Onay gewinnt Oberbürgermeister-Wahl: Hannover wird grün
Der Grüne Belit Onay wird neuer Oberbürgermeister von Hannover. Er gewann die Stichwahl gegen seinen Kontrahenten Eckhard Scholz (CDU).
Onay bedankte sich am Abend bei seinen UnterstützerInnen. Es sei ein harter Wahlkampf gewesen.
Empfohlener externer Inhalt
Das Ergebnis war absehbar. Umfragen bescheinigten Onay stets einen Vorsprung vor Scholz. Zwar war der Abstand zwischen beiden Kontrahenten durchaus unterschiedlich. Während sich knapp drei Viertel der Wähler*innen einem Stimmungsbild der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung zufolge im Vorfeld für Onay aussprachen, ermittelte eine Forsa-Umfrage 56 Prozent für Onay und 44 Prozent für Scholz.
Die Stichwahl war nötig geworden, weil sich bei der ersten Runde zur Oberbürgermeister-Wahl am 27. Oktober keiner der Kandidat*innen eindeutig durchsetzen konnte. Damals kamen Onay und Scholz auf jeweils rund 32 Prozent. Der SPD-Kandidat Marc Hansmann schied mit 23 Prozent der Wähler*innenstimmen bereits in der ersten Runde aus.
Das ist insofern bemerkenswert, als dass das hannoversche Rathaus seit mehr als 70 Jahren in sozialdemokratischer Hand war. Diesen SPD-Lauf hat Onay nun beendet.
Erstmals ein Grüner, erstmals mit Migrationshintergrund
Der Schmerz darüber saß offensichtlich so tief, dass die SPD sich zunächst weigerte, dem Grünen eine Empfehlung auszusprechen. Was sie später dann doch tat, mit den Grünen gebe es mehr inhaltliche Übereinstimmung, so die SPD-Spitze in Hannover.
Die Wahl Onays ist nicht nur bemerkenswert, weil er ein Grüner ist. Sondern auch, weil er als Sohn türkischer Gastarbeiter der erste migrantische Oberbürgermeister in der niedersächsischen Hauptstadt wird. Er wurde in Goslar geboren, ist verheiratet und Vater einer Tochter.
Was wird er als neuer Oberbürgermeister als Erstes tun? Ganz oben auf seiner Agenda stehen: weniger Autoverkehr, eine bessere Luft in der Innenstadt, mehr Fahrradwege. Wenn schon Auto, dann wenigstens Carsharing. Mehr sozialer Wohnungsbau und weniger Luxussanierungen. Und ihm schwebt das „digitale Rathaus“ vor, eine Art Behörde im Internet, sodass Bürger*innen unnötige Wege und Wartezeiten erspart bleiben. Nicht zu vergessen: Digital spart auch Papier. Man könnte auch sagen: klassisch grüne Themen für eine klassisch grüne Wähler*innenklientel.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Rücktritte an der FDP-Spitze
Generalsekretär in offener Feldschlacht gefallen
Keith Kelloggs Wege aus dem Krieg
Immer für eine Überraschung gut
Ampel-Intrige der FDP
Jetzt reicht es sogar Strack-Zimmermann
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag