Nach Skandal: Thilo Mischke wird doch nicht „ttt“-Moderator
Der Druck wurde immer größer: Nach Kritik von Kulturschaffenden an Thilo Mischke wird er nun doch nicht die ARD-Kultursendung „ttt“ moderieren.
Wie lief der Fall ab?
Vor Weihnachten hatte die ARD bekanntgemacht, dass Mischke ab Mitte Februar mit Siham El-Maimouni die Moderation der Sendung übernimmt, die traditionell sonntags am späten Abend im Ersten ausgestrahlt wird. „ttt“ zählt zu den bekanntesten Kultur-Formaten der ARD. Die Sendung gibt es seit 1967. Im vergangenen Jahr schalteten durchschnittlich rund 850 000 Zuschauer (Marktanteil 7,4 Prozent) ein. Zudem starte Mischke einen Kultur-Podcast mit der Autorin Jule Lobo, hatte es von der ARD geheißen.
Der Journalist und Autor hatte seinen neuen Job für das öffentlich-rechtliche Fernsehen auf Instagram bekanntgemacht – und sich seither nicht mehr zu dem Fall und der Kritik geäußert. Im Netz war unterdessen der Unmut lauter geworden. Zuletzt kursierte ein offener Brief von Kulturschaffenden, die ihre Zusammenarbeit mit Mischke verweigerten.
Warum die Kritik?
Die Kritik, die Mischke und der ARD entgegenschlägt, dreht sich um die Vergangenheit des Journalisten und Autoren. Im Gespräch war etwa sein Buch „In 80 Frauen um die Welt“ aus dem Jahr 2010. Mischke reiste wegen einer Wette, 80 Frauen zu verführen, um die Welt. Auch sein Buch „Die Frau fürs Leben braucht keinen großen Busen“ stieß auf Kritik. Äußerungen des Journalisten wurden als sexistisch, misogyn und rassistisch wahrgenommen
Die ARD hatte zunächst an der Personalie Mischke trotz Kritik festgehalten und betont: „„ttt“ stellt sich gegen jede Form von Sexismus und Rassismus und steht, genauso wie Thilo Mischke, für Meinungsvielfalt und Toleranz.“ Seit der Veröffentlichung habe er sich „intensiv und selbstkritisch mit den Vorwürfen, darin ein sexistisches Frauenbild vermittelt und stellenweise rassistische Sprache benutzt zu haben, auseinandergesetzt“.
Die Unterzeichner des offenen Briefs hingegen werfen Mischke auch vor, sich nicht kritisch mit seinem früheren Werk auseinandergesetzt und sich nicht ausreichend distanziert zu haben.
Auf dem Instagram-Profil von „ttt“ war an Heiligabend zu lesen, dass man nicht nur Unterstützung, sondern auch kritische Rückmeldungen erhalten habe. „Eines vorweg: Wir hören euch.“ Man bat um Zeit, um das Thema aufzuarbeiten. Mischke und die ARD seien sich laut der Mitteilung einig, „dass es nun vor allem darum geht, einen weiteren Rufschaden von „ttt„ und Thilo Mischke abzuwenden“. Der Journalist selbst werde sich zu gegebener Zeit zur Sache äußern.
Hochkarätige Auszeichnungen in den vergangenen Jahren
Mischke ist seit Jahren vor allem durch Reportagen für den privaten Fernsehsender ProSieben bekannt. Er gewann 2023 den Deutschen Fernsehpreis für seine ProSieben-Reportage „Verlassen und vergessen? Afghanistan im Griff der Taliban“.
Vor der vergangenen Bundestagswahl interviewte Mischke im April 2021 für ProSieben die damals erst frisch gekürte Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock (Grüne). 2020 gewann er den Bayerischen Fernsehpreis für seine ProSieben-Reportage „Deutsche an der ISIS-Front“ über Menschen, die für die Terrormiliz Islamischer Staat in den Krieg ziehen.
Rückhalt von ProSieben: „wilde Jagd“
ProSieben stellte sich in dieser Woche hinter Mischke. Im Netz postete der Sender am Donnerstag auf der Plattform X: „Was für eine wilde Jagd auf @ThiloMischke. Wir schätzen ihn, weil er seit Jahren unfassbar wichtige und gute Reportagen macht, für die er vielfach ausgezeichnet wurde. Ihn nur an einem Buch aus der Damals-Zeit zu messen, ist ein sehr sehr selbstgerechter Ansatz, der viel über diejenigen aussagt, die genau das machen.“
Zudem teilte Sendersprecher Christoph Körfer der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag mit: „ProSieben arbeitet seit Jahren vertrauensvoll mit Thilo Mischke zusammen.“ Man freue sich „auf besondere Thilo-Mischke-Reportagen in 2025 und den Jahren danach auf ProSieben“.
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