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Moshe Zimmermann über Israel-Kritik„Nicht jeder Boykott ist antisemitisch“

Der israelische Historiker verteidigt den Verein „Jüdische Stimme“ – trotz dessen Unterstützung für die Boykottbewegung BDS.

„Nicht jeder BDS-Unterstützer ist zwangsläufig Antisemit“, sagt Moshe Zimmermann Foto: dpa
Jannis Hagmann
Interview von Jannis Hagmann

taz: Herr Zimmermann, gemeinsam mit mehr als hundert jüdischen Intellektuellen wehren Sie sich gegen den Versuch, den Berliner Verein „Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost“ zum Schweigen zu bringen. Warum soll diese Stimme weiterhin zu hören sein?

Moshe Zimmermann: Wir leben in einer Zeit, in der die Meinungsfreiheit immer weiter eingeschränkt wird. Beim Thema Israel spürt man das besonders stark. Stimmen, die sich gegen die israelische Regierung und ihre Unterstützer erheben, werden marginalisiert und unterdrückt. Es ist Zeit, dass wir als israelische Intellektuelle uns wehren.

Wer steht hinter diesem Versuch, kritische Stimmen zu unterdrücken?

Vor allem die israelische Regierung, die die jüdischen Gemeinden im Ausland mit einbezieht. In diesen wie auch in der israelischen Gesellschaft gibt es selbstverständlich eine besondere Empfindlichkeit für Antisemitismus, die sich aktivieren lässt. Weil – wie auch im Fall der „Jüdischen Stimme“ – die Kritik von israelischer und jüdischer Seite kommt, schließen sich auch die nichtjüdischen „Gutmenschen“ an.

Die „Jüdische Stimme“ bezeichnet die israelische Regierung unter Benjamin Netanjahu als „rechtsextrem“. Würden Sie auch so weit gehen?

Die derzeitigen Koalitionsparteien gehören auf jeden Fall nicht zur alten, konservativen Rechten Israels. Sie sind streng nationalistisch und benutzen religiöse Argumente, um die Rechte von Palästinensern zu beschneiden. Wenn das nicht rechtspopulistisch bis rechtsextrem ist, wüsste ich nicht, was rechtsextrem sein soll.

Kürzlich berichtete die taz über ein ­Schreiben, in dem Israel versucht, die Finanzierung von besatzungskritischen NGOs in Israel und Palästina durch Deutschland einzuschränken. Das Jüdische Museum in Berlin wurde als „antiisraelisch“ kritisiert, weil es in einer aktuellen Ausstellung über Jerusalem auch „die muslimisch-palästinensische Sichtweise“ berücksichtigt.

Die israelische Regierung ist auf der Hut vor jeder Art von Kritik. Sie versucht, jegliche Kritik als Teil der Bewegung „Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen“ darzustellen, der Boykott-Kampagne gegen Israel.

Das ist auch der Hauptkritikpunkt an der „Jüdischen Stimme“. Die Gruppe unterstützt die BDS-Kampagne offen, die in Deutschland als klar antisemitisch gilt.

Sie sagen es: „gilt“. Das muss man nachweisen. BDS ruft zum Boykott Israels auf. Das ist nicht automatisch antisemitisch.

Islamistische Organisationen wie die Hamas unterstützen BDS. Und Teile der BDS-Bewegung stellen das Existenzrecht Israels infrage. Anders als im ursprünglichen BDS-Aufruf aus dem Jahr 2005 unterscheiden einige BDS-Aktivisten heute nicht, ob es ihnen um die Räumung der besetzten palästinensischen Gebiete geht oder um ganz Israel.

Es gibt in der BDS-Bewegung viele Leute, die antisemitisch argumentieren. Aber nicht jeder BDS-Unterstützer ist zwangsläufig Antisemit. Auf der anderen Seite ist nicht jeder, der einen Boykott der Siedlungen im palästinensischen Westjordanland unterstützt, automatisch BDS-Mitglied. Diese Behauptung ist eine Technik des Mundtotmachens: In einem ersten Schritt wird jemand als BDS-Unterstützer bezeichnet, in einem zweiten Schritt wird BDS mit Antisemitismus identifiziert.

