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Nach dem Bootsunglück vor GriechenlandDie Küstenwache griff nicht ein

Mehrere Hundert Tote befürchtet. Die griechischen Behörden hatten das überfüllte Fischerboot mehr als 10 Stunden lang begleitet, statt einzugreifen.

Ein geretteter Migrant sitzt am Donnerstag vor einer Unterkunft in Kalamata, Griechenland Foto: Stelios Misinas/reuters

Athen taz | Mitunter trifft unbeschreibliches Flüchtlingselend auf ungeheuren Reichtum. Am Mittwoch, kurz vor 12 Uhr, war so ein Moment. Die mondäne, 2008 von der Hamburger Großwerft Blohm+Voss gebaute, 93 Meter lange und geschätzte 175 Millionen US-Dollar teure Luxusyacht „Mayan Queen IV“ der milliardenschweren mexikanischen Familie Baillères fährt mit einhundert Geretteten des verheerenden Bootsunglücks vor der Südwestküste der griechischen Halbinsel Peloponnes in den Hafen der Großstadt Kalamata ein.

Noch tief in der Nacht zu Mittwoch, um genau 2:04 Uhr Ortszeit, hatte der Kapitän eines mehrere Stunden zuvor herbeigeeilten Schiffes der griechischen Küstenwache seiner Einsatzzentrale mitgeteilt, dass das vom ostlibyschen Tobruk in See gestochene Fischerboot mit Kurs auf Italien mit mehreren hundert Flüchtlingen und Migranten an Bord zunächst eine Steuerbord-, dann eine steile Backbord- und schließlich eine weitere Steuerbordwende vollzog.

Sie war so stark, dass das Fischerboot kenterte. Die nautische Terminologie dafür lautet: „Flopping“. Zehn bis fünfzehn Minuten später sank das völlig überfüllte Schiff vollständig. Manche Flüchtlinge und Migranten auf den Außendecks sprangen oder fielen über Bord. Die Griechen starteten eine groß angelegte Such- und Rettungsaktion.

Für das Gros der Bootsinsassen kam jede Hilfe zu spät. Informationen zufolge befanden sich zum Zeitpunkt des Bootsunglücks bis zu 750 Menschen an Bord des Fischerboots. Die insgesamt 104 Geretteten, darunter vier Personen, die direkt von der Unglücksstelle per Hubschrauber nach Kalamata geflogen wurden, waren ausschließlich Männer im Alter von 16 bis 40 Jahren. Laut Medienberichten stammen sie aus Syrien, Pakistan sowie Ägypten. Sie kommen in das Flüchtlingslager in Malakassa nördlich von Athen.

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Es bleibt unklar, wie viele Schutzsuchende ums Leben kamen

Den übrigen Flüchtlingen und Migranten, maßgeblich Frauen, Kindern und Alten, wurde offenbar zum Verhängnis, dass sie sich während der gefährlichen Fahrt nicht auf dem Außendeck, sondern im Zwischendeck und Rumpf befanden. „An Deck des Schiffes waren die Menschen zusammengepfercht, das Gleiche vermuten wir auch für den Innenraum“, sagte ein Sprecher der griechischen Küstenwache.

Bisher sind 79 Tote geborgen worden. Wie viele Schutzsuchende ums Leben kamen, wird wohl nie geklärt werden. Denn das Ionische Meer zwischen Italien und Griechenland ist an der Unglücksstelle, 47 Seemeilen südwestlich der kleinen Küstenstadt Pylos im äußersten Südwesten des Peloponnes, bis etwa 5.000 Meter tief. Daher dürfte auch das gesunkene Fischerboot kaum zu bergen sein.

Der bis zu den bevorstehenden Parlamentswahlen am 25. Juni in Athen amtierende griechische Interimspremier Ioannis Sarmas ordnete am Mittwoch eine dreitägige Staatstrauer an.

In Griechenland ist derweil ein Streit darüber ausgebrochen, ob die griechischen Behörden nicht sofort nach der Lokalisierung des überfüllten Fischerbootes hätten eingreifen sollen. Wie Nikos Spanos, Admiral a. D. der griechischen Marine, im privaten Athener Fernsehsender „Open“ klarstellte, hätten die griechischen Behörden nach dem Eindringen des völlig überfüllten Fischerbootes in den von Athen kontrollierten Seeraum „sofort und unbedingt“ eingreifen müssen, um Menschenleben zu retten. Und dies, auch wenn sich das Fischerboot nicht in griechischen Gewässern befunden habe. Das sei, so Spanos, international eindeutig geklärt.

