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Neue Coronawelle in Afrika„Schlimmer als alles bisher“

Die dritte globale Coronawelle hat Afrika voll im Griff. Und während sich neue Virusvarianten ausbreiten, versiegen die globalen Impfstofflieferungen.

Massenimpfung im Kololo Stadion, Kampala, Uganda, am 31. Mai Foto: Nicholas Bamulanzeki/ap

Kapstadt taz | Die Direktorin der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Afrika mit Sitz in Kongo-Brazzaville, Dr. Matshidiso Moeti, ist bekannt für bedächtige Äußerungen und lange Erfahrung. Vor über zwanzig Jahren engagierte sie sich für Aidsmedikamente in Afrika und wurde 2015 die erste Frau in dieser hohen WHO-Funktion.

Wenn sie Alarm schlägt, sollte das ernst genommen werden. „Das Ausmaß und der Umfang der jetzigen dritten Coronawelle in Afrika ist schlimmer als alles, was wir bisher erlebt haben“, so Dr. Moeti. „Derzeit haben wir bereits eine Notsituation in den meisten Ländern Afrikas. Ohne ausreichend Impfstoff wird es bald eine Tragödie sein.“

Die WHO-Direktorin untermauert dies mit in Europa kaum bekannten Fakten: Die hoch ansteckende Delta-Variante von Covid-19 ist bereits in zahlreichen Ländern auf dem Kontinent nachgewiesen worden. An der Spitze steht dabei Uganda mit 97 Prozent der Neuinfektionen, gefolgt von Ländern wie Kongo mit 79 Prozent. In Südafrika liegen genaue Angaben noch nicht vor, Schätzungen gehen von mehr als 70 Prozent aus.

Am Beispiel Uganda wird deutlich, dass ein Land mit etwa 40 Millionen Einwohnern in Kürze auch mit Lockdownregeln nicht mehr zu retten sein wird: An Impfstoff standen seit März nur knapp 1 Million via Covax gelieferte AstraZeneca-Dosen zur Verfügung. Die hoffnungsvoll ausgerufene „Massenimpfung“ musste am 8. Juni abgebrochen werden, weil schlicht alles „verimpft“ war und seitdem auf Spenden aus China gehofft wird. Kaum jemand in Uganda hat die nötige zweite Impfung. Die Regierung droht nun mit mehrmonatigen Haftstrafen für Menschen, die die neuen Lockdownregeln brechen.

An die offizielle Todeszahl von knapp 2.000 an Covid-19 Verstorbenen in Uganda glaubt kaum jemand. Selbst Gesundheitsministerin Jane Ruth Aceng geht davon aus, dass die Situation „bald außer Kontrolle geraten wird“. Von der publikumswirksam im Juni angekündigten Spende der G7-Nationen von einer Milliarde Impfdosen an arme Länder hat sie bisher nichts Konkretes in Erfahrung bringen können.

Und genau hier liegt der fatale Irrtum der Regierungen reicher Länder: Die globale Coronapandemie lässt sich nicht mit Nationalegoismus und ein bisschen Wohltätigkeit für die Armen bekämpfen. Auch die wohlhabenden Nationen werden in wenigen Monaten merken, dass zuerst an sich zu denken und immer mehr zu horten nicht vor der größten Gefahr von Covid-19 schützen wird – der Entstehung und Ausbreitung immer neuer Mutationen zuerst dort, wo nur unzureichend Vorsorge geleistet wurde und wo dann auch noch so viele gehortete Impfstoffe anderswo nicht mehr helfen werden.

Dass auch der deutsche Bundesgesundheitsminister Jens Spahn meint, mit einer Bestellung von 200 Millionen Impfdosen für 2022 vorsorgen zu können, während in anderen Ländern der Welt genau dieser Impfstoff jetzt sofort gebraucht wird, ist ein Beispiel dieser Haltung.

Zwei Drittel aller Impfungen weltweit in nur 10 Ländern

Bisher wurden gut zwei Drittel aller Impfdosen weltweit in nur zehn Ländern verabreicht: China, Indien, USA, Brasilien, Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Italien, Türkei, Mexiko. An erster Stelle steht inzwischen Nordamerika mit etwa 65 Prozent geimpfter Menschen, gefolgt von Europa mit etwa 55 Prozent, dann Südamerika mit 33 Prozent, Asien außerhalb Chinas mit 28 Prozent – und als absolutes Schlusslicht Afrika mit knapp 3 Prozent.

In einigen Medien erhielt immerhin Südafrika Aufmerksamkeit, wo seit einer Woche ein erneut strenger Lockdown herrscht – mit abendlicher Ausgangssperre, Alkoholverbot, Schließung von Restaurants und Bars und nun auch wieder aller Schulen. Bislang ohne Erfolg. Die täglichen Neuinfektionen nehmen weiter zu und sind mit inzwischen über 26.000 höher als je zuvor. Von den mehr als 140.000 offiziell registrierten Coronatoten Afrikas sind mehr als 61.500 in Südafrika nachgewiesen – die tatsächlichen Zahlen schätzen Ex­per­t*in­nen doppelt so hoch.

Auch hier ist nötiger Impfstoff der Schlüssel: Bislang werden in Südafrika täglich nicht mehr als 100.000 Impfdosen verabreicht. „Wenn wir ausreichend Impfstoff hätten, könnten wir von der Logistik her gut 300.000 Dosen verabreichen“, erklärte Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa. Und auch hier wird nun China zum mutmaßlichen Hoffnungsträger: Die südafrikanische Medizinkontrollbehörde Sahpra machte am Wochenende den Weg frei zur uneingeschränkten Bestellung des Impfstoffes Sinovac.

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23 Kommentare

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  • Nationale Regierungen sind nationalen Wählern verpflichtet.



    Das hat nichts mit Nationalismus zu tun.

    Was sich hier wieder deutlich zeigt, ist die schlechte Regierung in so vielen der betroffenen Staaten.



    Diese seit Jahrzehnten bestehenden Probleme sind wesentlich für die gegenwärtige Katastrophe verantwortlich.

    Die Verantwortung dafür "reichen Ländern" zuzuschieben hat einen rassistischen Beigeschmack, weil offenbar den Bürgern und Regierungen afrikanischer Staaten eine Eigenverantwortung gar nicht zugetraut wird.

    • @flip flop:

      Auweia, bissel zuviel Egoismus hie ram Tage oder?

      Schlechte Regierung? Wieso, es gibt soviele Länder die genauso wie D, oder die EU, oder USA, Impfstoffe "reserviert haben", jedoch sind es Moderna, Biontech und Co. die eben nicht danach gehen wer bestellt zuerst. Sondern wer zahlt genug und danach die Impfstoffe abgibt.



      Es hätte schon viel früher passieren müssen das alle Pharmaunternehmen unter die Hoheit von Covax müssen, und von denen zuerst alle alten Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen auf der Welt geimpft werden, bevor in Hintertupfingen der/die 16-jährige geimpft wird oder gar Reserven für uns Deutsche angelegt werden.

      Aber wie immer gilt, nicht nur unseren Luxus sollen die schwachen erarbeiten, sondern nun auch noch unsere Gesundheit.

      Menschenverachtend, was anderes ist es nicht.

    • @flip flop:

      Heidewitzka, das nenne ich mal um die Ecke denken.

      Die Zurichtung der afrikanischen Länder als Quelle des Reichtums der Länder des Nordens denen selbst in die Schuhe zu schieben, das hat schon was.

      Und das Sahnehäubchen ist der Rassismusvorwurf.

      Chapeau!

      Die Wirklichkeit sieht allerdings eher so aus:

      taz.de/UN-Konferen...ngshilfe/!5213683/

      Man achte auf die rassistische Grafik!

      • @Jim Hawkins:

        Es steht doch explezit in dem Artikel das die Zahlungsstroeme von Sued nach Nord aus illigalen Quellen kommen.

        Sie wuenschen sich wirklich eine US / EU Weltpolizei die alle Entwicklungslaender ueberwacht und zurrecht weist ha?

        Hoert sich an als waeren sie Anhaenger der Fraktion "White Mans Burdon"......

      • @Jim Hawkins:

        Vielen Dank für den Link.

        • @Ruhig Blut:

          "etwa zwei Billionen US-Dollar, die legal und illegal aus den Ländern des Südens nach Norden transferiert wurden"

          Illegal, also aus Korruption, Vetternwirtschaft, Beute aus Ausbveutung der eigenen Bevölkerung.

          "Was sich hier wieder deutlich zeigt, ist die schlechte Regierung in so vielen der betroffenen Staaten."

          Flip Flop ht es genau getroffen.

  • Wenn bei uns 600k AstraZeneca-Dosen unverimpft rumliegen und bald ablaufen, warum schickt man die nicht nach Afrika? Besser als das China-Zeug, an dem schon Chile gescheitert ist, dürfte Astra in jedem Fall sein...

    • @Thomas Franz:

      Weil dafür keiner zahlt!



      Das war das selbe Problem auch in den PA-Gebieten oder auch anderswo auf der Welt.



      Verschenken will es niemand. Dann doch lieber nur tauschen wie Israel, gegen "neue" Chargen, die dann länger halten.

      Hier zeigen die kapitalstarken Ländern wie andere "schwache" Länder zu machen haben.

      ekelhaft und menschenverachtend!

  • Es klingt immer so, als würden wir Impfstoff aus Boshaftigkeit horten. Aber:



    1. Haben wir derzeit immer noch einen Impfstoffmangel.



    2. Wird es starke Industrienationen brauchen, um die Welt zu impfen. Sie stellen den Impfstoff schließlich auch her.



    3. Wird jeder Überschuss eh abgegeben. 30 Mio Dosen wird Deutschland 2021 noch verschenken. Werden die 200 Mio. Dosen 2022 nicht gebraucht, wird es ebenso geschehen.

  • es ist doch total utopisch zu Glauben das ein halbes Jahr nach Start der Impfkampanie die Welt schon durchgeimpft ist.



    1. braucht ma im ersten Jahr die doppelte Menge



    2. braucht die Inbetriebnahme von Fabriken 1/2 Jahr selbst wenn die Fabrik schon da steht und der Impfstoff bekannt ist



    Dann haben noch einige Hersteller aufs falsche Pferd gesetzt die jetzt erst umswitschen müssen Curevac(Bayer) GSK Sanofi…… wenn die ihre Werke umgestellt haben wird soviel Impfstoff wird soviel hergestellt das es lässig reicht für alle,



    wer jetzt harakimässig fordert das da auch x Fabriken umgestellt werden sollen würd sich wundern warum die Hersteller da dann wenn sie Ende 2021/Anfang 22 dann herstellen können aber keine Abnehmer mehr finden….



    Und eine Regierung in Europa die sagt sorry Leute wir müssen jetzt erstmal ein Großteil des Impfstoffs nach Afrika liefern ihr müst noch weiter mit Einschränkungen leben hätte wohl ihre letzte Regierungszeit.

    • @Sinulog:

      Das ist der entscheidende Grund. Keine Regierung kann und will ihrer Bevölkerung erklären, warum sie knappes Arzneimittel exportiert, solange noch Leute auf Impfungen warten.

      Das ganze Problem einer breiten Masse sachlich und logisch zu vermitteln dürfte in der Realität ein Ding der Unmöglichkeit sein.

    • @Sinulog:

      Och gehört da jemand dem kapitalstarken Westen an und ersinnt sich damit eine höhere Wertigkeit des Lebens an?

      1. hätte man haben können. Z.B. indem Lizenzen und/oder Patente für alle möglichen Unternehmen die das umsetzen können verfügbar gemacht hätte. Das wollen weder USA noch die EU, weil sie denken das dies die armen, armen firmen schädige könnte. Schau doch mal die Daten von Biontech an, viel umgesetzt, aber weiterer Ausbau der Produktion nur in beschränkten Maße.



      2. Falsch, das zeigte ja selbst biontech mit Marburg. Prozessevaluierungen dauern nicht so lange. Dazu müßte man aber bereit sein, ist man jedoch nicht. Könnte je noch jemand anderes was vom kuchen abhaben wollen.



      Dann die Generation 2 Impfstoffe, angeblich sind sie so einfach zu verändern, das da keine Probleme entstehen. Aber warum will man dann ca. 8€/Dosis? Ach stimmt, damit man den Aktionären weiter genug Schwung zeigen kann.

      Warum gehen Sie davon aus, dass Bayer, GSK oder Sanofi einfach so "Biontech"-Impfstoff auf einmal herstellen sollen. Es gibt ja keine Lizenzen. Macht also keinen Sinn

      Btw. 4. warum sollte Ende 2021/Anfang22 es keine Abenehmer mehr für die Impfstoffe geben? Sie sollten über den Tellerrand, USA und EU und vielleicht 1-2 weitere, hinausdenken.



      Die Daten haben Sie ja hier dargelegt bekommen. Afrika hat 3% Impfquote und sie glauben da gibt es Anfang 22 keine Abnehmer mehr? Auweia...

      doch eine Regierung könnte das sagen, nämlich dann wenn sie erstens das Unternehmen unter Druck setzen würde, nicht diejenigen zuerst zu beliefern die mehr Geld zahlen, sondern die Kontingente zuordnet. Und genau da liegt der Hund ja begraben. Man nutzt selbst ja diesen "Druck" aus, erstmal der "tolle Westen" und danach der Rest...und das kann nicht sein und ist sowas von unmenschlich!

      • @Daniel Drogan:

        Aktuelle Impfrate ci.700-800Millionen pro Monat stark steigend…



        über 3 Millarden Impfdosen wurden schon verimpft



        Alleine das Werk in Marburg( was im übrigen von September 2020 bis März 2021 gebraucht hat um umgestellt zu werden und das vom Entwickler) kann bei voller Produktion 1 Millarde Dosen Jahr herstellen die Produktion läuft ja gerade erst an….



        Irgentwie denken alle die sonst nicht mit Wirtschaft zu tun haben das so eine Fabrik sofort am ersten Tag volle Produktion rausbringt…..



        Und das Werk ist winzig wenn erstmal GSK ihr Werk in Wavre Belgien (Pandemie Serumwerk der EU) umgestellt hat sofern es sich für sie noch lohnt könnten die wohl alleine die komplette Welt beliefern.



        Und es gibt Lizenzen….. es stellen mittlerweile x Hersteller Biontech her bloss die vorher genannten Pharmafirmen wollten halt erstmal ihren eigenen Stoff rausbringen nachdem das nun nichts wird muss halt entscheiden werden ob es sich überhaupt noch lohnt nochmal umzustellen…..



        Ich habe in allen genannten Werken(Marburg,Wavre,Sanofi Vitri sur Saine div.Bayer Werke),schon gearbeitet……. (Anlagenbau Pharmazeutische Rohrleitungen)

  • "Die globale Coronapandemie lässt sich nicht mit Nationalegoismus und ein bisschen Wohltätigkeit für die Armen bekämpfen."

    Das ist eigentlich so klar, dass mensch daran verzweifeln könnte.

    Wie bei der globalen Erwärmung. Warten, bis die anderen sich bewegen. "Aber Deutschland trägt doch nur mit x% bei..."

    Wir sind ein Haufen von Idioten. Wenn wir aussterben, dann haben wir uns das auch hart erarbeitet.

    • @tomás zerolo:

      Deutschland trägt doch nur 2 % zum CO² bei, hat aber nur 1% der Weltbevölkerung :-)

      Aber um aufs Thema zurückzukommen: es nützt nichts alle Länder nur ein klein wenig zu impfen, weil wir den Impfstoff weltweit gleichmäßig verteilen. Dann sind nicht nur die Afrikaner krank, sondern auch die Europäer, Amis etc..

      Das mag zwar gerechter erscheinen, macht aber nicht wirklich Sinn

      • @Thomas Franz:

        Falsch, warum müssen hier Menschen zuerst geimpft werden die weniger betroffen sein werden, als erstmal international alle alten und Personen mit Vorerkrankungen? Mitgefühl und so was haben sie nicht oder?



        Sie wollen scheinbar auch nur rechtzeitig genug schnell wieder alles machen können. Und denen sind andere Opfer in anderen Ländern erstmal egal...

  • Warum sollte die Deutsche Bundesregierung nicht für 2022 Impfstoff bestellen? Das bedeutet doch nicht, dass in 2021 produzierter Impfstoff nicht dahin geliefert werden kann, wo er gebraucht wird. Für 2022 müssen Verbraucher und Produzenten trotzdem planen. Oder etwa nicht?

    • @conrado:

      Nein. Das bald durchgeimpfte Deutschland kann ja wohl warten, wenn die Kapazitäten nicht für die globale Versorgung reichen. In der dritten Welt sind die wenigsten geimpft. Die 200 Millionen Dosen als Vorsorge werden woanders zur akuten Bekämpfung der Pandemie benötigt.

      • @Andreas J:

        Was sind denn 200 Millionen Impfdosen in 2022, würden andere Hersteller wie Biontec/Pfizer halb so viel Impfstoff herstellen, würden wir im Impfstoff schwimmen. Man bedenke, ein Land wie Indien hat 1,4 Milliarden Einwohner!, also mehr als dreimal so viel wie in der EU Leben. Der Impfstoff muss in den Länder hergestellt werden, wo er dann auch verbraucht wird und nicht von hier Exportiert. Die Bundesregierung ist allerdings gegen eine freigebe der Patente oder der Produktion mit Vergabe von Lizenzen "(Qulitätsmanagement angeblich mangelhaft, aber wo kommen unsere Medikamente her, denke, sehr viele aus z.B. Indien)".

        • @udo123:

          Die 200 Millionen sind ja erstmal nur allein von D. Das darfst Du dann gerne auf die EU hochrechnen, und später noch die USA dazu nehmen.

          Und im zweiten Teil hast Du genau den Punkt getroffen. Unsere Regierung ist es die keinen Druck auf unsere armen, armen Pharmafirmen aufbaut. Patente freizugeben oder Lizenzen zu vergeben. Könnte ja den Gewinn schmälern.

          Was ist am interessantesten aber finde. Der aktuelle Impfstoff von Biontech kostet ca. 15€/Dosis. Der Vorteil der mRNA-Technologie soll es sein, schnell Varianten zu etablieren die z.B. Mutationen ausmerzen. Nun gibt es die Info das die 2.Generation Impfstoff von Biontech aber ca. 23€/Dosis wohl kosten soll. Trotz das die Produktionskapazitäten direkt dafür nicht erweitert werden müssen, trotz das die Entwicklung massiv verkleinert wurde, ebenso die Zulassungsstudien geringer sind. Also warum kostet der Impfstoff wohl soviel mehr? Btw. zuerst kam Pfizer/Biontech zur EU, bei der 1.Generation mit über 50€/Dosis, da kauft wohl wer auch die Erstlieferung mit Geld. Und dann gibt es hier die Menschen die sagen, hey die anderen Regierungen haben gepannt, sind organisiert und Co. Klar wenn biontech lieber 23€/Dosis verdienen will, als knapp 10€/Dosis bei kapitalschwachen Staaten.

          Ein Armutszeugnis der kapitalstarken Staaten. Gesundheit erkaufen.

          Das toppt nur die vor kurzen aufgekommende Kritik gegen Indien. Als die bei den stark steigenden Infektionszahlen, Covax ausgesetzt hatten und die Impfstoffe für sich selbst genutzt haben. da kam Gegenwind aus D. Komisch, das D selbst auch sehr viel weniger als verlautbart in Covax übermittelt hat. Aber das ist ja dann immer was anderes....

      • @Andreas J:

        Genau meine Meinung. Aber der kapitalstarke "Westen" befehligt die anderen die dann spuren müssen

  • > Dass auch der deutsche Bundesgesundheitsminister Jens Spahn meint, mit einer Bestellung von 200 Millionen Impfdosen für 2022 vorsorgen zu können, während in anderen Ländern der Welt genau dieser Impfstoff jetzt sofort gebraucht wird, ist ein Beispiel dieser Haltung.

    Da geht es ja um den Aufbau von Kapazitäten, die auch finanziert werden müssen.

    Isoliert betrachtet ist das nicht falsch. Falsch ist aber, die Pandemie nicht als globales Problem zu behandeln, das folglich eine globale Impfkampagne als Strategie braucht. Und die können nur die reichen Staaten rechtzeitig und umfassend genug auf die Beine stellen. Wir sollten es sowohl aus elementarer Menschlichkeit als auch im eigenen Interesse tun - selbst vor einer Weltwirtschaftskrise als Folge der Pandemie sind wir bislang keineswegs sicher, und im Vergleich dazu wären die Kosten für 8 Milliarden Impfungen Peanuts, wie das mal ein Herr von der Deutschen Bank so schön ausdrückte.

    Peanuts sind die Kosten der Impfungen übrigens auch im Vergleich zu den Anstrengungen, die zur Verhinderung von katastrophalen Klimaveränderungen nötig werden. Und bei denen möchten wir doch auch, dass ärmere Länder mit ziehen, nicht wahr?

    • @jox:

      nicht nur mitziehen, sondern die sollen ja fast als erstes agieren...