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Kramp-Karrenbauers Syrien-VorschlagVon Putins und Assads Gnaden

Vor allem Russland führt Krieg gegen Zivilisten in Syrien. Moskau würde eine „Schutzzone“ nur dulden, wenn sie Diktator Assad stärkt.

Frontbesuch: Syriens Diktator Assad hat den Durchblick Foto: Syrian Presidency Facebook page/afp

BERLIN taz | Zwei Kriege toben derzeit in Syrien auf dem Rücken der Zivilbevölkerung. Der eine ist der Krieg des Assad-Regimes gegen die innere Opposition, bei dem seit 2011 schätzungsweise 600.000 Menschen getötet und die Hälfte der syrischen Bevölkerung in die Flucht getrieben wurde.

Aktuelle Episode dieses Krieges ist die seit April laufende Offensive gegen die letzte Rebellenhochburg in der nordwestlichen Provinz Idlib. Drei Millionen Menschen leben dort, zur Hälfte Flüchtlinge aus anderen Landesteilen; nach UN-Angaben fielen bis zu einer Feuerpause Ende August 1089 Menschen den Angriffen der syrischen und russischen Luftwaffen und ihren Bodentruppen zum Opfer. Die Feuerpause wurde nie eingehalten.

Am Montag dokumentierten medizinische Helfer Artilleriebeschuss auf mehrere Ortschaften, in denen zuvor die Krankenhäuser kaputt gebombt worden waren.

Der andere Krieg ist der Krieg der Türkei gegen die syrischen Kurden. Seit drei Jahren besetzt die türkische Armee auf der syrischen Seite der Grenze ein Gebiet nach dem anderen; seit dem 9. Oktober rückt sie auf breiter Front in das Kerngebiet der syrischen Kurdenmiliz YPG vor. Offizielles Ziel ist die Schaffung einer 32 Kilometer tiefen und 444 Kilometer breiten „Sicherheitszone“; real betroffen ist ein rund 120 Kilometer breites Gebiet.

Hunderttausende Flüchtende

Im Territorium der YPG-dominierten „Syrischen Demokratischen Front“ (SDF), das rund ein Drittel des syrischen Staatsgebietes umfasst und größtenteils aus Wüste besteht, leben rund 2,5 Millionen Menschen. Vor dem Start der aktuellen Kämpfe waren etwa 700.000 davon Flüchtlinge, seit Beginn der türkischen Offensive wurden nach UN-Angaben 176.000 Menschen in die Flucht getrieben. Nach kurdischen Angaben wurden bis zur jüngsten Feuerpause vor wenigen Tagen 235 Zivilisten getötet.

Wie kann da eine Schutzzone entstehen und wer soll dann wen vor wem schützen?

Nur auf den zweiten dieser Kriege bezieht sich der Vorstoß von Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer zur Einrichtung einer „Schutzzone“ im Norden Syriens, einzurichten gemeinsam mit der Türkei und mit Russland im Rahmen eines UN-Mandats und zu überwachen von mehreren zehntausend EU-Soldaten. Sie soll auch zur Weiterführung des Krieges gegen die versprengten Reste des IS (Islamischer Staat) dienen. Aber Syrien insgesamt kommt in dem Konzept nicht vor.

Schutzzone für die Kurden – das klingt lobenswert, und das gab es schon einmal: 1991 erklärte die UNO das Kurdengebiet des Irak zur von den Westmächten garantierten Schutzzone, nachdem der irakische Diktator Saddam Hussein gerade den zweiten Golfkrieg gegen die USA verloren hatte.

In Syrien war das YPG-Gebiet in den vergangenen Jahren ebenfalls faktisch eine westliche Schutzzone: Die USA, Frankreich, Großbritannien und andere Länder rangen mit den Kurden zusammen den IS nieder, und solange sie da waren, blieb das Assad-Regime fern.

Obamas rote Linie

Aber jetzt ziehen die Westmächte gerade aus dem Kurdengebiet ab und die Türkei und Russland sind im Begriff, es unter sich aufzuteilen. Wie da eine Schutzzone entstehen kann und wer dann wen vor wem schützen soll, ist rätselhaft. Wenn es um Schutz für gefährdete Menschen in Syrien geht, kann es nicht nur um die Kurden in Nordostsyrien gehen.

Aber von der Idee, Zivillisten in Syrien insgesamt zu schützen, haben sich die Westmächte spätestens 2013 verabschiedet, als sie angesichts massiver Chemiewaffeneinsätze des Regimes mit Tausenden Toten untätig blieben, obwohl Barack Obama das zuvor als „rote Linie“ definiert haben. Damaskus hat seitdem keine Angst vor westlichem Eingreifen mehr, Moskau und Teheran haben freie Hand.

Assad hat nie verborgen, dass er jeden Quadratzentimeter Syrien zurückzuerobern gedenkt, und je stärker er militärisch wird, desto unnachgiebiger wird er politisch. Für die tonangebenden militärischen Akteure in Syrien – das Regime, Russland, die Türkei und die Kurden – hängen beide syrischen Kriege zusammen: der um Nordostsyrien und der um Idlib.

Die Türkei führt ihre Offensive gegen die Kurden unter anderem mittels aus Idlib abgeozgener syrischer Rebellen. Die Kurden schlagen gegen türkische Streitkräfte auch im Nordwesten Syriens zurück. Türkische Soldaten unterhalten bei den Rebellen in Idlib acht „Beobachterposten“ – und schauen dem Geschehen untätig zu. Russische Spezialkräfte und syrische Regierungstruppen rücken jetzt im Zuge eines Deals mit der YPG in Teilen des Kurdengebiets ein – ein Vorbote der Zerschlagung der kurdischen Autonomiehoffnungen.

Putins Machtanspruch

Russland hat in Syrien riesige Militärbasen und Wirtschaftsinteressen, seine Kampfeinsätze an Assads Seite garantieren Putins Großmachtanspruch. Offiziell geht es um Terrorbekämpfung und die Wiederherstellung der syrischen Souveränität.

Moskau toleriert in Syrien keine militärische Aktion eines anderen Landes, die sich diesem Ziel nicht unterordnet. Schon die bisherigen westlichen Einsätze gegen den IS hat Russland immer kritisiert, offiziell weil sie ohne Zustimmung Assads erfolgten.

Da es ein UN-Mandat für eine EU-Schutzzone im Nordosten Syriens nur mit Russlands Zustimmung geben kann, könnte die EU also nur mit dem Segen des syrischen Regimes dort tätig werden. Das hieße, die EU-Mission von Damaskus aus zu führen und sich allen staatlichen Restriktionen zu fügen. Sudan und die Versuche zur Stationierung einer UN-Schutztruppe in Darfur sind das abschreckende Vorbild dafür.

In der UNO fährt Russland eine harte Linie. Am 19. September scheiterte eine von Deutschland eingebrachte UN-Resolution für einen Waffenstillstand in Idlib im Sicherheitsrat am russischen Veto. Am 13. Oktober, kurz nach Beginn der türkischen Offensive, beriet der Rat erneut über Syrien – ein US-Entwurf, in dem Sorge über die humanitären Konsequenzen des türkischen Einmarsches geäußert werden sollten, scheiterte an russischen Einwänden.

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29 Kommentare

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  • War die USA vor einigen Wochen noch Mitspieler, so wird die Zone jetzt nach "Russlands Gnaden" neu geordnet.

    Das muss man sich einfach mal auf der Zunge zergehen lassen.

  • 8G
    83379 (Profil gelöscht)

    Das Völkerrecht und die UN sind ein Witz, wer die als Maßstab nimmt für wann man intervenieren soll und wann nicht der will nicht intervenieren und hat eine bequeme Ausrede.

    Das Problem an Intervention ist einfach das niemand bereit ist den Preis in Geld und Blut zu zahlen der notwendig ist um dauerhaften Frieden zu erreichen.

    Interventionen soll günstig in Blut sein, deswegen schickt man maximal Spezialeinheiten und die Luftwaffe, Wiederaufbau soll dann lokal bezahlt werden, nachdem man die Infrastruktur zerbombt hat.

    Nun haben wir Putin und Erdogan die werden sich die Lektionen aus Syrien ganz genau anschauen, man kann Krieg gegen missliebige Bevölkerungsteile führen die nach Europa treiben damit Europa und die Demokratie in Europa schwächen ohne wirkliche Konsequenzen fürchten zu müssen.

    Die ganze Geschichte straft aber auch das ganze Gerede über Fluchtursachen bekämpfen Lügen, die Nummer1 Fluchtursache sind inkompetente und korrupte Tyrannen wenn man die nicht beseitigt (man kann sie auch mal bestechen, für Straffreiheit und einen Haufen Geld wäre so mancher Diktatur gerne zum Rückzug bereit), werden weiterhin Flüchtlinge kommen.

  • "Und das tut er mit Hilfe Rußlands und im Einklang mit dem Völkerrecht". Vorausgesetzt, Massenmorde un Vertreibungen bleiben "im Einklang mit dem Völkerrecht".

  • Das ist die Bredouille in die man eben kommt, wenn man Schutz der Menschenrechte (das spricht eindeutig gehen Assad) mit Kampf gegen Terroristen verbindet, die man überhaupt erst durch vorige Kriege selber großgezogen hat. Und noch den Iran an allen Ecken und Enden für alles Übel in der Region verantwortlich macht. Sowenig ich ein Freund der lokalen Akteure und Russlands bin: die westliche Argumentation stinkt, da sie leider nie, ich betone nie, in den letzten Jahren von wahrem und nachhaltigem Einsatz für Frieden und Menschenrechte getrieben und geprägt war. Vielmehr eine Trojaner-Taktik.

  • Wenn Herr Johnson schon UN Resolutionen anführt, dann bitteschön auch genau, und darlegen an welche Punkten sie gescheitert sind. Russlnd wollte lediglich Terroristen vom Waffenstillstand ausnehmen, die sich in der Vergangenheit auch nicht um Waffenstillstand und Zivilbevölkerung geschert haben. Da wäre also noch viel Platz für eine annehmbare Resolution . Genauso bei vielen anderen Resolutionen, wo einfach ohne Nachweis die Schuld für Ereignisse der syrischen Regierung zugeschoben werden sollte, und sogar völkerrechtswiedrige "Vergeltungsangriffe" durch eine Koalition der "Willigen" durchgeführt wurden.

    • @Martin_25:

      Dass in diesem Fall Russland und nicht die USA oder EU Staaten ein totalitäres Geheimdienst-, Folter- und Hinrichtungssystem das die eigene Zivilbevölkerung systematisch als Gefahr für den eigenen Machterhalt verfolgt und seit 11 Jahren gezielt auch militärisch angreift scheint hierzulande vielen offenbar nach dem Motto "was nicht sein darf auch nicht sein kann" unglaublich und ein Teil eigentlich so aufgeklärter Linker verweist lieber nach Hörensagen auf syrische und russische Propaganda statt selbst zu recherchieren. Sich selbst ein Bild machen. Wissen erlangen statt Glauben verteidigen. Ich empfehle:



      sn4hr.org/



      Das Netzwerk mit über Tausend Zivilisten landesweit die Meldungen von Verwandten und Augenzeugenmit weiteren Quellen überprüfen und alle ermittelbaren Tätergruppen selbstverständlich auch Kurden oder Amerikaner nennen. Da gibt es keine Unschuldigen unter den bewaffneten Fraktionen aber die Zahlen lassen auch keinen Zweifel an syrisch-russischer Rolle als Hauptaggressor gegen die gesamte syrische Zivilgesellschaft.



      Weiterer Tipp: einfach mal nach Zufall Menschenrechtsorganisationen auswählen, auch russischsprachig (und per Deepl.com) übersetzen lassen und nach Stichwort Syrien suchen. Da gibt es keine die behauptet Syrien und Russland seien in Wahrheit Opfer einer westlich inszenierten Verschwörung. Erhellend dabei auch Wirtschaftspolitische Artikel (Stichwort Wiederaufbau) in konservativen Wirtschaftsblättern aus USA, Frankreich, Deutschland, GB. Null Interesse an syrischen Ressourcen oder Wirtschaftsziele. Wiederaufbau gilt den meisten als viel zu teuer und erwartbare Gewinne durch Absatz in einem Land mit wenig solventen syrischen Mittelstand - lohnt sich nicht. Raten all die Raubtiere die sich anderswo gern auf den Wiederaufbau stürzen und dabei entweder Ressourcen oder Absatzmärkte sichern davon ab.

  • Natürlich sollte die Bundeswehr nicht den Krieg der Türkei und Russlands, Assads und Irans legitimieren, sondern bekämpfen. Ohne Kompromisse.



    Nur dann ist es eine Schutzzone.

    • @nzuli sana:

      Die BW soll also mit 180.000 bedingt einsatzfähigen Leuten ca. 1,7 Millionen Russen und Türken bekämpfen?

      Kommt von Ihnen irgendwann mal etwas auch nur annähernd Realistisches?

    • @nzuli sana:

      Schon freiwillig gemeldet Kamerad*in?

      • @El-ahrairah:

        Da Nzuli Sana grundsätzlich überall mitkämpfen will, wohl eher nicht :-)

  • Zynische Mörderbanden vrs. Heilsarmee

    Zitat: „Vor allem Russland führt Krieg gegen Zivilisten in Syrien, ...bei dem seit 2011 schätzungsweise 600.000 Menschen getötet und die Hälfte der syrischen Bevölkerung in die Flucht getrieben wurde.“

    Glaubt man dem Tenor dieser Kategorie von StratCom-Artikeln im Stile einstiger PK-Berichterstattung, dann stehen sich in Syrien blutsaufende, kindermordende und bis an die Zähne bewaffnete, außer Rand und Band geratene, entmenschte Gangster der Putin-Assad-Banden auf der einen und eine Klampfen zupfende Heilsarmee auf der anderen Seite gegenüber. Was die zuschauende Freie Welt anbetrifft, so stellte sich lange die Frage, ob das NATO-Land und EU-Kandidat Türkei unter dem Diktator und Djihadisten-Patron Erdoğan auch zur letzteren gehört. Die Frage scheint nunmehr eindeutig beantwortet...

  • Eine schräge Sicht der Dinge. Syrien hat das Recht, sich gegen feindliche Okkupation zu wehren und darf gemäß Völkerrecht andere Länder um Hilfe bitten. Der Wertewesten dreht das einfach auf den Kopf und beansprucht die Meinungshoheit darüber, wer gut und böse ist. Und wenn mal Charakter gefragt ist und es um Menschenrechte geht, duckt er sich weg. Dann werden Sprüche geklopft. Ich kann die Propaganda über Gute und Böse nicht mehr hören.

    • @Rolf B.:

      Völkerrechtlich gibt es zwei Fälle, in denen Sie militärisch gegen ein anderes Land vorgehen dürfen:

      1. Explizite Erlaubnis des UN-Sicherheitsrates.



      2. Im Selbstverteidigungsfall.

      Die übrigen Gründe (insb. Humanitäre Intervention (bei schweren Menschenrechtsverletzungen), Intervention auf Einladung) sind völkerrechtlich umstritten. Insbesondere die Intervention auf Einladung, widerspricht diese doch dem Selbstbestimmungsrecht eines Volkes sowie dem Verbot, sich in innere Angelegenheiten eines Staates einzumischen.

      • @Devil's Advocate:

        "Insbesondere die Intervention auf Einladung, widerspricht diese doch dem Selbstbestimmungsrecht eines Volkes sowie dem Verbot, sich in innere Angelegenheiten eines Staates einzumischen."

        Nein. Völkerrechtlich werden Länder durch ihre Regierungen repräsentiert. Und diese dürfen fremde Truppen einladen. Dabei spielt es keine Rolle, wie verbrecherisch eine Regierung ist.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Art. 2 IV i.V.m. Art. 1 II UN-Charta.

          Sie sagen, es sei völkerrechtlich doch erlaubt? Nennen Sie mir die Rechtsgrundlage.

          • @Devil's Advocate:

            Ich gehe mal davon aus, dass Sie Artikel 2 (4) und Artikel 1 (2) meinen.

            Nur steht darin absolut nichts davon, dass sich eine Regierung keine Hilfe im Ausland holen darf.

            Also haben Sie noch was zu bieten?

            PS: Eine Regierung darf (wie jeder Bürger) alles, was nicht verboten ist.

            • @warum_denkt_keiner_nach?:

              Mein Fehler. Die genannten Artikel deuten zwar an, dass Kollektivmaßnahmen zu treffen sind statt Alleingängen, sind aber nicht die einschlägige Norm. Völkerrecht ist gar nicht so lange her, das ist mir fast peinlich. Die Aussage war allerdings richtig.

              Das Verbot der Einmischung von Staaten in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten (Interventionsverbot) gehört zu den Grundregeln des Völkerrechts. Die UN-Charta regelt zwar in Art. 2 Nr. 7 lediglich das Verbot der Einmischung seitens der



              UN in die Angelegenheiten der Mitgliedstaaten. Beim zwischenstaatlichen Interventionsverbots handelt es sich aber um eine Norm des Völkergewohnheitsrechts, die vielfach durch die Generalversammlung bestätigt und sogar weiterentwickelt wurde. Die Geltung des Interventionsverbots in den Beziehungen zwischen Staaten, ist völkerrechtlich unumstritten da das Schutzobjekt die Souveränität und Unabhängigkeit der Staaten und ihrer Völker ist, die essentiell für das Völkerrecht sind.

  • "Assad hat nie verborgen, dass er jeden Quadratzentimeter Syrien zurückzuerobern gedenkt,..."



    Nur syrisches Territorium und keinen



    Quadratzentimeter fremden Landes.



    Und das tut er mit Hilfe Rußlands und im Einklang mit dem Völkerrecht.

    • @Trabantus:

      Militärisch gegen die Zivilbevölkerung vorzugehen, ist völkerrechtswidrig. Sarin und andere Chemiewaffen einzusetzen, ist völkerrechtswidrig. Kriegsgefangene zu foltern und nicht nach dem Völkerrecht zu behandeln, ist völkerrechtswidrig. Ein fremdes Land einzuladen, militärisch in innere Angelegenheiten (Bürgerkrieg) einzugreifen, ist in der Regel völkerrechtswidrig.

    • @Trabantus:

      Mann sollte auch bedenken, dass der Krieg von US-unterstützten "Rebellengruppen" begonnen wurde.

      • @Münchner:

        Der Bürgerkrieg wurde von der syrischen Rgierung begonnen, als sie Kinder folterten, Demonstranten erschossen und ihnen Panzer vor die Nase setzten.

        Die USA sind nicht unschuldig (insb. an der Entstehung des IS), aber in den Krieg sind sie relativ spät eingestiegen.

      • @Münchner:

        Das müssen Sie jetzt aber mal genauer erklären?

        • @Artur Möff:

          Hat Assad darum gebeten, gestürzt zu werden?

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Man sehe sich die katastrophale Situation des Landes unter seiner Herrschaft an. Dann Kinder foltern zulassen, Demonstranten erschießen zu lassen und jeden Protest brutal niederschlagen zu lassen. Ja, das kann man als indirekte Bitte um eine Revolution ansehen.

            • @Devil's Advocate:

              Kein Diktator möchte, dass er gestürzt wird. Deshalb begeht er ja die genannten Verbrechen.

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Am Anfang standen Massendemonstrationen die ausgelöst wurden von der Folter von Kindern und Jugendlichen die Assad verunglimpfende Sprüche an die Innenwand einer Schulhofmauer gesprüht hatten. Da gingen zuerst nahe Daraa die dort sehr Assadloyalen Familienclans deren Kinder betroffen waren auf die Straße und als diese militärisch bekämpft wurden löste das zur Überraschung aller auch langjähriger syrischer Oppositioneller Demonstrationen in den Städten aus. Die Angst eines jeden im Gefängnis zu verschwinden ohne Kontakt zur Außenwelt auch bis zum Tod gefoltert zu werden hielt die Bevölkerung nicht mehr davon ab das Regime das sich nur durch Terror, Geheimgefängnisse Folter und willkürlichen Hinrichtungen seit Jahrzehnten an der Macht hält nun doch in Frage zu stellen. Im Zuge der Kämpfe entließen die Geheimdienste fast alle seit Jahren weggeschlossenen Muslimbrüder und Islamisten die es auch in Syrien schon längst gab und der Krieg lockte alsbald auch internationale Gruppen (IS, Al-Kaida etc) an. Der "Kampf gegen Terrorismus" "legitimierte" die ausländische Einmischung aller. Ohne Russland hätte die ausgedünnte syrische Armee den Krieg nach drei Jahren verloren, das System ich nenne es Regime das aus mehr Geheimdienstlern als Politikern besteht fürchtete zu Recht gestürzt zu werden und sah zu Recht im Zivilgesellschaftlichem Aufstand gegen das Unterdrückungssystem die Hauptgefahr. Was erklärt dass ganze Städte und Ortschaften die von Bewaffneten Kriegsparteien besetzt wurden zu "Terrorstädten" erklärt wurden die man ohne Rücksicht auf Verluste komplett auslöschen "durfte". Dabei wurde die Zivilgesellschaft die sich dort auch gegen die islamistische Vereinnahmung wehrte doppelt zum Ziel. Von Islamisten und nach der "Befreiung" durch russisch-syrisches Militär kassierten die Geheimdienste die "Illoyalen" insbesondere alle Ärzte, Lehrer, Engagierte, Bäcker etc. die ohne staatlichen Auftrag weiter gearbeitet hatten ein und folterte sie auch bis zum Tod.

            • @Nina Janovich:

              War es unterm Strich hilfreich für die Syrer, dass sich alle möglichen Leute eingemischt haben und das Land zum Tummelplatz aller möglichen (ausländischen) Truppen und Söldner wurde?

              Ich behaupte mal, nein. Über eine halbe Million Tote später, steht das Land fast wieder da, wo es vor dem Bürgerkrieg war. Deshalb sollte man, bevor man "Revolution" brüllt, erst mal prüfen, ob man auch gewinnen kann. Und bevor man eine solche Revolution unterstützt, sollte man sich umschauen, wer sonst noch so zu den Unterstützern gehört. Wenn Erdogan und die Saudis ganz vor dabei sind, rate ich eher ab...

  • "Die Türkei führt ihre Offensive gegen die Kurden unter anderem mittels aus Idlib abgeozgener syrischer Rebellen."

    Interessanter Satz Herr Johnson. Deutlicher kann man kaum ausdrücken, dass diese "Rebellen" Söldner Erdogans sind. Syrer, die für ihre Freiheit kämpfen, würden nicht von der Front in Idlib abrücken, um einem Agressor zu helfen, syrisches Gebiet zu annektieren.