Mehr Rentner:innen mit Grundsicherung: Steuern hoch für Reiche
So viele Rentner:innen wie nie zuvor bekommen Grundsicherung im Alter. Das ist kein kurzfristiges Problem, sondern ein langfristiges.
D as Buch „Die Küche der Armen“ ist jüngst in der 3. Auflage erschienen. Darin finden sich Gerichte aus aller Welt, die leicht zuzubereiten sind und – je nach Region – wenig Geld kosten, zum Beispiel Reis mit Bohnen. Das Buch ist seit 1978, als es in Westdeutschland erstmalig auf den Markt kam, ein Renner. Vermutlich steht es auch bei vielen Rentner:innen im Bücherregal. Die Zahl älterer Frauen und Männer, die zusätzlich zur Rente Sozialgelder bekommen (müssen), ist jedenfalls so hoch wie nie zuvor: 729.000 Menschen beziehen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes aktuell die sogenannte Grundsicherung im Alter, 37.000 mehr als im vergangenen Jahr.
Das ist erschreckend, aber nicht überraschend. So sind die Lebensmittelpreise infolge der Inflation in den vergangenen Monaten rasant in die Höhe gegangen. Menschen mit wenig Geld, das sind neben Studierenden und Bürgergeld-Empfänger:innen viele Rentner:innen mit kleinem Ruhegeld, leiden besonders darunter, dass Butter, Milch, Olivenöl für sie zum Teil unerschwinglich geworden sind. Wer den Gang zum Sozialamt nicht scheut – das sind wohlgemerkt nicht alle, Scham spielt hier eine große Rolle –, bekommt eine Grundrente, um die absoluten Härten des Alltags zu mildern.
BSW-Chefin Sahra Wagenknecht macht die Ampel für die Rentenmisere verantwortlich. Das ist Unsinn, so wie Pflege und Gesundheitsversorgung ist auch die Rente ein Sorgenkind der Politik; um deren nachhaltige Finanzierung wird seit Jahrzehnten gerungen. Wagenknechts Vorschlag indes, künftig Beamt:innen in die Rentenkasse einzahlen zu lassen, ist richtig. Zumindest klüger als die sogenannte Aktienrente, für die Finanzminister Christian Lindner wirbt. Diese ist unsinnig und teuer, Rentner:innen würden davon nicht profitieren. Denn das Geld fließt in Aktien und nicht in Renten, Rentner:innen würden nur die Gewinne der Aktienfonds bekommen, ein paar minimale Sätze.
Wie wäre es stattdessen, Reiche und Superreiche endlich stärker zu besteuern? „Die Küche der Armen“ ist jedenfalls ein Longseller. Gut fürs Buch, zynisch in der Aussage.
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