Krieg in der Ukraine: Russland droht mit „schärfsten Reaktionen“
Nach der Entscheidung der USA, der Ukraine Angriffe auf Russlands Hinterland zu erlauben, kommen aus Moskau empörte Stimmen. Präsident Putin schweigt.
Das ist die neue – und die alte, zum wiederholten Male ausgesprochene – Antwort des Propagandisten im Propagandistenkreis um den russischen Extrem-Talker Wladimir Solowjow im russischen Staats-TV. Der 57-Jährige steht nicht allein mit den Forderungen nach einem Erstschlag mit Atomwaffen gegen den Westen. Sie sind nicht neu. Nun aber werden sie wieder laut.
Die New York Times war die erste, die darüber geschrieben hatte, dass die USA der Ukraine den Einsatz von US-Waffen mit größerer Reichweite gegen Ziele auf russischem Staatsgebiet erlaubt haben sollen. „Sollte sich das bestätigen“, raunte der russische Außenpolitiker Leonid Sluzki, so werde Russland „aufs Schärfste“ reagieren. Wie das aussähe, konkretisierte er nicht. Der „blutige Joe“, wie er den scheidenden US-amerikanischen Präsidenten Biden nannte, mache es seinem Nachfolger Donald Trump „nur schwerer, den Krieg in der Ukraine zu beenden.“
Russische Scharfmacher*innen wie die Ex-Spionin Maria Butina raunen vom „dritten Weltkrieg“. Verantwortlich dafür seien die USA. Ohnehin sind die USA in den Augen Russlands für alles verantwortlich, auch für den Krieg in der Ukraine. „Wir waren dazu gezwungen“, sagt Russlands Präsident Wladimir Putin stets gern, wenn er auf den Überfall Russlands auf die Ukraine angesprochen wird. Der Westen habe Russland schließlich erniedrigt.
Öl ins Feuer
Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sieht nun „eine neue Qualität an Spannungen“, wie er am Montag sagte und zugleich betonte, dass Putin zu westlichen Langstreckenwaffen im September bereits alles gesagt habe. Putin hatte damals in Sankt Petersburg erklärt, dass der Einsatz solcher Waffen auf russischem Territorium eine direkte Beteiligung des Westens am Krieg bedeute. Das werde die „Natur des Konflikts“ verändern, hatte er gesagt. „Ukrainische Soldaten beherrschen diese Systeme nicht. Es sind westliche Militärs, die diese Waffen bedienen.“
Peskow wiederholte am Montag: „Die Position ist hier für jeden absolut klar. Die Signale wurden vom kollektiven Westen gelesen.“ Nun wolle die scheidende Regierung in Washington „Schritte unternehmen, um Öl ins Feuer zu gießen“ und eine „weitere Eskalation provozieren“, sagte er.
Der kremlloyale Militärexperte Konstantin Siwkow sprach von einem „schrittweisen Test“ Russlands und nannte „drei Antworten“ des Kremls: Raketen abschießen („das haben wir mittlerweile gelernt, trotz erheblichem Schaden, den das anrichtet“), russische Langstreckenwaffen an die Gruppierungen übergeben, die den USA schaden könnten, wie zum Beispiel die Hisbollah oder die Huthi-Rebellen, oder amerikanische Stützpunkte außerhalb der USA angreifen.
ATACMS-Raketen hatten die Ukrainer bereits auf der Krim und im Donbass eingesetzt, Gebiete, die Russland als sein eigenes Territorium betrachtet. Damit hätte Kyjiw bereits mehrmals Russlands „rote Linien“ überschritten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungerechtigkeit in Deutschland
Her mit dem schönen Leben!
Kompromiss oder Konfrontation?
Flexible Mehrheiten werden nötiger, das ist vielleicht gut
Niederlage für Baschar al-Assad
Zusammenbruch in Aleppo
Eine Chauffeurin erzählt
„Du überholst mich nicht“
Der Check
Verschärft Migration den Mangel an Fachkräften?
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“