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Letzte Generation kündigt Protest anEs geht um die „Wendepunkt-Phase“

Nach dem Klimastreik plant die Letzte Generation einen Ansturm. Sämtliche Hauptverkehrsstraßen in Berlin sollen unbefristet lahmgelegt werden.

Als der Protest noch neu war: Fridays-for-Future-Demonstration in Hagen Foto: Roland Geisheimer/attenzione/Agentur Focus

Berlin taz | Die Kli­ma­ak­ti­vis­t:in­nen der Letzten Generation kündigen eine große Protestwelle an. Am Mittwoch sollen alle Sym­pa­thi­san­t:in­nen der Protestgruppe nach Berlin kommen, zur sogenannten „Wendepunkt-Phase“. Ab dem kommenden Montag will die Gruppe schließlich sämtliche Hauptverkehrsstraßen sowie Kreuzungen und einige Nebenstraßen in der Hauptstadt lahmlegen – unbefristet, bis die Bundesregierung auf ihre zentralen Forderungen reagiert. „Der soziale Kipppunkt ist erreicht“, sagt Torben Ritzinger, Sprecher der Letzten Generation, der taz. Die Bevölkerung habe verstanden, dass ein „Weiter so“ nicht mehr tragbar sei.

In einem internen Video, welches dem Tagesspiegel am Dienstag vorlag, erklärt Kim Schulz aus dem Führungskreis der Letzten Generation anderen Aktivist:innen, wie er sich die geplante zukünftige Protestphase vorstellt. Dabei spricht er von einem sogenannten Movement Action Plan (MAP), der 1987 von dem US-amerikanischen Aktivisten Bill Moyer vorgestellt wurde. Dieser beschreibt darin acht Phasen, die soziale Bewegungen normalerweise über einen Zeitraum von Jahren und Jahrzehnten durchlaufen.

Die Letzte Generation befindet sich laut Ritzinger aktuell in der fünften Phase, der Krisenphase. Dem MAP zufolge erreicht jede soziale Protestbewegung nach etwa ein bis zwei Jahren eine Station, in welcher sich die großen Hoffnungen auf einen Durchbruch in Verzweiflung umschlagen. Diese Identitätskrise der Ohnmacht und des Scheiterns trete jedoch laut Moyer dann auf, wenn die Bewegung eigentlich erfolgreich ist.

Deshalb sei es nun auch das Ziel der Letzten Generation, die sechste Phase zu erreichen, sagt Ritzinger. Diese charakterisiere sich durch die Unterstützung einer immer größeren Mehrheit der Bevölkerung. Der Sprecher ist zuversichtlich, dass die Bür­ge­r:in­nen hinter der Letzten Generation stünden. Die Ak­ti­vis­t:in­nen würden immer mehr Solidaritätsbekundungen erhalten, so Ritzinger. Dass der Zuspruch aus der Bevölkerung laut einer kürzlich veröffentlichten Studie von 68 Prozent im Jahr 2021 auf nur noch knapp ein Drittel im Jahr 2023 gesunken ist, stört ihn nicht. „Das ist ein fließender Prozess. Diese Umfrage kann auch schon wieder überholt sein“, argumentiert er.

2.000 Unternehmen beteiligen sich am Klimastreik

Doch nicht nur die Letzte Generation kündigt große Proteste an. Die Jugendbewegung Fridays for Future plant für den kommenden Freitag ihren 13. globalen Klimastreik. In über 240 Orten sollen deutschlandweit Demonstrationen stattfinden, zu denen Millionen Menschen erwartet werden.

Ob das realistisch ist, wird sich zeigen: Die Teilnahme an den globalen Streiks hat sich seit 2019 stark abgeschwächt. Demonstrierten damals in Berlin noch etwa 270.000 Menschen, waren es vergangenes Jahr nur noch rund 30.000. Am Freitag wird die Bewegung jedoch auf den Rückhalt von mehr als 2.000 deutschen Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen setzen können, die sich dem Streik anschließen wollen.

Auch die Letzte Generation wird am Freitag gemeinsam mit den Fridays for Future streiken. „Die Klimabewegung darf sich nicht spalten“, sagt Ritzinger. Am Ende verfolgten sie alle dasselbe Ziel: Dass die Bundesregierung sich an ihre Versprechen aus dem Pariser Abkommen von 2015 hält und aus der fossilen Energiegewinnung aussteigt.

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16 Kommentare

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  • Vielen Dank für eure Beiträge. Wir haben die Kommentarfunktion geschlossen. Die Moderation

  • In welcher dieser Phasen wird eine Protestbewegung die Grenzen einer Sekte überschreiten (oder hat diese bereits überschritten)?

    Bei so viel Analyse der eigenen Handlung müssten die Aktivisten erkennen, dass die Politik der Forderungen nicht nachgeben kann, den das hätte einen enormen Zulauf zur Folge. Die Politik wäre erpressbar. Objektiv betrachtet steht die Gruppe ihren eigenen Zielen im Weg.

  • Wieso eigentlich immer Berlin??

    • 1G
      14397 (Profil gelöscht)
      @Juhmandra:

      Weil da die Bundesregierung und Bundestag sitzen. Wo denn sonst??

  • "Sämtliche Hauptverkehrsstraßen in Berlin sollen unbefristet lahmgelegt werden."



    Unbefristet, sprich ohne Ende? Das wird spannend.

