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Kompromiss oder Konfrontation?Flexible Mehrheiten werden nötiger, das ist vielleicht gut

Schluss mit peitschender Abgrenzung – Friedrich Merz versetzt sich langsam in den Verhandlungsmodus, das ist keine schlechte Entwicklung.

Ein nachdenklicher Kanzlerkandidat: Friedrich Merz (CDU) Foto: Kay Nietfeld/dpa

H ören Sie es auch? Wie Friedrich Merz von Interview zu Interview vorsichtiger wird, geradezu nachdenklich? Dem Kanzlerkandidaten der Union ist bestimmt aufgefallen, dass er demnächst mit dem einen oder anderen Mitglied der aktuellen Regierung zusammenarbeiten dürfte. Und nicht nur das – er könnte sogar vor denselben Problemen stehen, Stichwort Schuldenbremse.

Was deren notwendige Aufweichung angeht, so setzt Merz darauf, dass AfD und BSW im nächsten Bundestag schon nicht das Stimmendrittel zusammenbringen werden, mit dem sie eine Grundgesetzänderung verhindern könnten. Mit den übrigen mehr als zwei Dritteln aber kann er sich durchaus gemeinsame Schuldenbremsen-Umbauten vorstellen, sagt Merz. Der Kandidat versetzt sich also langsam in den Verhandlungsmodus, den es halt braucht, wenn man mehr als nur die engste Gefolgschaft hinter einem Ziel versammeln möchte. So was kennt er bisher ja gar nicht.

Kleineren Kooperationen mit der Ex-Ampel-Truppe (Abschaffung Lieferkettengesetz, solche Dinge) noch vorm Wahltag will Merz sich auch nicht verschließen. Wahrscheinlich begreift er das als Trainingslager nach dem Motto: „Reden mit dem politischen Gegner (für Einsteiger)“.

Wenn es nach manchem Politikberater ginge, liefe das Trainingslager allerdings noch länger – bis zum ursprünglichen Wahltermin im September. „Es wäre eine gute Chance gewesen, Regieren mit wechselnden Mehrheiten zu üben“, sagt Robert Vehrkamp von der Bertelsmann-Stiftung. Vehrkamp gehört zu den WissenschaftlerInnen und ThinktankerInnen im Hauptstadtbetrieb, die sich über die Ampel – „die erste lagerübergreifende Drei-Parteien-Koalition!“ – als neue demokratische Spielart gefreut hatten.

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Sehnsuchtsanfälle anlässlich der Merkel-Biografie

Die zunehmende Zersiedelung der Parteienlandschaft erzwingt es nach Vehrkamps Meinung geradezu, dass die demokratischen und regierungswilligen Parteien (er zählt die FDP dazu, das sollte man vielleicht erwähnen) sich auch in wechselnden Bündnissen zu arrangieren lernen. Das Wort „Minderheitsregierung“ möchte er gar nicht verwenden, es klingt ihm zu sehr nach Schwäche. Dabei stecke im „Regieren mit flexiblen Mehrheiten“ doch etwas viel Größeres als das starre, herkömmliche Stabilitätsdenken: Das Erstellen eines immer neuen demokratischen Konsenses darüber, was alle voran bringt. Was nötig ist.

„Die Temperatur der Polarisierung zwischen den Parteien der demokratischen Mitte ist viel zu hoch“, meint Vehrkamp – der gerade gängige Ton der peitschenden Abgrenzung entspreche doch gar nicht dem zweidrittelhaften Grundbedürfnis nach Mittigkeit, das sich überall niederschlage (diese Woche etwa im kollektiven Merkel-Sehnsuchtsanfall anlässlich ihrer Biografie-Festspiele).

BerufspolitikerInnen verdrehen nun sofort die Augen, wenn sie solche Rufe nach Flexibilisierung der Mehrheitsbeschaffung hören. Gesetzgebung ist ja bisher schon eine anstrengende Pest – und dann noch mit der Opposition verhandeln?! Himmel hilf, auf so was können nur TheoretikerInnen kommen oder VertreterInnen von originellen Minderheiten (lesen Sie dazu auch unser Interview mit dem SSW-Abgeordneten Stefan Seidler auf Seite 4).

Doch nach und neben der Aufregung über das Platzen der Koalition, den Wahlterminstreit, das SPD-Kanzlerkandidatentheater und die jeweils aktuelle Umdrehung der FDP-Selbstzerrüttungsstrategie schlägt vielleicht jetzt auch die Stunde derer, die im quälend-unterhaltsamen Gesamtspektakel eine Möglichkeit für mehr Demokratie finden wollen. Das ist doch eigentlich schön. Und wenn Merz noch nachdenklicher wird, lässt er sich davon vielleicht sogar noch inspirieren.

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Ulrike Winkelmann
Chefredakteurin
Chefredakteurin der taz seit Sommer 2020 - zusammen mit Barbara Junge in einer Doppelspitze. Von 2014 bis 2020 beim Deutschlandfunk in Köln als Politikredakteurin in der Abteilung "Hintergrund". Davor von 1999 bis 2014 in der taz als Chefin vom Dienst, Sozialredakteurin, Parlamentskorrespondentin, Inlandsressortleiterin. Zwischendurch (2010/2011) auch ein Jahr Politikchefin bei der Wochenzeitung „der Freitag“.
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38 Kommentare

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  • Merz und nachdenklich? Niemand ändert sich so schnell, es sei denn aus (wahl)taktischen Gründen. Die Wählermehrheit hat er ja offenbar, aber dann? Wenn niemand mit ihm spielen möchte?

  • Klares Ding - und Dieter Bohlen singt



    " You're My Heart, You're My Soul " dazu...



    Wenn wir Unterhaltug brauchen, sind wir eigentlich ins Kino oder Theater gegangen - heute bekommt man schlechtesten Klamauk von der Politik geboten...

  • "Friedrich Merz versetzt sich langsam in den Verhandlungsmodus, das ist keine schlechte Entwicklung."

    Ja, die Schuldenbremse ist der Gorilla im Raum.

    Die Frage ist nur noch, wann die Ampelparteien als potentielle Koalitionäre sich da bewegen. Immerhin wurden da die notwendigen verfassungsrechtlichen Schritte seitens der Ampel auf die CDU hin jahrelang nicht getätigt und immer. Stattdessen wurde immer wieder behauptet, dass alle Schuldenerhöhungen auch so möglich sind,

    Wenn dem so wäre müsste sich die CDU diesbezüglich nicht bewegem

  • Vor allem ist zu hören, dass auch andernorts schon für Schwarz-Grün getrommelt wird:



    .



    》Mit Blick auf die Ukraine-Politik verspricht sich Grünen-Chefin Franziska Brantner mehr von CDU-Chef Friedrich Merz. Dessen Position sei klarer als die der SPD, in der noch heftig diskutiert werde《



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    shorturl.at/5i3mi



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    》Kleineren Kooperationen mit der Ex-Ampel-Truppe (Abschaffung Lieferkettengesetz, solche Dinge) noch vorm Wahltag will Merz sich auch nicht verschließen《 - nachdem es auf dem Parteitag in Wiesbaden einen Änderungsantrag zur Beibehaltung des Lieferkettengesetz gegeben hat, hat die Fraktionsvorsitzende Katharina Dröge den Deligierten zugerufen: 》„Das Lieferkettengesetz bleibt in Kraft, genauso wie es jetzt ist.“ Habeck hatte vor einem Monat hingegen noch versprochen, „die Kettensäge anzuwerfen und das ganze Ding wegzubolzen“《



    .



    shorturl.at/a694Z



    .



    Das geplante 'Kettensägenmassaker' dürfte also keine grüne, sondern die Position des Kandidaten Habeck sein.



    .



    Richtig ist allerdings, dass er sich damit inhaltlich mit Merz einig ist shorturl.at/6tsNV



    .



    Und beide trotz Ablehnung deren Antrags inhaltlich wohl auch nahe bei der AfD sind shorturl.at/kK2Uv

    • @ke1ner:

      Kröten schlucken sollte bei einer ehemaligen Umweltschutz-Partei eigentlich nicht auf dem Programm stehen, aber Franziska Brantner und Robert Habeck sind vor nix fies.

  • „Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern" (m/w/d). (Schiller - Tell)



    de.wikipedia.org/w...nkordanzdemokratie



    und btw.: „Die Axt im Haus erspart Strack-Zimmermann..."

  • Ein Deutschland, eingehegt von neun befreundeten Nachbarländern Dänemark, Polen, Schweden, Tschechien, Österreich, Niederlande, Belgien, Luxemburg, Schweiz bräuchte aus diesen neun Gesandte mit Beobachterstatur wenn nicht gar mit SSW Minderheitsstatus Stimmrecht im Bundestag, wie bis 1865 im Deutschen Bund für außen-, sicherheits-. wirtschafts-, währungspolitische Meinungs-, und Willensbildung Usus war, bevor Königreich Preußen seinen Gesandten Otto von Bismarck aus dynastischen Hohenzollern Gründen zurückzog-



    CDU Vorsitzender Friedrich Merz bleibt BlackRock Blackbox, gerade weil er jetzt Kreide kaut, viele Wähler aus allen Lagern bis zum Bundestagswahltag 23,2,2025 einzufangen sucht und darüber hinaus, welche Koalitionen er dann mit oder ohne D-Day Rhetorik eingeht bis hin zu einer Kohabitation mit der AfD, BSW wie in Frankreich mit seinem Präsidialsystem immer wieder Praxis, selbst in Griechenland als Koalitionen mit den denkbar größten Gegensätzen in der Gesellschaftspolitik. Nächste Frage wird dann sein, ob Deutschland mit Kohabitationsregierung dann, womit Bundespräsident Steinmeier paternalistisch längst winkt grundgesetzliche Politisierung seines Amtes braucht für EU Einheit

  • Ein schönes Bild von Merz, dass suggeriert, wie ihm jetzt schon die Haare zu Berge stehen, ob der Widerlichkeiten, die da auf ihn zukommen könnten.

  • Wer Fortbestehen und Entwicklung der Demokratie möchte, darf sich aber nicht auf dieses "Bedürfnis nach Mittigkeit" herausreden. Olaf Scholz hat diese "Mitte" bei der SPD-Wahlsiegkonferenz beschworen - und diese "Mitte"-Rhetorik unterscheidet sich von Merz-Linnemann nur in Nuancen. Hat Merz bislang Menschen im Bürgergeld-Bezug und/oder "Migranten" offen beschimpft, blendet Scholz diese Menschen einfach aus. "Bürgergeld" kam überhaupt nicht vor, "Migration" nur als "Zuwanderung von Fachkräften". Es ging ausschließlich um "Arbeitsplätze", ohne diese für 2025 ff. überhaupt zu definieren. Die Mühle für "die hart arbeitende Mitte" darf nur, so viel Spd muss sein, durch Investitionsprämien befeuert werden. Ist Scholz denn bereit die u.a. nach Serbien ausgelagerte Arbeit (Lithium-Abbau) vollumfänglich in die BRD zu holen und sich ernsthaft mit den Arbeitsbedingungen des Abbaus solcher Rohstoffe zu beschäftigen? Gibt es eine SOZIALE Agenda dafür, dass Menschen, die weder willens noch in der Lage sind, an der Abwicklung des Menschen durch KI zu arbeiten noch über die physischen Kräfte für den Abbau seltener Erden verfügen, in Freiheit und Würde leben - hier, in Europa, weltweit?

    • @Blanc-Qui:

      Es lohnt vielleicht ein Blick in die etwas weitere zurückliegende Geschichte des Ladens, für den Scholz antritt. So 1918/19, wo auf der einen Seite eine SPD-geführte Regierung, auf der anderen die Arbeiter-und-Soldaten-Räte standen, die sich im Wesentlichen aus SPD-Mitgliedern rekrutierten. Und in dem Gemengelage dieser quasi innerparteilichen Auseinandersetzungen die Reichswehr und ein paar Freischärlerkorps, die dem Kaiser nachweinten. Und dann schaue man sich das Ergebnis der darauf folgenden Wahlen an.

      Gut, die Art und Weise des Umgangs ist mittlerweile eine andere. Aber heute wie damals ist ein SPD-Kanzlei nicht ganz zufällig "Genosse der Bosse". Ob da die Gegenseite, von der man wenigstens nichts anderes erwartet, die bessere Wahl ist ...

    • @Blanc-Qui:

      Sie hatten mich bei: " weder WILLENS noch in der Lage". Es ist schön, zu wissen, dass ich hier nicht alleine bin.

  • Nun, Merz‘ neue Flexibilität und angedeutete Kompromissbereitschaft ist sicherlich (auch) einer SPD-Kampagne geschuldet, die Merz in den grellsten Farben als neoliberalen Hardliner malt und zudem noch auf dessen persönliche Schwächen abzielt. Um den eigenen Kanzlerkandidaten Scholz dagegen dann im hellsten Licht präsentieren zu können.



    Dass die Unionsparteien diese durchsichtige SPD-Wahlkampfstrategie - die zudem noch auf äußerst tönernen Füßen steht - zu konterkarieren versuchen, liegt doch eigentlich auf der Hand, oder etwa nicht?

    • @Abdurchdiemitte:

      Friedrich Merz hat für diverse neoliberale kapitalorientierte Unternehmen lobbyiert (und nie damit aufgehört). Die SPD-Strategie ist durchsichtig, weil Fakt. Auf tönernen Füßen steht das nicht ... im Gegensatz zur SPD selbst, die sich schon lange nicht mehr deutlich genug von solcher Heuschreckenmentalität distanziert. (Die echten Heuschrecken mögen mir verzeihen. Wie könnte man sonst sagen?)

      Mich wundert, dass diese Kritik nicht einfach von ihm abperlt und er sein Ding durchzieht. Wen es bisher nicht gestört hat, dass er asozial ist, der lässt sich davon doch nicht abhalten. Verliert er halt ein paar Stimmen auf der realpolitischen Seite und nimmt sie auf der anderen Seite den Rechten ab, indem er behauptet, Geld sei nur dann schmutzig, wenn es nicht für Volk und Vaterland ist ...

  • Ein Artikel, der darauf vorbereitet, dass es zukünftig und zunehmend im Land, oder gar im Bund Minderheitsregierungen geben wird; augenzwinkernd "irgendwie" toleriert.

  • Was soll ein Zwang zu flexiblen Mehrheiten im Bundestag (und im Bundesrat) schon an Fortschritt bringen? Die Ampel-Koaltion hat mehr als deutlich gemacht, dass im Hintergrund stets ein Kuhhandel um Kompromisse stattfindet, die mal die eine, mal die andere Partei und mal alle beteiligten Parteien als Erfolg verkaufen können. Es geht dabei immer auch um die nächsten Wahlen und zukünftige Machtoptionen, die für BerufspolitikerInnen wichtiger sind, als jede programmatische Agenda. Schließlich kann PolitikerIn Regierungspolitik nur dann machen, wenn er/sie an der entscheidungsfähigen Mehrheit beteiligt ist.

    WählerInnen bekommen dadurch keinen Deut mehr direkte Mitbestimmungsrechte. Ganz im Gegenteil, werden die großen Interessenverbände der Wirtschaft und fremde Mächte (z.B. die USA) noch mehr Einfluß auf die Politik gewinnen. Die USA sind da mal wieder trauriges Vorbild. Hier droht mit der zweiten Präsidentschaft Trumps die offene 'Machtergreifung’ durch VertreterInnen des Großkapitals.

    • @Stoersender:

      Zwang ??? zu flexiblen Mehrheiten? Hä?? Siehe Artikel 38 GG (zur Info: GG = Grundgesetz)

    • @Stoersender:

      Bei uns hat eher Putin das Streichholz an der Lunte als die USA.

    • @Stoersender:

      Leider nur zu wahr was Sie ✍️

  • Mir ist es unverständlich, dass der Artikel 38 des GG nicht wirklich angewandt wird. Abgeordnete sind nicht an "...Aufträge und Weisungen gebunden und nur ihrem Gewissen unterworfen" Zwar kön(t)en sie das machen, doch dann ist ihre Karriere zu Ende. Wieso wird der "Fraktionszwang" nicht schlicht entsorgt? Dann, erst dann, hätten wit sehr viel mehr an Demokratie im Parlament.

    • @Perkele:

      Sofern irgendwer noch ein Gewissen, sprich: Moralischen Kompass besitzt. Merz sicherlich nicht, der hat an der Stelle ein Bankkonto.

    • @Perkele:

      Ja, woauchimmer das herrührt, es ist einer Demokratie unwürdig.

    • @Perkele:

      Es gibt keinen Fraktionszwang. Der Fraktionszwang resultiert daraus, dass die Abgeordneten wiedergewählt werden wollen. Konterkariert man die Fraktionslinie, dann wird derjenige bei der nächsten Wahl nichtmehr unterstützt, denn er muss sich von seiner Partei aufstellen lassen.

      • @Walterismus:

        Und was ist der Unterschied zum "Zwang"?

  • Die Lindner FDP gehört wohl nun offiziell zum Verweigerungsblock. Sie täte gut daran sich zu entlindern.

  • Es ist nicht nachvollziehbar, wie Merz zu der Gewißheit kommt, er werde auch im nächsten Bundestag noch eine Zwei-Drittel-Mehrheit für eine Reform der Schuldenbremse haben.

    Aktuell hätten A*D und BSW zusammen ein Viertel. Doch genauso, wie die SPD "Wahlsiegpartys" feiert und die CDU schon abgehängt haben will, ist es längst nicht ausgemacht, daß es dabei bleiben müßte. Schließlich hätte Merz wohl auch nicht geglaubt, daß sein Parteifreund in Dresden kaum noch eine Regierung zusammenbekommt.

  • Pro Minderheitsregierung. Das wäre ein Schritt zu echter Demokratie. Kaum auszudenken, dass man auch mit Verlierern reden müsste.

    Geht Merz den sicheren Weg, um sich von Scholz keine Blockade-Taktik vorwerfen lassen zu müssen? Und damit beide im Zweifelsfall sagen können, dass ihre Zusammenarbeit ein Beweis des Funktionierens einer "großen" Koalition ist?

    • @Christian Clauser:

      Die große Koalition funktionierte schon immer gut, sogar "zu gut".

      Es zeigt sich, dass zwischen den beiden "Volksparteien" deutlich mehr eint, als beide bereit wären zu zugeben.

      Schwarz/Rot ist deutlich stabiler als schwarz/gelb oder rot/grün.

      Spannend wird es, wenn selbst eine große Koalition nicht für eine Mehrheit reicht.

      • @sociajizzm:

        Ja, ich wollte jetzt nicht den Eindruck vermitteln, dass ich diese Option grundsätzlich gut fände :)



        Dass die SPD seit dem einen oder anderen Jahrzehnt nicht mehr links ist, ist klar. Scheint aber ein Erfolgsmodell zu sein, da die Grünen und quasi auch die Linke das Konzept kopiert haben^^

    • @Christian Clauser:

      "Pro Minderheitsregierung. Das wäre ein Schritt zu echter Demokratie. Kaum auszudenken, dass man auch mit Verlierern reden müsste."



      Und ich setze noch einen drauf: Nicht nur mit "Verlierern" reden, sondern auch das Volk mit direkten demokratischen Mitteln z.B. Volksabstimmungen zu bestimmten relevanten Fragen mit einbinden. Warum nicht über Sondervermögen der Bundeswehr o.ä. abstimmen? Oder Sicherung der Renten?

      Die Schweiz könnte hier Vorbild sein.

  • Naja, innerhalb der letzten Jahre war ja wenig zu hören, von "Diskussion" und "Kompromiss".



    Die Bezeichnungen waren "Streit" und "fauler Kompromiss".



    Interessant, dass jetzt, wo ein CDU Kanzler droht, die demokratischen Grundlagen hochgehalten werden. Das hat Merz mit seiner Fundamentalopposition vergessen und die Medien mit Ihrer t.g.d.Murmeltier Kritik , auch.



    Ich halte nichts von Merz, er ist einfach reaktionär. Ich halte auch nichts von einer Partei, die sich , von einem Tag auf den anderen, von Merkels sozialdemokratisch geprägter Politik abwendet und 180Grad zurück in die 90er steuert.



    Kann schon sein, dass es nach der Wahl Kompromisse und Koalitionen geben muss.



    Aber jetzt ist erstmal Wahlkampf.



    Einem völlig Regierungsunerfahrenen das Land in diesen Krisenzeiten zu übergeben, halte ich, aus Sicht der Bevölkerung, der Wirtschaft und Sicherheit, für ein unkalkulierbares Wagnis.



    Ich würd"s einfach lassen ...

  • Wenn Merz andeutet dass er mit den Grünen koalieren können würde, dann kostet das die CDU deutlich Stimmen. Warum schafft es die CDU denn nicht trotz der eklatanten Mißwirtschaft und Unfähigkeit der Ampel über 32 % zu kommen? Die Brandmauer gegenüber der AfD (egal wie man zu dieser Partei steht) beraubt ihn einer Verhandlungsoption und der Möglichkeit Druck auf andere mögliche Koalitionspartner auszuüben. Beides zeigt, dass Merz weder die tatsächliche Situation an der CDU Basis / den Wählern begreift, noch dass er ein geschickter Verhandler ist. Im Gegenteil. er vergrätzt Wähler und engt seinen Manövrierraum sehr stark ein, bis zu dem Punkt bei dem kleinere Koalitionspartner ihm diktieren werden können was sie wollen. Mir unverständlich, aber die CDU muss dann ja sehen wie sie damit klarkommt. Und ob sie den 1/3 Stimmenanteil verhindern kann.

    • @Gerald Müller:

      Der Zug ist abgefahren. Mit einer Petry- oder gar Lucke-AfD wäre das vielleicht möglich gewesen, aber mit einer in großen Teilen unverhohlen rechtsextremen Partei geht es schlicht nicht. Wenn ich es ebenfalls ganz nüchtern betrachte: Eine demokratische Partei kann sich selbst aus rein taktischen Gründen diese Option nicht offen halten, ohne sich selbst zu zerlegen. Die AfD vertritt nicht nur in für die CDU wesentlichen Punkten (EU, Westbindung) diametral entgegengesetzte Positionen, sondern auch ihr Personalangebot aus größtenteils halbseidenen Figuren ist schlicht eine Zumutung. Und die CDU heute ist nun mal nicht mehr die CDU der 1970er Jahre. Natürlich muss man Politikangebote an AfD-Wähler machen (und ich sehe derzeit auch keine andere Partei, die dies könnte), aber doch nicht, indem man die AfD als potentiellen Koalitonspartner adelt.

    • @Gerald Müller:

      Auch nur die Erwägung mit der AFD im Bund zusammen zu arbeiten, würde die CDU noch deutlich mehr Stimmen kosten.

      • @sociajizzm:

        das ist eine Glaubensfrage. Wenn man sich aber anschaut dass ein gehöriger Teil der AfDler selbst und deren Wähler mal bei der CDU waren bzw diese gewählt haben, dann denke ich dass er da gewinnen könnte. Am linken Rand sehe ich das eher nicht, die werden sowieso Grün oder rot wählen. Und die Grünen sind bei Teilen der Bevölkerung mittlerweile richtiggehend verhasst, so dass der Kontakt mit denen rgelrecht toxisch ist. Ich bleibe dabei, Merz verhält sich äußerst ungeschickt und verliert dadurch Stimmen die wiederum zur AfD gehen.

    • @Gerald Müller:

      Zitat: "Warum schafft es die CDU denn nicht trotz der eklatanten Mißwirtschaft und Unfähigkeit der Ampel über 32 % zu kommen?"

      Weil die Union in der Vergangenheit nach strategischen Wahlen jegliche Demut vermissen ließ und die Geber der Leihstimmen frech abgeohrfeigt hat? Die Leute haben keine Lust mehr, sich danach anhören zu müssen, welch tolle Hechte die Schwarzen und welche dröge Deppen der ganze übrige Rest seien. Nach solchen Erlebnissen wirft man die Leute der eigenen Partei nicht ein weiteres Mal "unter den Bus", um dem A*Dler das Direktmandat abzunehmen.

  • ich hoffe darauf, daß die LINKE im bundestag bleibt, nicht auf mehr nachdenklichkeit bei merz.



    darüberhinaus hoffe ich, daß der allgemeine, weltweite rechtstrend in D bei den neuwahlen nicht so stark wird, dass das bsw nicht in den bundestag reinkommt, die fdp dito.



    daß die afd-wählerInnen zu hause bleiben + keine briefwahl machen. daß die bayerInnen vom himmel mit hirn beschenkt werden + nicht blindlings csu wählen.

    daß der nikolaus am 6.12. mit knecht ruprecht lindner die rute gibt, wenigstens das.

    • @Brot&Rosen:

      Sind aber viel fromme Wünsche dabei. Traditionell bleiben eher Linke frustriert zu Hause. Wobei man für den Frust in Anbetracht der Positionen zur Unterstützung der Ukraine und eklatanten Desinteresses an der eigenen Sicherheit, wie das so in den Kreisen postuliert wird, Verständnis haben muß.

  • Wechselnde Mehrheiten können funktionieren - müssen aber nicht.



    Letztendlich wird der Erfolg daran zu messen sein in welcher Zeitspanne alle Ampelgesetze wieder aufgehoben werden.