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Maßnahmen gegen Shein und TemuMit Maß gegen China-Dumping

Kommentar von Wolfgang Mulke

Während die USA Bestellungen blockieren, setzt Europa auf strengere Regeln für chinesische Onlinehändler. Die europäische Strategie ist überzeugender.

Eine Mitarbeiterin verpackt Bekleidung für Online- und Offline-Bestellungen in Pinghu City Foto: VCG/imago

D ie EU wie auch die USA wehren sich gegen chinesische Billighändler. Dabei gehen sie recht unterschiedlich vor. Jenseits des Atlantiks geht es nach eingeübtem Muster rabiat zu. Die US-Post liefert bestellte Waren einfach nicht mehr aus. Zölle sollen die unerwünschten Importe verteuern und damit unattraktiv machen. Europa wiederum setzt Regeln durch, an die sich eben auch die Onlinehändler aus China halten müssen. Denn die Portale halten sich schon länger nicht an hierzulande geltende Vorgaben oder kontrollieren die Angebote auf ihren Websites nicht ausreichend.

Die Reaktionen auf den Siegeszug von Billig-Versandplattformen wie Shein oder Temu sind angemessen, auch wenn die europäische Antwort überzeugender ist. Für Kunden auf Schnäppchenjagd mögen die Gebühren auf Paketsendungen ärgerlich sein. Doch weil die Billighändler die Zollpflicht auf legalem Weg umgehen können, bleibt nur eine pauschale Lösung. Alles andere ist angesichts der Masse an Sendungen für die Zollbehörden nicht umsetzbar.

Angemessen sind die Maßnahmen der EU auch aus zwei weiteren wichtigen Gründen. Es geht dabei auch um den Schutz der heimischen Handelsunternehmen, die unter den Dumping­angeboten leiden. Das Argument, die Chinesen könnten halt günstiger anbieten und das sei in der Marktwirtschaft erwünschter Wettbewerb, zieht nicht.

Denn die Produkte auf den Portalen sind nach Einschätzung der EU-Kommission oft lausig gefertigt oder entsprechen nicht den europäischen Sicherheitsanforderungen. Das kann sich der Handel hier nicht erlauben und deshalb auch nicht preislich mithalten.

Der zweite Grund ist der Schutz der Verbraucher vor schlechten oder sogar gefährlichen Produkten. Die trickreiche Art der Werbung ist Verbraucherschützern schon länger ein Dorn im Auge. Unzulässige Verkaufsköder haben den Unternehmen bereits Abmahnungen eingetragen. Anscheinend hat das noch nicht ausreichend gewirkt. Dass die Staaten jetzt zu effektiveren Maßnahmen gegen die Billigheimer greifen, ist daher notwendig.

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11 Kommentare

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  • Endlich, nachdem schon viele Händler aufgeben mussten kommt mal etwas Bewegung in die Sache.

  • Temu macht das, was alle machen, wenns um Geld geht: Sie machen das, was geht.



    Die Millionen Deppen, die bei denen bestellen, sind bezüglich Konsumverwahrlosung nicht mehr sozialisierbar. Die sind das Problem, welches allerdings einfach zu lösen wäre;



    Alle Pakete öffnen, den Inhalt auf Einfuhrfähigkeit prüfen, Abgaben berechnen und nach Zahlung zustellen.



    Millionen Warten auf einen Arzttermin, auf die Rückerstattung von Steuern, auf Handwerker usw.



    Warum sollte das Leben davon abhängen, wenn irgendwelcher unnützer Müll ein paar Monate später kommt?

  • Das Private ist politisch.



    Da überrascht mich doch immer wieder die Unbedarftheit, mit der Leute argumentieren.



    Ganz so, als sei Geiz ist geil bereits Teil ihrer Identität.



    In dieser Zeitung wird ja auch schon mal über Nachhaltigkeit, Klimaschutz, Zwangsarbeit und Umweltverschmutzung berichtet.



    Da wundert es mich, dass LeserInnen diese Themen von Ihrem eigenen Konsumverhalten trennen können.



    Das ist wohl so ähnlich, wie Klimaschutz fordern und selbst in Urlaub fliegen.



    Seltsam!



    Werbeopfer sollten sich ihrer Erkrankung bewusst werden, wie der Online Abhängigkeit ihrer Kinder.



    Für die Wenigen, Konsequenten, Aufrechten am Rande dee Hinweis, Ihr seid nicht Allein,!

    • @Philippo1000:

      Klimaschutz und Urlaubsflüge - so tickt die große Mehrheit.



      Zu Ihrem letzten Satz: Es sind viel zu wenige!!

  • Keine Eier in der Hose.



    Nach Menschenrecht muss die Benutzung von Temu, Alibaba oder Shein hier verboten werden. Doch niemand will einen Handelskrieg.

    Tja, dann müssen Menschen weiter ausgebeutet werden.

  • Ein wichtiger Beitrag ist auch die Öffentlichkeitsarbeit, die Verbraucher darüber aufklärt unter welch prekären Bedingungen die Artikel entstehen und wie der schnelle Fastfashion-Kreislauf die Umwelt belastet. Die Entscheidung liegt in einer freien Marktwirtschaft letzlich beim Verbraucher, jeder Kassenzettel ist auch ein Stimmzettel. Ich halte die Bewusstseinsarbeit daher für einen der wichtigsten Meilensteine. Dabei spielen nicht nur die Redaktionen der Leitmedien eine große Rolle, sondern auch Kampagnen wie die Fashion Revolution.

    Bei Stiftung Warentest wurden übrigens unzählige Giftstoffe in Kleidung, Schmuck und sogar Spielzeug entdeckt, die teils hochgradig kreberregend sind. Hier könnte der politische Spielraum viel weiter genutzt werden um den Siegeszug derartiger Geschäftpraktiken im Vorfeld zu unterbinden. Letzlich ist vorallem der Verbraucher gefragt.

  • Ich bestelle Kleinzeug, das genau so aus China kommt, wenn im Laden gekauft. Kostet da bloß 3x so viel, mindestens. So ist das, wenn man nichts mehr selbst macht. Dieses Mantra nun, Chinaware wäre alles so giftig und gefährlich, naja. Wo wird Spielzeug produziert? Lernte gerade, Schlummerotter state of the art. Was findet sich da, was völlig anderes? Die Beschwerden bzgl Qualität öassen mich das nicht vermuten.



    Ja, ist auch mal Mist dabei. Ja, die Arbeitsplätze. Ich fühle mich veräppelt, wenn eine Lampe 300 Euro kosten soll, die ich für 100 bestellt habe. Oder ein Kunstdruck, den das Museum für 60 verkauft, für 12,50 zu finden. Waren meine letzten beiden Highlights. Oder Firmen, die besonders auf lokal rumreiten im Outdoorbereich, dabei kommt das Angebot ganz offensichtlich aus China bloß umgelabelt. Die finden sogar Kundschaft, die sich dann besonders auf die Schulter klopft, wie nachhaltig und besonders gut das doch alles ist.

    • @Momo33:

      Also zusammengefasst: "Ich bin doch nicht blöd, unterm Strich komm ich!"

  • Damit die EU-Reaktion wirklich besser wirkt, müsste sie allerdings auch von allen EU-Mitgliedsländern beinhart durchgeführt und durchgesetzt werden. Da sehe ich Fragezeichen zum Beispiel bei Ungarn. Österreich, Malta und ein paar mehr. Wenn da China Schlupflöcher kauft, bringt es alles wieder wenig, denn was einmal in der EU ist ...." da kann man halt nix machen...."



    Es müsste auf jeden Fall dazu kommen, wirklich exorbitant hohe Schadenersatz- und Strafzahlungen für jeden, wirklich jeden (!) Fall, in dem festgestellt wird, dass technische Mängel oder gefährliche Chemikalien Schäden verursachen - und nicht von den Herstellern, die sich in chinesische Büsche schlagen, sondern von den Plattformen.. Man kriegt solche Täter nur über das Geld...



    Oder nehmt es offline. Aber wer traut sich das?

  • Mich stört mehr die aggressive und irreführend Werbung. Das die Produkte mangelhaft sind habe ich noch nicht festgestellt. Wobei ich tatsächlich bisher auch erst 3 mal gekauft habe. Die App war dermaßen nervig, dass ich sie verbannt habe.

  • Es gibt noch einen simplen Grund für die Fakeflut: Die unangemessene Einstufung der Xinesen. Sie profitieren immer noch von der Vergünstigung als Entwicklungs- / Schwellenland. Auch bei den Postdienstleistungen. Sehr unverständlich, dass da nicht längst etwas dran geändert wurde.