Bekennt sich die „Jüdische Stimme“ ihrer Auffassung nach deutlich genug zum Existenzrecht Israels?

Soweit mir bekannt ist, wird der Gruppe nichts Gegenteiliges vorgeworfen. Sie kritisieren die Politik der israelischen Regierung und sind für BDS, was ich persönlich nicht unterstütze, weil ich zwischen einem Israel-Boykott und einem Boykott des israelischen Siedlungsunternehmens unterscheide. Ich kann aber verstehen, dass andere diesen Standpunkt vertreten. Man kann die Unterstützung für BDS nicht einfach als Antisemitismus bezeichnen, um so die Meinungsfreiheit zu beschneiden.

Im Interview: Moshe Zimmermann

ist ein israelischer Historiker und Professor emeritus für Neuere Geschichte an der Hebräischen Universität Jerusalem.

In ihrem Aufruf kritisieren sie auch die Antisemitismus-Definition der Internationalen Allianz für Holocaustgedenken, kurz IHRA. Diese wurde auch von der Bundesregierung übernommen. Ihr Kern ist, dass Antisemitismus nicht bei einer Äußerung oder Straftat beginnt, sondern vorher: bei „einer bestimmten Wahrnehmung von Juden“.

Das ist nicht das Problem, sondern dass das, was als „israelbezogener Antisemitismus“ bezeichnet wird, Elemente beinhaltet, die nicht zum Phänomen des Antisemitismus gehören. Die allzu flexible Anwendung der IHRA-Definition führt dazu, dass beinahe jede Art von Kritik an Israel demnach als antisemitisch betrachtet werden kann.

Sie reden vom Zusatz der IHRA-Definition, der explizit betont, dass „auch der Staat Israel (…) Ziel solcher Angriffe sein kann“.

Auch dagegen lässt sich erst einmal nichts sagen. Das Problem ist die Schwammigkeit der IHRA-Definition. Jeder Bezug auf Israel oder israelische Politik steht unter dem Verdacht des Antisemitismus. Die inflationäre Benutzung des Begriffs ist gefährlich. Denn dort, wo Antisemitismus wirklich zu finden ist, wird er möglicherweise nicht erkannt. Das, was vielen Kritikern der israelischen Politik vorgeworfen wird, ist kein Antisemitismus. Deswegen rufen wir auch die deutsche Gesellschaft auf, hier klar zu unterscheiden zwischen Kritik mit Antisemitismus und Kritik ohne Antisemitismus. Diese Unterscheidung steht hinter unserer Unterstützung für die „Jüdische Stimme“.

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33 Kommentare

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  • Wenn es darum geht, die Lebenssituationen in Middle East zu beurteilen, in denen Juden und Muslime um ein Miteinander ringen, ob friedlich oder im Konflikt, sind die Kommentarspalten deutscher Internetauftritte stets gefüllt. Was treibt eine christlich geprägte deutsche community an, die den Mord an 6- Millionen Juden in Europa historisch aufarbeiten sollte, die vor ihnen Geflohenen und deren Nachkommen über die halbe Welt nach Middle East zu verfolgen, um sich über deren Angelegenheiten zu ereifern?

    Eins Satz, den man hier nachlesen kann, sollte uns die Augen öffnen:

    jungle.world/blog/...us-den-nahen-osten

    Zitat:

    "Die verbreitetste Spielart des europäischen Antisemitismus kann man heute ohne Bezug auf den Nahen Osten gar nicht verstehen, denn dabei wird der Antisemitismus an dortige Akteure sozusagen delegiert, ....................."

    Zitat Ende

  • 1979: Iran erklärt sich zur "Islamischen Republik".



    2018: Israel erklärt sich zum "Jüdischen Staat".

  • 8G
    80336 (Profil gelöscht)

    Herzlichen Dank für die Veröffentlichung dieses Interviews.

  • anschließe mich •

  • Sie schreiben auf meine Frage, worin die Unterdrückung bestehe: "Ein Beispiel dafür steht sogar im Text:



    "Kürzlich berichtete die taz über ein ­Schreiben, in dem Israel versucht, die Finanzierung von besatzungskritischen NGOs in Israel und Palästina durch Deutschland einzuschränken..."". Das ist keine Unterdrückung der "NGOs", die diese Bezeichnung übrigens nicht verdienen, weil sie zu einem erheblichen Teil von ausländischen Regierungen mit Staatsknete finanziert werden. Die betreffenden Organisationen sind in Israel nicht verboten worden, sondern die israelische Regierung hat lediglich eine Forderung an Deutschland gerichtet, die Deutschland nicht erfüllen muss. Dass sich ein Land davor schützen will, dass andere Staaten sich durch finanzielle Unterstützung politischer Organisationen in die inneren Angelegenheiten des Landes einmischen, ist normale Staatspraxis. In Deutschland verbietet es z. B. das Parteiengesetz, dass Parteien größere Spenden aus dem Ausland annehmen; eine Regelung, mit der bekanntlich die AfD vor Kurzem Probleme bekam. Da sprach aber mit Recht niemand von "Unterdrückung".

    Zu meiner Frage, weshalb Juden nicht aus Israel fliehen, sagen Sie, dass die Juden "mehrheitlich" von der israelischen Regierung nicht zu befürchten hätten. Wollen Sie damit behaupten, dass eine Minderheit der Juden etwas zu befürchten habe? Wenn ja: Wieso fliehen denn nicht Angehörige dieser Minderheit aus Israel?

    Und was meine Frage betrifft, wieso die israelischen Araber nicht aus Israel fliehen, antworten Sie: "Was die Araber angeht, nun ja sie stehen bekanntermaßen in Israel gesellschaftlich nicht auf einer Stufe mit den Israelis, egal wie loyal sie sich verhalten." Diese Behauptung ist keine Antwort, da sie mit dem Thema "Flucht" nichts zu tun hat. By the way: Die israelischen Araber stehen sehr wohl "auf einer Stufe mit den Israelis", denn sie haben die israelische Staatsbürgerschaft und sind damit selbst Israelis.

    • @Budzylein:

      Von den Änderungen an der israelischen Verfassung vom letzten Jahr haben sie offenbar nicht gehört?

      • 8G
        88181 (Profil gelöscht)
        @Volker Maerz:

        Was besagen denn die Änderungen?

        • @88181 (Profil gelöscht):

          Here - have a look at -

          www.zeit.de/politi...-gesetz-siedlungen



          “Israel verabschiedet Gesetz zu "jüdischem Nationalstaat"

          Die EU spricht von Diskriminierung, arabische Abgeordnete vom "Tod unserer Demokratie": Ein neues Gesetz sieht vor, dass Israel der Staat "für jüdische Menschen" ist.“







          “Im Ausland kritisierte das Amerikanische Jüdische Komitee, das die jüdische Diaspora vertritt, die Verabschiedung des Gesetzes sei eine tiefe Enttäuschung. Es gefährde "die Verpflichtung der Gründer Israels, ein Land aufzubauen, dass zugleich jüdisch und demokratisch ist".“

          • @Lowandorder:

            Also im Grunde das, was Israel die ganze Zeit ist und wozu gegründet wurde, nur jetzt halt auf Papier.

    • @Budzylein:

      War @ JAN BERGER.

  • Jeder Staat wäre m. E. gleich zu behandeln. Aber bei Israel ist das offensichtlich ein Problem. Es ist jedem freigestellt, die USA, den Iran oder Deutschland zu kritisieren. Hier oder in Israel käme niemand auf die Idee Kritik am Iran als anti-islamisch zu bezeichnen, obwohl sich der Iran als Islamischer Staat definiert.



    Geht es aber um Kritik an Israel wird es schwierig, weil sofort eine Vermengung mit dem Staat, der jüdischen Religion, Tradition und Geschichte erfolgt: Israel= jüdischer Staat, Kritik an Israel=Antisemitismus=Shoa. Das lässt sich zwar im Geiste nach all den Progromen und Massakern an Juden nachvollziehen, macht die Sache aber nicht gerechter.



