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Nordkoreas Soldaten in RusslandKim Jong Un liefert Kanonenfutter

Die nordkoreanischen Truppen, die auf russischer Seite im Ukrainekrieg kämpfen, erleiden hohe Verluste. Nun könnte eine weitere Spezialeinheit folgen.

Kim Jong Un (l), Oberster Führer von Nordkorea und Russlands Präsident Wladimir Putin in Pjöngjang, am 23. Oktober Foto: Sputnik Kremlin/ap/dpa

Seoul taz | Als die nordkoreanischen Truppen auf das Dorf Plekhovo stürmten, wurden sie zunächst von ukrainischen Soldaten gestoppt. Doch das 11. Sturmkorps, eine auf Infiltration spezialisierte Sondereinheit von Machthaber Kim Jong Un, gab nicht auf. Nachdem auch eine zweite Welle gescheitert war, waren sie beim dritten Anlauf erfolgreich – und zwangen die Ukrainer zum Rückzug aus dem Dorf. Wie viele Nordkoreaner dafür ihr Leben ließen, ist nicht bekannt.

„Aus dem, was die Kämpfer erzählen, ist klar, dass die Nordkoreaner weiterhin für Massenangriffe und psychologischen Druck auf dem Schlachtfeld eingesetzt werden – ungeachtet der Verluste“, schreibt der ukrainische Journalist Andriy Tsaplienko auf seinem Telegram-Kanal. Lange Zeit hieß es, dass die rund 11.000 nordkoreanischen Soldaten rund um Kursk bislang nicht direkt auf dem Schlachtfeld eingesetzt würden.

Doch an diesem Wochenende haben sie erstmals an groß angelegten Manövern mit der russischen Armee teilgenommen – und sich dabei aus der Sicht des Kremls durchaus bezahlt gemacht. Gleichzeitig dürften die Opfer der Nordkoreaner immens sein.

Mindestens 100 Gefallene und knapp 1.000 Verletzte

Am Donnerstag gab nun der südkoreanische Geheimdienst NIS bekannt: Mindestens 100 nordkoreanische Soldaten seien mittlerweile im Ukraine­krieg gefallen, darunter auch Generäle. Zudem gehe man von knapp 1.000 Verletzten aus. Ebenfalls heißt es vom NIS, dass die nordkoreanischen Männer auf dem Schlachtfeld als „Frontkämpfer verbraucht“ würden. Oder anders formuliert: Kanonenfutter.

Des Weiteren habe man Indikatoren dafür entdeckt, dass Machthaber Kim Jong Un Vorbereitungen dafür trifft, eine weitere Spezialeinheit für den Ukrainekrieg auszubilden und zu entsenden. Natürlich ist dies eine vage Stellungnahme mit viel Konjunktiv und wenig Details. Dennoch sollte die Warnung in Europa ernst genommen werden. Bislang hatte der NIS bei seinen Vorhersagen in Bezug auf den Krieg nahezu vollständig recht behalten.

„Innerhalb des russischen Militärs sind Berichten zufolge Beschwerden darüber laut geworden, dass die nordkoreanischen Truppen aufgrund ihrer mangelnden Kenntnisse über Drohnen eher eine Belastung als eine Bereicherung darstellen“, sagte Lee Sung Kwon, Abgeordneter der Regierungspartei. Doch bei Lees Aussagen handelt es sich nur um die eine Seite der Medaille: Denn wie der Angriff auf Plekhovo belegt, können die Nordkoreaner durchaus Erfolge verzeichnen.