  • Zitat:

    "Die Bevölkerung habe verstanden, dass ein „Weiter so“ nicht mehr tragbar sei."

    Soll die Bevölkerung jetzt offen gegen die Demonstranten vorgehen und wenn ja, wo sind die Grenzen ?



    Da eine überwältigende Mehrzahl der Bevölkerung diese Art von Aktionen ablehnt, müssen die angeblichen "Aktivisten" bestimmt geschützt werden. Hoffentlich versagen hier nicht die staatlichen Organe

  • Kontraproduktive Bärendienstleistungsgesellschaft

    Die Blockaden des Straßenverkehrs stoppen nicht die klimaschädigenden Emissionen, sondern befördern sie nachgerade: 30% der verkehrsbedingten Emissionen in Ballungsgebieten entstehen durch Stau. Jede Sitzblockade erhöht die Menge dieser staubedingten Schadstoffemissionen. Dazu kommen Behinderungen des ÖPNV, dessen Ausbau vernünftigerweise den Individualverkehr unattraktiv machen soll, durch solche Aktionen aber genau den gegenteiligen Effekt entfalten: Wer riskiert, durch blockadebedingten Ausfall oder Störung seiner Buslinie sein Fahrtziel nicht rechtzeitig zu erreichen, steigt dann auf seinen PKW um und meidet die blockierten Straßen durch Umfahrung womöglich durch nicht betroffene Wohngebiete.







    Da beißt also die Maus keinen Faden ab: Kurzfristig sind die Straßenblockaden klimaschädlich, langfristig bremsen sie überdies die Sensibilisierung der Bevölkerung für die notwendige klimaschonende Verkehrspolitik. Damit leisten die Blockierer ihrem ja löblichen Anliegen einen Bärendienst, was zu der verschwörungstheoretischen Frage führt, ob nicht genau dies von den finanzierenden Hintermännern über Bande beabsichtigt ist.







    Dies hat inzwischen sogar dem Klimaminister Robert Habeck gedämmert, demzufolge „die Protestaktionen von Mitgliedern der Gruppe Letzte Generation dem Anliegen Klimaschutz massiv“ schadeten (Tagesspiegel, 5. 5. 2023)

  • Es zeugt nicht gerade von strategischem Denken, die Proteste so auszudehnen. Wie soll denn die Polizei die ganzen Demonstranten schützen? Denn dass bei der Bevölkerung ein Kipp-Punkt erreicht ist, das könnte schon sein. Nur sieht der anders aus, als es sich diese Leute in ihrer Blase vorstellen.

  • Man sollte sich also bis Montag mit Popcorn eindecken.

  • klingt irgendwie nach Monty Python...

    • @nutzer:

      "klingt irgendwie nach Monty Python..." zu glauben die Politik und das Leben der 70er 80er immer weiter leben zu können.

    • @nutzer:

      Nur leider nicht ganz so lustig.

      • @Jim Hawkins:

        Wenn Sie Spaß haben wollen: die Kyrenaika soll um diese Jahreszeit sehr schön sein!

        Raus aus diesem Miesmacherdeutschland mit seinen Klimabizarren! Das kristallklare Wasser der Bergbäche genießen! Im lieblichen Blumenduft des "Gartens der Hesperiden" schwelgen!



        Wer sagt "Florenz sehen und sterben", der ist ein Kulturbanause und wandelte noch nie im Sand von Catullus' silphiumtragendem Kyrene - "Derna sehen und sterben", SO muss das sein!

        *Jede* LG-Aktion ist lustiger, als wenn die Abendnachrichten mit den aktuellen NINA-Warnungen enden, und mit der Nachricht beginnen, dass schon wieder ein Ort in Deutschland so sehr in Trümmern liegt, dass ein Wiederaufbau sinnlos ist.

        Bielefeld scheint grad eine ordentliche Packung zu bekommen, aber hey, das beweist ja nur dass diese ganze kLimAHyStEriE eine Lüge ist.



        Oder seit wann gibt es Bielefeld?

  • Mein persönlicher Kipppunkt ist erreicht wenn ich mich bei 30 Grad zum Supermarkt schwitze um dort Lebkuchen angeboten zu bekommen. Nach Dürren, Hitzewellen, sintflutartigen Regenfällen, Waldbränden, .. Was muss eigentlich noch geschehen damit unsere Regierung endlich anfängt die am niedrigsten hängenden Früchte am Baum der Klimaschutzmaßnahmen in Gesetze zu verwandeln?

  • Wer das mit in einer Blase leben bisher nicht verstanden hat, lese hier:



    "Der Sprecher ist zuversichtlich, dass die Bür­ge­r:in­nen hinter der Letzten Generation stünden. Die Ak­ti­vis­t:in­nen würden immer mehr Solidaritätsbekundungen erhalten, so Ritzinger. Dass der Zuspruch aus der Bevölkerung laut einer kürzlich veröffentlichten Studie von 68 Prozent im Jahr 2021 auf nur noch knapp ein Drittel im Jahr 2023 gesunken ist, stört ihn nicht."



    Himmlische Einfalt. ;-)

  • Währenddessen hofft die EU, ihre Mittel für Katastrophenhilfe zu verdreifachen, damit nicht - wie es für dieses Jahr abzusehen ist - das Geld vor Jahresende ausgeht.

    Muss halt noch von den Mitgliedsstaaten genehmigt werden. Ungarn wird vermutlich blockieren, laut dem Budapester Regime ist der Klimawandel ja eine Lüge.