Die griechische Küstenwache hebt hingegen hervor, dass der Ansprechpartner auf dem Fischerboot jegliche angebotene Hilfe wiederholt abgelehnt habe. Ein Schiff der griechischen Küstenwache begleitete das Fischerboot nur – stundenlang.

Italienische Behörden hatten Griechenland bereits informiert

„Die Flüchtlinge und Migranten wollten nur eines, wie sie uns sagten: ‚Nach Italien weiterfahren‘. Obwohl sie unsere Hilfe ablehnten, blieben wir vor Ort, damit wir bei Bedarf zur Stelle sein konnten“, verteidigte Nikos Alexiou, Sprecher der griechischen Küstenwache, das Vorgehen der griechischen Behörden. „Jeder andere gewaltsame Versuch hätte ein anderes Ergebnis gehabt, da all diese Leute keine Hilfe wollten. Stellen Sie sich vor, wir hätten versucht, sie zu fesseln, sie umzuleiten, und die Menschen, die darauf bestanden, nicht nach Griechenland zu kommen, wären massiv anderswo untergebracht worden. Wir hätten einen Unfall verursacht, ohne die Möglichkeit zu haben, 104 Menschen zu retten“, fügte Alexiou hinzu.

Die griechische Küstenwache hebt hingegen hervor, dass der Ansprechpartner auf dem Fischerboot jegliche angebotene Hilfe wiederholt abgelehnt habe

Dabei hatten bereits am Dienstag um 11 Uhr die Behörden in Rom ihre griechischen Kollegen über die Existenz und Route des Fischerbootes informiert, wie Athen offiziell bestätigt hat. Um 15:35 Uhr habe ein Hubschrauber der griechischen Küstenwache das Fischerboot definitiv lokalisiert. Die Griechen boten zwar ihre Hilfe an, griffen aber nicht ein. Somit verstrichen exakt 10 Stunden und 29 Minuten von der Lokalisierung bis zum unheilvollen Kentern des heillos überfüllten Flüchtlingsbootes.

Die Suche nach weiteren Überlebenden wurde zwar in der Nacht zu Donnerstag fortgesetzt, jedoch ohne Erfolg. „Weder Überlebende noch weitere Opfer wurden in der Nacht entdeckt“, sagte ein Sprecher der Küstenwache am Donnerstagmorgen. Rund 30 Gerettete mussten im Krankenhaus von Kalamata wegen Unterkühlung behandelt werden. Medienberichten zufolge seien derweil sechs der geretteten Männer verhört worden. Es soll sich dabei um die Schlepper handeln.

Unterdessen haben Angehörige der Vermissten den Hafen von Kalamata erreicht. Sie suchen nach Menschen, die sich an Bord des Fischerbootes befanden. Einer von ihnen ist Malek aus Syrien. Er lebt seit sechs Jahren in Deutschland. Er erreichte am Donnerstagmorgen den Hafen von Kalamata, auf der Suche nach seinem 18-jährigen Bruder Mohamed. Sie hatten seit sechs Tagen nicht mehr miteinander gesprochen. Alles, was er wusste, war, dass er Syrien verlassen hatte, um nach Italien zu gehen, wie er erzählt. Marios aus Syrien, der in Zypern lebt, ist ebenfalls auf der Suche, nach seinem Neffen. Sein Neffe sei an Bord des Fischerbootes gewesen, wie er sagt. Was Marios schon weiß: Sein Neffe ist nicht unter den 104 Geretteten.

Der Kardiologe Manolis Makaris, der Gerettete im Krankenhaus von Kalamata behandelt, rief auf Bitten seiner Patienten verzweifelt wartende Familienangehörige in einem Ort in Ägypten an. „Offenbar stammen viele der verunglückten Flüchtlinge aus diesem Ort in Ägypten. Mir wurden viele Fotos von Bootsinsassen auf mein Handy geschickt. Die Absender wollten wissen, ob sie leben. Ich konnte ihnen nicht antworten.“ Er fügte hinzu: „Darunter waren viele Fotos von Kindern“.

Experten warnen schon seit Jahren davor, dass vor allem die Flüchtlingsroute über das zentrale Mittelmeer hochgefährlich sei. Im vorigen Jahr sind nach UN-Angaben in der Region mindestens 326 Menschen ums Leben gekommen. Die Dunkelziffer sei jedoch hoch.

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44 Kommentare

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  • Skatelefants , Moderator

    Vielen Dank für Eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen.

  • "Die Griechen boten zwar ihre Hilfe an, griffen aber nicht ein."

    Ja was hätten sie denn tun sollen? Mit Waffengewalt das Boot entern??? Es wurde Hilfe angeboten, aber die Flüchtlinge wollten unbedingt nach Italien.



    Dieses furchtbare Unglück zeigt einmal mehr das EU-weite Verteilschlüssel niemals funktionieren würden, weil jeder Flüchtlinge eben seine eigene Idee im Kopf hat wo er hinmöchte... - "einfach nur" Asyl und Schutz suchen die Wenigsten, fast alle haben immer sehr genaue Vorstellungen wohin es für sie gehen soll - Verwandte, Bekannte, wirtschaftliche Stärke, etc - das gehört halt auch zur Wahrheit.

  • Ab sofort gilt ein Ausreiseverbot für alle Deutschen.



    Kein Flug nach Mallorca, und nirgendwo sonst hin erlaubt. Anordnung von oben.



    Oder wie nennt man das? Bewegungsfreiheit - ein weltweites menschliches Grundrecht.

    • @Land of plenty:

      Da liegen Sie falsch. Es gibt zwar ein theoretisches weltweites Recht auf Bewegungsfreiheit (wenn man über Einreisebeschränkungen, notwendige Reisepapiere etc. mal hinweg sieht), aber kein (automatisches) Recht auf dauerhafte Niederlassung am Ort seiner Wünsche.

    • @Land of plenty:

      "Keines der Handelsschiffe darf Flüchtlinge retten. Verlangt die Reederei, verlangen die europ. Anrainerstaaten."

      Nachweise bitte.

    • @Land of plenty:

      "Bewegungsfreiheit - ein weltweites menschliches Grundrecht."

      Falls Sie die Erklärung der Menschenrechte meinen... da steht nur, das jeder ein Land verlassen darf (er also dabei nicht behindert werden darf von den hiesigen Behörden). Von Einreise in jedes beliebige Land ist keine Rede.

    • @Land of plenty:

      Dafür müsste Spanien aus der EU austreten. Nur unterstellen wir mal, Spanien würde aus der EU austreten, dann dürfte Spanien selbstverständlich entscheiden, Deutsche nicht mehr einreisen zu lassen. Das gehört zu den Souveränitätsrechten eines jeden Landes.

      Nur wie kommen Sie auf ein Ausreiseverbot? Weshalb sollte Deutschland so etwas anordnen?

      Übrigens, Bewegungsfreiheit im Sinne einer Einreisefreiheit ist kein Grundrecht; allenfalls die Ausreisefreiheit.

    • @Land of plenty:

      Pure Polemik. Totale Bewegungsfreiheit hat kein Mensch außer vereinfacht gesagt Staatschefs und ein paar Diplomaten.



      Ansonsten braucht jeder Mensch weltweit einen Pass und - wenn keine gegenseitige Absprachen zur Reisefreiheit bestehen - ein Visum.



      Das sind weltweite Spielregeln, keine Boshaftigkeit des reichen Westens.

    • @Land of plenty:

      Wenn ich kein Visa habe, dann kann ich auch nicht überall hinreisen wo ich will. Zb. USA...

      Die legen das Recht auf Bewegungsfreiheit falsch aus, wie so häufig...

  • Sie könnten ja auch einfach die selbstorganisierte Seenot-Rettung unterstützen statt Schuld webzuschieben - entweder China oder der Westen, entweder der Kapitän des Bootes oder die Küstenwache.



    Wenn Sie sich informieren bei Med-Alarmphone = Mittelmeer und Alarmphone-Sahara (Wüstentransit), dann erfahren Sie schon genauer, wie die Abläufe sind.



    Es gibt ständig Pushbacks und unterlassene Hilfeleistung.



    Keines der Handelsschiffe darf Flüchtlinge retten. Verlangt die Reederei, verlangen die europ. Anrainerstaaten.



    Die Seebrücke-Proteste gegen die Abschaffung des Asylrechts durch die EU-Regierungen gehen weiter.

  • Und abermals die Frage: WARUM fliehen viele dieser Menschen? WARUM bemüht sich die EU nicht ernsthaft um bessere Lebensbedingungen in den Herkunftsländern? Das geht nicht? Es geht doch!!! Fabrikschiffe, die die Küsten leerfischen und den Leuten die Lebensgrundlage entziehen, hochsubventionierte Waren aus der EU werden qua "Frei"handelsvertrag in die dortigen Märkte gezwungen (!!) um die Profite der europäischen Wirtschaft zu sichern. Das alles wirklich ehrlich anzugehen und nicht mit totel geheuchelten Sonntagsreden zu vertuschen, das ist EINE Möglichkeit, dem Flüchtlingsstrom zu begegnen.

    • @Perkele:

      Klingt nach Märchenwelt.



      1) Die Fabrikschiffe die die Meere leerfischen kommen aus China.



      2) Die Suventionierten Billigprodukte auch.

      Die EU hat Ländern des globalen Süden immer recht vorteilhafte Zollkonditionen angeboten. Z.b. zollfreie Textilimporte wenn das Land im Gegenzug die Zölle auf Industrieprodukte standardisiert (most favored clause).



      Das Problem ist nahezu immer die Korruption. Diese schafft eine schlechtes wirtschaftliche Klima.

      Wir können keine Wunder leisten. Geld schicken hilft nicht. Die letzten 150 Jahre haben gezeigt das nur der Aufbau einer (nocht so kleinen) Exportindustrie ein Land voranbringt.

      • @Michael Renper:

        Sie klingen nach noch mehr Märchenwelt. Sie wissen überhaupt nicht was da los ist. Übrigens das meiste Geld was dort hin geschickt wird kommt von den Migranten die es nach Europa geschafft haben.

      • @Michael Renper:

        Politische und gesellschaftliche Stabilität, gute Verwaltung, Bildung, ein niedriges Maß an Korruption, Aufbau einer produktiven Wirtschaft, die Erzeugnisse hervorbringt, die auf dem Weltmarkt gefragt sind - das alles ist nötig, um ein Land voranzubringen und ein gewisses Maß an Wohlstand zu erzeugen. Wohlstand, der nicht nur einigen wenigen, sondern möglichst vielen zugute kommt.

      • 8G
        80410 (Profil gelöscht)
        @Michael Renper:

        Ahja. Bei Ihnen liest sich das, als sei die EU ein Bund selbstloser Samariter, die völlig unverschuldet auf eine Bande rückständiger Korrupter gestoßen sind und deren edle Macht leider nicht ausreicht, den Wilden die Zivilisation zu bringen.

        Klar hilft Geld schicken nicht.



        Solange Entwicklungshilfe-Gelder in den jeweiligen Ländern wieder nur bei europäischen Firmen landen und die EU damit die eigene Wirtschaft subventioniert (und es damit gleichzeitig möglichen lokalen Konkurrenten schwer macht) ist es eher eine Märchenwelt, in der allein die Korruption afrikanischer Staaten an deren Situation Schuld sein soll - an der übrigens so ziemlich alle globalen Player in den letzten Jahrhunderten auch fleißig und aktiv ihren Anteil hatten.

        Die EU hat genau wie alle anderen großen globalen Player (darunter eben auch China, das die Küsten leerfischt) überhaupt kein Interesse daran, dass sich in besagten Staaten eine international konkurrenzfähige Wirtschaftskraft etabliert.



        Mal abgesehen davon, was das für die Lebenshaltungskosten zuhause bedeuten würde, wenn man gewisse Rohstoffe plötzlich zu einem angemessenen Preis kaufen müsste, ist der Postkolonialismus auch macht- und geopolitisch gewollt. Daran ändern auch die großartigsten Schulen und schicksten Brücken, die man hauptsächlich für das Ansehen zuhauese baut, nichts.

        Funfact am Rande: Afrika ist Europas Müllkippe, was Kleidung angeht. Ihre "recycelten" oder gespendeten Klamotten türmen sich dort in Wahrheit zu unvorstellbaren Bergen auf und vergiften Land, Wasser, Tiere, Menschen.

        Aber hauptsache die Kids können nach dem Abi ein paar Monate zur Missionsschule in Namibia fahren und dann von ihren "lebensverändernden Erfahrungen" schwärmen. - "Ja, war echt toll da, jetzt weiß ich viel mehr zu wertschätzen was wir hier haben." Und danach wird weiter fröhlich in Fast Fashion-Maier geshopped.

        • @80410 (Profil gelöscht):

          👍👍

        • @80410 (Profil gelöscht):

          "Funfact am Rande: Afrika ist Europas Müllkippe, was Kleidung angeht. ..."

          Was in ein Land kommt, sollte von dem auch kontrolliert werden oder es erfolgt untet Zwang. Dann bitte die Zwangsverträge öffentlich machen. Wahrscheinlicher ist aber, dass einige dort glauben, mit der Kleidung ein Geschäft zu machen und sie nicht daran gehindert werden. Das ist failed.

          • 8G
            80410 (Profil gelöscht)
            @fly:

            Vor allem macht Europa ein Geschäft damit, weil man sich nicht um die Entsorgung kümmern muss. Müssten wir den Textilmüll, den wir jährlich produzieren, tatsächlich hier bei uns entsorgen, dann hätten wir ein riesiges Problem - dazu sind wir nämlich nicht einmal ansatzweise in der Lage. Stattdessen wird lieber greenwashing betrieben und das Zeug in arme Länder geschickt, wo man nebenbei mit krummen Deals noch die Korruption fördert.



            Das nenne ich failed.

        • 8G
          80410 (Profil gelöscht)
          @80410 (Profil gelöscht):

          *der Neo-Kolonialismus natürlich, nicht der Postkolonialismus

    • @Perkele:

      "WARUM bemüht sich die EU nicht ernsthaft um bessere Lebensbedingungen in den Herkunftsländern?"



      Die etwas verkürzte/vereinfachte Antwort: Weil die Wähler in den jeweiligen Ländern der EU keine wirklichen Einschränkungen ihres Lebensstandards wollen. Das wäre doch die Folge ,wenn für Rohstoffe und Produkte tatsächlich "faire Preise" gezahlt würden, die Arbeits- und sonstigen Lebensbedingungen vor Ort verbessert würden.Das gilt doch auch für andere Themen wie Klimaerwärmung: Nichts dagegen,solange es nichts kostet!



      Das Problem der Demokratie ist das der Wille der Mehrheit nicht unbedingt die klügste /vernünftigste/rationalste Entscheidung ist.

      Eine weitgehende Abschottung der EU -100% sind gar nicht nötig - ist rein technisch machbar und im Vergleich die preiswerteste und auch bequemste Lösung ,mit der man den gegenwärtigen Wohlstand mehr oder weniger noch für einige Zeit(Jahrzehnte) aufrechterhalten kann.

      • @Mustardmaster:

        ...ach, wenn es nach Ursula von der Leyen ginge, erweitern wir doch die EU noch ein wenig...

        • @Alex_der_Wunderer:

          Eine Aufnahme der nordafrikanischen Staaten in die EU im Tausch gegen die Aufnahme eines Großteils der afrikanischen Geflüchteten?



          Der Vorschlag würde aber natürlich gleich durch beide politische Lager unseres Landes torpediert werden.

          • @Šarru-kīnu:

            ...oder es wäre komplett zu kompliziert für unsere politischen " Lager " -...man sollte da nicht zuviel erwarten...

  • Was hätten die Griechen denn tun können?



    Es ist absolut unverständlich ihnen die Schuld daran zu geben.



    Hätten sie das Schiff kapern sollen? Was wäre dann passiert? Grosse Panik, da die Menschen nach Italien wollten.



    Wenn dann so etwas passiert wäre, möchte ich mir die Realtion hier nicht vorstellen.

    • @R.A.:

      ...wie wir nun schon seit langem beobachten dürfen, können sich Politiker nicht gegenüber den Herrschenden der Länder durchsetzen und ebend auch nicht ver-/-aushandeln.



      Ein Versagen auf ganzer Linie auf Kosten unendlich vieler Menschenleben...eine Schande - zum Fremdschämen...

    • @R.A.:

      Reaktion soll es heissen.

  • 6G
    653903 (Profil gelöscht)

    Hätte Küstenwache das Boot rechtlich übernehmen (Kapern) dürfen?

    • @653903 (Profil gelöscht):

      Das ist ein wenig umstritten.



      An sich erstmal nein: Solange sich der Verantwortliche (Kapitän) des Schiffs weigert darf die Griechische Küstenwache in internationalen Gewässern nicht an Bord gehen.



      Es gibt allerdings einen griechischen Ex-Admiral, der die Meinung vertritt, bei einer so klaren Notlage / Seeuntüchtigkeit / Überladung hätte die Küstenwache doch eingreifen können und müssen.



      Ich halte diesen Standpunkt aber für etwas akademisch, denn ich möchte mir nicht die Panik vorstellen, die auf dem Kahn ausgebrochen wäre, wenn ihn die Küstenwache gewaltsam gestoppt und geentert hätte. Und nicht den Aufschrei in der Presse, wenn der Eimer dann deswegen gekentert wäre. Also kann man der Küstenwache eigentlich keinen wirklichen Vorwurf machen.

  • Eine furchtbare Tragödie. Es fällt mir allerdings schwer zu beurteilen, ob die griechische Küstenwache tatsächlich eine Möglichkeit hatte, entgegen dem Willen der Migranten einzugreifen. Nach Angaben der Küstenwache hatte diese ja mehrfach Hilfe angeboten. Dies trifft wohl auch auf mehrere Frachtschiffe zu, die ebenfalls Hilfe angeboten haben, wie in anderen Medien zu lesen ist. Die Migranten wollten aber offensichtlich unbedingt Italien erreichen. Wirklich ein furchtbares Unglück.

  • "mehr als 10 Stunden lang begleitet, statt einzugreifen."



    Das Schiff befand sich auf Hoheitsgewässer, der Kapitän verweigerte mehrfach die angebotene Hilfe, die Küstenwache durfte rechtlich gesehen gar nicht eingreifen.



    Die Weigerung des Kapitäns lag wohl daran, dass er seine "Passagiere" unbedingt in Italien absetzen wollte. Absolut unverantwortlich und kriminell dieses Handeln .

    • @Rudi Hamm:

      Die Schlepper haben ihr Geld im voraus bekommen, denen ist das egal wo sie die Leute absetzen. Hätten sie eine Vorstellung von den Lebensbedingungen denen die Flüchtlinge entkommen wollen wüssten sie auch, dass diese selten freiwillig umkehren. Arme Menschen nehmen hohe Risiken in Kauf um ihre Lebenssituation zu verbessern.

      • @Andreas J:

        Also wo war dann die Schuld bei der Küstenwache? Sie konnte wohl nichts dagegen machen

        • @Walterismus:

          Schuld ist vor allem die europäische Politik. Der Küstenwache kann man Nötigung vorwerfen. Retten ja, aber dann zurück ins Elend. Kohle weg für nix und die Situation noch schlimmer als vorher weil komplett abgebrannt. Das bedeutet für diese Menschen Hunger, Obdachlosigkeit und macht sie zu Opfer rassistischer Übergriffe und übelster Ausbeutung.

  • "An die Abgeordneten der Europäischen Parlamente: Treten Sie sofort zurück! Ihr Handeln bzw. Nichthandeln widerspricht jeglicher Menschlichkeit und der Menschenwürde, zu der Sie sích als Abgeordnete verpflichtet haben!"



    Ein weiteres Verbrechen also unter der Fahne "Europäischer Humanität"! Es illustriert ganz direkt die erwartbare Praxis der himmelschreienden, neuerlichen Verschärfung der Asylvoraussetzungen, die z.B. bei den sensiblen deutschen Politikern zwar "Bauchschmerzen" hervorruft, aber als ein "Verhandlungerfolg" gilt.... Grausam!!!!

    • 6G
      665119 (Profil gelöscht)
      @Beate Homann:

      Welche Immigrationspolitik hätte das Unglück verhindert? Bitte werden Sie deutlich!

      • @665119 (Profil gelöscht):

        Das fragen sie wirklich? Sichere Fluchtwege, wird seit Jahren ausgerufen.



        Nur paar neue Knäste vor der EU-Grenze bauen, und Frontex stärken das sie besser "pushen" können, sind das genaue Gegenteil. Denn diese Menschen die kaum noch dann Hoffnungen haben, werden in diese Situation gedrängt. Aber vom heimischen warmen Sofa, läßt es sich ja leicht sprechen. Dazu noch nettes Obst und Gemüse aus den flüchtlingsregionen und schwupps passt. Unser Wohlstand ist gebaut auf der Ausbeutung anderen Länder und Menschen...

        • 6G
          652797 (Profil gelöscht)
          @Chris Ehl:

          Gratulation, Sie haben das Prinzip Mensch verstanden.



          Ist nichts neues dass wir uns gegenseitig ausnutzen.

      • @665119 (Profil gelöscht):

        Echte Anlaufstellen für Flüchtlinge an den Aussengrenzen und Schaffung legaler Einwanderungsmöglichkeiten in die EU wären sicher hilfreich.

        Der Seeweg wird nur deshalb genommen, weil Landwege weitestgehend geschlossen wurden. Weiter ist es nicht hilfreich Libyen und eben gerade beschlossen auch Tunesien je über 100 Millionen € pro Jahr zu zahlen nur um Flüchtlinge zu internieren und in ihre Herkunftsländer abzuschieben. Das funktioniert seit Jahren in Libyen nicht also machen wir das in Tunesien auch so... was für ein Käse...

        Jahrhundertelang sind die Europäer in Massen durch die ganze Welt migriert. Gerade vor diesem Hintergrund ist die aktuelle Politik nur noch peinlich.

        Gruß vom Mondlicht

        • @Moonlight:

          Jahrhundertelang sind die Europäer in Massen durch die ganze Welt migriert.

          Ja, sind Sie. Mit furchtbaren Folgen für die Bevölkerung in den jeweiligen Ländern.



          Ihr Vergleich taugt nichts...

        • @Moonlight:

          Und was passiert dann mit jenen, die an den Anlaufstellen abgelehnt und die ungeachtet etwaiger legaler Zuwanderungsmöglichkeiten nicht genommen werden?

  • "Die griechischen Behörden hatten das überfüllte Fischerboot mehr als 10 Stunden lang begleitet, statt einzugreifen." (Unterton: die Schweine!)

    Angenommen das hat sich alles genau so abgespielt, was hätten sie denn tun sollen? Wenn man ein unter fremder Flagge fahrendes Schiff in internationalen Gewässsern aufbringt, gegen den Willen der Besatzung betritt und gar Menschen, die sich freiwillig dort aufhalten, mit Gewalt von Bord bringt, ist das Piraterie oder in diesem Fall sogar ein kriegerischer Akt Griechenlands gegenüber dem Staat, unter dessen Flagge das Schiff fährt. Die Küstenwache musste warten, bis das Unglück passierte.

    Warum sind eigentlich die Italiener nicht gekommen, wenn die doch schon so lange genau Bescheid wussten? Von denen hätten sich die Flüchtenden ja wohl in Sicherheit bringen lassen.

  • Bis zum Kentern des Bootes befand sich dieses offensichtlich nicht in Seenot. Ein Eingreifen der Küstenwache gegen den Willen des Kapitäns wäre Piraterie gleichgekommen.

  • Es wird Zeit, dass die schweigende Mehrheit wieder ihre Empathie mit alle Geflüchteten laut zum Ausdruck bringt, und damit auch in regierungsfähiges Handeln münden läßt. Nicht nur in der Ukraine ist Krieg. In Syrien auch. Im Jemen. Und wenn kein Krieg: dann Hunger, Milizen, die eigenen "Sicherheitskräfte", korrupte Politiker, mit denen wir Geschäfte machen (wollen). Z.B. Modi, Indien.



    Das krasse Gegenteil wäre: Schotten dicht, um jeden Preis. Und wer uns nicht liefern will (mittels Bestechung) was wir brauchen, dann holen wir es uns mit Gewalt.



    Gründe für friedenstiftende Maßnahmen gibt es ausreichend.

    • @LeKikerikrit:

      Kurz, weiter im Imperialismus....wir nennen es dann nur Rohstoff- und Interessenssicherung...soll ja niemand auf falsche Gedanken kommen.