Maskenpflicht in Innenräumen: Die Krux mit den Zahlen

Die Anzahl der Covid-19-Patient:innen auf Intensivstationen ist wieder rasant gestiegen. Aber die Zahlen haben deutlich an Aussagekraft verloren.

Ein Mann hat eine FFP2 Maske am Hangelenk befestigt

Die Ärzteschaft fordert eine Rückkehr der Maskenpflicht in Innenräumen Foto: Michael Gstettenbauer/imago

Angesichts steigender Corona-Infektionszahlen haben die Amtsärzte eine Rückkehr zur Maskenpflicht in Innenräumen gefordert. Andernfalls, so argumentiert der Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes, drohe eine Überlastung des Gesundheitssystems. Und er ist keineswegs der Erste. Schon letzte Woche hatten sich der Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft und die Ärztegewerkschaft Marburger Bund ähnlich geäußert. Auch Karl Lauterbach hat eindringlich an die Länder appelliert, zur laut Infektionsschutzgesetz möglichen Maskenpflicht zurückzukehren. Es gebe keinen Grund zu warten, sagte Lauterbach am Freitag, die Zahlen lägen auf dem Tisch.

Dummerweise hat er ausgerechnet damit unrecht. Zwar gibt es tatsächlich sehr eindrückliche Zahlen. Die Infektionszahl der Herbstwelle hat schon längst die der Sommerwelle in den Schatten gestellt. Die Hospitalisierungsrate liegt rund 50 Prozent über den bisherigen Rekorden. Die Zahl der Covid-19-Patient:innen auf Intensivstationen ist wieder rasant geklettert. Aber all diese einst sehr harten Indikatoren haben deutlich an Aussagekraft verloren.

Kaum noch Aussagekraft

Denn um die Gefährlichkeit der Pandemie beurteilen zu können, müsste man wissen, wie hoch das Risiko ist, durch eine Infektion schwer zu erkranken. Wenn aber bei den Schwerst­er­krank­ten immer noch nicht unterschieden wird, ob sie wegen Corona leiden oder nur positiv getestet sind, sagt die Zahl der Pa­ti­en­t:in­nen zwar noch etwas aus über eine steigende Belastung der Kliniken. Das Risiko jedes Einzelnen aber kann bei dieser Datenlage seriös niemand benennen.

Das ist fatal. Denn es öffnet Maß­nah­men­kri­ti­ke­r:in­nen Tür und Tor. Kein Wunder, dass die Länder sich scheuen, Lauterbach zu folgen. Das Gefühl sagt zwar, dass angesichts der Zahlen das Tragen von Masken wieder sehr sinnvoll ist. Wer als stärkstes Argument für strenge Maßnahmen aber nur eine gefühlte Gefahr vortragen kann, muss sich nicht wundern, wenn breite Teile der Bevölkerung da nicht mitfühlen wollen.

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Leiter des Regie-Ressorts, das die zentrale Planung der taz-Themen für Online und Print koordiniert. Seit 1995 bei der taz als Autor, CvD und ab 2005 Leiter der Berlin-Redaktion. 2012 bis 2019 Leiter der taz.eins-Redaktion, die die ersten fünf Seiten der gedruckten taz produziert. Hat in Bochum, Berlin und Barcelona Wirtschaft, Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation und ein wenig Kunst studiert. Mehr unter gereonasmuth.de. Twitter: @gereonas Mastodon: @gereonas@social.anoxinon.de Foto: Anke Phoebe Peters

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