Neue ARD-Doku über Merkel: Die schwer Greifbare

Das ARD-Großporträt anlässlich Angela Merkels 70. Geburtstags fragt: Kannten wir sie wirklich?

Nahaufnahme vom Gesicht von Angela Merkel Wahlplakat

„Jeder hat sich so seine eigene Angela Merkel zurechtprojiziert“ Foto: Stefan Zeitz/imago

„Sie kennen mich.“ Die drei Worte, mit denen Angela Merkel 2013 für ihre Wiederwahl warb, kommen wie eine Phrase daher. Sie, die Kanzlerin, die für Stabilität steht. Merkel hatte kein Programm. Kontinuität war das Programm. So stand ihr Satz dafür, weiterhin zuzusehen, dass alles so bleibt, wie es ist. Das ist Merkel. Wir kennen sie. Oder doch nicht?

Um diese Frage kreist die fünfteilige ARD-Doku von Tim Evers, die auf Merkels über 30 Jahre in der Politik zurückblickt. Die Autorin Samira El Ouassil glaubt, kein Mensch kenne die Altkanzlerin. Doch genau das schwer Greifbare habe sie mehrheitsfähig gemacht, analysiert Marina Weisband, eine ihrer Kri­ti­ke­r*in­nen in der Doku.

„Jeder hat sich so seine eigene Angela Merkel zurechtprojiziert“, sagt sie. Beide bereichern mit ihren klugen Gedanken den Cast der unterschiedlichen Zeit­ge­nos­s*in­nen von Journalist*innen, Weg­ge­fähr­t*in­nen und Kontrahent*innen, die befragt wurden.

Boss-Girl Angela Merkel

Dass man sie nicht ganz kannte, zeigt ihre ungewöhnlich emotionale Ansprache zum Tag der Deutschen Einheit am Ende ihrer Amtszeit. Darin erzählte sie von ihren Verletzungen als Ostdeutsche, wenn von ihnen als „angelernte Bundesbürger“ gesprochen wurde. Da blitzte etwas durch, das sonst 16 Jahre lang oft verborgen blieb.

„Angela Merkel – Schicksalsjahre einer Kanzlerin“

fünf Folgen in der ARD Mediathek

In der Doku läuft ihre ostdeutsche Perspektive konstant mit. So nähert man sich Angela Merkel an und einem komplexeren Bild von ihr. Mit all ihren Fehlern. Die Doku schaut auf das „Boss-Girl“, wie Marina Weisband sie nennt, die sich zwischen den Chauvis durchsetzen musste.

Sie blickt kritisch auf ihren Umgang mit Wladimir Putin, mit Russland und der Ukraine. Sie schaut auf Merkels „Wir schaffen das“ und ihren nachlässigen Umgang mit der AfD und der Klimakrise. Zuletzt ist die Reihe auch ein Blick auf eine Politik der Zumutungslosigkeit, die heute ausgebügelt werden muss.

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