Pflanzengift in deutschem Bier: Auf Unkraut-ex!
In deutschen Bieren wird der Grenzwert für das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat überschritten. Ist das Gebräu jetzt etwa für Kinder gefährlich?
Saufen Sie sich erstmal einen an. Es gibt mal wieder allen Grund zur Panik: Das Umweltinstitut München hat in deutschem Bier das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat gefunden. Nochmals: In DEUTSCHEM BIER. GLYPHOSAT!!! UNKRAUT!!!! Grenzwert für Trinkwasser (0,1 Mikrogramm pro Liter) bis zu 300-FACH überschritten!!!! Glyphosat ist WAHRSCHEINLICH KREBSERREGEND!!!!, sagt die Internationale Krebsforschungsagentur IARC.
Wenn das mal kein Grund zur Panik ist. Nicht mal mehr das Bier ist sicher.
Die Details: In Hasseröder Pils waren es 29,74 Mikrogramm Glyphosat pro Liter (schlimmster Wert), Augustiner Helles hatte 0,46 Mikrogramm (am wenigsten schlimmer Wert), die 12 anderen Marken waren irgendwo dazwischen. Was explizit nicht heißt, dass Hasseröder stärker belastet ist als Augustiner, weil nur wenige Flaschen getestet sind, was keine allgemeine Aussage zulässt.
Nun tobt um Glyphosat ein gewaltiger Streit. Das IARC sagt, das Mittel sei, wie zitiert, wahrscheinlich krebserregend. Prominent widerspricht in Deutschland etwa das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), das in Sachen Bier nun auch sagt: Da müsste man schon 1000 Liter trinken, damit die Sache bedenklich wird – am Tag. Das schaffen bekanntlich nur Bayern. Also keine Gefahr.
Auch wenn das BfR in Sachen Glyphosat sehr unkritisch ist, kann man das getrost als Entwarnung nehmen. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass das teuflische Unkrautvernichtungsmittel unter anderem von Monsanto stammt, der Agrarkonzern mit dem weltweit unterirdischsten Image, dessen Vorstandsvorsitzender bekanntlich Satan persönlich ist.
Was wirklich beunruhigend ist: Wussten Sie, dass Bier ALKOHOL enthält? Das ist ein Stoff, der völlig unbestritten und wissenschaftlich allgemein anerkannt eindeutig krebserregend ist.
Niemand will Glyphosatrückstände in Bieren. Aber Grund zur Panik gibt es aufgrund der jetzt gefundenen Werte: keine. Bleibt die Frage, ob das Unkrautvernichtungsmittel vielleicht für Kinder schädlich ist. Schwer zu sagen, aber besser wäre, die Kleinen steigen auf Biobier um.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
Die Wahrheit
Der erste Schnee
Schraubenzieher-Attacke in Regionalzug
Rassistisch, lebensbedrohlich – aber kein Mordversuch