piwik no script img

Machtkampf in der UnionRöttgen will CDU-Chef werden

Noch einer aus NRW: Der einstige Umweltminister Norbert Röttgen bewirbt sich um den CDU-Vorsitz. Eine Kampfkandidatur rückt damit wohl näher.

NRW-Mann Nummer 4 im Kandidatenrennen um den CDU-Vorsitz: Norbert Röttgen Foto: Christoph Hardt/imago

Berlin dpa | Norbert Röttgen will für den CDU-Vorsitz kandidieren. Der einstige Umweltminister habe diese Entscheidung in einem Schreiben an die scheidende Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer mitgeteilt, berichtete die Rheinische Post aus Düsseldorf am Dienstag. Röttgen sagte auch der Deutschen Presse-Agentur, dass er sich bewerbe. Röttgen stammt wie die anderen voraussichtlichen Bewerber Friedrich Merz, Armin Laschet und Jens Spahn aus Nordrhein-Westfalen.

Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag ist damit der erste Politiker, der offiziell seine Kandidatur angekündigt hat. Um 11.00 Uhr will Röttgen eine Pressekonferenz in Berlin geben.

Am Mittag soll die Runde der Gespräche von Kramp-Karrenbauer mit möglichen Bewerbern um den Parteivorsitz beginnen. Erwartet wurde zunächst Merz, am Mittwoch sollten NRW-Ministerpräsident Laschet und Bundesgesundheitsminister Spahn zu Gesprächen folgen.

Röttgen schrieb laut Rheinischer Post an Kramp-Karrenbauer, er sei der festen Überzeugung, dass es um weit mehr gehe als den Parteivorsitz und schon gar nicht um die Interessen Einzelner. „Die Lage ist so ernst, dass es um die Zukunft der CDU geht und darum, was sie für die Stabilität Deutschlands bedeutet“, erklärte Röttgen demnach. Dies wolle er in einem offenen Prozess in die CDU einbringen.

Merkel warf ihn aus dem Kabinett

Der 54-jährige Röttgen war von Oktober 2009 bis Mai 2012 Bundesumweltminister. 2010 setzte er sich in NRW im Ringen um den CDU-Landesvorsitz in einer Mitgliederbefragung gegen Laschet durch. Dann trat er als CDU-Spitzenkandidat bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen 2012 an und verlor gegen Ministerpräsidentin Hannelore Kraft von der SPD. Daraufhin warf Kanzlerin Angela Merkel (CDU) ihn aus dem Bundeskabinett, weil er sich weigerte, als Oppositionschef ins Land zu wechseln.

Die Bewerbung Röttgens könnte die jüngsten Überlegungen in der Union durchkreuzen, eine Kampfkandidatur zu vermeiden. Laschet, Spahn und auch CSU-Chef Markus Söder hatten sich zuletzt für eine Teamlösung ausgesprochen. Das deutete darauf hin, dass nach ihrem Willen schon vorher unter den Favoriten geklärt werden sollte, wer Parteivorsitzender werden könnte, wer womöglich Kanzlerkandidat der beiden Schwesterparteien CDU und CSU und wer weitere Rollen in dem Team übernehmen könnte.

Kramp-Karrenbauer hatte nach dem Debakel um die Wahl eines FDP-Ministerpräsidenten in Thüringen mit Hilfe von CDU und AfD ihren Rückzug vom Parteivorsitz und auch ihren Verzicht auf eine Kanzlerkandidatur angekündigt.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

13 Kommentare

 / 
  • Fesch isser scho, aber kann er auch fliegen? (;-))

  • Unabhängig davon, was man von Röttgen hält: er hat den genialen Zeitpunkt für die Bekanntgabe seiner Kandidatur getroffen.



    Während sich drei mit medialer Unterstützung gehypter potentieller Bewerber zieren, auf dem Zettel "Willst du mit mir gehen?" ihr Kreuzchen bei Ja, Nein und Vielleicht zu machen, sagt er "Ich will!".



    Dass ist ein ziemlich dicker Strich, den er damit durch die "Teamlösung" gezogen hat. Dieses Ansinnen, bei dem jedes Teammitglied versuchen würde, den konkurrierenden Teammitgliedern möglichst viele Fettnäpfchen oder ranzige Butterfässer hinzustellen, in die sie möglichst treten oder sich hineinsetzen sollen.

    Dass Röttgen über Politik und nicht über Kandidaten-Teambildung sprechen will, ist etwas, was man besonders hervorheben kann.

  • Klar. Wer dauernd (Sch)Merz hat muss sich ohne Lasch(h)e(i)t rönt(t)gen lassen. Derbies sind immer umkämpft. Ich bin sehr gespa(h)nt.



    Gehört zur Toto Rubrik, total inhaltlos.



    Gibt's hier keine erwähnenswerte politische Fragen mehr ?

  • Ähm, nein. Das nennt sich Wahl. Wenn ich wählen kann, welcher Kandidat meinen Bedürfnissen und Wünschen eher entspricht, welchem ich eher vertraue, meine Anliegen auch durchzusetzen.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Mnachmal sind die Übergänge von Fasching zum Alltag fließend ... und kaum merk(e)lich.

    Als politischer Mensch jenseits der Neo-Lib-Parteien kann manN sich über eine solch prächtige Entwicklung nur verwundert die Augen reiben. Und sich diebisch freuen.

    Gibt es eigentlich in NRW - außer Herrn Reul - noch jemand aus der Herrenriege, der seinen Hut noch nicht in den Ring geworfen hat? Bitte keine falsche Zurückhaltung! Wer hat noch nicht, wer will nochmal?

    Btw: welchem Landesverband gehört Nobbes Blüm an?

    • @76530 (Profil gelöscht):

      "Gibt es eigentlich in NRW - außer Herrn Reul - noch jemand aus der Herrenriege, der seinen Hut noch nicht in den Ring geworfen hat?"

      Wenn Sie zu den Fahnen rufen, kann ich mich natürlich nicht wegducken:

      Ich würde mich selbstverständlich auch noch aufstellen lassen! Aber nur wenn man mir im Voraus eine Mehrheit garantiert, sonst schicke ich lieber ein abgehalftertes Opferlamm vor und präpariere mich schon mal für die Wahl nach der Wahl.

      (Von Ramelow lernen, heißt siegen lernen...)

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @Normalo:

        Durchschaut. Sie möchten mal wieder mit mir spielen ...

        • @76530 (Profil gelöscht):

          Nöö - reine Höflichkeit...

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Früher war das einfach: Da ging der Vorhang zu die "Pappnasen" Kasperle und Co verabschiedeten sich, man ging frohen Mutes nach Hause. Heute endet die Vorstellung überhaupt nicht und man weiß nicht, in welcher Folge man gerade steckt.

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @Doris Mittelbach:

        Ja, ja, früher war alles einfacher, früher war alles besser.

        Doch -im Ernst: früher war es vor allem anders. Und früher. Die Bewertungen gehen da auseinander.

        Die heutige Vorstellung heißt: die unendliche Geschichte.

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Für diebische Freude ist in einem Land, das in den letzten Jahren weit nach rechts gerückt ist, wenig Anlass.



      Zu Röttgen:



      Die Episode 2012 ist extrem peinlich, Merkel hatte Recht. Aber er will ja nicht Bundeskanzler werden, nur Parteivorsitzender. Er ist außenpolitisch sehr versiert und gut vernetzt. Sein Blick über den Tellerrand täte gut. Er wirkt gereift gegenüber 2012 (gut, zumindest im Deutschlandfunk), und würde für eine moderne CDU stehen. Was mich nicht interessieren würde, gäbe es eine überzeugende Linke. Davon sind wir aber Lichtjahre entfernt.



      Hätten wir zwischen 1933 und 1945 die Zentrumspartei und ähnliche Parteien an der Macht gehabt, hätte es keine KZ's gegeben, würde ich mal sagen. Nur weil sie neue Gewänder anlegt, andere Methoden der Macht probiert, bedeutet das nicht, dass sich die Geschichte nicht in wesentlichen Zügen wiederholt.

      • @Ataraxia:

        "Er ist außenpolitisch sehr versiert und gut vernetzt."

        Sie haben vergessen zu erwähnen, dass er zu den Scharfmachern gehört...

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @Ataraxia:

        Meine diebische Freude bezieht sich exklusiv auf das bisherige Verfahren. Mit meiner sachlichen Haltung zu NRW-Themen habe ich an passender Stelle, z.B. zum Thema Kohleausstieg, nicht hinter dem (Lei)Berg gehalten. ;-)

        Ob ich die doppelte Verneinung des Schlusses ("nicht ... nicht ...") richtig verstanden habe, wissen nur die Sprachgötter.