Kritik an Riester-Rente: Die Rente ist kein Eichhörnchen
Die Riester-Rente hat den Staat viel Geld gekostet und Konzerne reich gemacht. Gegen Altersarmut hat sie nichts bewirkt.
B esser spät als nie. Die Riester-Rente wird jetzt genau zwanzig Jahre alt, und endlich haben auch ihre rot-grünen Erfinder verstanden, dass dieses Projekt nicht funktioniert. Das „Riestern“ war nur ein Bereicherungsprogramm für die Banken und Versicherungen, die gigantische Provisionen kassierten, während die „Renditen“ für die Sparer direkt vom Staat kamen – also von den Steuerzahlern selbst finanziert wurden.
Doch leider folgt aus dieser Kritik nicht viel. SPD und Grüne begnügen sich mit einem Reförmchen. Sie schlagen nur vor, dass es öffentliche Fonds geben soll, die transparent und kostengünstig die Gelder der Sparer verwalten. Aber an dem Prinzip der privaten Altersvorsorge wird nicht gerüttelt. Es bleibt bei dem Wahnsinn, dass die normale Rente schlechtgeredet wird. Immer noch wird der Eindruck erzeugt, als könnte nur individuelles Sparen ein sicheres Alter garantieren.
Sparen hat einen sehr guten Ruf in Deutschland. Es gilt das Prinzip Eichhörnchen: Die kleinen Nager vergraben bekanntlich im Herbst die Nüsse, um sie im kargen Winter wieder auszubuddeln und zu verspeisen. Genau so stellen sich die meisten Angestellten auch ihre private Altersvorsorge vor. Jetzt wird gespart und in mageren Rentenzeiten wird dieses Geld wieder aufgezehrt.
Einziges Problem: Sparkonten oder Fonds sind keine Nüsse. Wenn sie nicht verschimmelt, behält eine Nuss ihren Wert. Bei Geld ist das anders. Niemand weiß, ob die Anlagen von heute in dreißig Jahren noch wertvoll sind.
Schon jetzt stöhnen Riester-Sparer, dass die Zinsen viel niedriger ausfallen, als einst versprochen. Bei der staatlichen Rente hingegen wird nicht gespart. Genau deswegen ist sie ja so genial. Die heutigen Angestellten zahlen für die heutigen RentnerInnen. Fertig.
Wie man es richtig macht, zeigt Österreich. Dort gibt es keine private Vorsorge, die staatlich verordnet wäre – und es existiert auch kein Niedriglohnsektor, der die Beiträge zur Rentenkasse stranguliert. Ergebnis: Die Durchschnittsrente beträgt 1.800 Euro im Monat. Davon können die Deutschen nur träumen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Unterwanderung der Bauernproteste
Alles, was rechts ist
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken
Waffen für die Ukraine
Bidens Taktik, Scholz’ Chance