Krieg in Nahost: Empörung über Entkleidete aus Gaza
Ob die umstrittenen Aufnahmen Hamas-Kämpfer zeigen, ist unklar. Israels Armee rückt derweil weiter auf die zweitgrößte Stadt Chan Junis vor.
Die Art der Festnahme und die Veröffentlichung der Videos sorgten für Kritik, vor allem in der arabischen Welt und seitens internationaler Organisationen. Ägyptens Außenminister nannte sie „katastrophal und entwürdigend“. Die israelische Armee erklärte, die Männer hätten sich entkleiden müssen, um sicherzustellen, dass sie keine Sprengsätze bei sich trügen. Die Aufnahmen wurden nicht von der Armee selbst verbreitet, die die Veröffentlichung „unnötig und verletzend“ nannte.
In sozialen Medien äußerten viele Nutzer Zweifel, ob es sich bei den Gezeigten tatsächlich um Kämpfer handelt. So ist einer der Männer offenbar der Korrespondent der in London ansässigen Nachrichtenseite The New Arab, Dia al-Kahlut. Die Hamas erklärte, die Festgenommenen seien nicht Teil des bewaffneten Arms der Organisation, den Al-Kassam-Brigaden. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.
Derweil rückten israelische Soldaten am Sonntag im Süden Gazas weiter auf die zweitgrößte Stadt Chan Junis vor. Die Armee erklärte die bisherige Evakuierungsroute für Zivilisten aus dem Norden, die Salah-al-Din-Straße, wegen der Kämpfe für gesperrt. Flüchtende sollen auf dem Weg nach Süden nun die Küstenstraße nutzen.
Zugleich verschlechtert sich die humanitäre Lage weiter. Der Leiter des UN-Hilfswerks für Palästinaflüchtlinge erklärte am Sonntag in Doha, dass seine Hilfsorganisation am Rande des Zusammenbruchs stehe. Der israelische TV-Sender KAN berichtete unter Berufung auf Verteidigungskreise, dass die Offensive gegen die Hamas noch weitere zwei Monate fortgesetzt werden soll. Danach solle es weiter „lokale Operationen“ geben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hype um Boris Pistorius
Fragwürdige Beliebtheit
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
SPD-Linker Sebastian Roloff
„Die Debatte über die Kanzlerkandidatur kommt zur Unzeit“
BSW stimmt in Sachsen für AfD-Antrag
Es wächst zusammen, was zusammengehört
Russischer Angriff auf die Ukraine
Tausend Tage Krieg
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus