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Machtkämpfe in SeoulSüdkoreas Präsident ruft Kriegsrecht aus

Südkoreas Präsident Yoon Suk Yeol beschuldigt die Opposition, mit Nordkorea zu sympathisieren. Das Parlament ist Medienberichten zufolge abgeriegelt worden.

Südkoreas Präsident Yoon Suk Yeol ruft das Kriegsrecht aus Foto: Ahn Young-joon/ap

Seoul taz | In Südkorea hat Präsident Yoon Suk Yeol vollkommen überraschend das Kriegsrecht ausgerufen. In einer live im Fernsehen übertragenen Ansprache sprach der konservative Staatschef davon, die verfassungsmäßige Ordnung der Freiheit schützen und „pro-nordkoreanische Kräfte auslöschen“ zu wollen. Der Vorwurf, den Yoon an die linke Opposition richtete, hat er nicht konkretisiert.

Doch innerhalb des Landes kam es bereits zu tumultartigen Szenen vor der Nationalversammlung, dem südkoreanischen Parlament. Draußen haben sich Demonstranten eingefunden, innerhalb des Gebäudes haben sich die Abgeordneten versammelt. Doch der Zugang zu dem Gelände wurde von Sicherheitskräften abgeriegelt.

„Alle Mitglieder des Parlaments sind dazu aufgerufen, sich in der Plenarhalle der Nationalversammlung einzufinden“, sagte der Leiter der Nationalversammlung Woo Won Shik am Mittwochabend: „Ich fordere das Militär und die Polizei dazu auf, Ruhe zu bewahren und ihre Position zu halten.“

Das ausgerufene Kriegsrecht hat weitreichende Folgen. So sind derzeit sämtliche politische Aktivitäten verboten, einschließlich Aktionen der Parteien. Auch sind die Tätigkeiten von Zeitungen, Fernsehsendern und Verlagshäusern stark eingeschränkt.

Streit um Haushaltsgesetz mit Opposition

Von der Opposition wurde die radikale Maßnahme scharf kritisiert. Oppositionsführer Lee Jae Myung bezeichnete das ausgerufene Kriegsrecht laut Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Yonhap als „verfassungswidrig“ und unbegründet. Panzer und Soldaten mit Gewehren würden bald das Land kontrollieren, sagte Lee.

Erstaunlicherweise kam jedoch auch Kritik von Yoons amtierender Regierung selbst. Han Dong Hoon, der der amtierenden Partei vorsteht, bezeichnete das ausgerufene Kriegsrecht als „falsch“: „Wir werden es gemeinsam mit den Leuten stoppen“. Was dies genau bedeutet, ist bislang unklar.

Fakt ist, dass Yoons Maßnahme auch innenpolitisch motiviert sein dürfte. Seine Beliebtheitswerte waren seit Monaten bereits extrem niedrig. Zudem war Yoon auch wegen eines mutmaßlichen Korruptionsskandals seiner Ehefrau in der Kritik. Hinzu kam, dass die amtierende Partei derzeit mit der Opposition um das Haushaltsgesetz für das kommende Jahr streitet, eine Einigung war nicht in Sicht. Seit Monaten hatten sich zuletzt die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel erhöht.

Nordkorea baute in den vergangenen zwei Jahren seine Raketentests deutlich aus und verschärfte seine Rhetorik gegen die USA und Südkorea. Zudem schickte Nordkorea laut Angaben des südkoreanischen Geheimdienstes und des US-Verteidigungsministeriums über 10.000 Soldaten nach Russland, wo diese teilweise rund um Kursk bereits im Einsatz gegen die Ukraine kämpfen.

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16 Kommentare

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  • Stellt sich die Frage ob in der People Power Party noch 9 Verfassungspatrioten zu finden sind, die mit der Opposition (angenommen sie haben es alle hin geschaft und stimmen so ab), zusammen die notwendige 2/3 Mehrheit für eine Amtsenthebung schaffen.



    Stellen kann die Demokratische Partei ihn ja mit ihrer 170 Sitze Mehrheit alleine.

    Da der Präsident der Aufhebungsaufforderung der Nationalversammlung über martial law nicht nachkam und der Oberkommandierende General vom Präsidenten eingesetzt wurde, nur auf diesen hören wolle, ist dies wohl die einzige Möglichkeit das friedlich zu beenden. Es sei denn die Soldaten unterstellten sich freiwillig dem Parlament.

    Schon interessant dass bei allem was die für diese Republik aus der Welt der Verfassungen zusammen getragen und verbessert haben, u.a. eine Popularverfassungsbeschwerde, dennoch die HIndenburg Lektion nicht beherzigt wurde sowie eine Koequalität zwischen Verfassungsgericth und oberstem Gericht herschen soll.



    Dabei war das anno 1987 hier doch schon lange geklärt im Verhältnis zwischen BGH und BVerfG, immer diese Fehler beim Abschreiben und dann sind die Verfassungsrichter auch noch wiederwählbar nach nur 6 Jahren.



    Schon strange.

  • Gibt es eigentlich schon wissenschaftliche Studien, die untersuchen warum konservative Parteien zurzeit auf der ganzen Welt frei drehen?

    • @Luebke:

      Hättest BBC geguckt, wüsstest, dass alle talking heads, darunter ein Akademiker der Leeds University und einer aus New Heaven zugeschaltet (also Yale) es als eine Einzelaktion des Presidenten deuten.

  • Da Nordkorea nach herrschendem Verständnis eigene Soldaten an die ukrainische Grenze in einen Angriffskrieg geschickt hat und nordkoreanische Soldaten nicht einfach nur auf eigene Faust als Söldner in Russland engagiert sind, gäbe es erstmals seit vielen Jahren für Trump die Möglichkeit, Nordkorea im Einklang mit internationalem Völkerecht zu bombardieren. Dies wäre auch eine recht ungefährliche Art für Trump, Putin in seine Schranken zu weisen, ohne selbst in einen Nuklearkrieg verwickelt zu werden. Die nordkoreanischen Raketen kann er sicherlich abfangen. Trump traue ich ein derartiges Vabanquespiel zu. In Korea bräche dann allerdings im Norden wie im Süden Chaos aus. Vielleicht hat der Schritt des Präsidenten auch damit zu tun und ist prophylaktisch zu verstehen?

    • @hedele:

      Trump gab bisher eigentlich sehr verlässlich nur verbal den wildgewordenen Kampfelefanten. Tatsächlich war seine Präsidentschaft die erste seit Jahrzehnten, in denen die USA jegliche Erföffnung neuer militärischer Fronten vermieden haben. In vielsagender Abwandlung des alten Roosevelt-Zitats spricht er also gerne UNsanft und hat einen großen Knüppel dabei.

      Meine Vermutung ist, dass er seine martialische Rhetorik zwar ein stückweit glaubt, aber - ganz der Dealmaker - letztlich immer nur auf eine starke Verhandlungsposition aus ist. Kriege mit echten Toten und erneuter Aufnahme internationaler Verantwortung sind unpopulär bei seinen Anhängern, und wie im Geschäftsleben auch lässt er ohnehin lieber Andere die eigentlichen Risiken tragen.

      • @Normalo:

        Andererseits ließ Trump Syrien bombardieren und Qassem Soleimani töten was den Kalten Krieg zwischen USA und Iran ziemlich eskalieren ließ... Auch hat der den Drohnenkrieg massiv ausgeweitet....

    • @hedele:

      "Dies wäre auch eine recht ungefährliche Art für Trump, Putin in seine Schranken zu weisen, ohne selbst in einen Nuklearkrieg verwickelt zu werden."

      Glauben Sie ernsthaft, China (und Russland) schauen da zu?

  • "Nordkorea baute in den vergangenen zwei Jahren seine Raketentests deutlich aus und verschärfte seine Rhetorik gegen die USA und Südkorea."

    Der Fakt, das Nordkorea im Gegenzug für die "Fleischmassen" (denn nichts anderes sind die Koreaner für die Russen) im Ukraine Konflikt wahrscheinlich auch moderne Waffen und Know How erhalten hat, dürfte eine Rechtfertigung darstellen.

    Mit dem neuen "großen Bruder" Russland dürfte Nordkorea neues Selbstvertrauen erhalten haben.

    Ein weiterer Grund, warum der russische Angriffskrieg schnellstmöglich beendet werden muss. Als nächstes werden wir lesen, dass China seinen anhaltenden Drohungen gegen Taiwan Taten folgen lässt weil amerikanische Ressourcen in der Ukraine gebunden sind.

    Wir sehen hier die globalen Auswirkungen dieser zögerlich Politik die Ukraine betreffend.

    • @Pawelko:

      Da hat einer seine innenpolitischen Probleme lösen wollen und die Nordkoreaner in Kursk als Ausrede benutzt. Mehr nicht. Die Südkoreaner haben das sofort begriffen.

      "Fleischmassen"

      Wie kommt man zu so einer Rhetorik?

  • Da scheint jemand die Gelegenheit zu nutzen, um das zarte Pflänzchen der koreanischen Demokratie auszureißen.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Welche koreanische Demokratie meinen Sie? Also zumindest in Bezug auf das Verhältnis zum Bruderstaat gab es noch nie wirkliche Pflänzchen.

  • Zitat: Panzer und Soldaten mit Gewähren würden bald das Land kontrollieren, sagte Lee.

    Was gewähren die einem denn jetzt?

  • Das ist aber ein ziemlich undemokratischer Move. Will er vielleicht Donald Trump beeindrucken? Von Heute auf Morgen zur Autokratie?

  • Ein Putsch mit Unterstützung des Militärs?

    Sehr guter Bericht der Frankfurter Rundschau, die schon vor Monaten massive Anzeichen fand, dass die Demokratie unter Yoon demontiert wurde.

    Zitat

    Der Demokratie-Index des schwedischen Forschungsinstituts V-DEM sieht Südkorea mittlerweile auf demselben Level wie etwa Myanmar und Kambodscha. Zu spüren bekommen Yoons Härte etwa die öffentlich-rechtlichen Medien, die der Präsident zunehmend unter Druck setzt, in seinem Sinne zu berichten. Auch gegen die Gewerkschaften geht Yoon vor, Streiks lässt seine Regierung schon mal per Erlass beenden. Kleinere Parteien haben kaum eine Chance, die Politik im Land mitzubestimmen, die von Yoons PPP und Lees DP dominiert wird.....

    Dass auch Oppositionsführer Lee ein Populist ohne wirkliches Programm ist, macht die Sache nicht einfacher. Yoon müsse für seine Politik „bestraft“ werden, tönte es unlängst aus Lees Partei.

    www.fr.de/politik/...a-zr-92995983.html

  • Das ist ein klassischer Staatsstreich. So entstehen Diktaturen.



    Herr Yoon zeigt mal wieder deutlich, wie Konservative im Zweifelsfall zur Demokratie stehen. Wenn es nicht so läuft, wie sie wollen, wird die Demokratie halt mit Hilfe vom Militär mal eben abgeschafft.

    • @TeeTS:

      Nun Stand 22:00h ist das diesmal wohl nicht eingetreten.



      Auch mal eine gute Nachricht.