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Kommentar Übergriffe in KölnEin Täter ist ein Täter ist ein Täter

Dinah Riese
Kommentar von Dinah Riese

Sexuelle Gewalt ist an keine Ethnie gebunden. Wer anderes behauptet, ist nicht nur rassistisch, sondern auch frauenverachtend.

Nein, ein Meteorit ist hier nicht eingeschlagen. Foto: dpa

E s ist, als habe ein Meteor Köln getroffen. Als sei etwas zuvor nie Dagewesenes geschehen. Justizminister Heiko Maas sieht eine „völlig neue Dimension organisierter Kriminalität“, andere sehen die deutsche Frau als „Freiwild“ lüsterner nordafrikanischer Männerhorden. Doch so einfach ist das nicht.

Es ging in erster Linie wohl um Diebstahl. Die sexuellen Übergriffe funktionierten als wirksame Ablenkung. Das macht es nicht besser, sie bleiben ein Angriff auf die körperliche Integrität der Frauen. Das systematische Vorgehen der Täter lässt auf organisierte Kriminalität schließen. Für Taschendiebstahl könnte es durchaus eine „neue Dimension“ sein.

Nicht aber für sexuelle Übergriffe. In etwa einem Viertel der 90 angezeigten Fälle geht es neben Diebstahl auch um solche Grenzverletzungen, in einem Fall um Vergewaltigung. Die Dunkelziffer ist sicher höher. Auch wenn viele es nicht wahrhaben wollen: Auf alkoholreichen Großveranstaltungen gehört es für Frauen seit jeher zur traurigen Realität, dass sie gegen ihren Willen angefasst werden. Jede zweite Frau in der EU wurde schon einmal Opfer körperlicher oder sexualisierter Gewalt.

Wer daran etwas ändern will, muss gesamtgesellschaftlich denken. Für manch deutschen Mann machen Karneval und Oktoberfest ohne Rumgrapschen auch keinen Spaß. Die Schuld wird dabei den betroffenen Frauen übergehäuft – zu kurz der Rock, zu einladend der Blick.

Wie um das noch einmal zu unterstreichen, wollen Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Polizeipräsident Wolfgang Albers für den kommenden Karneval „Verhaltenshinweise für Frauen und junge Mädchen“ herausgeben, damit diese sich „während des Karnevals sicher fühlen können“. Aber: An Vergewaltigungen ist immer der Vergewaltiger schuld, nie das Opfer!

Das Phänomen findet sich auf öffentlichen Silvesterpartys in Deutschland ebenso wie auf dem Tahrirplatz in Ägypten oder bei den Gezi-Protesten in Istanbul. Vergewaltigende Männer sind vergewaltigende Männer, egal woher sie kommen.

Teil des Problems

Das sieht die Masse der „besorgten Bürger“ anders. Während manch einer nun zu den Waffen greifen will, fordert die AfD mal wieder vehement, die Grenzen zu schließen und „straffällige Asylbewerber“ auszuweisen. Für sie ist die Sache klar: Die „Ausländer“ sind schuld. Dabei ist das Frauenbild dieser „Besorgten“ um keinen Deut besser. „Schade, dass ihr nicht betroffen seid“, müssen sich Frauen auf Twitter anhören, wenn sie gegen den rassistischen Mob anschreiben.

Ja, das ist frauenverachtend. Ja, dagegen muss etwas getan werden. Aber die Frauke Petrys, Marcus Pretzells und Birgit Kelles, die sich jetzt grinsend den Geifer vom Kinn wischen, können nicht Teil der Lösung sein – sie sind mit ihrer antifeministischen Politik und Rhetorik selbst Teil des Problems.

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Dinah Riese
Ressortleiterin Inland
leitet das Inlandsressort der taz. Davor war sie dort seit Oktober 2018 Redakteurin für Migration und Integration und davor von 2016-17 Volontärin der taz Panter Stiftung. Für ihre Recherche und Berichterstattung zum sogenannten Werbeverbot für Abtreibungen, Paragraf 219a StGB, wurde sie mehrfach ausgezeichnet. Im März 2022 erschien von Gesine Agena, Patricia Hecht und ihr das Buch "Selbstbestimmt. Für reproduktive Rechte" im Verlag Klaus Wagenbach.
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49 Kommentare

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  • Jeder sollte einmal mit einer Bedienung oder Frau über deren "Erlebnisse" sprechen, dann würde man wohl das Oktoberfest und andere Großveranstaltungen schließen müssen? Po Grabscher waren und sind dabei noch das harmloseste. Gibt es deshalb in Deutschland eine Massenhysterie? Wird deshalb gefordert das Oktoberfest zu schließen?