    Der Staat Israel sollte keine Sonderbehandlung gegenüber anderen Staaten geniessen. Diese bekommt er jedoch in vielerlei Hinsicht schon lange, weil die westliche Welt gerne wegschaut, wenn in Israel Dinge gesehen, die bei anderen Staaten nicht toleriert würden, etwa beim Thema Menschenrechte, Besatzung oder international tätigen Killer-Kommandos.



    Der Staat Israel ist nicht das heilige Land aus der Bibel, sondern ein Staat wie viele Staaten: mit guten sowie schlechten Seiten, Widersprüchen und einer schwierigen innenpolitischen Konstellation. Diese wird wie in anderen Ländern auch mit dem Festhalten an und Erschaffen von äusseren Feinden, sowie der eigenen Überlegenheit überdeckt. So wie das Russland etwa auch macht. Russland wird aber kritisiert und sanktioniert für die Annexion der Krim. Bei Israel ist Kritik Antisemitismus und damit ist sie tabu. Die Annexion von Ostjerusalem hat man eh schon lange vergessen.



    Sind das die Vorstellungen wie man mit den gewaltigen Problem im Nahen Osten umgehen will? Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen und noch schlimmer, nichts unternehmen?

    • @ecox lucius:

      Menschenrechtsverletzungen von Seiten des US-amerikanischen, russischen, türkischen, ungarischen oder saudi-arabischen Staates werden auch weitgehend "toleriert", ohne entsprechende Boykottkampagnen. Von daher sind die Prioritäten von BDS mMn seltsam, so unerträglich Netanjahus Politik auch ist.

  • Das Gejammer von Moshe Zimmermann über "Mundtotmachen" und "Meinungsfreiheit … beschneiden" läuft darauf hinaus, Kritik an BDS nur in weichgespülter Form für legitim zu halten. Niemand hat irgendwo BDS verboten. Niemand hat BDS-Unterstützer daran gehindert, ihre Meinung zu äußern. Es wird lediglich der Vorwurf des Antisemitismus erhoben. Und Antisemiten haben nirgendwo etwas zu befürchten, solange sie keine Formalbeleidigungen gegen Juden äußern, sondern "nur" alles dafür tun, Israel plattzumachen (den Rest erledigen dann andere).

    Zimmermann sagt: "Stimmen, die sich gegen die israelische Regierung und ihre Unterstützer erheben, werden marginalisiert und unterdrückt." Gibt es in Israel keine Opposition? Gibt es dort keine freien Wahlen? Worin besteht die "Unterdrückung"?

    Und wenn die israelische Regierung "rechtsextrem" sein soll: Wieso flüchten eigentlich nicht massenhaft Israelis, Juden wie Araber außer Landes? Man kann von Israel nach Deutschland ohne Visum einreisen und hier Asyl beantragen. Macht bloß keiner. Vielmehr fliehen haufenweise Juden aus Europa nach Israel.

    Und wieso fragt der Interviewer Herrn Zimmermann nicht mal, wieso seiner Ansicht nach im Westjordanland keine Juden wohnen dürfen? So von wegen "multikulturell, divers und weltoffen". Gilt wohl alles nicht für Juden im Westjordanland. Wie selbstverständlich wird die Forderung, dass das Westjordanland judenfrei zu sein habe (wie jetzt schon der Gaza-Streifen), permanent und unwidersprochen in Germany´s "Qualitätsmedien" verbreitet.

    Ob die taz zur Abwechslung irgendwann mal ein Interview zu BDS mit Wolfgang Gedeon (AfD) bringt, der immer genannt wird, um den Vorwurf des Antisemitismus gegen die AfD zu begründen (obwohl der Parteivorstand ihn wegen seines Antisemitismus ausschließen will; www.tagesschau.de/...fd-gedeon-105.html )? Gedeon vertritt, wie seinem Wikipedia-Eintrag zu entnehmen ist, zum Thema "BDS und Antisemitismus" ähnliche Thesen wie Zimmermann.

    • @Budzylein:

      ... wieso seiner Ansicht nach im Westjordanland keine Juden wohnen dürfen? ... Gilt wohl alles nicht für Juden im Westjordanland. ...die Forderung, dass das Westjordanland judenfrei zu sein habe ...

      Das Westjordanland und wahrscheinlich auch Gaza war seit vielen Generationen nie "judenfrei" und das wurde auch nicht gefordert. Es gab seit biblischen Zeiten dort Juden, die arabisch sprachen und wie die Muslime und Christen um sie herum im osmanischen Reich, im britischen Mandat, in Jordanien und dann unter israelischer Besatzung weiterlebten. Sie waren immer Juden, wurden nicht vertrieben und sind kein Thema.



      Es geht hier um etwas ganz anderes: Das Westjordanland ist ganz schlicht, wenn wir mal all unsere Emotionen um Israel und Palästina herum weglassen, völkerrechtlich unter militärischer Besatzung Israels infolge des Krieges von 1967. Es gibt klare Regeln für eine solche Besatzung. Dazu gehört unter anderem, dass es streng verboten ist, eigene Bevölkerung des besetzenden Staates dort anzusiedeln. Ich bin keine Juristin des Völkerrechts, doch mir erschließt sich leicht, dass eine solche Ansiedlung nur sinnvoll ist, wenn die Absicht besteht, sich das besetzte Gebiet anzueignen. Und danach sieht es heute leider auch aus.



      Noch 1989, also über 20 Jahre nach der Besetzung, wurde mir in Israel im Kibbutz und von allen Bekannten erklärt, dass natürlich diese Gebiete "zurück" gegeben werden sollten, im Tausch gegen Frieden, wie der Sinai... Führt hier zu weit, zu diskutieren, an wen und was hinter den Oslo-Plänen ursprünglich stand und woran bzw. an wem sie gescheitert sind... Klar ist, wer die (rein) jüdisch-israelischen Siedlungen (in die Palästinenser*innen nicht fahren dürfen...) nicht will, tritt zunächst mal für die Einhaltung des Völkerrechts ein. Will vielleicht 2. eine Zweistaatenlösung möglich erhalten ... Vokabular wie "judenfrei" ist hier völlig irreführend, wird nicht mal von Palästinensern benutzt. Wozu diese schräge Argumentation?

    • @Budzylein:

      „Es wird lediglich der Vorwurf des Antisemitismus erhoben.„

      „lediglich“‘) mal eben so? Ohne nachzudnken? Ohne weitere Bedeutung?

      Antisemitismusvorwürfe sind kein politisches Spielzeug, dass beliebig verwendet werden kann und n der Verwendung noch cht verwässert werden sollte.

    • @Budzylein:

      Wurden nicht in münchen Veranstaltung von BDS verboten? Gab es nicht zum Teil gewalttätige Angriffe? Und ist die wikipedia nicht voll mit Diffamierungen von Unterstützer?

      Insofern halte ich das "Gejammer " für völlig berechtigt und wenn man Kritik, die so ausführlich wie in dem Interview daher kommt, nicht mit so dummen Phrasen diskreditieren würde, wäre die Debatte glaubwürdiger. So sieht es tatsächlich so aus, als ob hier geschulte Geheimdienst Operationen Hass schüren sollen.

      • @Struppi:

        Nein, in München wurde keine BDS-Veranstaltung verboten. Die Stadt hat sich lediglich geweigert, Räume für BDS-Veranstaltungen zur Verfügung zu stellen, was vom Verwaltungsgericht für rechtmäßig gehalten wurde, s. z. B. hier: www.sueddeutsche.d...sgericht-1.4260320

        Abschließend kann ich Ihnen sagen: Ich fühle mich geradezu geschmeichelt, dass Sie bei meinen Ausführungen an eine Schulung durch einen Geheimdienst denken. Leider muss ich Sie enttäuschen; ich bin von niemandem geschult worden und auch (außer in ver.di) in keiner politischen Organisation Mitglied, sondern äußere hier nur meine private Einzelmeinung.

    • @Budzylein:

      Sie unterstellen Zimmermann, dass er der Meiung ist, im Westjordanland sollten keine Juden wohnen. Das hat er nie behauptet.



      Deutschlands Qualitätsmedien behaupten auch nicht permanent und unwidersprochen, dass das Westjordanland judenfrei sein soll.



      Rechtspopulistische bis rechtsextreme Regierungen führen auch nicht in jedem Fall zur Massenflucht.



      Ein Gleichsetzungsversuch von Gedeon und Zimmermann ist auch nicht angemessen.



      Ihre Behauptungen sind genauso problematisch, wie BDS: Aber zum Glück haben sie wich auch nichts zu sagen. Außer hier in den Kommentaren.

      • @Hans-Jürgen Schröer:

        Was sind denn die Siedlungen im Westjordanland, die von BDS & Co. ständig kritisiert werden? Siedlungen sind Ansammlungen von Häusern, in denen Menschen wohnen. Und in den jüdischen Siedlungen im Westjordanland wohnen Juden. Wo im Westjordanland sollen die denn sonst wohnen?

        Mit Begriffen wie "rechtsextrem" oder - nicht in diesem Interview, aber sonst häufig in deutschen Medien verwendet - "ultrarechts" ist man in Deutschland auch immer schnell bei der Hand, wenn es um israelische Regierungen geht. Und da fragt man sich schon, was an einer Regierung "rechtsextrem" sein soll, wenn niemand vor der Regierung flüchtet. "Rechtsextrem" ist übrigens ein Begriff, der hierzulande oft - und mit Recht - für die NPD verwendet wird. Wäre die NPD in Deutschland an der Macht, hätten hierzulande viele einen Grund zur Flucht.

    • @Budzylein:

      Deine Reaktion bestätigt eigentlich den Kern von Zimmermanns Aussage. Allein mit den ersten beiden Worten sprichst du Zimmermann jede Legitimation seiner Worte ab. Gejammer ist ja meistens übertrieben und subjektiv, hält also der Realität nicht stand.

      "Niemand hat irgendwo BDS verboten. Niemand hat BDS-Unterstützer daran gehindert, ihre Meinung zu äußern. "

      Das behauptet Zimmermann doch gar nicht. Er sagt nur, dass er den pauschalen Antisemitismusvorwurf an BDS für falsch hält, weil eben nicht alle BDS-Mitglieder sich antisemitisch äußern.

      "Gibt es in Israel keine Opposition? .....Worin besteht die "Unterdrückung"?"

      Ein Beispiel dafür steht sogar im Text:

      "Kürzlich berichtete die taz über ein ­Schreiben, in dem Israel versucht, die Finanzierung von besatzungskritischen NGOs in Israel und Palästina durch Deutschland einzuschränken..."

      Des weiteren bekommt man ja immer mal wieder mit, wie kritische Stimmen in Israel auf eine Stufe mit Volksverrätern gestellt werden. Nein das Wort Verräter habe ich mir hier nicht ausgedacht.

      Ja es gibt in Israel eine Opposition, aber die ist leider nicht geeint genug, um der aktuellen israelischen Regierung wirksam die Stirn zu bieten. Außerdem heißt Opposition nicht automatisch, dass man das genaue Gegenteil der Regierung ist. Wir haben beispielsweise eine mehrheitlich konservative Regierung in Deutschland und trotzdem sitzen die erzkonservativen Nationalisten mit in der Opposition.

      "Und wenn die israelische Regierung "rechtsextrem" sein soll: Wieso flüchten eigentlich nicht massenhaft Israelis, Juden wie Araber außer Landes?"

      Juden haben mehrheitlich von der israelischen Regierung nichts zu befürchten. Was die Araber angeht, nun ja sie stehen bekanntermaßen in Israel gesellschaftlich nicht auf einer Stufe mit den Israelis, egal wie loyal sie sich verhalten.

      Sorry aber dein Text gibt keine Gegenargumente, nur haltlose Behauptungen wieder.

      • @Jan Berger:

        Noch was: Sie schreiben, dass Zimmermann doch gar nicht behaupte, BDS-Unterstützer würden daran gehindert, ihre Meinung zu äußern. Das ist falsch. Zimmermann spricht ausdrücklich davon, dass durch den gegen BDS erhobenen Antisemitismusvorwurf die Meinungsfreiheit beschnitten werden solle. Und das ist Unfug, genauso wie es z. B. Unfug wäre, zu behaupten, der gegenüber der AfD erhobene Vorwurf des Antisemitismus beschneide die Meinungsfreiheit der Mitglieder und Anhänger der AfD.

        BDS-Unterstützer haben in Israel wie in Deutschland volle Meinungsfreiheit. Diese haben aber auch diejenigen, die BDS für antisemitisch halten, und die gibt es nun mal, z. B. mich. Und dass es diese Gegenmeinung gibt, müssen die BDS-Unterstützer eben aushalten. Davon wird weder ihre Meinungsfreiheit beschnitten noch werden sie mundtot gemacht, wie Zimmermann behauptet. Sie werden einfach nur scharf kritisiert - ebenso, wie sie Israel scharf kritisieren. Zimmermann kann oder will diese Kritik aber offenbar nicht ertragen, und deswegen werfe ich ihm "Gejammer" vor.

  • Wenn ich offen die AfD, die NPD oder die Reichsbürger unterstütze, weil sie die heutige Politik Deutschlands kritisieren, bin ich noch lange kein Nazi.

    Natürlich nicht. Da hat Herr Zimmermann recht. Aber heikel ist das trotzdem.

    Der Feind meines Feindes ist leider nicht automatisch mein Freund, das sollte Herr Zimmermann bedenken.

    • 8G
      80336 (Profil gelöscht)
      @Links van der Linke:

      Ihre Tat, Herrn Professor Moshe Zimmermann wahrheitswidrig und wissentlich eine Aussage unterzuschieben, die er definitiv und nachweisbar nicht gemacht hat, wie jeder Leser rasch feststellen kann, so er in der Grundschule die deutsche Sprache erlernt und den Artikel gelesen, auch noch dafür zu verwenden, um Sie Ihre völlige Ahnungslosigkeit bezüglich der Anwendung des Analogieschlusses zu offenbaren, wird nur noch davon übertroffen, dass Sie trotz all dem sich dazu berufen sehen, ausgerechnet vorhandenem Intellekt einen Rat erteilen zu müssen.



      Diesen Habitus hatte ich bisher nur rechts von rechts aufgefunden.

  • "BDS ruft zum Boykott Israels auf. Das ist nicht automatisch antisemitisch."

    Doch, das ist nur eine Umformulierung des "guten alten "Kauft nicht bei Juden"". Wenn das nicht antisemitisch ist, dann weiß ich nicht weiter.



    Ich bin sicher kein Freund von Netanjahus Politik, ich mag generell wenige bis keine Berufspolitiker und er gehört eher zu den beschisseneren. Aber nur weil der Typ Scheißpolitik macht, muss man noch lange nicht Israel, bzw irgendwelche Produkte aus den "Siedlungen" boykottieren.



    Andersherum sollte mensch dann auch Deutschland und alle Länder boykottieren die Waffen an Länder wie die Türkei oder Saudi Arabien liefern, oder in eine andere Form von kriegerischer oder wirtschaftlicher Unterdrückung von anderen Regionen der Welt verwickelt sind. Und jetzt? Konsumieren wir nur noch das was der Garten hergibt weil die Welt schlecht ist? Macht auch kaum eine Sau... Schön beim Discounter die billig-Klamotten gekauft und dann "Yeah, BDS" schreien? Hahaha... ich mach mir die Welt...

    • @Neinjetztnicht:

      „... muss man noch lange nicht Israel, bzw irgendwelche Produkte aus den "Siedlungen" boykottieren.“

      Die Siedlungen liegen nicht in Israel. Insofern findet auch kein Boycott Israels statt.

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    "Es gibt in der BDS-Bewegung viele Leute, die antisemitisch argumentieren. Aber nicht jeder BDS-Unterstützer ist zwangsläufig Antisemit."

    Was für ein Armutszeugnis für die Leute innerhalb des BDS, die keine Antsemiten sind. Das ist ungefähr so wie mit den Nazis in der AfD.

