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Parteitag der Grünen in MünsterImmer noch ein bisschen rebellisch

Die Grünen, jetzt ist es offiziell, werden im Bundestagswahlkampf 2017 für die Vermögensteuer kämpfen – ein Risiko.

Kretschmann bringt die Steuerpolitik mit dem Aufstieg der Rechtspopulisten in Verbindung Foto: dpa

Münster taz | Anton Hofreiter erzählt am Rednerpult eine Szene aus seinem Politikeralltag. Ein Wähler habe ihn angesprochen, ein hart arbeitender, ehrlicher Steuerzahler, der in seiner Freizeit auch noch das Klassenzimmer der Kinder streichen solle. Jener also, ruft Hofreiter, frage zu Recht: Und die Superreichen zahlen nichts? „Das ist Gift für die Demokratie.“

Hofreiter wird immer wieder von lautem Applaus unterbrochen. Eine Delegierte mit buntem Schal nickt heftig. Die Debatte, in der Hofreiter spricht, ist der Höhepunkt des Parteitages in Münster, der noch bis Sonntag dauert. Von ihr verspricht sich die Grünen-Spitze die Versöhnung zerstrittener Fraktionen, endlich soll die Ökopartei ihren Endlosstreit über die richtige Steuerpolitik beenden.

Eine gute Stunde später steht Hofreiter wieder auf der Bühne, neben ihm die beiden Frauen, die mit ihm den entscheidenden Antrag geschrieben hatten – seine Co-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt und Fraktionsgeschäftsführerin Britta Haßelmann. Eine deutliche Mehrheit. Hofreiter klatscht Haßelmann ab, legt einen Arm um Göring-Eckardt. Die Grünen, jetzt ist es offiziell, werden im Bundestagswahlkampf 2017 für die Vermögensteuer kämpfen.

Dabei geht es nicht nur um trockene Zahlen, sondern auch um Grundsätzliches. Sollen sehr Vermögende mehr Geld für die Infrastruktur des Staates zahlen? Wo beginnt Reichtum? Wie mutig sind die Grünen noch, wenn Gegenwind zu erwarten ist?

Nach siebeneinhalb Stunden Debatte und fast 50 Reden an diesem Samstag ist man geneigt zu sagen: Tatsächlich, ein bisschen Rebellentum steckt noch in den Grünen. Die Partei, die sich jüngst erstaunlich biegsam zeigte, etwa bei ihrem Ja bei mehreren Asylrechtsverschärfungen, geht mit der Vermögensteuer ein Risiko ein. Mächtige Wirtschaftsverbände lehnen sie ab, für Union und FDP ist sie des Teufels, der Wahlkampf 2017 dürfte heiß werden.

Für Hofreiter aber ist dies ein wichtiger Sieg. Wenn sich wenige Superreiche immer mehr besetzen und sich in eine Parallelwelt zurückziehen, gefährdet das die Demokratie – so sieht er das. Hofreiter will im Bundestagswahlkampf Spitzenkandidat werden und kämpft in der Urwahl gegen seine Konkurrenten Cem Özdemir und Robert Habeck. Während der Bayer sich früh klar in der Steuerfrage positionierte, hielten sich Özdemir und Habeck bedeckt.

Kretschmann, der starke Mann aus Baden-Württemberg

Für einen weiteren wichtigen Grünen ist das Votum eine Niederlage. Als Winfried Kretschmann mittags ans Mikrofon tritt, wird es ruhig in der Halle. Kameraleute eilen nach vorne und kabbeln sich um den besten Platz. Kretschmann, der starke Mann aus Baden-Württemberg, ist ein entschiedener Gegner der Vermögensteuer, er wirbt seit Langem für einen wirtschaftsfreundlichen Kurs. In Baden-Württemberg haben viele Familienunternehmen ihren Sitz, die gegen die Steuer kämpfen.