  • Was ist genau passiert? Warum dieser plötzliche Aufschrei? Ich habe noch keine Antworten - aber besonnene und scharfsinnige Kommentare gefunden, die mir lieber sind als das Meiste, was bisher dazu so herumgeschrien worden ist: Zum einen von der Feministin Antje Schrupp: http://www.stern.de/familie/leben/koeln---was-jetzt-zu-tun-ist--ein-gastbeitrag-von-antje-schrupp-6632962.html oder hier (wen die Kommentare interessieren): https://www.fischundfleisch.com/anje-schrupp/die-gewalt-von-koeln-und-was-jetzt-zu-tun-ist-14437 - Und zum andern von Jens Berger (Nachdenkseiten - die wurden hier mal der "Querfront" zugeordnet - aber lest doch selbst): http://www.nachdenkseiten.de/?p=29932#more-29932

  • und wer empört sich über die institution ehe, in der staatlichkirchlich abgesegnet, grwaltorientierte männer gewalt gegen frauen und kinder ausüben durfen - in allen ethnien...

  • Ich sehe den Titel und die inhaltliche Relativierung im Kommentar als Widerspruch.

    Täter ist Täter! Natürlich!

    Wieso aber sind die beschriebenen Taten ein Diebstahl oder (wenn überhaupt wird relativiert) eine neue Dimension des (Massen)-Diebstahls?

     

    Ich bitte zu bedenken, dass es sich hier sicher nicht und Diebstahl und Trickbetrüger handelt sondern um Täter die den meist Frauen physische und psychische Gewalt angetan haben um dann sich Geld und whatever zu "schnappen". Für mich ist das Raub und strafrechtlich eine ganz andere Nummer als Diebstahl.

    Das wird in einigen Fällen traumatische Folgen haben und man kann nur hoffen, dass die das gut wegstecken.

     

    Daher ist auch die Relativiererei unangemessen und wenn da ein paar Jungs geschnappt werden fahren die wohl ein paar Jährchen ein.... und zwar nicht wegen Diebstahl!

    • @Tom Farmer:

      Nicht nur Raub, sondern auch noch bandenmäßig organisiert. Strafrechtlich gesehen ist das schon einigermaßen gewichtig.

      • @anteater:

        Ja! Bedauerlich auch, dass unsere Internet Lieblingsseite hier (leider) tagelang daneben lag und ihre sonst so stringente und berechtigte Unterstützung der Ausgegrenzten und Schwächeren, ich nehme an aus Grundsatzerwägungen, einfach vergessen hat! Ein Fauxpas!! Schwer zu verzeihen.

  • Ich möchte folgenden Gedanken in die Runde geben.

    Bevor irgendwelche Mutmaßungen über die Herkundt oder den Kulturellen Hintergrund der Täter herbeibeschwohren werden, schauen wir uns doch einfach die 106 Personenbescheibungen der Täter an. Dann bekommt man dort schon mal eine Tendenz. Wenn es dann ein größerer Anteil z.B. aus Nordafrika zu stammen scheinen, dann ist es kein Generalverdacht, sondern schon ein wenig komisch!

    Weiter möchte ich feststellen oder zumindest meine Meinung dahingehend äußern, dass ich weniger an eine "neue Dimension von organisierter Kriminalität" glaube! Fokus liegt dabei auf "organisiert". Es Sitz zumindest keiner in einem Hinterzimmer und regt an, dass wir heute mal Frauen begrabschen oder Handy und Handtaschen klauen wollen.

    Es steigert sich meiner Meinung nach rein, wenn 1000 Leute alkoholisiert und sich sicherlich kennend oder zumindest verbunden fühlend, auf einem Platz gegenseitig motivieren. Das ist Massendynamik und nicht organisierte Kriminalität!

    Es könnte natürlich auch sein, dass wirklich eine neue organisierte Kriminalität dahinter steckt.

    Aber auch hier möchte ich ein wenig klugschei....

    Wir haben also ein Chefbösewicht, der dazu anregt, Handys und Handtaschen zu klauen um damit der neuen Mafiaboss zu werden und amillionen zu verdienen. Selbst wenn dem so wäre, möchte ich diesem pure Blödheit unterstellen! Jedes schei... Handy lässt sich genauestens orten. Wenn auch nicht von der Polizei, aber von Goole, Apple und Co. auf jeden Fall!

    Kein einigermaßen intelligenter Einbrecher klaut hier noch Fernseher und Elektrogeräte. Bringen wenig und sind zudem noch rückverfolgbar.

    Von dem Kleingeld oder evtl. etwaigen Kreditkarten mal abgesehen.

    Organisiert wäre es aber dann, wenn jeden Tag solche Übergriffe stattfinden würden. Dann würde aber auch die Polizei und Politik in Zugzwang kommen. Von eine Einmalaktion an Silvester lassen sich x von 1000 Bösewicht'le nicht ernähren!

    • @Johannes Zuckschwerdt:

      Absolut richtig. Die Aussage "neue Dimension organisierter Kriminalität" soll nur das eigene Versagen vertuschen. Die Täter sind anscheinend schon vielfach polizeilich bekannt. Das Ausmaß war nun mal größer, aber wer daraus auf etwas unmöglich vorhersehbares schleißt, möchte seine Fehler nur vertuschen.

  • Jedes Kommentar und jede Beurteilung der Situation geht davon aus, dass Männer die solche Dinge nicht tun, auch gar nicht daran denken sie zu tun. Ich denke hier liegt ein großer Teil der Wahrheit begraben. An Veranstaltung wie dem Oktoberfest sieht man den latenten Wunsch gegenüber Frauen übergriffig zu werden, die Frustration der Erfolglosigkeit, welche die Leistungsgesellschaft mitverursacht, in materiellem und sexuellem Erfolg zu kompensieren. Ich habe kein gutes Menschenbild, weder von Flüchtlingen noch von Deutschen oder deutschen mit Migrationshintergrund. Ich kann mir gut vorstellen, dass jeder Einzelne dieser Männerhorde in dieser Gesellschaft wenig Anerkennung und Erfolg findet. Adorno sagte einst es gibt kein richtiges Leben im Falschen. Gehen wir darauf ein, dass die Kultur eine andere ist. Dann ist dort evt. eine Möglichkeit mit Lieblosigkeit umzugehen, sich einfach eine Frau zu nehmen ob sie will oder nicht. Ich kenne viele psychisch gestörte Menschen, die aufgrund des nicht auslebens können ihrer Triebe, drogensüchtig und psychisch krank werden. Das ist dann vllt teil unserer Kultur. Das Versagen wegzudrücken, die nicht vorhandende Anerkennung in Substituten wie Drogen und WoW zu suchen. Vielleicht ist diese Situation eine Chance zu verstehen, dass es nicht um die Schuld geht, sondern um die Frage wie eine gesunde und glückliche Gesellschaft aussehen kann. Die Basis der Argumentation ist meiner Meinung nach nämlich schon falsch. Wir besitzen ebenso wenig eine gesunde und ungefährliche Kultur wie fast alle Länder dieser Welt. Erst wenn wir akzeptieren, dass wir Menschen sind, mit unseren Trieben und Bedürfnissen und unseren schlechten Seiten, dann kann ein Dialog, kann überhaupt Verständnis entstehen. Aber heutzutage zeigen die wenigsten ihre Schwäche, im Konkurrenzssystem verkauft man sich natürlich immer über Wert. Nicht jeder kann unseren Ansprüchen genügen, nicht mal wir selber.

  • Ich halte es für blind, wenn man bisherige Täter und Taten mit den Ereignissen von Köln, Hamburg, Stuttgart vergleicht. Denn dort waren Männergruppen die Täter. So etwas gab es vorher in Deutschland nicht, jedoch gab es in Ägypten und, falls ich mich gut erinnere, in arabischen Staaten. Fakten sind Fakten, auch wenn es das Weltbild irritieren könnte. Ich bewundere Feministinnen wie Frau Schwarzer, die in der TAZ als angebliche 'Rechtsfeministin' an den Pranger gestellt wurde, die diese Taten von Männerhorden aber schon vor Jahren in der 'Emma' beschriebt. Aber damals waren es Länder wie Ägypten. Die waren ja weit weg. Niemand interessierte sich dafür. Doch nun kommt genau diese Methode zu uns: Antänzeln, als Schlampe beleidigen, begrapschen, Slip wegreissen, befummeln, bestehlen, manchmal vergewaltigen. Mit Gruppen von fünf bis zwanzig Männern. Keine einzelnen übergriffigen Gestalten, wo sich die Frau an Umstehende wenden könnte. Es ist die reine Hilflosigkeit, der Frau bei 'alkoholisierten Männerhorden', wie es die 'Emma' schreibt. Ein Horor und Terror, keine Wahnvorstellungen rechtsextremer Flüchtlingsgegner. Im Internet finden sich glaubhafte Schilderungen von Frauen dazu, zb. 'mit den Haaren zu Boden gerissen'. Ja, die Aufregung ist groß, zum Glück ist sie groß. Und Rechte wollen sie nutzen, die zuvor gegen Feministen gehetzt haben, auch gegen Frau Schwarzer. Das ist aber kein Kriterium bei der Beurteilung, wenn es um Fakten geht. Wer es politisch auszunutzen versucht, treibt sicherlich ein übles Spiel wie Frau Kelle. Wer es verharmlos, ist aber auch nicht besser! Für diese Taten und diese Täter darf es keine Schutzraum geben, auch nicht für die 'Kultur' der Frauenverachtung, wie sie in einigen arabischen Ländern nun einmal gilt. Wie in Saudi-Arabien, wo Frauen verprügelt werden und ins Gefängnis kommen, wenn sie Auto fahren.

    • @robert2112:

      Nicht zu vergessen wie betroffen und empört wir in der westlichen Wertegemeinschaft über Vergewaltigungen in Indien waren. Das ist noch nicht einmal allzulange her. Was wurde da die patriarchalische Gesellschaftsstruktur verurteilt. Und jetzt passiert etwas ähnliches bei uns, nur sind es aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mehrheitlich Inländer, welche die Täter ausmachen, wie seinerzeit in Indien, sondern eben Menschen mit Migrationshintergrund. Verallgemeinern sollte man deshalb nicht, es ist ja auch nicht jeder Inder ein Vergewaltiger, aber man sollte dann nicht so doppelzüngig sein, dort mit dem Finger zu zeigen und hier vor dem Hintergrund des Migrationshintergrundes die Augen zu verschließen.

    • @robert2112:

      "Für diese Taten und diese Täter darf es keine Schutzraum geben..."

       

      Mumaßlich, lieber politisch korrechter Freund.

  • Guter, sachlicher Kommentar.

    Auf die Kölner Vorkommnisse wie auf die derzeitige Empörungsindustrie wird man vielleicht in zehn, zwanzig Jahren ähnlich gelassen zurückblicken wie heute auf Halbstarkenkrawalle der 50er, Schwabing '62 oder die Waldbühnen-Zerlegung '65 nach einem Stones-Konzert.

    • @Linksman:

      Sorry, aber bei manchen Kommentaren oder Vergleichen die hier gezogen werden fällt mir echt nichts mehr ein außer pure Wut.

       

      Entweder ist es der Hass auf das Establishment oder grenzenlose (höhö - Wortspiel) Naivität. "Waldbühnen-Zerlegung '65 nach einem Stones-Konzert" mit der aktuellen Lage vergleichen ? Geht's noch ? So ein Blödsinn schadet - und das sogar richtig.

    • @Linksman:

      Halbstarkenkrawalle mit Frauenvergewaltigung vergleichen?

       

      Sorry - aber das meinen Sie doch nicht Ernst.

      • @Justin Teim:

        Ich hätte das nie gedacht das ich das mal sage aber die deutschen Linken scheinen bei solch notorischen Verharmlosungen tatsächlich die Selbstaufgabe und die Zerstörung Deutschland herbeiführen zu wollen wie rechte Assis immer behaupten was die deutschen Linken deutlich von sozialistischen Kräften in Italien, Frankreich, Griechenland und Südamerika unterscheidet. Dort passen Sozialismus und der Wille zum Widerstand gegen alle Formen der Ungerechtigkeit, Sozialismus und Vaterlandsliebe zusammen.

         

        Deutsche Linke sind weltweit gesehen eh total irrelevant, die Linke in anderen Ländern(u.a. den oben beschriebenen) lebt viel mehr und ist deutlich verankerter in der Gesellschaft. Ich denke nicht dass auch nur eine ausländische linke Bewegung die deutschen Linken auch nur ansatzweise als Vorbild sieht.

        • @Tron1981:

          Vorsicht. Laut meinen Papieren bin ich Deutsch und üblicherweise werde ich als links angesehen, aber dem, was Sie in den deutschen Linken sehen, entspreche ich in keinster Weise.

           

          Kurz, auch hier ist eine Differenzierung angebracht.

  • gestern die pressekonferenz-eine Narrensitzung!

  • Wer hier nicht eine gesamte Gruppe verurteilen will, was Einzelne gemacht haben, sollte auch den Fokus auf "Männer" vermeiden. Die allermeisten Männer sind weder frauenverachtend noch kriminell - genauso wie die allermeisten Ausländer es nicht sind.

     

    Einzelne Kriminelle Menschen gibt es überall. Allerdings ist erschreckend, dass hier die soziale Kontrolle überhaupt nicht mehr funktioniert hat. Während sonst Menschenansammlungen vor grösseren Übergriffen schützen, haben hier die enthemmten Gruppen die Gewalt gefördert oder gar ermöglicht.

     

    Dies ist eine neue (natürlich negative) Qualität, der entgegen gewirkt werden muss. Schlimm sind nicht (nur) die Einzeltäter, sondern schlimm sind vor allem diejenigen, die passiv dabei standen, sich den Frauen in den Weg gestellt haben und sich am Leid der Frauen ergötzt haben.

    Genau hier bietet allerdings auch das Strafrecht konkrete Ansatzpunkte. Wurde die Tat in einer Gruppe begangen, so ist die ganze Gruppe strafrechtlich verantwortlich und das Strafmaß fällt höher aus. Schwierig ist allerdings, zufällig Anwesende, die sich auch nur den Weg durch die Menge bahnen wollten von Mittätern zu unterscheiden.

  • Kelle, AfD etc. sind indiskutabel, das ist klar. Interessanter finde ich bei Dinah Riese aber, dass sie diese Schreckgespenster als Ablenkung ihres eigenen Dogmatismus benutzt. Es geht nicht um Ethnien, sondern um kulturelle Prägungen. Wer in konservativen, patriarchalischen Gesellschaften sozialisiert wurde, kann hier eher zum Problem werden als andere. Zu dieser Feststellung braucht es wenig Intellekt, aber den Mut, hinzugucken. Das wollen Leute wie Riese nicht, sie pflegen stattdessen lieber ihre Feindbilder. Eine eigentlich typisch rechte Haltung.

     

    Dazu kommt: Die Vorgänge in Köln haben doch, zumindest legen das die vielen Zeugenaussagen nahe, eine andere Qualität als Karneval und Oktoberfest. Doch bevor Riese über ihren Schatten springt, wird einfach alles zusammengemixt.

     

    Die Misere der Linken ist an Leuten wie Riese gut abzulesen: Seit Jahrzehnten eigentlich unpolitisch, sich mit Lächerlichkeiten wie dem Binnen-I beschäftigend, neoliberale Zumutungen nicht thematisierend, nicht mehr gesellschaftlich denkend.

     

    Ethnische Zuschreibungen sind falsch. Kulturelle Zuschreiben sind das nicht zwangsläufig.

     

    Vermutlich kommen jetzt die Rieses dieser Welt und rufen: Kulturrassismus!

    • @genova:

      Nee, aber mehr konstruktive Ansätze wie dem Phänomen begegnet werden kann, liefern Sie leider auch nicht. Egal, wie man es bezeichnet.

    • @genova:

      Das ist leider eine Art Abwehrreflex einiger taz-Autoren. Schade, dass ein Artikel, der einige gute Ansätze bringt, so abschließt.

  • Meiner Meinung nach sollte man zunächst zwei Dinge nicht vergessen. Die Politik will offenbar nachwievor nicht wahrhaben dass das heraufbeschworene Aufrüsten des Sicherheitsapparates bei solchen Großereignissen nichts bringt, so lange wie die personelle Verstärkung nicht erfolgt. Man braucht kein Experte zu sein um zu wissen dass es Täter unterschiedlicher Herkunft, auch Einheimische, sind.

     

    Was die Alkoholexzesse angeht, vielleicht auch eine eigene und persönliche subjektive Wahrnehmung beobachte ich seit ich in Köln lebe dass die, auf die man mit dem Finger zeigt, es in der Regel nicht sind, sondern eher das Partyvolk, die Anhänger der Spassgesellschaft.

     

    Ich denke dass es grundsätzlich ein Umdenken in unserer Gesellschaft geben muss. Mehr Zivilcourage und vor allem mehr Eigenverantwortung. Es kann nicht sein dass wir immer dann den Staat rufen, wenn wir versagt haben.

    • @Sean David:

      Gutes Statement - Fangen Sie schon mal an. Die meisten wissen schon nicht mal, wie das geht.

  • Maas spricht von einer völlig neuen Dimension, was Frau Riese durch das Beispiel Oktoberfest zu widerlegen versucht. Nur der Vergleich hinkt, sieht man sich die Fallzahlen und Besucherzahlen an. Das Oktoberfest zählt etwa 5.000.000 Besucher. Das ändert nichts daran, dass sexuelle Übergriffe auch hier absolut zu verurteilen sind, aber die Dimension, der Rahmen und die scheinbare Verabredung zu der Tat (bzw. den Taten) sind in Köln, Hamburg und Stuttgart schon augenfällig. Somit hat Maas dann schon recht, allen Relativierungsversuchen zum Trotz.

  • "Ja, das ist frauenverachtend. Ja, dagegen muss etwas getan werden."

     

    Richtig, nur ist das so auszudrücken nix anderes wie Sarazin-Stil.

    Ein Problem benennen, aber keinen konkreten Lösungsvorschlag angehen. Ich halte nach wie vor, gut vernetzte, selbstbewusste Frauen, die ggf. auch in der Lage sind, sich gegen Angriffe auf ihre körperliche Integrität zu wehren für das zur Zeit beste Mittel der Wahl.

     

    Dann macht 'ne Frauen-Bürgerwehr. So blöd und reaktionär sich das anhört, ist es doch gerechtfertigt.

    • @Age Krüger:

      Falsch! Das hört sich nicht blöd und reaktionär an, es ist blöd und reaktionär und wird nicht nur von gut vernetzten und selbstbewussten Frauen victim blaming genannt!

      • @Lesebrille:

        Und dadurch, dass man diese Bezeichnung wählt, ist eine konstruktive Möglichkeit gefunden worden, den Frauen zu helfen, sich ihre körrperliche Unversehrtheit zu erhalten?

         

        Das müssen Sie erläutern. In der Wiki-Definition lese ich nur was von juristischen Abläufen bei diesem "Victim Blaming". Nichts davon, dass das heißen würde, dass eine Frau oder ein Mann sich in Not nicht wehren dürfte.

  • "Das Phänomen findet sich auf öffentlichen Silvesterpartys in Deutschland ebenso wie auf dem Tahrirplatz in Ägypten oder bei den Gezi-Protesten in Istanbul. Vergewaltigende Männer sind vergewaltigende Männer, egal woher sie kommen."

     

    Sorry, aber das ist ausgemachter Bullshit. Es gibt intolerable Verhaltensweisen auf Sylvesterparties und dem Oktoberfest, aber die Qualität und Intensität ist lachhaft und nicht vergleichbar mit dem, was in Köln passiert ist. Sie können ja gerne mal hochrechnen, wie viele Männer das Oktoberfest besuchen und wie viele angezeigte Straftaten vorkommen (das ist die einzige Zahl, mit der man hier argumentieren KANN).

  • Zitat: "Das sieht die Masse der „besorgten Bürger“ anders."

    Ja, das sieht die Masse der "besorgten Bürger" (Diffamierung) anders als die "Gutmenschen" (Diffamierung). Ein Täter ist ein Täter ist ein Täter, aber alle Präventionsansätze gehen ins Leere, wenn man ihn nicht definiert. Und alle Fahndungsaufrufe gehen ins Leere, wenn man ihn nicht beschreibt. Dabei spielt es keine Rolle, woher er kommt.

    Und der "Meteor" ist nicht nur auf Köln niedergegangen, sondern auch auf Stuttgart und Hamburg. Und kleinere Meteoritenhagel gab es schon vorher. Die schaffen es aber selten aus den polizeilichen Lagen in die Presse. Oft in der Kombination aus sexueller Gewalt und Raubdelikten. Oder massiver körperlicher Gewalt gegen Männer und Raubdelikten. Wobei die Gewalt stets über das Maß hinausging, was die Aneignung fremden Eigentums erfordert hätte.

    Und Frau Riese: Ich verbitte mir, in meinem Rollenverständnis und meinem Frauenbild auf eine Ebene mit den Typen gestellt zu werden, die in Köln ihr Unwesen trieben.

    Ihre Pauschalisierungen sind unerträglich.

  • Man könnte natürlich auch mal den Alkoholkonsum und dessen Folgen in der Deutschen Gesellschaft thematisieren. Bzgl. Köln fehlen aber auch dazu bisher die Fakten. Falls eher Ablenkungsmanöver von Trickbetrügern waren, dann waren diese vermutlich weder Asylsuchende, noch betrunken und wahrscheinlich längst gute Bekannte bei der Polizei. Bei 90 Anzeigen muss es doch wohl möglich sein wenigstens ein paar Täter zu identifizieren.

  • 1G
    10236 (Profil gelöscht)

    "Sexuelle Gewalt ist an keine Ethnie gebunden."

     

    Sexuelle Gewalt ist sicherlich nicht genetisch hardwired, wie z.B. Hautpigmentierung oder Augenfarbe. Unbestritten ist dagegen der Einfluss der Sozialisierung und weit aufgefasster Erziehung. Es gibt so etwas wie kulturelle Einstellung zu Frau, deren Rolle, deren Platz in der Gesellschaft. Daraus muss sich nicht unbedingt ein aggressiver Sexismus entwickeln, seine Entwicklung wird aber begünstigt. Oft entfaltet sich diese Einstellung in der Konfrontation mit Frauen, die dem verinnerlichten Frauenbild nicht ganz entsprechen.

    • @10236 (Profil gelöscht):

      Ich bin öfter in Westafrika gewesen und da sieht man in den Bars und Clubs, ab und zu alkoholisierte Europäer die gegenüber Frauen übergriffig werden. Deren "kulturelle Einstellung zur Frau" ist auch nicht besser.

      • 1G
        10236 (Profil gelöscht)
        @Andreas J:

        Es ist eher Kolonialmentalität mit einer Prise Rassismus.

    • @10236 (Profil gelöscht):

      und Sie meinen die kulturelle Einstellung zu Frauen sei in unseren breiten dank umfassender Erziehung und Bildung um so einiges liberaler und natürlich von Sexismus befreit. Ich weis nicht wo sie so in unserem Lande unterwegs sind, aber lassen Sie sich sagen, dass der Großteil immer noch definierte Geschlechterrollen bevorzugt und auch bereit ist diese zu verteidigen.

      • 1G
        10236 (Profil gelöscht)
        @Laughin Man:

        "...um so einiges liberaler und natürlich von Sexismus befreit."

         

        Ja und nein.

         

        "Großteil immer noch definierte Geschlechterrollen bevorzugt und auch bereit ist diese zu verteidigen."

         

        Mag sein, aber z.B. schon enfache Statistiken zeigen, dass die teils bewusst eingeführte gesellschaftliche und gesetzliche Veränderungen hierzulande die Rolle der Frau ander definieren lassen:

        http://static6.uk.businessinsider.com/image/551543ae833c9e7c31d19147-1018-634/female%20boss%201.jpg

      • @Laughin Man:

        Ach, packen sie ihren Strohmann woanders aus. Daß es "indigenen" Sexismus unterschiedlichen Ausmaßes gibt, mitigiert doch nicht den Sexismus der "Neuankömmlinge".

      • @Laughin Man:

        @laughin man: Purer Bullshit. Die Gleichberechtigung ist in diesem Land längst Realität. Idioten (m/w/*) gab und gibt es überall.

        Die Polizei spricht von einer neuen Dimension der Übergriffe.

        Definierte Geschlechterrollen sind jedem Paar selbst überlassen. Die Übergriffe an Sylvester mit Rollen gleichzusetzen, ist blanker Hohn !

  • Teil des Problems sind auch die Gänsefüsschen.

  • Ein ärgerlicher Kommentar. Wenn man 70%x1.000.000 alleinreisende Männer zwischen 18 und 40 ins Land holt, haben diese naturgemäß außer dem Wunsch nach Freiheit, Arbeit, Lebensperspektive auch den Wunsch, sich sexuell zu entfalten. Das ist völlig unabhängig von Religion und Ethnie.

     

    Man kann auch kaum erwarten, dass diese 700.000 jungen Männer Silvester im Asylbewerberheim verbringen. Dann treffen sich eben 1000 vor dem Kölner Bahnhof, zunächst in der Erwartung, dort friedlich mit anderen dort zu feiern. Das ist bis dahin völlig normal und ok. Dann leidet das Fest aber daran, dass es dort zu viel Männer und zu wenig Frauen gibt. Dann kommt es von einem kleinen Teil der 1000 Männer zu Übergriffen. Es schaukelt sich hoch. Alles nahezu zwangsläufig. Die Erwartungshaltung an die Polizei, das zu unterbinden ist verfehlt. Das klappt aufgrund des Problems mit Unschuldsvermutung, Datenschutz eh nicht. Entsprechende Erfahrungen gibt es seit Jahren mit der Kriminalität in öffentlichen Parkanlagen - Görlitzer Park, Frankfurter Anlage - nachts zumindest für einzelne Frauen nicht empfehlenswert. Die Polizei ist hilflos. Das Fordern nach harten Maßnahmen gegen Täter ist Utopie.

     

    Es ist also zwingend so, dass durch das ungünstige Verhältnis zwischen Männern und Frauen unter Flüchtlingen die Lebensqualität unter Flüchtlingen und unter Deutschen abnimmt, weil Verhältnisse wie an Silvester auch in Zukunft nahezu zwangsläufig vermehrt zu erwarten sind.

    • @A. Müllermilch:

      Sie sagen, es ist verfehlt, von der Polizei zu erwarten, dass sie Vorfälle wie diese unterbindet. Nach eigenen Aussagen war die Polizei an diesem Abend "gut aufgestellt". Massenansammlungen zu Silvester an zentralen Plätzen und Ausschreitungen sollten zu erwarten gewesen sein.

       

      In einem Artikel der Süddeutschen erzählt eine Frau die Zustände im Bahnhof. Das Schlimmste sei gewesen, dass man niemanden um Hilfe hätte bitten können. Die Polizei schien überfordert und strategielos, die Männer, die genauso geschockt waren, versuchten ihre Freundinnen zu schützen.

       

      Auf lange Sicht kann man erwarten, dass die Polizei und das Justizsystem sich Lösungen ausdenkt und diese umsetzt.-Was hieße Ihre Aussage denn im Umkehrschluss? Dass Frauen bitte zuhause bleiben sollen, wenn sie keinen Freund oder Bekannten hat, der sich als Amateurbodyguard eignet?

      Dass solche Dinge privat gelöst werden sollen? Das ist nicht, wie ein Rechtsstaat funktionieren sollte.

       

      Das Schockierende ist doch, dass diese Übergriffe an öffentlichen, gut besuchten Plätzen stattfand und nicht in berüchtigten Parkanlagen.

    • @A. Müllermilch:

      Meiner Ansicht nach ein sehr wichtiger Kommentar von J. Majchrzyk.

       

      Zum einen, es werden wohl keine Leute aus Flüchtlingslagern gewesen sein, die spontan ihre berechtigte Lebenslust ausgelebt haben (WTF..). Soweit ich informiert bin, gab es am Bahnhof schon länger Probleme mit Drogenkriminalität und Diebstählen mit der Antanzmasche. Einige der Festgenommenen waren ja auch schon als Intensivtäter bekannt. In einem anderen taz-Artikel stand, dass man vermutet, dass zusätzlich Männer für den Großevent eingereist und untergebracht wurden. Dass Dealer Flüchtlinge gerne akquirieren steht auch einem anderen Blatt.

       

      Selbst wenn es ursprünglich um die Diebstähle und das Ablenken durch sexuelle Übergriffe ging, irgendwann ist das ausgeartet. Und dass kann durchaus damit zusammen hängen, dass die Männer sich dazu berechtigt gefühlt haben. Weil diese Frauen sich in ihren Augen falsch verhielten. Und das ist ein Problem, mit dem es in Zukunft noch öfter Probleme geben wird. Dem Kulturclash von männlichem Selbstverständnis und dass dies nicht zu Ungunsten der Frauen ausgehen darf.

    • @A. Müllermilch:

      Wie wäre es mit einem Strafparagraphen für ein Singleleben?

       

      Oder eine Staatliche partneragentur die Leute über 18 Zwangsverheiratet? Damit wären alle Probleme gelöst.

    • @A. Müllermilch:

      Sexualisierte Übergriffe auf Frauen sind für Sie Teil der "sexuellen Entfaltung" von Männern? Echt jetzt??

  • Um es mal aus Ermittlersicht zu beschreiben:

    Hier zählen verwirklichte Tatbestandsmerkmale, eben in diesem Fall sehr wahrscheiinlich von geschlossenen ethnischen Gruppen begangen. Dann ist auch die Ethnie als Kennzeichen wesentlich und öffentlcih zu machen, z.B. bei Fahndungsaufrufen.

     

    Zudem ist es offensichtlich das es keine Gesellschaft geben kann die nur aus Kinderschändern, Vergewaltigern etc besteht; das dürfte überall die Ausnahme sein.

    Schuld sind weder "die Deutschen", "die Frauen", noch "die Ausländer", Schuld ist jeweils der Täter durch die Verwirklichung des Tatentschlusses. Wobei in diesem Fall auch das fortgesetzte Versagen von Innenminister und dessen willfährigen PP eine unrühmliche Rolle gespielt haben, die haben nämlich solche Organisationsformen von kriminalität zu lange geduldet, die Justiz hat dann die Polizei vollends lächerlich gemacht.

    • @KarlM:

      Gab es denn Fahndungsaufrufe?

      Und wie sehen noch mal bitte Nordafrikaner aus?

    • @KarlM:

      -?-"Schuld ist ...durch die Verwirklichung des Tatentschlusses"-?-

       

      Allgemeine Frage:

      Gehörten "Affekthandlungen" dazu? Gäbe es also mglw. auch fallweise festzustellen: "Schuld" ist nicht der Täter sondern der Affekt?

      (losgelöst vom hier vorliegenden Thema)

      • @H.G.S.:

        Nope, auch der Affekt ist letztlich im Täter angelegt. Bin kein Freund von "Fremdsteuerungstheorien".

    • @KarlM:

      "Um es mal aus Ermittlersicht zu beschreiben:

      Hier zählen verwirklichte Tatbestandsmerkmale, eben in diesem Fall sehr wahrscheiinlich von geschlossenen ethnischen Gruppen begangen. Dann ist auch die Ethnie als Kennzeichen wesentlich und öffentlcih zu machen, z.B. bei Fahndungsaufrufen."

       

      Ach, ermitteln Sie in dem Fall? Dann halten Sie uns mal auf dem Laufenden.

       

      Und mit der "Ethnie" ist das auch so eine Sache. Glauben Sie, die Mehrheit der Deutschen kann Äthiopier von Syrern, Nigerianer von Sudanesen, Griechen von Türken oder Norweger von Dänen unterscheiden? Da müßten Sie schon wieder auf "altbewährte" Kennzeichnungsmethoden zurückgreifen.

       

      Erschreckend, in welche Richtung "kriminologisches" Denken ausarten kann.