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Linkenkandidat Sören PellmannRoter Rettungsschirm im Gegenwind

Sören Pellmann kämpft darum, das Direktmandat für die Linke in Leipzig zu verteidigen. Doch ein neuer Kandidat könnte ihm gefährlich werden.

Kämpft gegen das BSW in Leipzig: Linkendirektkandidat Sören Pellmann Foto: Stefan Boness/Ipon

LEIPZIG taz | Anfang Januar türmen sich im Linke-Büro im Leipziger Stadtteil Grünau Kartons. Auf den Tischen liegen Sticker und Flyer verstreut. Der Wahlkampf ist in vollem Gange, doch für Sören Pellmann hat er eigentlich nie aufgehört. Auch nach seinem Sieg bei der Bundestagswahl 2021 stellte er regelmäßig Infostände in seinem Wahlkreis auf und verteilte Flyer.

Bevor es an diesem Mittag zum nächsten Infostand in Grünau geht, sitzt Sören Pellmann tief in die Polster seines roten Sofas im Wahlkreisbüro gesunken, das linke Bein über das rechte geschlagen und die Hände hinter dem Kopf verschränkt. Wenn er von der Linken spricht, dann geht es ihm hörbar um mehr als nur eine Partei.

Als er zu seinem 16. Geburtstag eintrat, habe er politisches Denken als „Kümmerer“ gelernt. Heute, 32 Jahre später, nennt er die Linke „so etwas wie eine Familie“. Auch alle leiblichen Familienmitglieder seien in der Linken, erzählt er. Schon sein Vater, Dieter Pellmann, war Abgeordneter der PDS und später der Linken im sächsischen Landtag.

Auch im laufenden Bundestagswahlkampf setzt die Partei große Hoffnungen in den Namen Pellmann. Als Sören Pellmann das erste Mal als Direktkandidat in Leipzig antrat, 2017, gewann er mit 25,3 Prozent und weniger als einem Prozentpunkt Vorsprung gegen den CDU-Kandidaten Thomas Feist. 2021 bekam er 22,8 Prozent der Stimmen, lag dafür aber mit mehr als 4 Prozentpunkten deutlicher vor der Zweitplatzierten, Paula Piechotta (Grüne).

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Mission Silberlocke könnte scheitern

Auch dieses Mal will Pellmann das Direktmandat – vermutlich braucht es die Linke dringend. Ihre Umfragewerte dümpeln seit über einem Jahr bei 5 Prozent oder darun­ter. Im aktuellen Wahlkampf versucht sie sich deshalb abzusichern mit der „Mission Silberlocke“: prominenten Direktkandidaten im Rentenalter. Bodo Ramelow, Gregor Gysi und Dietmar Bartsch werben mit flotten Sprüchen und breitem Lächeln dafür, die Linke zu „retten“. Drei Direktmandate sichern einer Partei den Einzug in den Bundestag, selbst wenn sie an der Fünfprozenthürde scheitert.

2021 war Pellmann einer der drei Direktkandidat:innen, die der Linken den Wiedereinzug ins Parlament ermöglichten. Ob das diesmal gelingt, bleibt ungewiss. Dietmar Bartsch etwa lag im seinem Wahlkreis in Rostock 2021 neun Prozentpunkte hinter der SPD-Siegerin. Und in Leipzig könnte ausgerechnet ein früheres Parteimitglied Pellmann gefährlich werden: Eric Recke, Sozialarbeiter und Kandidat des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW).

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„Ich empfinde die Kandidatur als Provokation“, sagt Pellmann mit zusammengebissenen Zähnen, als das Mitte Januar herauskommt. Das BSW habe keine Chance, das Direktmandat im Leipziger Süden zu gewinnen, glaubt der Gruppenvorsitzende der Linken im Bundestag. Doch jede Stimme zählt, und weil das BSW im vergangenen Jahr vor allem Wäh­le­r:in­nen der Linken von sich überzeugt hat, könnte die Kandidatur von Recke in diesem Jahr Pellmann den Sieg kosten.

Pellmann wuchs in Grünau auf, einer der größten DDR-Plattenbausiedlungen. Vor dem Linke-Büro hört man ausgelassene Kinderstimmen, es klingt ein bisschen nach Freibad. Sie schallen herüber von dem Gymnasium, das auch Pellmann besuchte. Später arbeitete er selbst als Lehrer.

Pellmann unterschrieb Wagenknecht-Brief zu Russland

Warum die Linke so schlecht dasteht, versteht Pellmann nicht ganz. „Aber es tut weh“, sagt er Anfang Januar auf dem roten Sofa, noch bevor Reckes Kandidatur öffentlich wird. Nach der Abspaltung Wagenknechts sei der ständige persönliche Streit eigentlich vorbei. Doch der Stimmenzuwachs blieb zunächst aus, obwohl die Mitgliederzahl 2022 von 50.000 auf 60.000 stieg. In Leipzig kamen rund 1.000 neue Mitglieder hinzu, berichtet der Stadtverband.

In Berlin galt Pellmann bis zur Wahl 2021 als unauffälliger Hinterbänkler, der mehr Zeit im Wahlkreis als im Parlament verbrachte. Er ist bis heute stellvertretender Frak­tions­vorsitzender der Linken im Leipziger Stadtrat. Nach seinem Wahlerfolg 2021 strebte er den Fraktionsvorsitz im Bundestag und den Bundesvorsitz der Partei an – beides ohne Erfolg.

2024, nach der Gründung des BSW und der Umwandlung der Linksfraktion zur Gruppe, wurde Pellmann deren Co-Vorsitzender. Dass er selbst nicht zum BSW wechselte, überraschte manche Beobachter:innen. Am 27. Februar 2022, drei Tage nach Russlands Invasion in die Ukraine, unterzeichnete er mit Wagenknecht und anderen eine Erklärung. Darin verurteilten sie den Angriff, forderten einen Waffenstillstand und den Rückzug russischer Truppen. Außerdem warnten sie vor einer Aufrüstung und gaben den USA eine Mitverantwortung für die Situation. Alle Mit­un­ter­zeich­ne­r:in­nen wechselten später zum BSW – außer Pellmann.

Auf dem roten Sofa in Grünau räumt Pellmann fast drei Jahre später mit ruhiger Stimme ein: „Ich habe die Erklärung damals nicht im Detail gelesen. Ich würde sie heute so nicht wieder unterschreiben.“ Gegen Waffenlieferungen für die Ukraine bleibt er, denn sie brächten keinen Frieden. Klar sei aber auch, dass die russische Seite „derzeit wenig Interesse“ an Frieden habe.

Intensiver Plakatwahlkampf

Ein Wechsel zum BSW sei für ihn nie eine Option gewesen. „Eine andere Partei als die Linke kann ich mir nicht vorstellen“, sagt er. Mit einem Harte-Kante-Zeigen gegen das Bündnis habe sich Pellmann ­trotzdem ­zurückgehalten. Doch wenn es nun gezielt die Erfolg ­versprechenden Wahlkreise der Linken angreife, „werde ich diesen Schongang nicht mehr halten können“.

Einen Tag nachdem Pellmann das sagt, meldet die Leipziger Volkszeitung, dass Eric Recke für das BSW in Leipzig Süd antritt. Insgesamt hat das BSW nur in sieben von 16 sächsischen Wahlkreisen Kan­di­da­t:in­nen aufgestellt. Die Strukturen seien noch nicht so ausgeprägt, heißt es von der Landesspitze. Recke, der keine Zeit für ein Treffen mit der taz hatte, erklärt per Mail, er wolle in den Bundestag, weil sich nur dort „unsere Beteiligung an den Kriegen in der Ukraine und im Nahen Osten beenden“ lasse. Unter Willy Brandt sei die Bundesrepu­blik ­Mittlerin zwischen den Völkern gewesen. „Das wünsche ich mir wieder.“

Recke war früher Mitglied der Linken, davor bei der Jungen Union. Seit der Kommunalwahl 2024 führt er die BSW-Fraktion im Leipziger Stadtrat. Ob er Pellmanns Sieg gezielt verhindern wolle? „Ich vertrete die Positionen meiner Partei“, antwortet er.

Ich empfinde die Kandidatur als Provokation

Sören Pellmann über das Bündnis Sahra Wagenknecht, das in Leipzig mit einem Direktkandidaten gegen die Linke antritt

Während der Wahltermin näherrückt, hängen immer mehr Plakate an den Laternen, obwohl viele wieder abgerissen werden. Im Leipziger Süden dominiert die Linke das Erscheinungsbild. Pellmann plant mit 15.000 Plakaten, viel hilft viel. Ein Bildmotiv setzt sich aus drei Plakaten zusammen: Das obere zeigt Pellmanns Gesicht, das mittlere seinen Torso, das untere seine Füße. So hängt er in Lebensgröße neben der Straße. Hinzu kämen 50 Großflächenplakate und 50 Litfaßsäulen. „Die doppelte Anzahl im Vergleich zu 2021“, sagt der Linke und klingt dabei ein bisschen stolz.

Das BSW wirbt laut der Regionalleitung der Partei in ganz Leipzig mit rund 1.000 Plakaten. Das Budget sei klein, bestätigt Recke. Wie Pellmann seinen großzügigen Wahlkampf finanziert, bleibt ein Thema. 2022 ließ er eine Spiegel-Anfrage unbeantwortet.

Ein Anwalt habe ihm dazu geraten, erklärt er nun der taz. Es seien 25 Fragen gewesen, die seinen letzten Aufenthalt in Russland und gezielt bestimmte Firmen angesprochen hätten, „von denen ich noch nie gehört hatte“, sagt Pellmann. Damals wie heute habe er ein Budget von etwa 100.000 Euro. Von der Partei komme etwa die Hälfte. Die andere Hälfte stamme privat von ihm oder von Unterstützer:innen. „2021 waren es 195 Spenderinnen und Spender, die zwischen 5 Euro und 1.000 Euro gegeben haben, alle mit Wohnsitz in Deutschland“, versichert Pellmann.

Vor allem die Kinderarmut möchte Pellmann bekämpfen

Der Jahresabschlussbericht des Stadtverbands von 2021 bestätigt die Dimensionen. Er liegt der taz vor. Von den etwa 141.000 Euro für den Wahlkampf in Leipzig waren 86.000 Euro ausschließlich für Pellmanns Wahlkreis im Süden vorgesehen, 10.000 Euro für seine Parteikollegin Nina Treu im Wahlkreis Leipzig Nord und 44.000 Euro für das gesamte Stadtgebiet.

Kurz nach diesem Gespräch bricht Pellmann auf. Um 14 Uhr steht ein Infostand nördlich des ­Allee-Centers an, 500 Meter von seinem Büro entfernt. Pellmann stellt sich vor ein Lastenrad und verteilt rote Tütchen mit Stickern und Flyern für einen Mieten­deckel. Er kämpft für Rentengerechtigkeit im Osten und eine Krankenversorgung für alle. Was die Wäh­le­r:in­nen ­interessiert, hänge teilweise vom Stadtteil ab, erklärt er. In der Südvorstadt sei es eher Bildung, in Grünau, wegen der anderen Lebens­situation, eher die Bezahlbarkeit des Alltags. Sein wichtigstes Anliegen bleibt die Bekämpfung von Kinderarmut.

Pellmann verteilt weiter. Im kalten Wind vor dem Allee-Center hängt der rote Sonnenschirm an seinem Fahrrad bedenklich schief.

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19 Kommentare

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  • Bei der letzten Wahl hat in dem Wahlkreis der CDUler das Rennen gemacht. Was eigentlich nicht schwer herauszufinden gewesen wäre, denn die Ergebnisse sind schließlich immer nur ein paar Klicks entfernt. Auch in Grünau ist der Rechtsruck spürbar und kaum anzunehmen, daß es ein paar Monate später plötzlich anders ausginge.

    Und wenn SW anträte, ihre alte Partei zu schädigen - auf Plakaten ist sie anscheinend nur selber zu sehen, die Strohmänner spielen demnach keine Rolle - wäre das auch nichts Neues. Es ist halt die Frage, ob sie noch vorgibt, linke Politik zu machen. Oder ob der Effekt in Wirklichkeit nicht nur dadurch entsteht, daß die Wähler mental zu träge sind, das aktuelle Agieren der Truppe im politischen Spektrum einzuordnen.

    • @dtx:

      Welche Wahl soll das gewesen sein? Pellmann ist zZ noch direkt gewählter Abgeordneter und hat die letzte Wahl also gewonnen.

      Falls sie die Landtagswahl meinen, die hat völlig anders zugeschnittene Wahlkreise. Im Bundestagswahlkreis Leipzig ii kommen zu Grünau unter anderem die linken Hochburgen Leipzig süd mit Connewitz, und südost mit Reudnitz dazu. Also vielleicht erstmal richtig klicken, anstatt über angeblich schlechte Recherche zu meckern.

  • Schönes Verständnis von Demokratie das ich Herrn Pellmann hier mal anlaste: " Ich empfinde die Kandidatur als Provokation."



    Es ist gutes Recht eines JEDEN zu kandidieren - unabhängig davon wo er herkommt, welche Chancen diese hat usw.



    Und natürlich würde ich mir als BSW auch Wahlkreise aussuchen in denen ein Erfolg höher wahrscheinlich ist - in Bezirken die Linke bisher gewonnen haben liegt das wohl näher.

  • Vielleicht schaffen beide Parteien es ja sich gegenseitig aus dem Parlament zu kegeln.

    • @Machiavelli:

      Wäre eine klassische Win-Win-Situation in diesem Fall - was will man mehr!

  • "Mit tausenden Plakaten."



    Wenn ich derzeit durch meine Heimatstadt gehe, bin ich fast geneigt, allein deshalb die AfD zu wählen, weil sie als einzige nicht in aggressiver Rücksichts- und Hemmungslosigkeit meine schon vorher nicht schöne Stadt maßlos zumüllt und noch mehr verschandelt.



    Drei Jahre hatte ich jetzt Zeit, mir das Handeln der Parteien und dessen Folgen anzusehen. Soll ich meine Wahlentscheidung stattdessen ernsthaft nach dem lauten Geschwätz weniger Wochen Wahlkampf treffen? Sind Menschen so dumm? Und wenn ja, warum sind die dann alle wahlberechtigt? Unter "mündiger Bürger" stelle ich zumindest mir etwas anderes vor und an die richtet sich diese Form der Wahlwerbung eindeutig nicht.



    Übrigens, zu Kohls Zeiten machte man sich über Drei-Wort-Slogans lustig und Wahlplakate mit nur einem einzigen Wort darauf waren eine besonders überzogene Form von Satire.

  • Ich frage mich, was von Politikern zu halten ist, die eine Gegenkandidatur als Provokation empfinden und politische Erklärungen unterschreiben, ohne sie richtig zu lesen.

    • @Jochen Laun:

      Man sollte schon im Kontext lesen können. Nicht die Gegenkandidatur ist hier die Provokation, sondern der Move des BSW, die hier ggf. auch deshalb antreten, um Die Linke zu schädigen, obwohl der Einzug des Kandidaten völlig aussichtslos ist. Das schafft eine überflüssige Konkurrenz und wiegt insofern, als der Kandidat vor kurzem noch in Pellmanns Partei war.

      • @White_Chocobo:

        Konkurrenz ist im politischen Diskurs nie überflüssig.



        Die Aussage das das BSW "nur deswegen antritt um Die Linke zu schädigen " nicht mehr als eine Unterstellung (und auch eher unsinnig, wenn man die Kosten für solch eine Kandidatur berücksichtigt)

    • @Jochen Laun:

      Danke

  • "Ich empfinde die Kandidatur (von Recke) als Provokation"



    Ein seltsamer Satz, der nicht das Demokratieverständnis spiegelt, das ich mir von einem Parlamentskandidaten wünsche.



    Zudem: war Pellmanns Vater nie in der SED? Warum wird das nicht erwähnt?

    • @Emmo:

      Was hat Pellmanns Vater damit zu tun? Es gibt doch auch noch Leute, deren Väter hohe Tiere unter Hitler waren. Wollen Sie die stellvertretend für ihre Erzeuger einsperren?

      • @dtx:

        Nein, natürlich nicht. Das war auch kein Vorwurf an He..Pellmann.



        Mir gings um den Artikel: wenn die taz es für notwendig hält, seinen Vater und dessen politische Funktionen zu erwähnen, dann sollte dies nicht nur selektiv erfolgen.

  • Was hat er von Sahras PopUp-Party anderes erwartet? Natürlich treten die da an und nach, wo es ihre Exgenoss*innen am meisten schmerzt. Das ist doch der Sinn des ganzen Unternehmens.

  • „Ich habe die Erklärung damals nicht im Detail gelesen. Ich würde sie heute so nicht wieder unterschreiben.“

    Geil, DAS erwarte ich vonn einem Politiker: Erstmal was unterschreiben und später, falls mir der Inhalt nicht mehr passt, behaupten, dass ich das alles gar nicht so genau gelesen habe. Da darf man sich dann auch über mangelnde Zustimmung am Wahltag später nicht mehr wundern...

    • @Gregor von Niebelschütz:

      Wie im Artikel überdeutlich wird ist Pellmann kein Außenpolitiker. Er macht(e) das, was alle anderen Politiker im Bundestag auch machen, wenn sie auf einem Gebiet nicht spezialisiert sind: Er verlässt sich auf Menschen denen er vertraut, weil er sie kennt und sie seine Weltanschauung/Partei teilen und die auf dem betreffenden Gebiet größere Expertise haben. Auf den ersten Blick scheint in der Erklärung auch nichts offensichtlich falsches zu stehen. Das Problem ist eher die Signalwirkung die davon ausgeht. Diesbezüglich kann man 3 Jahre später ohne Weiteres zu einer anderen Bewertung kommen. Zumal ja der imperiale Charakter der russischen Invasion und die Kriegsverbrechen erst später deutlich wurden.

    • @Gregor von Niebelschütz:

      Ob der Inhalt nicht mehr paßt ... Sowohl die Linke, als auch das BSW hinterlassen nicht den Eindruck, daß sie begreifen, was Krieg bedeutet. Daß, wer sich da zwischen die Fronten stellen will, von beiden Seiten beschossen würde. Sie denken, weil sie in Deutschland "warm und trocken" sitzen, ginge sie das nichts an: Gebt der Ukraine keine Waffen, wenn sie Putin überrannt hat, wird schon Frieden einkehren. Was anders käme ja, würde man denen nachgeben, nicht raus.

      Da frage ich mich immer, was diese Leute täten, würde Putin auf Rügen anlanden lassen? Von Kaliningrad sind es über die Ostsee schließlich nur ein paar Stunden. Schicken die dann einen Boten mit Brot und Salz und dem Schlüssel zum Kanzleramt?

      • @dtx:

        Einer der Gründe, der mich davon abhält für die Linke zu stimmen. Vielen die ich kenne geht das so. Trennt euch von der Folklore, dass es in Russland irgendwann mal ernsthaft um Sozialismus ging und man die deshalb lieb haben müsste.

      • @dtx:

        Ich möchte hier nicht falsch verstanden werden, ich empfinde die Haltung des BSW (und in Teilen der Linken) bezüglich des Ukrainekrieges ebenfalls für mindestens blauäugig, mir würden aber auch deutlich drastischere Begriffe einfallen. Mir geht es hier mehr um die „Haltung“ des Politikers. Wenn jemand in Fragen von Krieg und Frieden seine Meinung je nach parteipolitischem Konsens wechselt und dies dann mit „Faulheit“ oder ähnlichem begründet: Das kann ich dann halt nicht mehr ernst nehmen…