Kretschmann redet ruhig und eindringlich, wie immer schnarrt die Stimme etwas. Der Mittelstand sei die stärkste Säule gegen das Raubtiervermögen, sagt er. Nur mit einer guten Eigenkapitalausstattung könnten deutsche Unternehmen im Wettbewerb mit Firmen aus China oder den USA konkurrieren. „Als Ministerpräsident habe ich die Verantwortung dafür, dass sich baden-württembergische Unternehmen gut am Markt bewähren.“

Dann bringt Kretschmann die Steuerpolitik mit dem Aufstieg der Rechtspopulisten in Verbindung. Schon bei einer guten Wirtschaftslage, sagt er, liege die AfD in seinem Land bei 15 Prozent. „Was passiert, wenn wir in die Arbeitslosigkeit rutschen? Das will ich mir nicht vorstellen.“

Totenstille im Saal, viele verblüffte Gesichter. Der Verzicht auf eine Vermögensteuer schützt vor den Rechten? Diesen Gedanken muss man nicht teilen. Als Kretschmann fertig ist, bekommt er trotzdem viel Applaus. Die Delegierten aus Baden-Württemberg stehen demonstrativ auf, Ödzemir, der ebenfalls aus Baden-Württemberg kommt, federt von der Bühne herunter in die erste Stuhlreihe, wo Kretschmann einen Schuss Wasser nimmt – und gratuliert. Seine Co-Chefin Simone Peter, die zuvor vehement für die Steuer geworben hatte, bleibt mit unbewegter Miene sitzen.

Szenen einer Ehe

Die Grünen und die Steuerpolitik, das wirkt manchmal wie der Filmklassiker „Szenen einer Ehe“. Nach außen soll alles möglichst harmonisch wirken, doch die Beziehung ist längst zerrüttet. Viele Delegierte klatschen nicht für Kretschmann, einer verschränkt demonstrativ die Arme.

Wenig später darf Jürgen Trittin reden, ehemals Fraktionschef und seit jeher ein Gegenspieler des Oberrealos. Er war 2013 der wichtigste Grüne, in einem heute allgemein als zu links und zahlenlastig empfundenen Wahlkampfes. Trittin hatte Glück, weil er für einen gelosten Redebeitrag gezogen wurde, und er nutzt die wenigen Minuten für einen Frontalangriff.

Eine Busladung voller Milliardäre besitze so viel wie die Hälfte der Menschheit, ruft er. „Deutschland ist ein Steuersumpf für Vermögen.“ Gemessen an anderen Industriestaaten nehme Deutschland nur die Hälfte der Steuern auf Vermögen ein. Das Ganze habe auch nichts mit der Gefährdung des Mittelstandes zu tun, sagt Trittin. Vor 25 Jahren hätten Firmen noch ein Viertel ihrer Gewinne investiert, seit zehn Jahren nur noch 10 Prozent – die Ausschüttungen seien aber gestiegen.

Bedürfnis nach klarer Kante

Trittin gewinnt die Delegierten sofort für sich. Immer wieder muss er kurz stoppen, weil der Applaus zu laut wird. Am Ende steht der halbe Saal und jubelt. Es wirkt, als habe da jemand das Ventil eines Dampfdrucktopfes geöffnet. Die Grünen-Basis hat offensichtlich ein riesiges Bedürfnis nach Selbstvergewisserung und klarer Kante.

Kretschmann hat die Grünen immer wieder verstört. Er schloss ein Bündnis mit der Linkspartei aus, obwohl sich die Bundesspitze sich jenes offen halten will. Er lobte die klassische Ehe und wandte sich gegen zu viel Political Correctness. Und er gestand öffentlich, dass er sich eine neue Amtszeit von Kanzlerin Angela Merkel wünsche. Die Vermögensteuer wird auf diesem Parteitag auch zum Symbol gegen die Dominanz von Kretschmann.

Wie verhärtet die Fronten sind, zeigte auch das hochkomplexe Abstimmungsverfahren. Keiner war im Vorfeld bereit, auch nur einen Millimeter nachzugeben. Die Parteiflügel besprachen ihre Strategie zuvor in internen Treffen. Und Michael Kellner, Bundesgeschäftsführer und fürs Antragsmanagment zuständig, flüchtete sich am Samstagmorgen in Galgenhumor. Was war bei den Geheimtreffen los, Herr Kellner? „Diese Infos würden Sie verunsichern.“

Am Ende müssen sich die Delegierten durch fingerdicke Papierstapel fräsen. Allein bei der Frage, ob eine Erbschafts- oder eine Vermögensteuer sinnvoller sei, stehen fünf Varianten zur Abstimmung, die mit Rede, Gegenrede und Stimmungsbild abgestimmt werden. Der linkeste Vorschlag forderte beides, der wirtschaftsfreundlichste stammte von wichtigen Realos aus dem Südwesten – initiiert hatten ihn auch Minister aus dem Kabinett Kretschmann. Die Grünen sind, kurz gesagt, ganz bei sich selbst.

Viele Grüne empfinden bei dem Steuerbeschluss ein bisschen Genugtuung. Der Haushälter Sven-Christian Kindler läuft mit einem breiten Lächeln durch die Flure. „Großartiges Ergebnis“, sagt er im Vorbeigehen. „Sehr starkes Signal im Kampf gegen die Ungleichheit.“

Reform des Ehegattensplittings

Man täte den Grünen aber Unrecht, würde man die Debatte nur auf die Vermögensteuer verengen. So beschlossen die Delegierten zum Beispiel auch eine Reform des Ehegattensplittings. Verheiratete Gutverdiener, deren PartnerInnen wenig verdienen, bekommen vom Staat Steuernachlässe. Diese Subvention wird von den Grünen seit Langem kritisiert, weil sie Frauen dazu verleitet, zu Hause die Kinder zu hüten.

Für neu geschlossene Ehen wollen die Grünen diese Subvention abschaffen. Für bereits geschlossene Ehen soll allerdings alles bleiben, wie es ist. Das ist ein wichtiger Unterschied zu dem Wahlkampf 2013, in dem die Grünen Bestandsehen so weit gehenden Schutz nicht gewähren wollten. Diese Rosskur kam auch in grünen Milieus eher schlecht an. Außerdem beschlossen die Delegierten Maßnahmen gegen Kinderarmut. „Es geht in erster Linie darum, dass wir Kinder fördern, Kinderarmut bekämpfen wollen“, sagte Göring-Eckardt.

In einem wichtigen Punkt überstimmte die Basis den Vorstand. Überraschend bekam ein Antrag des NRW-Landesvorsitzenden Sven Lehmann eine Mehrheit, der die komplette Abschaffung der Hartz IV-Sanktionen fordert. Insbesondere gehe es um Sanktionen für Menschen unter 25 Jahren und um Kosten der Unterkunft und Heizung, heißt es in dem Beschluss.

Die große Frage aber ist, ob der Westfälische Frieden der Grünen den Parteitag überdauert. Die Bundesspitze wirbt wegen des anstehenden Bundestagswahljahres für Geschlossenheit, sie will sich Bündnisse mit der Union und der Linkspartei offenhalten. Der Vermögensteuer war zu einer Chiffre für strategische Fragen geworden – ihre Fans bevorzugen Rot-Rot-Grün, ihre Gegner Schwarz-Grün.

Die interessante Frage lautet deshalb: Werden alle Grünen, Kretschmann und seine Leute inklusive, den Beschluss des Parteitags akzeptieren? Oder werden sich alle weiter über Sinn oder Unsinn einer Vermögensteuer streiten? Die Einschätzungen gehen auseinander. Manche hoffen, dass der demokratische Beschluss die Leidenschaft der Streithähne einhegt. Andere sind davon überzeugt, dass die nächste öffentliche Kritik von Grünen an der Vermögensteuer nur eine Frage der Zeit ist.

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38 Kommentare

 / 
  • @ IL WU

     

    Das kommt mir statt chinesisch -

    Zwar spanisch - Aber doch bekannt vor -

     

    Sie leben wahrscheinlich ganz prima wie

    Dieser unsäglichHerr Sloterdijk oder auch ich -;)

    Ganz prima vom Steuerraub - wa!

    Haben aber zudem dabei ne

    Besondere Nasenklemme -am Start -

    Damit Sie den Führungskräfteschweiß

    Nicht riechen müssen - kerr!

    Wie's Dege einst mal in anderes Land ziehen ließ.

    Slotij hat - blindes Huhn&so - doch schonn -

    Aber mal - Was Wahres an Ihre Adresse - ja ja -

    Gesagt - (eh er sich focusfarbene

    Baumwollsocken zu Sandalen anzog -;)

    "Mit zu warmen Füßen & Nasenklemme kann man Nicht - Denken!" - Genau!

    Gern.Bittedannichfür!;)

     

    (ps - mal mit Wu Wei versuchen? - wa!

    Dann legt sich ditte - mit dem Affentheater - vlt.;)

  • Ein Kampf für eine Vermögenssteuer ist gleichzeitig ein Kampf gegen die Leistungsträger unserer Gesellschaft... Bravo!

     

    Nur Gut, dass die Union so einen Unfug nicht zulassen wird.

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @IL WU:

      Ja genau, die Leistungsträger. Die in den letzten Jahren auf wundersame Weise immer mehr und mehr geleistet haben und deshalb logischerweise immer reicher und reicher wurden.

       

      Im Gegensatz zu den Luschen am anderen Ende der Skala, die immer weniger und weniger geleistet haben und deshalb logischerweise immer ärmer und ärmer wurden.

      • @88181 (Profil gelöscht):

        gut zusammengefasst.

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    "Der Mittelstand sei die stärkste Säule gegen das Raubtiervermögen"

     

    Mensch Kretsch! Könnte man so lesen:

    Schaffendes gegen raffendes Kapital.

     

    Und wer sind sie denn nun, die Superreichen? Wahrscheinlich je nach Koalitionsverhandlung: 1%, 0,1% oder 0,01% der Steuerzahler.

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @88181 (Profil gelöscht):

      "Und wer sind sie denn nun, die Superreichen? Wahrscheinlich je nach Koalitionsverhandlung: 1%, 0,1% oder 0,01% der Steuerzahler."

       

      Das sind die Hyperreichen. Nehemn wir als Superreiche die obersten 10%. Ist ne runde Sache.

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Mittels Krawattenmusterbotschaft hat BaWü-Realooberst Kretschmann vgl. mit dem Th. Strobls schon längst auf der Schwarzspur überholt.

    Das soll schon was heißen.

     

    Und wir haben verstanden.

  • Immer noch ein bisschen rebellisch - ¿

    Nö - Wir sind - was volkt!

    (by Martin Buchholz;)

     

    Die Simulatoren von Münster -

    Was ist die Welt doch finster.

    Gut derb auf die zu Schängen -

    Wo doch Käfige an St. Alberti hängen!

    Doch jeder Bourgeois liebt nun mal &

    Das gilt ganz global - Das Kapital!

    Citoyen? - wo kommer denn da henn!

    Gilt für Betbrüder wie Betschwestern

    Was stört unser Sabbeln von gestern!

    Die exAO/K-ler stimmen fröhlich ein -

    Soo soll es sein - Soo wird es sein!

    Mag die grüne Basis noch so tönen

    Schwatzgrün gahrpSPD - Wir frönen!

    Mag auch die Linke noch so winken -

    Rechts ab gehts! - Links - nur blinken!

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @Lowandorder:

      "Mag auch die Linke noch so winken -

      Rechts ab gehts! - Links - nur blinken!"

       

      Warten Sie noch ein Weilchen, bis noch ein linker Ministerpräsident hinzukommt.

      Die Linke blinkt zum Teil schon Richtung Mitte, wo sich letztendlich alle treffen.

      • @571 (Profil gelöscht):

        ;) - ok ok -

         

        Wenn daraus ne rot/rot/grüne Ampel ist -

        Die den endlosen Verkehr - in der Mitte -

        "Der über die Brücke geht" (Franz K.;) - regelt!

        Ja dann! - Soll mir das als ernsthafter -Politischer Versuch - den Tanker ala long -

        In die soziale Richtung entsprechen

        Dem Auftrag des gesamten Grundgesetzes -

        Dieser klugen Verfassung dieser Republik -

        Dann - ja dann - ist mir - with Europe Citoyen -

        The Walk in The Middle of The Road - ok!

  • Die Vermögenssteuer stört keineswegs die Wirtschaft und mittlere Unternehmen. Sie verringert die Staatsschulden.

    Auch für EUROPA muss die Bundesrepublik Deutschland genau hier als Vorbild für künftige Steuerpolitik dienen. Denn die reichen Griechen, wie die Familien von Reedern (Erinnerung Aristoteles Onassis) bringen ihre Vermögen ins Ausland, z.B. nach London und hinterziehen die Gelder denen, die von Athen zu ihren Inseln fahren müssen.

    Die Vermögenssteuer war eine CDU-Erfindung in den 50er Jahren und sie hat den Wiederaufbau Westdeutschlands ermöglicht. Kretschmann sagt Ludwig Erhard - ade. Will er die klassische CDU verstümmeln? Besser wäre eine Grünen-Politik, sich auf das USA-Modell von Stiftungen, wie die Robert Bosch Stiftung, stützt. Denn dort kann auch steuerfreie gemeinnützige und kulturelle Arbeit geleistet werden und die Vermögenssteuer wird entsprechend verringert.

    Denken für die Zukunft heißt die Devise.

    • 3G
      33523 (Profil gelöscht)
      @Johannes Spark:

      Perspektivisch geht man davon aus das eine Vermögenssteuer etwa 20 Milliarden Euro einbringen könnte.

       

      Das wäre natürlich eine ganze Menge. Ich habe aber größte Zweifel daran das diese dann zur Tilgung von Staatsschulden genutzt werden.

       

      Nur um das mal in einen Kontext zu setzen: Der Staat nimmt dieses Jahr voraussichtlich ~317 Milliarden Euro ein. Die zusätzlichen Milliarden würden eine Steigerung um ~6,3% darstellen. Das ist nicht wenig aber ich befürchte deutlich weniger als viel vermutet hätten.

       

      Die Bundesschuld liegt bei ~2.000 Milliarden. Dieses Jahr werden davon ~25 Milliarden getilgt. Wir haben also einen sehr langen Weg vor uns.

  • 3G
    33523 (Profil gelöscht)

    “Und die Superreichen zahlen nichts?”

     

    Doch, sogar mehr. Die zahlen den Höchststeuersatz. Also nicht nur absolut, sondern auch relativ gesehen mehr als der hart arbeitende, ehrliche Steuerzahler.

     

    “Für neu geschlossene Ehen wollen die Grünen diese Subvention abschaffen.”

     

    Entweder man mache ein Gesetz und es gilt für alle oder man lässt es. Dann doch lieber das Gesetz beschließen und erst 2025 in Kraft treten lassen, aber für alle.

     

    Alles in allem halte ich diese Kompromisse für keine Hilfe im Wahlkampf. Bei der ersten Gelegenheit werden die Grünen gefragt was sie genau wollen und dann bricht entweder der parteiinterne Kampf wieder aus oder sie eiern sich einen ab und wirken als wüssten sie nicht was sie wollen. Und nun nur die “Superreichen” ins Visier zu nehmen wirkt wie Klientelpolitik. Würde man es weiter fassen dann wäre die Gefahr gegeben das eigene Klientel zu verprellen. Zu diesem gehören durchaus viele Menschen die man als Reich bezeichnen könnte.

    • @33523 (Profil gelöscht):

      "Doch, sogar mehr. Die zahlen den Höchststeuersatz. Also nicht nur absolut, sondern auch relativ gesehen mehr als der hart arbeitende, ehrliche Steuerzahler."

       

      Der Höchststeuersatz beträgt bei Kapitaleinkünften 25%.

       

      Die "Sozialabgaben" - vom Arbeitnehmereinkommen betragen 38,65%. Damit werden zum großen Teil allgemeine soziale Aufgaben finanziert, so dass sie zumindest steuerähnlich sind.

       

      Wir haben ein Steuersystem, bei dem die Armen viel und die Reichen wenig bezahlen.

    • 2G
      2097 (Profil gelöscht)
      @33523 (Profil gelöscht):

      Also wenn Sie ein leistungsloses Einkommen (Erbschaft) erhalten, zahlen Sie weder relativ noch absolut den Höchststeuersatz. Apple und auch andere Konzerne, ebenso deutsche Konzerne, zahlen übrigens nur einen Steuersatz von 0,005%, das halte ich weder absolut noch relativ für den Höchststeuersatz.

      • 8G
        80576 (Profil gelöscht)
        @2097 (Profil gelöscht):

        Welches moralische Anrecht hat der Staat eigentlich darauf, Vermögen, das aus versteuertem Einkommen angespart wurde, im Todesfall nochmal hübsch zu besteuern? Ich zahle eine Menge Steuern auf mein Einkommen, von dem was bleibt, finanziere ich ein Häuschen 19% Mehrwertsteuer inclusive, und dann verebe ich es meinen Kindern, und der Staat hält nochmal die Hand auf. Man arbeitet eigentlich nur noch für den Staat.

        • 7G
          74450 (Profil gelöscht)
          @80576 (Profil gelöscht):

          "Welches moralische Anrecht hat der Staat eigentlich darauf, Vermögen, das aus versteuertem Einkommen angespart wurde, im Todesfall nochmal hübsch zu besteuern?"

           

          Das ist recht einfach zu erklären. Der Staat versteuert nicht ihr Vermögen noch einmal, sondern versteuert das leistungslose Einkommen ihrer Erben.

          • 3G
            33523 (Profil gelöscht)
            @74450 (Profil gelöscht):

            Das ist keine Einkommen sondern eine Schenkung. Man hat ja schnließlich nichts dafür getan.

             

            Ein Arbeitgeber kann ihnen auch nicht einfach 100.000€ überweisen ohne das sie dafür eine Leistung erbracht haben. Da dreht ihm das Finanzamt den Hals um.

      • 3G
        33523 (Profil gelöscht)
        @2097 (Profil gelöscht):

        Natürlich nicht. Eine Erbschaft ist kein Einkommen sondern quasi eine Schenkung. Wenn man von Höchststeuersatz redet dann redet man i.d.R. von der Einkommenssteuer.

         

        Das Apple und Co. Steuerlücken ausnutzen ist mir klar. Der Begriff "Superreiche" bezieht sich aber ganz Klar auf Personen, nicht auf Unternehmen.

        • 7G
          74450 (Profil gelöscht)
          @33523 (Profil gelöscht):

          Natürlich kann eine Erbschaft als Einkommen gelten. Der Brockhaus-Wiki schreibt dazu: "Einkommen bezeichnet die einer natürlichen oder juristischen Person in einem bestimmten Zeitraum als Geld oder Sache zufließenden Leistungen."

          https://de.wikipedia.org/wiki/Einkommen

          • 3G
            33523 (Profil gelöscht)
            @74450 (Profil gelöscht):

            Siehe Antwort weiter oben.

        • @33523 (Profil gelöscht):

          Eine Erbschaft ist selbstverständlich ein Einkommen wie auch eine Schenkung ein Einkommen ist.

           

          Im Artikel geht es aber vor allem um Vermögen respektive Vermögenssteuern. Der Begriff "Höchstsatz" ist in diesem Zusammenhang unsinnig.

        • 2G
          2097 (Profil gelöscht)
          @33523 (Profil gelöscht):

          Laut dem Ordo-Liberalismus (Walter Eucken) ist eine Erbschaft ein leistungsloses Einkommen. Ein Unternehmen ist eine juristische Person (Personenvereinigung).

          • 3G
            33523 (Profil gelöscht)
            @2097 (Profil gelöscht):

            Wenn man Erbschaften wie Einkommen behandelt dann leiden darunter vor allem Menschen die z.B. ein Haus erben, selber aber nicht überdurchschnittlich verdienen. Stellen Sie sich mal vor ein Arbeiter mit 2000€ Nettoeinkomenn soll seine 37% Steuern auf den Wert eines Hauses zahlen während der Immobilienmarkt boomt wie heute. Dann ist das Grundstück vielleicht 75.000€ wert und das Haus 175.000€, wenn es am Nabel der Welt und halbwegs erhalten ist. Dann muss der gute Mann darauf 92.500€ Einkommenssteuer zahlen. Der muss das Haus dann verkaufen, bleibt ihm nix anderes übrig. Wenn er keinen Käufer findet heißt das Privatinsolvenz.

             

            Sehr richtig. Ein Unternehmen ist keine natürliche Person. Deshalb muss man auf Einkünfte eines Unternehmens auch Körperschaftssteuer zahlen und keine Einkommenssteuer.

            • 2G
              2097 (Profil gelöscht)
              @33523 (Profil gelöscht):

              Die Freibeträge bis 400.000€ habe ich nicht vor anzutasten. Daher ist Ihre Panikmache beim Kleinbürger hinfällig. Insbesondere auch, da Sie bei Immobilien nicht ganz ehrlich sind, was Verkehrswert und Verkaufswert angeht.

              • 3G
                33523 (Profil gelöscht)
                @2097 (Profil gelöscht):

                Wenn Sie den Freibetrag von 400.000€ auf die Einkommenssteuer übertragen dann bin ich gerne auf Ihrer Seite. Dann muss ich sicher nie wieder Steuern auf Dividenden zahlen und auch nicht mehr auf mein Einkommen.

                 

                Was meinen Sie denn bitte mit nicht ganz ehrlich? Ein Gutachter wird den Verkehrswert des Gebäudes bestimmen und danch wird sich dann die Besteuerung ausrichten.

            • @33523 (Profil gelöscht):

              Dann würde ich Ihnen im Falle, dass Sie ein Haus erben empfehlen das Erbe auszuschlagen. Nicht, dass Sie noch in die Privatinsolvenz rutschen...

    • @33523 (Profil gelöscht):

      Die "Superreichen" zahlen den Höchststeuersatz bei der Einkommensteuer. So lange es aber Beitragsbemessungsgrenzen für die Sozialversicherungen gibt, ist das nur ein müder Trost.

       

      Beitragsbemessungsgrenzen abschaffen, dafür Durchschnittssatz bei den Sozialversicherungen runtersetzen. Untere Einkommen werden entlastet. Hier gibt es die Möglichkeit mit einer Steuervereinfachung mehr Gerechtigkeit zu schaffen. Ist das so kompliziert? Da muss nicht diskutiert werden, wer alles besteuert werden soll (alle gleich), keine Einkommensgrenzen müssen gesetzt werden, man muss es einfach nur machen.

       

      Die Abschaffung des Ehegattensplittings ist auf jeden Fall zu begrüßen, die Art und Weise ist natürich diskussionswürdig.

       

      Dazu mal noch Einkünfte aus Finanzgeschäften mit dem persönlichen Steuersatz besteuern und wir komen der Gerechtigkeit schonmal deutlich näher.

       

      Fazit: Vor der Wiedereinführung der Vermögenssteuer würde ich erstmal die vorhandenen Leckstellen beseitigen statt das deutsche Steuermonster weiter aufzupumpen.

      • 3G
        33523 (Profil gelöscht)
        @Co-Bold:

        "So lange es aber Beitragsbemessungsgrenzen für die Sozialversicherungen gibt, ist das nur ein müder Trost."

         

        Wenn man das macht dann sind die "Superreichen" morgen nicht mehr in der Staatlichen Versicherung, wenn sie nicht ohnehin schon raus sind.

         

        Es ist außerdem bedenklich jemandem für eine Versicherung einen beliebig hohen Betrag abzuknüpfen, da nur die Person selbst davon profitiert und der nutzen nicht mit dem Reichtum der Person ansteigt. Bedenken Sie das die Einnahmen der Sozialversicherungen zweckgebunden sind.

        • 7G
          74450 (Profil gelöscht)
          @33523 (Profil gelöscht):

          "Wenn man das macht dann sind die "Superreichen" morgen nicht mehr in der Staatlichen Versicherung, wenn sie nicht ohnehin schon raus sind."

           

          Dafür gibts ja die Versicherungspflicht. Zumnindest im Bereich der Rentenversicherung. Hier hingegen braucht es zur Abschaffung der Beitragsbemessungsgrenze auch noch eine Obergrenze für den Auszahlungsbetrag. Adieu Äquivalenzprinzip, dann ist mehr für alle anderen da.

        • 2G
          2097 (Profil gelöscht)
          @33523 (Profil gelöscht):

          Oh je, Sie haben tatsächlich Angst, etwas abgeben zu müssen.

          • 3G
            33523 (Profil gelöscht)
            @2097 (Profil gelöscht):

            Ich gehöre nicht zu den Superreichen, noch nicht mal zu den Reichen.

             

            Angst ist nicht das richtige Wort, es wiederspricht meinem Gerechtigkeitsgefühl massiv das der Staat immer mehr will.

             

            Ich finde es extrem bedenklich, wenn es erklärungsbedürftig sein soll warum man möglichst wenig abgeben will. Der Staat soll dem Bürger dienen, nicht anders herum.

            • 7G
              74450 (Profil gelöscht)
              @33523 (Profil gelöscht):

              "Ich finde es extrem bedenklich, wenn es erklärungsbedürftig sein soll warum man möglichst wenig abgeben will."

