Milliardenverluste der Deutschen Bahn: Generalüberholung nötig
Auf der Schiene ächzt und kracht es. Um das zu ändern, muss die Bahn grundsätzlich neu aufgestellt werden – auch ihr Management.
D ie Deutsche Bahn hat in der Coronakrise immense Verluste eingefahren – und das ist völlig in Ordnung. Es war richtig, auch im härtesten Lockdown mit wenigen Fahrgästen die Züge fahren zu lassen und das Angebot für Reisewillige weitgehend aufrecht zu erhalten. Aber: Der gigantische Schuldenberg der Bahn wäre auch ohne Pandemie weiter gewachsen.
Denn beim Staatskonzern läuft etwas gewaltig schief. Das Einzige, was die Manager im Berliner Bahntower betriebswirtschaftlich gut im Griff haben, sollte nicht zu ihren Kernaufgaben gehören: Das Geschäft mit Gütertransporten der Tochtergesellschaft Schenker, das vor allem über Lkws abläuft. Das zeigt die Absurdität der jetzigen Bahnpolitik.
Auf der Schiene hingegen ächzt und kracht es an allen Ecken und Enden. Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt nicht, die Züge sind unzuverlässig, Störungen, etwa bei Signalanlagen, notorisch. Das liegt auch an der chronischen Unterfinanzierung in der Vergangenheit. Lange ist die Infrastruktur auf Verschleiß gefahren worden, viele Bahnhöfe sind in einem desolaten Zustand.
Immerhin: Die Politik hat gemerkt, dass es so nicht weitergeht. In den kommenden Jahren stehen dem Bahnmanagement so viele Milliarden wie nie zur Verfügung. Mit Geld allein ist es aber nicht getan. Der Staatskonzern braucht eine Generalüberholung, er muss grundsätzlich neu aufgestellt werden.
Mit heutigen Managern nicht zu machen
Mit den heutigen Managern wie Richard Lutz und Ronald Pofalla ist das nicht zu machen. Sie verkörpern eine Bahn, die nicht gemeinwohlorientiert ist. Offenbar haben sie keine Idee, wie sie die vielen Fahrgäste, die der Bahn in der Pandemie den Rücken gekehrt haben, zurückholen können. Von einer tragfähigen Zukunftsvision ganz zu schweigen.
Bahnreform und personelle Erneuerung sind keine nebensächlichen Detailfragen. Der Konzern ist das Rückgrat der Verkehrswende, die allein schon wegen der Klimakrise vorangetrieben werden muss. Die nächste Bundesregierung muss den Modernisierungsstau schnell und beherzt auflösen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Die Wahrheit
Der erste Schnee
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten