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Lehren aus der verheerenden Pisa-StudieEin Ruck nach dem Schock

Ralf Pauli
Kommentar von Ralf Pauli

Die Pisa-Ergebnisse lösen Besorgnis aus, konkrete Verbesserungsvorschläge existieren bereits. Bund und Länder müssten nur endlich handeln.

Ein neues Programm hier oder ein paar Millionen da, das reicht einfach nicht mehr Foto: Jochen Tack/imago

Z u den verheerenden Pisa-Ergebnissen deutscher Schü­le­r:in­nen sind diese Woche viele Worte gefallen. Von Kanzler Scholz („besorgniserregend“) bis zu Möchtegern-Kanzler Söder („ein Schlag ins Gesicht Deutschlands“) hat sich die halbe Nation zu einer Stellungnahme berufen gefühlt. Einig sind sich alle in dem vernichtenden Urteil, selbst die sonst so streitlustigen Ampelmänner und -frauen.

Doch wenn es um konkrete Vorschläge geht, wie der Leistungsabfall an Schulen gebremst und die anhaltende Chancenungleichheit abgefedert werden können, ist es schnell vorbei mit der Einigkeit. Bil­dungs­for­sche­r:in­nen mahnen, wie wichtig eine gezielte Förderung schon im Vorschulalter wäre. Po­li­ti­ke­r:in­nen versprechen, den Unterricht so anzupassen, dass wieder alle lesen, schreiben und rechnen lernen. Schulen und Gewerkschaften sehen vor allem im Personalmangel die Ursache für die Misere.

Richtig liegen sie alle. Wobei auf den neuer­lichen Pisa-Schock auch die Einsicht folgen muss, dass ein neues Programm hier oder ein paar Millionen da einfach nicht mehr reichen. Bund und Länder müssen handeln – und zwar in allen oben genannten Punkten.

Eine flächendeckende Kita-Versorgung, die so wichtig wäre für benachteiligte Kinder, scheitert vor allem an den oft miesen Arbeitsbedingungen für die Fachkräfte. Wenn dem Staat die Bildungsarbeit an einem Gymnasium aber doppelt so viel wert ist wie die in der Kita, wer kann sich da noch über fehlendes Personal wundern? Zumal angehende Er­zie­he­r:in­nen für ihre Ausbildung teils noch immer bezahlen müssen. Motivationsbremse ist für diesen Zustand noch ein freundliches Wort.

Positivbeispiel Hamburg

Ebenso rätselhaft ist, warum die meisten Bildungsminister:innen, die ja gern die gestiegene Heterogenität in Klassen beklagen, nicht konsequent auf frühe Sprachförderung setzen. Wie sehr die helfen kann, macht seit Jahren Hamburg vor – das sich auch deshalb vom Bankdrücker zum (teils) Klassenbesten gemausert hat.

Und, weil es seine Schulpolitik wie kein anderes Land auf Daten stützt. Hamburger Schulen erhalten zusätzliche Stellen, wenn sie im sozialen Brennpunkt liegen oder bei Tests besonders mies abschneiden. Es ist gut, dass der Bund hier die Länder in die Pflicht nimmt und beim geplanten „Startchancenprogramm“ für Brennpunktschulen auf eine Mittelvergabe nach sozialen Kriterien pocht.

Muss sich nur zusätzliches Personal finden. Ihre entsprechenden Pläne haben die Länder am Freitag vorgestellt: darunter ein neuer Master für Ein-Fach-Lehrkräfte und eine bessere Bedarfsprognose. Man muss den Ministerien Glück wünschen – den Kindern zuliebe, die der Staat beim Aufstiegsversprechen bislang im Stich lässt. Traurig nur, dass es dazu eine Pisa-Studie braucht.

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Ralf Pauli
Redakteur Bildung/taz1
Seit 2013 für die taz tätig, derzeit als Bildungsredakteur sowie Redakteur im Ressort taz.eins. Andere Themen: Lateinamerika, Integration, Populismus.
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22 Kommentare

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  • 1G
    14231 (Profil gelöscht)

    Es frapiert mich immer wieder, wie viele Menschen der Ansicht sind, man bräuchte nur ein wenig Sprachunterricht, dann gäbe sich das schon mit den Leseschwierigkeiten.

    Dabei sollte doch so ziemlich jeder, der in diesem Land zur Schule gegangen ist, schon einmal eine Fremdsprache in der Schule gelernt und dabei die Erfahrung gemacht haben, das Sprachunterricht nur die rudimentären Grundlagen liefert. Die Sprache an sich muss man allerdings im Alltag lernen, vorzugsweise in einer Umgebung, in der ausschließlich diese Sprache gesprochen wird.

    Angelsachsen können ein Lied davon singen, wie schwierig es ist, in Deutschland Deutsch zu lernen, weil viele Deutsche Englisch mit ihnen reden.



    Kaum anders verhält es sich mit Kindern, die zuhause nur ihre Muttersprache sprechen sowie in Kita, Schule und Freizeit Kinder der gleichen Herkunft um sich haben. In vielen Bildungseinrichtungen gibt es einfach zu große Gruppen an Kindern, die beispielsweise aus türkisch- oder arabischsprachigen Haushalten stammen, die somit unter sich bleiben und also auch wenig Grund haben sich an eine andere Sprache zu gewöhnen.

    Hinzu kommt, dass Unterricht für Kinder nicht selten negativ besetzt ist, insbesondere wenn es darin um etwas geht, das sie nicht gut können. Es sind aber positive Erfahrungen, welche die Offenheit für eine Materie begünstigen.

  • Es ist immer wieder das gleiche in Deutschland zu beobachten, nachdem eine neue Pisa-Studie veröffentlicht wurde. Alle sprechen wieder vom dramatischen Absturz einer ganzen Bildungsnation, und können sich kaum mit drastischen, negativen Zuschreibungen zurückhalten. Etwas weniger Polemik und dafür mehr Differenziertheit, wäre hier eher angebracht.

    Die Frage ist doch auch, inwieweit es Sinn macht, die verschiedene Staaten mit ihren unterschiedlichen Schulsystemen überhaupt zu vergleichen. Zudem bin ich mir nicht sicher, ob immer alle an der Studien beteiligten Länder die gleichen Standards verwenden, von den gestellten Aufgaben, über die gleiche Anzahl der getesteten Schüler bis hin zur Auswertung. So eine 'Weltmeisterschaft' der Länder verleitet doch auch zu 'geschönten Ergebnissen', um als Staat mit gutem Schulsystem und cleveren Schülern dazustehen.



    Fakt ist aber auch, dass in deutschen Schulen seit Jahren ein Lehrermangel herrscht und die Klassenstärke sehr oft über dem Teiler liegt. Hinzu kommt, dass durch den Zuzug geflüchteter Kinder und solche mit nichtdeutschen Wurzeln und damit entsprechend schlechter Deutschkenntnissen, die Situation in einer Klasse noch schwieriger macht.



    Deutschland ist aber auch einiges der wenigen Länder, die bereits nach vier Jahren die Selektion in Hauptschüler, Realschüler und Gymnasiasten betreibt. In den anderen Staaten gehen die Schüler meist sechs bis acht Jahre zusammen auf eine Schule, und erst danach beginnen die weiterführenden Schulen. Das ist für Kinder, die etwas 'langsamer sind und länger brauchen' von nicht zu unterschätzenden Vorteil.



    Fazit: es bedarf keiner PISA- Studie, um Mängel im deutschen Schulsystem festzustellen. Es bedarf aber eine unfassende Reform des dreigliedrigen Schulsystems ab Klasse 4, die Einstellung von mehr Lehrern, unterstützende Begleitung in den Klassen mit viel sprachdefizitären Schülern, eine reduzierte Klassenstärke bzw. das Einhalten wenigstens des Klassenteilers und einfach mehr Geld.

  • Mehrheitlich haben Menschen Kinder. Es gäbe also eine Lobby für gute Kitas und Schulen - doch ist dem nicht so.



    Eltern, die es sich leisten können, kämpfen keineswegs für gute Schulen für alle, sie schicken ihre Kinder auf besondere Schulen.



    Ausnahmen bestätigen die Regel.



    Es braucht Kitapflicht plus Sprachunterricht vor der regulären Grundschule.



    Und letztere muss befähigt werden, mit mehr Personal, und nicht nur mit Lehrpersonal, kindliche Ressourcen so zu entwickeln, dass alle die Basics wie Lesen, Schreiben, Rechnen beherrschen.



    Ansonsten produziert man sehenden Auges spätere Frustration, Prekariate und auch Leid.



    Wo bleiben unsere Werte dann!?

  • Wo bitte steht, dass Er­zie­he­r:in­nen für ihre Ausbildung bezahlen müssen? Wenn man nicht gerade eine Privatschule besucht, ist es kostenfrei. Er­zie­he­r:in­nen in PiA bekommen sogar ihre Ausbildung bezahlt, bis zu 1200 € Brutto .

    • @Stoffel:

      „Erzieher:innen in PiA“ müssen für das Geld auch ordentlich arbeiten. Gilt für jede duale Ausbildung. Respekt, und ich halte das für eine sehr gute Sache. Am Ende der Ausbildung sind sie bereits bestens qualifiziert. Nur sind die Erzieherinnen und Erzieher nicht für Deutschunterricht zuständig und auch nicht für alle Auswüchse sozialer Abgründe.

  • Die meisten und wichtigsten Probleme sind nicht gerade neu. Lehrermangel und mardode Schulgebäude gab es schon als unser Sohn zur Schule ging: vor über 50 Jahren! Nur das Bemühen um andressprachige Kids gab's damals nicht in dem Maße. Das alles zeigt doch nur eins: Bildung ist den meisten Politiker*innen völlig wurscht. Es bringt keine (schnellen) Wählrestimmen und das kann man dann getrost vergessen. Wirklich ernsthaftes Bemühen um Bildung habe ich in all den Jahren nicht ein einziges Mal gesehen. Von keiner Partei

  • Wahrscheinlich sind all die aufgezählten Schritte heute notwendig.



    Das wären dann schon enorme Investitionen, natürlich wohl angelegt. Nur die älteren Entscheider haben einen anderen background. Die Generationen der boomer und danach hatten auch große Klassen, keine Sozialarbeiterinnen in den Schulen, marode klos, oft keinen Kindergartenbesuch, geschweige denn ein Bildungsprogramm in einer Kita und doch ist das Land wirtschaftlich immer stärker geworden. Daher ist es vielleicht schwer die heutigen Notwendigkeiten anzuerkennen.

  • Man aufhören über Schalke, HSV oder Köln lästern. Die schlimmste Looser-Menschaft ist die Konferenz der Bildungs- bzw Kultursministerialen. Seit mehr als 2 Jahrzehnten kriegen die nix nachhaltig Erfolgreiches aufgestellt und durchgeführt. Es gibt nicht so viele Ligen wie die absteigen müssen. Auch diesmal ist die Reaktion (Bildungsministerin NRW) "...nein, sooo schlecht sind wir nun auch nicht, wir haben doch.....".



    Die haben auch den 20. Schuß nicht gehört.

    • @Monomi:

      "Man aufhören über Schalke, HSV oder Köln lästern."

      Bei aller Zustimmung zum restllichen Text. Nein, man sollte damit nicht aufhören.

  • "Ebenso rätselhaft ist, warum die meisten Bildungsminister:innen, die ja gern die gestiegene Heterogenität in Klassen beklagen[...]"

    Tun sie das? Die haben doch Gesamtschulen gewollt.

  • Was schon längst umgesetzt sein könnte: Förderung im Vorschulalter und wesentlich längeres gemeinsames Lernen. In manchen Bundesländern wird ja bereits erst nach Klasse 6 entschieden, ob der weitere Weg über die Oberschule oder über's Gymnasium erfolgt. Aber warum weiterhin diese Trennung? Warum weiterhin nach diesem 200 Jahre alten Bildungssystem? Leider sind viele Eltern immer noch der Meinung, dass der Besuch eines Gymnasiums bessere Aufstiegschancen bietet. Warum immer noch dieser Standesdünkel?

    • @hechtmaus:

      Stimme allem zu, verstehe nur die letzten zwei Fragen nicht. Ist es nicht so, dass der Besuch eines Gymnasiums dem individuellen Schüler Vorteile bringt?

      Ein getrenntes Schulsystem mag gesellschaftlich schädlich sein, aber individuell gibt es doch Profiteure. Auch so ein "Fischereikonflikt", der seit Jahrzehnten dafür sorgt, dass sich gar nichts bewegt.

      • @derzwerg:

        Nun, mit "Standesdünkel" habe ich schon ein bisschen provoziert. Aber das war nicht einfach so aus der Luft gegriffen. Ich habe inzwischen viele Eltern kennengelernt, die der Meinung sind, dass ihr Kind es auf einer Oberschule zu nichts bringen wird, da dort nur die Unterschicht ihren Nachwuchs hingehen lässt. Auch in meiner Familie gab es schon in den 90er Jahren die Meinung, dass die gesellschaftliche Trennung nach Gymnasium und Oberschule erfolgt und somit für die eigenen Kinder nur das Gymnasium in Frage zu kommen hat.



        Diese frühe Trennung nach der vierten Klasse empfinde nicht nur ich als viel zu früh. Deswegen brauchen wir ein längeres gemeinsames Lernen. Und auch die Unterrichtsformen müssen wir überdenken. Es gibt noch viel zu viel Lernen im Gleichschritt, bei überwiegendem Frontalunterricht. Da kann ich garnicht adäquat auf die Fähigkeiten einzelner Kinder eingehen. Überflieger und Benachteiligte fallen durch's Raster. Es kommt viel zu oft vor, dass Hochbegabte auf Förderschulen landen, wo sie definitiv nicht hingehören. Und warum ist das so? Weil nicht gecheckt wird, warum ein Kind mit dem derzeitigen System nicht klarkommt. Es wird nur festgestellt, dass es nicht klarkommt und somit Probleme verursacht, aber derSache wird nicht auf den Grund gegangen . Es ist alles im Großen und Ganzen auf Mitelmäßigkeit gebügelt. Und da wundern wir uns, dass es jede Menge Schulabbrecher gibt? Am Unwillen der Kinder wird es nicht liegen. Die Kinder sind im Allgemeinen nicht das Problem, sondern wir Erwachsenen.

      • @derzwerg:

        Mittlerweile ist der Vorteil durch Abitur+Studium deutlich geschrumpft. Wer sich nach dem Studium über Jahrzehnte von einem befristeten Arbeitsverhältnis zum anderen hangelt, wer als Akademiker (Ingenieur) nur Stellenangebote von Leihfirmen bekommt, wer die lange Ausbildung nicht bei der Rente anerkannt bekommt aber auch nciht mehr verdient als ein Industriemeister, hat keinen Vorteil.



        Wäre ich nochmal jung, würde ich nach der mittleren Reife eine Berufsausbildung machen, und dann, wenn ich mir klar bin, was ich im Leben will, eventuell ein Studium dranhängen.



        Die Verachtung, die in "intellektuellen" Kreisen gegenüber dem Handwerk herrscht, ist oft zum Fremdschämen.



        Bei uns in der Gegend haben die Handwerker die schicksten Villen.

    • @hechtmaus:

      Es gibt auch gesellschaftliche Ursachen, die dem Lernen nicht förderlich sind: hoher Krankenstand, Burnout und Enttäuschung bei den LehrerInnen und PädagogInnen schon in der KiTa und den Grundschulen, bei den weiterführenden Schulen sind allein die Gymnasien noch relativ verschont von den Problemen. Mehr (auch finanzeille) Wertschätzung für Lehrende/Pädagogen.



      Des weiteren bietet unser Way of Life den Jugendlichen die Illusion, dass das Leben in der Dgitalen Welt das "Lernen" im klassischen Sinn braucht.



      Als Influencer brauche ich keinen guten Schulabschluss.



      Und natürlich die Not vieler Eltern: sie sind angestrengt, gestresst, viele sind ehr auf sich selbst fixiert: Wir sehen dass 30 % der Kinder keine Geschichten mehr vorgelesen bekommen.



      Es braucht also eine gesamtgesellschaftliche Neubewertung der Bildung.

      • @Überwasredenwirhiereigentlich:

        "Und natürlich die Not vieler Eltern: sie sind angestrengt, gestresst, viele sind ehr auf sich selbst fixiert: Wir sehen dass 30% der Kinder keine Geschichten mehr vorgelesen bekommen."

        Wenn 30% der Kinder keine Geschichten mehr vorgelesen bekommen, dann ist das nicht automatisch "Not" der Eltern. Kann auch sein, dass die Eltern lieber an ihrem Handy herumtippen.

        Ich reite so beharrlich auf den Handies herum, tut mir leid, fühle mich selbst wie ein Dinosaurier. Es ist nicht aus ideologischer Verbohrtheit, sondern weil die Dinger ja schon gigantisch Zeit fressen, die wir zumindest in den 80er-Jahren (vgl. anderer Kommentar) halt doch für andere Dinge hatten.

    • @hechtmaus:

      Man könnte natürlich auch ähnlich wie in Japan die einzelnen Trennungen abschaffen. Dann werden eben anspruchsvolle (!) Aufnahmeprüfungen für alle weiterführenden Ober- und Hoch-Schulen eingeführt. Irgendwie und irgendwann muss die Spreu vom Weizen schließlich getrennt werden.

      • @SeppW:

        Und warum sind Kinder, die es nicht zur Uni zieht Spreu?



        Genau von diesem Gedanken müssen wir doch weg, um die Berufe ohne akademischen Überbau wieder aufzuwerten.



        Es sollte nicht als Versagen der Kinder angesehen werden, wenn sie nach der zehnten Klasse eine Lehre anfangen. Aber es sollte auch nicht schon von einem Viertklässler verlangt werden, dass er eine Entscheidung für seinen beruflichen WErdegang trifft.



        Das Gymnasium ist momentan die Lösung, die den Kindern die meisten Freiheiten bei der späteren Entscheidung lässt. Was eine Verschwendung für diejenigen, die gar nichts akademisches machen wollen. Und was eine Verschwendung an akademischem Potential, bei den Kindern, deren Eltern sich nicht trauen, sie in Richtung Gymnasium zu unterstützen.

        • @Herma Huhn:

          "Und warum sind Kinder, die es nicht zur Uni zieht Spreu?"

          --------------

          Weil es für mich als Metapher herhalten muss. Denn das Blatt hat sich ja bzgl. des Wertes eine Studienabschlusses gewendet und den Ausbildungsberuf im Gegenzug aufgewertet, selbst wenn sich das jetzt noch nicht an den Löhnen widerspiegelt. Aber man sieht es ja jetzt schon beim Thema Arbeitskräftemangel. Bullshitjob-Bachelor´s bekommt man inflationär an jeder Ecke angeboten. Handwerker, Pfleger etc. nicht. Kein Wunder, wenn fast 60% der Jugend jedes Jahr in Unis gepresst wird.

          Im Prinzip gibt es eine einfache Lösung. Bis Klasse 9 gibt es keine "Standesdünkel". Wer nach Klasse 9 eine Weiterqualifizierung wünscht, sprich Erlangung der Hochschulreife, hat eine bockschwere Aufnahmeprüfung zu absolvieren. Damit ist ein gewisser Qualitätsstandard in den Universitäten auch wieder möglich und man muss den Erstis nicht nochmal die Grundrechenarten und Grammatik beibringen. Wer die Prüfung nicht besteht kann sie 2x wiederholen oder einen Ausbildungsberuf ergreifen. Damit wird dem inflationären Rauspressen von Uniabsolventen ein Riegelvorgeschoben und der Fachkräftemangel im nichtakademischen Bereich hat ein Ende. Dann sitzen nicht mehr 60% in Unis, sondern nur noch maximal 25 %.

    • @hechtmaus:

      Was hat ein Gymnasium mit Standesdünkel zu tun? In jedem Land gibt es Hochschulen.

      Und was das Bildungssystem betrifft: anstatt dieses in Frage zu stellen würde ich mich an Ihrer Stelle viel eher Fragen warum dieses noch bis in die 80er Jahre in der Lage war den Kindern alles notwendige Wissen zu vermitteln und seit gut 20 Jahren nicht mehr.

      • @Tom Tailor:

        ... bis in die 80er Jahre. ... Wir haben inzwischen 2023 , und nach diesen 40 Jahren sind inzwischen völlig neue Herausforderungen zu bewältigen. Es ist übrigens etwa der Zeitraum, in dem die sogenannten neoliberalen Gesellschafts- und Wirtschaftsansätze voll zum Tragen gekommen sind. Dazu gehören u.A. so wenig Staat wie möglich, und möglichst elles dem frieen markt überlassen. Das fällt uns nun auf die Füße, da Investitionen seitens des Staates (Bildung, Infrastruktur, soziale Sicherungssysteme) zurückgefahren wurden. Der freie Markt hat sich nicht im Geringsten für solche Themen interessiert, wie auch, wenn nur der schnelle Profit im Fokus steht. Somit war ist das Ganze ein Scheitern mit Ansage. Kritische Stimmen gab es übrigens von Anfang an.

        • @hechtmaus:

          Alles was Sie ansprechen ist zwar zum Teil richtig, hat aber mit dem Thema "(Schul)-Bildung recht wenig zu tun, da die Grundlagen immer noch dieselben sind.

          Oder anders: wenn ein junger Mensch die Schule verlässt, sollte er mind. die deutsche Sprache in Wort und Schrift beherrschen, Grundrechenarten der Mathematik (Einmaleins, Dreisatz, Prozentrechnung), Chemie von Physik unterscheiden können und ein wenig Allgemeinbildung haben. Nichts davon verlangt hypermoderne Schulen mit dem neuesten technischen Schnickschnack, individuelle Betreuung, Teamarbeit oder Spezialförderung. Die von mir angesprochenen Grundlagen konnten schon Schulen vor über 100 Jahren vermitteln und - wie ich schrieb - auch noch bis Anfang der 90er.

          Was hat sich also Ihrer Meinung nach so geändert, das ein heutiger Bewerber auf einen Ausbildungsplatz keine Bewerbung ohne Rechtschreibfehler abzugeben vermag und schon bei den ersten mathematischen Testaufgaben zusammenbricht?