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Mögliches Ende der Mali-MissionEine leere Drohung

Kommentar von Katrin Gänsler

Wegen der Kooperation mit russischen Söldnern droht die Verteidigungsministerin, deutsche Soldaten abzuziehen. Den malischen Putschisten dürfte das ziemlich egal sein.

Bald weg? Ein Soldat der Bundeswehr nahe des Stützpunktes in Gao im Norden Malis Foto: Michael Kappeler/dpa

V erteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer hat den geplanten Söldner-Deal zwischen Mali und der russischen Sicherheitsfirma Wagner „sehr besorgniserregend“ genannt. Würde dieser tatsächlich zustande kommen, müssten Konsequenzen gezogen werden. Die Bundeswehr beteiligt sich mit bis zu 1.700 Sol­da­t*in­nen an den Missionen der Vereinten Nationen und der EU in dem Krisenstaat. Nach der Empörung aus Paris – Außenminister Le Drian sagte, dass ein Eingreifen einer solchen Gruppe mit der französischen Präsenz nicht vereinbar sei – war klar, dass sich auch Berlin positionieren muss.

Die Androhung, die Missionen aufzukündigen, dürfte die Junta allerdings wenig interessieren. Vor 13 Monaten machte sie zwar Hoffnung auf Besserung. Doch die Putschisten ziehen längst ihren eigenen Plan durch und führen die internationale Gemeinschaft noch mehr vor als die frühere Regierung unter Ibrahim Boubacar Keïta.

Zwar haben die zahlreichen Missionen seit 2013 nicht zur Stabilisierung oder gar Terrorbekämpfung beigetragen. Dass das nun ausgerechnet russischen Söldnern, denen beispielsweise in der Zentralafrikanischen Republik Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden, gelingen soll, klingt aber völlig unplausibel. Stattdessen macht die Vorstellung Angst. Schließlich sollen sie offenbar auch die malischen Streitkräfte ausbilden, die ebenfalls immer wieder Menschenrechte verletzt haben. Auch steht es im Widerspruch mit dem, was Ex­per­t*in­nen empfehlen und sich die Bevölkerung wünscht: Die militärische Lösung ist gescheitert. Vielmehr braucht es Strategien, die die Ma­lie­r*in­nen mit einbeziehen.

Letztlich zeigt die Debatte erneut: Es geht weniger um Terrorbekämpfung, sondern um korrupte und unzuverlässige Regimes, gleich, ob diese gewählt wurden oder die Macht an sich gerissen haben. Hier ist auch die internatio­nale Gemeinschaft in der Verantwortung. Wenn sie lange und milliardenschwere Einsätze akzeptiert, muss sie auch Druck machen dürfen und Gegenleistungen einfordern – und nicht erst dann, wenn fast alles zu spät ist.

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Westafrika-Korrespondentin
Nach dem Abitur im Münsterland bereiste sie zum ersten Mal Südafrika und studierte anschließend in Leipzig, Helsinki und Kopenhagen Journalistik und Afrikanistik. Nach mehreren Jahren im beschaulichen Schleswig-Holstein ging sie 2010 nach Nigeria und Benin. Seitdem berichtet sie aus ganz Westafrika – besonders gerne über gesellschaftliche Entwicklungen und all das, was im weitesten Sinne mit Religion zu tun hat.
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12 Kommentare

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  • Mir scheint die eigentliche Aufregung dreht sich weniger darum das die malische Regierung private Militärdienstleister engagieren will,sondern das es ausgerechnet Russen sind. Wäre ein us-amerikanisches Unternehmen wie Academi beauftragt worden,würde das wahrscheinlich kaum solche Wellen geschlagen haben. Auch würde wohl der Begriff "Söldner" nicht so penetrant benutzt werden.

    Interessant auch was im Tagesspiegel dazu steht(www.tagesspiegel.d...ali/27621586.html) Der Twitterankündigung der Verteidigungsministerin eventuell Konsequenzen zu ziehen,wurde von Graf Lambsdorff widersprochen:"Lambsdorff sprach von einem Affront gegenüber dem Bundestag. Den Funke-Zeitungen sagte er: „Das Hauptziel des Bundeswehreinsatzes in Mali ist die Verhinderung der Planung terroristischer Anschläge auf europäisches Gebiet. Dieses realistische Ziel ist bisher erreicht worden.“



    Kann ich nicht beurteilen, diese Ausssage steht auch im Widerspruch zu dem was Autorin Gänsler schreibt:Auch steht es im Widerspruch mit dem, was Ex­per­t*in­nen empfehlen und sich die Bevölkerung wünscht:



    "Die militärische Lösung ist gescheitert. Vielmehr braucht es Strategien, die die Ma­lie­r*in­nen mit einbeziehen."



    Wenn aber das Militär gescheitert ist,dann müßen die ausländischen Truppen erst recht abziehen.Eine Strategie die Malier mit einzubeziehen,wäre einfach sich völlig aus malischen Angelegenheiten raus zu halten.



    Zudem: Expertenmeinungen sehr oft unterschiedlich.Alleine auf naturwissenschaftlichen Gebiet. Bei politischen Expertisen steht eh meist die persönliche Ansicht im Vordergrund.



    Zu behaupten den Wunsch von 19,5 Mio. Menschen zu kennen, ist die gleiche Anmaßung wie beim angeblichen "Wählerwillen",der gerne beim Koalitionsgemauschel nach der Wahl von jedem anders ausgelegt wird!

  • Auf die Idee mit den Russen zusammenzuarbeiten kommt man im AA nicht? Warum? Hier könnte doch eine Arbeitsteilung funktionieren.

    • 8G
      83379 (Profil gelöscht)
      @Robert Zeisig :

      Wagner ist in schwere Menschenrechts und Kriegsverbrechen verwickelt mit denen will das AA nicht zusammenarbeiten aus guten Gründen.

  • Vor allem wäre einmal Ehrlichkeit über die Beweggründe für den Mali-Einsatz geboten. Ist es überhaupt um Demokratie und Menschenrechte gegangen, oder nur um den Schutz vor Aufständischen beim Uran-Abbau der französischen Framatom?

  • Wenn die Bundeswehr aus Mali abzieht, wäre damit vor allem Putins Wunsch erfüllt. Er könnte dann auch Mali zum russischen Einflussgebiet erklären. Ob damit der Krieg in Mali beendet wäre, ist kaum anzunehmen.



    Außerdem könnte Russland Ärger mit dem kommunistischen China bekommen. Auch die Chinesen sind in Afrika unterwegs, um sich strategische Vorteile und Zugang zu den Rohstoffen zu verschaffen.

  • Zeir, das die Pazifisten Deutschlands aufstehen und sich zumindest ein paar Gedanken machen, was sie zum weiteren Vorgehen beitragen können.

  • Bundeswehreinsatz in Mali mit, in Niger ohne Bundestagsmandat, ist noch einmal andere Adresse als der Afghanistaneinsatz 2002-2021. Warum, Mali, Niger sind Teil postkolonialer CFA Franc Währungszone, zu der 14 Sahelzone Länder mit heute 150 Millionen Einwohnern gehören, 1945 von Frankreich als vormaliger Kolonialmacht gegründet nach Bretton Wood Weltwährungsabkommen 1944, mit Maßgabe, dass 50-80 % deren Devisen-, Goldbestände zur angeblichen Stabilitätssicherung des CFA Francs, angekoppelt an französischen Franc, bei französischer Nationalbank Paris hinterlegt sind. Was in diesen Ländern oft zu Unruhen, Aufständen führt, sich aus CFA Franc Zone zu lösen, über eigene Währungen souverän zu bestimmen, auf wirtschaftliche Tendenzen mit Ab- und Aufwertung reagieren zu können. Paris schreckte dabei nachweislich nicht vor Initiative und Unterstützung politischer Morde gegen Oppositionelle zurück. Kanzler Helmut Kohl erwies sich nach deutscher Einheit 1990 einheitsblind zu schwach, französischem Präsidenten Francois Mitterand im Wege € Einführung 1998 Ankoppelung CFA Währungszone an Eurozone unter vorherigen Bedingungen gegenüber französischer Nationalbank nun EZB in Frankfurt/Main angesiedelt zu versagen, statt mit € Einführung Entkolonialisierung afrikanischer Länder deren Finanzen, Wirtschaft auf die Agenda zu setzen. Dabei ist es seit 1998 geblieben mit verhängnisvoller Entwicklung u. a. in Mali, Niger, Benin, Burkina Faso, Guinea-Bissau, Elfenbeinküste, Senegal, Togo, Kamerun, Zentralafrikanische Republik, Tschad, Kongo, Äquatorialguinea und Gabun.

    Bundesregierung versucht offensichtlich nach gescheitertem Afghanistaneinsatz 2021 mit Verweis auf russisch-private Wagner Söldner Gruppe in Mali Argumente aufzubauen, sich Verpflichtung gegenüber Frankreich aus Militärkomponente deutsch-französisch Aachener Vertrag Januar 2019 zur Bestärkung Elysee Vertrages 1963 gesichtswahrend zu entziehen ohne CFA Franc Währungszone angekoppelt an Eurozone infrage stellen zu wollen?

  • Bloss raus aus dieser Region. Da haben deutsche Truppen nichts zu suchen.

    • @V M:

      Ach. Wessen Truppen haben denn da was zu suchen?

    • 8G
      83379 (Profil gelöscht)
      @V M:

      Dann haben die Islamisten bald die Kontrolle über große Teile Afrikas und können jederzeit von Libyen aus Europa angreifen. Man muss Fluchtursachen angehen dafür braucht es eine politische Lösung, das ist hier das Problem. Man schickt die Bundeswehr aber die kann nur Umstände erzeugen unter denen Deutsche Politiker mit lokalen Partnern Lösungen erarbeiten, aber die Deutschen schicken Soldaten und ignorieren die Geschichte dann, man hat ja was gemacht.

      • @83379 (Profil gelöscht):

        Koloniale Fantasieren, da werden aus Freiheitsbewegungen gleich mal Islamisten, die Europa angreifen wollen. Fluchtursachen bekämpfen? Leere Worte, wir sollten uns besser um sichere Migrations Korridoren kümmern. Europa braucht den Zuzug aus Afrika, das sagt selbst die Wirtschaft. Allein Deutschland braucht pro Jahre zwischen 500.000 und 1 Millionen Einwanderer.

        • @V M:

          Ist es nicht auch kolonial, wenn Deutschland strategisch von der Armut in vielen afrikanischen Ländern profitiert, dass deren Bewohner in Europa Geld verdienen wollen? Bei einer vernünftigen wirtschaftlichen Zusammenarbeit müsste sich die Wirtschaft anderswo nach Arbeitskräften umschauen ;).