstrand:

                Ebend! Die Zweckbestimmung, Menschen vom A nach B zu bringen hat nichts mit Obdachlochlosigkeit zu tun. Deshalb ist es auch nicht weiter verwerflich, wenn die BVG ihre Stationen putzt und so für eine Steigerung der Qualität sorgt. Aus diesem Grund habe ich überhaupt keinen üblen Beigeschmack.

                Der von Ihnen in Abrede gestellte Zusammenhang wird von der Autorin des Artikels hergestellt und wurde von mir lediglich aufgenommen.