    "Man kann die Unterstützung für BDS nicht einfach als Antisemitismus bezeichnen, um so die Meinungsfreiheit zu beschneiden."

    Nun ja, BDS fordert ein Rückkehrrecht für 5 Millionen palästinensische "Flüchtlinge", deren Status als Flüchtling sich exclusiv vererbt, nach Israel. Das heißt, BDS fordert das Ende Israels.

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Gleiches Existenzrecht für alle scheint nicht dein Ding zu sein. Wenn dir der vererbbare Flüchtlingsstatus so gegen den Strich geht, verstehe ich nicht, inwiefern ein religiöses Schriftstück ein Siedlungsrecht begründet.



      Deinen inherenten Widerspruch verstehst du schon selbst, gehst aber darüber hinweg.

      • 8G
        88181 (Profil gelöscht)
        @Hampelstielz:

        Die Palästinenser hätten schon längst ihren eigenen Staat haben können, sie haben aber Krieg und Terror den Vorzug gegeben.

        Wissen Sie denn, was Hamas fordert? Oder die Fatah? Glauben Sie allen Ernstes, dass die zu Verhandlungen bereit sind.

        Ihre Eliten leben gut alimentiert von den Milliarden aus dem Westen, unterdrücken brutal ihre Bevölkerung. Warum sollten sie daran was ändern wollen? Stellen sie doch seit Jahrzehnten unter Beweis, dass sie zur Bildung eines halbwegs zivilisierten Staatswesen nicht willens oder nicht in der Lage sind.

        Was sagen sie zu den Millionen palästinensischer Flüchtlingen in den arabischen "Bruderstaaten", die dort vor sich hinvegetieren? Nichts, nehme ich an.

        Tausende Palästineser wurden in Syrien getötet. Hört man dazu was von BDS et. al? Es geht ja nicht für die Palästinenser, es geht gegen Israel.

        " inwiefern ein religiöses Schriftstück ein Siedlungsrecht begründet."

        Es gibt also kein Siedlungsrecht. Willkommen beim BDS.

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Das ist mehr wie Nazis in der Friedensbewegung. BDS ist eine Bewegung.

      Insgesamt ist das sowoso zu kurz gedacht.

      Man muss ja auch nicht gegen den istaelischen Staat sein nur weil es auch nationalistische rechtsextreme Israelis gibt.

      Die Fragestellung lautet: Ist Opossition zuristaelisvhen Siedlungspolitik antisemitisch.

      • 8G
        88181 (Profil gelöscht)
        @Rudolf Fissner:

        Keine Opposition gegen die Siedlungen ist per se antisemitisch.

        Aber dieses öde einseitige Daraufrumgereite, dass nur die Siedlungen einen Frieden, bzw. eine Zweistaatenlösung verhindern würden, ist Käse.

        Die besetzten Gebiete sind Resultate militärischer Auseinandersetzungen und können nur auf dem Verhandlungsweg geklärt werden.

        Nur, mit wem soll Israel denn verhandeln? Mit der Hamas, mit der Fatah?

        Die wollen beide eine Einstaatenlösung ohne Juden. Das scheint mir eher das Problem zu sein.

        • @88181 (Profil gelöscht):

          Wenn man denkt, dass man bei der Bevölkerung einer Region bzw. mit Menschen, die sich mit Konflikten auseinandersetzen, durchgehen oder hauptsächlich um Terroristenfreunde (or whatever) handelt, dann ist die Anzahl der Schubladen natürlich schön überschaubar und die Welt einfach gestrickt.

          Ich wüsste auch nicht das Gruppen der Hamas oder der Fatah in Deutschland (nennenswert) unterwegs sind.

          • @Rudolf Fissner:

            Das Gerede über Hamas usw. in ihrer Nähe ist irreführend. Es geht um Israel, das umgeben von Staaten ist, deren Antisemitismus Staatsräson ist. Irgendwelche Menschen setzen sich irgendwie mit Konflikten auseinander, bitte was soll das sein. Die Schublade Nichtdenken wollen Halbwissen ist da mehr als geöffnet.