Selenskyj: Russland verwende Verschleierungstaktik

Realistischer ist da wohl die Einschätzung von Michael Madden, Nordkorea-Experte am Stimson Center. Demnach seien die nordkoreanischen Soldaten „darauf trainiert, ein hohes Maß an körperlichem Schmerz und psychologischer Folter zu ertragen“, sagte Madden der BBC: „Was ihnen im Kampf fehlt, machen sie mit dem wett, was sie körperlich und geistig ertragen können.“

Ob die jungen, hochgradig indoktrinierten Männer eher Opfer oder Täter in diesem Konflikt sind, lässt sich kaum eindeutig bestimmen. Auch die jüngsten Aussagen von Wolodymyr Selenskyj legen dies nahe. „Selbst nach Jahren des Krieges, als wir dachten, die Russen könnten nicht noch zynischer werden, sehen wir nun noch Schlimmeres“, schreibt der ukrainische Präsident auf der Plattform X. Die Verschleierungstaktik der Russen gehe so weit, dass die Armee selbst die Identitäten der gefallenen Nordkoreaner verschleiert – und zwar indem man die Gesichter der Leichen wortwörtlich verbrennt.

Tatsächlich postet Selenskyj ein nicht unabhängig überprüfbares Video, auf dem ein russischer Soldat die Leiche eines asiatisch aussehenden Soldaten in Brand setzt. „Es gibt keinen einzigen Grund für Nordkoreaner, für Putin zu kämpfen und zu sterben. Und selbst wenn sie es tun, hat Russland nur Demütigung für sie übrig“, kommentiert Selenskyj.

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27 Kommentare

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  • Das Narrative der "nordkoreanischen Soldaten", die Russland anscheinend benötigt, steht im Widerspruch zum Narrativ der russischen Bedrohung Europas.



    Was ist denn nun richtig, oder sind beide falsch?

    • @Octarine:

      Das widerspricht sich nur dann, wenn man so naiv ist zu unterstellen, dass Russland sofort von der Ukraine aus nach Polen einmarschieren würde oder kompletten russischen Stillstand.

      Wenn Russland X Jahre Pause erhält, stehen X frische Jahrgänge bereit zur Einziehung zur allgemeinen Wehrpflicht. In der die Rekruten udn Offiziersanwärter dann besser ausgebildet werden als jetzt. Von Soldaten, die die Ukraine überlebt haben.

    • @Octarine:

      Russland ist derzeit geschwächt wird aber den Frieden nutzen sich neuaufzustellen und wird dann gestärkt eine neue Bedrohung darstellen. Die Rote Armee war 1945 auch trocken geblutet und stellte trotzdem 1950 eine ernstzunehmende Gefahr für Westeuropa da.

      • @Machiavelli:

        Wenn man jetzt nicht McCarthy, LeMay oder Adenauer ist, warum stellte die Rote Armee eine Gefahr dar?



        Warum fühlen sie sich bedroht?

        • @Octarine:

          Was ist mit Churchill?? Ich glaube mich zu erinnern, dass der auch etwas dazu gesagt hat.

        • @Octarine:

          Weil sovietische Führer gerne ihre einflusszone ausgedehnt hätten und so Sache gemacht haben wie Nordkorea beim Überfall auf Südkorea zu unterstützen, Berlin belagert haben etc.

  • Das ignorieren eigener Verluste an Menschen und Material ist eine historische - und jeweils erfolgreiche - militärische Strategie sowohl in Russland als auch in (Nord)korea. Sie hat in beiden Fällen mehr als einmal erfolgreich Angreifer oder Besatzer aus dem Land vertrieben. Es kann wirklich niemanden überraschen, daß diese Idee auch jetzt angewandt wird.

  • Besonders gruselig aber auch bezeichnend finde ich den Rassismus, der den Nordkoreanern in Russland selbst entgegenschlägt. Krankenschwestern in den Lazaretten mokieren sich über die ausländischen Verwundeten, wollen ihnen keine Spritzen geben und beschweren sich darüber, dass sie angeblich von oben bevorzugt würden.



    www.fr.de/politik/...t-zr-93479772.html

  • Man sollte Behauptungen klar von nachgewiesenen Fakten trennen. Wie viele Verluste BEHAUPTEN die Ukrainer? Und wie viele können, z.B. durch Drohnenaufnahmen auch WIRKLICH BELEGT werden? Kriegsparteien neigen dazu, die Verluste der anderen Seite hoch zu schreiben und die eigenen als niedrig darzustellen. Das ist halt Informationskrieg. Aber die taz sollte als Zeitung mit Anspruch auf Wahrheit dies präzise unterscheiden.

    • @Kartöfellchen:

      Ist schon doof, wenn ihr Held Hilfe von außen benötigt und diese dann doch nicht so einschlägt.

  • Auch die sind Menschen.



    Verheizt von zwei Diktatoren im Dreivierteltakt.

  • Man muss die Verlusste auch in Relation zu Nordkoreas relativ geriger Bevölkerungszahl (~26 Mio) sehen.



    Sehr bitter.

    Ich denke Putins Geld ist in Nordkorea dringenst notwendig damit das Volk dort nicht verhungert. (Wenn das Geld nicht ohnehin von der Herrscherfamilie abgeschöpft wird)

    Hilfslieferungen dorthin sind ja kaum möglich und werden von China zudem nach Kräften verhindert.

  • Wenn der südkoreanische Geheimdienst was über Nordkorea "verbreitet" dann ist es immer mit Vorsicht zu genießen. Kurz: Die Angaben sind nicht seriös. Fakt ist doch eins: Die Ukraine verliert jeden Tag immer mehr Land und leider immer mehr Menschen. Es kann sich doch jeder ausrechnen, dass das nie dazu kommen wird, dass die Ukraine Gebiete zurück bekommt. Selbst Selenskj glaubt nicht mehr daran.

    • @Mouse:

      Wenn der südkoreanische Geheimdienst....

      Genau was der Kreml nicht bestätigt, kann einfach nicht stimmen.

    • @Mouse:

      Kollabiert die russische Wirtschaft werden die russischen Truppen nur noch in eine Richtung marschieren, zurück. Man hat bei Assad gesehen das wenn man effektiv sanktioniert, so eine Diktatur doch zu Fall bringen kann.

    • @Mouse:

      "Es kann sich doch jeder ausrechnen, dass das nie dazu kommen wird, dass die Ukraine Gebiete zurück bekommt."



      Damit verwerfen Sie den Ansatz, man könne den Konflikt entlang der aktuellen Frontlinie 'einfrieren', um ggf. später darüber zu entscheiden.



      Was ist dann Ihre Lösung?

      • @Encantado:

        Nun, wer sagt, dass es eine Lösung gibt? Die Ukraine wird wohl keine großen Gebiete mehr befreien können und je länger der Krieg geht mehr verlieren. Von daher gibt es keine guten Lösungen mehr, sondern nur noch die "am wenigsten Schlechte". Kurz gesagt: Eine Ukraine, die noch Saporischja, Dnipro, Charkiw und Odessa hat ist besser als eine Ukraine ohne Meereszugang und ohne die verbliebenen Industriezentren.

        • @Kartöfellchen:

          Genauso ist es.

        • @Kartöfellchen:

          Klar wenn diese Ukraine in die NATO kommt sonst greift Russland in ein paar Jahren wieder an.

          • @Machiavelli:

            Die Ukraine kommt genauso wenig in die NATO wie auf Kuba russische oder chinesische Raketen stehen dürfen ...

          • @Machiavelli:

            Exakt. Sonst wäre es nämlich ebenfalls nicht mehr als ein 'Einfrieren'.

  • Hat der ukrainische Journalist Andriy Tsaplienko oder der Südkoreanische Geheimdienst NIS irgendwelche Belege oder Beweise für Ihre Aussagen gezeigt? Denn darüber schweigt sich der Artikel leider aus.

    • @Bacta:

      Es gibt Video Aufnahmen aus der Kursk Region wie Angriffswellen von den Russischen Stellungen kommen, die noch dümmer geführt werden als die normalen russischen, das lässt den Schluss zu das hier andere Truppen operieren.

      • @Machiavelli:

        Und es gibt Videos wie die Russen im Osten, Region Donbass, die Dörfer übernehmen ...

    • @Bacta:

      Wie hoch schätzen Sie denn die Verluste ein, wenn unerfahrene Soldaten, die den russischen Befehlshabern noch egaler sind als die eigenen Truppen in die Schlacht ziehen?

      • @weather2018:

        Geringer als manche Träumer glauben ...

  • Sind in Russland und in Nordkorea die Ereignisse in Syrien nicht bekannt?