Online-Handel und Corona: Mehr Marktmacht für Amazon
Der US-Handelsriese Amazon dürfte im Zuge der Corona-Krise seine marktbeherrschende Stellung noch mehr ausbauen können.
Amazon ist nicht nur welt-, sondern auch deutschlandweit der größte Onlinehändler. Für 2018 beziffert das IW den Umsatz auf gut 9 Milliarden Euro, mit großem Abstand folgt Otto mit gut 3 Milliarden Euro Jahresumsatz. 82 Prozent der 18- bis 64-Jährigen gaben im vergangenen Jahr an, innerhalb der letzten 12 Monate mindestens einmal etwas über Amazon gekauft zu haben.
Dass der Konzern seine Marktmacht in der Krise ausbauen könnte, macht IW-Autorin Vera Demary an drei Punkten fest: Zunächst habe Amazon einen Bekanntheits- und Vertrauensvorteil. Es sei daher wahrscheinlich, dass Verbraucher:innen, die bisher über Amazon bestellt haben, das auch weiterhin tun und zudem Menschen, die in der Vergangenheit kaum oder nicht online bestellt haben, sich für den US-Konzern entscheiden.
Große Preisschwankungen bei Amazon
Zweiter Punkt: Die Breite des Sortiments führt – in Kombination mit der Bequemlichkeit von Kund:innen – dazu, dass diese online ausschließlich über Amazon bestellen. Das Vorhandensein von Streaming-Angeboten verstärke diesen Effekt noch. Drittens: Amazon bietet eine (bislang) hohe Liefersicherheit, unter anderem auf Grund eigener Lieferlogistik.
Für Verbraucher:innen kann es aber gerade in der aktuellen Situation ein Nachteil sein, Amazon zu nutzen. Denn die dort angebotenen Waren unterliegen teilweise großen Preisschwankungen. Beispiel Mangelware Klopapier: Während Drogerien und Supermärkte die Packungen weiterhin zu Preisen von zwei bis drei Euro verkaufen, rufen Händler bei Amazon teilweise zweistellige Beträge auf.
Doch IW-Autorin Demary weist darauf hin, dass ein Profitieren von Amazon keine Zwangsläufigkeit sei. „Denkbar ist auch, dass Konsumenten die kleinen, stationären Händler bei sich vor Ort unterstützen möchten, die während der Pandemie schließen müssen und bewusst bei diesen Produkte bestellen“, schreibt sie.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen