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Neue CO2-Grenzwerte in der EULastwagen müssen sauberer werden

Das europäische Parlament beschließt strengere CO2-Regeln für Lkws und Busse – trotz Blockade der FDP. Die neuen Grenzwerte sollen dem Klima helfen.

Hier darf bei Neuwagen in Zukunft nur noch selten Diesel oder Benzin rein: Tank eines Lkw Foto: Thomas Banneyer/dpa

Berlin taz | Neu verkaufte Lkws und Busse müssen in der Europäischen Union in Zukunft deutlich weniger Kohlenstoffdioxid (CO2) ausstoßen als bisher erlaubt. Das hat das Europaparlament mit einer neuen Verordnung für die CO2-Grenzwerte sogenannter schwerer Nutzfahrzeuge beschlossen. Laut den am Mittwoch verabschiedeten Regeln müssen neue Lkws, Busse und Anhänger, die mehr als 7,5 Tonnen wiegen und im Jahr 2040 verkauft werden, nahezu emissionsfrei unterwegs sein.

Ein „wichtiger Beschluss“, sagte Kim Kohlmeyer, Bereichsleiterin Lkw bei der Organisation Transport & Environment (T&E): Lastkraftwagen und Busse seien für 27 Prozent der Emissionen im europäischen Straßenverkehr verantwortlich, obwohl sie nur 2 Prozent des Fahrzeugbestands ausmachen. Daher ebne die Verordnung „einem der größten Umweltverschmutzer Europas den Weg zu mehr Klimaschutz“, sagte Kohlmeyer.

Die neuen EU-Regeln sehen vor, dass Hersteller die durchschnittlichen CO2-Emissionen ihrer neuverkauften schweren Nutzfahrzeuge etappenweise senken – bis 2025 erst mal um 15 Prozent im Vergleich zu 2019. Bis 2040 sollen neue Lastkraftwagen und Busse fast komplett emissionsfrei fahren und 90 Prozent weniger CO2 ausstoßen. In Stadtgebieten dürfen neue Busse schon ab 2030 keine Verbrenner mehr sein, sie müssen elektrisch oder mit Wasserstoff betrieben werden.

Obwohl sich Rat, Kommission und Parlament der EU im „Trilog“ schon auf einen Kompromiss geeinigt hatten, war die Zustimmung der Abgeordneten kurz vor Schluss ins Wanken geraten. Konservative und Liberale hatten am Mittwoch erneut Änderungen beantragt. „Dabei haben Konservative und FDP bereits etliche Zugeständnisse erhalten“, kommentierte die Verkehrspolitikerin Anna Deparnay-Grunenberg, die für die Grünen im Europaparlament sitzt. Auf Wunsch der deutschen Liberalen stehe nun im Kompromiss, dass die EU-Kommission Regeln für neue, mit E-Fuels betriebene Lkws aufstellen soll.

E-Fuels führen „in die Sackgasse“

Als das Parlament am Mittwoch schließlich abstimmte, lehnte die FDP den Kompromiss trotz dieser Perspektive auf E-Fuels ab. „Wir wollten regional auf alternative Kraftstoffe setzen“, erklärte Jan-Christoph Oetjen, FDP-Verkehrspolitiker und Vizepräsident des EU-Parlaments, auf Anfrage der taz. „Leider hat unser Vorschlag dazu keine Mehrheit gefunden.“

Bei der Abstimmung am Mittwoch verwehrten die französischen Liberalen ihren deutschen Frak­ti­ons­kol­le­g:in­nen und den Konservativen die Unterstützung. Sie stimmten der Verordnung in ihrer aktuellen Version zu und verhalfen so den europäischen Grünen, So­zi­al­de­mo­kra­t:in­nen und Linken zur Mehrheit.

Laut Kohlmeyer von T&E führt ein Fokus auf Biokraftstoffe und E-Fuels „in die Sackgasse, weil sie hinsichtlich Effizienz und Kosten nicht konkurrenzfähig sind“.

Für die Branche ist die EU-Entscheidung wichtig. Traton, die Nutzfahrzeug-Sparte von Volkswagen, will sich bei der Umstellung auf emissionsfreie Fahrzeuge auf batterieelektrische Lösungen konzentrieren. Dafür spielten die neuen CO2-Standards für Lkws und Busse „eine wichtige Rolle“, sagte ein Traton-Sprecher der taz. Sie stellten die Hersteller jedoch auch vor „große wirtschaftliche Herausforderungen“.

Traton forderte deshalb nach der Abstimmung im EU-Parlament weitere Unterstützung der europäischen Politik – zum Beispiel durch höhere Preise für fossile Kraftstoffe und einen schnellen Ausbau der Ladeinfrastruktur. Traton-Chef Christian Levin hatte vor Kurzem davor gewarnt, dass chinesische E-Bus-Anbieter gut aufgestellt seien – und europäischen Herstellern Konkurrenz machten.

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5 Kommentare

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  • Na, da bin ich ja mal gespannt, wie das erreicht werden soll. Da sage ich mal der Braunkohle eine gute Zukunft voraus :-)



    BTW ist es so, dass man dort, wo man mit 1 kg Diesel hinkommt, 10-15 kg Akku braucht. Das geht entweder auf Kosten der Nutzlast (also braucht's mehr LKW) oder es bringt eine höhere Fahrzeugmasse. Unsere eh schon marode Straßeninfrastruktur wird sich freuen...

  • Von mir aus könnten LKWs auch sonntags fahren, wenn es statt dessen keine Motorräder gäbe.



    Für die paar Anständigen, die sich benehmen können täte es mir Leid, sie können sich bei den Radaubrüdern bedanken.

  • In sechs Jahren nur noch neue E-Busse in der Stadt….



    Es ist nötig, aber woher kommen die Gelder für die Busse, deren Betrieb und deren erhöhte Anzahl, wenn der Individualverkehr zurückgefahren werden soll?



    Irgendwie scheint es so, als ob bald die ganzen Wunschprogramme an der Realität zerschellen.

    • 0G
      09399 (Profil gelöscht)
      @fly:

      Das Geld für neue E-Busse kommt aus dem gleichen Topf wie bisher das Geld für neue Dieselstinker. Es werden ja nicht von heut auf morgen die laufenden Busse komplett durch neue E-Busse ersetzt. Hier geht es nur um die Neuwagen.



      Das Geld für den Betrieb kommt aus dem Topf für den Betrieb wie schon bisher. Hier winken sogar noch finanzielle Vorteile wenn mans richtig macht. Strom ist absehbar billiger als Diesel. Mal ganz abgesehen davon dass die globale Erhitzung alle Gesellschaften teuer zu stehen kommt wenn hier nicht schnell gehandelt wird.

  • Die E-Mobilität ist (besonders für den Schwerlasttransport auf der Straße) noch weit entfernt von der Funktionalität der Mobilität auf der Basis von Verbrennungsmotoren. Darum sind für den Weg zur E-Mobilität eigentlich Brückentechnologien notwendig, die Emissionen senken aber dabei die gewohnte Funktionalität erhalten. Dabei sollte man technologieoffen bleiben. Was sich nicht rechnet, wird sich auch nicht durchsetzen.

    Schadet das dem Klimaschutz? Ganz sicher nicht! Emissionsfreie Mobilität wird genau (und erst dann) dann kommen, wenn sie möglich ist. Für eine lebenswerte Welt in der Zukunft wird kaum ein Mensch eine lebenserhaltende Welt in der jeweiligen Gegenwart aufgeben.