               

              Sie scheinen von einer generellen Unlust geplagt zu sein, ihre Ansichten erklären zu müssen. Dabei handelt es sich beim Liberalismus um eine der philosophisch anspruchsvollsten Ideologien. Sie müssen schon erklären, warum Sie von den Vorteilen der gesellschaftlichen Arbeitsteilung profitieren wollen, ohne ihren Anteil an der Auftrechterhaltung der gesellschaftlichen Institutionen tragen zu wollen. Denksport! ;)

            • 2G
              2097 (Profil gelöscht)
              @33523 (Profil gelöscht):

              Der Staat dient doch dem Bürger. Aber Schulen, Universitäten und weitere Zukunftsinvestitionen in die Infrastruktur kosten nun mal viel Geld und dienen dem Bürger. Doch das Geld muss doch irgendwo her kommen und auch um Chancengleichheit zu gewährleisten und um am Weltmarkt wettbewerbsfähig zu bleiben. Ferner um für eine optimale Allokation der Ressourcen die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen. Wir haben ja schon festgestellt, dass eine Umverteilung notwendig ist, um eine Absicherung zu schaffen, die Wohlstand für alle bzw. eine laut GG zumindest würdevolle Absicherung ermöglicht und gewährleistet, um die universellen Menschenrechte zu wahren. Und um zu verhindern, dass sich erneut die Wirtschaftsliberalen aus ökonomischen Gründen von den universellen Menschenrechten verabschieden, um dann gemeinsame Sache mit den Nazis oder heute den Identitären zu machen, die erneut die universellen Menschenrechte ethnischen Gruppen aberkennen wollen. Daher ist es erforderlich, dass endlich auch Wirtschaftsliberale wie Sie oder auch der Scherzkeks Kretschmann, der meint, niedrige Steuern schützen vor Rechtsextremen, anstatt die Notwendigkeit der universellen Menschenrechte anzuerkennen und auch die Notwendigkeit einer Umverteilung, da ansonsten die Menschenrechte gar nicht vollständig umgesetzt werden können. Falls dies nämlich nicht geschehen sollte, haben wir früher oder später die erneute Situation wie 1933, wo die Wirtschaftsliberalen dem Ermächtigungsgesetz zustimmen werden.

              • 3G
                33523 (Profil gelöscht)
                @2097 (Profil gelöscht):

                Schulen, Universitäten und weitere Zukunftsinvestitionen machen aber nur ein Bruchteil dessen aus was an Kosten anfällt. Für Bildung werden ~16 Milliarden ausgegeben, für die Infrastruktur ~25 Milliarden. Das sind zusammen mal knapp 13% der Steuereinnahmen. Für Sozialleistungen werden ~130 Milliarden ausgegeben und diesen Haufen möchte die Linke immer weiter vergrößern.

                 

                Von Links kommen auch immer wieder mal Forderungen danach mehr Geld für Bildung auszugeben aber diese werden bei weitem nicht so leidenschaftlich vertreten wie die nach mehr Sozialausgaben. Dabei sind Sozialausgaben eben i.d.R. keine Investition in die Zukunft, sie sorgen nicht dafür das es der Gesellschaft in der Zukunft besser geht, sondern verhindern das die Schwachen unter die Räder kommen. Notwendig aber keine Investition.

                 

                Um die Menschenrechte zu gewähren braucht es keine weiteren Umverteilungsmechanismen. Gewährleistet werden sollen

                 

                “Nahrung, Kleidung, Wohnung, ärztliche Versorgung und notwendige soziale Leistungen gewährleistet sowie das Recht auf Sicherheit im Falle von Arbeitslosigkeit, Krankheit, Invalidität oder Verwitwung”

                 

                “Wirtschaftsliberalen aus ökonomischen Gründen von den universellen Menschenrechten verabschieden, um dann gemeinsame Sache mit den Nazis oder heute den Identitären zu machen”

                 

                Sorry aber da rutscht Ihre Argumentation ab und wird zur Verwschwörunstheorie ab. Sie Missbrauchen das Argument der Menschenrechte als Sprungbrett für mehr Umverteilung.

                 

                Sagen Sie mir doch bitte mal wo in Deutschland die Menschenrechte nicht umgestzt werden können aus Ökonomischen Gründen.

            • @33523 (Profil gelöscht):

              Der Staat sollte allen Bürgern gleichermaßen dienen und nicht insbesondere den Superreichen.

              • 3G
                33523 (Profil gelöscht)
                @Grisch:

                Tut er nicht. Für Superreiche gelten die gleichen Gesetze wie für alle anderen auch.

  • Der zu Mittelstand, der ja in der Spitze mit Sicherheit vermögensbesteuert wird, oftmals noch heiraten will und Hartz-IV nur selten bekommt, wird es den Grünen sicher danken. Ob die Mittelstandskinder wirklich so rebellisch sind ...?